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Ein Luftschiffer

(1906)

Ich war eben als junger Hauptmann in den Generalstab eingetreten, erzählte der Major, als ich die Bekanntschaft eines Mannes machte, der mich durch den sinnenden, etwas träumerischen Ausdruck seines nicht eben schönen, aber charaktervollen Gesichts gleich beim ersten Begegnen lebhaft anzog.

Er mochte ein paar Jahre älter sein als ich, war Privatdocent am Polytechnikum für Physik und Mechanik, und man sagte von ihm, er sei besonders für die letztere Wissenschaft begabt und habe schon einige sehr sinnreiche Erfindungen gemacht, so daß seine näheren Bekannten ihn scherzend den kleinen Edison nannten.

Als Artillerist hatte auch ich Interesse für alles, was ins Gebiet der Technik fiel, doch das war es nicht, wodurch wir einander näher kamen. Seine Bekanntschaft hatte ich in einem Café gemacht, wo ich mich fast jeden Nachmittag einfand, um ein paar Partieen Schach zu spielen, ehe ich wieder an meine Dienstgeschäfte ging.

Sie wissen, Schachspieler stehen zu einander in einem ähnlichen Verhältniß wie Freimaurer. Welchem Stande oder Berufe sie angehören mögen, am Schachbrett fühlen sie sich durch ein gemeinsames brüderliches Band verbunden. So kam es, daß ich diesem neuen Bekannten, nachdem Jeder dem Anderen eine Partie abgewonnen hatte, beim Abschied die Hand drückte, als wären wir die ältesten Freunde.

Diese Freundschaft befestigte sich auch im Laufe des Winters, obwohl kaum andere Interessen zwischen uns zur Sprache kamen, als was sich auf das Spiel bezog. Nur zuweilen, wenn wir uns gegenseitig nach Hause begleiteten, fielen einige persönliche Worte, die mich aber meinerseits in der Überzeugung bestärkten, daß dieser ernste Träumer ein warmes, tiefes Gemüth und zartes Mitgefühl für alles Menschliche unter der kühlen, gleichmüthigen Außenseite verbarg, wenn auch eine leidenschaftlichere Regung in ihm nur geweckt wurde, wo sich's um ein Problem seiner Wissenschaft handelte.

So war es mir betrüblich, als im Frühjahr ein Ruf als Professor an eine technische Hochschule in Norddeutschland ihn mir entführte. Wir hatten uns dermaßen ineinander eingelebt, daß wir's als einen Verlust empfanden, wenn einer einmal beim Schachtisch ausblieb. Der kleine Club, der ihn ebenfalls sehr schätzte, veranstaltete eine Abschiedsfeier, bei der wir in eine so ungebundene Stimmung kamen, daß wir miteinander Brüderschaft machten und uns versprachen, den traulichen Faden auch nach der Trennung wenigstens brieflich fortzuspinnen.

Dazu kam es nun freilich nicht. Unsere Wege gingen zu weit auseinander. Nur seine Vermählung, die nach vier Jahren erfolgte, zeigte er mir durch ein gedrucktes Blatt an, und in der Zeitung las ich, daß er sich um die Erfindung des lenkbaren Luftschiffes bemüht habe, aber bei zwei ziemlich hoffnungsvollen Versuchen jedesmal gescheitert sei.

Da überraschte mich – inzwischen waren etwa zehn Jahre vergangen – ein Brief von ihm, der an die alte Freundschaft anknüpfte, sein Schweigen mit übermäßiger Arbeit entschuldigte, nun aber herzlich – mit dem alten Du, das noch gar nicht recht in Gebrauch gekommen war – mich einlud, ihn zu besuchen, um der öffentlichen Probe auf seine endlich geglückte aeronautische Erfindung beizuwohnen.

Ich erhielt den Brief gerade nach Schluß der Herbstmanöver, die mich so stark mitgenommen hatten, daß ich einer gründlichen Erholung bedurfte. Der Urlaub, um den ich einkam, wurde mir auch bewilligt, und obwohl bis zu dem großen Tage noch eine Woche vergehen sollte, säumte ich doch nicht, meinen Koffer zu packen und mich sofort auf die Fahrt zu machen.

*

Als ich Abends in H. ankam, fand ich den Freund auf dem Bahnhof meiner wartend, hatte aber Mühe, den Eindruck zu verbergen, den seine Erscheinung auf mich machte. Er sah um weit mehr als zehn Jahre gealtert aus, das Gesicht grau und hager, die Haare an den Schläfen fast weiß, in den Augen, die unstät in ihren Höhlen lagen, ein seltsam geistesabwesender Blick, der manchmal, wenn er eine Weile geschwiegen hatte, sogar einen Ausdruck von Irrsinn hatte.

Doch bei der ersten Begrüßung zeigte er die alte herzliche Freundesmiene und das Bemühen, sich mir dienstbar zu erweisen. Er trug mein Köfferchen selbst zu der Droschke, die uns in die Stadt bringen sollte, nöthigte mich einzusteigen und sagte, daß er mich leider in seiner eigenen Wohnung nicht beherbergen könne, da das frühere Fremdenzimmer jetzt seinen beiden Kindern eingeräumt sei. Er habe mir aber in einem ganz nahe gelegenen Hôtel Quartier bestellt und dort ausgemacht, daß ich bis auf die getrennte Wohnung nur ihm und seiner Familie angehören werde und gleich den ersten Abend zu ihm herüberkommen müsse. Es würde auch seine Frau kränken, wenn ich mich nicht, solange ich in H. verweilte, durchaus als ihren Gast betrachtete.

Ich fragte während der Fahrt nach ihr und den Kindern. Du wirst sie ja sehen, erwiderte er kurz und fing dann sogleich an, von seinem Luftschiff zu sprechen, und wie glücklich es ihn mache, endlich das Problem der Lenkbarkeit gelöst zu haben. In den nächsten Tagen werde er sich mir nicht so ganz, wie er selbst wünsche, widmen können, da noch die letzte Hand an die große Maschine zu legen sei, nur an die äußere Ausgestaltung, da die innere Construction bis in die letzten Theile vollendet sei und das Werk bei einer geheimen nächtlichen Generalprobe sich auch durchaus als leistungsfähig bewährt habe. Mittags und Abends aber rechne er darauf, mich regelmäßig zu sehen und unsere alte Kampfgenossenschaft hin und wieder zu erneuern.

In seiner Art, zu sprechen, verrieth sich, wie im Ausdruck seines Gesichts, eine beständige unruhige Erregung, eine Zerstreutheit, die ihn zuweilen einen angefangenen Satz nicht vollenden ließ. Doch hatte ich eigentlich kein Arg dabei, da ich wohl begriff, daß eine so große, folgenschwere Entscheidung, wie sie ihm bevorstand, eine feinbesaitete Natur aus ihrem Gleichgewicht bringen konnte.

Wir waren in das Hôtel gekommen, wo er mir ein freundliches Zimmer und ein Schlafcabinett bestellt hatte, und er verließ mich mit der wiederholten Ermahnung, unverzüglich mich bei ihm einzufinden, sobald ich den Reisestaub abgeschüttelt hätte. Das Haus liege nur dreißig Schritte entfernt in der nächsten Straße um die Ecke, Nummer so und so.

