Johann Wolfgang von Goethe
Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand
Johann Wolfgang von Goethe

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Vierter Aufzug

Wirtshaus zu Hailbronn

Gottfried Ich komme mir vor wie der Böse Geist, den der Kapuziner in einen Sack beschwur, und nun in wilden Wald trägt, ihn an der ödsten Gegend zwischen die Dorn Sträuche zu bannen. Schlepp Pater, schlepp! Sind deine Zauberformeln stärker als meine Zähne, so will ich mich schwer machen, will deine Schultern ärger niederdrücken, als die Untreue einer Frau das Herz eines braven Manns. Ich habe euch schon genug schwitzen und keichen gemacht eh ihr mich erwischtet und höllische Verräterei borgte euch ihr Unsichtbares Netz.

Elisabeth kommt.

Was für Nachricht Elis[abeth] von meinen lieben Getreuen.

Elisabeth Nichts gewisses. Einige sind erstochen, einige liegen im Turn, es konnte oder wollte niemand mir sie näher bezeichnen.

Gottfried Ist das die Belohnung der Treue, der kindlichsten Ergebenheit –! Auf daß dir's wohlgehe, und du lang lebest auf Erden.

Elisabeth Lieber Mann! schilt unsern himmlischen Vater nicht. Sie haben ihren Lohn, er ward mit ihnen geboren, ein großes edles Herz. Laß sie gefangen sein! Sie sind frei; Gib auf die Kaiserlichen Räte acht! Die großen Goldnen Ketten stehn ihnen zu Gesicht –

Gottfried Wie dem Schweine das Halsband. Ich möchte Gorgen und Franzen geschlossen sehn!

Elisabeth Es wäre ein Anblick um Engel weinen zu machen.

Gottfried Ich wollt nicht weinen. Ich wollt die Zähne zusammen beißen, und an meinem Grimm kauen.

Elisabeth Du würdest dein Herz fressen.

Gottfried Desto besser so würd ich meinen Mut nicht überleben. In Ketten meine Augapfel. Ihr lieben Jungen. Hättet ihr mich nicht geliebt – Ich würde mich nicht satt an ihnen sehn können – Im Namen des Kaisers ihr Wort nicht zu halten –! Welcher Untertan würde nicht hundertfach straffällig sein der ein Bildnüs seines erhabnen Monarchen an einen eklen verächtlichen Ort aufhängen wollte. – Und er selbst übertüncht alle Tage mit dem Abglanz der Majestät angefaulte Hundsfütter, hängt sein geheiligtes Ebenbild an Schandpfähle und gibt es der öffentlichen Verachtung Preis.

Elisabeth Entschlagt euch dieser Gedanken. Bedenkt daß ihr vor ihr erscheinen sollt. Die Weise die euch im Kopf summt, könnt empfindungen in ihrer Seele wecken, –

Gottfried Laß es sein sie haben keine. Nur brave Hunde ists gefährlich im Schlaf zu stören. Sie bellen nur meistenteils, und wenn sie beißen, ist es in einem anfall von dummer Wut, den Kopf gesenkt, den Schwanz zwischen den Beinen, damit ihre raserei selbst noch furcht ausdrücke, trappeln sie stillschweigend herbei und knappen von hinten nach Knaben, und sorglosen Wandrern.

Elisabeth Der Gerichtsbote.

Gottfried Esel der Gerechtigkeit. – Schleppt ihre Säcke zur Mühle, und ihren Kehrigt in's Feld. Was gibts.

Gerichtsdiener Die Herren Comissarii sind auf dem Rathause versammelt, und schicken nach euch.

Gottfried Ich komme.

Gerichtsdiener Ich werde euch begleiten.

Gottfried Wozu! ists so unsicher in Hailbronn. Ah! Sie denken ich brech meinen Eid. Sie tun mir die Ehre an, mich vor ihres gleichen zu halten.

Elisabeth Lieber Mann!

Gottfried Komm mit aufs Rathaus Elisabeth.

Elisabeth Das versteht sich.

ab.

 

Rathaus

Kaiserliche Räte. Hauptmann. Ratsherren

Ratsherr Wir haben auf euern Befehl die stärksten, und tapfersten Bürger versammelt, sie warten hier in der Nähe auf euern Wink, um sich Berlichingens zu bemeistern.

Rat Wir werden Ihro Kais M. eure Bereitwilligkeit Ihrem Befehl zu gehorchen, nach unsrer Pflicht anzurühmen wissen. – Es sind Handwerker.

