Horaz
Horazens Satiren
Horaz

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Woher, Mäcenas, mag es kommen, daß
mit seinem selbsterwählten oder vom Geschick
ihm zugeworfnen Lose niemand sich begnügt,
und jeden, der auf einem andern Pfade
das Glück verfolgt, für neidenswürdig hält?
»Wie glücklich ist der Kaufmann!« ruft ein alter
von vieler ausgestandner Not und Arbeit
gebrochner Krieger aus; der Handelsmann
hingegen, dessen Schiff in Stürmen treibt,
preist den Soldatenstand – »Was ists denn auch?
Man trifft zusammen, und in einem Stündchen ists
entschieden, Siegeswonne, oder rascher Tod!«
Der Advokat, wenn sein Klient beim Ruf
des frühen Hahns ihn aus dem Schlafe pocht,
lobt sich des Landmanns Leben, während dieser,
wenn ein Termin zu ungelegner Zeit
aus seiner Wirtschaft in die Stadt ihn zieht,
die Städter für die einzigen Glücklichen
    Qui fit, Maecenas, ut nemo, quam sibi sortem
seu ratio dederit seu fors obiecerit, illa
contentus vivat, laudet diversa sequentes?
»O fortunati mercatores«, gravis annis
<5> miles ait, multo iam fractus membra labore;
contra mercator, navim iactantibus austris:
»Militia est potior; quid enim? concurritur; horae
momento cita mors venit aut victoria laeta.«
Agricolam laudat iuris legumque peritus,
<10> sub galli cantum consultor ubi ostia pulsat.
Ille datis vadibus qui rure extractus in urbem est
solos felices viventes clamat in urbe.
auf Erden ausruft. Dies durch alle Klassen
und Stände fortzuführen würde selbst
den Schwätzer FabiusWer dieser Fabius eigentlich gewesen sei, (wahrscheinlich, seines vornehmen Namens ungeachtet, ein Mensch von weniger Bedeutung) genug, daß aus dieser Stelle selbst erhellet, daß er ein großer Schwätzer war. Der namenlose alte Scholiast, der sein eigenes (verloren gegangenes) Buch von den Namen, die im Horaz vorkommen, so oft zitiert, will Nachricht haben, daß es einem gewissen Fabius aus Narbonne gegolten habe, der ein Anhänger vom Pompejus gewesen sei, einige Bücher über die Stoische Sekte geschrieben, und große Händel mit unserm Dichter gehabt habe. Das mag ihm glauben wer will, sagen wir mit Torrentius: aber die Vermutung des letztern, daß es der Fabius Maximus gewesen sei, von welchem Quintilian L. VI. 3. ein scherzhaftes Wort, so ihm über den August entfahren war, anführt, ist noch weit unwahrscheinlicher. Dieser Fabius Maximus war, ohne allen Zweifel, ein Anhänger und Freund des Augustus; und der Scherz: man sollte Präsente, welche Augustus seinen Freunden zu machen pflegte, nicht Congiaria, sondern Heminaria nennenDie Geschenke, welche bei besondern Gelegenheiten von den Kaisern dem römischen Volke oder auch der Armee gemacht wurden, hießen Congiaria, von Congius, einem römischen Maße, welches den achten Teil einer Amphora enthielt. Diese Congiaria bestunden teils in einer gewissen Portion Getreide, Fleisch, Öl u. dergl., teils in barem Gelde. Außerdem pflegte man auch die Geschenke, welche die damaligen großen Herren in Rom zuweilen an ihre sogenannten Freunde, oder vielmehr Höflinge und Klienten machten, Congiaria zu nennen. Augustus, der in seinen Spenden an das Volk sehr freigebig war, pflegte hingegen seine Freunde mit kleinen Geschenken abzufinden. Daher sagte Fabius im Scherz: man sollte sie statt Congiaria, Heminaria nennen. Denn Hemina (ebenfalls ein römisches Maß) war nur der zwölfte Teil des Congius., war so unschuldig, daß ihn August selbst hören durfte. Wie sollte nun ein Horaz, um sich dadurch beim August einzuschmeicheln, einen von den vornehmsten Römern und einen Freund desselben wegen eines solchen unbedeutenden Scherzes öffentlich beschimpft haben? – Zudem müßte es, wenn es diesem Fabius hätte gelten sollen, dicacior, nicht loquacior heißen: Horaz aber zielt hier augenscheinlich auf einen Schwätzer, nicht auf einen unzeitigen Spötter. Ich habe mich bei dieser Kleinigkeit bloß darum aufgehalten, um an diesem Beispiele zu zeigen: wie selbst gelehrte Kommentatoren zuweilen mit dem guten Horaz umgehen, und was für Albernheiten ihm aufgebürdet werden, bloß um ihn, dem alten und (wie es scheint) nicht auszurottenden Vorurteile zu Gefallen, mit aller Gewalt zu einem niedrigen Schmeichler des Augusts zu machen. ermüden. Also,
um dich nicht aufzuhalten, höre gleich
wo ich hinaus will. Wenn ein Gott nun käm'
und spräche: »Gut, ich will euch geben
was ihr begehrt; du, Krieger, sollst ein Kaufmann,
du, Rechtsgelehrter, sollst ein Bauer sein!
