Heinrich Heine
Gedichte
Heinrich Heine

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        Dich fesselt mein Gedankenbann,
Und was ich dachte, was ich sann,
Das mußt du denken, mußt du sinnen –
Kannst meinem Geiste nicht entrinnen.

Ein gar subtiler Spiritus
Ist dieser Geist, ein Dominus
Im Geisterheer vom höchsten Range;
Ihn ehrt sogar die Muhme Schlange.

Stets weht dich an sein wilder Hauch,
Und wo du bist, da ist er auch;
Du bist sogar im Bett nicht sicher
Vor seinem Kusse und Gekicher!

Mein Leib liegt tot im Grab, jedoch
Mein Geist, er ist lebendig noch
Und wohnt gleich einem Hauskobolde
In deinem Herzchen, meine Holde!

Vergönn das traute Nestchen ihm,
Du wirst nicht los das Ungetüm,
Du wirst nicht los den kleinen Schnapphahn,
Und flöhest du bis China, Japan.

Denn überall, wohin du reist,
Sitzt ja im Herzchen dir mein Geist;
Hier träumt er seine tollsten Träume,
Hier schlägt er seine Purzelbäume.

Hörst du, er musizieret jetzt –
Die Flöh in deinem Hemd ergötzt
So sehr sein Saitenspiel und Singen,
Daß sie vor Wonne hochaufspringen.

 


 


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