Karl Gutzkow
Zopf und Schwert
Karl Gutzkow

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Vierter Aufzug.

Erste Scene.

Das Vorzimmer des Königs aus dem Anfang des zweiten Aufzugs. Auf dem Tische Schreibmaterialien.

Erster Auftritt.

Eversmann. Dann Seckendorf.

Eversmann (tritt vom König heraus).

Seckendorf (steckt den Kopf durch die Thür). St! Eversmann. Haben Sie ihn schon gesehen?

Eversmann. Wen, Herr Graf?

Seckendorf. Den Prinzen von Wales. Er ist in der That in Berlin – Ueberall hat man ihn gesehen – Unter den Linden – an der Stechbahn – sogar hinter Treptow – eine schmächtig gebaute Gestalt, etwas übergebeugt – die linke Schulter ist um einen halben Zoll höher als die rechte. Beim Sprechen fehlt ihm ein Augenzahn.

Eversmann. Der König erkennt keinen Prinzen von Wales an.

Seckendorf. Man hintergeht uns, Eversmann! Der König erkennt ihn dennoch an. (Leise.) Oder haben Sie nichts von dem sonderbaren, höchst auffallenden, alle unsere Combinationen umstoßenden Schloßbefehl gehört? Alle Wachen sind angewiesen, einen weißen Domino, falls sich ein solcher des Nachts im Schlosse zeigen würde, ungehindert und sogar unangerufen passiren zu lassen. Begreifen Sie darin nicht die Rücksichten für den Prinzen von Wales? Der ist es, der sich auf diese Art heimlich zu Sr. Majestät einschleicht. Eversmann, alle unsere Kombinationen für Oesterreich sind in Gefahr. (Man pocht.) Man erschrickt ordentlich vor jedem Geräusch.

Eversmann. Es wird der Hofschneider sein – erlauben Sie. Ha, ha! (Geht an die Thür.) Der weiße Domino!

Seckendorf. Der Hofschneider? Was soll denn nun wieder der Hofschneider? Und ein weißer Domino? Das Interesse Wiens ist und bleibt bedroht. Der König ist doch für England! Ich muß Gewißheit haben. Nun ist es Zeit, daß ich mich mit ganzer Kraft entwickle.

Zweiter Auftritt.

Hotham. Eversmann (mit einem kleinen Packet). Seckendorf.

Hotham (verbeugt sich). Se. Majestät haben mir eine Abschiedsaudienz zu bewilligen geruht.

Eversmann. Sollen sogleich gemeldet werden, Herr Ritter. (Oeffnet das Packet und zieht einen weißen Domino heraus.) Nun, Herr von Seckendorf, (lächelnd) wenn Sie den Prinzen von Wales sehen wollen, (zeigt auf den Domino) da ist er! (Ab zum König.)

Seckendorf (bei Seite). Das der Prinz von Wales?

Hotham (bei Seite). Ein weißer Domino der Prinz von Wales?

Seckendorf (bei Seite). Wie combinir' ich mir denn das nun wieder?

Hotham (bei Seite). Sollte dahinter vielleicht ein Geheimnis stecken?

Seckendorf (bei Seite). Ich will den Ritter Hotham auszuforschen suchen.

Hotham (bei Seite). Vielleicht, daß mir der besternte Herr da Auskunst geben kann.

Seckendorf (räuspert sich). Wie befinden sich des Prinzen von Wales königliche Hoheit in Berlin? Bin Graf Seckendorf.

Hotham. Sehr erfreut. Excellenz sehen ja, er befindet sich (zeigt Eversmann nach) in den besten Händen.

Seckendorf (stutzt. Bei Seite). Besten Händen? Foppt der mich oder foppt man ihn? Es scheint, er steckt mit in dem Komplot.

Hotham (bei Seite). Das Mißverständniß spannt meine Neugier.

Seckendorf. Sie irren sich, Herr Ritter, wenn Sie glauben sollten, daß wir den Bewerbungen des Prinzen von Wales entgegengearbeitet haben. Verschaffen Sie mir Gelegenheit, den Prinzen zu sprechen, und ich werd' es mir zur Ehre anrechnen, ihm diese Versicherung mündlich zu wiederholen.

Hotham (auf die Thür des Königs zeigend). Der Eintritt in das Kabinet Sr. Majestät des Königs steht ja, wie ich höre, dem kaiserlichen Gesandten zu jeder Zeit offen.

Seckendorf (bei Seite). Kabinet des Königs? Wohin eben der Hofschneider den weißen Domino – (Laut.) Hm! Herr von Hotham, ist Ihnen vielleicht die Sage von der Weißen Frau bekannt, die seit Jahrhunderten mit der Geschichte des brandenburgischen Hauses verschwistert ist?

Hotham. Ja wohl, Excellenz, ich höre, daß sie sich seit einiger Zeit wieder sehen läßt.