Fort, tauschet eure Rollen! Nun? was zaudert ihr?«
So würde keiner wollen. Und sie konnten doch
so glücklich werden! – Wäre solches Volk nicht wert,
daß Zeus mit beiden aufgebausten Backen
sie grimmig ansäh' und sich rund erklärte,
er wolle nicht so zahm mehr sein, die Ohren
zu albernen Gebeten herzuleihen?
Doch, – um nicht nach der Possenspieler Weise
mein ganzes Stück in diesem Ton zu geben,
(Wiewohl, wer wehret uns die Wahrheit lachend
zu sagen? so wie milde Pädagogen
die kleinen Zöglinge durch Honigplätzchen
Cetera de genere hoc, adeo sunt multa, loquacem
delassare valent Fabium. Ne te morer, audi
<15> quo rem deducam. Si quis deus, »en ego«, dicat,
»iam faciam quod vultis; eris tu, qui modo miles,
mercator, tu, consultus modo, rusticus: hinc vos,
vos hinc mutatis discedite partibus. Eia!
Quid statis?« nolint. Atqui licet esse beatis!
<20> Quid causae est, merito quin illis Iupiter ambas
iratus buccas inflet, neque se fore posthac
tam facilem dicat, votis ut praebeat aurem?
Praeterea, – ne sic, ut qui iocularia, ridens
percurram (quamquam ridentem dicere verum
<25> quis vetat? ut pueris olim dant crustula blandi
doctores, elementa velint ut discere prima)
zum Abc verführen) – Laß uns jetzt
von einer ernsten Sache ernsthaft sprechenVermutlich zielt Horaz durch Iocularia auf die Art von Possenspielen, welche man damals Exoden hieß, und wovon die Intermezzi der Italiener mit ihren verschiedenen lustigen Personen oder Masken unstreitig die Überbleibsel sind. Da diese Possenspiele zuvor Satirae genennt wurden, und zu den Satiren des Lucilius die Veranlassung und den Namen gegeben haben, so ist leicht zu sehen, warum Horaz ihrer hier erwähnt; nämlich gleich im ersten seiner poetischen Sermonen oder Diskurse (die er wegen einiger Ähnlichkeit mit den Lucilischen Satiren unter diesem letzten Namen zu publizieren anfing) der Meinung zuvorzukommen, als ob es darin etwa bloß auf Spaß und Persiflage angesehen sei. Seine Erziehung und sein Aufenthalt in Athen hatte ihm für die Sokratische Manier zu philosophieren, welche Humanität und Urbanität so schön mit einander verbindet, einen so entschiedenen Geschmack gegeben, daß wir sie in allen seinen Sermonen, den Satiren und den Episteln, herrschen sehen. Da ihm alle feinen Kunstgriffe und Wendungen dieser Methode geläufig und gleichsam natürlich waren: so behält er sich zwar auch das Recht die Wahrheit lachend zu sagen vor – ridendo dicere verum quis vetat? – Aber er bestimmt sogleich den Gebrauch desselben durch den Zweck; und diesen hätte er nicht feiner und richtiger angeben können, als durch das Gleichnis: ut pueris olim dant crustula blandi doctores. Das Verfahren der Pädagogen mit ihren kleinen Abcschützen, und des Äsopischen oder Sokratischen Sittenlehrers mit seinen Zuhörern oder Lesern, ist das nämliche, weil die Abneigung der letztern vor strafenden und bessernden Wahrheiten eben so groß ist, als die der erstern vor dem leidigen Abcbuch. Sie müssen also auf ähnliche Art, nämlich durch eine Art von süßer Lockspeise, jene zur Wahrheit, diese zum Abc gleichsam betrogen werden. Der moralische Dichter und der Pädagog verbergen beide ihre wahre Absicht: die kleinen Kinder meinen, es sei bloß um die Honigkuchen, die großen, es sei bloß um Spaß und Belustigung zu tun; ihnen ist es auch um nichts anders: aber, wenn der Dichter seinen Zweck nicht selbst vergißt, so erhält er ihn, quasi aliud agendo, so gut wie der Pädagog. Der Zuhörer erfährt lachend seine Wahrheiten, wird unvermerkt zum Nachdenken veranlaßt, und bessert sich – wenn anders noch etwas an ihm zu bessern ist. Dies ist das circum praecordia ludere, (dem Leser ums Herz herum spielen) welches Persius mit einem so glücklichen Ausdruck zu einem Hauptzug des Charakters unsers Dichters macht..
