Ludvig Holberg
Jeppe vom Berge oder Der verwandelte Bauer
Ludvig Holberg

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Ludwig Holberg

Jeppe vom Berge
oder
Der verwandelte Bauer.

Komödie in fünf Akten.

Aus dem Dänischen von Robert Prutz.

 


 

Leipzig und Wien
Bibliographisches Institut
[1872]

 

Dieses Stück schließt sich der Zeit seiner Entstehung nach unmittelbar an »Jean de France«. Zuerst 1722 auf die Bühne gebracht, gehörte es von jeher zu den Lieblingsstücken des dänischen Publikums; in den 21 Jahren von 1748–1769 wurde es 32mal aufgeführt, eine Zahl, die außerdem unter allen Holbergschen Stücken nur noch von der »Maskerade«, dem »Plutus« und dem »Mann, der keine Zeit hat« (Den Stundeslöse) erreicht ward, und auch in den nächstfolgenden 70 Jahren (von 1769–1838) ging es noch 66mal über die Breter. Den Stoff – es ist in der Hauptsache derselbe, der uns schon in dem Märchen vom erwachten Schläfer in 1001 Nacht begegnet und der dann in neuester Zeit dem Münchener Lustspieldichter J. von Plötz seinen allbeliebten »Verwunschenen Prinzen« lieferte – entnahm der Dichter, wie er selbst angiebt, der »Utopia« des Jesuiten Jacob Bidermann (geb. zu Ehingen in Schwaben 1579, gest. in Rom 1639), einer beliebten Anekdotensammlung des 17. Jahrhunderts, die auch zu Holbergs Zeit noch vielfach gelesen ward. Denselben Stoff hat bekanntlich auch Shakespeare in der Einleitung zu seiner »Zähmung der Widerspänstigen« benutzt; doch hat Holberg Shakespeare und somit auch die »Zähmung der Widerspänstigen« gewiß nicht gekannt. Auch Christian Weise's (des sogenannten Schulmeisters von Zittau) Lustspiel »Von dem träumenden Bauern am Hofe Philippi Boni in Burgundien«, welches ebenfalls denselben Stoff behandelt, war ihm ohne Zweifel unbekannt. Jedenfalls ist dasjenige, was dem Stücke seinen eigentlichen und unschätzbaren Werth verleiht, nämlich die Charakteristik des Jeppe, des nichtsnutzigen, faulen, versoffenen und dabei doch so grundehrlichen, gutmüthigen, treuherzigen seeländischen Bauern, Holbergs alleiniges und unbestrittenes Eigenthum. – Auf der deutschen Bühne des vorigen Jahrhunderts wurde das Stück als »Der betrunkene Kesselflicker« gegeben, bis dann zu Anfang des gegenwärtigen (im »Almanach dramatischer Spiele für 1805«) Kotzebue den Versuch machte, es unter dem Titel »Der Trunkenbold« für den veränderten Geschmack der Zeit umzuarbeiten; doch ist die Bearbeitung vollständig mißlungen, hat auch, so viel uns bekannt, niemals das Licht der Lampen erblickt.


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