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Dritter Akt

Die Szene ist wieder das Musikzimmer bei Frau Günther.

Erste Szene

Frau Günther und Onkel Otto am Kaffeetisch, rechts.

Frau Günther (seufzt:) Ja, ja! Man hat seine liebe Not! Um Suse bin ich jetzt eigentlich viel besorgter als um Hermann. Ich hab es ihr so en passant beigebracht... daß es nicht ginge... daß er das auch einsähe und deshalb nach Straßburg ginge. Habe die Sache so als Bagatelle behandelt... Was glaubst du wohl! Kein Wort hat sie gesagt. Aber leichenblaß ist sie geworden, ich habe sie noch nie so gesehn. Und nun liegt sie schon den dritten Tag und ißt nicht und spricht nicht. Das ist ja das Traurige: wenn sie wenigstens jammerte! Sie hat früher so leicht geweint. Na inzwischen ist ein Brief gekommen von ihm... Ich sage dir! Ich habe ihn, Gott sei Dank, abgefangen, gelesen und dann gleich weg damit... ins Feuer. Du machst dir keinen Begriff! Der Mensch muß rein toll geworden sein. Vorgestern machte er noch einen ganz verständigen Eindruck, eigentlich. Aber in dem Briefe! Ansichten, sag ich dir...von einer Taktlosigkeit!...Unerhört... Kannst du dir vorstellen, daß er unter anderm ganz offen von jener Person spricht, ja sogar ihre Partei nimmt?... Die hätte ich durch meine Härte sittlich heruntergedrückt! Ebenso den Hermann. Und so würd es mit ihm auch gehn... mit ihnen allen... Na, was sagst du?!

Onkel Otto, (kräftiger Fünfziger, hochrotes Gesicht, spricht sächsischen Dialekt.) Der is wohl 'n bißchen he?

Frau Günther (klagend:) Ach nein, das nicht, aber... Diese Jugend, siehst du, das ist es ja: man kennt sich gar nicht mehr aus, man kommt gar nicht mehr zurecht. Sieh mal, zum Beispiel... Man sagt etwas... man spricht von etwas ganz Selbstverständlichem, von 164 dem man erst ausgehen will, um etwas zu behaupten... und auf einmal, auf einmal merkt man: für den jungen Herrn ist das gar nicht selbstverständlich: er fragt einen frech ins Gesicht: glaubst du daran, Mama?

Onkel Otto. Na höre: das muß aber nur in Berlin so sein, bei uns in Sachsen kenn mer das noch nicht! Und auf dem Lande nu erst gar nicht. Na, überhaupt! Berlin! Meine Kinder möcht ich hier nich wissen!

Frau Günther. Und wenn ich nun denke, der Brief wäre der Suse in die Hände gefallen! (Sie seufzt.) Bei Gott! Man hat seine Not. Aber siehst du: das ist ja auch jetzt die schlimmste Zeit! Die Erziehung ist zwar so weit... was das Gröbste betrifft... fertig. Es sind gebildete Menschen und... haben gute Manieren. Aber, aber! Nun kommt es eigentlich erst... Wie soll ich das nennen?... Die Erziehung zum Leben...

Onkel Otto (würdevoll:) Die Erziehung zur Ehe!

(Er spricht »Ehe«, als ob es zwei einsilbige Worte wären.)

Frau Günther. Jawohl! Und siehst du: die wäre eigentlich Aufgabe deines Bruders gewesen. Das muß der Vater machen. Und Emil hätte das in seiner Weise vortrefflich verstanden, ihnen solche Jugendeseleien auszutreiben. Ich als Mutter kann mit Hermann über diese Dinge unmöglich so deutsch reden, wie ich möchte, wie es nötig wäre. Deshalb hab ich mich an dich gewandt... an seinen nächsten männlichen Verwandten. Du mußt mit ihm fertig werden... ihn ein für allemal auf den richtigen Weg bringen. Verstehst du?

Onkel Otto. Ei ja! Verlaß dich nur auf mich. Aber nu sag mal: was war denn das nu eigentlich für 'ne Pflanze, diese wie hieß sie? Meta? Oder weißt du das nicht?

Frau Günther (lächelnd:) O doch. Ich habe genaue Erkundigungen eingezogen. Was soll ich dir sagen? Wie mir das Bureau mitteilt, scheint sie ja allerdings so in ihrer Art ganz solid und wie? achtbar 165 wenn man davon reden kann gewesen zu sein. Über ihre Vergangenheit hab ich weiter nichts Nachteiliges auftreiben können. Sie ist aus einer Arbeiterfamilie, von der man nichts weiß. Als kleines Kind ist sie von einer Freundin der Mutter zu sich genommen, die hat sie dann 'n bißchen was lernen lassen. Sie ist Buchhalterin in einem Posamentengeschäft und verdient jetzt so fünfzig Mark im Monat.

Onkel Otto. Aha! Das war ihr aber natürlich nich genug... Da kam denn nu der Hermann und...

