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VIII. Die Religion und die Politik der Freimaurer

Mit dem Vorstehenden ist für diejenigen Menschen, welche einfach nach Wahrheit streben und der Wahrheitsliebe des Verfassers Vertrauen schenken, die Aufgabe, ein getreues, geschichtliches Bild der Freimaurerei zu liefern, gelöst. Es muß jedoch leider auch auf die Verleumdungen Rücksicht genommen werden, die man von gewisser Seite auf den Freimaurerbund häuft und die eine Fortsetzung der oben geschilderten Verfolgungen desselben bilden.

Diese Verleumdungen gipfeln darin, daß der Freimaurerbund im allgemeinen, gegenüber der Kirche und dem Staate Umsturzpläne verfolge, von denen nur ein Teil der Mitglieder, die sogenannten Eingeweihten, Kenntnis habe, von denen sich die »Uneingeweihten« bethören lassen. Dabei geben jedoch die Verleumder selbst zu, daß ein Teil der Freimaurer sich damit begnüge, antiklerikalem Liberalismus zu huldigen, während ein anderer Teil geradezu auf Revolution sinne. Begründet werden diese Beschuldigungen durch (teilweise gefälschte) Äußerungen einzelner Freimaurer, besonders aber durch willkürliche Behauptungen der Gegner des Bundes. Abgesehen davon, daß mit obiger Unterscheidung die Gegner eine einheitliche Gesinnung der Freimaurer selbst nicht behaupten, ist es eine unleugbare Thatsache der Geschichte, daß einzelne Personen und Gesellschaften niemals Revolutionen hervorgebracht haben, sondern daß diese stets in den Zuständen der Staaten, welche sie betrafen, ihre Ursache hatten. Wären also die Freimaurer so unwissend, diese Thatsache nicht zu kennen, und würden dennoch auf Umsturz sinnen, so wären sie auch nicht zu fürchten. Diejenigen Leute, von denen die Angriffe auf den Bund in der Regel ausgehen, sind indessen weit weniger für den Staat besorgt, als für die Kirche. Die einzige Bewegung aber, welche der katholischen Kirche Nachteil brachte, die Reformation, fällt in eine Zeit, da es noch keine Freimaurer gab!

An den politischen Revolutionen in der Periode seit Entstehung des Bundes aber läßt sich eine Mitschuld der Freimaurer in keiner Art nachweisen. Die Veranlassungen der ersten französischen Revolution waren der Art, daß eine Gesellschaft sie weder befördern, noch verhindern konnte. An den Revolutionen unseres Jahrhunderts aber waren, außer den sie verursachenden Zuständen, genug eigentlich politische Vereine beteiligt, neben denen für die Freimaurer kein Raum war. Ja, die Beteiligung der letzteren war sogar unmöglich in Italien, Spanien und Griechenland 1821, Rußland 1826 und Polen 1830; denn in diesen Ländern gab es zur erwähnten Zeit gar keine Freimaurer; die Carbonari und andere geheime politische Gesellschaften aber gehen die Freimaurerei nicht das mindeste an, und die letztere erscheint in Italien erst wieder nach Begründung der Einheit des Landes, seit 1860. In Frankreich waren die Umwälzungen von 1830 und 1848 notwendige Folgen derjenigen von 1789 und der auf sie folgenden Reaktion, bedurften also keiner Freimaurer. Auch in Österreich und Ungarn gab es 1848 keine Logen, in Deutschland waren die meisten Freimaurer Gegner der Bewegung jenes Jahres, und in Großbritannien, Dänemark und Schweden, wo die Freimaurer sehr zahlreich sind, hat gar keine Revolution, ja nicht einmal der Versuch einer solchen stattgefunden, außer in Irland, dessen Führer den Ultramontanen näher standen als den Freimaurern.

Ein dem Bestehenden feindlicher Charakter des Bundes ist schon mit Rücksicht auf Ort und Zeit der Gründung desselben undenkbar. Der Bund entstand 1717 in England, als seit wenigen Jahren die von den Liberalen ersehnte Dynastie Hannover auf dem Throne saß. Hätte der Bund gegen diese agitieren wollen, was damals nur im Interesse der Stuarts denkbar war, so hätte er ja reaktionär und ultramontan sein müssen. Gegen die Stuarts aber konnte er nicht rebellieren, weil sie verbannt waren! Und bevor sie es waren, konnte er es nicht, weil er noch nicht existierte. Die Bauleute aber, aus denen er hervorging, waren weit mehr Anhänger als Gegner des Hauses Stuart gewesen, bis dasselbe dem allgemeinen Unwillen des englischen Volkes weichen mußte!

