Ödön von Horváth
Glaube Liebe Hoffnung
Ödön von Horváth

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Fünftes Bild

Szene Nummer 1

Polizeirevier. Nach Mitternacht.

Der Schupo (Alfons Klostermeyer) spielt mit einem Kameraden eine Partie Schach. Es regnet draußen, und in weiter Ferne spielt ein Orchester den beliebten Trauermarsch von Chopin – bis Szene 3.

Szene Nummer 2

Schupo horcht: Wer spielt denn da?

Kamerad Radio.

Schupo Nach Mitternacht?

Kamerad Vielleicht Amerika. Dort ist es jetzt Tag. Du bist dran.

Schupo Sofort.

Pause.

Schupo zieht mit dem Turm.

Kamerad überlegt: Geh ich daher, geht er dahin. Geh ich dahin, geht er daher. Dunkel wars, der Mond schien helle, als ein Wagen blitzeschnelle – g sieben c drei. Schach!

Schupo Du auch noch.

Pause.

Wer ist denn dran?

Kamerad Immer der, der fragt.

Pause.

Schupo erhebt sich: Aufgegeben. Matt.

Kamerad Matt? In dieser Position?

Schupo Es steckt nichts mehr drinnen.

Kamerad Nichts? D fünf d sieben! H zwei g vier!

Schupo Möglich.

Szene Nummer 3

Kamerad betrachtet noch immer das Brett: Daß du da die Waffen streckst, wo du doch sonst jede Partie zu Ende spielst, auch wenn es für dich hoffnungslos herschaut.

Schupo Mir scheint, ich bin krank. Schon seit einer ganzen Zeit. Wenn ich mich niederleg, werd ich wach, und wenn ich aufsteh, schlaf ich ein.

Kamerad Das sind die Nerven.

Schupo lächelt geschmerzt: Weißt, ich hab halt eine kleine Aufregung hinter mir.

Kamerad Dienstlich?

Schupo Nein. Privat. Betreffs eines Weibes. Da stellst dich hin und machst alles für so ein Menschenkind, zahlst ihr das Leben, schenkst ihr deine intimsten Gefühle, deine freie Zeit, dein gutes Geld – und das Resultat? Du bist der Lackierte.

Kamerad Undank ist der Welt Lohn.

Schupo Manchmal fang ich schon zum Grübeln an.

Kamerad Also nur das nicht! Grübeln ist Gift!

Schupo Von mir aus. Schau – zum Beispiel meine erste Braut, mit der ich sehr harmonisiert habe, die ist mir weggestorben. So bin ich beinander. Die eine stirbt, die andere lügt. Lauter blutige Enttäuschungen. Ich find keinen Menschen, dessen Liebe mir etwas gibt.

Szene Nummer 4

Jetzt betritt ein dritter Schupo das Revier, und zwar bringt er den Präparator mit sich, der total betrunken ist – der Vizepräparator ist auch dabei, und ebenfalls nicht mehr ganz auf der Höhe infolge Alkoholgenusses.

Dritter Schupo So! Da wären wir!

Vizepräparator Aber lieber Herr Wachtmeister –

Dritter Schupo unterbricht ihn: Ruhe! Zu seinen Kameraden. Nächtliche Ruhestörung und Beamtenbeleidigung!

Vizepräparator Wieso hernach Beamtenbeleidigung?

Dritter Schupo Wieso hernach? Hat er denn nicht gebrüllt und getobt und mit diesem seinem Spazierstock gegen die Rolläden getrommelt, daß die ganze Straß aufgewacht ist? Hat er mir nicht gesagt, Sie Rindvieh, Sie krummgebohrtes?! Oder vielleicht?!

Stille.

Vizepräparator Entschuldigens bitte, aber ursprünglich wollten wir heute abend in aller bescheidenen Zurückgezogenheit den zweiundsechzigsten Geburtstag dieses Herrn dort feiern, aber der Mensch denkt –

Kamerad grinst: – und Gott lenkt.

Präparator scharf: Und wer ist schuld? Der Oberpräparator.

Dritter Schupo Ruhe! Er deutet auf das Schachbrett. Wer hat denn da gewonnen?

Kamerad Ich.

Dritter Schupo Du? Gegen den? Nicht möglich.

Schupo Ich hab heut keinen Kopf.

Präparator Meine Herren! Wer ist mein Feind? Der Oberpräparator und nur der Oberpräparator.

