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I

GRÖSSE UND MILITÄRISCHE STÄRKE DES REICHES IM ZEITALTER DER ANTONINE IN DEN JAHREN A.D. 98 – 180

 

EINLEITUNG

Im zweiten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung begriff das Römische Imperium den schönsten Teil der Erde und den kultiviertesten Teil des Menschengeschlechtes in sich. Die Grenzen dieser ausgedehnten Monarchie wurden durch bewährte, disziplinierte Truppen geschützt. Der sanfte, aber wirkmächtige Einfluss von Gesetz und Sitte hatte das Gemeinschaftsgefühl unter den Provinzen allgemach gefestigt. Ihre friedfertigen Einwohner genossen und missbrauchten die Vorteile, die Wohlstand und Luxus mit sich bringen. Dem Konstrukt, welches eine freie Verfassung vorstellte, wurde die geziemende Achtung erwiesen. Der Römische Senat besaß nach außen hin die Regierungsgewalt und nutzte sie, um dem Kaiser alle Befugnisse zu übertragen. Während einer glücklichen Periode von achtzig Jahren wurde die öffentliche Verwaltung durch die edlen und befähigten Kaiser Nerva, Trajan, Hadrian und die zwei Antonine geführt. Es ist für dieses und die folgenden zwei Kapitel geplant, die glückhaften Umstände des Reiches darzulegen; und anschließend, vom Tode des Marcus Antoninus an, die wesentlichen Bedingungen für seinen Zerfall und Untergang: jener Umwälzung, die immer im Gedächtnis den Nationen dieser Erde bleiben wird und dessen Einfluss sie noch heute spüren.

 

ZURÜCKHALTUNG DES AUGUSTUS UND SEINER NACHFOLGER

Die wichtigsten Eroberungen Roms wurden in der Zeit der Republik gemacht; die Kaiser gaben sich in der Regel damit zufrieden, die Gebiete zu halten, welche ihnen die Politik des Senats, der Ehrgeiz der Konsuln und die kriegerische Gesinnung des Volkes erworben hatten. Die ersten sieben Jahrhunderte waren eine rasche Folge von Triumphen; es blieb Augustus vorbehalten, den ehrgeizigen Plan einer vollständigen Unterwerfung des Erdkreises aufzugeben und den Geist der Mäßigung in die Senatsversammlungen einkehren zu lassen. Temperament und politische Lage machten ihn friedensbereit, und bald entdeckte er, dass Rom bei seiner gegenwärtigen Größe vom Kriegsglück bedeutend weniger zu erhoffen als zu befürchten habe; und dass in auswärtigen Kriegen die Operationen täglich schwieriger, ihr Ausgang zweifelhafter, die Erwerbungen unsicherer und weniger segensreich würden. Augustus' eigene Erfahrung verlieh diesen heilsamen Überlegungen zusätzliches Gewicht, und überzeugten ihn schließlich, dass durch Verhandlungen von wohldosierter Nachdrücklichkeit auch den furchtbarsten Barbaren diejenigen Zugeständnisse abzuringen seien, welche die Würde oder Sicherheit Roms etwa erfordern mochten. Anstelle sich selbst und seine Legionen den Pfeilen der Parther auszusetzen, erreichte er durch einen ehrenhaften Friedensschluss die Herausgabe der Feldzeichen und der Kriegsgefangenen, welche ihnen nach der Niederlage des Crassus in die Hände gefallen waren. Vergleiche hierzu Cassius Dio (54, p. 736 und die Fußnoten von Reimar), der alles gesammelt hat, was römische Eitelkeit hierüber hinterlassen hat. Das Monumentum Ancyranum, auf welchem Augustus von seinen Taten berichtet, versichert uns, dass er die Parther zur Herausgabe der Feldzeichen des Crassus gezwungen habe.

Seine Generäle versuchten zu Beginn seiner Regierung, Äthiopien und Arabia Felix zurück zu gewinnen. Sie marschierten fast tausend Meilen südwärts; aber das heiße Klima schreckte die Eindringlinge ab und schützte so die kriegsuntüchtigen Einwohner jener abgelegenen Landstriche. Strabo, (56, p. 780) Plinius d.Ä.(Nat.his 6, c. 28f.) und Cassius Dio (53, p. 723; 54, p. 734) haben uns äußerst merkwürdige Details zu diesen Kriegen hinterlassen. Die Römer eroberten Mariaba oder Mareb, eine unter den Orientalen berühmte Stadt in Arabia Felix. Bis auf drei Tagemärsche waren sie an die Grenzen des Gewürzlandes herangekommen, dem lohnendsten Ziel ihres Unternehmens. Die nördlichen Länder Europas lohnten die Kosten und Mühen der Eroberung kaum. Die Urwälder und Sümpfe Germaniens waren von einem kühnen Barbarengeschlecht bewohnt, die ein Leben in Unfreiheit für nichts achteten; und obwohl es zunächst den Anschein hatte, dass sie Roms erstem Ansturm erliegen müssten, haben sie schon bald darauf durch eine Art Verzweiflungsakt ihre Unabhängigkeit zurückgewonnen und Augustus Durch die Niederlage des Varus und die Vernichtung seiner drei Legionen. (Tacitus, 1. Buch der Annalen. Sueton, Leben des Augustus, 23 und Vellejus Paterculus 2,117). Augustus reagierte auf diese üble Nachricht nicht mit derjenigen Festigkeit und Gefasstheit, die man sich sonst von seinem Charakter erwarten durfte. an die Unzuverlässigkeit des Glücks erinnert. Nach dem Tode jenes Kaisers wurde sein Testament im Senat öffentlich verlesen. Er hinterließ seinen Nachfolgern als wertvolles Erbteil den Rat, das Imperium auf diejenigen Grenzen zu beschränken, die ihm von der Natur als dauerhaftes Bollwerk und Grenzmark vorgegeben seien: Im Westen der Atlantik, Rhein und Donau im Norden, der Euphrat im Osten, und zum Süden hin die Sandwüsten Arabiens und Afrikas. Tacitus, Annalen 2. Cassius Dio, 56, p.833 und die Rede des Augustus selbst in Julians Caesarenleben. Die gelehrten Anmerkungen seines französischen Übersetzers, Herrn Spanheim, werfen helles Licht darauf.

Zum Glück für den Frieden der Menschheit wurde die gemäßigte Politik, die die Weisheit des Augustus anempfohlen hatte, von seinen unmittelbaren Nachfolgern befolgt, sei es aus Furcht oder Unfähigkeit. Vollauf beschäftigt mit der Ausübung von Lustbarkeiten oder von Tyrannei, ließen sich die ersten Cäsaren nur selten bei der Truppe oder in den Provinzen blicken; auch waren sie nicht gemeint zuzugestehen, dass Triumphe, die ihnen wegen ihrer Trägheit entgingen, dem Unternehmungsgeist ihrer Feldherren zufallen durften. Der militärische Ruhm eines Untergebenen wurde für einen ungehörigen Zugriff auf kaiserliche Gerechtsame angesehen; und so wurde es für jeden General zur Pflicht und zum wohlverstandenem Eigeninteresse, die ihm anvertrauten Grenzgebiete zu bewachen, und nicht mit Eroberungsplänen schwanger zu gehen, die für ihn selbst nicht weniger verhängnisvoll ausgehen mochten Germanicus, Suetonius Paulinus und Agricola wurden auf ihrer siegreichen Eroberungszüge angehalten und zurückkommandiert; Corbulo wurde getötet. Militärisches Verdienst war, wie es Tacitus so wunderbar ausdrückt, im eigentlichen Sinne des Wortes eine imperatoria virtus [Eine Kaiser-Tugend]. wie für die bezwungenen Barbaren.

 

EROBERUNG BRITANNIENS DIE ERSTE AUSNAHME VON DIESER MASSREGEL

Der einzige Zuerwerb des Römischen Reiches im ersten nachchristlichen Jahrhundert war Britannien. Dies war der einzige Fall, in welchem die Nachfolger Cäsars und Augustus' dem Beispiel des ersteren und nicht dem Rat des letzteren folgten. Die Nähe Britanniens zur gallischen Küste schien ihre Waffen nachgerade einzuladen; die erfreuliche, wiewohl unbestimmte Kunde von einer Perlenfischerei Cäsar selbst verschweigt diese niederen Beweggründe; aber Sueton (Caesar 47) erwähnt sie. Die britischen Perlen erwiesen sich indessen wegen ihrer dunklen und trüben Farbe als wertlos. Tacitus merkt mit gutem Grund an (Agricola 12), dass es sich um einen naturgegebenen Defekt handelt: ›Ego facilius crediderim, naturam margaritis deesse quam nobis avaritiam‹ [Ich möchte eher glauben, dass es den Perlen an natürlicher Schönheit als den Unseren an Habsucht fehlte]. mochte ihre Habgier anstacheln; und da Britannien als eine in sich abgeschlossene Inselwelt angesehen wurde, war seine Eroberung schwerlich eine Verletzung der allgemeinen Maßregel der Zurückhaltung auf dem Kontinent. Nach einem fast vierzigjährigen Krieg, ausgelöst durch den einfältigsten, fortgeführt durch den verkommensten und beendet durch den feigsten aller Imperatoren Claudius, Nero und Domitian. Pomponius Mela 3,6 (er schrieb unter Claudius) drückt die Hoffnung aus, dass man im Anschluss an den Sieg der römischen Waffen die Insel und ihre halbwilden Einwohner besser kennen lernen möge. Es ist amüsant, derlei Passagen mitten in London zu lesen., beugte sich der größte Teil der Insel unter das römische Joch. Die verschiedenen Stämme der Britannier waren stark, aber führungslos, und freiheitsliebend, aber uneins. Sie griffen in wildem Grimm zu den Waffen, legten sie alsbald nieder, oder sie richteten sie immer mal wieder in unkontrolliertem Wankelmut gegen sich selbst; und da jeder für sich alleine kämpfte, waren sie schon bald, einer nach dem anderen, unterworfen. Weder der Mut des Caractacus, noch Boadiceas Verzweiflung, noch der Fanatismus der Druiden konnten die Sklaverei abwenden, oder dem beständigen Vormarsch der kaiserlichen Generäle widerstehen, welche die Nationalehre emporhielten, als die schwächsten oder schäbigsten unter den Menschen den Cäsarenthron besudelten. Genau zu der Zeit, als der in seinen Palast eingesperrte Domitian die Folgen des von ihm ausgelösten Terrors spürte, besiegten seine Legionen unter dem Befehl des tapferen Agricola die vereinigten caledonischen Streitkräfte am Fuße der grampanischen Hügel; und seine Flotten, die sich in unbekannte und gefährliche Gewässer vorwagten, zeigten alsbald und überall auf der Insel die römischen Waffen. Die Eroberung Britanniens galt bereits als vollendet; Hierzu die wunderbare Kurzfassung des Tacitus (Leben das Agricola) und die wortreiche, wenn wohl auch unvollständige Darstellung unserer eigenen Gelehrten Camden und Horsley. es war der Plan des Agricola, seinen Erfolg mit der raschen Eroberung Irlands abzuschließen und zu festigen, für welches Unternehmen ihm eine Legion und ein paar Hilfstruppen Die irischen Autoren, besorgt um die Ehre ihrer Nation, reagieren wegen dieser Stelle mit heftiger Erbitterung auf Tacitus ebenso wie auf Agricola. genügen mochten. Die Insel im Westen hätte zu einem Besitztum von dauerhaftem Wert werden können, und die Britannier würden ihre Ketten mit geringerem Widerwillen tragen, wenn erst der Anblick und das Beispiel von Freiheit ringsum aus ihrem Blickfeld verschwunden wären.