Seckendorf (bei Seite). Seit einiger Zeit. Es ist ein Komplot! Unter dem Geheimniß der weißen Frau betrügt man uns. Der Prinz von Wales steht mit dem König im vollkommensten Einvernehmen. (Laut.) Herr von Hotham, Sie spielen ein doppeltes Spiel. Gerade heraus! Der Prinz ist nicht nur hier, er wird auch beim König jederzeit vorgelassen.

Hotham. Woraus schließen Sie das?

Seckendorf. Es ist artig ausgedacht, die Sage von der Weißen Frau gerade jetzt wieder in Umlauf zu bringen.

Hotham. Der König wird seine Ursachen dazu haben.

Seckendorf. Der König? Also wirklich der König seine –? Haha! Und Sie glauben nicht, daß man das feine Spiel durchschaute, daß es Augen gibt, die auch bei Nachtzeit gewisse Personen im Dunkeln über die Höfe des königlichen Schlosses schleichen sehen, Ohren, die es deutlich hören, daß diese Personen deshalb nicht angerufen werden, weil sie – ha, ha, ha! einen weißen Domino tragen? Lieber Herr von Hotham, Sie müssen Ihre Pläne doch noch etwas feiner einfädeln, wenn Sie nicht den einfachsten Combinationen Blößen geben wollen. Aber bauen Sie nicht zu viel auf die Schonung, die der König dem Prinzen von Wales angedeihen läßt! Es ist sein Neffe, er will ihn nicht compromittiren, er läßt ihn deshalb unter allerlei Verkleidungen aus- und einpassiren. Glauben Sie mir, das ist alles, was er hier zu hoffen hat. Wenigstens würde es mir leid thun, wenn ein junger, erst beginnender Diplomat, wie Sie, in diesem Wink nicht von einem Staatsmann etwas lernen wollte, der zwanzig Jahre schon combinirt hat und in Combinationen noch nicht übertroffen ist. (Ab.)

Dritter Auftritt.

Hotham. Dann der König. Grumbkow. Eversmann.

Hotham (allein). Die Wachen lassen einen weißen Domino passiren aus Rücksicht auf den Prinzen von Wales, der gar nicht existirt? Und in das Kabinet des Königs trägt man in der That einen weißen Domino? Hier sind zwei Thatsachen. Der König selbst hat ein nächtliches Abenteuer vor, wobei er von seinen Wachtposten nicht gestört sein will. Seine Günstlinge, die alles zu erfahren suchen und doch nur alles halb wissen, bringen den Schloßbefehl mit dem Gespenst, genannt Prinz von Wales, in Verbindung und setzen eine Schonung des jungen Abenteurers vielleicht aus verwandtschaftlichen Rücksichten oder wohl gar aus politischen Absichten voraus. Unbezahlbar! (Setzt sich, um im Portefeuille etwas zu schreiben.) Da könnt' ich unter dem Vorwande, den Prinzen von Wales einzuführen, den aus Berlin und dem Schloß verbannten Erbprinzen wieder ungehindert bald zu seiner gefangenen Prinzessin, bald zur Königin – ei, das wird Sonnenlicht! Aber erst noch Sturm. Der König kommt.

König (zum Ausgehen bereit). Grumbkow. Eversmann.

König (spricht schon draußen). Wer, sagten Sie?

Grumbkow. Der Ritter von Hotham.

König (eintretend). Sagen Sie ihm, ich ließe mich ihm und seinem englischen Preiscourant bestens empfehlen – Wir wären hier in Berlin nicht baumwollisch gesinnt –

Grumbkow (zeigt auf Hotham, der sich verbeugt). Herr von Hotham wünscht Ew. Majestät persönlich aufzuwarten.

König. Sagen Sie ihm, Preußen nähme sich zusammen. Die deutschen Fabrikanten müßten Luft haben, um den Engländern das nachzuhaspeln und nachzuweben, was die uns schon voraus sind.

Grumbkow. Herr von Hotham ist im Begriff, sich von Ew. Majestät selbst die Entlassung zu erbitten.

König (nicht achtend). Die Angelegenheit ist abgethan. Nur durch meine Minister! Ich ziehe die üblichen Formen vor. (Setzt sich.)

Grumbkow (in der Mitte) Sie sehen, Herr von Hotham –

Hotham (zu Grumbkow). Sagen Sie Sr. Majestät, Herr General, daß ich unendlich bedaure, den Zweck meiner Reise verfehlt zu haben. Sagen Sie ihm –

Grumbkow. Se. Majestät sind zugegen!

Hotham. Sagen Sie ihm, daß die Industrie eines Landes jahrhundertjähriger Vorbereitungen bedarf, um den Preiscourant so niedrig zu stellen, wie ihn der englische Kaufmann stellt. Sagen Sie ihm –

Grumbkow. Wollen Sie nicht Sr. Majestät persönlich –?

Hotham. Ich ziehe die üblichen Formen vor.

