Peter Hille
Skizzen
Peter Hille

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Ausgegrabenes

In grauen Zeiten, da Deutschland noch einig war und seine Gottesfurcht an einem Tag für die Woche aus unterschiedlichen Kirchen bezog, da soll an den romantischen Ufern des düsterschopfige Weidenköpfe der Fichten und spielhaarige Maienlocken schlanker Birken spiegelnden Schlachtensees ein gar stolzes Gebäude gestanden sein.

So eine Art modernes Babel. Sprachen wurden da viel gesprochen.

Aber der Haferbrei verstand den Schinken nicht. Und die ganze Sache ging daran zu Grunde, daß in dieser tragisch erhebenden Zeit der befreiende Held entblieb, der zuerst es gefunden, wie Tee mit Rum zu mischen.

An der Spitze dieser geheimnisvollen Priesterschaft standen zwei Männer. Hart in Wort und weich an Tat.

Der eine in seiner Jugend frühen Tagen ein schäumender Most; da ihn aber die Kelter des Zornes gekeltert, ward es ein gar feurig glühender Prophetenwein.

Der zweite aber war ein Priester, dem war das Tauwasser seines Gemüts vor der Kälte seines Geistes zu lauter Eisnadeln gefroren. Es jammerte sie aber des Volks und sie erbauten den Tempel der Menschheit. Und siehe, die Kinder der Welt kamen gezogen in Neugier und Verlangen und opferten ihre Gaben.

Und das edle Herz der Erde frohlockte laut.

Dann aber kam das Verhängnis.

Zwiespältig wie die Art des Menschen ist der Bericht.

Das Haus soll auseinandergelaufen sein wie seine Bewohner, und seine Stätte ward nicht mehr gefunden.

In einem Archiv der unfruchtbaren, nur von Steinbrüchen lebenden Insel Kaukasus will ein gelehrter Reisender eine Schrift entdeckt haben des Titels:

»Lock-Aal-A-Nzeig-Er«

Hierin stand ein Jubiläumsartikel, wie man in diesen unentwickelten Zeitläufen wohl eine Sache bezeichnete, die heute alles ist und morgen nichts.

Es lebte damals nämlich vor tausend Jahren ein nun längst verschollner, verdienter Vergessenheit anheimgefallner Dichter: Peter Hille.

Dieser soll nun, übernommen von dem einzigen Ereignis, von seiner Dachkammer, die er da droben mit der Gnade seiner Freunde bezogen hatte, unbemerkt in den festlichen Vorbereitungen zu den Tiefen des hohen Hauses hinabgestiegen sein, mitten unter die Geister erlesner Weine, die da des großen Tages harrten.

In seiner Seligkeit und der bangen Bedrängnis morgiger Wonnen vergaß er ganz des Krahns zu walten und es erhob sich eine mächtige, gold und rot gemengte Welle und hob den sanft entschlummernd zwischen die beiden Mutterfäßchen gesunkenen Dichter, um die er liebend auch im Schlummer noch die Arme geschlungen, in höhere Regionen. Und dieser Welle Ungestüm hob auch die Grundvesten der Hartburg und begrub all die Gäste in großem Falle.

 


 


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