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Zehntes Kapitel
Der Schwalben Heimkehr ins alte Stadttor

Ein herrlicher Frühlingstag grüßte mit lautem Lüfteschwenken das alte Stadttor und den Teich. Das Wasser dankte dem stürmischen Wandergesellen in zierlichen Wellenbewegungen.

Von Süden her schossen schwarzweiße Punkte wie tanzende Kügelchen durch die Luft. Einer der schnellsten löste sich aus dem Schwarm, ein zweiter folgte, und beide stießen mit einem kecken Steilsprunge hinab an den Teich.

Ein doppeltes »wid-widewitt« klang über das Wasser.

Es waren Xaver und Sabine, das Rauchschwalbenpaar, das aus dem Süden heimkehrte, den Reisestaub abschütteln und sich durch einen frischen Trunk im Teiche stärken wollte.

»Servus, Frau Sabine!« schrie Harald, der von einem Seerosenblatt aufs Ufer sprang, »auch wieder in meinem Revier?«

Die Schwalbe dankte mit kurzem »wid-wid«, gab aber auf seine Frage keine Antwort.

»Komm, Xaver«, sagte sie zu ihrem Manne, »muß der kecke Schwätzer der erste sein, der uns den Heimatgruß entbietet!«

»Hast recht, Binchen«, antwortete Xaver, »eine aufgeblasene Gesellschaft, diese Grünen und Braunen! Bilden sich wunder was ein und bringen nichts aus ihrer Kehle als das langweilige quak-quak, und das nennen sie dann Konzert! Zum Lachen!«

»Wenn es der Pankraz gewesen wäre, hätte ich mir die Unterhaltung gefallen lassen. Denn er ist auch in das Turmgeheimnis eingeweiht und wüßte vielleicht zu erzählen, was der Geheimbund während unserer Abwesenheit geleistet hat«, meinte Sabine.

»Nun, das erfahren wir bald aus bester Quelle«, antwortete ihr Mann, »wir müssen ja doch so rasch als möglich unsere Antrittsbesuche bei Amanda und Ludmilla und bei Aurelie machen.«

»Wenn wir einigermaßen mit unserer Wohnung in Ordnung sind«, sagte Sabine, »das ist meine erste Sorge. Vergiß übrigens auch nicht, auf der Zinne nachzusehen, ob die Burg für Freund Dagobert schon zum Einzug bereit ist! Er hat es mir beim Abschied auf dem Schiffe nochmals ans Herz gelegt.«

»Ja, ja, werde es nicht vergessen«, versicherte Xaver, »ein komischer Kauz übrigens, mir fast zu gravitätisch und würdig.«

»So sind alle Ritter von Langbein«, sagte Sabine; »seine Frau, die Isabella ist geradeso, obwohl sie ein gutes, weiches Herz hat. Aber es liegt ihnen nun einmal im Blute, daß sie etwas hochmütig auf die andere Welt herabblicken. Langhalsige und langbeinige Geschlechter haben ihren besonderen Adelsstolz, das merkt man schon an ihrem Wohnsitz, immer zu höchst oben.«

»Wo sich Dagobert wohl noch herumtreibt? Träumt noch des Nachts vom Nil und seinen fetten Fröschen? Na, die Grünen und Braunen werden sich darüber trösten, wenn die Storchenburg auf der Turmzinne noch nicht die schwarz-weiße Fahne aufzieht.«

»Nun, bis das Turmgeheimnis enthüllt wird, muß er ja auf alle Fälle zurückgekehrt sein. Vor 1. Mai kommt es wahrscheinlich doch nicht zum Klappen! Bin übrigens wirklich neugierig, wie weit Hans Jakob mit seiner Arbeit vorgedrungen ist. Bei gutem Wetter mache ich heute noch im Speicher bei Amanda Besuch.«

»Und regnet's«, sagte Xaver, »dann sausen wir zu ebener Erde und stellen uns Aurelien als heimgekehrte Weltreisende vor.«