Dritter Schupo Schluß mit der Debatte!

Kamerad Was schwätzt denn der da immer von einem Oberpräparator?

Vizepräparator Aber das ist es ja eben – ich bin nämlich der Vizepräparator, und der Oberpräparator das ist dieser Herr da persönlich. Voriges Monat ist er avanciert, aber wenn er sich betrunken hat, vergißt er es immer wieder, daß er befördert worden ist. Jener bewußte Oberpräparator, den dieser Oberpräparator da meint, den hat ja Gottseidank schon längst der Teufel geholt – der hat sich nämlich infiziert, an einem Leichnam. Aus Brünn.

Dritter Schupo Jetzt aber Schluß! Setzen! Das Protokoll!

Szene Nummer 5

Buchhalter stürzt herein: Hilfe Herr Wachtmeister! Da draußen liegt ein Fräulein drüben beim Kanal!

Kamerad Beim Kanal?

Dritter Schupo Was für ein Fräulein?

Buchhalter Selbstmord! Wir haben sie aus dem Wasser heraus – das heißt nicht ich, sondern ein tollkühner Lebensretter. Mir scheint, sie lebt noch! Da!

Szene Nummer 6

Zwei Männer, einer im Smoking, erscheinen nun und auch der tollkühne Lebensretter. Sie tragen die aus dem Kanal herausgerettete Elisabeth und legen sie auf eine Bank. Der tollkühne Lebensretter heißt Joachim und ist total durchnäßt und friert ziemlich – der eine Schupo reicht ihm eine Decke, die er sich umhängt. Alle, außer dem Präparator, beschäftigen sich nun mit Elisabeth. Auch der Schupo Alfons Klostermeyer tritt an sie heran, erkennt sie und starrt sie an.

Buchhalter Es ist noch ein Funke Leben in ihr –

Dritter Schupo Sofort künstliche Atmung!

Vizepräparator Kenn ich genau. Darf ich helfen? Hab zwei Semester Medizin, aber dann ist mir das Geld ausgegangen –

Kamerad Los los!

Präparator Und etwas Schnaps!

Joachim Auch für mich bitte.

Präparator zu Joachim: Allerhand Schneid. In stockdunkler Nacht im November ins Wasser springen – tollkühn! Sehr tollkühn!

Joachim Aber ich erfüllte doch nur meine normale menschliche Pflicht. Er trinkt aus der Schnapsflasche.

Präparator Zu bescheiden, zu bescheiden. Er nimmt ihm die Schnapsflasche weg und wendet sich an den Schupo. Hab ich nicht recht, Herr General?

Schupo Ich bin kein General.

Präparator Also auf das Wohl des tollkühnen Lebensretters! Prost! Er trinkt.

Joachim zum Schupo: Ich ging vorbei und hörte etwas in das Wasser plumpsen und sah einen silbrigen Schein – das war ihr Gesicht. Ich sprang sofort hinein und griff zu. Ehrensache. Hätte doch jeder getan. Sie auch.

Schupo Natürlich.

Präparator Das kommt groß in die Zeitung. Mit Photographie. Der tollkühne Lebensretter soll leben! Hoch! Er trinkt wieder.

Dritter Schupo hei Elisabeth: Wo bleibt denn der Schnaps?

Präparator Da!

Joachim zum Schupo: Könnt ich mal telephonieren?

Schupo Dort bitte.

Kamerad tritt zum Schupo: Sie hat nichts bei sich. Nur einen ungültigen Wandergewerbeschein –

Präparator Wandergewerbeschein?

Kamerad Jawohl. Präparator wendet sich Elisabeth zu und betrachtet sie aufmerksam.

Szene Nummer 7

Während sich nun alles, außer dem Schupo und den beiden Männern, die das Polizeirevier bereits wieder verließen, sowie dem Präparator, um Elisabeth bemüht (künstliche Atmung und dergl.), telephoniert Joachim mit seiner Mama.

Joachim Hallo! Mama! Bist du es, Mama? – Oh nein, fürchte dich nicht, daß ich dich so aus dem Schlaf heraushol, aber ich habe soeben einer Selbstmörderin das Leben gerettet. – Tollkühn, was? Ehrensache! Komm auch in die Zeitung, mit Photographie, ist doch eine unbezahlbare Reklame für die Firma, so umsonst in der ganzen Presse – Hallo! Aber jetzt krieg ich doch dann mein Motorrad, was? – Wie? Du hast es mir doch versprochen! Werden sehen? Adieu! Er hängt wütend ein. Für sich. Altes Dromedar.

