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Neuntes Kapitel.
Sylvesters Wiederkehr

Die Sonne war auf. Im Berghause über Tutumas Tale ging es treppauf und treppab. In den grünen Irrgängen des Bananengartens und des Brotfruchtwäldchens: hurreher, hurrehin. Vier wilde Füllen, Mayo, Rayo, Sayo und der kleine Ud, stoben jauchzend in die Windrose. Jetzt, hussa, den Gewürzgarten durch, wo über den Ingwerbüschen der friedlich rankende Pfefferstrauch mit dem immergrünen Zimtbaum regierte. Jetzt, heio, durch die schattenreicheren Fruchtgärten nach dem Tale hinunter, wo ein milder, kostbarer Hauch von Orangenblüten mit der Wohlluft der Tamarinde sich mischte und herberen Zitronendüften.

Bald war der Jubel der Knaben verhallt, und tiefer Friede wiederum lag auf dem zarten Rücken der Morgenluft. Von dem mit Pisangblättern hochgedeckten Dache stieg freundlicher Rauch auf, dessen blaue Ringelchen der hohe Ost über den Wäldergürtel der nächsten Terrasse hin nach den Felsen des Kesselsees führte. Kaum ein Einlaut in der Stille, kaum eine Regung in der Ruhe mehr. Hinter dem Immenzaun summten die Bienen, und ein kühles Murmeln, das von dem Wasserfalle kam, rollte sein Silber bald zwischen gefälligen Blumenufern, bald hinter wildem Zuckerrohr verborgen, talab, dem letzten Absturz entgegen.

Zwei Mädchen traten aus dem Hause. Schlankgewachsen. Dunkelköpfige Töchter der Insel. Sie eilten mit irdenen Krügen an das Brunnenhäuschen unter der Felsenwand, wo der Gießbach stäubte, während etwas später eine Dritte, ein Körbchen in der Hand, die Bambusbrücke überschritt, die zwischen den Schilfwänden über das Wasser sprang. Bald verschwand sie in den Pisangstauden.

Aus einem entfernteren und versteckten Winkel des Gartens klang der Schall einer Axt herüber. Auf einer Kuppe dort, tief im Grünen verborgen, erhob sich unter dem Schatten eines uralten, mächtigen Sandelbaumes eine nach Morgen offene Rindenhütte, die fast ganz umsponnen war von den üppigen Geranken eines wilden Feigenbaumes. Auf dem luftigen Dache dieses Laubhäuschens war ein Mann beschäftigt, eine schadhaft gewordene Latte durch ein frisches Borkenholz auszuwechseln. Nach Art der Pflanzer angezogen, wie man sie drüben in Rusthafen sah, hatte er sich seiner weißen Leinwandjacke entledigt und die Hemdärmel zurückgeschlagen. Treue, blaue Augen standen ihm klar und gesund in dem schmalen, sonnenverbrannten Gesichte, und ein deutsches Lied, das er vor sich hinträllerte, zeigte, daß ihm die Arbeit keine Last war, trotz des Schweißes, der ihm unter dem breitkrempigen Basthut von der Stirn perlte. Er hatte gerade sein Werk beendet, den letzten Nagel festgeschlagen, als er Schritte vernahm. Zwei junge Gestalten waren es, die, Hand in Hand verschlungen, die zur Hütte führende Wurzeltreppe heraufstiegen. Ein braunes Kind des Landes, aus Augen der Schwermut blickend, die eine: die andere, im weißen Sommerkleide, eine blühende, blonde Frau – beide unserem Herzen Wohlbekannte und Vertraute: Martha und Maya! Martha trug ein Kästchen in der Hand. Maya das Körbchen noch, das sie vorhin im Bananengarten mit den genießbaren jungen Schössen des Paradiesfeigenbaumes, wie der Pisang bisweilen von den Weißen genannt wird, gefüllt hatte.

»Hier, etwas für dich, Rasmus«, sagte Martha freudig erregt, indem sie das Kästchen auf den sauber gedeckten Tisch stellte und das Holzmehl abblies, das von der Arbeit des Gatten auf das farbige Linnen herabgefallen war. »Der Orion liegt im Hafen, eben schickt der Vater herauf.«

Da Rust seinen Kindern Berg und Haus allein überlassen und sich dafür ein neues Häuschen auf der einsamen Windinsel gebaut hatte, so kam es, daß sie von der schon am Abend erfolgten Ankunft des Schiffes erst jetzt durch den Boten erfuhren.

Rasmus öffnete das Kästchen und entnahm ihm außer mehreren Briefen und kleineren Gegenständen, die er sich aus Hamburg hatte kommen lassen, auch noch ein geschnürtes Päckchen, das, für sich besonders eingeschlagen, den Poststempel Brüssel trug. Die Aufschrift lautete an Maya. Lächelnd reichte ers dem Mädchen hin: »Das scheint mir etwas Schönes für unser braunes Schwesterchen zu sein! Nimm es, Maya!«

Eine jähe Röte unterdunkelte ihre Wangen, als sie mit zitternder Hand die Gabe des Geliebten an sich nahm. Allein, sie bezwang ihre Ungeduld, bis sie allein in ihrer Kammer war. Hier erst löste sie klopfenden Herzens das rote Wachssiegel von der seidenen Schnüre und führte die Blätter des Geliebten, die ihr mit getrockneten Blumen entgegenfielen, an die Lippen. Nach der Anleitung, die ihr der väterliche Freund gegeben, hatte sie sich seit langer Zeit schon mit Sylvesters Sprache und Schrift vertraut gemacht, und so konnte sie sich jetzt, wenn ihr auch manches Wort fehlte, mit der Findigkeit eines liebenden Mädchenherzens doch hinreichend von dem unterrichten, was schließlich der Inbegriff war. Daß sie ihm teuer sei! Und daß er kommen werde, schneller als der Ost zu ihr, den ja keine Schwinge der Sehnsucht trage. Ehe denn die Säfte wieder steigen würden in dem süßen Schilfrohr an den Matten ihres Wasserbaches, wenn das Vöglein Veha im Walde wieder Halme würde tragen – dann sei er da ... Sie öffnete die goldene Kapsel, die, an einem gleichen Kettlein hangend, unter dem Briefe lag, und fand unter einem gläsernen Fensterchen das Bildnis des Geliebten.