Aber die unbestreitbaren Verdienste Agricolas bewirkten nur seine rasche Abberufung aus Britannien; und so wurde sein durchdachter, wenngleich ausufernder Eroberungsplan für immer vereitelt. Vor seiner Abreise hatte der umsichtige General für Sicherung und Verwaltung des eroberten Landes Sorge getragen. Er hatte bemerkt, dass die Insel durch zwei gegenüberliegende Buchten – heute heißen sie die Firths von Schottland – in zwei ungleiche Teile nahezu gespalten wird. Entlang dieser Einschnürung von etwa vierzig Meilen ließ er eine Linie mit Militärposten einrichten, welche später, unter Antoninus Pius, zu einem auf einem Steinfundament errichtetem Rasenwall ausgebaut wurde Hierzu Horsley, Britannia Romana 1,1, Kap 10. Dieser Antoninus-Wall zwischen den heutigen Städten Glasgow und Edinburgh bildete die Grenze der römischen Provinz. Im äußersten Norden der Insel bewahrten die eingeborenen Kaledonier ihre wilde Unabhängigkeit, die sie ihrer Armut nicht weniger zu danken hatten als ihrer Kampfkraft. Ihre Überfälle wurden regelmäßig abgewehrt und bestraft; aber ihr Land wurde niemals unterworfen Der Dichter Buchanan besingt mit Glanz und Geist die unverletzte Unabhängigkeit seines Vaterlandes (Hierzu seine Sylvae, 5). Wäre aber eine Provinz des Vespasian nördlich des Antoninus-Walles durch Richard Colchester hinlänglich belegt, so würde sich diese Unabhängigkeit auf sehr engem Raume eingeschlossen finden. Die Römer, Herren der lieblichsten und gesündesten Landstriche der Welt, wandten sich mit indigniertem Schaudern ab von den düsteren Hügeln, über die die Winterstürme tobten, von Seen, die im blauen Dunst verschwanden und von kalter und einsamer Heide, über welche die Tiere des Waldes von einem Haufen nackter Barbaren gehetzt wurden Appian und die eintönigen Lieder Ossians, die nach allgemeiner Einschätzung von einem Kaledonier verfasst wurden..

 

EROBERUNG VON DACIEN DIE ZWEITE AUSNAHME

So stand es um die römischen Grenzen und um die Regeln der imperialen Politik, vom Tod des Augustus bis zur Thronbesteigung Trajans. Dieser tapfere und tatendurstige Regent hatte die Ausbildung zu einem Soldaten erhalten und besaß die Talente zu einem General. Hierzu Plinius' Panegyrikos, der aber auf Tatsachen zu beruhen scheint. Das friedensbewahrende System seiner Vorgänger wurde nun durch kriegerische Wechselfälle und Eroberungen unterbrochen; und die Legionen gewahrten nach langer Unterbrechung wieder einen soldatischen Kaiser an ihrer Spitze. Die ersten Expeditionen gingen gegen die Dacier, die kriegerischsten unter den Völkern, welche jenseits der Donau siedelten und welche während der Herrschaft Domitians ungestraft die Majestät Roms gekränkt hatten. Cassius Dio, 57. Zu ihrer barbarischen Kraft und Wildheit kam noch ihre Geringschätzung des Lebens, welche sich aus einem festen Glauben an Unsterblichkeit und Seelenwanderung herleitete. Herodot 4, 94. Julian de Caesaribus nebst Spanheims Anmerkungen. Der Dacierkönig Decebalus erwies sich als ein dem Trajan nicht unwürdiger Gegner; auch wurde er, wie selbst seine Feinde eingestehen, an seinem und seines Stammes Schicksal solange nicht irre, bis er alle Hilfsmittel der Tapferkeit und der Staatsklugheit erschöpft hatte. Plinius, Epist. 8,9. Dieser denkwürdige Krieg dauerte, bei kurzer Unterbrechung der Feindseligkeiten, fünf Jahre; und da der Kaiser ohne Einschränkung auf alle Machtmittel des Staates zurückgreifen konnte, wurde er erst nach vollständiger Unterwerfung der Barbaren beendet. Cassius Dio, 68, p. 1123, 1131; Julian de Caesaribus; Eutropius, 8,2,6; Aurelius Victor in den Epitomen. Die neue Provinz Dacien – dies stellte zum zweiten Male eine Abkehr von Augustus' Grundsatz dar – maß etwa dreizehnhundert Meilen im Umfang. Ihre naturgegebenen Grenzen waren der Dnjester, die Theiss oder Tibiscus, die untere Donau und das Schwarze Meer. Die Reste einer Militärstraße können heute noch zwischen den Ufern der Donau nahe Bender (welcher Ort in der jüngeren Geschichte bekannt wurde) und der gegenwärtigen türkisch-russischen Grenze aufgespürt werden. Hierzu eine Memoir von Herrn d'Anville über die Provinz Dacien in der ›Academie des Inscriptiones‹ Band 28, p. 444-8.

 

EROBERUNGEN TRAJANS IM OSTEN...

Trajan war ruhmsüchtig; und solange die Menschheit fortfährt, ihren Verderbern bereitwilliger Beifall zu zollen als ihren Wohltätern, wird der Durst nach Kriegsruhm die Untugend auch der stabilsten Charaktere bleiben. Das Lob Alexanders, das ganze Generationen von Dichtern und Chronisten angestimmt hatten, entfachte in Trajans Gemüt einen gefährlichen Ehrgeiz. Wie jener, so unternahm der römische Kaiser eine Expedition gegen die Völker des Ostens, aber er beklagte unter Seufzen, dass sein fortgeschrittenes Alter ihm schwerlich eine Aussicht lasse, es dem berühmten Sohn Philipps gleich zu tun. Trajans Stimmungen wurden sehr einfühlsam in Julian, de Caesaribus dargestellt. Indessen, Trajans Erfolg war schnell errungen, aber nur vorübergehend und trügerisch. Die Parther, verkommen und durch interne Streitigkeiten geschwächt, flohen vor seinen Waffen. Von den armenischen Bergen marschierte er im Triumph den Tigris bis zum persischen Golf hinab. Er freute sich der Ehre, als der erste römische General dieses entlegene Meer zu befahren, wie er denn auch der letzte war, dies zu tun. Seine Flotten suchten die Küsten Arabiens heim; und Trajan mochte sich schmeicheln, dass er sich den Grenzen Indiens näherte. Eutropius und Sextus Rufus haben sich angestrengt, diese Illusion zu verewigen. Siehe hierzu die sehr sorgfältige Abhandlung von M. Frenet in der Academie des Inscriptions, Band 21, S.55. Täglich erhielt ein erstaunter Senat neue Zeitung von neuen Namen und neuen Nationen, die seine Vormacht anerkannten. Sie erfuhren davon, dass die Könige von Bosporus, Colchos, Iberia, Albanien, Ostoene und selbst der Monarch der Parther ihre Diademe aus der Hand des Kaisers empfangen hatten; dass die unabhängigen Stämme der Meder und des karduchischen Berglandes seinen Schutz erfleht hätten; und dass das wohlhabende Armenien, Mesopotamien und Assyrien den Status einer Provinz angenommen hätten Cassius Dio, 68.. Aber der Tod Trajans verdunkelte bald diese glanzvollen Aussichten; und es konnte mit Fug erwartet werden, dass diese vielen fernen Nationen das ungewohnte Joch abschütteln würden, sobald die starke Hand, die es ihnen einst auferlegt hatte, sie nicht mehr daran würde hindern können.

 

...VON SEINEM NACHFOLGER HADRIAN AUFGEGEBEN

Eine Überlieferung aus jener Zeit, da das Capitol von einem der römischen Könige begründet wurde, erzählt, dass der Gott Terminus (zuständig für den Schutz der Grenzen und, dem Brauchtum der Zeit gemäß, durch einen großen Stein dargestellt) als einziger der niederen Gottheiten sich geweigert habe, Jupiter selbst seinen Platz zu überlassen. Diese Widersetzlichkeit gab Raum für eine glückverheißende Deutung; die Auguren interpretierten sie mit Bestimmtheit dahin, dass die Grenzen der römischen Macht niemals zurückweichen würden Ovid, Fasten, 2,667; s. Livius und Dion. Hal., unter der Regierung des Tarquinius.. Während langer Zeiträume sorgte diese Vorhersage, wie es zu gehen pflegt, für ihre eigene Erfüllung. Aber wenn sich der Gott Terminus auch der Allmacht Jupiters widersetzt hatte, so beugte er sich doch der Autorität des Kaisers Hadrian Augustinus (De Civitate Dei, 4,29) amüsiert sich königlich über diesen Beweis der Schwäche der Gottheit Terminus, sowie über die Blindheit der Auguren.: Die Aufgabe aller Eroberungen Trajans im Osten war die erste Maßnahme seiner Regierung. Er gestattete den Parthern die Wahl eines eigenen, unabhängigen Herrschers; zog die römischen Garnisonen aus den Provinzen Armenien, Mesopotamien und Assyrien ab; und bestimmte, in Übereinstimmung mit dem Rat des Augustus, den Euphrat zur Reichsgrenze. Hist. Aug. 5; Chronik des Hieronymus und die zugehörigen Epitomisten. Es mutet überraschend an, dass Cassius Dio oder Xiphilin ein solch denkwürdiges Ereignis sollten übersehen haben. Die Kritik, welche die öffentlichen Handlungen und die privaten Bewandtnisse eines Herrschers beurteilt, hat die Eifersucht als Ursache für diese Maßnahmen ausgemacht, welche doch viel eher Hadrians Einsicht und Mäßigung zugeschrieben werden müssten. Der schwankende Charakter dieses Herrschers, der der niedrigsten wie der erhabensten Gefühle fähig war, mag diesem Verdacht wohl Nahrung geben. Aber es hätte mit Sicherheit seine Kräfte überstiegen, die Überlegenheit seines Vorgängers noch deutlicher aufzuzeigen als durch das Zugeständnis, mit der Aufgabe überfordert zu sein, die Eroberungen eines Trajan wenigstens zu erhalten.