 
Der Pflüger, der sichs sauer werden läßt
sein Feld zu bau'n, der hinterlist'ge KrämerIch habe caupo hier, mit Batteux, durch Krämer übersetzt, wiewohl es gewöhnlich einen Wirt bezeichnet. Daß das Wort aber auch jene Bedeutung habe, beweiset das davon abgeleitete cauponari, welches in einer von Cicero (de Offic. I. I2) angeführten Stelle aus einem Trauerspiele des Ennius unleugbar die Bedeutung handeln, Krämerei treiben hat: non cauponantes bellum, sed belligerantes.,
der Kriegsmann, und der Schiffer, den Gewinnsucht
durch alle Meere jagt, versichern alle,
sie unterziehen sich so vieler Plage bloß
um einst, im Alter, ihres Lebens noch
in Ruhe froh zu werden, wenn sie erst
fürs Brot gesorgt: so wie die Ameis, (ihr
gewöhnlich Beispiel) – ein so kleines Tierchen,
und doch an Fleiß so groß! – in ihrem Munde
herbeischleppt was sie kann und ihrem Haufen zuträgt,
um auf die vorgefühlte Zukunft sich
bei Zeiten zu versorgen. Gut! wenn aber
aus seinem umgestürzten Kruge nun
der Wassermann die traur'ge Jahrszeit schüttelt,
kriecht sie nicht mehr heraus, und ist so weise
mit dem Erworbnen gütlich sich zu tunDer Dichter fällt hier den Geizigen, die er redend einführte, auf einmal, ohne eine neue Periode anzufangen, in die Rede, um das Beispiel der Ameise, womit sie ihre Leidenschaft fürs Zusammenscharren und Aufhäufen so gerne beschönigen, gegen sie selbst anzuwenden, und zu ihrer Beschämung zu gebrauchen.:
da dich hingegen weder Sonnenglut
noch Winterfrost, noch Sturm noch Schwert und Feuer
sed tamen amoto quaeramus seria ludo.
Ille gravem duro terram qui vertit aratro,
perfidus hic caupo, miles, nautaeque per omne
<30> audaces mare qui currunt, hac mente laborem
sese ferre, senes ut in otia tuta recedant,
aiunt, cum sibi sint congesta cibaria: sicut
parvula (nam exemplo est) magni formica laboris
ore trahit quodcumque potest, atque addit acervo
<35> quem struit, haud ignara ac non incauta futuri:
quae, simul inversum contristat aquarius annum,
non usquam prorepit, et illis utitur ante
vom Wucher abzubringen je vermag,
nichts dich erschreckt, wenn nur kein andrer reicher wird.
Wozu der ungeheure Haufen Gold
und Silber, wenn du furchtsam, wie gestohlnes Gut,
ihn in die Erde scharrst? – Du sprichst: »Er müßte,
wenn täglich was hinweggenommen würde,
zum Pfenning endlich doch herunterschmelzen.«
Doch, nimmst du nichts, was wäre denn noch Schönes
an deinem Haufen? Hätten deine Tennen
auch hundert tausend Scheffel ausgedroschen,
dein Magen wird darum nicht mehr als meiner fassen:
wie, unter einem Trupp von Sklaven, der
den Brotsack trägt darum kein größer Stück empfängt.
Und was verschlägt es dem, der innerhalb
der Grenzen der Natur lebt, ob er hundert,
ob tausend Morgen ackert? – »O! es ist
doch angenehm von einem großen Haufen
zu nehmen«, sagst du. – Wenn du uns erlaubst
von unserm wenigen soviel zu nehmen
als du von viel, so seh ich eben nicht
quaesitis sapiens: cum te neque fervidus aestus
dimoveat lucro, neque hiems, ignis, mare, ferrum:
<40> nil obstet tibi, dum ne sit te ditior alter.
Quid iuvat immensum te argenti pondus et auri
furtim defossa timidum deponere terra?
»Quod si comminuas vilem redigatur ad assem.«
At, ni id fit, quid habet pulchri constructus acervus?
<45> Milia frumenti tua triverit area centum,
non tuus hoc capiet venter plus ac meus: ut si
reticulum panis venales inter onusto
forte vehas humero, nihilo plus accipias quam
qui nil portarit. Vel dic, quid referat intra
<50> naturae fines viventi, iugera centum, an
mille aret? – »At suave est ex magno tollere acervo.«
Dum ex parvo nobis tantumdem haurire relinquas,
was deine Böden dir mehr helfen sollten
als unsre Kasten uns. Es ist, als wenn
du einen Kübel oder Becher Wassers brauchtest,
und sprächst: ich möchte doch aus einem großen Fluß
ihn lieber als aus diesem Quellchen füllen.