Ich machte denn auch rasch ein wenig Toilette und eilte mich, seiner Weisung zu folgen. Er wohnte im ersten Stock eines ansehnlichen Hauses und öffnete auf mein Klingeln mir selbst, als ob er mich ungeduldig erwartet hätte. Auch hierin verrieth sich die fieberhafte Unruhe, in der er sich befand.

Im Wohnzimmer, in das er mich führte, fand ich seine junge Frau. Sie stand bei meinem Eintritt von dem Schaukelstuhl auf, in dem sie, ein Buch in der Hand, neben einer hohen Lampe gelegen hatte, die einen warmen Schein über ihr weißes Gesicht warf. Sie war eher klein von Wuchs, aber von so ebenmäßig schlanken, schmiegsamen Gliedern, daß sie größer erschien, dabei in allen Bewegungen leicht und anmuthig. Wer nicht wußte, daß sie sechsundzwanzig Jahre alt war und zwei Kinder geboren hatte, mußte sie für ein eben herangewachsenes Mädchen halten.

Ungemein reizend war das Gesicht, alle Züge fast kindlich weich und unschuldig. Und doch war im Blick dieser großen grauen Augen, die seltsam fest und gespannt, wie forschend, sich auf den, den sie begrüßten, richteten, etwas, das eine Vertraulichkeit mit diesem jungen Wesen, ein harmloses Sichfreuen an ihrer Nähe nicht aufkommen ließ. Ich fühlte das in der ersten Minute, und die höflich kühle Art, mit der sie mir ihre kleine Hand reichte, verrieth mir, daß die Abneigung gegenseitig war, und daß von einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen mir und der Frau meines Freundes nie die Rede sein würde.

Er aber merkte davon nichts. Er führte mich vor seine Frau wie ein Mensch, der einen, den er lieb hat, seinen größten Schatz sehen lassen möchte, in der Hoffnung, beneidet zu werden. Es kam aber nicht zu einer unbefangenen Stimmung. Alles, was die Frau sagte, war klug und gewandt, aber ihre Versicherung, daß sie sich freue, den alten Freund ihres Mannes kennen zu lernen, klang so seelenlos wie eine Phrase, bei der sie an ganz etwas anderes dachte.

Auch die Kinder, die dann hereinsprangen, um Gutenacht zu sagen, konnten das Eis nicht zum Schmelzen bringen. Es waren zwei allerliebste Geschöpfe, ein kleines Mädel von etwa fünf Jahren, der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, nur mit einem lieblicheren Ausdruck, und ein Bübchen zwischen drei und vier Jahren, ein drollig treuherziges Kerlchen, das sogleich mein ganzes Herz gewann. Der Vater aber war in seine Zerstreutheit zurückgesunken und gab sich nicht viel mit ihnen ab, während die Mama beide nur auf die Stirn küßte und, nachdem sie mir eine Hand hatten geben müssen, sie dem Mädchen übergab, sie zu Bett zu bringen.

Gleich darauf wurde die Thür zum Eßzimmer geöffnet, ich mußte der Hausfrau den Arm bieten, sie hineinzuführen, und wir setzten uns an den zierlich gedeckten Tisch, auf dem ein reichliches, doch nicht üppiges Nachtessen aufgetragen war. Wein in geschliffenen Karaffen stand dazwischen, doch vor Jedem von uns Männern ein gefüllter Bierkrug, womit mein Freund an die guten alten Münchner Zeiten, die wir gemeinsam verlebt, erinnern wollte.

Die junge Hausfrau trank nur Milch.

Wir saßen noch nicht lange, und das Gespräch wollte noch immer nicht recht in Gang kommen, als zu der offen gebliebenen Thür noch ein Gast hereintrat, seine Verspätung mit Amtsgeschäften entschuldigend.

Es war ein junger Mann von etwa dreißig Jahren, mit einem hübschen, etwas selbstgefälligen Gesicht und einem munteren Lächeln, das sehr blanke Zähne sehen ließ. Er verneigte sich ehrerbietig vor der Hausfrau, grüßte ihren Gatten mit einem vertraulichen Kopfnicken und trat dann mit einer Verbeugung vor mich hin. Ich habe die Ehre, mich Ihnen vorzustellen, Herr Major; mein Name ist ***, Neffe und College Ihres Gastfreundes, da ich seit zwei Jahren ebenfalls an der Technischen Hochschule dociere; leider nur Geschichte und Literaturgeschichte, zwei Fächer, die bekanntlich den Herren Polytechnikern meist sehr überflüssig dünken. Ich tröste mich über das Loos, unter den Collegen nur geduldet und nicht ganz für voll angesehen zu werden, mit dem Vorzug, im Hause des theuren Onkels und der verehrten Frau Tante eine Art Sohnesrecht zu genießen und den jungen Herrschaften als väterlicher Freund und Spielgefährte unentbehrlich zu sein.

Wir hatten uns die Hände geschüttelt, worauf er sich der Hausfrau gegenübersetzte und mit gutem Appetit die versäumte Zeit wieder einbrachte. Frau Ellen hatte ihn nur mit einem leichten Neigen des schönen Köpfchens begrüßt, ihr Mann mit einem Blick, der mich erkennen ließ, daß er diesen Neffen mit warmer Zärtlichkeit wie einen jüngeren Bruder im Herzen hegte. Doch machte ihn seine Gegenwart nicht gesprächiger, er überließ ihm fast ganz die Unterhaltung, und erst als der junge Herr auf München zu sprechen kam, wo er ein Jahr an der Universität studiert hatte, gab auch er aus seinen eigenen Erlebnissen dann und wann ein Wort dazu, so daß allerlei Lustiges und Denkwürdiges zur Sprache kam.

Die junge Frau hörte schweigend zu. Ich wußte nicht, ob sie ermüdet oder von irgend einer Sorge befangen war. Nur einmal fing ich einen raschen, bedeutungsvollen Blick auf, den sie ihrem gesprächigen Gegenüber zuwarf, und der ihn mitten in seinem Plaudern und Lachen betroffen zu machen schien. Gleich darauf war er wieder im alten Zuge.

Als das Mahl zu Ende war, stand mein Freund auf und sagte: Ihr müßt verzeihen, Kinder, wenn ich auf unseren Freund jetzt Beschlag lege. Ich habe das Gefühl, als müßten wir das Wiedersehen nach so langer Zeit auf dieselbe Art feiern, wie es bei unserm ersten Begegnen geschehen ist. Drinnen ist das Schachbrett bereits aufgestellt. Ich überlasse es dir, lieber Kurt, Wien zu unterhalten. Allzulange wird diese Ritterpflicht nicht dauern. Unser Freund hat gewiß in den zehn Jahren sich zu einem Matador vervollkommnet, während ich die edle Kunst schändlich vernachlässigt habe.