 

GEGENSATZ ZWISCHEN DEN CHARAKTEREN VON HADRIAN UND ANTONIUS PIUS

Das kriegerische und ehrgeizige Gemüt Trajans bildet einen eigenartigen Gegensatz zu der Selbstbescheidung seines Nachfolgers. Der unermüdliche Fleiß des Hadrian war nicht weniger bemerkenswert, verglichen mit der behaglichen Gemütsruhe eines Antoninus Pius. Das Leben des ersteren war eine beständige Reise; und da er die unterschiedlichen Talente des Kriegers, des Staatsmannes und des Gelehrten in sich vereinte, willfahrte er seiner Wissbegierde, indem er seine Pflicht tat. Unbekümmert um Jahreszeit oder Klima, zog er zu Fuß und barhaupt durch den Schnee von Caledonien und die schwülen Ebenen von Oberägypten; es gab keine Provinz, welche im Laufe seiner Regierungszeit nicht die Ehre seines Besuchs Cass. Dio 69; Hist. Aug. 5,8. Wenn alle unsere Geschichtsschreiber verloren wären, so würden Münzen, Inschriften und anderes hinreichen, um die Reisen des Hadrian zu rekonstruieren. gehabt hätte. Antoninus Pius indessen verbrachte sein beschauliches Leben im Schoße Italiens; während der dreiundzwanzig Jahre seiner Amtsausübung reiste dieser liebenswürdige Herrscher niemals weiter als von seinem Palast in Rom bis zu der Einsamkeit seiner Villa in Lavunia. Hist. Aug. und Epitome.

Der individuellen Unterschiede ungeachtet, wurde das allgemeine System des Augustus von Hadrian ebenso übernommen und durchgeführt wie von den beiden Antoninen. Die Würde des Reiches zu bewahren, ohne auf seine Vergrößerung zu sinnen, blieb ihr dauerhaftes Bestreben. Jedes nur irgend ehrbare Hilfsmittel diente ihnen dazu, die Freundschaft von Barbaren zu gewinnen; ihr Bemühen war, die Menschheit davon zu überzeugen, dass die Macht Roms, der Versuchung nach ferneren Eroberungen überhoben, nur noch von der Liebe zu Ordnung und Gesetz geleitet werde. Dreiundvierzig Jahre lang war diese ehrsame Anstrengung von Erfolg gekrönt; und wenn wir ein paar kleinere Reibereien ausnehmen, welche den Grenzlegionen mehr zur Übung dienten, so vermittelt die Regierungszeit des Hadrian und des Antoninus Pius den erfreulichen Aspekt eines allgemeinen Friedens. Wir müssen jedoch daran erinnern, dass in Hadrians Zeit eine religiös begründete Erhebung der Juden stattfand, wenn auch nur in einer einzigen Provinz. Pausanias erwähnt zwei unvermeidliche und erfolgreiche Kriege: 1: gegen Nomaden, welche in die Einsamkeit des Atlasgebirges abgedrängt wurden; 2: gegen Räuberbanden aus Britannien, welche in die römische Provinz eingedrungen waren. Beide Kriege sowie einige andere Feindseligkeiten werden in der Historia Augusta p.19 erwähnt. Der Name Roms stand auch bei den entlegensten Nationen in Ehre. Die wildesten Barbaren unterwarfen ihre Streitereien oft genug dem Schiedsspruch des Kaisers; und ein zeitgenössischer Chronist erzählt uns, dass er Abgesandte gesehen habe, denen die einzige Ehre von Bedeutung, nämlich römischer Bürger zu werden, ausgeschlagen worden sei. Appian von Alexandria in der Einleitung zu der Geschichte der Römischen Kriege.

 

DIE RÖMISCHEN LEGIONEN, IHRE AUSBILDUNG, BEWAFFNUNG UND DISZIPLIN

Die Abschreckung, die von den römischen Waffen ausging, verlieh der Zurückhaltung der Kaiser zusätzliche Glaubwürdigkeit. Sie bewahrten Frieden, indem sie beständig auf Krieg vorbereitet waren; und da Gerechtigkeit ihr Handeln leitete, konnten sie den Nationen an den Grenzen des Reiches verkünden, dass sie nicht gemeint seien, Unrecht hinzunehmen noch es auszuüben. Militärische Stärke, die zu demonstrieren dem Hadrian und dem jüngeren Antoninus genügt hatte, wurde erst wieder gegen die Parther und die Germanen unter Kaiser Marcus Aurelius eingesetzt. Die Feindseligkeiten der Barbaren erregten den Groll dieses philosophischen Monarchen, und in gerechter Notwehr errangen er und seine Generäle zahlreiche glänzende Siege, am Euphrat wie an der Donau. Cass. Dio, 71; Hist. Aug. in Marco. Die Siege über die Parther hat eine Anzahl elender Historiker auf den Plan gerufen, deren Andenken durch eine lebhafte Kritik bei Lucian vor dem Vergessen bewahrt und zugleich der Lächerlichkeit preisgegeben wurde. Die militärische Elite Roms, die auf diese Weise Gewähr für Ruhe ebenso wie für Erfolge geleistet hatte, soll nunmehr der angemessene und wichtige Gegenstand unserer Aufmerksamkeit sein.

 

DAS MILITÄR ZUR KAISERZEIT

In den glücklicheren Zeiten des römischen Gemeinwesens war der Dienst mit der Waffe denjenigen Bürgern aufgespart, die ihre Heimat liebten, ein Eigentum zu verteidigen hatten, die mitwirkten an der Beschlussfassung von Gesetzen, welche anschließend zu verteidigen ihr Interesse wie ihre Pflicht war. Aber in demselben Maße, wie mit der Ausdehnung des Reiches die öffentliche Freiheit verloren ging, entwickelte sich der Krieg zu einer Kunst empor und verkam zu einem Geschäft. Die ärmsten Dienstgrade besaßen über vierzig Pfund Sterling (Dion. Hal.4,17), ein äußerst hoher Betrag, als das Geld so knapp war, dass eine Unze Silber siebzig Pfund Messing entsprach. Die durch die alte Verfassung ausgeschlossenen Besitzlosen wurden von Marius unterschiedslos zum Heeresdienst zugelassen. (Sall., Bell. Jug. 91). Es wurde selbst dann, wenn die Legionen sich aus Bewohnern der entlegensten Provinzen rekrutierten, vorausgesetzt, dass in ihnen nur römische Bürger dienten. Dieser Ehrenname war im Allgemeinen entweder eine gesetzliche Voraussetzung oder ein wertvolles Abschiedsgeschenk für Soldaten; aber die eigentlichen Meriten von Dienstalter oder militärischem Rang wurden angemessener vergütet. Cäsar bildete seine Legion Alauda aus Galliern und Landesfremden; aber dies geschah während der gesetzlosen Zeiten des Bürgerkriegs; nach dem Krieg gab er ihnen zur Belohnung die Bürgerrechte. Bei allen Aushebungen wurden die nördlichen Zonen zu Recht gegenüber den südlichen bevorzugt; der Typus des Mannes, der zum Waffendienst geboren war, wurde auf dem Lande und nicht in der Stadt geworben, auch lag einige Vernunft in der Annahme, dass die grobschlächtigen Berufe des Schmiedes, Zimmermannes oder Jägers der Körperkraft und Entschlossenheit förderlicher seien als bequeme Berufe im Dienste des Luxus. Vegetius de re militari 1,2-7. Obwohl das Vermögen keine Voraussetzung mehr für Heeresdienst war, wurden die Armeen der Kaiser überwiegend von freigeborenen und freierzogenen Offizieren befehligt; aber der gemeine Soldat wurde, ähnlich wie die Söldnertruppen des modernen Europa, aus den niedrigsten und sehr oft auch den verkommensten Schichten rekrutiert.

 

DISZIPLIN

Jene Bürgertugend, die von den Alten Patriotismus geheißen wird, hat seinen Ursprung in einem starken Eigeninteresse, welches die Erhaltung und das Gedeihen einer unabhängigen Regierung, an der wir teilhaben, für wichtig hält. Dieses Gefühl, welches die Legionen der Republik nachgerade unbesiegbar gemacht hatte, konnte die Mietlinge eines despotischen Herrschers nur in Maßen befeuern; so erwies es sich als notwendig, jenem Mangel durch andersgeartete, aber durchaus nicht schwächere Antriebskräfte zu steuern – Ehre und Religion. Der Bauer oder der Handwerker war erfüllt von dem Bewusstsein, dass er zu dem ehrbaren Waffenhandwerk aufgestiegen war, in welchem Rang und Ansehen einzig von seiner Leistung abhingen; und dass, obwohl der Heldenmut eines Gefreiten oftmals unbeachtet bleiben mag, sein persönliches Verhalten bisweilen eben doch Ruhm oder Schmach über die Kompanie, die Legion oder gar die ganze Armee bringen kann, mit deren Ehre er eng verbunden war. Bei seinem ersten Eintritt in den Dienst wurde ihm mit jedwedem Aufwand an feierlichem Ernst ein Eid abgenommen. Er versprach, niemals sein Feldzeichen zu verlassen, seinen eigenen Willen dem des Befehlshabers unterzuordnen und sein Leben für die Sicherheit von Kaiser und Reich hinzugeben. Der Diensteid wurde jedes Jahr am 1. Januar erneuert. Das Band zwischen den römischen Soldaten und ihren Feldzeichen wurde durch die vereinigte Wirkung von Ehre und Religion noch zusätzlich gefestigt. Der goldene Adler, welcher der Legion voranglitzerte, war der Gegenstand ihrer innigsten Verehrung; wie denn umgekehrt nichts für gottloser und schändlicher galt als in der Stunde der Gefahr dieses geheiligte Tacitus nennt die Legionsadler Bellorum Deos [Kriegsgötter|. Sie wurden im Lager in einer Art Kapelle untergebracht und, zusammen mit anderen Gottheiten, von der Truppe religiös verehrt. Insignium im Stiche zu lassen. Diese Motive, die ihre Wirkmächtigkeit zunächst nur der Phantasie schuldeten, wurden durch Besorgnisse und Hoffnungen von mehr materieller Art verstärkt. Regelmäßiger Sold, gelegentliche Geschenke und eine festgesetzte Abfindung nach einer bestimmten Anzahl von Dienstjahren milderten die Härten des Soldatenlebens Gronovius, de pecunia vetere, 3, p.120. Kaiser Domitian erhöhte den jährlichen Legionärssold auf zwölf Goldstücke, was zu jener Zeit etwa zehn unserer Guineas entsprach. Diese Zahlung wurde später allmählich angehoben, dem wachsenden Wohlstand entsprechend. Nach zwanzig Dienstjahren erhielt der Veteran dreitausend Denare (etwa einhundert Pfund Sterling) oder ein entsprechend großes Stück Land. Sold und Prämien der Garden waren i.A. doppelt so hoch wie die der Legion., während es andererseits unmöglich war, den sehr harten Strafen für Feigheit und Ungehorsam zu entgehen. Centurionen hatten die Befugnis, die Prügelstrafe zu verhängen, Generäle konnten sogar auf die Todesstrafe erkennen; und es war eine eherne Regel der römischen Disziplin, dass ein guter Soldat seinen Vorgesetzten mehr fürchten müsse als den Feind. Durch solch löbliche Kunstgriffe erhielten die kaiserlichen Truppen eine derartige Festigkeit und Lenkbarkeit, dass sie durch keine noch so ungestüme und ungeordnete Barbarenwut zu beeindrucken waren.