»Es ist eine Not«, meinte Sabine, »wie man's mit den vielen Besuchen sich einrichten soll. Man will doch niemand beleidigen, und keiner mag der letzte sein! Nach der kleinen Annemarie muß ich mich auch recht bald umschauen. Das Kind wird um ein hübsch Stück größer geworden sein seit unserem Abschied im Herbst!«

Während dieser Unterhaltung waren Sabine und Xaver in Zickzackflügen, bei denen allerlei vorwitzige Fliegen und Käfer verspeist wurden, ans alte Stadttor gekommen. Unter der Wölbung ganz oben an der Decke wuchs ein dickes Brett aus der Wand heraus.

»Der Grund unseres Hauses steht«, rief jubelnd Xaver und strich in einem einzigen Saus durchs Tor und zwitscherte einen Gruß über das Gärtlein in Annemaries Haus.

»Grüß Gott, Schwälblein«, schrie laut das Kind und klatschte in die Hände, dann zurück ins Haus: »Mutter, die Schwalben vom Großvater sind wieder da.«

Schon war Xaver zurück und saß neben Sabine auf den Grundpfeilern seines Hauses. Diese hatte unterdes zum offenen Torfenster hineingeguckt und dem alten Jörg ihre gesunde Heimkehr gemeldet. Nun zwitscherten Xaver und Sabine aufs angelegentlichste miteinander.

»Wie ist das Kind?« fragte im zärtlichsten Tone Frau Sabine.

»Wie ein Äpflein so rot, wie eine Kirschenblüte so weiß! Und gewachsen, sage ich dir, schier nicht zum Glauben!« sprach Xaver voll Stolz. »Aber natürlich!« erwiderte Sabine, »das Kind hat ja am 1. Mai seinen ersten Schulgang! Ja, ja, man wird alt, das habe ich bei unserem Turmherrn bemerkt. Sein Gesicht schien mir noch tiefer gepflügt als im Vorjahr, und auf seinen Haaren liegt Schnee, viel Schnee! Es wird Zeit, daß ihm die große Freude wird!«

»Nur Geduld«, antwortete Xaver, »es dauert nicht mehr lange!«

»Auf dieses Turmfest wollen wir uns alle freuen. An diesem Tage der Enthüllung wird Burgfriede befohlen, da muß alle Fehde aufgehoben sein. Ein merkwürdiges Erleben für uns und unsere erste Brut!«

»Komisch eigentlich!« sagte Xaver und mußte laut lachen. »Stelle dir einmal Amanda, die Fledermaus, und Isidora in traulichem Gespräch zusammen vor! Oder Annemaries Peter, den Hausfreund des alten Jörg, ein Menuett mit Fips, dem Mäusesprößling, tanzen! Lieben und nicht fressen dürfen vor Liebe, das wird schwer halten, meinst du nicht, Binchen?«

»Na, na! Du Schäker!« antwortete seine Frau, »nimm du dich nur selbst in acht, daß du den Burgfrieden nicht brichst! Wenn Eva Marg mit ihrer gesamten Mottenbrut ihren Maispaziergang macht, mußt du die zarten, jungen Backfischlein auch ungegrüßt von dir lassen!«

»Kinderleicht solch eintägig Fasten«, sprach Xaver, »werde mich am letzten April gründlich anfressen und am nächsten Tage von meinem Specke zehren, übrigens wollen wir jetzt an unsere Vorbereitungen gehen. Bleibe du ruhig hier und räume die Stube etwas auf! Ich fliege zum Teich und trage Baustoff zu. Es gibt mancherlei zu flicken und auszubessern!« Sabine zwitscherte ihr Einverständnis. Als Xaver sich erhob, rief sie ihm noch nach: »Wenn du Pankraz, den Laubfrosch, siehst, erkundige dich nach dem Wetterbericht, ich will doch sehen, ob er noch mit unseren eigenen Beobachtungen übereinstimmt. Es handelt sich um unseren guten Ruf beim Kalendermann.«

