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XIX.
ELEGIE

BEI DEM GRABE MEINES VATERS.

    Selig alle, die im Herrn entschliefen!
Selig, Vater, selig bist auch du!
Engel brachten dir den Kranz, und riefen;
Und du gingst in Gottes Ruh;

   Wandelst über Millionen Sternen,
Siehst die Handvoll Staub, die Erde, nicht,
Schwebst im Wink durch tausend Sonnenfernen,
Schauest Gottes Angesicht; [236]

   Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen;
Trinkest durstig aus dem Lebensquell;
Nächte, voll von Labyrinthen, tagen,
Und dein Blick wird himmelhell.

   Doch in deiner Ueberwinderkrone
Senkst du noch den Vaterblick auf mich;
Betest für mich an Jehovas Throne,
Und Jehova höret dich.

   Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet,
Den mir Gott aus seiner Urne gab,
Schwebe, wann mein Todeskampf beginnet,
Auf mein Sterbebett' herab:

   Daß mir deine Palme Kühlung wehe,
Kühlung, wie von Lebensbäumen träuft;
Daß ich sonder Graun die Thäler sehe,
Wo die Auferstehung reift; [237]

   Daß mit dir ich durch die Himmel schwebe,
Wonnestralend und beglückt, wie du;
Und mit dir auf Einem Sterne lebe,
Und in Gottes Schooße ruh.

   Grün' indessen, Strauch der Rosenblume,
Deinen Purpur auf sein Grab zu streun.
Schlummre, wie im stillen Heiligthume,
Hingesäetes Gebein. [238]


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