 

DRILL

Rohe Kraft ohne Übung und Praxis ist nutzlos; dessen waren sich die Römer so sehr bewusst, dass ihn ihrer Sprache der Name für ›Heer‹ sich aus einem Wort herleitete, das ›Übung‹ bedeutete. Exercitus ab exercitando, Varro, de lingua latina, 1,4; Cic., Tusculan. Disp. 2,37. Hier ist die Gelegenheit für ein sehr dankbares Werk, welches das Verhältnis zwischen Sprache und Gebräuchen der Völker aufdeckt. Drill war das wesentliche, unverzichtbare Fundament von Disziplin. Rekruten und jüngere Soldaten mussten beständig exerzieren, morgens wie abends, und weder Alter noch Erfahrung dispensierten die Veteranen von der täglichen Wiederholung von etwas, was sie doch längst beherrschten. In den Winterquartieren errichteten die Truppen große Hallen, damit kein noch so stürmisches Wetter ihren nutzvollen Bemühungen Abbruch tue; auch ward sorgfältig darauf geachtet, dass die Waffen, mit denen der Krieg geübt wurde, doppelt so schwer seien wie die, die der Ernstfall erforderte. Vegetius, 2. Buch und der Rest vom 1. Es liegt nicht in der Absicht dieses Werkes, in eine übergenaue Schilderung des römischen Exerzierreglements einzutreten. Wir wollen lediglich anmerken, dass es alles vorsah, was dem Körper Stärke, den Gliedmaßen Gelenkigkeit und den Bewegungen Anmut verlieh. Die Soldaten wurden sorgfältig ausgebildet zu marschieren, zu laufen, zu springen, zu schwimmen, schweres Gepäck zu tragen, und jede Art von Waffe, die zum Angriff oder zur Verteidigung etwa erforderlich sein mochte, im Nah- wie im Fernkampf zu handhaben; die verschiedenen Stellungswechsel auszuführen; und sich bei Flötenklang zum Pyrrhischen oder Waffentanz zu bewegen. Der Pyrrhische Tanz wird sehr eindrucksvoll von Herrn de Beau dargestellt (Academie des Inscriptions, Band 35, p. 262f.) Es hat dieses gelehrte Akademiemitglied in einer Anzahl von Schriften alle Textstellen der Alten versammelt, die Bezug zur Römischen Legion aufweisen. Mitten im Frieden waren die römischen Truppen mit der Kriegspraxis durchaus vertraut; und ein antiker Historiker, der gegen sie im Felde gestanden hatte, merkt hierzu artig an, dass das Vergießen von Blut der einzige Unterschied sei, welchen man zwischen Schlachtfeld und Exerzierplatz ausmachen könne. Flav. Jos., de Bello Judaico, 3,5. Wir sind diesem jüdischen Autoren für einige sehr eigenartige Einzelheiten bezüglich der römischen Disziplin verpflichtet. Es war Staatsklugheit, wenn die fähigsten Generäle und sogar der Kaiser selbst durch ihre Anwesenheit und ihr persönliches Vorbild diesen soldatischen Eifer noch befeuerten; und wir hören davon, dass Hadrian, ebenso wie Trajan, sich oftmals nicht zu schade dafür waren, den Anfänger anzuleiten, den Gewissenhaften zu belobigen und gelegentlich um die Krone höherer Körperkraft oder Gewandtheit zu ringen. Plinius, Panegyrikos 13 und Leben des Hadrian in den Hist. Aug. Unter diesen Herrschern pflegte man die Schule der Taktik mit Erfolg; und solange das Imperium noch irgend Stärke besaß, anerkannte man ihre militärischen Instruktionen als das unübertroffene Muster der römischen Disziplin.

 

DAS HEER IN DER KAISERZEIT

Neun Jahrhunderte kriegerischer Auseinandersetzungen hatten den militärischen Einrichtungen allgemach Änderungen und Verbesserungen beschert. Die Legionen, wie sie uns Polybius zur Zeit der Punischen Kriege beschrieben hat, Vergleiche hierzu den unbedingt lesenswerten Exkurs im sechsten Buch seiner Historien. unterschieden sich in handgreiflicher Weise von denen, die Caesar Siege errangen oder denen, die die Monarchie eines Hadrian oder der Antonine schützten. Die Verfasstheit einer kaiserlichen Legion soll in wenigen Worten beschrieben werden. Vegetius de re militaria, 2,4ff. Ein beträchtlicher Teil seiner konfusen Kurzfassung war den Dienstvorschriften des Trajan und Hadrian entnommen; und die Legion, wie er sie beschreibt, passt zu keiner anderen Zeit des Römischen Imperiums. Die schwere Infanterie, welche ihr die Hauptkampfkraft verlieh, Vegetius a.a.O., c 1. In den guten Zeiten eines Caesar und Cicero war das Wort miles (Soldat, Krieger) fast nur der Infanterie vorbehalten. Im späten Kaiserreich und in den Zeiten der Ritter wurde es ebenso ausschließlich für bewaffnete Berittene verwandt. war in zehn Cohorten unterteilt, sowie in fünfundfünfzig Kompanien mit der entsprechenden Anzahl von Tribunen und Centurionen. Die erste Cohorte, welche stets die Ehrenposten und Bewachung des Legionsadlers für sich reklamierte, enthielt elfhundertfünf Soldaten von bewährter Tapferkeit und Treue. Die verbleibenden neun Cohorten bestanden aus je fünfhundertfünf Soldaten; die Gesamtstärke der Legionsinfanterie belief sich auf sechstausendeinhundert Mann. Ihre Bewaffnung war einheitlich und ihrer Zweckbestimmung trefflich angepasst; ein Brustpanzer oder Kettenpanzer; Beinschienen, und am linken Arm ein großen Schild. Letzterer war konkav und länglich, vier Fuß lang und zwei und einen halben Fuß breit, mit leichtem Holz eingefasst, mit Rindsleder belegt, und mit Messingplatten armiert. Außer einem leichten Speer in seiner Rechten hatte jeder Soldat noch das fürchterliche pilum, einen schweren Wurfspieß von immerhin sechs Fuß Länge, an dessen Spitze eine große dreieckige Stahlspitze von wenigstens achtzehn Zoll montiert war. In den Zeiten von Polybios und Dionysos von Halikarnassos (5,45) war die Stahlspitze des Pilum anscheinend viel länger. Zu Vegetius' Zeiten wurde er auf einen Fuß oder sogar nur noch neun Zoll verkürzt. Ich habe einen Mittelwert gewählt. Dieses Instrument war unseren modernen Feuerwaffen zweifellos deutlich unterlegen; denn mit einem einzigen Wurf über eine Distanz von zehn bis zwölf Schritt erschöpfte sich seine Wirkung. Indessen, wenn er aus fester und geübter Hand geschleudert ward, mochte sich sobald keine Kavallerie erkühnen, in seine Reichweite zu geraten, noch konnte irgendein Schild oder Panzer dem Ungestüm seines Schwunges widerstehen. Sobald der Römer sein pilum geschleudert hatte, zog er sein Schwert und ging zum Nahkampf über. Es war eine kurze spanische Klinge mit doppelter Schneide und für Hieb und Stich in gleicher Weise geeignet; dem Soldaten jedoch war aufgegeben, dem Letzteren den Vorzug zu geben, da er sich so weniger Blößen gab und dem Feinde ernstlichere Verwundungen zufügen konnte. Zu Fragen der Bewaffnung der Legion vgl. Lipsius, de militia romana 3,2-7. Die Legionen waren für gewöhnlich acht Mann tief gestaffelt. Siehe hierzu den anmutigen Vergleich bei Vergil, Georgica, 2, 279. Nach der Seite und in die Tiefe wurde ein Abstand von drei Fuß eingehalten. Ein Truppenkörper, der diese Anordnung in breiter Front und bei raschem Angriff einzuhalten gewohnt war, war wohl vorbereitet, jedes Manöver auszuführen, welches die Umstände des Gefechtes oder die Eingebungen ihres Feldherrn etwa erforderlich machten. Der Soldat hatte dadurch freien Raum für Waffen und Bewegungen, und außerdem stand ausreichend Platz zur Verfügung, um die erschöpften Kämpfer rechtzeitig auszuwechseln. Guichard, Memoires Militaires, tom. 1, c.4, und Nouveaux Mémoires, tom. 1, p. 293-311 hat diesen Gegenstand nach Art eines Gelehrten und Offiziers behandelt. Die Taktik der Griechen und Römer leitete sich aus ganz unterschiedlichen Prinzipien ab. Die Stärke einer Phalanx beruhte auf sechzehn Reihen sehr langer Piken in der gedrängtesten Anordnung. S. Arrian, Taktik. Mit echt griechischer Voreingenommenheit beschreibt Arrian lieber die Phalanx, von der er nur gelesen, als die Legion, die er immerhin befehligt hatte. Aber gar bald wurde offenbar, durch reines Nachdenken ebenso wie durch die Ereignisse selbst, dass die Wucht der Phalanx der Behändigkeit der Legionen nicht gewachsen war. Polybios,17.

 

KAVALLERIE...