König (sitzend und sich mit Notizen in seiner Brieftasche beschäftigend). Ganz schön! Und dann, Grumbkow, melden Sie ihm auch von wegen des Prinzen von Wales, ich wollt' erst noch in Berlin ein paar neue Thore bauen lassen, jetzt müßt' er schon, um sich aus dem Staube zu machen, mit den alten vorlieb nehmen.

Grumbkow. Sehr wohl.

Hotham. Und fügen Sie gefälligst hinzu, Herr von Grumbkow, da man annehmen dürfte, daß die Prinzessin die gleichen Empfindungen für ihren Vetter, den Prinzen von Wales, hegt –

König. Darauf gehen Sie garnicht ein, Grumbkow, sondern erklären Sie ihm, daß meine Kinder gewohnt sind, meinen Willen zu erfüllen, und die Sache mit Wien auch schon so gut wie in Richtigkeit ist. Verstanden?

Grumbkow. Sehr wohl, Majestät.

Hotham. Fügen Sie auch hinzu, Herr von Grumbkow, daß ich beim Abschied von Sr. Majestät mir hätte eine Gnade ausbitten wollen.

König. Grumbkow, Sie müssen ihn dann auch so beiläufig fragen, was das für 'ne Gnade sein soll.

Hotham. Herr General!

Grumbkow. Herr von Hotham!

Hotham. Wenn sich der König geneigt zeigt, die bittere Art, wie er einen Bewunderer seiner militärischen Größe entläßt, aus ihm angeborenen Edelmuth wieder gut machen zu wollen, dann sagen Sie ihm, ich hätte einen schöngebauten kräftigen jungen Mann, einen nahen Bekannten von mir, aus guter Familie, der es sich zur Ehre anrechnen würde, unter den ruhmvollen Fahnen Sr. Majestät von unten auf zu dienen.

König. Grumbkow! Sie können dann auch dem Herrn von Hotham sagen, daß mir sein Wesen, seine Manieren recht wohl gefallen haben und daß ich von Herzen wünschte, die Engländer wären alle von seinem Schlage. Was den jungen Mann anbelangt, so ließ' ich ihn fragen, ob sich der Rekrut selbst equipiren wollte?

Hotham. Fügen Sie auch hinzu,. Herr General, daß sich der junge Mann bei Sr. Majestät Armee einstellen würde, vorschriftsmäßig angethan, Haar und Herz auf der rechten Stelle, und daß er auch einen artigen Mutterpfennig mitbringt.

König (immer angenehmer berührt). Von einem geborenen Engländer nicht anders zu erwarten. Grumbkow, fragen Sie ihn auch, den Ritter, ob der junge Mann, der ohne Zweifel in England das preußische Exercitium einführen soll, besser zu Fuß oder zu Pferde wäre?

Hotham. Er bittet um eine Stelle bei den Gardedragonern in Potsdam.

König. Potsdam! Das geht nicht. Alles will zur Garde! Nein, nein, er kann eintreten – vorläufig in – in Pasewalk bei den Glasenapp'schen Füsilieren. Auch ein schönes Regiment.

Hotham. Drücken Sie Sr. Majestät meinen innigsten Dank aus. In einigen Tagen wird der junge Rekrut die Ehre haben, sich Eurer Majestät vorzustellen.

König. Hören Sie, Grumbkow, wenn man aus Freundschaft dem Ritter Hotham anböte, bei uns als Werbeoffizier einzutreten?

Hotham. Diese Ehre würde er ausschlagen, sich dafür aber eine zweite Gnade erbitten –

König. Die wäre?

Hotham. In allen Zeitungen, in allen Reiseberichten liest man von einer Gesellschaft in Berlin, die jede Vorstellung übertrifft, die sich ein Engländer von Clubs und geschlossenen Gesellschaften nur machen kann.

König. Das sollte bei uns in Berlin die Polizei dulden? Da bin ich doch neugierig.

Hotham. Ein gemüthlicher Mann versammelt wöchentlich einigemale in einem kleinen niedrigen Zimmer des Schlosses eine kleine auserlesene Gesellschaft von Männern, denen er sein nächstes Vertrauen schenkt. Auf hölzernen Schemeln sitzend, oft mit ausgezogenen Röcken, den Bierkrug vor sich auf dem groben Tisch von Eichenholz, die dampfende holländische Thonpfeife im Munde, unterhält man sich daselbst trotz der hohen Stellung, welche diese Männer alle in der Welt einnehmen, auf die ungebundenste Weise. Einige, die nicht rauchen können, halten, um das Ensemble nicht zu stören, die Pfeife kalt im Munde. Den Stoff zum Lachen bietet gewöhnlich ein Mitglied dar, und es geht förmlich nach dem Lose. Das Stichblatt der lustigsten Satire zu werden, kann an jeden die Reihe kommen. In eine Sitzung dieser sonderbarsten aller Hofassembléen eingeführt gewesen zu sein, wäre für mich eine der denkwürdigsten Erinnerungen, die ich von Berlin mit hinwegzunehmen wünschen könnte.

König. Alle Wetter, Grumbkow, ich glaube gar, er meint unsere – Tabagie?

