Ludvig Holberg
Der politische Kannengießer
Ludvig Holberg

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Erster Akt.

Erste Scene.

Antonius.

Antonius. Da haben wir's, da sitzt mir das Herz schon wieder in den Hosen! Nämlich, ich will mit Meister Hermann sprechen und um seine Tochter anhalten, mit der ich schon lange verlobt bin, aber heimlich. Das ist nun das dritte Mal, daß ich auf dem Wege bin, aber jedesmal bin ich wieder umgekehrt. Schämt' ich mich nicht vor dem Spectakel, den meine Mutter mir macht, es ginge diesmal wieder so. Es ist ein Naturfehler, diese Blödigkeit, den ich nicht überwinden kann: jedesmal, daß ich an die Thür klopfen will, ist mir's, als hielte mir Einer die Hand zurück. Aber frisch gewagt, Antonius, ist halb gewonnen, da hilft nun nichts, du mußt daran. – Aber erst muß ich mich ein bischen niedlich machen; Meister Hermann ist, wie ich höre, seit einiger Zeit gar curiöslich geworden. (Er nimmt sein Halstuch ab und bindet es von Frischem um, zieht einen Kamm aus der Tasche und kämmt sich das Haar, bürstet sich die Schuhe.) Na nu, denk' ich ja, kann ich so weit passiren; nun muß ich anklopfen. Sieh, so wahr ich ehrlich bin, ist's nicht, als ob mir Einer die Hand hielte! Ei, Courage, Antonius! Du hast ja, weiß ich, nichts Böses gethan; das Schlimmste, was ich kriegen kann, ist ja doch nur ein Nein. (Klopft an.) 20

Zweite Scene.

Heinrich. Antonius.

Heinrich (ein Butterbrod essend). Serviteur, Meister Antonius, wen wollt Ihr sprechen?

Antonius. Ich möchte gern Meister Hermann sprechen, falls er allein ist.

Heinrich. Ei ja, allein ist er wol, aber er sitzt und liest.

Antonius. Da ist er gottesfürchtiger als ich.

Heinrich. Käme einmal eine Verordnung heraus, daß Hercules eine Postille wäreGemeint ist der berühmte Staatsroman von A. H. Buchholz, Professor in Rinteln, gestorben als Superintendent in Braunschweig 1671, der, zuerst 1659 zu Braunschweig unter dem Titel »Des christlichen deutschen Großfürsten Hercules und des böhmischen königlichen Fräulein Valiska Wundergeschichte &c.« in einem dicken Quartanten erschienen, als ein Lieblingsbuch der Zeit, noch 1744 eine neue Auflage, die siebente oder achte, erlebte. A.d.Ü., er könnte, glaub' ich, predigen, wenn es sein müßte.

Antonius. Aber läßt seine Arbeit ihm denn so viel Zeit, solche Bücher zu lesen?

Heinrich. Der Meister, müßt Ihr bedenken, hat zwei Verrichtungen, er ist erstlich Kanngießer und zweitens ist er Politikus.

Antonius. Das reimt sich nur schlecht zusammen.

Heinrich. Die Bemerkung haben wir auch gemacht; denn wenn er mal was arbeitet, was selten genug geschieht, so sieht das so politisch aus, daß wir es wieder umgießen müssen. Uebrigens, wenn Ihr was mit ihm zu sprechen habt, könnt Ihr nur gleich in die Wohnstube gehen.

Antonius. Ich habe ein wichtiges Anliegen, Heinrich. Unter uns gesagt: ich will um seine Tochter anhalten, mit der ich seit Langem heimlich versprochen bin.

Heinrich. Allerdings, das ist ein wichtiges Anliegen, meiner Treu. Aber hört, Meister Antonius, wenn Ihr es nicht übelnehmt, so möchte ich Euch in einem Punkt einen Rath ertheilen: wenn es Euer Wunsch ist, daß Euer Anliegen glücken soll, so müßt Ihr Eure Worte auf Schrauben setzen und recht zierlich sprechen. Denn er ist verflucht curiöslich geworden seit einiger Zeit.

Antonius. Nein wahrhaftig, das thue ich nicht, Heinrich. Ich bin ein guter ehrlicher Handwerksmann, der keine Complimente gelernt hat; ich sage ihm blos schlecht und recht, daß ich seine Tochter liebe, und sie zur Frau haben will.