Die Kavallerie, ohne die die Stärke der Legion unvollständig geblieben wäre, war in zehn Teile oder Schwadronen untergliedert; die erste, als die Gefährtin der ersten Cohorte, bestand aus einhundertzweiunddreißig Mann, während die übrigen neun jeweils sechsundsechzig Mann stark waren. Alle zusammen bildeten sie ein Regiment, wenn dieser moderne Ausdruck gestattet ist, siebenhundertsechsundzwanzig Pferde stark, die mit ihrer jeweils zugehörigen Legion wie natürlich zusammen operierte, gelegentlich aber auch auf sich gestellt war oder die Flügel des Heeres bildete. Vegetius de re militaria, 2,6. Seine nachdrückliche Bestätigung, die sich noch durch Indizienbeweise untermauern ließe, sollte diejenigen Gelehrten zum Schweigen bringen, welche den kaiserlichen Legionen eine angemessene Kavallerie absprechen wollen. Schon lange nicht mehr diente in der Kavallerie der Kaiser, wie noch in der Republik, Roms und Italiens edelste Jugend, die, indem sie ihren Militärdienst zu Pferde ableisteten, sich auf den Senatoren- und Konsulberuf vorbereiteten; und die vermittels beherzter Taten die zukünftige Wahlstimmen ihrer Landsleute einwarben. Livius (passim), besonders aber 42, 61. Seit sich dieses Brauchtum und die Regierungsform geändert hatten, waren die wohlhabendsten Ritter in Justiz und Steuerwesen beschäftigt; Plinius, Hist. Nat, 33, 2. Den eigentlichen Sinn dieser dunklen Stelle hat als erster Herr de Beaufort (République Romaine, 2,2) entschlüsselt.; und wenn sie einmal dem Waffendienst oblagen, wurde ihnen alsgleich eine Abteilung Reiterei oder Fußtruppen unterstellt. Wie zum Beispiel Horaz oder Agricola. Hier scheint ein Mangel des römischen Systems zu liegen, welchem Hadrian durch Festlegung des Mindestalters für Militärtribune abzuhelfen suchte. Trajan und Hadrian bildeten ihre Kavallerie in denselben Provinzen und mit denselben Untertanen, aus denen sie auch die Mannschaften für ihre Legionen rekrutierten. Die Pferde wurden zumeist in Spanien oder Kappadokien gezüchtet. Die Bewaffnung, mit der sich die Reiter des Ostens beschwerten, achteten die römischen Kavalleristen gering; ihre Rüstung bestand aus Helm, einem Langschild, leichten Stiefeln und einem Kettenhemd. Ein Wurfspieß und ein breites Langschwert waren ihre wichtigsten Angriffswaffen. Den Gebrauch von Lanze und Morgenstern haben sie wohl den Barbaren abgeschaut. Arrian, Taktik, 4.

 

...UND HILFSTRUPPEN

Ehre und Sicherheit des Imperiums waren in erster Linie den Legionen anvertraut, aber Roms Politik gestattete es, auch auf jedes andere nützliche Kriegsmittel zurück zu greifen. Beachtliche Aushebungen fanden in denjenigen Provinzen statt, welche sich noch nicht den Anspruch auf die Würde erworben hatten, Römer zu heißen. Vielen abhängigen Herrschern und Gemeinden entlang der Grenzen wurde für eine Weile zugestanden, sich ihre Freiheit und Sicherheit durch militärische Dienstleistungen zu erkaufen. Dies war besonders der Status der Bataver, Tac., Germania 29. Sogar auserlesene Truppen feindlicher Barbaren wurden oftmals überredet oder genötigt, ihre für Rom gefährlichen Kräfte doch in entlegenen Landstrichen Marcus Aurelius verpflichtete die bezwungenen Quadi und Marcomannen, ihn mit beträchtlichen Truppen zu unterstützen, welche er umgehend nach Britannien schickte. Cassius Dio, 71. und zum Wohle des Staates aufzureiben. Alle wurden sie unter dem Sammelbegriff der Auxiliartruppen erfasst; und wie immer auch ihre Zahl unter dem Zwang der Umstände oder der Zeitläufte geschwankt haben mag, selten nur lag sie nennenswert unter der Zahl der regulären Legionen. Tacitus, Annalen, 4,5. Diejenigen, welche sich auf gleich viele Infanteriesoldaten und doppelt so viele Reiter festlegen, verwechseln wohl die Hilfstruppen der Kaiserzeit mit den italischen Alliierten (Socii) aus der Zeit der Republik. Die tapfersten und pflichttreuesten Abteilungen aus den Reihen der Auxiliartruppen wurden dem Kommando von Präfekten und Centurionen unterstellt und ernstlich im römischen Waffenhandwerk ausgebildet; aber der überwiegende Teil sparte sich für die Waffen auf, zu denen sie die Landesnatur oder bewährtes Brauchtum besonders geschickt gemacht hatten. Hierdurch erhielt jede Legion, der Auxiliartruppen zugeteilt waren, jede Art von Leichtbewaffneten und Distanzwaffen; und war so imstande, jede Nation mit ihren eigenen Waffen und ihrer eigenen Taktik zu bekämpfen. Vegetius, 2,2. Arrian in seiner Schilderung der Marschordnung und der Schlacht gegen die Alanen. Auch entbehrten die Legionen nicht dessen, was man, modern gesprochen, als Artillerietrain bezeichnen würde. Er bestand aus zehn Wurfmaschinen der größten und fünfundfünfzig von kleiner Bauart, Die antike Wurfmaschine wird sehr kenntnisreich von Chevalier Folard behandelt. (Polybe, tom 2, p.233-290) Er zieht sie in vieler Hinsicht unseren modernen Kanonen und Mörsern vor. Wir können feststellen, dass ihr Gebrauch in Kampfhandlungen in dem Maße zunahm, wie persönliche Tapferkeit und militärische Ausbildung zusammen mit dem römischen Reich untergingen. Wenn es keine Männer mehr gibt, greift man zu Maschinen, s. Vegetius 2,25. welche aber alle, sei es in schiefer oder horizontaler Anordnung, Steine und Pfeile mit unwiderstehlicher Wucht abschossen.

 

TAKTIK GRÖSSE UND STATIONIERUNG DER LEGIONEN

Ein römisches Lager bot das Erscheinungsbild einer befestigten Stadt. Vegetius beendet sein zweites Buch und die Beschreibung der Legion mit folgenden eindrücklichen Worten: ›Universa quae in quoque belli genere esse creduntur, secum legio debet ubique portare, ut in quovis loco fixerit castra, armatam faciat civitatem.‹ [Alles, was für die Kriegsführung für erforderlich gehalten wird, muss eine Legion überall mit sich führen, damit, wo immer sie ein Lager errichtet, eine wehrhafte Gemeinschaft entsteht]. Sobald das Terrain abgesteckt war, ebneten Pioniere den Grund und entfernten jedes Hindernis, das seine vollendete Ebenmäßigkeit etwa gestört hätte. Der Grundriss war ein Viereck; und wir können berechnen, dass ein Quadrat mit siebenhundert Yard Kantenlänge für die Unterbringung von zwanzigtausend Römern ausreichte, obgleich eine ähnliche Zahl von unseren Truppen dem Feinde eine Front von dreifacher Länge bieten würde. Im Zentrum des Lagers erhob sich, alles andere überragend, das praetorium oder General-Quartier; Kavallerie, Infanterie und Hilfstruppen nahmen ihre jeweiligen Stationen ein; die Lagerstraßen waren absolut gerade gezogen, und zwischen Zelten und Wall wurde überall ein leerer Raum von etwa zweihundert Fuß gelassen. Der Lagerwall selbst war normalerweise zwölf Fuß hoch und mit schweren Palisaden bewehrt; er wurde geschützt durch einen Graben, der zwölf Fuß breit und ebenso tief war. Diese wichtige Arbeit wurde von den Legionären in Handarbeit ausgeführt; denen indes der Umgang mit Spaten und Hacke nicht weniger vertraut war als der mit Schwert und pilum. Draufgängerische Kraft mag eine Gabe der Natur sein, aber eine solch geduldige Sorgfalt kann nur die Frucht von Übung und Disziplin sein. Zum Lagerbau der Römer vgl. Polybios 6 mit Lipsius de Militia Romana, Flavius Josephus, Jüd. Krieg 3,5; Vegetius 1,21-25 und 3,9 sowie Mémoires de Guichard, tom. 1,1.

Gab das Signalhorn das Zeichen zum Aufbruch, wurde das Lager unverzüglich abgebrochen, und die Mannschaften gingen geordnet zu ihren Truppenteilen. Neben ihren eigentlichen Waffen, die sie schwerlich als Last ansahen, waren die Legionäre beladen mit Kochgerät, Schanzwerkzeugen und der Verpflegung für mehrere Tage. Cicero, Tusc disp. 2,37 und Flavius Josephus, de Bello Jud. 3,5; Frontinus 4,1. Unter diesem Gewicht, das die Empfindlichkeit heutiger Soldaten alsbald überbürden möchte, waren sie imstande, in sechs Stunden beinahe zwanzig Meilen zurückzulegen. Vegetius, 1,9 und Memoires de l'Academie, Band 25, p. 187. Beim Erscheinen eines Feindes warfen sie ihr Gepäck zur Seite und gingen durch einfachen und schnellen Stellungswechsel von der Marsch- in die Schlachtordnung über. Diese Entwicklung wird bewundernswürdig dargestellt von. Guichart in Nouveaux Memoires, tom 1, p. 141-234. Vor der Front plänkelten Schleuderer und Bogenschützen; Hilfstruppen bildeten die erste Linie, wobei die Kampfstärke der Legion sie unterstützte; Kavallerie deckte die Flanken, und die Wurfmaschinen wurden in Stellung gebracht.