Es ist ferner nicht einzusehen, warum gerade unter den Nachfolgern der Steinmetzen revolutionäre Tendenzen Platz gegriffen hätten; denn diese hatten wohl zum Teil reformatorische, aber niemals revolutionäre Neigungen. Wären aber diese Tendenzen in einem andern Lande als in England entstanden, so fiele damit wieder die Beschuldigung des Bundes als eines revolutionären dahin und würde sich blos auf Teile desselben beziehen. Die Urheber jener Beschuldigung haben aber bezeichnender Weise niemals auch nur versucht, anzugeben, wo, wann, warum und durch wen der Freimaurerbund eine Gesellschaft des Umsturzes geworden wäre. –

Um gegen Staat oder Kirche sich aufzulehnen, müßten die Freimaurer notwendig eine gemeinsame Organisation besitzen und vor allem in politischen und religiösen Fragen einig sein. Daß sie die erstere nicht haben, und vermöge der geschichtlichen Entwickelung des Bundes nicht haben können, ist bereits gezeigt worden, und daraus folgt auch, daß sie nicht einerlei Ansichten haben können, zu deren Herbeiführung irgend welche allgemeine Vorschriften oder Verabredungen erforderlich wären, die schon deshalb nicht denkbar sind, weil viele Großlogen mit vielen anderen gar nicht im Verkehr stehen.

Es giebt daher ungemein viele Ansichten unter den Freimaurern, und zwar nicht nur, wie selbst die Ultramontanen zugeben, solche vom zahmsten Liberalismus bis zum entschiedensten Radikalismus, sondern auch sehr konservative, ja sogar politisch reaktionäre und religiös hyperorthodoxe.

Man kann die letztere Richtung sogar der Mehrzahl der Angehörigen des schwedischen Systems, also der sogenannten großen Landesloge von Deutschland (die aber nur eine von acht deutschen Großlogen bildet), Dänemark und Schweden, sowie der britischen und amerikanischen Neutempler (oben S. 37) zuschreiben, ohne ihnen unrecht zu thun. Ja, ganz sicher wäre auch der Ultramontanismus im Freimaurerbunde vertreten, wenn nicht verschiedene Päpste denselben in den Bann gethan hätten. Diesem Umstande aber ist es zuzuschreiben, daß unter den verschiedenen Ansichten von Freimaurern, wenigstens in ganz oder teilweise katholischen Ländern, die antiultramontane oder antiklerikale Richtung am meisten hervortritt. Denn wenn die Päpste Krieg mit der Freimaurerei haben wollten, so mußten sie sich auch Antworten gefallen lassen. Daß aber der erste Angriff in diesem Kriege von päpstlicher Seite ausging, beweist klar die Bulle Clemens XII. vom 28. April 1738, » in eminenti« genannt, die erste, die sich mit den Freimaurern beschäftigte. Wäre dieser Bulle irgend ein Angriff oder eine Beleidigung des Papsttums durch die Freimaurer vorangegangen, so wäre dies in der Begründung derselben (stehe oben S. 39) sicherlich erwähnt worden. Es ist aber darin kein Wort davon gesagt; die Päpste haben somit » angefangen.« –

Haben sonach die aus katholischen Familien hervorgegangenen Freimaurer (denn die protestantischen u. a. haben sich um die Bullen der Päpste ja nicht zu kümmern) guten Grund, antiklerikal zu sein, so sind sie darum noch lange nicht antikatholisch und noch weniger antireligiös. Es hat wiederholt katholische Geistliche gegeben, welche Freimaurer waren (wir besitzen selbst ein langes Verzeichnis solcher) und giebt vielleicht jetzt noch welche; jedenfalls aber giebt es in romanischen Ländern massenhaft Freimaurer, welche so gut katholisch sind, als es eine oppositionelle Stellung gegenüber dem Papsttum nur gestattet, und daß dies möglich ist, könnten eben nur solche bestreiten, die nicht wissen, daß wiederholt geistliche Orden, sogar die Jesuiten, mit dem Papsttum auf gespanntem Fuße gestanden sind (Sixtus V., Alexander VII., Innocenz XI. und Alexander VIII. waren entschiedene Gegner der Jesuiten und Clemens XIV. hob sie auf).