Wir erhoben uns nun auch und gingen in das Wohnzimmer zurück. Während wir spielten, hatte ich Zeit, das andere Paar hin und wieder zu beobachten. Die beiden saßen in einer halbdunklen Ecke des Zimmers, die Frau sich leise wiegend in ihrem Schaukelstuhl, der Herr Neffe auf einem Taburett neben ihr. Sie sprachen so leise, daß ich nicht ein Wort belauschen konnte. Ich weiß aber nicht, wie es kam, daß ich dem Gedanken nicht wehren konnte, es sei nicht alles in diesem scheinbar glücklichen Familienleben ganz geheuer, und die beiden Menschen der Liebe, die mein Freund für sie hegte, nicht so recht würdig.

Er schien das Bedürfniß zu fühlen, mich hierüber völlig zu beruhigen. Nachdem unser Spiel beendet war und ich mich verabschiedet hatte – der Neffe blieb noch einen Augenblick –, ließ er sich's nicht nehmen, mich in mein Hôtel zurückzubringen.

Du glaubst nicht, sagte er, was für ein vortrefflicher Mensch dieser Sohn meiner älteren Schwester ist, an Geist und Wissen so begabt und tüchtig wie an Charakter. An mir hängt er wie an einem zweiten Vater und kann für das, was ich während seiner schwierigen Studienjahre für ihn gethan, seine Dankbarkeit mir nicht genug beweisen. Er arbeitet an einem größeren litterarhistorischen Werk über das geistliche Lied seit der Reformationszeit, und seine Vorträge sind so anziehend, daß selbst die eingefleischtesten Techniker und Naturwissenschaftler ihm zuströmen. Daneben lebt er trotz seiner Jugend höchst solide, geht nur einmal in der Woche in unsere Gesellschaft im »Stern« und bringt seine Abende wie ein rechter Haushammel lieber bei uns zu. Ellen war er anfangs eher unsympathisch, es hat eine Weile gebraucht, bis sie seinen guten Eigenschaften Gerechtigkeit widerfahren ließ; jetzt würde er auch ihr fehlen, wenn er Abends nicht käme. Denn leider, ich selbst – ich werfe mir's ja ernstlich genug vor – ich bin immer weniger dazu geschickt und aufgelegt, einer so viel jüngeren Frau ein amüsanter Lebensgefährte zu sein. Das verwünschte Grübeln und Speculiren, die schweren Probleme, an deren Lösung ich mein Leben gesetzt habe – ich hab' es ihr übrigens nicht verschwiegen, als ich um sie warb, so ist sie nicht mit verbundenen Augen in ihre Ehe hineingetappt. Aber zum Glück ist ihr Naturell ziemlich kühl und leidenschaftlichen Strebens nach etwas Versagtem nicht fähig. Welch ein edler, warmer Kern in dieser scheinbar passiven Frauenseele verborgen ist, weiß nur ich, und das macht mich so glücklich, daß ich mir kein höheres Loos wünschen könnte. Und übrigens, wenn die große Probe erst bestanden ist und ich nach der furchtbaren Spannung aufathmen kann, werde ich auch wieder mehr Mensch, das heißt Gatte und Vater werden. Dann soll meine Frau sich nicht mehr über mich zu beklagen haben.

*

Am anderen Morgen, als ich beim Frühstück saß, trat er hastig bei mir ein, fragte, wie ich geschlafen habe, und entschuldigte sich, daß er sich den Vormittag mir nicht widmen könne. Er habe noch mit den Vorbereitungen zu dem ersten Aufstieg zu thun, wobei er mit seinem einzigen Gehülfen, dessen er sicher sein könne, allein sein müsse. Nun erzählte er mir auch, daß ein sehr reicher Mann, der sich für Luftschifferei interessiere, ihm die Mittel zu seinen Versuchen gewährt habe, mit dem Abkommen, die späteren Vortheile und Gewinnste mit ihm zu theilen. Seine echte, reine Forscher- und Entdeckerseele, der es nur um die Lösung der Probleme, nicht um materiellen Gewinn zu thun war, enthüllte sich mir dabei. Den ungenannten Gönner schilderte er mit großer Begeisterung, er würde ihm bereitwillig alle Vortheile einer so ungeheuren Erfindung überlassen und nur mit der Ehre und der inneren Genugthuung vorlieb nehmen, wenn er es ihm angesonnen hätte. Seine Augen glänzten, während er davon sprach, seine fahlen Wangen rötheten sich, er sah wirklich schön aus und förmlich jünglinghaft trotz der ergrauten Haare.

Dann nahm er Abschied. Zu Mittag sehen wir uns, wir essen um eins – wenn ich dann schon loskomme, setzte er achselzuckend hinzu, denn manchmal brennt mir irgendwas so sehr auf den Nägeln, daß ich Hunger und Durst vergesse. Ellen ist das schon gewohnt, ihr sollt darum nicht auf mich warten.

Ich bat ihn, mich für den Mittag zu entschuldigen. Ich wollte den Tag zu einer Fahrt benutzen nach einem in der Geschichte des Siebenjährigen Krieges berühmten Schlachtfeld, das eine Stunde von H. gelegen und in strategischer Hinsicht interessant war. Abends dagegen würde ich mich wieder einfinden.

Er nickte nur zerstreut. Thu dir keinen Zwang an. Jeder thue, was er nicht lassen kann.

Ich merkte, daß er nur mit halbem Ohr auf mich gehört hatte, da er in Gedanken schon wieder bei seinem Werk war, und so verließ er mich.

Es war halb und halb ein Vorwand, das mit dem Schlachtfeld. Die Aussicht, mit der mir so wenig sympathischen jungen Frau unter vier Augen zu sein, fröstelte mich seltsam an. So nahm ich denn gegen Mittag ein Wägelchen und ließ mich nach der historischen Gegend fahren, wo ich freilich in zehn Minuten mit meinen Studien fertig war. Aber das einsame frugale Mittagessen in der Dorfschenke war mir angenehmer, als wenn ich die ausgesuchteste Mahlzeit am Tische der Frau Professorin eingenommen hätte.

Abends freilich konnte ich ihr nicht fern bleiben. Ich fand es wieder wie gestern, nur daß ich mich mit den herzigen Kindern etwas länger abgeben konnte, die auf meine Bitte und zu ihrem großen Jubel eine halbe Stunde später zu Bett gebracht wurden. Auch der Neffe war wieder da. Er hatte es offenbar darauf angelegt, meine Eroberung zu machen. Wenigstens richtete er das Wort vorzugsweise an mich, fragte nach allerlei neuen Strömungen in dem litterarischen Leben Münchens, von dem ich nur sehr ungenügend Rechenschaft geben konnte, erklärte sich als einen Gegner gewisser radikaler Tendenzen in der dramatischen Litteratur und Anhänger der elastischen Poesie und bemühte sich offenbar, sich als einen äußerst gesitteten, idealistisch angelegten jungen Mann darzustellen, dem trotz seiner Jugend der »grobe Unfug« der Modernen in den Tod verhaßt sei.

Auch wie er mit seiner jungen Tante von den Büchern sprach, die er ihr zum Lesen gebracht, zeigte ihn von derselben günstigen Seite, dabei ohne pedantisches Moralisieren. Ich begriff, daß sein treuherziger Onkel an einem solchen Neffen Wohlgefallen haben mußte. Mir selbst konnte er einen geheimen Verdacht, daß er ein wenig Komödie spiele, nicht aus der Seele reißen.