Heinrich. Nichts weiter? Na da will ich mir den Hals 21 abschneiden lassen, wenn Ihr sie kriegt. Das Mindeste, wie Ihr Eure Rede beginnen müßt, ist mit Sintemalen und Alldieweilen. Ihr müßt bedenken, Meister Antonius, daß Ihr mit einem studirten Manne zu thun habt, der Tag und Nacht politische Bücher liest zum Verrücktwerden. Was er seit einiger Zeit an den Leuten im Hause am meisten zu tadeln hat, das ist, daß wir alle solch gemeines Wesen an uns haben, besonders ich, den er deshalb auch nie anders ruft als: du liederlicher gemeiner Schlingel! Vorige Woche verlangte er auf einmal mit Teufelsgewalt, die Frau Meisterin sollte eine AdrienneEin damals sehr beliebtes Stück der Damengarderobe; aus Frankreich, der Heimat der Moden, stammend, führte es seinen Namen nach den Einen von der berühmten Adrienne Lecourreur, nach Andern von einem Kleidungsstück, das die nicht minder berühmte Dancourt im Jahre 1703 bei Aufführung von Barons L'Adrienne, einer Nachahmung der Andria des Terenz, zum ersten Mal getragen haben soll. Die gleich darauf vorkommende Schoßjacke (dänisch »Flasketröe«), eine Jacke mit langen ansgezackten, herniederhängenden Flügeln oder Schößen, galt, wie auch der Zusammenhang lehrt, schon zu Holbergs Zeiten als eine veraltete Tracht. A.d.Ü. tragen. Damit aber kam er nicht weit; die Frau Meisterin ist eine gute altfränkische Frau, die lieber ihr Leben ließe, ehe sie ihre Schoßjacke ablegte. Er geht mit etwas schwanger, was zum Henker es auch sei; darum wenn Eure Bewerbung glücken soll, müßt Ihr meinem Rathe folgen.

Antonius. Ich gebe nichts auf solch Laviren, meiner Treu, sondern ich gehe geradezu. (Ab.)

Dritte Scene.

Heinrich allein.

Heinrich. Die größte Schwierigkeit beim Heirathen ist, wie man seinen Antrag anfangen soll; ich bin selbst einmal auf die Freite gegangen, konnte aber in vierzehn Tagen nicht 'rauskriegen, was ich sagen sollte. Das wußte ich allerdings, daß man seinen Antrag anfangen muß mit den Worten Sintemalen oder Alldieweilen, das Unglück war nur, daß mir nichts einfiel, was diesem Sintemal nachfolgen sollte. Ich beschloß daher, mich nicht länger damit zu plagen, sondern ging hin und kaufte mir ein Formular bei Jacob Schulmeister für acht Schillinge; denn so verkauft er sie, Stück für Stück. Allein das lief für mich verteufelt schlecht ab: denn wie ich mitten in meiner Rede war, hatte ich den Rest vergessen, und das Papier aus der Tasche zu langen, schämte ich mich. Ich habe die Rede ganz perfect gekonnt, vorher und nachher, wie mein Vaterunser: aber wie es Ernst war, und ich wollte sie brauchen, da kam ich ganz ins 22 Hintertreffen damit. Sie lautete folgendermaßen: Mit dienstergebenstem Salutems-Gruß zuvor, bin ich Heinrich Andersen aus wohlüberlegtem Willen, Trieb und Neigung hiehergekommen, um Euch wissen zu lassen, daß ich aus Fleisch und Bein bin so gut wie Andere, und sintemal nun Alles in der Welt Liebe empfindet, sogar auch die unvernünftigen Bestien, also bin auch ich mit Gott und Ehren hiehergekommen, Euch zu meiner Herzallerliebsten, wiewol unwürdig, zu begehren. – Will mir Einer acht Schillinge dafür wiedergeben, so kann er die Rede kriegen, sie ist das Geld ehrlich werth. Denn das seh' ich ein: wer solche Rede hält, der kann jedes ehrlichen Mannes Tochter kriegen, welche er will. Aber da kommt der Meister, ich muß laufen. (Ab.)

Vierte Scene.

Hermann von Bremen. Antonius.