Da kömmts dann gerne so, daß einen, der
an größerm Überfluß, als recht ist, Freude hat,
der schnelle Waldstrom samt dem morschen Ufer
davon führt: da hingegen, wer nicht mehr
begehret als das bißchen was er braucht,
dafür auch weder leimicht Wasser trinken
noch einen nassen Tod befürchten mußDiese Stelle gibt ein schönes Beispiel das zu erläutern, was ich oben mit der Äsopischen Manier Sittenlehren einzukleiden, die unserm Autor eigen und vornehmlich das ist, was ihn in seinen versifizierten Diskursen zum Dichter macht, sagen wollte. Nichts kann zugleich sinnreicher und doch dem Anschein nach kunstloser sein als dieses Beispiel, wodurch er die Wahrheit, »daß der karge Reiche im Grunde nicht mehr hat, als der Arme« dem gemeinsten Menschenverstand einleuchtend macht; aber es ist mehr Kunst in der Art, wie er es behandelt, als man beim ersten Anblick denken sollte. Kurz, es ist der Embryon einer sehr schönen Äsopischen Fabel; welcher nichts als der epische Vortrag, oder die Erzählung fehlt, um von jedermann dafür erkannt zu werden. Daß dem also sei, mag der Augenschein beweisen. Hier ist die Fabel.

Die beiden Knaben, welche Wasser holen wollten

Zwei Knaben, die sich an einem warmen Tage mit Laufen und Spielen erhitzt hatten, gingen hinaus um frisches Wasser zum Trinken zu holen. Nicht weit von ihrem Hause sprudelte aus einem Felsen ein kleines Quellchen hervor; und etwa hundert Schritte weiter floß ein rascher Waldstrom vorbei. Der eine Knabe lief zu der kleinen Quelle und hielt sein Becherchen unter. Fi, sagte der Größere spottend, wer wollte aus einem so armseligen Quellchen schöpfen? ich gehe an den Fluß dort; da ists doch eine Freude seinen Becher zu füllen, wo man einen solchen Überfluß vor sich sieht! Der jüngere Knabe ließ sich die alberne Rede seines Bruders nicht anfechten; er füllte seinen Becher aus der kleinen Quelle mit einem Wasser, so hell wie Kristall, und labete sich an den, reinen frischen Trunk. Der andere lief an den Fluß; das Ufer war abschüssig, und vom öftern Austreten des Stroms in Regenzeiten, ziemlich locker; indem nun der Junge mit Mühe hinunter kletterte, und sich bückte, um seinen kleinen Becher zu füllen, brach der morsche Boden mit ihm, und er fiel hinab. Hätte er sich nicht noch zu gutem Glücke im Herabglitschen an einer jungen Weide fest gehalten, der Strom würde ihn ohne Rettung mit sich fortgerissen haben. Aber so kam er noch mit der bloßen Angst und viel Wasser in den Schuhen davon, und brachte wenigstens seinen Becher voll zurück: aber wie er ihn an den Mund setzte, war das Wasser so trüb und leimicht, daß er es nicht einmal trinken konnte. Der Geizhals mag die Moral aus dieser Fabel ziehen!

.
Allein, ein guter Teil der Menschen, angekörnt
von falscher GierdeIch habe dieses Wort gewagt, um damit mehr als mit dem Wort Begierde zu sagen. Wir haben das Beiwort gierig, welches nach Herrn Adelung so viel ist als eine sehr heftige ungeordnete Begierde empfindend; warum sollten wir nicht auch das dazu gehörige Hauptwort zu haben suchen? Wehe dem Dichter, der mit vier oder fünf Worten sagen muß, was er mit einem einzigen sagen sollte und möchte! Hier kommt vieles zu Gunsten des armen Wortes, welches ich an Kindesstatt angenommen habe, zusammen. 1) Es ist schon in der Sprache; oder wo wäre das Wort Begierde her, in welchem die Silbe Be ein bloßes Vorwörtchen ist; 2) es drückt einen Begriff aus, den wir mit keinem andern einzigen Worte darstellen können; es ist also 3) ein nützliches; 4) wenigstens dem Dichter kaum entbehrliches, und 5) gleichwohl kein so fremde klingendes Wort, daß nicht jeder Leser gleich aufs erstemal seine Bedeutung sollte erraten können. Ich hoffe also, da so viele Gründe für dasselbe sprechen, daß die Mehrheit der Stimmen (die in solchen Fällen doch wohl entscheidet) ihm das hochdeutsche Bürgerrecht, um welches ich hiemit für dasselbe bitte, nicht versagen werden., spricht: »Nichts ist genug!
Was einer hat das gilt er, und nicht mehr!«
Was ist mit solchen Leuten anzufangen?