Der Abend wurde dann wieder mit der obligaten Schachpartie beschlossen. Es war mir aber auf die Länge so wenig wohl in diesem Hause, daß ich den folgenden Abend ins Theater ging und für den Mittag die Einladung eines militärischen Bekannten annahm, dem ich einen Besuch hatte machen müssen. Mein Freund schien mir das auch nicht übelzunehmen. Je näher der Tag der Entscheidung rückte, desto weltfremder wurde der Blick seiner Augen. Seine Frau vollends machte nicht einmal aus Höflichkeit einen Versuch, mein Fernbleiben zu bedauern.

*

Nun trennten uns nur noch zwei Nächte von dem großen Tage.

Am vorletzten Abend konnte ich nicht umhin, meinen Freund in die Gesellschaft seiner Collegen zu begleiten, die sich wöchentlich einmal in einem Zimmer des vornehmsten Hôtels versammelten.

Er schien ungewöhnlich erregt und durch irgend etwas verstört zu sein. Auf meine Frage, ob es sein Werk betreffe, verneinte er entschieden und suchte sich offenbar Gewalt anzuthun, Gedanken, die ihn bedrückten, abzuschütteln. Doch wollt' es ihm nicht gelingen, obwohl der befreundete Kreis, in den er mich einführte, ihn mit besonderer Herzlichkeit empfing und das größte Interesse für das, was übermorgen bevorstand, ihm zu erkennen gab. Gleich beim Eintritt hatte er die Anwesenden überflogen und gefragt, ob sein Neffe etwa schon dagewesen und wieder weggegangen sei. Er hatte sich nicht blicken lassen, kam auch nicht, obwohl man schon eine Stunde beisammen war. Auf einmal stand mein Freund, der stumm dagesessen und sein Glas nicht berührt hatte, mit einer hastigen Bewegung auf, erklärte, ein wahnsinniges Kopfweh nehme beständig zu, so daß er nicht länger bleiben könne, und stürmte aus dem Zimmer.

Man bedauerte ihn aufrichtig, fand es aber nur natürlich, daß die aufregende Spannung der letzten Wochen seine feste Gesundheit endlich erschüttert habe. Wenn sie nur nicht ganz zusammenbräche, bevor er das Ziel erreicht.

Ich sah, wie sehr er von allen Collegen geschätzt wurde, wie man den genialen Zug in seinem Wesen, zugleich seinen reinen Charakter erkannt hatte und ihm alles Gute gönnte. Auch waren die meisten vom Gelingen seines Werkes überzeugt, ein paar Skeptiker mußten doch zugestehen, daß es auch bei den zwei mißglückten Versuchen nur eine besondere Ungunst äußerer Umstände gewesen war, die den Erfolg vereitelt hatte. Ich verbrachte also den Abend in angeregtem Gespräch, und es wurde Mitternacht, ehe ich mein Hôtel wieder erreichte.

So kam's, daß ich am anderen Morgen später als gewöhnlich erwachte und noch sehr schlaftrunken in mein Wohnzimmer trat.

Zu meinem Erstaunen sah ich den Freund mitten im Zimmer sitzen, den Hut auf dem Kopf, das Kinn auf die Brust gesunken, in so tiefen Gedanken, daß er meinen Eintritt erst bemerkte, als ich ihn anrief.

Er stand aber nicht auf, nahm auch nicht den Hut ab, sondern hob das Gesicht nur ein wenig und sah mich mit einem Blick des tiefsten Grams wie geistesabwesend an.

Ich erschrak heftig und trat zu ihm hin, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: Was ist denn geschehen? Bist du ernstlich krank? Was kann ich thun?

Er antwortete nicht sogleich. Erst nach einer langen Pause, wo ein Fieber ihn zu schütteln schien, brachte er mühsam die Worte hervor: Verzeih! Ich gehe gleich wieder. Ich wollte nur – ich habe ja Niemand – ich weiß noch immer nicht –

Dann schwieg er wieder, nahm den Hut ab und trocknete sich mit der Hand die Stirn, auf der große Tropfen standen. Er sah so todtenbleich aus, die Lippen völlig weiß, und athmete so schwer, daß ich einsah, er sei völlig entkräftet und bedürfe vor allem einer leiblichen Stärkung.

Ich goß von meiner Reiseflasche ein Becherlein mit Cognac voll und nöthigte ihn, es auszutrinken, was er mechanisch that. Ich danke dir, sagte er. Du bist der Einzige. Ich habe gleich an dich gedacht, habe dich schon Nachts hier aufsuchen wollen, aber dann gedacht, es hat Zeit bis morgen; was geschehen ist, kann doch nicht ungeschehen gemacht werden – und eigentlich – mich – mich allein geht's an, kein Mensch kann mir helfen. Bloß – es so auf dem Herzen zu tragen, es geht ans Leben, und leben – leben muß ich ja noch, bis morgen wenigstens – mein Lebenswerk kann ich ja nicht im Stich lassen – ich muß Jemand suchen, der mir sagt, ob's denn wirklich kein Traum ist – kein Gespenst, was ich gesehen habe – o! o! es ist zu furchtbar!

Er drückte das Gesicht in die beiden Hände und saß, die Ellenbogen auf die Kniee gestützt, wohl zehn Minuten wieder in tiefem Schweigen. Nur am Zucken seiner Glieder erkannte ich, daß ein Krampf von Schluchzen ihn rüttelte. Doch als er das Gesicht wieder hob, sah ich, daß keine Thräne aus den heißen, gerötheten Augen geflossen war.

Dann stand er mit großer Mühe auf, reckte sich, so daß ihm der Hut vom Kopfe fiel, doch ohne es zu beachten, und versuchte, ein paar Schritte zu machen. Er brachte es aber nur bis zum Sopha; auf das sank er schwerfällig nieder und starrte vor sich hin.

Ich klingelte und ließ Kaffee bringen. Erst als er von dem eine Tasse heiß hinuntergegossen hatte, kehrte etwas von seiner früheren Fassung zurück. Er strich sich mit der Hand über das wirre Haar und sagte mit einem rührend hülflosen Ton: Ich schäme mich, dir so beschwerlich zu fallen. Aber, wie gesagt, du bist der Einzige, und ich weiß, du nimmst Antheil an mir und hast einen klaren Kopf, während meiner – ob ich ihn noch auf den Schultern habe oder eine hohle Nuß, ist mir zweifelhaft.

Und dann fing er an, mir zu erzählen, was vorgefallen war – anfangs mühsam und unzusammenhängend, wie ein Betrunkener lallt, bald aber in vollem Flusse, wie Schmerz und Erbitterung ihn fortrissen.

Er war am Nachmittag nicht wie sonst gleich nach dem Essen wieder in seine Werkstatt gegangen, die er in einer großen Umzäunung auf einer offenen Wiese vor der Stadt sich errichtet hatte. Eine letzte Hand wollte er erst heute anlegen, da alles so gut wie fertig war. Nun gönnte er sich einmal eine behagliche Cigarre im Wohnzimmer bei seiner Frau, blätterte in der Zeitung und plauderte mit den Kindern.