Hermann. Er soll Dank haben, Monsieur Antonius, für Seinen guten Willen. Er ist ein hübscher anständiger Kerl, ich glaube Ihm schon, daß meine Tochter sich bei Ihm ganz gut befinden würde. Aber ich wollte gern einen Schwiegersohn haben, der seine Politika studirt hätte.

Antonius. Aber, mein theurer Monsieur Hermann von Bremen, damit kann man doch nicht Frau und Kinder ernähren?

Hermann. Warum nicht? Meint Ihr, ich denke als Kanngießer zu sterben? Gebt Acht, das dauert kein halbes Jahr mehr. Ich hoffe, wenn ich den Europäischen HeroldWar der Titel eines berühmten Werkes, das Friedrich Leuthoff von Frankenberg (oder, wie er eigentlich hieß, Bernhard von Zach, geboren 1649 zu Weimar, gestorben zu Dresden 1720) im Jahre 1688 herausgab. Der gleich darauf erwähnte »Politische Nachtisch« erschien 1695 in zweiter Auflage unter dem Titel »Neuvermehrter politischer Nachtisch, zugleich vorstellend alle florirende Reiche und Republiken dieser Zeit &c.« »Herculiscus« ist ebenfalls ein politischer Roman, und zwar von demselben Buchholz, der den »Hercules« verfaßte; er erschien zuerst 1659. A.d.Ü. noch einmal durchgelesen habe, so soll man mich einladen, einen Platz im Rathe anzunehmen. Den Politischen Nachtisch kann ich schon an den Fingern, aber der ist nicht so gut. Es ist eine wahre Schande, daß der Verfasser ihn nicht etwas weitläufiger gemacht hat; Ihr kennt doch das Buch?

Antonius. Nein, ich nicht.

Hermann. Da will ich es Euch leihen: denn dafür, daß es 23 so klein ist, ist es gut genug. Meine ganze Politika habe ich aus dem Buche und dem Hercules und Herculiscus.

Antonius. Aber letzteres ist ja nur ein Roman?

Hermann. Freilich wol, aber wenn die Welt nur voll wäre von solchen Romanen! Ich war gestern an einem gewissen Orte, wo ein vornehmer Mann mir ins Ohr flüsterte: Wer das Buch mit Verstand gelesen hat, der kann der größten Bedienung vorstehen, ja ein ganzes Land regieren.

Antonius. Ja, Meister, wenn ich mich aufs Lesen lege, so versäume ich ja aber mein Handwerk.

Hermann. Ich sage Euch, Monsieur, ich denke auch nicht bei der Kanngießerei zu bleiben, ja ich hätte sie schon längst aufgeben sollen. Schon hundert brave Männer in der Stadt haben mir gesagt: Hermann von Bremen, Ihr solltet auch etwas Anderes sein. Ja, das ist erst gestern gewesen, daß ein Bürgermeister vor versammeltem Rath hat diese Worte fallen lassen: Hermann von Bremen könnte auch noch zu andern Dingen taugen als zum Kanngießer; das ist ein Mann, der geht sogar manchem von uns Rathsherren vor. Daraus könnt Ihr nun schließen, daß ich nicht als Kanngießer sterben werde. Möchte darum gern Einen zum Schwiegersohn haben, der sich auf Staatssachen legt, sintemal ich hoffe, daß wir mit der Zeit alle Beide in den Rath kommen, er sowol wie ich. Wollt Ihr nun mit dem Politischen Nachtisch anfangen, so will ich Euch jeden Samstag Abend examiniren, wie weit Ihr avancirt seid.

Antonius. Nein wahrhaftig, das thue ich nicht; ich bin zu alt, um noch einmal in die Schule zu gehen.

Hermann. Ja so seid Ihr auch nicht geschaffen, mein Schwiegersohn zu sein. Adieu. (Ab.)

Fünfte Scene.

Geske. Antonius. Nachher zwei Knaben.

Geske. Das ist was Schreckliches mit meinem Manne, daß er nie mehr in der Werkstatt ist und sich um seine Arbeit 24 bekümmert; ich wollte noch etwas zugeben, wenn ich nur wüßte, was er eigentlich treibt. Aber sieh da, Monsieur Antonius, geht Er hier allein? Will Er nicht hereinkommen?