Ratsherr Schmiede, Weinschröter, Zimmerleute, Männer mit geübten Fäusten und hier wohl beschlagen (er legt die Hand auf die Brust)

Rat Wohl.

Gerichtsdiener Er wartet vor der Türe.

Rat Laß ihn herein.

Gottfried Gott grüß euch ihr Herren! Was wollt ihr mit mir.

Rat Zu erst daß ihr bedenkt wo ihr seid und vor wem.

Gottfried Bei meinem Eid ich verkenn euch nicht meine Herrn.

Rat Ihr tut eure Schuldigkeit.

Gottfried Von ganzem Herzen.

Rat Setzt euch.

Gottfried Da unten hin. Ich kann stehn meine Herrn, das Stühlgen riecht nach armen Sündern, wie überhaupt die ganze Stube.

Rat So steht.

Gottfried Zur Sache wenn's euch gefällig ist.

Rat Wir werden in der Ordnung verfahren.

Gottfried Bin's wohl zufrieden, wollt es wär von jeher geschehn.

Rat Ihr wißt wie ihr auf Gnad und Ungnad in unsre Hände kamt.

Gottfried Was gebt ihr mir wenn ichs vergesse.

Rat Wenn ich euch Bescheidenheit geben könnte, würd ich eure Sache gut machen.

Gottfried Freilich gehört zum Gut machen mehr als zum Verderben.

Schreiber Soll ich das all protokollieren.

Rat Nichts als was zur handlung gehört.

Gottfried Meintwegen dürft ihrs drucken lassen.

Rat Ihr wart in der Gewalt des Kaisers, dessen Väterliche Gnade, an den Platz der Majestätischen Gerechtigkeit trat. Euch anstatt eines Kerkers, Hailbron, eine seiner Geliebten Städte zum Aufenthalt anwies. Ihr verspracht mit einem Eid, euch wie es einem Ritter geziemt zu stellen, und das weitere, demütig zu erwarten.

Gottfried Wohl und ich bin hier und warte.

Rat Und wir sind hier Ihr K. M. Gnade, und Huld zu verkündigen. Sie verzeiht euch eure Übertretungen, spricht euch von der Acht, und aller wohlverdienter Strafe los, welches ihr mit untertänigem Danke erkennen, und dagegen die Urfehde abschwören werdet, welche euch hiemit vorgelesen werden soll.

Gottfried Ich bin ihro Maj. treuer Knecht wie immer. Noch ein Wort, eh ihr weiter geht. Meine Leute wo sind die! Was soll mit ihnen werden.

Rat Das geht euch nichts an.

Gottfried So wende der Kaiser sein Antliz von euch wenn ihr in Not steckt. Sie waren meine Gesellen, und sinds. Wo habt ihr sie hingebracht.

Rat Wir sind euch davon keine Rechnung schuldig.

Gottfried Ah! Ich dachte nicht, daß ihr zu nichts verbunden seid, was ihr versprecht.

Rat Unsre Kommission ist, euch die Urfehde vorzulegen, unterwerft euch dem Kaiser, und ihr werdet einen Weg finden, um eurer Knechte Leben und Freiheit zu flehen.

Gottfried Euern Zettel.

Rat Schreiber lest.

Schreiber Ich Gottfr[ied] von Berlichingen bekenne öffentlich durch diesen Brief. Daß da ich mich neulich gegen Kaiser und Reich rebellischer Weise aufgelehnt –

Gottfried Das ist nicht wahr, ich bin kein Rebell, habe gegen ihr Kaiserliche Maj nichts verbrochen, und das Reich geht mich nichts an. Kaiser und Reich, ich wollt ihro Maj. ließen ihren Namen aus so einer schlechten Gesellschaft, was sind die Stände, daß sie mich Aufruhrs zeihen wollen, sie sind die Rebellen, die mit unerhörtem Geizigem Stolz mit unbewehrten Kleinen sich füttern, und täglich ihro Maj. nach dem Kopf wachsen. Die sind's, die alle schuldige Ehrfurcht außer Augen setzen, und die man laufen lassen muß, weil der Galgen zu teuer werden würde, woran sie gehenkt werden sollten.

Rat Mäßigt euch und hört weiter.

Gottfried Ich will nichts weiter hören. Tret einer auf, und zeug! Hab ich wider den Kaiser, wider das Haus Österreich, nur einen Schritt getan. Hab ich nicht von jeher durch alle Handlungen gewiesen, daß ich besser als einer fühle, was Deutschland seinem Regenten schuldig ist, und besonders was die kleinen, die Ritter und freien ihrem Kaiser schuldig sind. Ich müßte ein Schurke sein, wenn ich mich könnte bereden lassen das zu unterschreiben.