Die Post wurde hereingebracht, die sonst um diese Stunde von der Frau in Empfang genommen wurde. Er ließ Briefe und Zeitungen gleichgültig durch die Hände gleiten. Im Grunde interessierte ihn nichts, was von außen kam und nicht auf seine große Sache Bezug hatte. Schau, Ellen, sagte er, da ist auch ein Briefchen an dich – von Kurt. Was mag er dir zu sagen haben?

Sie stand rasch von ihrem Nähtisch auf und nahm ihm das Billet aus der Hand.

Es fiel ihm auf, daß sie es hastig aufriß und unruhig die Zeilen überflog. Nun? sagte er.

O, es ist nichts, er kann heut' Abend nicht kommen.

Natürlich. Heut' ist ja unser Donnerstag. Hat er sonst nichts zu melden?

Nur wegen eines Buches, das er mir bringen wollte, aber auf der Bibliothek noch nicht erhalten konnte. Willst du es lesen?

Sie sah mir dabei fest ins Gesicht.

Ich pflegte nie ihre Briefe zu lesen. Auch diesmal, obwohl mir die Sache und ihre Haltung dabei und auch, daß sie mich fragte, seltsam erschien. Nein, Kind, sagte ich, du weißt, ich lese nicht gern Briefe, die nicht an mich gerichtet sind, zumal so nichtssagende.

Sie ging wieder an den Nähtisch zurück, nahm das Blättchen und zerpflückte es langsam in kleinste Stücke. Dann öffnete sie das Fenster – es war etwas heiß im Zimmer –, lehnte sich hinaus und streute dabei die Blättchen auf die Straße hinunter.

Ich weiß nicht, warum mir das alles auffiel. Nie, solange ich mit Ellen lebte, war mir irgend etwas, das sie that, verdächtig gewesen, als ob sie Grund gehabt hätte, mir etwas Unrechtes zu verbergen. Auch diesmal – am Ende handelt sich's um eine Überraschung für mich, dachte ich. In zehn Tagen ist ja mein Geburtstag – mein zweiundvierzigster. Schon beim vorigen hatte Kurt den Kindern kleine Verschen einstudirt – er ist ja auch Dichter in seinen Mußestunden –, und diesmal, wo Lilli schon so hübsch die kleinen Gedichte aus dem Bilderbuch hersagt –

Nein, es wird nichts anderes sein. Du darfst ihnen den Spaß nicht verderben, wenn du weiter nachforschest.

Und doch, ein heimlicher Stachel blieb in mir sitzen. Zum ersten Mal fiel mir ein anonymes Billet wieder ein, das mir vor Jahr und Tag zugekommen war mit einer heimtückischen Insinuation, mich in Acht zu nehmen, daß in meinem Hause nicht das alte Stück »Der Neffe als Onkel« aufgeführt würde. Ich hatte die nichtswürdige Verleumdung verachtet, das Billet verbrannt und Ellen kein Wort davon gesagt. Ich war ihrer ja sicher – und Kurt, den ich wie einen Sohn liebte, dem ich so unendlich viel Liebes und Gutes angethan hatte –

So stand ich auf, küßte meine Kinder und gab Ellen die Hand. Ich wollte nun doch noch hinaus, so dumme Gedanken vertreibt man am besten durch eine nützliche Beschäftigung.

Wie's dann weiterging, hast du ja miterlebt. Als ich Kurt in unserer Gesellschaft nicht traf, überfiel mich sofort wieder der Gedanke, den ich mir selbst zum Vorwurf machte: ich sei bisher mit Blindheit geschlagen gewesen. Dann suchte ich mich wieder zu beruhigen: am Ende ist er jetzt bei ihr, nur um mit ihr zu berathen, ob das, was er etwa gedichtet hat, für die kleinen Köpfe passend sei. Aber immer schweifte mein hin und her geworfener Geist zu meinem Hause zurück, bis ich's endlich nicht aushielt und unter dem Vorwand von Kopfschmerzen das Lokal verließ.

Draußen stand ich noch eine Weile. Ich schämte mich doch zu sehr, die Rolle eines eifersüchtigen Gatten zu spielen, der darauf ausgeht, seine ungetreue Frau mit ihrem Liebhaber zu ertappen. Daß ich von der meinen nicht so leidenschaftlich geliebt wurde wie sie von mir, hatte ich mir nie verleugnet. Aber von da bis zum Verrath, zur Verleugnung ihrer heiligsten Pflicht – nein – dessen war diese kühle, stolze Frau nicht fähig.

Gerade um hierfür einen vollen Beweis zu erhalten, auch wenn er mich aufs tiefste beschämte, ging ich endlich nach Hause.

Die Fenster ihres Zimmers waren dunkel. Also wird sie vor der gewöhnlichen Zeit zu Bett gegangen sein, da sie sich in ihrer Einsamkeit gelangweilt hatte. Die Mädchen aber waren noch auf.

Ist die Frau schon zu Bett?

Nein. Gnäd'ge Frau ist fortgegangen, die Frau Räthin zu besuchen, schon vor einer Stunde.

Das konnte mir nicht besonders auffallen. Sie hatte schon manchmal ihren einsamen Abend, während ich in unserer Gesellschaft war, zu dieser älteren Freundin hingetragen, einer sehr würdigen Dame, mit deren Mann auch ich in einem freundschaftlichen Verhältniß stand. Und doch – der häßliche Wurm hatte sich nun einmal in mir eingenistet und ließ mir keine Ruhe.

Statt sie zu Hause zu erwarten, beschloß ich, sie von ihrer Freundin abzuholen, und machte mich sofort wieder auf den Weg.

Es war kalt und windig gestern Nacht, mich fror in dem leichten Überrock, ich rannte mehr, als ich ging, um mich zu erwärmen. Vor dem Hause der Räthin aber fand ich ihr Mädchen in eifrigem Gespräch mit einem jungen Menschen, der den Arm um ihre Hüfte gelegt hatte.

Sie fuhr erschrocken zurück, als sie mich erkannte.

Ich will nicht stören, sagte ich. Ist meine Frau oben bei Ihrer Herrschaft?

Nein, Herr Professor. Die gnäd'ge Frau hab' ich seit acht Tagen nicht gesehen.

Es ist gut. Eine Empfehlung an die Frau Räthin. Gute Nacht!

Damit ging ich hastig davon. Doch an der nächsten Ecke mußte ich stehen bleiben, Athem zu schöpfen. Die Kniee zitterten mir, ich war mit kaltem Schweiß bedeckt und drückte mich an die Mauer, um nicht umzusinken.

Also doch – also doch!

*

Er schwieg eine Weile. Ich sah, wie seine Brust heftig arbeitete, wie um eine schwere Last abzuwälzen, die sich darauf gelegt hatte. Er dauerte mich unsäglich, aber ich fand nichts zu thun oder zu sagen, um ihm zu Hülfe zu kommen.

Nun, brach es endlich von seinen Lippen, es war eine Schwäche. Die Gewalt, mit der es mich traf, kam daher, daß ich so völlig dumm und blind gewesen war. Im übrigen – du bist der Erste nicht! hätt' ich mir sagen sollen. Wenn du's recht bedenkst, ist's ja mit ganz natürlichen Dingen zugegangen. Gleich und gleich, Stroh beim Feuer – solange die Welt steht, ist's immer so gekommen. Warum es also tragisch nehmen?