Antonius. Nein, ich danke, Frau Meisterin, dazu bin ich zu gering.

Geske. Ei, was sind denn das für Redensarten?

Antonius. Euer Mann hat politische Einfälle gekriegt und wird nächstens mit einem Burgemeister niederkommen. Handwerksleute, wie ich und meinesgleichen, verachtet er, er dünkt sich klüger als ein Notarius Politikus.

Geske. Der Narr, der Thor! Wollt Ihr Euch an den kehren? Ich glaube eher, er wird noch einmal ein Lump und muß sich sein Brod noch zusammen betteln, als daß er Burgemeister wird. Werthester Antonius, Ihr müßt Euch nicht um ihn kümmern und müßt die Liebe nicht aufgeben, die Ihr für meine Tochter hegt.

Antonius. Von Bremen schwört darauf, daß Niemand sie haben soll, der nicht ein Politikus ist.

Geske. Und ich drehe ihr lieber den Hals um, als daß sie einen Politikus kriegt. In alten guten Zeiten war das ja ein Spitzbube, ein Politikus.

Antonius. Ich für meinen Theil werde auf keinen Fall einer, ich werde mich redlich nähren von meiner Stellmacherei. Bei der hat mein seliger Vater sein Brod gehabt, und mich soll sie, hoffe ich, ebenfalls ernähren. Da kommt ein Junge, der will gewiß mit Euch sprechen.

(Ein Knabe kommt.)

Geske. Was wollt Ihr, mein Kind?

Der Knabe. Ich wollte gern mit Meister Hermann sprechen.

Geske. Er ist nicht zu Hause; könnt Ihr's nicht mir sagen?

Der Knabe. Meine Madame läßt fragen, ob die Schüssel noch nicht fertig wäre, die sie vor drei Wochen bestellt hat; wir haben schon zwanzigmal darum geschickt, werden aber immer mit leeren Redensarten hingehalten.

Geske. Bittet Eure Madame, mein Sohn, sie soll nicht böse sein, die Schüssel wird gewiß morgen fertig. (Der Knabe geht.) 25

Ein zweiter Knabe. Ich soll ein für allemal fragen, ob die Teller noch nicht fertig sind; die könnten gemacht und wieder verbraucht sein, so lange sind sie bestellt. Meine Madame schwört darauf, daß Ihr sobald keine Arbeit wieder von uns kriegen sollt.

Geske. Hör', mein Herzenskind, wenn Ihr mal wieder was bestellt, so bestellt es bei mir; mein Mann hat seit einiger Zeit Raupen im Kopf, es hilft nichts, wenn man dem auch von Geschäften spricht. Glaubt meinem Wort, die Teller sollen zum Sonnabend fertig sein; adieu. (Der Knabe geht.) Da seht Ihr nun, mein guter Antonius, wie das bei uns zugeht; wir verlieren durch meines Mannes Versäumniß eine Arbeit nach der andern.

Antonius. Ist er denn gar nicht mehr zu Hause?

Geske. Selten, und wenn er zu Hause ist, baut er Schlösser in die Luft und hat keine Gedanken zur Arbeit. Ich verlange ja nichts weiter von ihm, als daß er ein bischen Acht auf die Leute gibt; denn was er selber macht, das müssen die Gesellen doch wieder umarbeiten. Sieh, da ist Heinrich, der kann bezeugen, was ich sage.

Sechste Scene.

Heinrich. Geske. Antonius.

Heinrich. Draußen ist ein Mann, Frau Meisterin, der will Geld haben für acht Tonnen Kohlen, die wir gestern gekriegt haben.

Geske. Ja, wo soll ich Geld herkriegen? Er muß warten, bis mein Mann nach Hause kommt. Kannst Du mir nicht sagen, was mein Mann nur so Tag für Tag vorhat?

Heinrich. Wenn die Frau Meisterin reinen Mund halten will, kann ich ihr das schon sagen.

Geske. Auf mein Wort, Heinrich, ich verrathe Dich nicht.

Heinrich. Da wird alle Tage ein Collegium gehalten, das nennen sie Collegium politicum; da kommen sie über zwölf Mann hoch zusammen und schwatzen von Staatssachen. 26

Geske. Wo wird die Versammlung gehalten?

Heinrich. Die Frau Meisterin muß nicht sagen die Versammlung, es heißt Collegium.