Wenn es nun aber Freimaurer oder sogar Logen giebt, von denen irreligiöse Ansichten geäußert werden, so ist dies, neben den zahllosen Beispielen vom Gegenteil, nur der großen Freiheit zuzuschreiben, welche der Freimaurerbund in Folge seines Mangels an einem allgemein gültigen Gesetze und an einer gemeinsamen Disziplinargewalt, seinen Gliedern gewähren muß. Der Bund thut, oder vielmehr die Bünde, aus denen er besteht, thun redlich, was sie können, indem sie durchweg durch ihre Statuten ihren Gliedern vorschreiben, die Regierungen und die Kirchen, unter und neben denen sie leben, zu achten, niemanden seiner ehrlichen Ansichten wegen anzufeinden und sich in ihren Versammlungen der Besprechung politischer und religiöser Fragen zu enthalten. Diese Gebote sind aber unmöglich streng durchzuführen und werden daher häufig, ohne schlimme Absicht, verletzt. Denn wer will genau bestimmen, wo die Begriffe »politisch« und »religiös« anfangen und wo sie aufhören? Wie soll es ausführbar sein, moralische, soziale und wissenschaftliche Gegenstände, die doch den Freimaurern überall erlaubt sind, zu besprechen, ohne dabei mehr oder weniger an Politik und Religion anzustreifen? Wie will man und wer will es den Freimaurern verbieten, sich unter sich über die von den Päpsten gegen sie ergriffenen Maßregeln auszusprechen? Es giebt im Freimaurerbunde keine Censur und somit kann er es auch nicht verhindern, daß einzelne hitzige Brüder bisweilen »über die Schnur hauen« und die Außenwelt glauben machen, ihre extremen Ansichten seien solche des Bundes. Was aber radikale Freimaurer bisweilen sündigen, das bringen ihre konservativen Brüder redlich wieder durch Äußerungen ein, die den Ultramontanen sehr gut gefallen würden, wenn es nicht im Interesse der letzteren läge, diesen Umstand totzuschweigen und unter dem Namen »Freimaurer« alle ihre Gegner in einen Topf zu werfen, d. h. unter einem Namen, der für den ungebildeten Teil des Volkes etwas unheimliches hat und in abergläubigem Wahn sogar mit dem Fürsten der Hölle in Verbindung gebracht wird. Das ist ein bequemes Mittel bei Wahlen u. dergl. und wird es wohl noch lange bleiben. –

Die Freimaurer, unter denen sich der Schreiber dieser Zeilen bewegt hat, nämlich diejenigen der Schweiz und eines Teiles von Deutschland, hat er durchweg als Männer von Ehre, als ruhige, gemäßigte Bürger, als Feinde jeder politischen und konfessionellen Agitation kennen gelernt. Und das nicht etwa aus Mangel an Einweihung in gewisse Geheimnisse; denn der Verfasser ist soweit gestiegen, als es in diesen Gegenden möglich ist und war wiederholt Abgeordneter an Großlogen, was für »Uneingeweihte« durchaus unmöglich wäre. Von irgend einem ihm bekannten »Bruder« zu glauben, daß er ein heimlicher Revolutionär sei, wäre bei Kenntnis der Personen und der obwaltenden Verhältnisse einfach lächerlich. Ebenso lächerlich aber wäre es, die preußischen u. a. Minister, Generale, Geheimräte, Professoren u. s. w., die Freimaurer sind, für verkappte Umsturzmänner zu halten!