Aber in dem ersten Entsetzen räsonnirt man nicht so vernünftig. Ich rüttelte mich gewaltsam auf und setzte meinen Weg fort, ganz langsam. Als wollt' ich ihnen Zeit lassen, den flagranten Beweis zu beseitigen. Als würde ich's ihnen danken müssen, wenn ich zu spät käme und ihnen eine Frist gewährte, sich auf eine plausible Ausflucht zu besinnen. Auch hätten mich mit dem besten Willen meine Füße nicht rascher von der Stelle gebracht.

Endlich aber kam ich doch an.

Er wohnt draußen in der Vorstadt, ich selbst hatte ihm das Logis gemiethet und wohnlich eingerichtet. Ein paar hübsche Zimmer im Parterre in einer stillen Straße ohne Trambahn und Fabriklärm, für einen jungen Gelehrten passend. Nur eine Laterne seinem Hause gegenüber.

Ich blieb vor dem niederen Fenster stehen, das mit einem Laden verschlossen war. Durch einen Spalt darin drang Lichtschein heraus, wenn ich mich auf den Zehen streckte, konnte ich hineinspähen; niemand ging vorüber, mich dabei zu stören. Es war sein Arbeitszimmer; es war aber leer, auf dem Schreibtisch stand eine Lampe mit grünem Schirm. Die Thür zum Schlafzimmer nebenan stand offen.

Ich weiß nicht, wie lange ich so stand, an Leib und Seele in der jämmerlichsten Verfassung, wie ein Jäger auf dem Anstand, aber das Wild, worauf ich lauerte, war meine eigene Schande. Was ich je im Leben gesündigt – in dieser furchtbaren Stunde hab' ich's gebüßt. Doch wurde ich seltsamerweise ruhiger, je länger ich hineinspähte. Der Würfel war gefallen, nun konnte mich nichts mehr erschüttern.

Und doch, wie ich die Beiden endlich durch die Thür eintreten sah, sie in seinen Arm geschmiegt, mit einem Ausdruck strahlender Glückseligkeit, den ich in unserem innigsten Verkehr nie an ihr wahrgenommen – ich meinte, das Herz würde mir mitten durchgespalten. Ich mußte von dem Fenster zurücktreten, im nächsten Augenblick lag ich auf dem Pflaster, als hätte eine eiserne Faust mich zusammengeknickt.

Es weiß eben kein Mensch, wie ich diese Frau geliebt habe.

Aber so sollte man mich nicht finden. Ich kam wieder auf die Füße zu stehen und besann mich, was ich thun sollte. Hineinstürmen und eine Scene machen oder damit warten, bis sie herauskämen – ja, wenn ich sie Beide mit einer blanken Waffe hätte niederstrecken können! Aber nichts, als ihnen ihre Schuld ins Gesicht schleudern – und was dann? Eine armselige rhetorische Komödie? Und so sehr ich sie beide in diesem Augenblick haßte, sie vor mir so tief zu demüthigen, brachte ich nicht übers Herz – du magst davon denken, wie du willst. Ich kann stets einer peinlichen Empfindung mich nicht erwehren, wenn ich im Examen eine Frage an einen Schüler thun muß, auf die er nicht zu antworten weiß.

Ich hörte, daß drinnen eine Thür aufgeschlossen wurde, und flüchtete in den dunkelsten Schatten der nächsten Hausthür. Gleich darauf erschien er auf der Schwelle, sah sich nach allen Seiten um, und als er fand, daß die Luft rein war, winkte er in den Flur zurück. Sofort glitt sie neben ihm hinaus, in einem langen schwarzen Regenmantel, dessen Kapuze sie über den Kopf gezogen hatte. Noch einmal drückte er sie an sich und küßte sie, dann machte sie sich von ihm los und huschte davon.

Eine Stunde später kam ich nach Hause.

Im Schlafzimmer brannte noch die Lampe. Sie schien schon geschlafen zu haben, richtete sich aber auf, als ich eintrat, und sah mich mit einem unsicheren Blick an.

Woher kommst du so spät? sagte sie. Die Mädchen haben mir erzählt, du seist aus der Gesellschaft zurückgekommen und habest nach mir gefragt. Ich war bei der Räthin. Wohin bist du dann gegangen und warum wolltest du mich sprechen?

Ich erwiderte, Kopfweh habe mich aus der Gesellschaft fortgetrieben. Ich hätte dann, als ich sie nicht zu Hause fand, noch einmal versucht, durch einen weiten Spaziergang meinen Schmerz zu vertreiben. Es sei auch ziemlich geglückt, aber an Schlaf könne ich noch nicht denken, vielleicht sei ein Fieber im Anzug, ich wolle in meinem Arbeitszimmer noch ein wenig aufbleiben und wünsche ihr eine gute Nacht.

So unbefangen ich das vorzubringen suchte, schien es ihr doch nicht ganz einzuleuchten. Aber sie erwiderte nichts, legte sich wieder zurück und schloß die Augen.

Ich schlich in mein Zimmer, nachdem ich die Lampe gelöscht hatte, und saß dort auf dem Sopha im Dunkeln, das furchtbare Schicksal immer vor Augen. Erst gegen Morgen fiel ich in Schlaf. Aber mit dem ersten Tagesschein fuhr ich wieder in die Höhe. Im Hause schlief noch Alles. Ich sagte mir: Wie sollst du ihr in's Gesicht sehen? Was soll nun werden? Da nahm ich meinen Hut und stahl mich aus dem Hause und lief wie ein Narr die Straßen ab, bis ich endlich dachte, es sei nicht zu früh, zu dir zu gehen. Hier aber habe ich noch ein paar Stunden gesessen und gewartet. Und nun frag' ich dich, theurer Freund, wie ich weiterleben soll. Mit meinem bischen Witz bin ich zu Ende.

*

Er sank wieder in sich zusammen, drückte die Augen ein und lag unbeweglich.

Ich kann nicht sagen, wie sehr er mich dauerte, da ich ihn wie einen völlig Vernichteten vor mir sah. In meiner Rathlosigkeit, um ihn nur wieder zu beleben, goß ich wieder Kaffee in seine Tasse und reichte sie ihm schweigend hin. Er wehrte nur mit einer mechanischen Bewegung des Kopfes ab. So vergingen peinliche Minuten.