Geske. Wo wird also das Collegium gehalten?

Heinrich. Das wird abwechselnd gehalten, bald beim Einen, bald beim Andern, und heut (aber kein Wort nachsagen!) soll es hier bei uns gehalten werden.

Geske. Haha, nun begreife ich, warum er mir heut so sehr zuredete, ich möchte doch Schmidts Annecke besuchen.

Heinrich. Die Frau Meisterin kann ja immer gehen, aber rasch wiederkommen und sie überrumpeln. Gestern wurde selbiges Collegium bei Jens Bierzapfer gehalten, da sah ich sie alle um einen Tisch sitzen und unser Meister saß obenan.

Geske. Kanntest Du einige von ihnen?

Heinrich. Ja, freilich, ich kenne sie allzusammen, laß mal sehen: unser Meister und der Wirth vom Hause waren zwei, Franz Perrückenmacher drei, Christopher Maler vier, Gilbert Tapetenwirker fünf, Christian Färber sechs, Geert Kürschner sieben, Henning Brauer acht, Siebert Thorschreiber neun, Niels Schreibemeister zehn, David Schulmeister eilf und Richard Bürstenbinder zwölf.

Antonius. Das sind mir alle just die richtigen Kerle, um von Staatssachen zu sprechen. Hörtet Ihr nicht, was sie sprachen?

Heinrich. Hören that ich es schon, aber ich verstand nur nicht viel davon. Da hörte ich, daß sie Kaiser, Könige und Kurfürsten ab- und Andere an ihre Stelle setzten. Nun sprachen sie von Zoll, nun von Accise und Consumtion, jetzt von untauglichen Leuten, die im Rathe wären, jetzt von Hamburgs Aufnahme und Verbesserung des Handels; nun schlugen sie Bücher nach, nun guckten sie in die Landkarte. Richard Bürstenbinder saß mit einem Zahnstocher in der Hand, ich denke mir, er wird wol Sekretär in diesem Rath gewesen sein.

Antonius. Ha, ha, ha, das erste Mal, das ich ihm begegne, grüß' ich ihn meiner Treu: guten Tag, Herr Sekretär.

Heinrich. Ja, aber nur nichts nachsagen! Der Henker lasse 27 sich mit solchem Volk ein, das Könige und Fürsten absetzen kann, ja selbst Bürgermeister und Rath.

Geske. Sprach mein Mann auch mit?

Heinrich. Nicht viel, er sitzt blos und grübelt nach und schnupft Tabak, während die Andern sprechen, und wenn sie ausgesprochen haben, gibt er die Entscheidung.

Geske. Kannte er Dich denn nicht?

Heinrich. Er sah mich nicht, ich war in einer andern Stube. Aber wenn er mich auch gesehen hätte, so hätte ihm seine Erhabenheit nicht erlaubt, mich zu kennen; er machte ein Gesicht wie ein Kreisoberst, wie der oberste Bürgermeister, wenn er einem Minister Audienz gibt. Sowie das Volk ins Collegium kommt, so kriegt das wie einen Nebel vor die Augen, so daß sie nichts mehr sehen, selbst nicht ihre besten Freunde.

Geske. Ach ich armes Weib! Der Mann stürzt uns noch gewiß ins Unglück, wenn Bürgermeister und Rath das erfahren, daß der sitzt und die Stadt reformirt; die guten Leute hier in Hamburg wollen keine Reformen haben. Gib nur Acht, ob wir nicht Wache vor's Haus kriegen, eh' wir noch ein Wort davon wissen, und mein guter Hermann von Bremen wird abgeschleppt ins Gefängniß.

Heinrich. Das kann leicht geschehen, der Rath war nie so mächtig als jetzt, seit die Kreistruppen aus Hamburg verlegt sind; die ganze Bürgerschaft würde nicht im Stande sein, ihn zu schützen.

Antonius. Dummes Zeug, solche Kerle sind ja nur zum Lachen; was weiß ein Kanngießer, ein Maler oder Bürstenbinder von Staatssachen? Statt sich davor zu ängstigen, wird der Rath sich blos darüber amüsiren.

Geske. Ich will doch sehen, ob ich ihn nicht überrumpeln kann. Laßt uns so lange hineingehen. 28


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