 

GRÖSSE UND VERTEILUNG DER LEGIONEN

So war es um die Kriegskunst bestellt, mit der die römischen Kaiser ihre ausgedehnten Eroberungen verteidigten und soldatischen Geist selbst dann noch emporhielten, als jede andere Tugend unter der Last von Luxus und Despotismus erstickt war. Wenn wir jetzt von der Beschreibung der Disziplin ihrer Armeen zu der Berechnung ihrer Zahlenstärke übergehen, werden wir es schwierig finden, diese mit der gehörigen Genauigkeit anzugeben. Indessen, wir können errechnen, dass eine Legion, eine Einheit mit einer Stärke von sechstausendachthunderteinunddreißig Römern, mit ihren zugehörigen Hilfstruppen sich auf zwölftausendfünfhundert Mann belief. Die Friedensordnung des Hadrian und seiner Nachfolger sah nicht weniger als dreißig dieser fürchterlichen Brigaden vor; was mit einiger Wahrscheinlichkeit ein stehendes Heer von dreihundertfünfundsiebzigtausend Mann ergab. Anstelle dass die Legionen in befestigten Garnisonsstädten untergebracht wurden, was den Römern vielmehr als Zeichen der Kleinmut und Schwäche galt, schlugen sie ihre Lager an den Ufern der großen Ströme auf oder entlang der Grenzen zum Barbarenland. Da ihre Stationierungen dauerhaft waren, können wir es wagen, die Verteilung der Truppen darzustellen. Drei Legionen waren für Britannien genug. Die Hauptmacht lag am Rhein und an der Donau, mit sechzehn Legionen in folgender Verteilung: zwei in Unter- und drei in Obergermanien; eine in Rhaetien, eine in Noricum, vier in Pannonien, drei in Moesien und zwei in Dacien. Die Verteidigung des Euphrat oblag acht Legionen, von denen sechs in Syrien und zwei in Kappadokien stationiert waren. Was nun Ägypten, Afrika und Spanien betrifft, so konnte eine einzige Legion in jeder dieser großen Provinzen, die ja weit genug von jedem wichtigen Kriegsschauplatz entfernt waren, die Ruhe im Lande aufrechterhalten. Selbst Italien war nicht frei von Militär. Etwa zwanzigtausend ausgesuchte Soldaten, durch die Bezeichnungen ›Städtische Cohorte‹ und ›Prätorianergarde‹ vor den anderen ausgezeichnet, wachten über die Sicherheit des Monarchen und der Stadt. Als die Verursacher nahezu jeder Umwälzung, die das Reich schwächte, werden die Prätorianer sehr bald und sehr geräuschvoll unsere Aufmerksamkeit erheischen; in ihrer Bewaffnung und ihren Einrichtungen können wir nichts finden, was sie von den anderen Legionen unterschied, außer, dass ihr Erscheinungsbild prunkvoll und ihre Disziplin miserabel war. Tacitus (Annalen 4,5) hat uns den Zustand der Legionen unter Tiberius geschildert: und Cassius Dio (55, p. 794) den unter Alexander Severus. Ich habe danach getrachtet, zwischen diesen beiden Epochen die Mitte zu finden. Siehe hierzu etwa Lipsius, de magnitudine Romana, 1, c. 4,5.

 

MARINE KLEIN, ABER VOLLWERTIG

Die Größe der kaiserlichen Marine könnte, gemessen an ihrer Bedeutung, unangemessen erscheinen; aber sie war für jedes nützliche Unternehmen der Regierung vollkommen ausreichend. Roms Ehrgeiz beschränkte sich auf das Land; auch fühlte sich dieses kriegerische Landvolk niemals von dem Unternehmungsgeist aufgerüttelt, welcher die Seeleute von Tyrus oder Karthago oder sogar Marseille vermocht hatte, die Grenzen der bekannten Welt auszudehnen und die entlegensten Küsten des Weltmeeres aufzusuchen. Für die Römer blieb der Ozean ein Gegenstand der Furcht und nicht der Neugier; Die Römer suchten ihre Unkenntnis und Angst hinter dem Vorwand religiöser Bedenken zu verhehlen. Tacitus, Germania 34. das Mittelmeer in seiner Gesamtheit war nach der Zerstörung von Karthago und der Vernichtung der Seeräuber von römischen Provinzen eingefriedet. Die Politik der Kaiser verfolgte lediglich den Zweck, die See friedlich zu beherrschen und den Handel ihrer Untertanen zu schützen. Zu diesen anspruchslosen Zielen ließ Augustus zwei Flotten in den bequemsten Häfen Italiens stationieren, eine in Ravenna an der Adria, die andere in Misenum im Golf von Neapel. Die Alten scheinen sich auf Grund langer Erfahrung davon überzeugt zu haben, dass eine Galeere mit zwei, oder sogar drei Ruderreihen mehr dem hohlen Prunk als nützlichen Zwecken dienlich sei. Bei seinem Sieg zu Actium hatte Augustus persönlich die Überlegenheit seiner leichten Fregatten (sie wurden Liburnen genannt) über die himmelanstrebenden, aber plumpen Großkampfschiffe Plutarch, Leben des Marc Anton 67. Und dennoch hatten diese Ungetüme, wenn wir Orosius glauben dürfen (6,19), nicht mehr als zehn Fuß Freibord. seines Gegners erfahren. Aus diesen Liburnen ließ er zwei Flotillen zu Ravenna und Misenum bauen, deren Bestimmung es war, den westlichen beziehungsweise östlichen Teil des Mittelmeers zu kontrollieren; zu jedem dieser Geschwader gehörten einige tausend Mariner. Neben diesen zwei, man könnte sagen, Haupthäfen der römischen Marine gab es noch eine beachtliche Einheit zu Freius an der Provenceküste, und außerdem war das Schwarze Meer von vierzig Schiffen und dreitausend Soldaten bewacht. Hierzu müssen wir noch die Flotte zählen, die die Verbindung zwischen Britannien und Gallien aufrecht erhielt, sowie eine große Anzahl von Fahrzeugen, die an Rhein und Donau lagen, das Land zu beunruhigen oder den Barbaren die Flussüberquerungen zu verwehren. Lipsius, de Magnitud. Romana 1, c. 5. Die letzten sechzehn Kapitel von Vegetius behandeln Marinethemen. Wenn wir nun diese kaiserliche Macht im Überblick betrachten, Kavallerie wie Infanterie, Legionen, Hilfstruppen, die Garden und die Marine, so gestattet uns auch die weitherzigste Berechnung nicht, die Gesamtstärke zu Lande und zu Wasser auf mehr als vierhundertundfünfzigtausend Mann festzulegen: eine Militärmacht, welche – wie furchterregend sie auch erscheinen mag – der eines Monarchen aus dem letzten Jahrhundert Voltaire, Siècle de Louis XIV, c. 29. Wir müssen jedoch daran erinnern, dass Frankreich noch heute an den Folgen dieser außerordentlichen Anstrengungen zu leiden hat. gleichkommt, dessen Reich aber nicht größer als eine römische Provinz war.

Wir haben versucht, die Gesinnung darzustellen, die die Macht Hadrians und der Antonine mäßigte, und die Stärke, auf der sie aufgebaut war. Wir wollen es nunmehr unternehmen, mit Klarheit und Genauigkeit die Provinzen zu schildern, die einst unter ihrer Macht vereint waren und die nun in so viele unabhängige und feindliche Staaten zerfallen sind.

 

DIE PROVINZEN: SPANIEN

Spanien, der westlichste Vorposten des Reiches, Europas und der alten Welt, hat zu allen Zeiten dieselben natürlichen Grenzen besessen: Pyrenäen, Mittelmeer und Atlantik. Diese große Halbinsel, die gegenwärtig in zwei so ungleiche Königreiche geteilt ist, wurde unter Augustus in drei Provinzen, Lusitania, Baetica und Tarraconensis aufgeteilt. Das Königreich Portugal nimmt nunmehr den Platz der streitbaren Lusitanier ein; und der Verlust, den sie im Osten erlitten hatten, ist durch Landgewinn im Norden aufgewogen. Die Grenzen von Grenada und Andalusien entsprechen denen des antiken Baetica. Das übrige Spanien – Gallicia, die Asturien, Biscaya, Navarro, Leon, die beiden Kastilien, Murcia, Valencia, Katalonien und Arragon – bildeten den dritten und umfänglichsten Teil der römischen Verwaltung, welche nach dem Namen seiner Hauptstadt Tarragona genannt wurde. Strabo, 2. Die Annahme ist nahe liegend, dass der Name Arragon sich von Tarraconensis herleitet, und mehrere heutige Autoren, die in Latein geschrieben haben, benutzen die beiden Begriffe als Synonym. Es ist indessen unbestreitbar, dass der Arragon, ein kleiner Nebenfluss des Ebro aus den Pyrenäen, zunächst dem Land und dann dem Königreich seinen Namen gegeben hat. D'Anville, Geographie du Moyen Age, p.181. Von den eingeborenen Barbaren waren die Celtiberer die stärksten und die Cantabrianer und Asturier die renitentesten. Im Vertrauen auf ihre mächtigen Berge unterwarfen sie sich den Waffen Roms erst zum Schluss und sie waren die Ersten, die das Joch der Araber abschüttelten.

 

GALLIEN

Das antike Gallien hatte so, wie es das gesamte Land zwischen Pyrenäen, Alpen, Rhein und Ozean umfasste, eine größere Ausdehnung als das moderne Frankreich. Zu dem Herrschaftsbereich dieser Großmacht mit seinem jüngsten Raub, Elsass und Lothringen, müssen wir noch Savoyen hinzuzählen, die Schweizer Kantone, die vier rheinländischen Kurfürstentümer und die Gebiete von Lüttich, Luxemburg, Hennegau, Flandern und Brabant. Als Augustus den Eroberungen seines Vaters gesetzliche Ordnung gab, wurde Gallien so unterteilt, wie es das Vordringen der Legionen, der Lauf der Flüsse und nationale Besonderheiten – es gab über einhundert selbständige Staaten – nahe legten. 115 sog. Städte werden in den ›Notitia Galliarum‹ genannt. Und man weiß, dass diese Bezeichnung nicht nur der jeweiligen Hauptstadt appliziert wurde, sondern dem ganzen Stammesgebiet. Plutarch und Appian vermehren die Zahl der Stämme auf drei oder sogar vierhundert. Die Mittelmeerküste Languedoc, Provence und Dauphiné erhielten ihren Provinznamen von der Kolonie Narbo. Der Bezirk Aquitanien dehnte sich zwischen den Pyrenäen und der Loire aus. Das Land zwischen Loire und Seine nannte man keltisches Gallien, hatte es aber bald in Anlehnung an die berühmte Kolonie Lugdunum oder Lyon umbenannt. Belgien lag jenseits der Seine, und in früheren Zeiten war nur der Rhein die Grenze gewesen; aber kurz vor dem Zeitalter Caesars hatten die Germanen unter missbräuchlichem Einsatz ihrer Überlegenheit ein beträchtliches Stück belgischen Landes an sich gerissen. Die römischen Eroberer nahmen sich mit Eifer eines so einladenden Umstandes an, und die gallische Rheingrenze zwischen Basel und Leyden erhielt den hochklingenden Namen Ober- und Untergermanien. D'Anville, Notice de l'Ancienne Gaule. Dies waren unter den Antoninen die sechs gallischen Provinzen: Narbonne, Aquitanien, keltisches Gallien oder Lyon, Belgien und die zwei Germanien.