Frau Günther. Nun ja: das warme Abendessen. Sonst, direkt, hat er nichts gegeben. Nicht mal, wie ich annahm, die Miete.

Onkel Otto (schmunzelnd:) Der Schlaukopp!

Frau Günther. So daß es wirklich den Anschein hat, als ob sie wenigstens anfänglich nicht bloß aus Berechnung mit ihm angebandelt hat, sondern wie soll ich sagen: aus Liebe?

Onkel Otto (Kuchen kauend:) Das sind die schlimmsten!

Frau Günther. Du meinst, sie wollen ernst genommen werden?

Onkel Otto. Nu freilich. Das kenn mer doch. »Denn mein Stamm sind jene Asra, die da heiraten, wenn sie lieben.« Das kenn mer doch! Vor denen muß man sich in acht nehmen! Euer Kuchen ist übrigens famos, Auguste.

Frau Günther. Ja, ja. Sehr possierlich ist ihre Empfindsamkeit. Hör mal! Das hab ich dir aufgehoben. (Sie liest aus einem Briefe vor:) »Ich habe vielleicht zu dem Glück, das ich mit Dir genossen, kein Recht gehabt, doch das eine wünschte ich: Du hättest den Mut besessen, noch einmal selber zu mir zu kommen.« (Sie zerknittert den Brief. Lächelnd:) Wie findest du das?

Onkel Otto. Erhaben! Wie kommst du denn zu dem Brief?

Frau Günther (lächelnd:) Man steht ja doch immer noch früher auf als die Kinder. Hast du nun schon mit Hermann gesprochen? 166

Onkel Otto. Nu nee: eigentlich noch nicht. Aber ich wollt's gleich nachher machen. Er ist doch zu Hause?

Frau Günther. Ja, drüben in seinem Zimmer. (Sie rückt ihm auf dem Diwan näher.) Sieh mal, lieber Otto: es liegt gar nicht in meiner Absicht, ihm die Hölle gar zu heiß zu machen. Er soll nur folgen. Im Übrigen... er ist jung, kräftig und lustig... mag er die Zeit wahrnehmen und austoben, soviel er Lust hat. Komm ihm nicht mit Moral...

Onkel Otto. Moral? Nu erlaube mal: wofür hältst du mich?

Frau Günther (lächelnd:) Ja, ja . . . Ich weiß ja. Ich meine nur: spiele auch nicht den Strengen, hörst du? Das wäre ganz falsch, würde dir auch gar nicht stehn. Je leichter du ihm die Sache machst, desto schneller wird er die ganze dumme Geschichte vergessen.

Onkel Otto. Ei nu freilich. Man ist doch auch nicht auf den Kopf gefallen. Als Onkel muß mer sich anbiedern sonst is nischt.

Frau Günther (lächelnd:) Ganz richtig. Was ich, als Mutter, ihm nicht sagen kann, kannst du ihm sehr gut sagen. Du kannst dir denken, daß ich immer den Anschein bewahren muß, als ob ich solche Sachen überhaupt... furchtbar unsittlich und unmoralisch fände. Verstehst du: ich halte es eben für meine Pflicht als Mutter, ihm seine moralischen Ideale zu erhalten.

Onkel Otto (lacht auf:) Gott verdimm mich!

Frau Günther (ebenfalls lachend:) Nun ja... Du schlechter Mensch.

Onkel Otto (spottend:) Nu ich bin ganz deiner Meinung: dem Volke muß die Religion erhalten werden und der Jugend die Tugend! (Lacht laut.)

Frau Günther. Ach, du bist ein gottloser Spötter... Grade wie dein Bruder war. Ihr Günthers taugt alle nichts! Wie bin ich armes Weib nur in solche Gesellschaft geraten... 167

Onkel Otto (lustig:) »Weeß mer'sch denn?!«

Frau Günther. Und da wundre ich mich nun, daß der Hermann so 'n Strick ist.

Onkel Otto. Das ist freilich verkehrt, daß du dich darüber wunderst. Weshalb sollte dein Sohn nu grade aus der Art schlagen?

Frau Günther (mit gedämpfter Stimme:) Weißt du: was ich die letzte Zeit außerdem noch bei ihm bemerkt habe?

Onkel Otto. Nu?

Frau Günther. Hast du die Jenny gesehn, mein Stubenmädchen?

Onkel Otto (lebhaft:) Nu: sofort! . . . Ein allerliebstes Maischen. Also? (Wechselt einen Blick mit Frau Günther.) I, der Schlingel!

Frau Günther. Ich schicke sie heute noch fort. (Ernst:) Draußen kann er meinetwegen machen, was er will nur daß es nicht länger als ein halbes Jahr dauert das Haus muß aber unter allen Umständen rein gehalten werden! Unter allen Umständen.

Onkel Otto (ebenfalls ernst:) Da hast du ganz recht, das ist auch mein Hauptgrundsatz und darin liegt alles. Alles!

