Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Hohe Gitter, Taxushecken,
      
 Wappen nimmermehr vergoldet,
      
 Sphinxe, durch das Dickicht schimmernd ...
      
 ... Knarrend öffnen sich die Tore. –
      
 Mit verschlafenen Kaskaden
      
 Und verschlafenen Tritonen,
      
 Rokoko, verstaubt und lieblich,
      
 Seht ... das Wien des Canaletto,
      
 Wien von siebzehnhundertsechzig ...
      
 ... Grüne, braune stille Teiche,
      
 Glatt und marmorweiß umrandet,
      
 In dem Spiegelbild der Nixen
      
 Spielen Gold- und Silberfische ...
      
 Auf dem glattgeschornen Rasen
      
 Liegen zierlich gleiche Schatten
      
 Schlanker Oleanderstämme;
      
 Zweige wölben sich zur Kuppel,
      
 Zweige neigen sich zur Nische
      
 Für die steifen Liebespaare,
      
 Heroinen und Heroen ...
      
 Drei Delphine gießen murmelnd
      
 Fluten in ein Muschelbecken ...
      
 Duftige Kastanienblüten
      
 Gleiten, schwirren leuchtend nieder
      
 Und ertrinken in den Becken ...
      
 ... Hinter einer Taxusmauer
      
 Tönen Geigen, Klarinetten,
      
 Und sie scheinen den graziösen
      
 Amoretten zu entströmen,
      
 Die rings auf der Rampe sitzen,
      
 Fiedelnd oder Blumen windend,
      
 Selbst von Blumen bunt umgeben,
      
 Die aus Marmorvasen strömen:
      
 Goldlack und Jasmin und Flieder ...
      
 ... Auf der Rampe, zwischen ihnen
      
 Sitzen auch kokette Frauen,
      
 Violette Monsignori ...
      
 Und im Gras, zu ihren Füßen
      
 Und auf Polstern, auf den Stufen
      
 Kavaliere und Abbati ...
      
 Andre heben andre Frauen
      
 Aus den parfümierten Sänften ...
      
 Durch die Zweige brechen Lichter,
      
 Flimmern auf den blonden Köpfchen,
      
 Scheinen auf den bunten Polstern,
      
 Gleiten über Kies und Rasen,
      
 Gleiten über das Gerüste,
      
 Das wir flüchtig aufgeschlagen.
      
 Wein und Winde klettert aufwärts
      
 Und umhüllt die lichten Balken,
      
 Und dazwischen farbenüppig
      
 Flattert Teppich und Tapete,
      
 Schäferszenen, keck gewoben,
      
 Zierlich von Watteau entworfen ...
Eine Laube statt der Bühne,
      
 Sommersonne statt der Lampen,
      
 Also spielen wir Theater,
      
 Spielen unsre eignen Stücke,
      
 Frühgereift und zart und traurig,
      
 Die Komödie unsrer Seele,
      
 Unsres Fühlens Heut und Gestern,
      
 Böser Dinge hübsche Formel,
      
 Glatte Worte, bunte Bilder,
      
 Halbes, heimliches Empfinden,
      
 Agonien, Episoden. . .
      
 Manche hören zu, nicht alle ...
      
 Manche träumen, manche lachen,
      
 Manche essen Eis ... und manche
      
 Sprechen sehr galante Dinge ... ...
      
 Nelken wiegen sich im Winde,
      
 Hochgestielte weiße Nelken,
      
 Wie ein Schwarm von weißen Faltern,
      
 Und ein Bologneserhündchen
      
 Bellt verwundert einen Pfau an.
(1892)