*

Am andern Tage kam Rust. Es war schon Feierabend, und so fand er die Seinen um den Tisch der luftigen Hauslaube versammelt, die nach dem Meere schaute. Er war nicht so heiter wie sonst. Nach dem Nachtmahl drangen seine Kinder in ihn, was ihn besorge, und hörten nun, wie schwer es ihm gemacht werde, den Menschen Gutes zu erweisen.

Der Segen seiner Neuerungen hatte schon begonnen, sich fühlbar zu machen, und es war gewiß nur eine ganz verschwindende Minderheit, die sich ihm im Grunde nicht dafür dankbar wußte. Aber wie das immer ist: Unzufriedenheit steckt an. Unter den vielen Tüchtigen, die sich redlich und tapfer eine neue Heimat begründet hatten, gab es doch auch vereinzelte Abenteurernaturen, denen man alles zutrauen durfte, wo es ihren Vorteil galt. Von Leuten dieses Schlages konnte man natürlich nicht erwarten, daß sie für die menschenfreundlichen Absichten Rusts und für seine Unparteilichkeit, die mit gleichem Wohlwollen alle umfaßte, Verständnis zeigen würden.

Zu bedauern war es, daß diese unvermeidlichen Elemente durch Vermittlung einer Person, deren flüchtige Bekanntschaft wir schon gemacht haben, auch unter den rechtlichen Leuten Anhang und Vorschub fanden. Diese Person war der ehemalige Stellvertreter Rusts. Ein Mensch, nicht ohne gewisse Fähigkeiten, aber doch zu wenig eine gefestete Persönlichkeit, um die maßlose Ehrsucht zu rechtfertigen, die ihn nach Höhe und Macht gelüsten ließ. Immerhin war die Leidenschaft dieses noch jungen Mannes, wie auch die Folge gezeigt hat, nicht ungefährlich.

Ein Irrtum seines gütigen Herzens ist es gewesen, daß Rust glaubte, diesen Mann durch die Versetzung auf einen zwar minder einflußreichen, aber doch nicht unbedeutsamen Posten unschädlich gemacht zu haben. Ein Fehlgriff, der sich schwerer rächen sollte, als er es damals noch ahnen mochte.

Der Speichermeister von Rusthafen konnte die vermeinte Zurücksetzung, die ihm widerfahren war, nicht verwinden, und es wurmte ihn stets von neuem, daß mancher, dem er sonst befohlen hatte, heute von ihm unabhängig, der gleichen Freiheit sich erfreute wie er selber. Zu den Obliegenheiten seines Amtes gehörte auch die Überwachung des Lösch- und Ladewesens. Eine Tätigkeit, die ihn in mannigfache Berührung auch mit den Eingeborenen brachte. So konnte es ihm nicht fehlen, daß er nach und nach, wenigstens im Umkreise des Hafengebietes, einen gewissen Einfluß erlangte. Gute und einfache Menschen haben ja selten ein starkes Gedächtnis für das Üble, das man ihnen getan hat, und wenn eine berechnende Natur wie Selbeckers durch verdoppelte Freundlichkeit auf alte Wunden ein kleines Pflästerchen legt, dann ist die erste Handlung über der zweiten nur zu gern vergessen.

Dieses Mannes also, der zwischen den Weißen und Eingeborenen gewissermaßen als eine Mittelsperson stand, glaubten sich jene Abenteurer als eines geeigneten Werkzeuges für die Ausdehnungsgelüste ihres hochgespannten Pflanzerwahnes versichern zu sollen, und sie täuschten sich auch nicht in ihm, bis nur auf den einen Punkt, daß er der Gewitztere war. Der gar nicht so sehr daran dachte, die Nüsse für die anderen aus dem Feuer zu holen, als vielmehr sie selber zu verzehren.

Eine einsame, unbewohnte Hütte am Nordstrande der Regenbogeninsel diente den Verschworenen als der Versammlungsort ihrer nächtlichen Zusammenkünfte. Die Zahl der Eingeweihten in den Plan war jedoch nur klein und machte vorerst noch nicht das Dutzend voll. Sie hatten sich auch gelobt, vorläufig keinen weiter ins Vertrauen zu ziehen. Eine Vorsicht, die durch die allgemeine Verehrung und Liebe zu Rust noch mehr als durch die Furcht vor Verrat geboten war. Da Selbecker in Erfahrung gebracht hatte, daß sich Rust infolge Ablebens des alten Wullenweber mit Reiseplänen nach Europa trage, so beschlossen die Rädelsführer den Anschlag aufzuschieben, bis Rust auf dem Wege nach Hamburg sei, und inzwischen durch eine stille Maulwurfsarbeit das Vernichtungswerk um so sorgfältiger vorzubereiten.

Dies war der Stand der Dinge an dem Tage, da Rust zu seinen Kindern kam und ihnen von seinen Wahrnehmungen sagte. Es war ihm zu Ohren gekommen, daß man gegen ihn den ungeheuerlichen Vorwurf erhoben hatte, er wolle an seinen »sogenannten Wohltaten« – nur sich selbst bereichern! Er, der seiner Überzeugung Opfer über Opfer gebracht hatte!

Noch aber hatte Rust keine Ahnung von dem Ernst der Gefahr.