Frau Günther. Und nun noch eins : wenn du nachher mit ihm sprichst. Nämlich: er liegt mir schon seit zwei Jahren, wollte sagen: zwei Semestern damit in den Ohren: er will gern funfzig Mark monatlich mehr haben. Bisher hab ich mich immer geweigert, ich habe gedacht: hundertfunfzig Mark Taschengeld im Monat wäre genug. Aber ich glaube jetzt: das war nicht richtig. Denn sieh mal: gerade weil er für dieses Mädchen nichts direkt gezahlt hat, ist er mit ihr in so 'ne... ich weiß nicht... so 'ne Art Kameradschaftlichkeit gekommen... hat sie jedenfalls von vornherein mit viel zu viel wie soll ich sagen? Achtung behandelt. Hätte er mehr Geld gehabt, so würde sie unzweifelhaft bald von ihm abhängig geworden sein. Das wäre besser 168 gewesen! Er hätte sie dann sicher mit ganz anderen Augen angesehn, und die Situation hätte sich auf dem richtigen Niveau gehalten. Es scheint ja, daß wir diesmal noch mit einem blauen Auge davongekommen sind, aber jedenfalls: in Zukunft wollen wir doch auch dieser Gefahr möglichst vorbeugen. Einstweilen will ich ihm also erst mal die funfzig Mark monatlich mehr geben, und du kannst ihm das sagen, ja?...

Onkel Otto. Mit Vergnügen! Ach Gott, Auguste wenn ich doch auch so 'ne verständige Mama gehabt hätte wie der Hermann. Wie hätt ich meine Zeit auf der Akademie in Halle ausnützen können! Also zweihundert Mark pro Monat alles, was recht ist: du bist 'ne noble Mama. Der Junge müßte ja ein Untier an Undankbarkeit sein, wenn er das nicht anerkennte!

Frau Günther (lächelnd:) Na, na! Die funfzig Mark gehören auch zur Erziehung. Da rechnet man nicht auf Dankbarkeit. (Sie sieht nach der Uhr.) Nun entschuldige mich mal ein paar Augenblicke... Ich will jetzt die Jenny verabschieden... Je eher, desto besser: wie sagtest du doch? Das allerliebste Maischen...

Onkel Otto. Das allerliebste Maischen. (Er steht auf:) Nee, die ist aber auch wirklich... Ja. Na, da wär ich so lange auf mein Zimmer gehn und meinen Koffer auspacken. Ich hab euch nämlich auch was mitgebracht.

(Er geht nach der Mitte.)

Frau Günther. Ach?

Onkel Otto. Ja, ja: Käsekailechen!

Frau Günther. Was!?

Onkel Otto. Na, du wirst ja sehn. Adje so lange.

(Er geht durch die Mitte ab.)


 

Zweite Szene

Frau Günther (allein, klingelt.) Noch ganz der Alte...

Jenny, (in blaßrotem, knappanliegendem Kleide, mit einer zierlichen weißen Schürze, tritt durch die Mitte ein.) Gnädige Frau?

Frau Günther (steht rechts:) Haben Sie Ihre Sachen gepackt?

Jenny. Jawohl.

Frau Günther. Wenn Sie wollen, können Sie ja die Nacht noch hier schlafen...

Jenny (kommt in der Mitte langsam nach vorn.) O, ich danke, gnädige Frau: ich werde wohl noch wo anders unterkommen.

Frau Günther. So. Na, wie Sie wollen. Hier ist Ihr Dienstbuch. Hier die Kleberei... Und hier das Geld für den laufenden Monat. (Sie hat die Sachen auf den Tisch gelegt und tritt nun der in der Mitte stehenden Jenny näher.) Das wäre ja wohl alles. (Eindringlich, mit gesenkter Stimme und sehr vornehm:) Zum Schluß kann ich Ihnen nur noch den guten Rat geben: nehmen Sie sich zusammen und bleiben Sie ordentlich. Ich habe Ihnen trotz allem, was vorgefallen ist, ein gutes Zeugnis geschrieben: ich will es Ihnen nicht noch erschweren, sich zu halten: das tut Ihre Natur schon zur Genüge. Adieu.

(Nickt ihr zu und geht nach hinten ab.)

 

Dritte Szene

Jenny (bleibt stehen und sieht ihr mit bösem Lächeln nach. Sie geht nach rechts und nimmt die Bücher und das Geld vom Tisch.) Ach, du mein Liebling!

Hermann (tritt von rechts ein.) Nun?

Jenny (dreht sich um:) Nun? Gnädige Frau hat sich soeben von mir verabschiedet.

Hermann. Also doch! Ach . . .

Jenny (nach links herübergehend:) Und eine sehr schöne Rede hat mir die gnädige Frau noch gehalten. Gratis. 170 Ich sollte nur immer hübsch brav bleiben und ein sittsames Mädchen... (Kokett:) Ja, ja! Herr Doktor.