Man braucht nur einigermaßen den gesunden Menschenverstand walten zu lassen und gar nicht selbst Freimaurer zu sein, um zuzugestehen, daß die durchweg geachteten und ruhigen Männer, welche an der Spitze der verschiedenen Freimaurerbünde stehen, nicht nur nicht das geringste Interesse haben könnten, heimlich auf Revolutionen und kirchenfeindliche Handlungen zu zielen, sondern damit geradezu einen moralischen und ökonomischen Selbstmord begehen würden. Auch ist es für vernünftige Menschen gar nicht denkbar, daß die Menge der Freimaurer, welche die Ultramontanen in ihrer Unkenntnis vom Bunde »uneingeweiht« nennen, von den angeblichen destruktiven Plänen, welche die Ultramontanen entdeckt zu haben wähnen, niemals etwas gemerkt hätten. Da müßten sich ja die angeblich »Eingeweihten« aus lauter bornierten Leuten rekrutieren, und dann wären wieder ihre Pläne nicht zu fürchten!

Es giebt überhaupt keine andere freimaurerische Einweihung, als jene der einzelnen Grade. Die drei alten, echten Grade kennt der Verfasser genau und hat oben (S. 73) ihren Inhalt mitgeteilt. Diejenigen Grade aber, welche sich höhere nennen, sind in vielen Teilen der Maurerei gar nicht vertreten, und wo sie vertreten sind, den vernünftigen Maurern als bloße Spielerei hinlänglich bekannt. In der Schweiz haben ultramontane Blätter kürzlich das Verzeichnis der Großlogenbeamten veröffentlicht und damit selbst bewiesen, daß dies Leute sind, die dem politischen Leben und Treiben fern stehen. Wahrlich, den nichtmaurerischen Politikern von Fach fiele es nicht von ferne ein, ihre Verhaltungsmaßregeln von diesen harmlosen Geschäftsleuten zu holen, die nach ihrer Ansicht jedenfalls zu politischen Unternehmungen untauglich sein würden. Der Verfasser kennt zahllose Freimaurer persönlich oder dem Namen nach, welche in der Freimaurerei eine hervorragende, in der Politik aber gar keine Rolle spielen. Er hat bisher nur von wenigen Staatsmännern und Politikern gehört, welche Freimaurer waren oder sind, weiß aber, daß dieselben die Loge als Ort der Erholung von ihren Anstrengungen und nicht als Anlaß zur Vermehrung der letzteren aufsuchen! Er weiß ferner, daß in Deutschland weder irgend ein hervorragender Reichsbeamter oder Minister, noch irgend ein Parteiführer, und daß in der Schweiz durchaus kein einflußreicher Parteimann Freimaurer ist. Von Frankreich kennen wir Freimaurer deutscher Sprache die Verhältnisse wenig und fühlen uns nicht berufen, unsere Verteidigung auf jenes Land auszudehnen, – und von Italien wissen wir so viel, daß die dortigen Freimaurer als Patrioten Freunde der Einheit ihres Landes zu sein das Recht haben und demzufolge allerdings Gegner einer Herstellung der elenden Wirtschaft des Kirchenstaates sein müssen. England ist reich an Freimaurern aller dortigen Parteien und ebenso Nordamerika; in diesen beiden Ländern müßten also die Freimaurer, welche dort zahlreicher sind, als sonst überall, – wenn sie Politik trieben, einander – gegenseitig aufzehren! – – –

Die ganze Organisation des Bundes ist der Art, daß irgend welche Geheimnisse zwischen den Mitgliedern sich nicht völlig verbergen lassen und daß Geheimnisse politischer und kirchlicher Art noch weniger verborgen bleiben könnten als andere, vorausgesetzt, daß nicht alle Brüder auf den Kopf gefallen seien.

Der Verfasser kannte den Inhalt des Meistergrades lange ehe er Meister war und kennt den Inhalt vieler sogenannter höherer Grade verschiedener Systeme, ohne in dieselben aufgenommen zu sein. Ein ultramontanes Blatt hatte den drolligen Einfall, ihm die »Einweihung« abzusprechen; glaubt das Blatt im Ernste, daß ein Mann, der so beschränkt wäre, nicht zu merken, was im Bunde vorgeht, sich als maurerischer Schriftsteller diejenige Geltung verschaffen könnte, deren er sich thatsächlich erfreut? Und wer wären dann die »Eingeweihten,« wenn es diejenigen nicht wären, die den höchsten Grad besitzen, den es in ihrem Lande giebt?