Hotham. Das weltberühmte preußische Tabackskollegium!

König. Und davon hätten Sie – hätte der Ritter – Nein – (steht auf) jetzt brauch' ich die üblichen Formen nicht mehr. Ritter Hotham, Sie haben von meiner Tabagie gehört, Sie haben Gutes von ihr gesprochen, das söhnt mich mit Ihnen aus! Können Sie rauchen?

Hotham. Leichten holländischen Varinas.

König. Hab' ich, auch Portorico, auch ungarischen Taback. Ja, ich lasse jetzt sogar in der Mark Brandenburg einen trefflichen Knaster ziehen.

Hotham. Für diesen würde ich danken.

König. Geben Sie mir die Hand, Ritter! Kommen Sie heut in unser Kolleg. Bei einem Trunk Bier spülen wir unsern diplomatischen Aerger hinunter und in den blauen Dampfwolken verpuffen wir alle unsere Ränke, Pfiffe und Kniffe.

Eversmann. Aber, Majestät, wer soll denn heute den Stoff zum Lachen abgeben?

Hotham. Nehmen Ew. Majestät mich heute zum Stichblatt!

König. Oho! Herr Ritter, da geht's scharf her! Wer so von einem Dutzend alter Soldaten geprellt wird, der erholt sich in ein paar Wochen nicht wieder!

Hotham (bei Seite). Angenehmes Schicksal, da den Fuchs zu machen.

König. Wir finden aber schon Einen, den wir heut in die Mitte nehmen. Lachen sollen Sie, lachen und dann – dann erzählen Sie uns auch etwas von den Hahnenkämpfen und von den Boxern in England. Sehen Sie, solchen Spaß, den hätt' ich für mein Leben gern und wollt' ihn auch gern hereinlassen in's Land, ohne Zoll, ohne alle Accise. Also um acht Uhr Tabagie! Pardon für die sonderbare Abschiedsaudienz. Bringen Sie einen guten Durst mit. Im Trinken – da halten wir uns dann auch nicht an die üblichen Formen! (Ab. Die übrigen, außer Hotham, folgen.)

Vierter Auftritt.

Hotham. Dann der Erbprinz.

Hotham (allein). Vortrefflich! Wir schicken uns in die Verhältnisse und die Verhältnisse schicken sich in uns. Jetzt mein Billet an die Königin! (Setzt sich und liest in einem seinem Portefeuille entnommenen, bereits angefangen Briefe.) »Meine hohe Gebieterin! Ihren Wunsch, den Prinzen von Wales zu sehen, ist für Ihren untertänigsten Diener Befehl. Wenn nicht alles fehlschlägt, hab' ich die Ehre, noch diese Nacht den Prinzen von Wales seiner königlichen Tante zuzuführen. Er erwartet nicht nur das Glück, Ew. Majestät die Hand küssen zu dürfen, sondern rechnet auch mit aller Sehnsucht seines Herzens darauf, endlich zum Anblick seiner theuren Prinzessin Braut zu gelangen. Bieten Sie alles auf, für diesen Abend die Prinzessin aus ihrer Haft zu befreien. (Schreibt noch hinzu.) Ich schlage Ihnen zu dem Ende vor, der Prinzessin anzurathen, sich eines weißen Dominos zu bedienen. In dieser Tracht wird sie ungehindert an den Wachen des Schlosses vorübergehen dürfen.« So! Auf die Art können sich die jungen Leute wiedersehen, das Herz der Mutter bestürmen, die öffentliche Meinung, repräsentirt durch die geladenen Gäste, für sich gewinnen – (siegelt.) Wenn ich nun noch den Erbprinzen – aha – da ist er.

Erbprinz (sieht schon vorher in's Zimmer). Hotham ich suche Sie überall! Denken Sie sich, was mir eben begegnet ist!

Hotham. Wieder ein Auftrag?

Erbprinz. Noch kann ich mich kaum fassen. Wie ich trostlos, mich zur Abreise rüstend, zu den Fenstern der gefangenen Geliebten hinaufblickte, nähert sich mir ein Lakai des Königs – ich erwarte eine neue Demüthigung, aber denken Sie sich mein Erstaunen über die Ueberraschung. Sie kennen doch den Wert, den der König auf seine nächtlichen Tabacksgesellschaften legt. Nur Personen, mit denen er ganz besondere Absichten hat, pflegt er zu diesen Gelagen einzuladen. Denken Sie sich mein Befremden, wie ich höre, daß mich Se. Majestät ersucht, ihm vor meiner Abreise heute noch einmal das Vergnügen zu machen, seiner Tabagie beizuwohnen.

Hotham. Sie sind eingeladen?

Erbprinz. Sie lachen ja?

Hotham (bricht immer mehr in Lachen aus).

Erbprinz. Warum lachen Sie denn?

Hotham. Unbegreiflich komisch!