Hermann (sieht sie an:) Ach, das versteht Mama nicht. Brav... Sittsam... das ist ja ganz schön für 'n Dienstmädchen. Sie sind zu etwas Besserem geboren.

Jenny. Ein bißchen baronisieren möcht ich schon...

Hermann. Baronisieren. Sehr gut!

Jenny. Nun ja, es ist doch wahr! Was hat man denn vom Leben? Alle vierzehn Tage einen halben Tag. Das ist zu wenig.

Hermann. Sehr richtig. Dazu ist das Leben zu gut.

Jenny. Andre arbeiten doch auch nicht...

Hermann. Und sind nicht halb so hübsch wie Sie! Ach Jenny: Sie ahnen ja gar nicht, wie reizend Sie sind...

Jenny (impulsiv:) Und ich geh auch nicht mehr in Stellung! Ich hab's satt. Da! (Sie zerreißt die Bücher und wirft sie auf die Erde:) Da! Meine Nachfolgerin soll das wegfegen. Ich passe nicht mehr zum Dienen!

Hermann. Bravo! Bravo! (Er kommt zu ihr vor, auf die linke Seite.) »Zur Herrin taugst du allein!« Zur Herrin! Wir dummen Deutschen nennen das bloß nicht so. (Sich ihr nähernd:) Sie Engel!

Jenny (bleibt stehen.) Nicht wahr: ich hab's nicht nötig?

Hermann (faßt sie unters Kinn:) Nein, nein: Sie sind ja so süß!

Jenny. Das wissen Sie ja noch gar nicht...

Hermann (plötzlich innehaltend. Es fällt ihm etwas Unangenehmes ein. Er fährt sich mit der Hand über die Stirn und wendet sich ab.) Äh... Ich bin doch eigentlich...

Jenny. Was haben Sie denn auf einmal?

Hermann. Nichts, mein Kind. Unsinn.

Jenny. Herr Doktor?

Hermann (macht zwei Schritte nach links.) Was?

Jenny. Wie ist es denn nun mit der Meta?

Hermann (dreht sich heftig um, grob:) Das, das

(Er hält beim Anblick der ruhig lächelnden Jenny inne.)

Jenny. Alles aus? 171

Hermann (zuckt die Achseln:) Ja.

Jenny. Na, Gott sei Dank. Wissen Sie: das war so eine! Vor der konnten Sie sich man bloß in acht nehmen!

Hermann. Was soll das heißen? Sie . . .

Jenny. Na gehn Sie mir weg mit der! Die hat sicher gedacht, sie kriegt Ihnen mit der Zeit so weit rum, daß Sie sie heiraten. Und sehn Sie das find ich raffiniert!

Hermann (zerstreut:) So?... Finden Sie?... (Er seufzt:) Ja, ja... Es ist merkwürdig. Wissen Sie, Jenny: ich habe die letzten Tage viel gelernt. Wirklich! Viel! Hätte nicht gedacht, daß ich noch so in den Kinderschuhen steckte. Ja. Sehen Sie: mit Ihnen, Sie sind so 'n verständiges Mädel. (Er geht in Gedanken nach rechts hinter den Diwan.) Da hat das gar nichts zu sagen. Da ist das eine ganz andere Sache... Selbstverständlich...

Jenny. Na nu will ich gehn... mich anziehn.

Hermann. Anziehn?

Jenny. Nun ja. Haben Sie mich schon mal angezogen gesehn?

Hermann. Bis jetzt ja, immer!

Jenny. Ach Sie!

Hermann (tritt ihr näher:) Also Jenny, wann treffen wir uns? Schnell! Mein Onkel kann jeden Augenblick kommen.

Jenny. Ja . . . wo Sie wollen.

Hermann. Zunächst: wann?

Jenny. Na . . . um halb Acht.

Hermann. Schön . . . und sagen wir also: Potsdamer Platz, wie?

Jenny. An der Normaluhr?

Hermann. Richtig, mein Töchterchen: damit du gleich weißt, was es geschlagen hat.

Jenny. Ach : das weiß ich nun so wie so.

Hermann. Um so besser. (In ernster Pose:) Die Sache ist nämlich die. Durch die Härte meiner allzu energischen Frau Mama sind Sie so plötzlich auf die Straße gesetzt... Das ist wirklich bedauerlich! Da ich mich 172 nun quasi mitverantwortlich fühle für die Handlungen meiner Mama, so empfind ich die moralische Verpflichtung, ihre Härte einigermaßen wieder gutzumachen, indem ich nun... wenigstens für den Anfang, für die nächste Zeit... für Ihre materielle Existenz sorge. Verstehn Sie?

Jenny. Oh, ich versteh schon.

Hermann. Na, denn geben Sie mir 'n Kuß. (Er küßt sie und macht ihr dabei die Schürze los.)

Jenny. Meine Schürze!