Rat Und doch haben wir gemessene Ordre euch in der Güte zu bereden, oder im Entstehungs Fall in Turn zu werfen.

Gottfried In Turn! mich!

Rat Und daselbst könnt ihr euer Schicksal von der Gerechtigkeit erwarten, wenn ihr es nicht aus den Händen der Gnade empfangen wollt.

Gottfried In Turn! Ihr mißbraucht die Kaiserliche Gewalt. In Turn! Das ist sein Befehl nicht. Was! mir erst, die Verräter, eine Falle stellen, und ihren Eid ihr ritterlich Wort zum Speck drin aufzuhängen. Mir dann ritterlich Gefängnis zusagen, und die Zusage wieder brechen.

Rat Ein Räuber sind wir keine Treu schuldig.

Gottfried Trügst du nicht das Ebenbild des Kaisers, das ich auch in der gesudelsten Malerei verehre, ich wollte dir zeigen, wer der seie der mich einen Räuber heißen müsse. Ich bin in einer ehrlichen Fehd begriffen. Du könntest Gott danken, und dich für der Welt groß machen, wenn du eine so ehrliche, so edle Tat getan hättest, wie die ist, um welcher willen ich gefangen sitze. Denen Spitzbuben von Nürenberg einen Menschen abzujagen, dessen beste Jahre sie in ein elend Loch begruben, meinen Hansen von lidwach zu befreien, hab ich die Kujonen kujoniert. Er ist so gut ein Stand des Reichs als eure Kurfürsten, und Kaiser und Reich hätten seine Not nicht in ihrem Kopfküssen gefühlt. Ich habe meinen Arm gestreckt und habe wohl getan.

Rat winkt dem Ratsherrn, der zieht die Schelle.

Ihr nennt mich einen Räuber, müssen eure Nachkommenschaft von Bürgerlich ehrlichen Spitzbuben, von freundlichen Dieben, und privilegierten Beutelschneidern bis auf das letzte Pflaumfedergen berupft werden.

Bürger treten herein Stangen in der Hand, Wehren an der Seite.

Was soll das.

Rat Ihr wollt nicht hören. Fangt ihn.

Gottfried Ist das die Meinung. Wer kein Ungrischer Ochs ist, komme mir nicht zu nah. Er soll von dieser meiner rechten eisernen Hand eine solche Ohrfeige kriegen, die ihm Kopfweh, Zahnweh und alles Weh der Erde aus dem Grund kurieren soll.

Sie machen sich an ihn er schlägt den einen zu Boden, und reißt einem andern die Wehr von der Seite. Sie weichen.

Kommt! Kommt! Es wäre mir angenehm den tapfersten unter euch kennen zu lernen.

Rat Gebt euch!

Gottfried Mit dem Schwert in der Hand! Wißt ihr daß es jetzt nur an mir läge mich durch alle diese Hasen jäger durchzuschlagen, und das weite feld zu gewinnen. Aber ich will euch lehren wie man sein Wort hält. Versprecht mir ritterlich Gefängn. zu halten, und ich gebe mein Schwert weg, und bin wie vorher euer Gefangener.

Rat Mit dem Schwert in der Hand wollt ihr mit dem Kaiser rechten.

Gottfried Behüte Gott. Nur mit euch und eurer edlen Compagnie. Seht wie sie sich die Gesichter gewaschen haben. Was gebt ihr ihnen für die vergebliche Müh. Geht Freunde es ist Werkeltag, und hier ist nichts zu gewinnen als Verlust.

Rat Greift ihn. Gibt euch eure Liebe zu euerm Kaiser nicht mehr Mut.

Gottfried Nicht mehr als Pflaster die Wunden zu heilen, die sich ihr Mut holen könnte.

Gerichtsdiener Eben ruft der Türner, es zieht ein Trupp von mehr als zweihunderten nach der Stadt zu, unversehens sind sie hinter der Wein Höhe hervorgequollen, und drohen unsern Mauern.

Ratsherr Weh uns. Was ist das.

1. Wache Franz von Sickingen hält vor dem Schlag, und läßt euch sagen, er habe gehört wie unwürdig man an seinem Schwager bundbrüchig worden wäre, wie die Herrn von Hailbron allen Vorschub täten, er verlangte Rechenschaft, sonst wollte er binnen einer Stunde die Stadt an vier Ecken anzünden, und sie der Plünderung Preis geben.