Xaver war in wenigen Augenblicken drüben beim Teich, nahm den Schnabel voll weichen Schlammes und flog in raschen Stößen zum Nest zurück. Dort hielt Sabine große Stöberei. Was ihr Mann brachte, mengte sie fleißig mit ihrem Speichel und baute die brüchigen und morschen Stellen ihres Häusleins zierlich auf, wie ein gelernter Maurer, kunstvoll Schicht auf Schicht und dazwischen den bindenden Mörtel setzend. Dabei mußte sie oft die gewagtesten Stellungen einnehmen, aber ihre zarten Füßchen umklammerten so fest jede Rauhigkeit der steilen Wand, und ihre Sinne waren so sehr auf das eine Ziel gerichtet, daß es ihr gar nicht einfiel, schwindlig zu werden.

Xaver flog unablässig mit Schlamm ab und zu.

»So, jetzt ist's genug«, sagte Sabine zufrieden, »nun können wir an die Innenausstattung denken. Hole Federchen, Strohhälmchen und was du sonst besorgen kannst.«

Gehorsam tat Xaver, was ihm seine Frau befohlen hatte, und bald war das Schwalbenheim allerliebst warm und weich ausgepolstert.

»Die reinste Prinzessinnenwiege!« sagte Sabine, als sie stolz ihr Kunstwerk anblickte.

»Na, wenn erst die Brut drinliegt und die weiten Mäulchen aufsperrt, dann heißt es wie der Sturmwind durch die Lüfte sausen.«

»Bis dahin, Xaver«, antwortete Sabine, »macht ja auch das Käfervölklein seine Frühlingstänze, dann beginnt das reinste Schlaraffenleben. Fliegen und Maulaufsperren, zwei Beschäftigungen, die wir in unserer Kinderstube richtig gelernt haben.«

Der Apriltag ging langsam und müde zur Ruhe.

Im Speicherraum des Turmes richtete Amanda, die Fledermaus, ihr Samtkleid zum nächtlichen Ausflug. Vor dem kreisrunden Ausschnitt, der ins Freie führte, klang ein freundlich »wid-widwitt.«

»Ei, der Tausend, Frau Sabine!« rief erfreut Amanda, »wieder zurück aus dem sonnigen Süden? Und gesund und munter, wie ich spüre; denn meine Augen sind und bleiben leider schwach und kurzsichtig.«

»Dafür sind die meinen um so schärfer«, antwortete Sabine, »und die sehen zu meiner großen Freude, daß Ihnen der Winterschlaf gut bekommen ist. Auch paßt Ihnen Ihr Kleid schon wieder ganz hübsch.«

»Ach ja«, sprach Amanda, »ich bin zufrieden. Zwischen unserem alten Tor und dem Teich herrscht stets ein reger Verkehr. Da fällt für unsereins die Kost nicht zu schmal ab.«

»Und wir, Verehrte«, fuhr Sabine dazwischen, »machen Ihnen ja keine Geschäftskonkurrenz. Sie räumen mit dem Nachtgesindel auf, wie wir den Tag über den Polizeidienst übernehmen. Friedlich, schiedlich, so ist das Losungswort zwischen unseren Familien. Mein Mann hat mir übrigens erzählt, daß am Teich drüben eine wahre Pracht von jungem Nachwuchs zu Tanz und Spiel sich drängt. Gute Zeiten also, liebste Freundin!«

»Da fällt mir unser Geheimbund ein! Haben Sie vielleicht schon von Ludmilla näheres erfahren?«

»Aber nein, Amanda! Sie sind doch die erste, zu der mich mein Herz nach unserer Heimkehr gedrängt hat. Mein Mann und ich, wir beide sind außerordentlich gespannt, wie weit alles gediehen ist. Bitte, erzählen Sie mir!«

»Also«, sprach mit wichtiger Miene die Fledermaus, »am 1. Mai ist der große Tag! Isidora hat ihn nun endgültig festgesetzt. Er soll mit dem Schulgang des blonden Kindes Zusammentreffen.«

»Die Mitglieder der Verschwörung sind ja nun fast alle versammelt«, meinte Sabine.