Laß sie doch elend sein, wofern sie es
so gerne sind: Denn manchem gehts vielleicht
wie jenem reichen Knauser zu AthenOb hier die Rede von einer wirklichen, oder nur von einer dramatischen Person in irgend einer verloren gegangenen Komödie des Menander oder eines andern griechischen Komödienschreibers sei, wird wohl immer unausgemacht bleiben. Die Note des Scholiasten, daß auf Timon den Menschenfeind hier angespielt werde, ist so abgeschmackt, daß sie kaum der Erwähnung verdient. Torrentius meint: es könnte wohl dem Augur Cneus Lentulus gelten, von welchem Seneca (de Benefic. II. c. 27.) meldet, er sei der reichste Mann seiner Zeit gewesen; »denn er sah (sind Senecas Worte) einst vier hundert Millionen Sesterzien (zwölf Millionen Taler) sein; ich sage, sah im Wortverstande, denn er hatte nichts davon, als daß er sie sah.« Hätte dieser gelehrte Bischof (dem wir eine der besten Ausgaben des Horaz zu danken haben) zwei oder drei historische Umstände vor Augen gehabt und mit einander verglichen: so würde er gesehen haben, daß Horaz diesen Principem civitatis nicht meinen konnte. Er brauchte nämlich nur ein paar Zeilen im Seneca weiter fortzulesen, so fand er: daß dieser nämliche Lentulus alle seine Reichtümer der Gunst des Augustus zu danken gehabt, als zu welchem er nichts als eine unter der Last einer edeln Geburt arbeitende Armut (paupertatem sub onere nobilitatis laborantem) gebracht habe. Als Lentulus sich zur Partei des Augustus schlug, war er noch ein junger Mann; wie schon daraus erhellet, weil er noch eine Zeitlang unter der Regierung des Tiberius lebte, der ihn aus der Welt schaffen ließ, um sein Erbe zu sein. Nun schrieb Horaz, aller Wahrscheinlichkeit nach, die in diesem ersten Buch enthaltenen Diskurse zwischen seinem 26sten und 29sten Jahre, sieben oder acht Jahre vor der Schlacht bei Actium; kurz, zu einer Zeit, wo Lentulus sein Glück durch August noch nicht gemacht haben konnte, sondern erst zu machen anfing. Die Vermutung also, daß hier von ihm die Rede sei, und daß Horaz ihn nur darum nach Athen versetzt habe, ut callidius irrideret tale divitiarum mancipium, hat gar keinen Grund; und kann zu nichts dienen, als zu einer Warnung für die Ausleger, nicht immer mehr Sinn in einem Autor finden zu wollen, als er selbst in seine Worte gelegt hat.,
der, wenn er hörte wie man in der Stadt
cur tua plus laudes cumeris granaria nostris?
Ut, tibi si sit opus liquidi non amplius urna
<55> vel cyatho, et dicas: magno de flumine malim
quam ex hoc fonticulo tantumdem sumere. Eo fit,
plenior ut si quos delectat copia iusto
cum ripa simul avulsos ferat Aufidus acer:
at qui tantuli eget quantum est opus, is neque limo
<60> turbatam haurit aquam, neque vitam amittit in undis.
At bona pars hominum, decepta cupidine falso,
»Nil satis est«, inquit, »quia tanti, quantum habeas, sis.
Quid facias illi? iubeas miserum esse, libenter
quatenus id facit: ut quidam memoratur Athenis
<65> sordidus ac dives, populi contemnere voces
von seinem Geize spreche, naserümpfend
zu sagen pflegte: immer zische mich
der Pöbel aus, ich klatsche desto mehr mir selbst
zu Hause, wenn ich meine Füchse in der Kiste
betrachte. Tantalus schnappt ewig dürstend
dem Wasser nach, das seine dürren Lippen
vorbeifließt Wie? du lachestMan könnte fragen, was denn so Lächerliches in dem Bilde eines Menschen sei, der dazu verdammt wäre, ewig bis an die Lippen im Wasser zu stehen, und doch ewig den peinlichsten Durst zu leiden? Der alte Scholiast, dem dieser Skrupel auch auffiel, meint, man müsse bei dieser Stelle durch den Ton, worin man sie lese, nachhelfen (commendandum est hoc pronuntiatione) d. i. man müsse den Vers, Tantalus a labris sitiens fugientia captat flumina, so komisch lesen, daß der Geizhals, mit welchem der Dichter dialogieret, darüber lachen müsse; um ihn hernach fragen zu können, was lachst du? – Über den alten Scholiasten! – Man braucht sich nur der Stelle in Ciceros Rede für den Cluentius zu erinnern, wo er vor öffentlichem Gerichte die Erzählungen von den Höllenstrafen der Gottlosen für alberne Märchen erklärtNisi forte ineptiis ac fabulis ducimur, ut existimemus illum apud inferos impiorum supplicia perferre. Cic. pro Cluent. c. 61.; und der Verse des Juvenal, Sat. II. 149. s.:
Esse aliquid Manes et subterranea regna
et pontum et stygio ranas in gurgite nigras
nec pueri credunt, nisi qui nondum aere lavantur

zu erinnern, um die wahre Antwort auf die obige Frage zu finden. Zu Horazens Zeiten glaubte niemand mehr an die Homerische Hölle, an die Strafen des Tantalus, des Ixion, der Danaiden, u.s.w., man lachte über diese Dinge, als über läppische Fabeln, womit man keinem vernünftigen Menschen aufgezogen kommen müsse. Wie also Horaz ganz ernsthaft anfängt: Tantalus schnappt ewigdurstend dem Wasser nach, das seine dürren Lippen vorbeifließt – so lacht ein Harpax, weil er nicht an den allegorischen Sinn der Fabel denkt, und nicht erwartet, daß ihm der Dichter zurufen werde: was lachst du? ist die Fabel nicht unter anderm Namen deine eigene Geschichte?