Gottfried Braver Schwager.

Rat Tretet ab Gottfr[ied]. – Was ist zu tun.

Ratsherr Habt Mitleiden mit uns und unsrer Bürgerschaft, Sickingen ist unbändig in seinem Zorn, er ist ein Mann es zu halten.

Rat Sollen wir uns und dem Kaiser die gerechtsame vergeben.

2. Rat Was hülf s, umzukommen, halten können wir sie nicht. Wir gewinnen im Nachgeben.

Ratsherr Wir wollen Gottfrieden ansprechen für uns ein Wort einzulegen. Mir ist als wenn ich die Stadt schon in Flammen sähe.

Rat Laßt Gottfr[ied] herein.

Gottfried Was solls.

Rat Du würdest wohl tun deinen Schwager von seinem rebellischen Vorhaben abzumahnen, anstatt dich vom Verderben zu retten stürzt er dich nur tiefer hinein indem er sich zu deinem Falle gesellt.

Gottfried (sieht Elisabeth an der Türe. heimlich zu ihr) Geh hin! Sag ihm er soll ohnverzüglich herein brechen, soll hierher kommen, nur der Stadt kein Leids tun. Wenn sich die Schurken hier widersetzen, soll er Gewalt brauchen, es liegt mir nichts dran umzukommen, wenn sie nur alle mit erstochen werden.

 

Ein großer Saal auf dem Rathause

Sickingen. Gottfried

Das ganze Rathaus ist von Sickingens Reutern Besetzt.

Sickingen Du bist zu ehrlich. Dich nicht einmal des Vorteils zu bedienen, den der rechtschaffne über den meineidigen hat. Sie sitzen im Unrecht und wir wollen ihnen kein Küssen unterlegen. Sie haben die Befehle des Kaisers zu Knechten ihrer Leidenschaften gemacht. Und wie ich Ihro Maj. kenne, darf du sicher auf mehr als Fortsetzung der ritterlichen Gefängn. dringen. Es ist zu wenig.

Gottfried Ich bin von jeher mit wenigem zufrieden gewesen.

Sickingen Und bist von jeher zu kurz kommen. Der Großmütige gleicht einem Mann, der mit seinem Abendbrot Fische fütterte, aus Unachtsamkeit in den Teich fiel, und ersoff. Da fraßen sie den Wohltäter mit eben dem Appetit wie die Wohltaten, und wurden fett und stark davon. Meine Meinung ist, sie sollen deine Knechte aus dem Gefängnis, und dich zusamt ihnen auf deinen Eid, nach deiner Burg ziehen lassen. Du magst versprechen nicht aus deiner Terminei zu gehen, und wirst immer besser sein als hier.

Gottfried Sie werden sagen, meine Güter seien dem Kaiser heimgefallen.

Sickingen So sagen wir du wolltest zur Miete drinnen wohnen, bis sie dir der Kaiser zu Lehn gab. Laß sie sich wenden wie Aele in einer Reuße, sie sollen uns nicht entschlüpfen. Sie werden von Kais. Maj. reden, von ihrem Auftrag. Das kann uns einerlei sein. Ich kenn den Kaiser auch, und gelte was bei ihm. Er hat von jeher gewünscht dich unter seiner Armee zu haben. Du wirst nicht lange auf deinem Schloß sitzen, so wirst du aufgerufen werden

Gottfried Wollte Gott bald, eh ich's fechten verlerne.

Sickingen Der Mut verlernt sich nicht, wie er sich nicht lernt. Sorge für nichts, wenn deine Sachen in der Ordnung sind, geh ich an Hof. Denn mein Unternehmen fängt an reif zu werden. Günstige Aspekten deuten mir brich auf. Es ist mir nichts übrig als die Gesinnungen des Kaisers zu sondieren. Trier und Pfalz vermuten eher des Himmels Einfall, als daß ich ihnen übern Kopf kommen werde. Und ich will kommen wie ein Hagelwetter, und wenn wir unser Schicksal machen können so sollst du bald der Schwager eines Kurfürsten sein. Ich hofft auf deine Faust bei dieser Unternehmung.

Gottfried (besieht seine Hand) Oh, das deutete der Traum den ich hatte als ich Tags drauf, Marien an Weislingen versprach. Er sagte mir Treu zu, und hielt meine rechte Hand so fest, daß sie aus den Armschienen ging wie abgebrochen. Ach! Ich bin in diesem Augenblick wehrloser, als ich war da sie mir vor Nürenberg abgeschossen wurde. Weisl[ingen] Weis[lingen].