Erbprinz. Komisch? Ich finde es tragisch, wenn ein Fürst so inconsequent ist, uns erst zu demüthigen, und uns dann plötzlich mit Zuvorkommenheiten überhäuft! Was ist Ihnen denn?

Hotham. Stellen Sie sich einmal gerade! So! Brust heraus, Kopf in die Höhe, Hände am Leibe mehr nach hinten zu –

Erbprinz. Ja, was wollen Sie denn –

Hotham (faßt ihm in's Haar). Prächtiger Wuchs!

Erbprinz. Was wollen Sie von meinem Haar? Und Ihr Lachen?

Hotham. Infolge einer curiosen diplomatischen Verhandlung bin ich heute zu Ehre gelangt, gleichfalls zur Tabagie eingeladen zu werden. Und um mir nun den rechten Hautgout der dortigen, wie es scheint, etwas stark natürlichen Unterhaltung zu verschaffen, hat man sich nach einem Wildpret umgesehen, auf das eine allgemeine Hetzjagd angestellt werden soll –

Erbprinz. Und dies Wildpret – soll ich sein? Nun wird's zu arg! Hotham, ja, ich will hin, ich will mich an's unterste Ende der großen Tafel setzen, aber ich sage Ihnen, meine Geduld ist erschöpft. Ich will zeigen, daß ich gegen die Spaße plumper Soldaten Waffen führe, die ich bisher nicht angewendet habe. Ich will hingehen, mit scheinbarer Ruhe werd' ich anhören, was man mit mir vorhat, aber dann werd' ich auch meinen Köcher hervorziehen, Pfeil auf Pfeil auf diesen groben Despotismus abschießen, und wenn ihnen auch die Geschosse nicht durch's grobe Lederkoller dringen, dann, Hotham, schlag' ich mit dem Degen drein!

Hotham. Brav, Prinz! So recht! Vortrefflich! So kann ich Sie brauchen. So fahren Sie fort! Das ist die Sprache, die man hier reden muß! Die Zeit rückt heran; meinen Plan auseinanderzusetzen, führt zu weit – diesen Brief schnell an die Königin besorgt, dann in die Tabagie – aber Sie sind, seh' ich, in einem Humor, der keine Erörterungen zuläßt. Erhalten Sie sich diesen Zorn, wüthen Sie! Recht so! Schnauben Sie – wie ein Tiger! – (Führt ihn unterm Arm ab.) Wüthender! Immer noch wüthender! So! Nun werden Sie meinen Plan unterstützen, der kein anderer ist, als den König dadurch zu gewinnen, daß Sie ihm imponieren. (Beide ab.)

(Verwandlung.)

Zweite Scene.

Ein niedriges unansehnliches Zimmer des Schlosses mit grauen Wänden. Haupteingang und eine Thür zur Seite. Ein kleines Fenster zur Rechten.

Fünfter Auftritt.

(Lakaien tragen einen eichenen Tisch herein und stellen um ihn her eine Anzahl hölzerner Schemel. Dann bringen sie auf hölzernen Platten Krüge, die sie rings auf den Tisch setzen. Ein Kohlenbecken. Lakaien ab.)

Der König (tritt in leichter militärischer Hauskleidung, den kleinen holländischen Pfeifenstummel im Munde, aus der Thür links. Er macht sorgfältig hinter sich zu). Eversmann.

König. Versammeln sie sich schon?

Eversmann. Scheint recht lebhaft draußen!

König. Meine einzige Erholung das! So lange ich diese kleine Zerstreuung noch haben kann, will ich die Lasten und Sorgen der Regierung gerne tragen. Sind die thönernen Kanonen geladen?

Eversmann. Dampfen schon welche draußen.

König. Das Bier hübsch frisch, ein bischen bitter? Was?

Eversmann. 's könnte besser sein.

König. Die Bernauer Brauer sollen sich in Acht nehmen, daß ich ihnen nicht mal über die Blase komme! Wie ist's mit dem weißen Kittel, den ich bestellt habe?

Eversmann. Alles in Ordnung.

König. Wenn die Sitzung aufgehoben ist, weiß Er, was ich vorhabe –

Eversmann. Alles in Bereitschaft.

König. Geh' Er jetzt! Mit Glockenschlag zehn wird die Thür geöffnet.

Eversmann. Zu Befehl! (Ab.)

König (geht an's Fenster und bleibt eine Weile stehen. Pause). Bei meiner Frau ist wieder Licht da drüben! Drei Zimmer sind erhellt, wo's an einem genug ist, und das Talg ist so theuer! Auf heute Nacht sind ein Dutzend Frauenzimmer hinübergeladen worden und jedenfalls soll ein großes Komplot geschmiedet und der Prinz von Wales mir zum Trotz incognito da empfangen werden! Aber wartet, ich komme unter euch! Ein Tag, der wichtig angefangen hat und wichtig enden soll!

(Eine kleine Zimmeruhr schlägt zehn.)

Sechster Auftritt.