Seine Kinder stellten ihm vor, ob er nicht wenigstens seinen Hauptgegnern unter den Pflanzern in Rusthafen etwas entgegenkommen wolle, um sie nicht ganz zu seinen Feinden zu machen. Es könne doch seine Schöpfung nicht umwerfen, wenn nun auch ein paar Unzufriedene zwei, drei Äcker mehr erhielten.

»Wie denkt ihr euch das?« erwiderte Rust. »Wie stellt ihr euch die Möglichkeit vor, hier mit dreien, vieren eine Ausnahme zu machen? Die sich, soviel sie wollen, doch einfach nur zu pachten brauchen! Wie käme ich zu solcher Willkür? Ich, der ich nur den Gedanken angeregt habe und mit der Mehrheit, die ihn beschlossen hat, nicht wie der Wind springen kann. Nein, meine Lieben, da ist den Herren drüben nicht zu helfen.«

Es war schon spät geworden, als Rust aufbrach. Sein Weg führte ihn einen Waldpfad zwischen den Bergen hin, den er bisweilen einschlug, wenn er von seinen Kindern kam. Es war ein Umweg nach dem Nordstrand zu, aber in dunklen Nächten gab ihm Rust den Vorzug, weil der etwas steile Abstieg in die Schlucht hinunter in der Finsternis nicht ganz ungefährlich schien. Heute, da Neumond war und auch kein Stern über dem bedeckten Himmel sich hervortat, hatte er sich zur Vorsicht auch noch eine Laterne mitgeben lassen.

So war er etwa eine halbe Stunde gegangen, als er sich der Wegstelle näherte, wo vor drei Jahren der unglückliche König des Landes dem Mörderstreich des Malaien erlegen war. Ein weißer Stein im Urwalddämmer bezeichnte die Stätte dem Wanderer, der hier des Tages kam. Heute jedoch, in der pechschwarzen Nacht, suchten ihn Rusts Blicke vergebens. Schon glaubte er an der Stelle vorüber zu sein, als ein Lichtstreif der Laterne am Wege voraus den weißen, schwachen Schein erkennen ließ. Im Augenblick regte sich etwas. Er hörte einige Schritte hinter sich ein Geräusch, als teilten sich die Büsche auseinander und schlügen leise wieder zusammen.

»Ist jemand da?« rief Rust.

Keine Antwort.

»Ist hier jemand?« wiederholte er nochmals.

Der Geruch der wilden Ingwerblüte schlug ihm betäubend entgegen ... wiederum keine Antwort – nichts.

Er beschleunigte seine Schritte, daß die Laterne in seiner Linken wie ein Pendel schwang – hin und her – – hin und her – – – hin und her ...

»Es wird ein Tier gewesen sein«, sprach er halblaut vor sich hin. »Vielleicht –« er vollendete den Satz nicht. Ein Krach brach ihn ab, dem ein vielfältiger Donner folgte. Jäh die Luft erschütternd, verrollte er langsam in den vielen Klüften, die sich in dieser Felsengegend befinden. Hart an Rusts Kopfe war etwas vorbeigezischt, daß er den Wind davon an der Schläfe spürte.

Mehr erstaunt vor etwas Unbegreiflichem als wirklich erschrocken und um sein Leben fürchtend, drehte sich Rust um und hielt die Laterne hoch, dem Rückenschützen Aug in Auge zu begegnen: »Wer ist der Tapfere, der auf einen wehrlosen Mann von hinten schießt?«

Diesmal erhielt er Antwort. Als ein Feuerblitz war sie geschrieben, der zum Glück abermals fehlte und nur die Laterne durchschlug, so daß das Licht darin verlosch.

Undurchdringliche Finsternis umgab ihn. Einen Augenblick überlegte Rust, ob er den Feigling verblüffen und sich aufs Geratewohl in der Richtung des Schusses auf ihn losstürzen solle. Allein, da er keine Waffe bei sich hatte, seinen Angreifer nicht sehen konnte, auch nicht einmal wußte, ob es nur einer war oder mehrere, so entschied er sich dafür, unterm Schutz der Dunkelheit ruhig weiter zu gehen, und brach sich nur für alle Fälle am Waldrand eine kräftige Wehr ab.

Als er eine gute Strecke davon war, fing er an sich gewisser zu fühlen, daß niemand gefolgt sei, und ließ nun vor seinem geistigen Auge alle seine Feinde und Widersacher vorüberziehen. Aber, soweit er sie kannte, war auch nicht einer darunter, dem er die Heimtücke einer solchen Tat zutrauen konnte. So kam er zu dem Schlusse, daß es nur ein Mensch gewesen sein könne, der ihm fern stehe, und dessen Haß entweder auf Verranntheit oder auf Unkenntnis seiner Absichten beruhe. Unter diesen Umständen, da er auf keine Person einen Verdacht hatte, einen unbegründeten Verdacht aber auf niemand lenken wollte und überhaupt jeder Anhalt fehlte, so faßte er den Vorsatz, zu keinem Menschen über das Geschehnis dieser Nacht zu sprechen und es nur seinem Tagebuch anzuvertrauen. So sagte er nicht einmal seinen Angehörigen davon, um sie nicht zu beunruhigen. Aber er nahm sich vor, von nun an etwas vorsichtiger zu sein und auf seinen einsamen Gängen nach Möglichkeit die Wege zu wechseln.