Lieber Freund, sagte ich endlich, das alles ist furchtbar. Was gäb' ich darum, wenn ich etwas zu rathen wüßte, was dir ins Leben zurückhelfen könnte! Aber in solchen Fällen entscheidet ja nur das eigene Herz und Gewissen. Wenn ein Anderer nach solchem Erlebniß zu mir käme mit der Bitte, in seinem Ehrenhandel ihm zur Seite zu stehen, könnte er natürlich auf mich rechnen. Aber wie ich dich kenne –

Ehrenhandel! fuhr er auf. Als wär's meine Ehre, um die mir's hier zu thun wäre! Meinen Frieden, mein Glück, meinen Glauben an die Menschheit, an Liebe und Treue und alles Heilige – die haben zwei Menschen, die mir die theuersten waren, aufs Unerhörteste zerstört und geschändet, die Luft, die ich noch athme, vergiftet, mich um alle Zukunftshoffnungen betrogen, einen Bettler aus mir gemacht! Meine Ehre? Die kann mir niemand rauben, wenn ich selbst sie nicht beflecke. Daß ein Schurke das vermöchte, der bei mir einbricht, während ich ihm selbst den Schlüssel zu meinem theuersten Schatz ausgeliefert habe – dies alberne Vorurtheil, das die thörichten Menschen einer dem anderen nachschwatzen, hat keinen Sinn für mich. Und wenn ich schwach und klein genug wäre, diese Kränkung auf dem hergebrachten Wege sühnen zu wollen, wenn ich den Buben vor die Pistole forderte – was wäre damit gewonnen? Was die Welt meine Schande nennte, käme dadurch vollends ans Licht. Doch nicht meine allein – die arme Sünderin, die mich verrathen, stünde nackt und bloß vor den Augen der unbarmherzigen Welt, und auf meine unschuldigen Kinder wiese man mit Fingern, als die Kinder einer solchen Mutter. Eine herrliche Ehrenrettung! Ein weiser Richterspruch! Das Beste wäre noch, wenn das famose Gottesurtheil gegen mich entschiede und den Unschuldigen träfe. Da hätt' ich freilich Ruhe – aber um welchen Preis!

Er hatte sich mühsam erhoben und war mit wankenden Schritten nach dem Fenster gegangen, das er aufriß. Ich hörte, wie er die herbe Morgenluft tief einathmete. Dann wandte er sich nach mir um.

Nein, sagte er, auf sie werfe ich keinen Stein, so tödtlich sie mich verwundet hat. Was kann sie dafür, daß ich sie nicht glücklich zu machen im Stande war? Sie war so jung, als ich um sie warb, von der Pflicht, die sie übernahm, hatte sie keinen klaren Begriff, sie kannte weder sich noch mich. Ihre Sinne schliefen noch, ich war der Mann nicht, sie zu wecken. Der kam später, da ging das Blut mit ihr durch. Und ich Verblendeter, statt zu sehen, zu fühlen, was sich vorbereitete, meine zärtliche Sorge für sie, meine Bemühung, sie an mich zu ketten und ihr ein Leben zu schaffen, das ihr Ersatz für die versagte Leidenschaft geboten hätte, soweit es in meiner Macht gestanden, vergrub ich mich in meine vermeintliche Lebensaufgabe und speiste sie mit dem Pflichtteil meiner Anhänglichkeit ab, während der größere Theil meines Herzens an anderem hing, an dem eigensinnigen Streben, das große Problem zu lösen, das ihr gleichgültiger war als die Erfindung einer neuen Kaffeemaschine. Ich Narr! Die Herrschaft über die Luft hätt' ich nun endlich gewonnen, aber auf der Erde bin ich heimathlos geworden und kann mir nun in den Wolken ein Luftschloß bauen.

Er lachte bitter auf, der gräßliche Ton erschütterte mich im Innersten.

Ich weiß nicht, sagte er dann, ob du mich verstehen wirst: ich denke in diesem Augenblick an sie ganz ohne Groll und Haß, wie an Jemand, der mir gestorben ist, dem ich alles verziehen habe, was ich durch ihn gelitten. Aber er – er – ihr Mitschuldiger – der lebt noch für mich, und ich kann nicht ruhig athmen, solange ich ihn noch auf Erden weiß. Ein Mensch, den ich im Herzen getragen habe wie einen eigenen Sohn, der alles, was er besitzt, mir verdankt, und geht hin und trifft mich im Heiligthum meines Lebens – o! dafür gibt's keine Sühne, nicht einmal Rache! Das steht außerhalb alles Menschlichen, das ist wie ein Thier, das man nicht hassen kann, dem man nur aus dem Wege geht, weil der Ekel einen übermannt, wenn man es vor Augen hat, das einem aber den heißen Wunsch einflößt, irgend ein Fuß möchte es zertreten und den todten Balg in den Abgrund schleudern.

Er schüttelte sich mit einer heftigen Gebärde des Abscheus und sah mich, wie wenn er die Last, die ihn niederzwingen wollte, hinter sich geworfen hätte, zum ersten Mal wieder mit einem entschlossenen Blick an.

Ich danke dir, sagte er. Du hast Recht: rathen kann mir Niemand. Aber es hat mir wohlgethan, daß ich mich vor einem Freunde aussprechen konnte. Nun ist mir leichter. Ich will, da wir ja doch nicht Herren unseres Schicksals sind, einstweilen meinen dunklen Weg so forttappen und nur an das Nächste denken. Die große Probe steht ja noch bevor. Wenn die vorüber ist, mag Gott oder der Teufel weiter sehen, was mit mir anzufangen ist. Zunächst will ich in meine Werkstatt hinaus. Nein, begleite mich nicht! Und sei ganz unbesorgt, es wird alles programmmäßig verlaufen. Mein Körper ist sturmfest, den kann so was nicht unterkriegen. Nein, nöthige mich nicht, zu essen. Es liegt Galle auf meiner Zunge, ich brächte keinen Bissen hinunter. Aber gib mir eine Cigarre. So! Ich danke dir! Morgen um neun. Sei recht pünktlich. Es sind sehr Viele eingeladen zu dem großen Schauspiel, aber du wirst schon einen guten Platz finden unter meinen Collegen, die dich ja kennen gelernt haben. Von morgen datiert eine neue Epoche in der Kulturgeschichte, und du kannst sagen, daß du dabei gewesen bist.

Er zündete die Cigarre an, nickte mir freundlich, wieder mit seinem guten Lächeln, zu und ließ mich allein.

*

Ich blieb in einer unbeschreiblichen Gemütsverfassung zurück, voll banger Ahnungen, die mir auch seine scheinbar wiedergewonnene Ruhe, bevor er ging, nicht verscheuchen konnte. Wie es auch kommen mochte, das Leben dieses mir so werthen, trefflichen Menschen war unheilbar zerstört.

Bis über den Mittag verließ ich mein Zimmer nicht. Ich fuhr bei jedem Schritt, der im Corridor vorüberging, zusammen, als sollte mir irgend eine verhängnißvolle Nachricht kommen. Dann beruhigte ich mich damit, daß er jedenfalls, bevor die Probe überstanden, nichts unternehmen würde.

Nach Tisch aber entschloß ich mich doch, in seinem Hause nach ihm zu fragen. Der Frau wollte ich nicht begegnen, von der Dienerin erfuhr ich, der Herr Professor habe Botschaft gesandt, man solle ihn weder zum Essen noch für den Abend erwarten, er werde in der Werkstatt übernachten.

So mußt' ich mich gedulden.