(Die Nebenthür nach rechts wird geöffnet.) Die Mitglieder der Tabacksgesellschaft, Grumbkow und Seckendorf an der Spitze, treten ein. (Ihre Zahl beträgt außer den handelnden Personen etwa noch zehn. Alle treten feierlich ein, den Hut auf dem Kopfe, die Pfeife im Munde. Beim König vorübergehend, fassen sie an den Hut und nehmen einen Augenblick die Pfeife aus dem Munde.) Zuletzt Hotham und der Erbprinz. Der König (steht links und läßt den Zug an sich vorüber nach rechts passiren.) Eversmann.

Grumbkow (macht die vorgeschriebene Begrüßung). Guten Abend, Majestät!

König. Guten Abend, Grumbkow!

Seckendorf. Guten Abend, Majestät!

König. Guten Abend, Seckendorf!

Graf Schwerin. Guten Abend, Majestät!

König. Guten Abend, Schwerin! Schmeckt's?

Graf Schwerin. Danke, Majestät! (Geht vorüber.)

Graf Wartensleben. Guten Abend, Majestät!

König. Guten Abend, Wartensleben! Hat sie Luft?

Graf Wartensleben. Danke, Majestät? (Geht vorüber. Die andern gehen alle nach und nach oder mehrere auf einmal mit Begrüßungen vorüber.)

König. Nun, meine Herren, nehmen Sie Platz. Ohne Unterschied, nach Belieben! Pulverdampf macht alles gleich.

Grumbkow. Aber das Ziel, Majestät, das uns für heute versprochen?

König. Ha, ha! die Scheibe. Da ist sie.

( Hotham und der Erbprinz treten ein.)

Alle. Der Erbprinz?

Erbprinz. Guten Abend!

König. Recht so, Erbprinz, daß Sie gekommen sind. Nun können Sie doch in Rheinsberg etwas Ordentliches von meiner Familie wiedererzählen. (Bei Seite.) Spion! (Laut.) Ich glaube gar, Sie rauchen kalt.

Erbprinz (mit verhaltenem Zorn). Das Feuer denk' ich mir hier zu holen.

(Man setzt sich und zwar so, daß an der einen Spitze des Tisches der König mit Grumbkow, an der andern Hotham mit dem Erbprinzen sitzen.)

König. Langen Sie zu, meine Herren. Da stehen die Sorgenbrecher!

Seckendorf. Auf das Wohl Sr. Majestät!

König. Nein, nach einem heißen Tag voll Aerger und Kummer auf Heiterkeit, Frohsinn und gute Einfälle!

(Alle stoßen an.)

Eversmann (der ab- und zugeht, die Gäste bedient und die Kohlen zum Anzünden reicht, bei Seite). Auf Einfälle stoß' ich nicht an. Ich baue mir jetzt schon mein viertes Haus.

König (bei Seite). Grumbkow, ich glaube, heute wird's hübsch werden.

Grumbkow (bei Seite). Den Erbprinzen wollen wir gleich anbohren.

König (bei Seite). Machen Sie's gnädig. Der Angstschweiß steht ihm schon auf der Stirne. (Laut.) Sagen Sie mal Erbprinz, da Sie doch so viel in der Welt herumgewindbeutelt sind, rauchen sie denn schon in Versailles Taback?

Erbprinz. Nein, Majestät, aber in London hab' ich Matrosen gesehen, die kauen ihn.

König. Brr! Grumbkow, das führen wir nicht ein – ich will nicht sagen von wegen dem Geschmack, aber solche Mahlzeiten müssen sehr kostspielig werden.

Hotham. Unsere Matrosen brauchen den Taback auch nur als Mittel gegen den Skorbut –

Seckendorf. Was ist Skorbut?

Erbprinz. Ein Uebel, Herr von Seckendorf, das mit einem bösen Munde anfängt.

König (lachend bei Seite). Ah, Grumbkow, merken Sie was? Er kitzelt. Jetzt mal raus mit der Plempe!

Grumbkow. Eversmann. Sind die neuesten holländischen Zeitungen angekommen?

Eversmann. O wohl, aber wieder lauter Lügen drin, Excellenz.

König. Lügen? Drum, glaub ich, nach dem Sprichwort, ist auch unser Bier so sauer.

Grumbkow. Sagen Sie, Eversmann, steht nichts von Ansbach drin?

Hotham (bei Seite zum Erbprinzen). Rüsten Sie sich!

Eversmann (frech). Ach, über so ein kleines Ländchen –

König. Stille! Preußen war auch einmal klein! Sagen Sie lieber, was schreiben denn jetzt die Holländer über Preußen?

Eversmann. Schändlich! Es wären aus Potsdam wieder soviel Deserteure durchgegangen –

König. Das ist nicht gelogen. Leider!

Erbprinz. Aber sie drücken sich darüber zarter aus.

König. Wie denn, Erbprinz?

Erbprinz. Die Garden Ew. Majestät bestünden aus Menschen, die größtenteils an einem krankhaften Wachsthum litten. Diese Riesen bekämen zuweilen Perioden, wo sie so ausschlügen, daß sie über alle Fichten gingen und ganz aus dem menschlichen Gesichtskreise verschwänden –

König. Ha, ha! Lustig ausgedrückt. Trinken Sie doch, Erbprinz!

