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Mit silbergrauem Dufte war das Tal
      
 Der Dämmerung erfüllt, wie wenn der Mond
      
 Durch Wolken sickert. Doch es war nicht Nacht.
      
 Mit silbergrauem Duft des dunklen Tales
      
 Verschwammen meine dämmernden Gedanken,
      
 Und still versank ich in dem wehenden,
      
 Durchsichtigen Meere und verließ das Leben.
      
 Wie wunderbare Blumen waren da,
      
 Mit Kelchen dunkelglühend! Pflanzendickicht,
      
 Durch das ein gelbrot Licht wie von Topasen
      
 In warmen Strömen drang und glomm. Das Ganze
      
 War angefüllt mit einem tiefen Schwellen
      
 Schwermütiger Musik. Und dieses wußt ich,
      
 Obgleich ichs nicht begreife, doch ich wußt es:
      
 Das ist der Tod. Der ist Musik geworden,
      
 Gewaltig sehnend, süß und dunkelglühend,
      
 Verwandt der tiefsten Schwermut.
Aber seltsam!
Ein namenloses Heimweh weinte lautlos
      
 In meiner Seele nach dem Leben, weinte,
      
 Wie einer weint, wenn er auf großem Seeschiff
      
 Mit gelben Riesensegeln gegen Abend
      
 Auf dunkelblauem Wasser an der Stadt,
      
 Der Vaterstadt, vorüberfährt. Da sieht er
      
 Die Gassen, hört die Brunnen rauschen, riecht
      
 Den Duft der Fliederbüsche, sieht sich selber,
      
 Ein Kind, am Ufer stehn, mit Kindesaugen,
      
 Die ängstlich sind und weinen wollen, sieht
      
 Durchs offene Fenster Licht in seinem Zimmer –
      
 Das große Seeschiff aber trägt ihn weiter,
      
 Auf dunkelblauem Wasser lautlos gleitend
      
 Mit gelben, fremdgeformten Riesensegeln.