*

Wenige Wochen nach dieser Begebenheit, in einer warmen, süddezemberlichen Frühlingsnacht, näherte sich den simsinischen Inseln ein Schiff, von dessen hinterster Gaffel herab die Flagge des Königs von Spanien wehte. Es war ein alter, aber noch wohlgefügter Dreimastschoner von etwa 600 Registertonnen, der in goldgemalten Buchstaben an seiner Gallion (dem großen spanischen Dichter zu Ehren) den Namen Calderon führte. Die Mitte der zweiten Nachtwache konnte überschritten sein, als das Schiff in den Feuerkreis der Windinsel kam und die ersten Hafenlichter sichtete. Da Niedrigwasserzeit war und die Einfahrt in die Passage erst gegen vier Uhr morgens (das war in zwei Stunden) frei wurde, ließ der Kapitän auf der Reede Anker werfen. Er wollte sich eben in seine Kajüte zurückziehen, als vom hinteren Deck her ein junger Mann sich näherte und mit dem ungezwungenen Anstand, den natürliches Gefühl und eine gute Erziehung geben, auf ihn zutrat. Er mochte etwa zweiundzwanzig Jahre zählen und war einfach, aber mit Geschmack gekleidet. Die feine Streifung des leichten, lässigen Sommeranzugs, den er trug, erhöhte noch die Schlankheit seiner zarten, mittelgroßen Gestalt, während eine wassergraue Halsbinde das blendende Weiß der Wäsche unauffällig vermittelte. Braune Lockenfülle eines ausdrucksvoll geformten Kopfes umschattete unter dem geflochtenen Sonnenhut ein stilles, ansprechendes Gesicht, das in diesem Augenblicke unverkennbare Ungeduld bekannte.

»Ich bitte Sie, Herr Kapitän, ich beschwöre Sie, geben Sie mir immer ein Boot; wenn Sie mir auch keinen Mann anvertrauen mögen, der mich hinüberrudert. Die Nacht ist hell, ich kann es selbst tun. Oh, ich kenne jede Tiefe hier, denn wie oft nicht bin ich hier gefahren!«

Diese in französischer Sprache hastig aber nicht unangenehm hervorgestoßenen und von einem bittenden Blick der großen, dunklen Augen lebhaft unterstützten Worte konnten gar nicht anders als Eindruck machen. Der alte, welterfahrene Kapitän aus der Biscaya willfahrte lächelnd. Er war zu sehr Menschenkenner, um für die stürmischen Herzensnöte der Jugend nicht sofort das richtige Erkennen und Verstehen zu haben.

Sylvester (wer hätte ihn nicht erkannt!) hatte die Sehnsucht seines Herzens nicht länger bezwingen können. Er war eines Morgens aufgewacht und fühlte, daß unter den Millionen und Abermillionen der unendlichen weiten Welt zwei Menschen lebten (drei kleine mitgerechnet, kamen gar fünf heraus!), die zu seinem Sein gehörten wie die Sonne und der himmlische Regen zur dürstenden Erde, und die ihm einfach nicht mehr entbehrlich waren. So hatte er der selbstauferlegten Verbannung kurz entschlossen ein Ende gemacht und noch an demselben Tage seine Geige genommen, seine Noten, Kleider und Bücher zusammengerafft und sich auf den rückkehrenden Süd-Expreß gesetzt, um irgendeinen spanischen Hafen zu erreichen, der ihr schon näher sei. Das leidenschaftliche Verlangen, die ferne Geliebte zu sehen, deren letztes Wort zu ihm die süße Gewißheit seines wiedergegebenen Lebens war: mit einem Male hatte es ihn mit einem Ungestüm überfallen, daß kein Gedanke mehr Raum in ihm hatte als der zu ihr.

Der Zweck seiner Reise nach Brüssel war erfüllt. In sechs Monaten hatte er sich Kontrapunkt und Generalbaß so zu eigen gemacht, daß ihm seine Lehrer erklärten, sie wüßten nichts mehr, was sie ihm noch beibringen sollten. So hatte er den Rest seines Aufenthaltes schon mehr der Anwendung des Gelernten und dem künstlerischen Genießen widmen können und Zeit gefunden, sich auch als ausübender Künstler der musikalischen Welt vorzustellen.

Seine erste Kunstreise (sie ist auch seine einzige geblieben) hatte ihn von Brüssel über Berlin und Wien, Breslau, Dresden, dann München, Köln, Frankfurt, Leipzig, Kopenhagen bis nach London geführt, und die wenigen Konzerte hatten genügt, den Namen Sylvester Unbekannt mit einem Schlage zu widerlegen und ihm einen Klang in Tausenden von Herzen zu geben. Allein – Befriedigung war ihm nicht geworden. Was konnte aller Ruhm ihm sein gegen die Gegenwart zweier hoch und herrlich wandelnden Menschen, die ihn mit dem Herzen erfaßt und lieb hatten! Wenn überhaupt je wieder Beruhigung ihm beschieden war, so fühlte er, war dort seine Ruhe, dort sein Friede, dort die Erlösung schon.

Der volle Mond stand über den hohen Mattendächern des Dorfes, als Sylvester auf den weißen Sand sprang. Er band das Boot fest und wandte sich den Pfad entlang, der das Flüßchen hinauf zu Tutumas Tal führt. Nichts hatte sich verändert hier. Noch stand das Brunnenhäuschen als das letzte Merkzeichen der in Asche versunkenen Hofstätte, noch brütete hier die wilde, üppige Fruchtbarkeit, die alle Spuren der Vergangenheit überrankt, überwuchert hatte. Dem Wasser entgegen, das in der Schlucht stürzte, stieg er hinauf. Auch oben das Bild des Friedens, wie immer. Da hob sich das braune Dach aus dem grünen Blätterwerk herauf; die angelegte Gittertür vor der zierlichen Bachbrücke schien einzuladen, in die grünen Geheimnisse dieses Gartens einzudringen; und der alte gute Mond der Heimat, der ihn schon mit dem Schiffe über das Meer begleitet hatte, da war er wieder und sprühte Mohn herab. Sein rundes, zufriedenes Lichtgesicht spähte vergebens in die weißen Gazefenster des schlummernden Hauses hinein, das heute »Marthas Ruhe« hieß. Das aber wußte Sylvester noch nicht. Er zögerte einen Augenblick, ob er so frühe eintreten solle in den Garten, dann zog ihn doch die alte Macht hinein. Seufzend umstrich er das Haus zu wiederholten Malen und trank die Nachtluft ein, als müsse sie einen Teil ihres süßen Atems enthalten. Aber keine Spur der Geliebten, die er entdeckte; nicht einmal ihr Fenster konnte er vermuten. So mußte er wohl oder übel den Tag erwarten.