Grumbkow. Ich denke, Ew. Hoheit lesen nur französische Blätter?

Erbprinz. Ich würde am liebsten preußische lesen, aber, Dank der Politik des Herrn von Grumbkow, zur Zeit dürfen in Preußen noch keine Blätter erscheinen.

König. Ha, ha, da haben Sie's (bei Seite). Sieh, sieh, der nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Es wird hübsch heute.

Hotham (bei Seite zum Erbprinzen). Werden Sie nicht zu scharf! Mäßigung!

Grumbkow (bei Seite). Seckendorf, strengen Sie mal Ihren Witz an.

Seckendorf (bei Seite). Stille, ich combinire schon lange etwas. Lassen Sie mich nur die günstige Zeit abwarten.

König. Aber Sie trinken nicht, Erbprinz! Hier muß man trinken können (bei Seite). Eversmann, schenk' Er ihm tüchtig ein.

Hotham (bei Seite). Man will Sie berauschen! Rücken Sie nur immer Ihren Krug zu mir herüber.

König. Kennen Sie den alten Dessauer, Erbprinz?

Erbprinz (befremdet). Majestät –

König. Wissen Sie aber auch, welche große Erfindung die Menschheit dem alten Dessauer zu verdanken hat?

Erbprinz (beiseite). Hotham, wissen Sie's nicht?

Hotham (bei Seite). Verdammte Querfrage. – Sagen Sie die Gamaschen!

Erbprinz. Was – der alte Dessauer – erfunden hat, wünschen Ew. Majestät zu wissen?

König. Ja! Was hat der alte Dessauer erfunden?

Seckendorf (bei Seite). Sehen Sie, nun fangen wir ihn.

Erbprinz. Das Pulver kann's nicht sein, denn das hat schon Herr von Seckendorf erfunden. (Alle lachen.)

Seckendorf (bei Seite). Lassen Sie nur, Grumbkow, ich warte nur den günstigen Augenblick ab.

König. Die eisernen Ladestöcke hat er erfunden. Sehen Sie, so was wird mein Sohn in Rheinsberg mit all seinem Homer und Voltaire und wie sie heißen, die verdammten Heiden, in seinem Leben nicht zu Stande bringen. (Bei Seite.) Trinkt er denn, Eversmann?

Hotham (bei Seite). Verlieren Sie Ihren Vortheil nicht.

Erbprinz (bei Seite). Wer, Teufel, kann auch an die eisernen Ladestöcke denken?

Grumbkow (aufstehend). Auf die glückliche Reise Sr. Hoheit des Erbprinzen von Baireuth!

Alle (außer dem Könige stehen auf). Glückliche Reise!

Hotham (beiseite). Sie erliegen, Sie verlieren alles!

Erbprinz (bei Seite). Schändliche Perfidie!

Hotham (bei Seite). Imponiren Sie ihm! Grob wie er selbst! Stellen Sie sich berauscht. (Alle setzen sich wieder, nachdem sie lachend angestoßen haben.)

Erbprinz (steht mit dem Krug in der Hand auf und spricht mit der Andeutung einer leichten Trunkenheit). Meine Herrschaften –

König (bei Seite). Ich glaube, er hat 'nen Spitz!

Erbprinz. Und – und – und – ich danke Ihnen. (Setzt sich. Alle lachen.)

König. Bravo, Erbprinz! Vortrefflicher Redner sind Sie!

Grumbkow. Majestät, er ist fertig. Er soll jetzt eine Rede halten –

König. Ja, Erbprinz, halten Sie 'ne Rede!

Alle. Eine Rede! Eine Rede!

Erbprinz (stützt den Kopf in die Hände und steht nicht auf).

Hotham. Es früge sich nur, über was?

König. Ueber alles, – was er will!

Hotham. Ich wüßte einen interessanten Gegenstand.

König. Heraus damit!

Hotham. Ueber irgend ein Mitglied dieser lustigen Gesellschaft.

König. Topp! Und daß wir nicht zu lange zu wählen brauchen – über mich!

Alle (betroffen). Ueber Ew. Majestät?

König. Es ist schrecklich heiß hier! (Knöpft sich den Rock auf). Machen wir's uns bequem, Eversmann! – Erbprinz! Jetzt mal los! Halten Sie eine Rede über mich!

Hotham. Bitte –

König. Nicht gezögert, gerade als wenn ich gestorben wäre.

Hotham. Majestät!

König. Ruhig, alles still! Der Erbprinz hält über mich eine Rede. (Bei Seite.) In vino veritas! Ich will doch hören, ob in so einem französischen Windbeutel alles Lüge ist.

Hotham (bei Seite). Das wird ein entscheidender Moment.

Erbprinz (tritt vor. Er schwankt etwas, sammelt sich aber wieder). Fröhliche Versammlung!