Hermann (die Schürze schwenkend, ausgelassen:) Nein! Die gehört jetzt mir! (Pathetisch:) Weißt du, mein Kind: das war eben ein heiliger Akt, eine symbolische Handlung. Das Zeichen der Knechtschaft ist von dir genommen siehe: du bist entschürzt! Sei mir gesegnet, du meine Geliebte! Schreite hinfüro die Wege des Schicksals freier und leichter! Nie wieder umspanne der Schürze schnöder Bund deinen süßen Leib! Mir aber, dem Liebling der göttlichen Aphrodite, gebührt dieser Schmuck, diese Trophäe! Vixi puellis nuper idoneus et militavi non sine gloria!

Jenny. Herr Doktor! Herr Doktor!

Hermann. Das verstehst du nicht, mein Töchterchen. Solche Erhebungen der Seele sind eben die Früchte einer klassisch-humanistischen Erziehung, und eine solche ist dir nicht zuteil geworden! (Er küßt sie noch einmal.) So. (Er führt sie zur Tür rechts.) Geh nun hinauf, mein Täubchen, zieh dich hübsch an und halb Acht, Potsdamer Platz, Normaluhr.

Jenny. Aber nicht warten lassen!

Hermann. Niemals. Auf Wiedersehn.

Jenny. Auf Wiedersehn . . . (An der Tür:) Aber die Schürze!

Hermann (geht wieder in die Mitte:) Nein, die behalt ich!

Jenny (lacht.) So verdreht!

(Rechts ab.) 173


 

Vierte Szene

Hermann (allein, drapiert sich selbstgefällig mit der Schürze und tritt vor den Spiegel. In Pose:)
»Ob's edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
des wütenden Geschicks erdulden oder,
sich wappnend gegen eine Welt der Plagen,
durch Widerstand sie enden?

Onkel Otto (tritt hinten wieder ein.)

Hermann, (ohne ihn zu bemerken:)
Sterben? Schlafen?
Vielleicht auch träumen?
Ja da liegt der Hund begraben . . .«

Onkel Otto (in der Tür, jovial:) Was for ä Hund?

Hermann (erschrickt und versucht, sich schnell die Schürze abzureißen. Es gelingt ihm nicht, weil er das Band unter dem Arm verknotet hat. Er versucht, das Band zu zerreißen.) Guten Tag, lieber Onkel.

Onkel Otto (mit breitem Lachen:) Na da! Herrcheses! Das ist ja woll enne Scherze?

Hermann. Ich weiß nicht . . . Eine Schürze?

Onkel Otto. Ne, i Gott bewahre! Wo wirst denn du auch wissen, was 'ne Scherze is! Na warte... so bringst es nich. Du wirst se noch zerreißen. (Er hilft ihm aufknoten:) So. Nu wird's schon. So. Siehste! Immer sanft und mit Geduld will so ä Scherzchen behandelt werden. (Er hat sie ihm abgenommen.) 's wär doch schade um das niedliche Scherzchen!

Hermann (kleinlaut, treuherzig:) Ach Onkel, sei gut: gib sie mir wieder!

Onkel Otto. Was willste denn dermit?

Hermann. Nichts, nichts, aber es ist ein Andenken.

Onkel Otto. A Andenken?! Nu freilich: das muß mer in Ehren halten. Hier, mein Guter. Nimm sie wieder hin aber das ist werklich 'n hübscher Zug von dir! So viel Pietät hätt ich dir gar nich zugetraut! 174

Hermann (faltet die Schürze verlegen zusammen, rollt sie dann und steckt sie in die Hosentasche.)

Onkel Otto (sieht ihm zu.) So so is scheen. Warte: hier. (Er steckt ihm ein noch heraushängendes Band ein.) Da hängt noch so e kleenes Bändchen raus.

Hermann (verwirrt:) Danke. Danke sehr, lieber Onkel...

 

Fünfte Szene

Frau Günther (tritt durch die Mitte ein. Sehr ernst und feierlich.) Ah da seid ihr ja. Sie räuspert sich wie zu längerer Rede und steht im Folgenden in der Mitte zwischen den Beiden. Lieber Hermann! Wie ich dir schon sagte, habe ich Onkel Otto gebeten, herzukommen, um mir als dein nächster männlicher Verwandter bei dem Teile deiner Erziehung behilflich zu sein, dem ich mich als alleinstehende Frau nicht gewachsen fühle. Durch den frühzeitigen Tod deines armen Vaters sind mir ganz unerwartet Lasten und Pflichten auf die Schultern gelegt worden, die ich zwar willig trage, die aber so schwer sind, daß ich wohl hoffen darf, du wirst sie mir nicht mutwilligerweise noch schwerer machen. Es handelt sich jetzt für dich um das, was dein Onkel vorhin höchst zutreffend die Erziehung zur Ehe genannt hat, und ich bitte dich nun: höre auf das, was er dir sagt! Er kann dir manches, vieles sagen, was ich als Frau nicht so verstehe, und du wirst wohl nicht daran zweifeln, daß er, ebenso wie ich, von Herzen dein Bestes will, daß wir beide keinen anderen Wunsch haben als den, dich zu einem glücklichen und zufriedenen Menschen zu machen. Ich lasse euch jetzt allein.