? Ist die Fabel
nicht unter anderm Namen deine eigene
Geschichte? Da du über deinen Säcken,
mit allenthalben hergescharrtem Golde
gefüllt, unruhig und halbwachend schlummerst,
genötigt, sie wie Heiligtümer sorgsam
zu schonen, oder nur, wie an Gemälden,
die Augen dran zu weiden? – Weißt du denn
nicht was das Geld gilt? Nicht wozu es gut ist?
Daß Brot, Gemüse und ein Quärtchen Wein
dafür zu haben ist, und manches andre
was sich die menschliche Natur nicht gern
versagen läßt? Wie? sollte dir's soviel
Vergnügen machen, Tag und Nacht, entseelt
vor Angst und ohne Schlaf, vor Dieben
und Feuersbrünsten dich zu fürchten, und
sic solitus: populus me sibilat, at mihi plaudo
ipse domi, simul ac nummos contemplor in arca.
Tantalus a labris sitiens fugientia captat
flumina: quid rides? mutato nomine de te
<70> fabula narratur. Congestis undique saccis
indormis inhians, et tamquam parcere sacris
cogeris, aut pictis tamquam gaudere tabellis.
Nescis quo valeat nummus? quem praebeat usum?
Panis ematur, olus, vini sextarius; adde
<75> queis humana sibi doleat natura negatis.
An vigilare metu exanimem noctesque diesque
vor deinen eignen Sklaven, daß sie dich
nicht überfallen, und mit deinem Gelde
davon gehn? O! wenn Reichtum uns nichts Bessers
zu geben hat, so wünsch' ich bettelarm zu sein!
Doch – wenn ein Fieber oder sonst ein Zufall dich
aufs Lager heftet, hast du für dein Geld
doch jemand wenigstens der bei dir aufsitzt,
dir warme Tücher umschlägt, und den Arzt beschwört
dich zu erhalten und den lieben Deinen wieder
zu schenken? – Umgekehrt! Dein Weib, dein Sohn
sind Feinde deines Lebens; Nachbarn und Bekannte,
Bübchen und Mädchen, wünschen dir den Tod.
Und darfst du dich's noch wundern lassen, du,
dem seine Kasse über alles ist,
wenn niemand eine Liebe, die du nicht
verdienen magst, dir schenket? Meinest du,
Verwandte, welche die Natur dir ohne
dein Zutun gab, an dich zu ziehen und
zu Freunden dir zu machen, wäre so
verlor'ne Müh', als wenn du einen Esel
formidare malos fures, incendia, servos
ne te compilent fugientes, hoc iuvat? Horum
semper ego optarim pauperrimus esse bonorum.
<80> At si condoluit temptatum frigore corpus,
aut alius casus lecto te affixit, habes qui
assideat, fomenta paret, medicum roget, ut te
suscitet, ac reddat natis carisque propinquis?
Non uxor salvum te vult, non filius, omnes
<85> vicini oderunt, noti, pueri atque puellae.
Miraris, cum tu argento post omnia ponas,
si nemo praestet, quem non merearis amorem?
An, si cognatos, nullo natura labore
quos tibi dat, retinere velis servareque amicos,
<90> infelix operam perdas, ut si quis asellum
die Schulen lehren wolltest? Kurz, des Scharrens muß
doch einst ein Ende sein. Je mehr du hast,
je minder darf vor Dürftigkeit dir grauen.
Du hast nun was du giertest: laß es dann
dabei bewenden, daß dirs nicht zuletzt
wie dem UmmidiusMan weiß von diesem Ummidius nichts als was Horaz von ihm erzählt, wiewohl sein Name, als Geschlechtsname einer plebejischen Familie, aus Münzen und anderswoher bekannt ist. ergehe, dessen
Geschichte, weil sie kurz ist, ich dir doch
erzählen muß. Der Mann war, wie man sagte,
so reich, daß er sein Geld mit Scheffeln maß,
und auch so filzig, daß er nie sich besser
als seine Sklaven kleidete. Bis an sein Ende
war Hungers sterben seine einz'ge Furcht.
Was meint ihr daß sein Ende war? Sein liebes
getreues Kebsweib, ehmals seine Sklavin,
hieb ihm, wie eine zweite KlytemnestraFortissima Tyndaridarum. Die Tyndariden (Tyndaridae) sind die Kinder des Tyndarus, Kastor und Pollux, Helena und Klytemnestra. Horaz nennt die Beischläferin des Ummidius, weil sie ihm den Kopf mit einem Beil spaltete, wie die berühmte Klytemnestra ihrem Gemahl Agamemnon getan hatte, scherzweise die tapferste der Tyndariden, oder eine zweite Klytemnestra. – Der Qual, welche das Wort Tyndaridä den Grammatikern verursachte, hat Bentley glücklich ein Ende gemacht.,
mit einer Zimmeraxt den Kopf entzwei.