König. Fröhliche? Ich bin ja gestorben.

Erbprinz. Thut nichts. Sind doch fröhlich.

König. Sapperment, ist das wahr?

Erbprinz. Fröhliche Versammlung, vergnügte Leidtragende! Erlauben Sie, daß ich die heutige Festfreude durch einige schmerzliche Betrachtungen unterbreche über die Eigenschaften des Dahingeschiedenen.

König. Schmerzliche Betrachtungen? Das ist ja ein schöner Anfang!

Erbprinz. Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, war – ein großer Charakter, in dem sich – die sonderbarsten Widersprüche – vereinigten.

König. Widersprüche?

Erbprinz. Wie bei allen Menschen, die ihre Erziehung sich selbst verdanken, stand sein an sich edles Gemüth unter dem Einfluß trüber Regungen, von denen die trübste sein Mißtrauen war.

König. Das sind mir ja schöne Sachen!

Erbprinz. Seine Staaten hat er zu einem glänzenden Aufschwung gebracht. Er hat die Regierung vereinfacht, er hat die Gerechtigkeitspflege verbessert. Den ruhigen Genuß aller dieser Segnungen verdarb er sich aber durch eigene Schuld.

König. Sieh, sieh, durch eigene Schuld.

Seckendorf (bei Seite). Der junge Mensch muß schrecklich viel getrunken haben.

Erbprinz. Sein lebhafter Geist versetzte ihn in eine fortwährende Unruhe, die ebenso für andere wie für ihn selbst peinlich war. Ermüdet konnte er das Bedürfniß gemüthlicher Erholung nicht unterdrücken, und seine Sitten waren einfach genug, dies Bedürfniß nirgends anders befriedigen zu wollen, als im Schoße seiner Familie.

Eversmann (bei Seite). Wenn das kein Unglück gibt!

Erbprinz. Aber auch hier, statt sich auf Rosen zu legen, bettete sich der arme Fürst auf Dornen. Die unglückliche Geschichte seines Sohnes ist so bekannt, daß ich sie mit Stillschweigen übergehen darf –

König. Mit – Stillschweigen –

Erbprinz. Die Freiheit des menschlichen Willens hat Friedrich Wilhelm nicht verstanden. Impfen wollt' er Stamm auf Stamm, Sohn auf Vater, Jugend auf Alter. Die Hand einer liebenswürdigen Tochter bald hier, bald dorthin verschenkend, fiel ihm niemals ein, auch einmal der Wahl des Herzens Rechte einzuräumen, auch einmal zu fragen. Macht meine Wahl dich auch glücklich, Kind?

König. Eversmann, nehm' Er mal die Pfeife!

Erbprinz. Nun ist er geschieden. Jene Kreaturen, die während seines Lebens das Herz der Mutter vom Herzen des Vaters und Gatten entfernt gehalten hatten, zittern. Was der verkannte Sohn mit diesen Kreaturen beginnen wird, steht dahin. Des Vaters Schöpfungen werden die Grundlage dieses Staates bleiben. Ueber sie her aber wird ein milderer Geist wehen, Künste und Wissenschaften werden den Ruhm der Kugeln und Kanonen überflügeln und der himmelanstrebende Adler Preußens wird seine Devise jetzt wahrhaft erfüllen: Nec soli cedis! Zu deutsch: Selbst der Sonne Blick darf dich nicht blenden! Selbst die Sonne muß dir aus dem Wege gehen! (Besinnt sich und geht, sich wieder trunken stellend, nach einer Pause an den Tisch.) Hotham, geben Sie mir zu trinken!

König (nach einer Pause). Was ist die Uhr?

Eversmann. Elfe durch – Majestät – (bei Seite.) Treffen wir jetzt den Prinzen von Wales, dann wehe ihm!

König (geht an den Tisch und nimmt einen Krug). Erbprinz, wenn Sie morgen bei Verstand sind, dann lassen Sie sich erzählen, daß ich mit Ihnen angestoßen habe.

Erbprinz (stößt an). Zu Befehl, Majestät –

König. Er versteht's nicht, Hotham! Uebersetzen Sie's ihm in's Nüchterne! Gute Nacht, meine Herren! (Wendet sich noch einmal um und betrachtet den Erbprinzen nachdenklich, indem er dessen Worte wiederholt.) »Macht meine Wahl dich auch glücklich?« (Auf den Erbprinzen blickend.) Schade um ihn, es ist ein Büchermensch.

Eversmann (ergreift geschäftig einen Leuchter, streift im Zorn an dem triumphirenden Hotham vorbei und spricht mit einem ingrimmigen Blick auf den Erbprinzen.) Darf ich Ew. Majestät vorleuchten – zu dem Besuch – jetzt – bei –

König (unterbricht ihn mit des Erbprinzen Worten). »Die Kreaturen zittern?« (Nach einer Pause, während der er alle übersieht.) Ich will allein sein. (Geht ab.)

(Der Vorhang fällt.)


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