Sickingen Vergiß einen Verräter. Wir wollen seine Anschläge vernichten, sein Ansehn untergraben, und zu den geheimen Martern des Gewissens, noch die Qual einer öffentlichen Schande hinzufügen. Ich seh ich seh im Geiste, meine Feinde, deine Feinde niedergestürzt, und uns über ihre Trümmern, nach unsern Wünschen hinaufsteigen.

Gottfried Deine Seele fliegt hoch. Ich weiß nicht, seit einiger Zeit wollen sich in der meinigen keine fröhlichen Aussichten eröffnen. Ich war schon mehr im Unglück, schon einmal gefangen, und so wie mir's jetzt ist war mirs niemals. Es ist mir so eng! So eng!

Sickingen Das ist ein kleiner Unmut, der Gefährte des Unglücks, sie trennen sich selten. Seid gutes Muts lieber Schwager wir wollen sie balde zusammen verjagen. Komm zu denen Perücken, sie haben lange genug den Vortrag gehabt, laß uns einmal die Müh übernehmen.

ab.

 

Adelhaidens Schloß

Adelhaid. Weislingen

Adelhaid Das ist verhaßt.

Weislingen Ich habe die Zähne zusammengebissen, und mit den Füßen gestampft. Ein so schöner Anschlag, so glücklich vollführt, und am Ende ihn auf sein Schloß zu lassen! Es war mir wies dem sein müßte den der Schlag rührte, im Augenblick, da er mit dem einen Fuß das Brautbette schon bestiegen hat. Der verdammte Sickingen.

Adelhaid Sie hättens nicht tun sollen.

Weislingen Sie saßen fest. Was konnten sie machen Sickingen drohte mit Feuer und Schwert, der hochmütige jähzornige Mann. Ich haß ihn sein Ansehn nimmt zu wie ein Strom der nur einmal ein Paar Bäche gefressen hat, die übrigen geben sich von selbst.

Adelhaid Hatten sie keinen Kaiser.

Weislingen Liebe Frau, er ist nur der Schatten davon, er wird alt und mißmutig. Wie er hörte was geschehen war und ich nebst denen übrigen regiments Räten eiferte; sagt er: laßt ihnen Ruh! Ich kann dem alten Gottfried wohl das Plätzgen gönnen, und wenn er da still ist, was habt ihr über ihn zu klagen. Wir redeten vom Wohl des Staats. Ach sagt er hätt ich von jeher Räte gehabt die meinen unruhigen Geist mehr auf das Glück einzelner Menschen gewiesen hätten.

Adelhaid Er verliert den Geist eines Regenten.

Weislingen Wir zogen auf Sickingen los; Er ist mein treuer Diener, sagt er, hat ers nicht auf meinen Befehl getan; so tat er doch besser meinen Willen als meine Bevollmächtigte, und ich kanns gut heißen, vor oder nach.

Adelhaid Man mögte sich zerreißen.

Weislingen Seine Schwachheiten lassen mich hoffen er soll bald aus der Welt gehn. Da werden wir Platz finden uns zu regen.

Adelhaid Gehst du an Hof.

Weislingen Ich muß.

Adelhaid Laß mich bald Nachricht von dir haben.

 

Jaxthaussen
Nacht

Gottfried an einem Tisch. Elisabeth bei ihm mit der Arbeit, es steht ein Licht auf dem Tisch und Schreibezeug.

Gottfried Der Müßiggang will mir gar nicht schmecken, und meine Beschränkung wird mir von Tag zu tag enger, ich wollt ich könnt schlafen, oder mir nur einbilden die Ruhe sei was angenehms.

Elisabeth So schreib doch deine Geschichte aus die du angefangen hast. Gib deinen Freunden ein Zeugnis in die Hand deine Feinde zu beschämen, verschaff einer edeln Nachkommenschaft das Vergnügen dich nicht zu verkennen.

Gottfried Ah! Schreiben ist geschäftiger Müßiggang. Es kommt mir sauer an; indem ich schreibe was ich getan habe, ärgre ich mich über den Verlust der Zeit, in der ich etwas tun könnte.

Elisabeth (nimmt die Schrift) Sei nicht wunderlich. Du bist eben an deiner ersten Gefangenschaft in Hailbronn.

Gottfried Das war mir von jeher ein fataler Ort.