»Wohlan! Was soll ich tun? ein Mänius,
ein NomentanusOb man Mävius, Nävius oder Mänius lesen müsse? könnte uns so gleichgültig sein, als dem unbekannten Schatten desjenigen, den Horaz hier verewigt hat, die Ehre oder Schande, die ihm dadurch zuwächst. Indessen, da hier offenbar die Rede von zwei Schlemmern und lüderlichen Gesellen ist; und da Mävius und Nävius in dieser Qualität ganz unbekannte Namen sind, Mänius hingegen aus der 15ten Epistel unsers Dichters als ein berüchtigter Taugenichts, der
– all sein Erbgut, mütterlichs
und väterlichs, baldmöglichst durch die Gurgel
gejagt –
werden?« – Also immer
von einem Äußersten zum andern! Um kein Filz,
muß man ein Taugenichts, ein Schlemmer sein!
Vom glatten Tanais zum Schwiegervater
in campo doceat parentem currere frenis?
Denique sit finis quaerendi, quoque habeas plus,
pauperiem metuas minus, et finire laborem
incipias, parto quod avebas! ne facias quod
<95> Ummidius quidam, (non longa est fabula) dives,
ut metiretur nummos; ita sordidus, ut se
non umquam servo melius vestiret; ad usque
supremum tempus, ne se penuria victus
opprimeret, metuebat. At hunc liberta securi
<100> divisit medium, fortissima Tyndaridarum.
»Quid mi igitur suades? ut vivam Maenius? aut sic
ut Nomentanus?« – Pergis pugnantia secum
frontibus adversis componere? Non ego, avarum
cum veto te fieri, vappam iubeo ac nebulonem.
VisellsDies müssen damals bekannte Personen gewesen sein. Uns sind sie es nicht mehr, und wir würden nicht mehr bei diesem Verse denken können, als wenn Horaz den einen A und den andern B genannt hätte, wofern uns nicht der alte Scholiast berichtete: Tanais, ein Freigelaßner des Mäcenas, sei ein Kastrat gewesen, und der ungenannte Schwiegervater des Visellius habe einen Bruch gehabt. Zwischen diesen beiden, sagt Horaz, d. i. zwischen zu wenig und zu viel, liegt etwas in der Mitte, nämlich, eben recht. Die Linie des Wahren, Schönen und Guten, die zwischen Exzeß und Defekt gleichsam mitten durch geht, ist die Formel, in welche unser Dichter seine ganze Philosophie einzuschließen pflegt. Alle Philosophischen Sekten, die aus der Sokratischen Schule entstanden, trafen in diesem Punkte zusammen., liegt, denk' ich, etwas in der Mitte.
Halt Maß in allem, denn in allem gibt's
ein Mittel, dessen Linie das Rechte
bezeichnet; dies- und jenseits wird gefehlt.
Ich kehre nun dahin zurück, woher
ich ausging: nämlich, daß, dem Geiz'gen gleich,
niemand mit seinem Los zufrieden ist,
nur jene lobt, die einen andern Weg
im Leben gehn, wenn eines andern Ziege
mehr Milch gibt, gleich die Schwindsucht kriegen möchte,
nie mit dem großen Haufen Ärmerer sich mißt,
und diesem oder jenem stets zuvor
zu kommen eifert, immer also
dem reich zu werden Eilenden
ein Reicherer im Weg ist: Wie, sobald
das rasche Rennpferd aus den offnen Schranken
die Wagen reißt, der Wagenführer nur
die Rosse, die den seinigen zuvor
geflogen sind, zu überholen strebt,
hingegen der zurückgebliebenen
nicht achtetIch hoffe den Tadel der Kenner nicht zu verdienen, daß ich in der Übersetzung aus dem Texte von den Worten nemon' ut avarus bis zu reperire queamus, nur eine einzige Periode gemacht, das a in obstat in e verwandelt, und die admirationem pronuntiantis, die der alte Scholiast in der Wendung der Worte nemon' ut avarus se probet! etc. sehr richtig bemerkt hat, in dem zweiten Teile meiner Periode angebracht habe, anstatt daß sie im Texte zu Anfang steht. Der Sinn des Horaz verliert nicht nur nichts dadurch, sondern wird vielmehr in ein helleres Licht gestellt. Die Konstruktion wird runder, und das Resultat des ganzen Diskurses in den Worten: inde fit ut raro, etc. fällt schöner in die Augen: Kurz, es ist unleugbar, daß Horaz das habe sagen wollen, was ich ihn sagen lasse. Hätte ich Bentleys Gelehrsamkeit und Ansehen, so würde ich der Versuchung nicht haben widerstehen können, diese kleine Veränderung in den Text selbst hineinzubringen: aber invitis codicibus darf nur ein Bentley so etwas wagen.