 

BRITANNIEN

Wir hatten bereits Gelegenheit gehabt, der Eroberung Britanniens zu gedenken, und die Grenzen der römischen Provinz auf dieser Insel zu bestimmen. Sie umfasste ganz England, Wales und die schottischen Lowlands bis zu den Firths von Dumbarton und Edinburgh. Vor dem Verlust seiner Freiheit war das Land höchst ungleich unter dreißig Barbarenstämme aufgeteilt, von denen die mächtigsten die Belger im Westen, die Briganten im Süden, die Silurer in Südwales und die Icener in Norfolk und Suffolk waren. Whitaker, History of Manchester vol. 1, c. 3. Soweit wir die Ähnlichkeiten von Sprache und Brauchtum zurückverfolgen und ihnen Glauben schenken können, waren Spanien, Gallien und Britannien von ein und derselben Rasse von verwegenen Barbaren besiedelt. Bevor sie sich den römischen Waffen unterwarfen, leisteten sie zähen Widerstand und nahmen den Konflikt immer wieder auf. Nach ihrer Unterwerfung bildeten sie den Westen der europäischen Kolonien, welcher von den Säulen des Herkules bis zum Antoninuswall reichte und von der Mündung des Tejo bis zu den Quellen von Rhein und Donau.

 

ITALIEN

Vor seiner Eroberung durch die Römer zählte das Land, welches jetzt Lombardei genannt wird, nicht zum eigentlichen Italien. Ein machtvoller Gallierstamm hatte sie erobert, sich selbst am Po zwischen Piemont bis zur Romagna niedergelassen und zwischen Alpen und Apennin ihren Waffen und ihrem Namen Geltung verschafft. Die Ligurer bewohnten die Felsenküste, die heutzutage die Republik von Genua darstellt. Venedig war noch nicht gegründet; aber die Gebiete östlich der Etsch wurden von Venetiern Die italienischen Venetier sind, obwohl oftmals mit den Galliern verwechselt, wohl eher illyrischer Herkunft. Herr Frenet, Memoires de l'Academie des Inscriptions, tom. 18. besiedelt. Der mittlere Teil der Halbinsel, welcher heute das Herzogtum Toscana und den Kirchenstaat umfasst, war der antike Sitz der Etrusker und Umbrer, welchen erstgenannten Italien die frühesten Keime der Zivilisation zu danken hat S. Maffei, Verona Illustrata,1. Der Tiber strömte am Fuße der Sieben Hügel Roms, und das Land der Sabiner, der Latiner und der Volsker war der Schauplatz ihrer frühesten Siege. Auf diesem berühmten Boden errangen die ersten Konsuln Triumphe, ihre Nachfolger ließen prunkvolle Villen bauen, und deren Urenkel Der erste Gegensatz fiel schon den Alten auf (Florus,1,11); der zweite muss sich notwendig jedem modernen Reisenden aufdrängen. Klöster. Capua und Campanien besaßen das Kerngebiet beider Neapel; der Rest dieses Königreiches wurde von vielen kriegerischen Stämmen, den Marsern, Samniten, Apuliern und Lucanern bewohnt; und die Meeresküste beherrschten die zahlreichen blühenden Kolonien der Griechen. Wir sollten noch anmerken, dass Augustus, als er Italien in elf Verwaltungsbezirke unterteilte, die kleine Provinz Istrien dem Sitz der römischen Herrschaft zuteilte. Plinius (Nat. Hist. 3) folgt der Einteilung Italiens durch Augustus.

Roms europäische Provinzen wurden durch den Lauf von Rhein und Donau gesichert. Der letztere dieser beiden gewaltigen Ströme, welcher geringe dreißig Meilen von ersterem entspringt, fließt über dreizehnhundert Meilen dahin, fast immer nach Südosten, empfängt den Tribut von sechzig schiffbaren Nebenflüssen, und mündet in den Pontos Euxeinos, der diesen Wassermassen kaum gewachsen zu sein scheint. Tournefort, Voyages en Grece et Asie Mineur, lettre 18. Die Donauprovinzen erhielten bald den allgemeinen Namen Illyricum oder illyrische Grenze Der Name Illyricum bezog sich ursprünglich auf die Adriaküste, wurde von den Römern aber allmählich auf das gesamte Gebiet von den Alpen bis zum Schwarzen Meer ausgedehnt. Siehe Severini Pannonica, 1,3. und galten als die kriegerischsten des ganzen Reiches; aber sie verdienen eine vertiefte Betrachtung unter ihren Namen Rhaetia, Noricum, Dalmatia, Dacia, Moesia, Thracia, Macedonica und Griechenland.

 

DONAUPROVINZEN: RHAETIEN

Die Provinz Rhaetien, welche alsbald den Namen der Vindelicaner verdrängte, erstreckte sich von den Alpengipfeln bis zu den Ufern der Donau, und zwar von ihrer Quelle bis zum Zusammenfluss mit dem Inn. Der größte Teil des flachen Landes ist heute dem Kurfürsten von Baiern untertänig; die Stadt Augsburg steht unter dem Schutz der Verfassung des Deutschen Reiches; die Graubündener sind in ihren Bergen geschützt; und das Land Tirol wird unter die zahlreichen Provinzen des Hauses Österreich gerechnet.

 

NORICUM UND PANNONIEN

Das beträchtliche Gebiet zwischen Inn, Donau und Save – Österreich, Steiermark, Kärnten, Herzogtum Krain, Niederungarn und Slovenien – kannten die Alten unter dem Namen Noricum und Pannonien. In seinem ursprünglichen, unabhängigen Zustand standen ihre kämpferischen Einwohner in enger Beziehung zueinander. Unter der Herrschaft der Römer wurden sie häufig vereint, und auch heute noch sind sie das Erbgebiet einer einzigen Familie. Sie sind Residenz eines deutschen Herrschers, der sich selbst Römischer Kaiser benennt, und sie sind der Mittelpunkt so gut wie der Grundstein von Österreichs Macht. Es scheint nicht unpassend anzumerken, dass alle Gebiete des Hauses Österreich, wenn wir Böhmen, Mähren, das nördliche Österreichs und einen Teil Ungarns ausnehmen, in die Grenzen des römischen Reiches einbegriffen waren.

 

DALMATIEN

Dalmatien, auf das der Name Illyricum besser passt, war ein langer, enger Landstrich zwischen Save und Donau. Der wertvollste Teil der Küste, der heute noch seine antike Benennung trägt, ist eine Provinz von Venetien und Sitz der kleinen Republik Ragusa. Das Binnenland trägt die slawischen Namen Kroatien und Bosnien; erstere gehorchen einem österreichischen Governeur, letztere einem türkischen Pascha; aber das Land in seiner Gesamtheit wird immer noch von Barbarenstämmen belästigt, deren wilde Unabhängigkeit die unscharfe Grenze zwischen christlicher und mohammedanischer Macht bildet. Ein venezianischer Reisender, der Abt Fortis, hat uns unlängst einige Kunde von jenen unbekannten Ländern gegeben. Aber über die Geographie und die Altertümer des westlichen Illyrien kann man nur durch das Entgegenkommen des Kaisers, des Landesherren, etwas zu erfahren hoffen.

 

MOESIEN, DACIEN

Nachdem die Donau die Wasser der Theiß und Save empfangen hat, erhält sie, zumindest bei den Griechen, den Namen Ister. Die Save entspringt nahe der Grenze von Istrien, und wurde von den früheren Griechen als der Hauptstrom der Donau angesehen. Sie hat bereits Moesien und Dacien geteilt, und letzteres war, wie wir bereits sahen, eine Eroberung Trajans und die einzige Provinz jenseits dieses Flusses. Wenn wir nun den gegenwärtigen Stand dieser Länder untersuchen, so finden wir, dass auf der linken Seite der Donau Temeswar und Transsilvanien nach vielen Wechselfällen von der ungarischen Krone annektiert wurde, während die Fürstentümer von Moldavien und der Walachei die Herrschaft der ottomanischen Pforte anerkennen. Am rechten Donauufer findet sich Moesien, welches, im Mittelalter in die Königreiche Serbien und Bulgarien zersplittert, neuerlich wieder in türkischer Sklaverei vereint ist.

 

THRAKIEN, MAKEDONIEN, UND GRIECHENLAND

Der Name Rumelien, welcher noch heute von den Türken für die ausgedehnten Ländereien von Thrakien, Macedonien und Griechenland verwendet wird, bewahrt das Andenken an ihren Zustand unter dem römischen Reich. In der Zeit der Antonine hatten die Gebiete der kriegerischen Thraker zwischen den Haemus- und Rhodopus-Bergen bis zum Bosporus den Status einer Provinz erhalten. Des Wechsels von Herrschern und Religionen ungeachtet ist das Neue Rom, gegründet von Konstantin an der Küste des Bosporus, immer die Hauptstadt einer großen Monarchie geblieben. Das Königreich Makedonien, welches unter Alexanders Herrschaft Asien eroberte, zog aus der Politik der beiden Philippe handfestere Vorteile und erstreckte sich, zusammen mit den abhängigen Ländern Epirus und Thessalien, von der Ägäis bis zum Ionischen Meer. Wenn wir über das Schicksal von Theben und Argos, von Sparta und Athen nachsinnen, ist es uns kaum fasslich, dass so viele unsterbliche Republiken des alten Griechenland in einer einzigen römischen Provinz sollen aufgegangen sein, welche wegen des übermächtigen Einflusses des Achäischen Bundes für gewöhnlich die Provinz Achäa genannt wird.

 

PROVINZEN ASIENS UND AFRIKAS

Dies der Zustand Europas unter den römischen Kaisern. Die Provinzen Asiens – die vorübergehenden Eroberungen Trajans werden hier nicht ausgenommen – sind heute sämtlich in die Grenzen türkischer Macht einbegriffen. Aber bevor wir uns den willkürlichen Einteilungen von Despotismus und Ignoranz anschließen, fahren wir sicherer und zugleich angenehmer, wenn wir die unvertilgbaren Merkmale der Natur beachten. Der Name Kleinasien wird mit einigem Recht der Halbinsel verliehen, welche, begrenzt vom Schwarzen Meer und dem Mittelmeer, sich vom Euphrat bis nach Europa ausdehnt. Der ausgedehnteste und reichste Distrikt westlich des Taurusgebirges und Halysflusses wurde von den Römern mit Ausschließlichkeit durch dem Namens Asia geehrt. Der Bereich der Herrschaft dieser Provinz erstreckte sich über die alten Monarchien von Troja, Lydien, Phrygien, die Küstenländer der Pamphylier, Lycier und Karier sowie die Ionischen Griechenkolonien, welche ihrem Mutterland, wo nicht im Ruhm der Waffen, so doch der Künste gleichkamen. Das Königreich von Bithynien und Pontos herrscht über den nördlichen Teil dieser Halbinsel von Konstantinopel bis Trapezunt. Auf der anderen Seite reichte die Provinz Kilikien bis zu den Bergen Syriens: das Innere des Landes, vom Asia der Römer durch den Halys-Fluß und von Armenien durch den Euphrat getrennt, war einst das unabhängige Königreich Kappadokien gewesen. An dieser Stelle sollten wir anmerken, dass die Nordküste des Schwarzen Meeres, jenseits von Trapezunt in Asien und jenseits der Donau in Europa, die Oberhoheit der Kaiser anerkannte und entweder tributpflichtige Herrscher oder römische Garnisonen von ihnen annahm. Budzak, die Tartarei der Krim, Circassien und Mingrelien sind die modernen Bezeichnungen jener kulturfernen Länder. Siehe den Periplus des Arrian. Er erkundete die Küsten des Schwarzen Meeres, als er Gouverneur von Kappadokien war.