(Sie drückt mit der Rechten Onkel Otto, mit der Linken Hermann die Hand, sieht beide nacheinander an und geht rechts ah. In der Tür dreht sie sich noch einmal um und nickt den beiden bedeutungsvoll zu. Ab.) 175


 

Sechste Szene

Onkel Otto (räuspert sich, dann gemütlich:) So. Nu setzen mer uns mal. (Er nimmt Hermann unter dem Arm und führt ihn zum Diwan vor dem Klavier, wo sich beide setzen.) Nu woll mer mal von 'ner andern Scherze sprechen. Na so komm, setz dich mal hierher zu mir! (Schlägt ihm derb aufs Knie, sodaß Hermann zusammenfährt.) Na, du Lump? Da hättste bald 'ne scheene Dummheit gemacht. So 'n Kerl! Was hattste dir denn eigentlich derbei gedacht? He?

Hermann. Gedacht? Gar nichts natürlich.

Onkel Otto. Natürlich!

Hermann (patzig:) Was soll man sich denn dabei denken... Wenn man sich lieb hat...

Onkel Otto. »Wenn man sich lieb hat . . .« Nu ja: da haben wir ja den Blödsinn. Du willst 'n Berliner Junge sein? Na weeßte! Zu meiner Zeit, in Halle auf der Akademie du meinst wohl, da wär nicht auch was gefällig gewesen? Aber wir waren helle! So drei, vier Wochen zog mer mit eener rum und denn schenkt' mer ihr en Photographiealbum mit Musik. Behüt dich Gott, es wär so schön gewesen, behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein. »Wenn man sich lieb hat« so 'n Blödsinn. (Da Hermann etwas sagen will:) Pst! Ruhig! Also nu will ich dir mal was sagen. Entweder der Mensch ist aus enner guten Familie oder er ist es nicht! Du du bist nu mal aus enner solchen, und dein guter, seliger Vater hat in den Jahren hier in Berlin noch 'n schönen Haufen dazuverdient. Nu also! Wenn du nu deinem Vater und deiner Mutter keine Schande machen willst, so ist es deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dich zusammenzunehmen und dein Leben so einzurichten, wie es unter anständigen Menschen Sitte ist. Du hast Verpflichtungen, mein Junge, Verpflichtungen! Es schickt sich nicht für dich, so drauf los leben, wie der erste beste Tagedieb, der hinterm Zaun gefunden ist du hast enne Familie, 176 verstehste, enne Familie. Und diese Familie is wieder e Stickchen von enner größeren Familie: von der guten Gesellschaft! Von der guten Gesellschaft! Siehste, mein guter Sohn: das is es! Da liegt der Hund begraben, von dem du vorhin gequasselt hast!

Er lacht laut und schlägt ihm auf die Schulter.

Hermann. Au!

Onkel Otto. Ja, sag du nur »Au«. So is es! Da gibt's gar kee Gefiepe. Du Jingling weeßt ja noch gar nicht: wie gut du's hast. Dir steht ja in diesem Leben alles . . . egal alles zur Verfügung! Du wärst ja die Prügel nich wert, die mer dir geben müßte, wenn du dich an ein so 'n Mädel hängen wolltest. Als ob's nich mehr gäbe! Is ja lächerlich!

Hermann (sieht ihn erstaunt an.) So hab ich es allerdings bisher noch nicht angesehn...

Onkel Otto. Na siehste! Ach, du hast wohl geglaubt: ich würde dir hier Moral predigen? Ne, mei Guter: da bist du bei mir sicher. Ich bin mei Lebtag keen Tuckmäuser gewesen. Ich mache ja selber noch gern mei Stickchen, wenn sich die Gelegenheit bietet: Aber grade drum muß mer klug sein und festhalten, was mer eben mehr hat als die andern. Das ist die Hauptsache! Und wenn du das erst mal so richtig begriffen hast, denn kannst du machen, was du willst: du wirst immer obenauf sein. Immer obenauf.

Hermann (nachdenklich:) Hm... (Er nickt mit dem Kopfe.) Hm. Ja, ja. Läßt sich hören.

Onkel Otto. Wie mer deine Mutter erzählt, haste da bislang mit einem Menschen verkehrt, wie heißt er gleich?

Hermann. Lange.

Onkel Otto. Jawoll. Das scheint mir nu allerdings gar kee Umgang für dich gewesen zu sein. Das muß ja en ganz verdrehter Zwickel gewesen sin. Aber siehste: auf so was kommt der Mensch bloß, wenn er e Hungerleider is. Du hast das doch wirklich nicht nötig. 177

Hermann (schweigt.)

Onkel Otto. Na? Das will woll gar nich rin in deinen Nischel?

Hermann. Nischel?