Kurz, wenn man nicht die Tendenz der Ultramontanen teilt, unter dem Namen der »Freimaurer« alles zu verketzern, was nicht zu ihrer Partei gehört, so kann man der Ansicht der letzteren von der Freimaurerei unmöglich irgend einen vernünftigen Sinn beilegen, sondern nur etwa schwanken, ob sie mehr aus geistiger Beschränktheit oder mehr aus boshaftem Gemüte hervorgehe. –

Nach dem, was oben gesagt ist, kann nun von einer allgemeinen Politik oder Religion der Freimaurer keine Rede sein. Es hat in diesem großen Menschheitsbunde jede ehrliche Ansicht über Staat oder Kirche Raum. Als Privatperson hat natürlich jeder Freimaurer das Recht und die Freiheit, jener Partei, mit welcher er sympathisiert, anzugehören oder auch, es mit keiner zu halten. Sofern aber Logen oder Großlogen offiziell eine Parteiansicht äußern sollten, gleichviel ob eine radikale oder eine konservative, so würden sie unmaurerisch handeln und sich auf ein Gebiet begeben, welches nicht das der Freimaurerei ist! Denn die Aufgabe der letztern besteht darin, von religiösen und politischen Ansichten abgesehen, im Menschen den Menschen zu achten, d. h. den Menschen danach zu beurteilen, ob er die vom höchsten Wesen in seine Seele gelegten Anlagen recht anwende, ob er seine Pflichten gegen seinen Nächsten und gegen sich selbst erfülle, ob er den Idealen des Wahren, Guten und Schönen nachstrebe. Der Freimaurerei liegt die feste Überzeugung zu grunde, daß diesem erhabenen Streben von Leuten verschiedener Ansichten gemeinsam nachgelebt werden könne, und mit dieser Überzeugung steht und fällt sie! –

Darin und in anderm ist der Freimaurerbund der gerade Gegenpol des Jesuitenordens (über welchen kurze Zeit vor diesem Schriftchen ein besonderes erschien). Denn eine jede von diesen beiden Gesellschaften besitzt gerade jene Eigenschaften, welche der andern fehlen. Die Jesuiten sind streng zentralisiert, die Freimaurer durchaus dezentralisiert; jene gehorchen den Befehlen eines einzigen, diese dem Willen der Mehrheit; jene machen die Moralität von Gründen der Zweckmäßigkeit, diese von der Rücksicht auf das Wohl der Menschheit abhängig; jene anerkennen nur einen Glauben, ohne ihm doch aufrichtig anzuhangen, diese ehren jede aufrichtige Überzeugung, ohne eine einzelne solche als alleinseligmachend anzuerkennen; jene suchen die Selbständigkeit der einzelnen zu unterdrücken, diese vielmehr sie zu entwickeln. Denn ohne Zweifel ist der Freimaurerbund diejenige unter den sogenannten geheimen Gesellschaften, in welcher der Aufgenommene die meiste Unabhängigkeit bewahren und den größten Nutzen für die Menschheit stiften helfen kann, – wenn er will. Faule Arbeiter im Weinberge des Herrn giebt es überall und sie nützen nirgends etwas. Ferner ist der Freimaurerbund die einzige Gesellschaft, welche einen namhaften und umfangreichen Zweig der Litteratur begründet hat, der ganze Bibliotheken füllt und jeden, der belehrt sein will, am besten von der Nichtigkeit der dem Bunde zugeschobenen politischen und kirchlichen Zwecke überzeugen kann.

Wer noch näheres über die Freimaurerei zu erfahren wünscht, dem empfehlen wir das bereits in fünf Auflagen erschienene und in mehrere fremde Sprachen übersetzte populäre Büchlein: Adhuc stat, die Freimaurerei in zehn Fragen und Antworten (St. Gallen, zuletzt 1882). Genaue Nachrichten über andere, dem Freimaurerbunde mehr oder weniger ähnliche, aber mit ihm nicht zusammenhängende Gesellschaften, namentlich über die Illuminaten im vorigen, die Druiden und Odd fellows in unserm Jahrhundert, finden sich in unserm (demselben Verlage wie vorliegende Arbeit angehörenden) » Buche der Mysterien

 

Druck von Oswald Schmidt, Leipzig-Reudnitz


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