Szene Nummer 8

Schupo Ist sie tot?

Kamerad Mir scheint, sie atmet.

Vizepräparator Werden sehen, werden sehen!

Szene Nummer 9

Präparator hat Elisabeth erkannt: Sie ist es. Pfeilgerade. Diejenige welche – Er wendet sich zerknirscht an den Schupo. Herr Staatsanwalt –

Schupo unterbricht ihn: So lassens mir doch meine Ruh!

Präparator Aber haben Sie doch Zeit für mich, bitte – ich muß Ihnen ja ein Geständnis ablegen. Jenes Fräulein dort ist ermordet worden.

Schupo stutzt: Ermordet?

Präparator Ich kenne den Mörder.

Schupo Was reden Sie da?! Stille.

Präparator Nämlich das mit dem Zollinspektor und Versicherungsinspektor – ich hab mich geirrt, Herr Generalstaatsanwalt! Auge um Auge, Zahn um Zahn! So verhaftens mich doch und machens kurzen Prozeß! Seiens fesch, hängens mich auf!

Vizepräparator zum Schupo: Jetzt hat er seinen Moralischen.

Schupo zum Präparator: Sie Sau Sie!

Präparator Oh Gott! Er setzt sich in eine Ecke. Gefaßt betret ich das Schafott – Walte deines Amtes, Henker! Und betet für mich, liebe Leutl, damit ihr nicht in Versuchung kommet, und wenn ihr mal recht blöd seid, dann denkts an mich – Er vergräbt sein Gesicht in die Hände und verharrt so erschüttert.

Szene Nummer 10

Dritter Schupo Da ist sie!

Szene Nummer 11

Elisabeth erwacht aus ihrer Ohnmacht, ist aber noch immer abwesend – nun sitzt sie auf der Bank und sieht sich um. Noch faßt sie nichts, und nur allmählich kommt ihr wieder die Erinnerung.

Szene Nummer 12

Elisabeth zum Buchhalter: Wer bist du?

Buchhalter Wer? Meine Wenigkeit?

Stille.

Dritter Schupo hält ihr die Schnapsflasche hin: Da Fräulein –

Elisabeth starrt den Buchhalter noch immer an: Wer bist du?

Vizepräparator zum Buchhalter: So redens doch!

Buchhalter Ich? Nichts.

Elisabeth lächelt: Nichts – Sie sieht sich plötzlich ängstlich um. Bin ich denn noch?

Kamerad lächelt: Gewiß.

Dritter Schupo hält ihr noch immer die Schnapsflasche hin: Da Fräulein –

Elisabeth mustert plötzlich entsetzt den Kameraden: Was hast du denn da an?

Kamerad etwas verwirrt: Wieso?

Elisabeth Grün, grau, silber – Habt ihr mich denn schon wieder? Was hab ich denn schon wieder verbrochen?

Dritter Schupo Nur immer mit der Ruhe – Wir sind doch zu Ihrem Schutze da. Aber sicher.

Elisabeth abwesend: Wer hat mich denn da angehaucht?

Kamerad So kommens doch wieder zu sich Fräulein – schauns, man lebt nur einmal, wer wird da denn gleich ins Wasser!

Elisabeth Habt ihr mich wieder heraus –

Joachim Ich.

Stille.

Elisabeth So kümmert euch doch nicht um mich!

Joachim Das ist der Dank.

Elisabeth Jetzt war ich schon fort und jetzt gehts wieder los und niemand ist zuständig für dich und du hast so gar keinen Sinn –

Vizepräparator berührt ihre Schulter: Nur nicht die Hoffnung sinken lassen – jeder Mensch hat seinen Sinn im Leben, und wenn nicht für sich selbst, dann für einen anderen.

Elisabeth Ich nicht.

Vizepräparator Doch!

Elisabeth Nein!

Vizepräparator zum Kameraden: Also da kann ich schon direkt wild werden, wenn mir da jemand widerspricht! Ich hab doch tagtäglich mit die Toten zu tun und dann denkt man doch schon ganz automatisch über den Sinn des Lebens nach. Wenn ich als Vizepräparator –

Elisabeth unterbricht ihn: Vizepräparator? – Schrill. Wie gehts denn dem lieben Herrn Präparator? Füttert er noch immer die Tauben?

