Peter Hille
Skizzen
Peter Hille

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Banger Traum. Karma

Das ist vollzogen, Basalt. Geronnener Ursturm. Gegend fremdeigen. Rötlich umbuscht, bestimmt, fernzitternd Geleise eines Waldwegs. Wohin? Das soll Kindererde sein. Heimat. Mehr als die besondere Heimat. Die Besuchsheimat, meines Vaters Dorf. Ein Etwas folgt mir. Ein Ochse vermutlich. Stumm. Mein Ahnen spürt Hörner über der Beuge.

Ein Kärrnerfuhrwerk. Breitachsig vertraut, ein Ungefähr, ein mitbekannter Heimatling.

Das sichert.

Und ich sehe mich um, angemutet. Und dieses lange Untier hinter mir, ein erster tiefer Blick überzeugt mich: es ist kein Ochse. Eine Kuh.

Und Kühe ruhen. Sehr lange Kühe. Ruhende Vorgebirge, sage ich, immer dichterisch.

Und dann bin ich wo zu Haus. Zugleich wohl. Wenn der Geist allein zu Hause ist, der Weltumtaster.

Ja, der Weltumtaster.

Diese Stube, hell schräg. Und so ungewohnt. Mein Zimmer. Mein Ich. Aber fremd so. Fremd umkrustet, eingekrustet. Undurchbrechbar.

Eine dunkle, schwertiefe Umhausung, eine Seelengefangenschaft, eine Hineingeronnenheit aus einer langsam wild seltsam verlorenen Wunderseele.

Und keine Tür. Eine verdeckte, langsam erworbene Enge. Bewandtheit, Beengtheit; wie helles Glas. Sogleich setzt braun, neu deutlich, regelgliedrig eine Treppe an. Hinab. Fenstergebälk, frisch, eng, bestimmt.

Kinder. Zwei wohl. Eigene. Mit sich beschäftigt in Kleidern die Hausfrau.

Um mich so ein fremdspöttisch kluger, anders urteilender, feiner, kleiner Vetter mit spitzer Sprache. Die können so gucken, die sind nah dazu und weit genug. Der erklärt mich hinein im Zwang, wo er frei zu Hause, wo ich mich gewöhnen muß.

Und meine Schuhe. Groß. Gelbbraun. Staubiges Leder. Wie Heide sieht es heraus.

Nun sehe ich auf die Sohle. Die fehlt ganz.

Und wichtige Schriften von mir überall. Kinder haben damit gespielt. Zerrissen. Was mag wohl noch da sein davon.

Das drängt müde, bewegt sich auf mich zu von allen Rändern. Ich bin verdammt. Ich dränge und hebe mich auf und presse ein Gebet gegen die Decke – und bin noch in der Wirklichkeit, die noch nicht geronnen, der noch immerhin irgendwie gestaltbaren Wirklichkeit.

 


 


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