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Bild: Karl Mahr

Der erste Abt. 912.

Ich suche tief versteckt im dunklen Moore
für meine frommen Sänger mir ein Nest
ob dort den Wandervögeln aus dem Rohre
ein schwaches Obdach sich bereiten läßt.
Wenn's nur nicht uns zu Füßen aus dem Feuchten
aufquillend über unser Lager fließt,
nur nicht im Wettersturm und Blitzeleuchten
von oben sich auf bleiche Stirnen gießt,
dann haben alles wir, was man hienieden
sich wünschen kann für seines Lebens Frieden.

Baut denn, ihr Schwalben, Gottes neue Stadt!
Dem ew'gen Licht erschließt die Augen weit,
das unsre Herzen schon entzündet hat,
und werdet groß in eurer Niedrigkeit!
Auf Flügeln naht der Gläubigen Gewimmel.
Wohin das Kreuz? – In unsres Herzens Grund.
Wo steht der Stuhl? – Allüberall im Rund.
Groß ist der Tempel, sein Gewölb' der Himmel
Des Bauherrn Spur ist ringsumher zu lesen.
Seht ihr sie nicht? Versteht ihr nicht die Lehre,
die sie uns gibt, uns flücht'gen Erdenwesen?
Um zu versinken in der Liebe Meere,
muß unser jeder seinem Selbst entsagen,
den Namen opfern, den er einst getragen.
Daß nichts als Liebe aller Leben wäre!
Dies ist das höchste Ziel. Und was seid ihr?
Ihr gleicht den Fliegen, flatternd in der Sonne.
Was ihr euch wünscht, erstrebt es mit Begier:
Ihr Schläfer, auf die Augen, wach und klar!
Ihr Neugebornen. atmet Lebenswonne!
Wie Flammen steigt zum heil'gen Hochaltar! –


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