Szene Nummer 13

Präparator Jawohl! Er erhebt sich voll Würde, aber noch immer etwas schwankend. Die Tauben sitzen auf meinen Schultern und fressen mir aus meiner Hand, der Kanari singt und meine Schlange hab ich dressiert. Ich hab einen Stall voll weißer Mäus und meine drei Goldfische heißen Anton, Josef und Herbert. Ich muß um mehr Autorität bitten, und zwar energisch. Man weiß es anscheinend noch nicht, wer ich bin?! Ich bin der Oberpräparator, bitt ich mir aus. Und wenn ich jemand umbring, dann mach ich das schon mit mir selber aus. Allein mit meinem Gott! Wachtmeister! Guten Morgen, Leute! Ab.

Alle außer Elisabeth reißen unwillkürlich die Hacken zusammen: Guten Morgen, Herr Oberpräparator!

Szene Nummer 14

Elisabeth erblickt nun ihren Schupo, schnellt empor und beißt in ihre Hand.

Vizepräparator Nanana!

Stille. Buchhalter Mir scheint, sie halluziniert.

Joachim Ist doch auch schließlich keine Kleinigkeit das kalte Wasser in dieser Jahreszeit, bei stockdunkler Nacht.

Elisabeth hebt langsam die Hand über die Augen, als würde sie von der Sonne geblendet: Bist du das, Alfons?

Stille.

Kamerad Was denn los, Klostermeyer? Kennt ihr euch?

Elisabeth Kennen wir uns? Stille. So sag es ihnen doch, ob du mich kennst –

Schupo Wir kennen uns.

Elisabeth grinst: Brav, sehr brav –

Stille.

Was macht denn die Karriere?

Dritter Schupo zu Alfons Klostermeyer: Was soll denn das?

Schupo Später.

Elisabeth Warum später?

Stille.

Schupo zieht sich seine weißen Handschuhe an: Ich habe Dienst. Ich muß zur Parade.

Elisabeth Parade?

Schupo Vor der Residenz. Es wird bald Tag.

Elisabeth Es ist noch dunkel, Alfons.

Schupo Zwischen uns ist alles klar.

Elisabeth Meinst du?

Schupo Es ist aus.

Stille.

Elisabeth Wie einfach du fort bist –

Schupo Red nicht weiter, bitte.

Elisabeth lächelt böse: Warum nicht?

Stille.

Schupo Provozier hier nicht aus der Erde heraus! Was kann denn ich dafür, daß du ins Wasser gehst?! Ich habe dir meinen Arm gereicht –

Elisabeth unterbricht ihn: Laß ihn dir abhacken, deinen Arm!

Stille.

Jetzt geh ich. – Hörst du mich, Alfons?

Dritter Schupo steht vor ihr in der Türe: Halt!

Elisabeth sieht ihn groß an: Gute Nacht.

Dritter Schupo Nein.

Stille.

Elisabeth So lassens mich doch fort –

Dritter Schupo Wohin?

Elisabeth Das geht dich nichts an.

Dritter Schupo In diesem Zustand bleiben Sie da. Das ist unsere Pflicht.

Stille.

Elisabeth lächelt wieder böse: Habt ihr mich wieder?

Kamerad Nicht in Haft. Nur in Schutzhaft.

Elisabeth Schutzhaft?

Dritter Schupo In Ihrem Interesse.

Elisabeth Komisch. Jetzt steht ihr da um mich herum und bringt es nicht fertig, daß man seinen Wandergewerbeschein bekommt – Sie grinst.

Vizepräparator Sie Kind –

Elisabeth Ich rede jetzt nicht direkt persönlich, denn ich bin darüber momentan hinaus – Sie brüllt ihren Alfons plötzlich an. Glotz mich nicht so an! Geh mir aus den Augen, sonst reiß ich mir die Augen aus! Bild dir doch nicht ein, daß ich wegen dir ins Wasser bin, du mit deiner großen Zukunft! Ich bin doch nur ins Wasser, weil ich nichts mehr zum Fressen hab – wenn ich was zum Fressen gehabt hätt, meinst, ich hätt dich auch nur angespuckt?! Schau mich nicht so an!! Sie wirft mit der Schnapsflasche nach seinen Augen, verfehlt aber ihr Ziel. Da!