Er schlug den Weg nach dem Wasserfalle ein und stieg weiter in die Felsen hinauf. Die helle Vollmondnacht war noch über Land und Wasser gebreitet, als er die Höhe mit der Bank unter den Mangobäumen erreichte. Wie manchen Abend hatte er unter ihrem Schatten hier oben mit ihr und den Kindern gesessen und auf das Meer geschaut!

Eine kleine Weile mochte er auf dem Plätzchen geträumt haben, als ihn der Klang eines fernen Glöckleins weckte, das wie ein silberner Queck in die Stille plätscherte. Das Bergglöckchen der Zeche Kaiser-Wilhelm-Weißbart oben rief zur Frühschicht. Wie ein Mettenglöcklein seiner fernen savoyardischen Altheimat klang es ihm, und es schien, als ob er ihm gehorchen wolle.

Er hatte sich erhoben und stieg den Weg uralter Drachenbäume hinunter, dessen wildverschlungenes Wurzelgetrepp in das Tal des Kesselsees führt. Eine unbestimmte Gewalt in ihm zog ihn nach der Quelle hin, wo er zum erstenmal Maya und ihre Brüderchen erblickt hatte.

Mit Macht brach jetzt die Dämmerung herauf. Schon hörte er den Honigvogel, der der erste ist des Morgens, unter den Muskatbäumen schwirren, und auf den tautriefenden grünen Gefächern der Hochpalmen zitterten die ersten Lichter. Ein Duft von feuchtem Moose stieg auf und mischte sich tausend Wohlgerüchen.

Noch wenige Schritte, da blitzte es. In kristallener Klarheit lag der See vor ihm wie eine felsenummauerte große Brunnenstube des Waldes. Sein Wasser, eben von der Morgensonne entzündet, befand sich in einer leisen Erregung von den sieben Gießbächen, die von steilen Wänden rundum herunterstäuben, und nur nach der offenen Waldseite hin, wo das Wasser abfließt, war es ruhiger.

Welcher Friede hier, welcher Erdgeruch einer paradiesischen Einsamkeit! Sylvesters Brust spannte sich und sog mit allem, was da lebte und sich freute im Licht, die süße Lust der Stunde. Eine leise Regung lief durch Blüten und Blumen wie heimlicher Entfaltungsdrang. Schüchterne Blättlein hatten schon begonnen dem weckenden Ruf zu gehorchen; feuerfarbene, taufunkelnde Kelche erschlossen ihren Duft der zitternden Morgenluft, und kaum ein holdes Wunder war, das nicht wollte offenbar werden.

Da vernahm er leichte Schritte. Sie konnten nicht weit von ihm sein, sie federten auf dem hohlen Wurzelboden. Aber ehe sein Auge eine menschliche Spur entdecken konnte, war ihr Klang verhallt. Wenige Minuten später trat einige hundert Schritt weiter hinauf, nach der Quelle zu, ein Mädchen aus dem Wald. Ihrem Gange, ihrer Gestalt nach konnte es nur die Einzige sein, die Geliebte. Allein, was ihn für einen Augenblick irremachte, war ihre äußere Verwandlung. Sie hatte ein weißes Musselinkleid an und trug den einfachen, himmelblau bebänderten Sommerhut, wie ihn so kleidsam auch die jungen Mädchen im Schweizerland lieben; nur die um ihre nackten Füße geflochtenen Sandalen erinnerten noch an ihre frühere Tracht. »Sollte das heute nur sein«, fragte sich Sylvester, »weil es Sonntagsmorgen ist? Oder geht sie jetzt immer so, weil es ihr an ihrer weißen Freundin gefällt?« Marthas Ankunft auf der Insel hatte ihm ja Rusts letzter Brief noch mitgeteilt. Aber gleichviel, sie war die alte Herrliche geblieben auch in dem neuen Gewand, das ihre sechzehnjährige Schönheit vergebens zu verbergen suchte.

Ein leises »Ach!« kam von seinen Lippen, die liebliche Erscheinung war verschwunden. Noch einmal wehte im Busch der weiße Duft ihres Kleides auf – dann auch das nicht mehr.

Als Sylvester nach einer Stunde auf Mayas Spuren in den Garten eintrat, fand er sie schon zu Hause. Die Erste, die ihm entgegentrat, war sie. Mit einem Male standen sie sich beide gegenüber. Das völlig überraschte Mädchen, das noch nicht einmal von der Ankunft des Schiffes gehört hatte, war gerade damit beschäftigt, die Tauben zu füttern. »Ach!« sagte sie und ließ den Maiskrug aus der Hand gleiten, daß die goldgelbe Körnerfrucht aus den Scherben rollte.

Sie sahen sich an, schluckten nach den Worten, aber die Sprache versagte ihnen; da nahten Schritte. Rasmus kam über die Bambusbrücke her und hatte sie schon wahrgenommen. Jetzt faßte sich Sylvester ein Herz. »Maya,« sagte er schnell und leise zu ihr, indem er ihre Hand ergriff und fest umschlang, »möchtest du heut abend an den Sandelbaum kommen?«

»Ja, ich werde dort sein – wenn aus dem blauen Tore der Mond hervorgegangen ist.« Sie sagte das leise wie er und mit einem Blicke, in dem der ganze Reichtum ihrer Liebe lag.