»Bis auf Ritter Dagobert!« stimmte Amanda zu.

»Er wird sich auf der Heimreise verspätet, vielleicht einmal den rechten Anschluß versäumt haben.«

»Wir trafen uns während der Fahrt auf einer Schiffsstation. Er gab mir den Auftrag, nach seiner Burg zu sehen«, entgegnete Sabine.

»Die ist in Ordnung«, sagte Amanda, »dafür hat unser guter Turmherr bereits vor ein paar Wochen gesorgt. Dem Rad fehlte eine Speiche, ist schon eingesetzt. Wir werden uns alle freuen, wenn recht bald die schwarz-weiße Fahne von der Turmzinne flattert. Ambros Grille hat ja lange genug das Bundeslied dem alten Jörg vorgegeigt! Der wird es wohl auswendig kennen! Will sehen, ob alles klappt und jeder seine Rolle gut spielt. Isidora hat den ganzen Plan wirklich aufs feinste gesponnen! Ich selbst habe ja nur bei den Vorbereitungen mitgewirkt; nun, es kann nicht jeder eine Hauptrolle besitzen, jeder muß auf seinem Posten eben seine Pflicht tun.«

»Ganz meine Ansicht, Verehrteste!« zwitscherte Sabine Beifall zu, »Hans Jakob leistet ja wohl die Hauptarbeit. Wie weit ist er gekommen?«

»Fast fertig«, entgegnete Amanda, »Isidora erzählte neulich, daß er ihr klipp und klar telephoniert habe – sie hat nämlich ihre Wohnung dicht unter die Hans-Jakobsburg verlegt –, daß er mit seinen Gängen bis auf eine ganz dünne Wand fertig sei. Die will er aber erst durchbrechen in der Nacht zum 1. Mai.«

»Fein, wirklich fein!« jubelte Sabine, »und was hat denn Eva Marg, die Motte, zu tun?«

»Die muß in der Nacht, wenn der gute Jörg beim Lampenlicht seinen Abendsegen in der Bibel liest, mit ihrer ganzen Sippschaft in die Stube tanzen und bei Festbeleuchtung das berühmte Mottenlied singen. Das soll der Glanzpunkt der Verschwörung sein, der erste Akt in dem großen Schauspiel, wie Ludmilla in ihrer bewundernswerten Eulenweisheit es nannte.«

»Ich verstehe«, stimmte die Schwalbe freudig zu, »ein reizender Plan! Das Mottenlied treibt die Menschen mit unwiderstehlicher Gewalt zu den Kästen und Schränken, in denen sie ihre Gewänder aufzuheben pflegen – und dann –«

»Ja, dann ist der große Augenblick gekommen, wo Hans Jakob, unser unermüdlicher Forscher und Grübler seinen Triumph feiern wird. Das letzte Hindernis stößt er durch, und der Kasten mit der doppelten Wand bricht zusammen.«

»Wird es aber unseren guten Jörg nicht recht erschrecken?« fragte Sabine in mitleidsvollem Tone.

»I wo«, lachte leise Amanda, »solche zerbrechliche Frauennerven hat ja unser Turmherr zum Glück nicht.«

»Nun ja«, antwortete Sabine, »dann hüpft ja auch das Gold und Silber aus seinem Versteck. Das Metall hat ein fröhliches Lachen.«

»Nicht immer, liebe Freundin«, sagte ernst die Fledermaus, »für den, der den Schatz vergraben hat, klang das Lachen gar häßlich, und es hat ihm die Freude seiner Tage und den Schlaf seiner Nächte gestohlen.«

»O, wie traurig«, zwitscherte Sabine, »davon weiß ich ja nichts, rein gar nichts.«

»Ja«, entgegnete Amanda, »die Vorgeschichte des Schatzes ist nicht so freundlich und sonnig wie sein Schluß. Deshalb wissen auch nur Ludmilla, die Eule, Till, der Kauz, und ich näheres darüber. Die Nacht hält viel Dunkles und Trauriges in ihrem schwarzen Mantel.«

»Muß das aber nicht der gute Turmherr erfahren?« fragte Sabine in besorgtem Tone, »wenn das Gold auch ein anderes Lachen hat, sollte er doch gewarnt sein.«

»Gewiß, liebe Freundin, alles ist bedacht worden. Isidora hat nicht den feinsten Faden vergessen.«

»Wirklich wunderbar«, rief Sabine.