Kamerad erfaßt ihren Arm: Halt!

Elisabeth Auslassen!

Joachim Im Gegenteil!

Elisabeth brüllt: Auslassen! Auslassen!

Dritter Schupo Ruhe!

Joachim Au! Die beißt!

Vizepräparator Was? Beißen wirst du – beißen?!

Elisabeth zieht sich verschüchtert zurück.

Buchhalter Jetzt beißt sie ihren eigenen Lebensretter –

Elisabeth fletscht die Zähne.

Szene Nummer 15

In der Ferne marschiert nun eine Formation mit Musik vorbei – und zwar auf den Marsch Alte Kameraden. Dann verhallt die Musik und Elisabeth sitzt in sich zusammengesunken auf einem Stuhl

Szene Nummer 16

Schupo Die Parade – Er setzt sich seinen Helm auf. Höchste Eisenbahn.

Kamerad Ist noch Zeit, Klostermeyer. Wart auf uns – Er zieht sich seine weißen Handschuhe an.

Dritter Schupo Wir müssen doch auch.

Vizepräparator Was knurrt denn da?

Buchhalter Dem Fräulein ihr Magen.

Dritter Schupo zum Kameraden: Hast nichts dabei?

Kamerad Doch – Er gibt aus seiner Manteltasche Elisabeth ein Brötchen.

Elisabeth nimmt es apathisch und knabbert daran.

Dritter Schupo zieht sich ebenfalls seine weißen Handschuhe an: Schmeckts?

Elisabeth lächelt apathisch – plötzlich läßt sie das Brötchen fallen und sinkt über den Tisch.

Vizepräparator Hoppla!

Dritter Schupo Halt! Auch er bemüht sich, genau wie der Vizepräparator, um Elisabeth.

Kamerad Das ist nur so ein Schwächegefühl.

Buchhalter Wahrscheinlich vom Magen heraus empor –

Vizepräparator Ein schwaches Herz.

Buchhalter Magen oder Herz – gehüpft wie gesprungen!

Joachim Es ist doch auch keine Kleinigkeit bei stockdunkler Nacht im November ins eiskalte Wasser –

Vizepräparator zu Elisabeth: Dageblieben, dageblieben –

Elisabeth erwacht wieder; lächelt schwach: Könnt ich hier jemand Zuständigen sprechen?

Dritter Schupo Zuständig?

Elisabeth nickt ja: – in einer dringenden Angelegenheit – es soll ja noch schlechter werden, aber ich lasse den Kopf nicht hängen – Sie schlägt mit der Hand in die Luft, als würde sie Fliegen abwehren. Na! Da fliegen lauter so schwarze Würmer herum – Sie stirbt sanft.

Szene Nummer 17

Buchhalter nähert sich leise der toten Elisabeth und klopft auf die Tischplatte; behutsam: Herein, Fräulein. Herein!

Dritter Schupo Ich befürchte das Schlimmste.

Schupo nimmt seinen Helm ab.

Vizepräparator beugt sich über Elisabeth: Sie hat es überstanden. Wahrscheinlich das Herz. Na wir werden es ja morgen sehen –

Joachim Es war umsonst – Ab.

Szene Nummer 18

Schupo Umsonst – Er tritt an seine tote Elisabeth heran und streicht ihr über das Haar. Du armes Menschenkind. Ich hab kein Glück. Ich hab kein Glück.

Buchhalter

Ich lebe, ich weiß nicht wie lang,
Ich sterbe, ich weiß nicht wann,
Ich fahre, ich weiß nicht wohin,
Mich wundert, daß ich so fröhlich bin

Ab.

Szene Nummer 19

Vizepräparator Ein Dichter.

Dritter Schupo Es regnet noch immer.

Kamerad Das wird eine verregnete Parade.

Schupo Wahrscheinlich.

Vizepräparator Darf ich mich jetzt empfehlen – Ab.

Szene Nummer 20

Und nun marschiert draußen eine Formation mit Musik vorbei – und zwar abermals auf den Marsch Alte Kameraden. Die drei Schupos setzen sich ihre Helme auf und verlassen das Polizeirevier, denn sie müssen bekanntlich zur Parade. Nur Alfons Klostermeyer wirft noch einen letzten Blick auf seine tote Braut Elisabeth.


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