Darauf gingen sie mit Rasmus zu Martha und den Kindern hinein, wo sie auch Rust schon fanden und es bald ein großes Freudenfest ward.

*

Die kurze Dämmerung, die der tropischen Nacht vorangeht, hatte im Westen die letzten Schatten gesenkt. Es war ein Abend, wo alle Sterne im Meere ihren Glanz zu baden kamen. Der Mond, der voll ging, war noch unsichtbar, als in der Rindenhütte auf dem Hügel Sylvester schon harrte und bangte. Jeder Windhauch in den Büschen, jede Regung in den Wipfeln täuschte ihm die Geliebte vor. »Gott, wenn sie nicht käme, wenn sie nicht käme!« Mit jeder Minute, die verstrich, wurde er unruhiger. Nun war auch schon die Lichtscheibe des Freundes aller Liebenden heraufgestiegen und hatte über die Landschaft jene wundersame Klarheit verbreitet, die alle Dinge der Nacht deutlicher macht und sie traumhaft verschleiert zugleich. Die, indem sie ihnen das Licht einer milderen, besänftigenden Wirklichkeit verleiht, zugleich auch jenen seltsamen Duft ihnen giebt, der diese Wesenheit wieder auflöst in Träume, Rätsel, Geheimnisse.

Sylvester hatte sich erhoben, ihr entgegenzugehen, als ihn ein freudiger Schreck überlief. Unter den Felsen des Siebenstaubbachsees, ganz hinten, wo der Tau von den Wiesen stieg, schimmerte, von der weißen Luft umflossen, der Schnee eines Mädchenkleides – es war die Ersehnte.

Sie hatte Wort gehalten; sie kam.

Als sie an seiner Brust lag, da war es Sylvester zumute, wie wenn ein eiserner Reif von seinem Herzen springe. So saßen sie, sie wußten nicht wie lange, als er sie plötzlich fragte: »Maya,« sagte er, »Maya, sieh mich einmal an ... sieh mich recht ordentlich an – Maya ... fürchtest du dich nicht ...?«

»Fürchten? Nein, mein Lieber, fürchten tue ich mich nicht. Warum sollte ich Furcht haben?«

»Oh, Maya! ... Ich muß dir etwas vertrauen – das Geheimnis meines Lebens ... damit du es weißt und du mir helfen kannst daran zu tragen ... Ich habe – ich habe –«, er brach ab.

Er wollte »Ich habe getötet!« sagen, aber das Wort erstarb ihm. »So geht es nicht – so wills nicht gehen,« seufzte er, »ich muß es von vorn beginnen, muß noch einmal den Becher von Grund aus leeren.«

Darauf erzählte er ihr die ganze Geschichte seines Lebens, und als er geendet hatte, da mußte er sie aufheben, denn sie war in die Knie gesunken vor ihm und hatte ihr weinendes Gesicht in seinen Schoß gelegt. Er küßte ihr die Tränen von den Augen ab und ließ sie ihre glühende Seele ausweinen an seiner Brust. –

Wenige Wochen hiernach wurde in Marthas Garten Mayas Hochzeit gefeiert. In dem kleinen Strandkirchlein in Rusthafen war sie schon in der Morgenfrühe in aller Stille mit Sylvester getraut worden. Die einzigen Zeugen, die der Feierlichkeit beigewohnt hatten, waren außer Rust und Mayas Brüderchen nur noch Martha und Rasmus gewesen. Als es Abend geworden, hatten sie ein mit Blumen und Lampen geschmücktes Boot bestiegen und waren nach ihrem Heim gefahren, dem Häuschen auf der Windinsel, das ihnen – in seiner meeresschönen Einsamkeit wie geschaffen für sie – Rust zum Brautgeschenk gemacht hatte. Rust selber, trotz aller Bitten der Seinen, die seine Abwesenheit in den unruhigen Zeiten auf der Insel nicht gern sahen, war dann in derselben Nacht noch mit dem Sperber nach Deutschland abgereist.

*

Ruhige Sommerwochen folgten diesen Ereignissen, ohne daß die Befürchtungen, die Rusts Kinder dem Vater wegen seiner Reise ausgesprochen hatten, sich zu verwirklichen schienen. Da kam der Herbst und mit ihm die Haupterntezeit heran. Ein unvorhergesehener Umstand sollte in das Pulverfaß, das Selbecker und seine Anhänger seit langem vollgesammelt hatten, den zündenden Funken werfen. Eines schönen Tages landete aus Brisbane in Australien ein großer Kauffahrteier, dessen Kapitän für ein erstes Haus dieser Stadt beauftragt war, die größeren Südseeinseln abzufahren und dort ganze Ernten der Kokosfrucht anzukaufen, in der Absicht, sie zur Herstellung von Öl und Palmbutter zu verwenden. Die Verlockung, hier einen vorteilhaften Handel abzuschließen, der sich im nächsten und den folgenden Jahren noch ergiebiger wiederholen sollte, hatte verschiedene unter den Pflanzern rabiat gemacht. War es Starrsinn oder wars eine falsche Sparsamkeit gewesen, genug, sie hatten es verschmäht, die Ländereien, die sie als »herrenloses Gut« zum kostenlosen freien Besitze begehrten, der nach Rusts Vorschlägen eingesetzten »Landskraft« (Rusthafens und dreier Dörfer) abzupachten und hatten ihre Hoffnung im stillen auf Selbecker gesetzt. Nun sahen sie sich unerwartet schnell einer besonders günstigen Gelegenheit gegenüber und nicht imstande, sie nach Wünschen auszunützen: ihre Wut kannte keine Grenzen mehr. Es kam zu Zuständen, die jeder Beschreibung spotten. Die zu gleichen Teilen aus Weißen und Eingeborenen zusammengesetzte Pflegschaft über die Inseln, der mit Rusts Kopfe auch die selbstvertrauende Kraft seiner Hand zu fehlen schien, wurde, ohne daß sie einen ernsteren Widerstand auch nur versucht hätte, mit einem plumpen Streiche aufgelöst und eine neue dafür eingesetzt, an deren Spitze Selbecker und seine Ergebenen standen. Eigennutz regierte fortan auf der Insel und Vetternwirtschaft.

