Hans Hopfen
Verdorben zu Paris
Hans Hopfen

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Schluß.

Es hat lange gewährt, bis Curt im Namen und Auftrag von Margueritens Eltern die Erlaubniß erhalten, den Sarg, welcher die schöne Elsässerin birgt, in ein anderes Grab übertragen zu lassen.

Unter den Wenigen, welche dieser zweiten Beerdigung angewohnt, ist Mancher gewesen, der sich mit besserem Fug ihr Todtengräber hätte nennen dürfen, als die schwarzen Männer, welche ihr nicht fern hinter dem Grabe des Herzogs von Cadore die schmale Grube geöffnet.

Vier Tage später ist der Capitän nach Mexico zu seinem Regimente abgereist. –

Anatole befindet sich in einem Maison de santé, wo ihn einige frühere Freunde untergebracht, die zu seinem Unterhalte das Nöthige zusammengeschossen haben. Er soll an Gehirnerweichung leiden und ist blöde, gutmüthig und furchtsam geworden.

110 Da Niemand mit ihm spielt und er nichts mehr zu verspielen hat, so spielt und wettet er den ganzen Tag mit sich selbst um die Wahrscheinlichkeit seiner Lebensdauer.

Er achtet darauf, ob der Wärter mit dem rechten oder linken Fuß über die Schwelle tritt, ob die Obstkerne in seinem Schüsselchen eine gerade oder ungerade Summe geben. Er nimmt eine Zeitung nur zur Hand, um die Buchstaben einer Spalte zu zählen, ein Buch nur, um seine Seitenzahl zu errathen.

Fortunato hat den Tag vor seiner Abreise den Marquis noch einmal besucht.

Er hat ihn regungslos vor seiner Fensterscheibe sitzend gefunden, in der linken Hand die Uhr mit dem Secundenzeiger, die rechte unters Kinn gestemmt und also unverwandt auf einen Wassertropfen starrend, der langsam über das Glas geronnen kam.

Da ist der Capitän fortgegangen, ohne des Anderen Gesicht gesehen zu haben. –

Der Baron hat die Wirthschaft des geizigen Schneiders verlassen und eine neue in einem andern Stadttheil angefangen. Euphrasie und das andere Gesinde sind ihm dahin gefolgt.

Das Geld, welches nach Abzug der Kosten für Margarethens Grab und Begräbniß von Anatole's fünfzehnhundert Francs übrig geblieben, hat Curt einem Gassenkehrer geschenkt, der nach Deutschland zurückkehren wollte, um seiner Militärpflicht Genüge zu thun.

Klopffechter hat der letzten Erzieherin seiner Tochter ein schönes Grabmal setzen lassen.

Er spricht wieder davon, sich in der Heimat ansiedeln zu wollen. Marie redet ihm zu, Onkel Tam-Tam redet ihm ab. Samuel schwankt noch und ist derweilen grau geworden vor der Zeit. –

 

Ende.

 


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