Elisabeth (liest) Da waren selbst einige von den Bündischen die zu mir sagten, ich habe Törig getan, mich meinen ärgsten Feinden zu stellen, da ich doch vermuten konnte sie würden nicht glimpflich mit mir umgehen, da antwortet ich: Nun was antwortetest du, schreibe weiter.

Gottfried Ich sagte, setz ich so oft meine Haut an andrer Gut und Geld, sollt ich sie nicht an mein Wort setzen.

Elisabeth Diesen Ruf hast du

Gottfried Sie haben mir alles genommen. Gut Freiheit, das sollen sie mir nicht nehmen.

Elisabeth Es fällt in die Zeiten, wie ich die von Miltenberg und Singlingen, in der Wirtsstube fand, die mich nicht kannten. Da hatt ich eine Freude als wenn ich einen Sohn geboren hätte. Sie rühmten dich unter einander, und sagten: er ist das Muster eines Ritters tapfer und edel in seiner Freiheit, und gelassen und treu im Unglück.

Gottfried Sie sollen mir einen stellen dem ich mein Wort brach. Und Gott weiß daß ich mehr geschwitzt habe meinem Nächsten zu dienen als mir Daß ich um den Namen eines Tapfern und treuen Ritters gearbeitet habe, nicht um hohe Reichtümer und Rang zu gewinnen. Und Gott sei dank worum ich warb, ist mir worden.

Georg. Franz Lersee mit Wildpret

Gottfried Glück zu brave Jäger.

Georg Das sind wir aus braven Reutern geworden, Aus Stiefeln machen sich leicht Pantoffeln.

Franz Lersee Die Jagd ist doch immer was, und eine Art von Krieg.

Georg Ja. heute hatten wir mit Reichs Truppen zu tun. Wißt ihr Gnädger Herr wie ihr uns prophezeitet wenn sich die Welt umkehrte, würden wir Jäger werden. Da sind wirs ohne das.

Gottfried Es kömmt auf eins hinaus, wir sind aus unserm Kreise gerückt.

Georg Es ist schade daß wir jetzo nicht ausreiten dürfen.

Gottfried Wieso!

Georg Die Bauern vieler Dörfer haben einen schröcklichen Aufstand erregt, sich an ihren Tyrannischen Herren zu rächen, ich weiß daß mancher von euern Freunden unschuldig ins Feuer kommt.

Gottfried Wo.

Franz Im Herzen von Schwaben wie man uns sagte. Das Volk ist unbändig wie ein Wirbelwind, mordet, brennt, Der Mann der's uns erzählte, konnte nicht von Jammer genug sagen.

Gottfried Mich dauert der Herr und der Untertan. Wehe wehe denen großen die sich auf s Übergewicht ihres Ansehens verlassen, Die menschliche seele wird stärker durch den Druck. Aber sie hören nicht und fühlen nicht.

Georg Wollte Gott alle Fürsten würden von ihren Untertanen gesegnet wie ihr.

Gottfried Hätt ich ihrer nur viel. Ich wollt nicht glücklicher sein als einer, außer darin daß ich ihr Glück machte. So sind unsre Herren ein verzehrendes Feuer das sich mit Untertanen Glück Habe Blut und Schweiß, nährt ohne gesättigt zu werden.

 

Adelhaidens Schloß

Adelhaid. Franz

Franz Der Kaiser ist gefährlich krank, euer Gemahl hat wie ihr denken könnt alle Hände voll zu tun, bedarf euers Rats und euers Beistandes, und bittet euch die rauhe Jahrszeit nicht zu achten. Er sendet mich und drei Reuter die euch zu ihm bringen sollen.

Adelhaid Willkommen Franz. Du! und die Nachricht. Was macht dein Herr?

Franz Er befahl mir eure Hand zu küssen.

Adelhaid Da.

Franz behält sie etwas lang.

Adelhaid Deine Lippen sind warm.

Franz (vor sich auf die Brust deutend) Hier ists noch wärmer, (laut) Eure Diener sind die glücklichsten Menschen unter der Sonne.

Adelhaid Wann gehen wir.

Franz Wenn ihr wollt. Ruft uns zur Mitternacht und wir werden lebendiger sein als die Vögel beim Aufgang der Sonne. Jagt uns in's Feuer, auf euern Wink wollen wir drinne leben wie Fische im Wasser.

Adelhaid Ich kenne deine Treue, und werde nie unerkenntlich sein. Wenn ihr gessen habt und die Pferde geruht haben wollen wir fort. Es gilt.

ab.

 


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