Die Eingeborenen hatten unter diesen Zuständen am meisten zu leiden. In ihrer Bedrängnis und um nicht noch das Gnadenbrot von Herrn Selbecker essen zu müssen, entschlossen sie sich zur Neuwahl eines Königs. Nach Tutumas Tode hatte man die königliche Tuinga nicht wieder verliehen, weil mit den geordneten Zuständen, die ihnen Rust heraufgebracht hatte, das Bedürfnis nach einer stärkeren, waltenden Hand bereits erfüllt war. Jetzt, wo es sich erneut geltend machte, zögerten die Dörfer nicht länger, das Versäumte nachzuholen; leider nur faßten sie es beim verkehrten Ende an. Daß der Prophet nichts in seinem Vaterlande gilt, sah man hier einmal in erheiternder Weise. Das Norddorf nämlich wollte einen zum König haben, der im Westdorf wohnte, während das Westdorf dagegen seinen König aus dem Norddorf holen wollte. Siniam, das Ost-, das Hauptdorf aber, war gespalten zwischen beiden Anwärtern der Tuinga, des Westens und des Nordens, und es bestand hier sogar noch eine dritte Partei, die stärkste sogar von allen, die sich – für Rust aufstellte. Eine Verschärfung der Umstände, die, um es gleich vorauszuschicken, sowohl Rusts Billigung wie auch seinem Ehrgeize vollkommen fernlag.

Während in dieser Weise immer mehr die Gegensätze im Lande sich zuspitzten und es nur eines geringfügigen Anstoßes noch bedurfte, um die gärende Erregung aller dieser durcheinanderstrebenden Richtungen zum offenen Gewaltausbruch zu bringen, wurde der stille Frieden des jungen Eheglückes auf der einsamen Insel von Haß und Leidenschaft der Menschen nicht berührt. Sylvester war in Mayas Armen ein Genesener geworden, Maya eine glückliche junge Frau, die mit ihrem strahlenden Lachen, das sie wiedergefunden hatte, die Tage des Geliebten durchsonnte und verschönte.

Nach einigen Wochen hatten sie sich Mayas kleine Brüder nachgeholt, deren jüngster nun schon sieben, der älteste zehn Jahre zählte. In dem hübschen, zierlichen Häuschen, das hohe Kokospalmen und zwei breitausladende Brotfruchtbäume grün überschatteten, war Platz genug für sie alle und noch mehr im Garten. Diesem schönen, schattenreichen Pisanggarten, der ihnen wie das Paradies erschien. Hier hatten und fanden sie, was sie zum Leben brauchten: Früchte, Stauden, Kräuter, Blumen – das alles, wonach sie nur die Hand zu strecken brauchten. Reichten sich doch drei Weltteile über diesem ihrem kleinen Inselgebiet die Hand und streuten im Passat ihre Samen aus. Was ihnen aber doch mangelte und die verschwenderische Natur freiwillig nicht gegeben hatte: die Gartenfrüchte der höheren Breiten, das bauten und zogen sie sich aus den Wurzeln und Sämereien, wobei ihnen die Knaben schon tapfer zur Hand waren und sie selber gesund blieben und die Farbe ihrer Wangen behielten. Tierische Nahrung verschmähten sie fast gänzlich, da sich beide nicht entschließen konnten, einer Kreatur das Leben zu nehmen; aber sie hielten sich, der Eier und Milch wegen, Ziegen und Hühner.

So floß ihr Leben in Arbeit und Liebe dahin. Auch geistig rankte sich Maya immer mehr an Sylvester empor. Oft konnte man sie mit einem guten Buche in der Hand finden, das sie beide zusammen studierten; oder man hörte ihren Gesang, sein Geigenspiel über die Wasser tönen; oder die sanfte Weise ihres Lautenspieles erklang, das sie mit der Leichtigkeit, die die Liebe verleiht, ihrem Herzenslehrmeister abgelernt hatte. Fast täglich auch schwammen und ruderten sie zusammen, spielten und schafften mit den Kindern, haschten und neckten sich und waren oft selber wie die Kinder.

Eines Tages lag sie in einem stillen Schattenwinkel des Gartens unter einer Sagopalme und las ganz versunken in einem Buche, das er ihr gegeben hatte, ich glaube, es war »Paul und Virginie«. Die purpurrote, süße Orange von Tahiti senkte, früchteschwer, über die Ruhende ihre Zweige herab; die leuchtende Scharlachfrucht des Tomatenstrauches brannte zu ihren Füßen; und hinter den grünen Wällen ihres Versteckes zitterte auf dem Meere draußen die Mittagsglut, da nahten eilende Schritte. Gleich darauf hörte sie Sylvesters Stimme:

»Es kommt Besuch, Maya. Rasmus ist es, aber ich wundre mich, daß er Martha nicht mitbringt. Laß uns ihm entgegengehen, sein Boot muß sogleich anlegen.«

Indem kam er auch schon.

