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V. Das Gebet.

Sie beten.

Zu wem?

Zu Gott.

Was heißt das, zu Gott beten?

Beten heißt, durch den Gedanken das Unendliche hienieden mit dem Unendlichen über uns in Verbindung bringen; denn die Seele des Menschen ist ein ebenso unendliches Ich, wie die unendliche Ichheit Gottes oben. Unser Ich ist die Spiegelung, der Wiederschein, das Echo des göttlichen Ichs. Das Gebet ist die geistige Verbindung Beider.

Entziehen wir dem menschlichen Geiste nichts; unterdrücken ist schlecht. Man muß umgestalten, neugestalten. Gewisse Fähigkeiten des Menschen sind nach dem Unbekannten hin gerichtet: das Denken, das Traumen, das Beten. Das Unbekannte ist ein Ocean, und der Compaß in diesem ist das Gewissen. Denken, Träumen, Beten sind große, geheimnißvolle Strahlungen des unendlichen Lichtes, Wir müssen sie achten.

Die Größe der Demokratie besteht darin, daß sie dem Menschen nichts Menschliches ableugnet, nichts verleugnet. Neben dem Rechte des Menschen liegt das Recht der Seele.

Das Gesetz lautet, den Fanatismus ausrotten, das Unendliche verehren. Beschränken wir uns nicht darauf, uns unter den Schöpfungsbaum niederzuwerfen und seine unermeßlichen Aeste voll Sterne zu betrachten. Wir haben eine Pflicht: an der menschlichen Seele zu arbeiten, das Geheimniß gegen das Wunder zu verteidigen, das Unbegreifliche anzubeten und das Thörichte zu verwerfen, bei dem, was unerklärlich ist, nur das Nothwendige zuzugeben, den Glauben gesund zu machen, den Aberglauben aus der Religion zu entfernen.


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