Onkel Otto (klopft ihm an die Stirn.) Nu ja: hier! Das is der Nischel. Ihr Berliner versteht ja kein Deutsch.

Hermann. Ach so. O doch: ich glaube, ich verstehe wohl, was du sagst. Aber man hat immer so viel Phrasen gehört...

Onkel Otto. Sehr richtig. Die mußt du ausschwitzen, mein Junge, ausschwitzen! Na... wird schon werden. (Er erhebt sich, nach ihm auch Hermann.) Und nu sag mir mal aber die Wahrheit: is nun auch wirklich alles aus... zwischen dir und der... wie hieß sie denn? Meta.

Hermann. Alles.

Onkel Otto. Ehrenwort?

Hermann. Ehrenwort. Sie hat's mir leicht gemacht!

Onkel Otto. Wieso?

Hermann. Sie . . . sie hat meine Liebe nie verdient!

Onkel Otto (freudig erstaunt:) Na da!

Hermann. Jawohl. Sie war es nicht wert.

Onkel Otto. Auf einmal?

Hermann. Ja. Auf einmal ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Oh... das soll mir allerdings eine Lehre fürs Leben sein!

Onkel Otto (neugierig:) Aber wie denn? Erzähl doch mal!

Hermann. Eine Gemeinheit! Sieh mal: es ist ja lächerlich, aber: mir ist wirklich die Tage über recht schlecht zumute gewesen, ich war sehr traurig und kam mir schrecklich vereinsamt vor. In der Stimmung ging ich denn auch gestern Abend ganz allein aus und setzte mich, so recht sentimental, in den Rebstock.

Onkel Otto. Hm? 178

Hermann. Na 'ne Weinstube, in der ich öfter mal mit Meta gewesen bin. Wie ich so versunken dasitze wer glaubst du kommt rein?

Onkel Otto. Nu: die Meta. Die Weiber!

Hermann. Ja. Und zwar mit einem Menschen, einem Herrn von Bohling, so 'nem protzigen Patentekel, mit dem ich sie immer schon im Verdacht gehabt hatte. Er war nämlich ganz verrückt nach ihr. Sie hat natürlich immer die Unschuldige gespielt, und ich Esel hatt es mir denn auch richtig ausreden lassen. Aber nun sah ich's ja! Und nun war mir sofort alles klar: alles! Nicht einen Moment ist sie mir treu gewesen: die ganze Zeit her. Nicht einen Moment! Das steht nun bombenfest. Und an so 'ne Person hat man nun seine heiligsten Gefühle verschwendet! Ä!

Onkel Otto (reibt sich die Hände:) Aber das is ja famos!! Das is ja famos! Was red ich denn da noch Langes und Breites! Das kann ich mir ja alles sparen! Was man einmal erlebt hat, behält man besser als hundert Predigten. Na, da hast es ja also gesehn, was an so 'nem Geschöpf dran ist aber so sind sie alle! Glaub es mir: so sind sie alle. Danach muß man sie eben behandeln. Dann sollst du mal sehen! Dann lebt man vergnügt und unbehelligt seinen Stiebel runter. Und darauf kommt's doch schließlich an. Wie? So viel Philosophie wirst du doch auch schon im Leibe haben!

Hermann. Gewiß, gewiß.

Onkel Otto. Na also! Und nu komm, mein Kronensohn... (Er geht nach rechts und setzt sich vor den Kaffeetisch. Hermann folgt.) Nu wollen wir mal 'n Strich unter dies Kapitel machen und von was anderm reden.

Hermann (aufatmend:) Ach ja, bitte! Darf ich mir 'ne Zigarette anstecken?

Onkel Otto. Aber gern! Und höre: mir kannst du auch eine geben!

( Hermann gibt ihm eine Zigarette und Feuer, das dieser aushustet.) 179

Hermann. Ja, lieber Onkel, wenn du pustest...

(Er reicht ihm ein zweites Streichholz.)

Onkel Otto. Die Friedenspfeife. Aber Pfeifen sind nich mehr modern. (Er riecht.) Ei, du: was ist denn das für 'ne Nummer?

Hermann. Bostanjoglo, sechs Pfennig.

Onkel Otto. Alle Achtung! Sind die jetzt Mode? Ach weißte, mei Junge, du mußt mer diese Tage so e bißchen zur Hand gehen. Ich bin so aus allem herausgekommen. 's sind nu vier Jahre, daß ich nich nach Berlin gekommen bin, und damals auch bloß bei der traurigen Veranlassung, wo wir deinen seligen Vater begruben. Außerdem war da auch meine Alte mit... no: da kannst dir ja denken, daß man von Berlin nich viel hatte. Aber diesmal! Ha! Wie das Telegramm kam, von deiner Mutter: »umgehend, in ernster Familienangelegenheit« was glaubst du woll, wie vergnügt ich war! Deine liebe Tante war ganz unglücklich. Höh!

Hermann (reicht ihm die Hand.)

