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5.

Die Wissenschaft oder die Kunst der Liebe, nebst verschiednen Liebs- und anderen Briefen, wie auch moralischen und scherzhaften Gesundheiten zu einem angenehmen und erlaubten Zeitvertreibe. Köln am Rheine.

 

Ein Zweig von Ovids pontischem Gewächs auf die teutsche Pelzweide gepfropft. Die Kunst der Liebe als ehrsames Gewerk getrieben, beschrieben für die Junggesellen, die Meister werden wollen in der Innung, alles tugendsam, geziert, steif, im Volksmenuettenton, die Philisterey im Sonntagsputz. Die Liebeserklärung, die Blüthe des Ganzen, wie folgt: Ach meine Allerliebste! ich kann nicht länger mehr verschweigen, mein Herz, welches fast für Liebe zerspringet, euch zu offenbaren, denn diese ist so unaussprechlich groß, daß es meine Zunge nicht wohl kann aussprechen, obwohl es mir die größte Blöd- und Schamhaftigkeit verwehrt, so werde ich doch durch den Gott Cupido mit Gewalt dazu gezwungen, ja wenn ich solches E. L. nicht zu erkennen geben thäte, würde mein Herz vor Leidwesen ersterben, und mein junges Leben bald ein Ende nehmen, dieweilen sie mein Herz durch ihr liebliches Gesicht, freundliche Reden, und höfliche Geberden ganz eingenommen, darum bitte ich meine Allerliebste, sie wolle mir nicht ungütig nehmen, daß ich so kühn hievon rede, denn ich werde durch das Feuer der Liebe, welches in mir entzündet ist, mit Gewalt hiezu angefacht. – Ein zierliches Fächergemählde, wie man sieht, hier den Honoratioren zum beliebigen Gebrauche aufgestellt. In dem beigefügten Briefwechsel ist eine schöne Titulaturstufenfolge zu bemerken: Mademoiselle, schönstes Kind, schönste Beherrscherinn, schönste Huldinn, meiner Augen Sonne, allerschönste Seele, allerholdseligste Beherrscherinn meiner Affectionen, allerschönste Freud auf Erden, alleräußerste Hoffnung meines Lebens.


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