Horaz
Horazens Satiren
Horaz

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Zueignungsschrift
der ersten Ausgabe

Dem Durchlauchtig Hochgebornen Herrn, Herrn Wenzel Anton des H. R. R. Fürsten von Kauniz,

Grafen zu Rietberg etc. etc. Ritter des goldnen Vlieses, und des Königl. St. Steph. Ordens Großkreuz, Sr. Römisch Kaiserl. und Königl. Apostol. Majestät Würklichem Geheimen Rate, Staats- und Konferenz-Minister, Haus- Hof- und Staatskanzler der auswärtigen Geschäfte, auch jener der Österr. Niederlande und der Lombardei, des Militarischen Marien-Theresien Ordens Kanzler, etc. etc.
 

Gnädigster Herr!

Wenn ich der Welt gestehen darf, daß ein auffordernder Wink von Eu. Hochfürstl. Gnaden, den von mir übersetzten Briefen des Horaz auch dessen Satiren beizufügen, mich veranlaßte, die gegenwärtige Arbeit auszuführen: so wird sie es vielleicht eher für Pflicht als Zudringlichkeit ansehen, daß ich mich erkühne, Eu. Hochfürstl. Gnaden ein Werk zuzueignen, das nur durch das fremde Verdienst des ersten Urhebers der Ehre würdig sein kann, unter Höchstdero Namen und Schutze aufzutreten.

Welcher Schriftsteller würde nicht seine schönste Belohnung in dem Gedanken finden, in Augenblicken der Erholung dem erhabenen Geiste zur Unterhaltung zu dienen, dem die immer angestrengte Sorge für das Glück und die Ruhe von Europa nur Augenblicke im Schoße der Musen auszuruhen übrig läßt.

Dies war es, worauf einst Horaz stolz sein konnte, indem er den größten Teil der sinnreichen Gedichte, die man seine Satiren zu nennen pflegt, zur Unterhaltung jenes großen Staatsmannes aufsetzte, dem die damalige Welt die bewunderte Regierung Augusts, und die Nachwelt einen Virgil und Horaz zu danken hat.

Unter allen den Männern von Talenten, die das goldne Jahrhundert der römischen Literatur verewiget haben, war Horaz der vorzügliche Liebling dieses edeln Beschützers der Musenkünste; und gewiß muß er dieses Vorzugs würdig gewesen sein, da ihm vor allen das schöne Los zu Teil wurde, in jedem großen Manne der folgenden Zeiten seinen Mäcenas wieder zu finden.

Dieses Verdienst eines Geistes, dem achtzehn Jahrhunderte nichts von der Schönheit und Anmut rauben konnten, wodurch er die Edelsten seiner Zeit bezauberte, macht das Vergnügen begreiflich, das Eu. Hochfürstl. Gnaden an seinen Werken finden, und rechtfertigt den Wunsch, unsre Literatur durch eine Übersetzung bereichert zu sehen, worin die Liebhaber des Originals wenigstens die unverlierbarsten Schönheiten desselben wieder zu finden glauben könnten.

Hätte der Einfluß des Gedankens, für wen ich arbeitete, hätte die Begierde ein mir so ehrenvolles Zutrauen nicht zu täuschen, den Mangel meiner Kräfte ersetzen können: so würde Horaz weniger verloren haben, und ich weniger schüchtern sein, diese unvollkommne Arbeit Eu. Hochfürstl. Gnaden zu Füßen zu legen. Doch es ist der großen Denkart eines Kauniz gemäß, auch die noch schwachen Versuche der vaterländischen Musen nicht abzuschrecken. Der Kenner und Schützer eines jeden Talents betrachtet in ihnen nicht sowohl was sie sind, als was sie werden können, und begünstiget zum voraus eine bessere Zeit, indem Er die Bestrebungen der gegenwärtigen mit nachsichtvollen Blicken aufmuntert.

Die Muse der Geschichte ist die einzige, die sich des Rechtes anmaßen darf, Eu. Hochfürstl. Gnaden erhabenen Eigenschaften und Verdiensten ein würdiges und ewigdaurendes Denkmal zu setzen. Ihren übrigen Schwestern ist es Ehre genug, in den seltnen Augenblicken der Ruhe, zum Vergnügen des großen Staatsmannes, der für die Ruhe so vieler Völker wacht, etwas beizutragen: und möchte dieses geringe Werk nur so lange dauern können, um den Enkeln ein Zeichen der Dankbarkeit, womit sie den Wert dieser Ehre empfanden, und ein Opfer der tiefen ehrfurchtsvollen Verehrung zu sein, womit der Verfasser um Erlaubnis bittet sich nennen zu dürfen

Eu. Hochfürstl. Gnaden

untertänigst gehorsamsten Diener,
Wieland.



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