Onkel Otto. Was willste denn?

Hermann. Na, du mußt mir doch riesig dankbar sein!

Onkel Otto (lachend:) I, du Lump, verfluchter! Aber recht hast du! Da! (Er schlägt ein.) Wir wollen die Tage benutzen! He? Meiner lieben Frau telegraphier ich, daß ich deiner »Erziehung« doch noch einige Tage widmen müßte. Was will sie da machen?

Hermann. Im Notfall, lieber Onkel, bin ich gern bereit, es dir in einem Briefe an die Tante zu bestätigen... ich meine, daß ich dich noch brauche...

Onkel Otto (lacht.) Sehr gut!

Hermann. Aber, Onkel: Geld wird die Sache kosten!

Onkel Otto. Macht nichts! Macht nichts! Wir Günthers haben immer Geld, wenn sich's um die Erziehung unserer Kinder handelt! Übrigens: Geld! Gut, daß du mich dran erinnerst. Deine gute Mutter läßt dir sagen, daß sie dir zur Belohnung für deine 180 Folgsamkeit von nun an funfzig Mark monatlich mehr geben will. Na, was sagst du?

Hermann, Wirklich?

Onkel Otto. Ja, ja.

Hermann. Das is nobel!

Onkel Otto. Das kannste merken!

Hermann. Und paßt mir famos!

Onkel Otto. Wieso?

Hermann. Ach, nichts . . . ich meine nur, überhaupt...

Onkel Otto. Du, die Zigarette ist wirklich . . . Nu sag mir vor allen Dingen: wo gehen wir heute Abend hin? Wo is was los? Was Fesches? Er bebt das Tanzbein. He?

Hermann. Heute Abend?

Onkel Otto. Nu natürlich. Wann denn?

Hermann. Ja, lieber Onkel, heute Abend... heute Abend hab ich mich schon verabredet.

Onkel Otto. Das macht nichts. Ich gehe vor. Da schreibst du eben ab.

Hermann. Nein, lieber Onkel das geht nicht.

Onkel Otto. Geht nicht? Geht nicht? (Er versteht.) Ah! 'n Maischen! A neies Maischen?

Hermann. Aber Onkel . . .

Onkel Otto. Ne, ne, ne . . . da weeß ich jetzt schon Bescheid, da brauchst du mir schon gar nichts weiter zu sagen. Aber erzähl mir doch! Ich wär dir doch keen Maischen veriebeln.

Hermann (nach einigem Schweigen.) Nu ja, Gott: im Grunde kannst du ja gar nichts dagegen haben... Wo Mama sie weggeschickt hat...

Onkel Otto. Oho! : die Jenny! Ei du Tausendsassa! Aber du: àla bonheur: die is wirklich sehr lecker! Das kann mer dir nich verdenken. Ganz mein Geschmack!

Hermann (übermütig:) Na, denn komm doch mit!

Onkel Otto (erschrocken:) Wa? Ich? Ich?

Hermann. Nu ja, weshalb nicht? Wir werden schon 181 Gesellschaft finden. Das is 'ne Kleinigkeit. Und Jenny glaube versichern zu dürfen: wird sich riesig freun!

Onkel Otto. Du bist ein Teufelskerl! Aber hm eigentlich recht hast du: 's wär 'ne Idee!

Hermann. Sollst mal sehn: wir amüsieren uns großartig!

Onkel Otto. Meinst du wirklich? Aber . . .

Hermann. Ich gebe dir mein Wort!

Onkel Otto. Na höre, es wäre aber doch en bißchen...

Hermann. Aber Onkel! Wir halten doch das Haus rein! Also...

Onkel Otto (lacht.) Na gut. Aber du, ich... Nich bloß Elefant, verstehste dafür dank ich.

Hermann. Ne, ne, unbesorgt, lieber Onkel...

(Man hört draußen Stimmen und die Hausglocke. Hermann eilt zur Salonportiere und horcht.)

Bella (hinter der Szene:) Ist die gnädige Frau zu Hause?

Hermann. Um Gottes willen!

(Er kommt schnell zurück.)

Onkel Otto. Was denn?

Hermann (entsetzt:) Die Bella! Meine Bella! (Flüsternd:) Onkel! Lieber Onkel! Ich bitte dich, laß uns fliehn!

Onkel Otto. Fliehn? Warum denn? 's ist doch kee Gespenst!

Hermann. Doch, doch! Ach, Onkel, nur die nicht! Die muß ich später ja doch noch mal heiraten... Pst!...

Bella (tritt in das hintere Zimmer.)

Hermann (schiebt den Onkel rechts hinaus.) Hier! Hier hinaus!

(Beide schnell ab.)

Bella, (ganz wie im ersten Akt, mit einem Päckchen in der Hand, kommt nach vorn, sieht sich um, geht zum Spiegel und setzt sich auf den Diwan vor dem Klavier. Sie öffnet das Mündchen.)

 

(Ende)

 


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