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IV. Beurtheilung der Existenzberechtigung des Klosters.

Menschen vereinigen sich und wohnen gemeinschaftlich mit einander. Nach welchem Recht? Nach dem Associationsrechte.

Sie schließen sich ein. Nach welchem Rechte? Nach dem Rechte, das jeder Mensch hat, seine Thür nach Belieben zu öffnen und zu schließen.

Sie gehen nicht aus. Nach welchem Rechte? Nach dem Rechte eines Jeden zu gehen und zu kommen, wie es ihm beliebt, das das Recht in sich schließt, zu Haus zu bleiben.

Und zu Hause, was thuen sie da?

Sie sprechen leise; sie schlagen die Augen nieder; sie arbeiten. Sie entsagen der Welt, den Städten, den Sinnengenüssen, den Vergnügungen, den Eitelkeiten dieser Welt, dem Stolze, den Sonderinteressen. Keiner von ihnen besitzt irgend Etwas eigentümlich. Beim Eintritt wird der Reiche arm. Der Adlige, der Edelmann und gnädige Herr wird dem gleich, der Bauer war. Der Fürst wird der gleiche Schatten, wie die anderen. Titel gibt es nicht mehr. Selbst die Familiennamen sind verschwunden. Nur Vornamen haben sie noch. Sie haben die fleischliche Familie aufgelöst und in ihrer Gemeinde die geistige gegründet. Sie haben keine anderen Aeltern als die Menschheit. Sie stehen den Armen bei und pflegen die Kranken. Sie wählen die, welchen sie gehorchen. Einer sagt zu dem Andern: »mein Bruder.«

Abgesehen von der Geschichte und Politik, welche beide das Kloster verdammen und lediglich nach allgemeinen Principien, vom rein philosophischen Gesichtspunkte aus beurtheilt, betrachte ich die klösterliche Gemeinschaft, unter der Bedingung, daß sie durchaus freiwillig gewählt wird, stets mit einem gewissen aufmerksamen, ja in gewisser Hinsicht achtungsvollen Ernste. Wo eine Gemeinschaft ist, ist eine Gemeinde und wo eine solche ist, ist das Recht. Das Kloster ist ein Erzeugniß der Worte: Gleichheit, Brüderlichkeit. Und die Freiheit? O, wie groß, wie glänzend ist die Freiheit! Die Freiheit reichte hin, das Kloster in eine Republik umzugestalten.

Fahren wir fort.

Gut, die Männer, die Frauen hinter diesen vier Mauern kleiden sich in rauhe Gewänder, sind gleich untereinander und nennen sich Brüder. Gut! Thun sie aber noch etwas Anderes?

Ja.

Was?

Sie betrachten das Dunkel, sie knien nieder, sie falten die Hände.

Was bedeutet das?


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