 
Zusatz bei dieser neuen Ausgabe

Diese Stelle lautete in der ersten Ausgabe wie folget:

»Nun wieder auf den Weg zurückgekommen,
(besser: ich lenke nun dahin, woher ich ausging, ein)
wenn, gleich dem Geizhals, jeder, unzufrieden
mit seinem Lose, immer nur das Glück
bei andern sieht, und falls des Nachbars Ziege
mehr Milch gibt, gleich vor Neid die Schwindsucht kriegt,
nie mit dem großen Haufen Ärmerer
sich mißt und immer diesem oder jenem
zuvorzukommen strebt; wie, wenn die Wagen
im Wettlauf aus den Schranken sich gestürzt,
die Renner mit verhängten Zügeln jeden,
der ihnen vorgesprungen, einzuholen
(besser: der ihnen vorgeeilt, zu überholen)
wetteifern, den der hinter ihnen bleibt
verachten: ists denn Wunder, daß der Mann
so selten ist, u.s.w.«
. Daher also, daß der Mann
so selten ist, der wohl gelebt zu haben
<105> Est inter Tanaim quidquam socerumque Viselli.
Est modus in rebus, sunt certi denique fines,
quos ultra citraque nequit consistere rectum.
Illuc unde abii redeo. Nemon' ut avarus
se probet, at potius laudet diversa sequentes,
<110> quodque aliena capella gerat distentius uber
tabescat, neque se maiori pauperiorum
turbae comparet, hunc atque hunc superare laboret!
Sic festinanti semper locupletior obstat,
ut, cum carceribus missos rapit ungula currus,
<115> instat equis auriga suos vincentibus, illum
versichert, und, vergnügt mit seinem Anteil,
vom Leben wie ein Gast von einem Mahle,
gesättigt weggehtLambinus bemerkt, daß Horaz hier offenbar auf den Vers des Lukrez (L. III. 951.) anspiele, wo er die Natur redend einführt und zum Menschen sagen läßt:
Cur non ut plenus vitae conviva recedis?
? – Soviel sei genug!
Und nun, damit ich nicht die Schränke des
triefäugigen Crispin geplündert
zu haben scheinen nicht ein Wörtchen mehrDieser Crispinus (den man weder mit dem Präfectus Prätorio dieses Namens unter dem Kaiser Claudius, noch mit dem Heiligen Crispinus, dem Patron der Schuster, verwechseln muß) wird uns noch öfters in den Horazischen Satiren aufstoßen. Er war, so viel man daraus abnehmen kann, ein armer Schlucker von einem Mittelding zwischen einem der Natur mißlungenen Poeten und einem Philosophaster, der sich auf seine Geschwindigkeit im Verseschmieden viel einbildete (s. die 4te Satire) und (nach dem Berichte des alten Scholiasten) ein Buch in Versen über die Stoische Sekte geschrieben hatte. Er spielte, wie damals viele seines gleichen, den Stoiker oder Cyniker, und schwatzte so viel und vermutlich so langweilig von der Tugend, daß ihm der Name Aretalogus (Tugendlehrer) als ein Spottname angehängt wurde. – Die Ursache warum Bentley in dieser Stelle lippi, das auf den Crispin geht, in lippum verwandelt, ist eben so frostigEs wäre Unsinn, meint er, wenn Horaz, der selbst triefäugig gewesen, sich über Crispins Triefaugen aufgehalten hätte. Als ob Horaz, weil er in seinen ältern Jahren an den Augen litt, im 27sten schon lippus gewesen sein müßte! als Baxters dreiste Versicherung, daß der arme Crispin, bloß darum, weil ihn Horaz triefäugig nennt, einer von den Sittenlehrern gewesen sei,
qui Curios simulant et bacchanalia vivunt,
Die sich wie Curier stellen und Bacchanalien leben

Die Urbanität in dieser Art auf einmal mit einem Scherz abzubrechen, die den Weltmann verrät, und am Schluß eines moralischen Diskurses an einen Mäcenas so sehr am rechten Orte angebracht ist, scheint keiner von beiden gemerkt zu haben. Wenigstens ist es lächerlich, wenn Baxter meint, er habe sich durch diesen Stich auf die Stoiker den Epikuräern suaviter empfehlen wollen. Als ob ein Scherz über so einen Menschen, wie Crispinus war, den Stoikern gegolten hätte? oder als ob ein Horaz nicht, seiner eignen Laune gemäß, sich im Vorbeigehn über einen Crispinus lustig machen könnte, ohne die schmarotzerische Nebenabsicht zu haben, sich den Epikuräern dadurch zu empfehlen; wiewohl sie damals in Rom den größten Teil derjenigen ausmachten die zu essen gaben.

!
praeteritum temnens extremos inter euntem.
Inde fit, ut raro, qui se vixisse beatum
dicat, et exacto contentus tempore vitae
cedat, uti conviva satur, reperire queamus.
<120> Iam satis est! Ne me Crispini scrinia lippi
compilasse putes, verbum non amplius addam.

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