Am anderen Morgen war ich lange vor Thau und Tage wach, und schon um acht Uhr trat ich den Weg nach dem Schauplatz des großen Ereignisses an. Als ich die Wiese vor der Stadt erreichte, fand ich dort schon ein schwarzes Gewühl neugieriger Menschen, die das Gerücht von dem seltenen Abenteuer herausgelockt hatte. Ein weiter Bretterzaun, der mannshoch die Arbeitsstätte einfriedigte, war noch verschlossen. Darüber hinaus sah man ein Leinwanddach über der Mitte des Raumes ausgespannt, von einem leichten Winde hin und her bewegt. Die Umrisse der darunter befindlichen großen Masse waren nur undeutlich zu erkennen, wenn die Decke sich dann und wann darauf niedersenkte. Unter den ungeduldig harrenden Zuschauern wurde darüber gestritten, ob es ein Ballon sei oder eine Flugmaschine, was das Wahrscheinlichere sein möchte. Ich sah viele von den Herren, die ich am Donnerstagabend im Hôtel kennen gelernt hatte, hielt mich aber von ihnen fern. Ich war so aufgeregt, daß ich mit Niemand zu sprechen vermocht hätte. Auch mehrere Herren in Uniform befanden sich unter der Menge, und ich hörte, daß auch vom Hof einige Prinzen sich eingefunden hätten.

Ganz in der Nähe der Thür aber erkannte ich diejenigen, die die Nächsten dazu waren – die Frau mit den beiden Kindern und dem Neffen. So sorgfältig ich mich hinter der Menge zu verstecken suchte – einmal traf mich ein Blick aus den scharfen Augen der unseligen Frau, doch so kalt und fast feindlich, daß ich sofort wußte, sie hatte aus meinem Fernbleiben den Schluß gezogen, daß ich um ihr Geheimniß wisse.

Endlich klangen neun Schläge von einem Kirchthurm herüber, und die Thür der Umzäunung that sich auf. Doch ein junger Mensch an der Schwelle ließ nur Diejenigen ein, die sich durch ein Billet als geladen ausweisen konnten. Der innere Raum hätte nicht die Hälfte aller Anwesenden fassen können.

In demselben Augenblick war das Leinwanddach weggezogen worden und zu Boden gesunken. Zwischen den Stangen, die es getragen hatten, sah man nun frei schwebend und leise hin und her wankend das Luftschiff, dessen Form in blanker Aluminiumhülle alle Blicke überraschte. Es war nicht die früher oft gesehene Riesencigarre, sondern ein ungeheurer Fisch mit scharfer Spitze, nach hinten sich ausbreitend, an den Seiten mit dünnen fächerförmigen Flossen versehen, der Schwanz gleichfalls in einen Fächer auslaufend, dessen Stäbe durch ein bewegliches Netz von Segeltuch verbunden waren. Es schien ein ziemlich complicirter Mechanismus zu sein. Doch einem Laienauge mußte es scheinen, als ob dies Gebilde in hohem Grade dazu geschickt sei, das Luftmeer zu durchschwimmen und selbst widrige Winde mit dem spitzen Kopf wie mit einem Bugspriet zu durchschneiden. Auch hörte man ein unwillkürliches Ah! der Bewunderung von den Lippen der Hunderte, denen dieser glänzende Leviathan plötzlich zu Gesicht kam.

In dem tiefen Korbe aber, der mit stählernen Banden unter dem Bauch des Fisches befestigt war, saß bereits der Luftschiffer und grüßte mit dem Hut zu den Zuschauern hinaus. Eine Anzahl fester Drähte verband von einer Scheibe auslaufend seine Hand mit dem Flossenwerk, und wie um zu zeigen, daß er sie spielend nach seinem Willen lenken könne, setzte er eine um die andere in Bewegung.

Über die Kraft im Inneren der Maschine, die den Fisch in die Luft steigen ließ, war außen nichts zu erfahren.

Alsbald aber gab der Lenker das Zeichen, daß die starken Seile, die das Ungethüm festgehalten hatten, durchschnitten würden, und langsam stieg es nun in die Höhe, fast senkrecht, obwohl die Luftströmung sich seiner bemächtigen wollte. Doch die Hand am Steuer hielt mit festem Druck den Aufstieg in seiner Richtung.

Es war ein herrliches Schauspiel, das die Menge mit unverwandten Blicken und gespannten Operngläsern verfolgte. In der Höhe von einigen hundert Metern aber begann nun erst die ganze Kunst des kühnen Schiffers sich zu zeigen.

Denn wie ein geschickter Reiter ein feuriges Pferd im Circus nach seinem Willen regiert, mitten im Traben es zurückhält und in eine andere Richtung zwingt, so daß es durchaus seiner zügelnden Hand gehorchen muß, so sah man den großen Fisch in hohen Lüften bald nach rechts, bald nach links seine Flossen bewegen, jetzt steigen, jetzt wieder sinken, spielend den Widerstand der Strömung überwinden, die nach und nach stärker geworden war, da auch der Himmel sich umwölkte. Zugleich mit der athemlosen Aufregung, die sich der Zuschauer bemächtigte, da sie jede neue Bewegung droben wie gebannt mitmachten, wuchs in den Gemüthern der Gedanke immer mächtiger heran, daß sie Zeugen waren, wie nun endlich das, wonach Jahrhunderte lang gestrebt und geforscht worden war, als vollendete Thatsache vor ihren Augen stand, ein Ereigniß von unabsehbaren Folgen für die Entwicklung der Menschheit.

Eine halbe Stunde mochte unter dieser fesselnden Probe auf die genialste Erfindung eines Menschengeistes vergangen sein, da senkte sich endlich das wundersame Gebilde in sicherer Stetigkeit gerade über dem Mittelpunkt des umzäunten Kreises. Ein tosendes Beifallklatschen brach los, mit jubelnden Zurufen gemischt.

Der Luftschiffer aber schien davon nicht sonderlich gerührt zu sein. Wenigstens gab er kein Zeichen eines dankbaren Entgegennehmens dieser großen Huldigung. Etwa fünfzig Meter über dem Erdboden hielt er den Segler an und beugte den Kopf über den Rand des Korbes, scharf in die Tiefe spähend. Gerade unter ihm sah er eine Frau neben einem jungen Mann stehen, zwei Kinder in hellen Kleidern neben der Mutter. Nur eine Secunde lang. Dann sauste etwas Schweres aus dem Korb in die Tiefe, ein großer Sandsack, der die rechte Schulter des jungen Mannes traf und ihn mit Gewalt niederschmetterte.

Ich hatte mein Opernglas unverwandt in die Höhe gerichtet. In dem wohlbekannten Gesicht droben glaubte ich ein höhnisches Grinsen zu entdecken und zugleich ein heiseres Lachen zu hören, das wie von einem Irrsinnigen klang. Im nächsten Augenblick aber hob sich das Luftschiff stolz und ruhig wieder in die Höhe und war, da in einiger Entfernung wiederum Ballast ausgeworfen wurde, in wenigen Minuten den nachblickenden Augen entschwunden.

Die Menge stand wie versteinert von dem jähen Schreck, nur die Nächsten um die mittelste Gruppe sprangen hinzu, den zu Boden Gesunkenen aufzuheben. Er lebte, aber sein rechter Arm war an der Schulter gebrochen, seine Hand hing schlaff am Gelenk. Das Schauspiel, das so glorreich begonnen hatte, endete mit einem schrillen Mißklang, dessen Ursache nur drei Menschen nicht verborgen war.

Drei Tage später traf ein Telegramm ein: das Luftschiff sei in Trümmern an die Küste von Helgoland gespült worden, die Leiche seines Lenkers habe das Meer nicht herausgegeben.

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