»Ja«, stimmte Amanda bei, »Jörg muß alles wissen. Und Sie erhalten dabei eine führende Rolle, Sabine! Im Auftrag Ludmillas habe ich es Ihnen zu eröffnen.«

Die Schwalbe zwitscherte in freudigen Worten ihre Bereitwilligkeit.

»Es ist nämlich ein letzter Wille bei dem Schatz«, erklärte Amanda, »wissen Sie, was das ist?«

»Aber freilich«, sagte Sabine, und ihr Ausdruck war beinahe etwas beleidigt, »Tiere, die wie ich weit in der Welt herumkommen, wissen in solchen Dingen Bescheid. Die Menschen, die uns doch in der Schnelligkeit des Reifens so himmelweit nachstehen, machen gar ein großes Wesen, wenn sie eine lange Fahrt übers Meer antreten. Sie haben Angst, ob sie wieder zurückkehren und da schreiben sie dann ein Langes und Breites über ihre letzten Wünsche auf.«

»Ich bewundere, verehrte Freundin, Ihre Klugheit. Ja, ja, man merkt eben die Weltgewandtheit sofort bei vielgereisten Leuten! – Nun also, um auf den Ausgang unseres Gespräches zurückzukommen! Wir fürchten, daß unser Turmherr den Schatz in aller Eile zusammenpackt und ihn den Stadtvätern übergibt.«

»An so etwas hab' ich freilich nicht gedacht«, zwitscherte Sabine etwas kleinlaut.

»Ja, das ist Ludmillas Bedenken, aber sie weiß, daß der Mann, der den Schatz vor langen Jahren vergraben hat, niemand andern als den Finder in den Besitz einstellen will. Das ist klipp und klar in dem letzten Willen ausgeschrieben.«

»Den muß eben unser Turmherr zu lesen bekommen«, sagte Sabine ganz aufgeregt.

»Natürlich«, stimmte Amanda bei, »und das ist des Pudels Kern und Ihre Aufgabe, liebe Sabine.«

»Wie gern, wie gern«, zwitscherte Sabine begeistert. »Das bringen Xaver und ich famos zusammen. Was schleppen wir alles in unser Haus, bis es anständig möbliert ist! Da werden wir ihm doch so ein Stück Papier vor die Augen tragen können.«

»Aber unversehrt, Liebste, muß es sein«, mahnte Amanda.

»Selbstverständlich«, erwiderte Sabine, »nicht ein Tüpfelchen darf weggerückt werden. Ist uns doch eine Ehrensache. Das muß ich aber gleich mit meinem Mann besprechen. Er wird sich morgen die Ehre geben, Sie zu besuchen«, zwitscherte eifrig Sabine, die es nicht mehr aushalten konnte, ruhig zu sitzen.

»Ja, es wird Zeit für Sie zum Bettgehen«, sagte Amanda etwas spöttisch. »Und für Sie zur Nachtschicht«, entgegnete Sabine schlagfertig, »unsereins hat sein Tagwerk hinter sich und hat sich die Schlafmütze reichlich verdient. Also gute Nacht, Frau Amanda!«

»Gute Nacht«, sprach Amanda und breitete ihren Mantel aus.

Sabine verließ durch das runde Loch den Speicherraum und war bald unterm Tor im Nestlein verschwunden, wo es heute lange nicht zur Ruhe kommen wollte, solch Gezwitscher und Gezwitscher klang hin und her zwischen dem munteren Ehepaar.

Amanda aber flog einsam durch die dunkle Nacht.


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