Heinrich Heine
Gedichte
Heinrich Heine

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Zum Polterabend

I

    Mit deinen großen, allwissenden Augen
Schaust du mich an, und du hast Recht:
Wie konnten wir zusammen taugen,
Da du so gut, und ich so schlecht!

Ich bin so schlecht und bitterblütig,
Und Spottgeschenke bring ich dar
Dem Mädchen, das so lieb und gütig,
Und ach! sogar aufrichtig war.

II

    O, du kanntest Koch und Küche,
Loch und Schliche, Tür und Tor!
Wo wir nur zusammen strebten,
Kamst du immer mir zuvor.

Jetzt heiratest du mein Mädchen,
Teurer Freund, das wird zu toll –
Toller ist es nur, daß ich dir
Dazu gratulieren soll!

III

        »O, die Liebe macht uns selig,
O, die Liebe macht uns reich!«
Also singt man tausendkehlig
In dem heilgen römschen Reich.

Du, du fühlst den Sinn der Lieder,
Und sie klingen, teurer Freund,
Jubelnd dir im Herzen wieder,
Bis der große Tag erscheint:

Wo die Braut, mit roten Bäckchen,
Ihre Hand in deine legt,
Und der Vater, mit den Säckchen,
Dir den Segen überträgt.

Säckchen voll mit Geld, unzählig,
Linnen, Betten, Silberzeug –
O, die Liebe macht uns selig,
O, die Liebe macht uns reich!

IV

        Der weite Boden ist überzogen
Mit Blumendecken, der grüne Wald
Er wölbt sich hoch zu Siegesbogen,
Gefiederte Einzugmusik erschallt.

Es kommt der schöne Lenz geritten,
Sein Auge sprüht, die Wange glüht!
Ihr solltet ihn zur Hochzeit bitten,
Denn gerne weilt er, wo Liebe blüht.

 


 


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