 

SYRIEN, PHOENIKIEN, UND PALAESTINA

Unter den Nachfolgern von Alexander war Syrien der Sitz der Seleukiden, welche das obere Asien beherrschten, bis der erfolgreiche Aufstand der Parther sie auf ihre Länder zwischen Euphrat und Mittelmeer begrenzte. Als Syrien den Römern untertänig wurde, bildete es den östlichen Teil des Imperiums und kannte in seiner größten Ausdehnung keine anderen Grenzen als die Berge von Kappadokien im Norden und im Süden das Rote Meer. Phönizien und Palästina standen bisweilen unter syrischer Herrschaft, bisweilen waren sie von ihr getrennt. Ersteres war eine schmale Felsenküste, letzteres war kaum größer und kaum fruchtbarer als etwa Wales. Dennoch werden Phönikien und Palästina für immer im Gedächtnis der Menschheit leben, da Amerika wie Europa von den einen die Buchstabenschrift und von den anderen die Religion Die Geschichte der Religion ist wohlbekannt. Der Gebrauch der Buchstabenschrift wurde etwa fünfzehnhundert Jahre v. Chr. bei den Barbaren Europas eingeführt. Die Europäer brachten sie nach Amerika, etwa fünfzehnhundert Jahre n.Chr. So hat im Laufe von dreitausend Jahren das phönizischen Alphabet beträchtliche Veränderungen erfahren, seit es durch die Hände der Griechen und Römer gegangen war. empfangen haben. Eine Sandwüste, wald- und wasserlos, säumt in unbestimmter Weise die Grenze Syriens vom Euphrat bis zum Roten Meer. Das nomadische Leben der Araber war die unverzichtbare Voraussetzung für ihre Unabhängigkeit, denn wann immer sie an einem einladenden Ort eine Niederlassung wagten, wurden sie alsbald römische Untertanen. Cassius Dio, 68, p. 1131.

 

ÄGYPTEN

Den Geographen des Altertums war es oftmals zweifelhaft, welchem Erdteil sie Ägypten Ptolemäus und Strabo legen – wie auch die heutigen Geographen – den Isthmus von Suez als Grenze zwischen Afrika und Asien fest. Dionysius, Mela, Plinius, Sallust, Hirtius und Solinus ziehen den westlichen Mündungsarm des Nil vor, oder sogar den großen Catabathmus, welche letztere Ansicht nicht nur Ägypten, sondern sogar einen Teil Lybiens nach Asien verlegen würde. zuzählen sollten. Seiner Lage nach bildet dieses hochberühmte Königreich einen Teil der unfasslich großen Halbinsel Afrika; aber es ist nur von Asien aus zugänglich, dessen Umwälzungen in fast jeder Epoche der Geschichte es sich demütig fügte. Ein römischer Präfekt saß auf dem berühmten Thron der Ptolemäer; und das eiserne Szepter der Mameluken wird nunmehr von einem türkischen Pascha geschwungen. Der Nil durchströmt das Land etwa fünfhundert Meilen vom Wendekreis des Krebses bis zum Mittelmeer und kennzeichnet auf seinen beiden Ufern das Ausmaß seiner Fruchtbarkeit durch den Umfang seiner Überschwemmungen. Cyrene, westlich an der Küste gelegen, war ursprünglich griechische Kolonie, danach Provinz Ägyptens und verliert sich jetzt in der Wüste Barka.

 

AFRIKA

Von Cyrene bis zum Atlantik erstrecken sich etwa fünfzehnhundert Meilen afrikanischer Küste; indessen ist sie so sehr zwischen Mittelmeer und Sahara, oder die Sandwüste, eingeengt, dass sie selten mehr als achtzig bis hundert Meilen breit wird. Der östliche Teil wurde von den Römern als die eigentliche Provinz Afrika angesehen. Bis zur Ankunft der Phönikier war dieses fruchtbare Land von Lybiern bewohnt, den rohesten unter den Menschen; unter der unmittelbaren Herrschaft der Karthager wurde es der Mittelpunkt von Handel und Herrschaft; aber heute ist die Republik Karthago herabgekommen zu den schwachen und ungeordneten Staaten Tripolis und Tunis. Die Algerische Militärdiktatur unterdrückt das weiträumige Numidien, welches einst unter Massinissa und Jugurtha vereinigt war; aber zu Augustus' Zeiten waren die Grenzen Numidiens enger gezogen; und endlich erhielten zwei Drittel des Landes den Namen Mauretania und den Beinamen Caesarea. Das ursprüngliche Mauretanien, oder Mohrenland, welche von der antiken Stadt Tingi oder Tanger die Benennung Tingitana erhielt, wird durch das heutige Königreich Fez dargestellt. Sallè am Atlantik, jüngst unrühmlich bekannt geworden durch sein Piratenunwesen, wurde von den Römern als die äußerste Grenze ihrer Macht und fast auch ihrer Geographie angesehen. Eine ihrer Pflanzstädte kann man noch heute nahe Mequinez auffinden, der Residenz eines Barbaren, welchen den Kaiser von Marokko zu nennen wir nicht anstehen wollen. Es sieht jedoch nicht darnach aus, als ob seine südlicher gelegenen Ländereien, Marokko selbst und Segemessa, jemals römische Provinzen gewesen seien. Die westlichen Teile Afrikas werden durch Ausläufer des Atlasgebirges zerschnitten, ein von müßiger Dichter-Phantasie gefeierter Name. Länge, mäßige Höhe und sanfte Abschüssigkeit machen den Atlas einem alleinstehenden Berg, dessen Gipfel in den Wolken verschwindet und den Himmel zu tragen scheint, höchst unähnlich. Der Berg von Teneriffa erreicht im Gegensatz dazu eine Höhe von einer und einer Halben nautischen Meile über der Meeresoberfläche und mag, da er häufig von den Phöniziern aufgesucht wurde, so die Aufmerksamkeit der griechischen Dichter auf sich gelenkt haben. Buffon, Histoire Naturelle, Bd. 1, p. 312. Histoire des Voyages, Bd. 2., welcher aber jetzt über der Unermesslichkeit des Ozeans schwebt, der zwischen dem alten und neuen Kontinent wogt Herr de Voltaire, Bd.14, p. 297 weder durch Fakten noch auch nur durch Wahrscheinlichkeit gestützt, hat die Kanarischen Inseln großherzig dem römischen Reich zugeschlagen.

 

DAS MITTELMEER UND SEINE INSELN

Nachdem wir nun unsere Rundwanderung durch das römische Reich beendet haben, sollten wir noch anmerken, dass Afrika von Spanien durch eine nur zwölf Meilen breite Meeresstraße getrennt ist, durch welche der Atlantik mit dem Mittelmeer verbunden ist. Die unter den Alten hochberühmten Säulen des Herkules sind zwei Berge, die durch irgendeinen heftigen Streit der Elemente auseinander gerissen zu sein scheinen; am Fuße des europäischen Berges liegt die Feste Gibraltar. Das Mittelmeer in seiner gesamten Ausdehnung, seine Küsten und Inseln lagen im Machtbereich Roms. Von den größeren Inseln sind jetzt die beiden Balearen, die Mallorca und Minorca heißen und ihren Namen von ihrer jeweiligen relativen Größe erhielten, das erstere Spanien, das zweite Britannien unterworfen. Es ist leichter, Korsikas Schicksal zu beweinen als seinen gegenwärtigen Zustand zu beschreiben. Zwei italienische Könige leiten einen Königstitel von Sardinien und Sizilien her. Kreta, oder Candia, Zypern und die meisten der kleineren Inseln Griechenlands und Asiens sind durch türkischen Waffen unterworfen; während das kleine Felsennest von Malta ihrer Macht die Stirn bietet und unter der Regierung seines kriegsbereiten Ordens zu Ruhm und Reichtum emporgekommen ist.

 

ALLGEMEINE BEMERKUNG ZUM RÖMISCHEN REICH

Die ausufernde Nennung von Provinzen, deren Absprengsel so viele starke Königreiche hervorgebracht haben, könnte uns beinahe dazu verführen, den Alten ihre Eitelkeit und Unkenntnis zu vergeben. Geblendet von ihrer eigenen unwiderstehlichen Übermacht, und der tatsächlichen oder auch nur eingeredeten Mäßigung ihrer Herrscher, gestatteten sie es sich, die Außenländer, die noch die Freuden einer barbarischen Unabhängigkeit genossen, entweder zu verachten oder ganz zu vergessen; und allgemach gestanden sie sich die Freiheit zu, das römische Reich mit dem Erdball gleichzusetzen. Bergier, Hist. Des Grands Chemins 3, c.1-4. Eine sehr hilfreiche Sammlung. Aber die Geistesverfassung eines modernen Historikers ebenso wie seine Kenntnisse legen ihm eine zurückhaltendere und präzisere Sprache auf. Er wird ein zutreffenderes Bild von Roms Größe entwerfen, wenn er schlicht festhält, dass das Imperium in der Breite mehr als zweitausend Meilen maß, vom Antoninuswall und der Nordgrenze Daciens bis zum Atlasgebirge und dem Wendekreis des Krebses; und dass es mehr als dreitausend Meilen Längenausdehnung besaß, vom Ozean im Westen bis zum Euphrat; dass es zwischen dem vierundzwanzigstem und dem fünfundsechzigstem Grad nördlicher Breite im schönsten Teil der gemäßigten Zone lag; und dass seine Fläche auf über sechzehnhunderttausend Quadratmeilen zumeist fruchtbaren und wohlbestellten Landes geschätzt wurde. Vgl. Templeman, Survey of the Globe: aber ich misstraue beidem, den Kenntnissen des Doktors und seinen Karten.


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