»So ernst, Rasmus?«

»Schlechte Nachricht bring ich: das Westdorf steht in Flammen! Ein Trupp aus Siniamsdorf und die Pflanzer bei Rusthafen haben es in der Nacht überfallen. Die ganze Ernte verbrannt, die Fruchtfelder verwüstet; ein Jammer ists!«

Maya erblaßte. »Sind Menschenleben geopfert?«

»Ich habe nichts gehört. Die Bevölkerung hat sich in die Wälder des Zechenbergs geflüchtet; sie konnten nur ihr nacktes Leben bergen, an Wehr und Widerstand war nicht zu denken; es kam in der Nacht wie der Blitz über sie. – Seht ihr dort über der Bismarckbraue die schwarze Rauchwolke ziehen? Da überzeugt euch!«

»Oh, daß Rust nicht hier ist!« rief schmerzlich Sylvester.

»Deswegen komme ich. Sylvester, ich bedarf deiner. Du mußt, wie du stehst und bist, mit mir und mein Dolmetsch sein. Der Calderon liegt wieder im Hafen, heut nacht ist er zurückgekommen von den Gesellschaftsinseln, und er will noch weiter heute durch die Torresstraße nach Cochinchina. Wir müssen den Kapitän bitten, daß er den Umweg durch die Baßstraße über Sydney einschlägt und dort diese Depesche hier nach Hamburg befördert. Wir wollen Rust um seine schleunige Rückkehr bitten; komm, lieber Sylvester!« –

Einige Monate nach diesem Zwischenfalle, um die Zeit der Frühlingsstürme (es war der Tag nach Mayas Geburtstage) saß oben in seiner bequemen, bildergeschmückten Studierstube, die auch Rust bewohnt hatte, Sylvester allein und setzte ein Lied, das von Freude, vom Leben singen sollte. Oft unterbrach er sich und durchmaß den Raum mit ruhelosen Schritten, als könne er ihn nicht erlangen, den flüchtenden Gedanken. Es ging nicht heute. Der helle Ton zerfloß ihm, zerrann ihm in das dämmernde Nichts, das draußen die wassergraue Abendluft erfüllte. Der Wind stieß an die Fenster und rüttelte. Ihn fröstelte ...

Unwillig feuerte er das zerballte Notenblatt in die Türecke und stampfte auf den Boden, daß der Uhrpagode auf dem Pulte zu nicken begann. Dann strich er das Haar aus der Stirn und stieg langsam, als besänne er sich, die weißgeländerte Treppe hinunter.

Unten vor dem Hause empfing ihn das lebhafte Stimmchen eines kleinen Wesens, das zwar nicht wie Flöten und Klarinetten klang, ihm aber doch lieblich erschallte. Es lag in einer Wiege, deren Korb die junge Mutter aus den Rippen von Kokos- und Pandangblättern selbst geflochten hatte, während das Rohrgestell dazu als ein erster Kunstversuch auf diesem Gebiet von der Hand Sylvesters rührte. Ein Körperchen, weiß wie Schnee in der Morgensonne, hatte das Kind die herrlichen Augen und das Haar der Mutter geerbt. Diese hatte gesagt: »Raya soll sie heißen, denn die Sonne hat sie mir gegeben!« Und so war sie Raya genannt worden.

Der Schatten aus Sylvesters Stirn war verflogen wie ein Wölkchen im Südsturm, und es stieg ihm heiß vom Herzen auf, als er sein Weib ansah. Sie saß auf einer Bank in der Lianenlaube, die ihnen Rasmus gebaut hatte. Ihre schlanken fliegenden Finger schnitten aus einem Handkorbe von Bambusstäben Pisangschösse zurecht und sammelten sie in eine vor ihr auf dem Tisch stehende Schüssel hinein, während der warme Blick ihres dunklen, feuchten und doch lichterfüllten Auges immer wieder zu ihrem Kinde kehrte.

Sylvester war zu ihr herangetreten und hatte die Hand auf ihre Schulter gelegt: »Ich denke, wir gehen noch ein wenig, Maya, der Wind hat nachgelassen. So – das Würmchen kannst du mir geben.«

Sie nahm das Kind aus seinem Körbchen, hob es und drückte es küssend an die Brust; dann reichte sie's mit einem glückseligen Lächeln dem Geliebten hin und nahm seine Hand.

Sie schlugen den Strandweg ein, der an der Ostküste entlang bis zur Nordspitze der Insel an die Passage führt. So waren sie eine kleine halbe Stunde in gemächlichem Schritt gewandert, und der Feuerturm, dessen Glashaube sie von den Fenstern ihrer Schlafkammer aus beständig vor Augen hatten, war schon ziemlich zu seiner ganzen Höhe heraufgewachsen, als sie beide mit einem fast gleichzeitigen Ausrufe des Erstaunens stehenblieben. Auf einer vorspringenden Klippe, wo sie noch vor drei Tagen (das wußten sie gewiß) nichts gesehen hatten als die Welle, die darüber schäumt, erhob sich zu ihrer maßlosen Verwunderung, als wäre es über Nacht aus dem Wasser gewachsen, ein turmartiges sonderbares Baugerüst. Es mochte etwa dreißig neue deutsche Ellen hoch sein und war oben mit einer Plattform gedeckt, zu welcher Leitern aufführten.

Sie dachten hin und her, was für eine Bewandtnis mit diesem merkwürdigen Gerüst es wohl haben möchte, konnten aber keine Erklärung dafür finden. Auffallend wie das Bauwerk selber erschien auch die Wahl des Platzes dafür. Es war eine Stelle, die noch vor nicht langer Zeit, als der Leuchtturm noch nicht stand, vom Schiffer gefürchtet war und als der verrufenste Punkt der ganzen Küste galt. Hob sich doch hier der Felsenboden des Meeres zu einem unterseeischen Rücken herauf, der bei niederer Ebbe, eben noch vom Wasser bedeckt, jedem Kiel Verderben drohte, welcher tiefer verlief, als etwa ein Ruder stößt. Selbst bei Hochwasser war jedes größere Schiff, das auf diesen steinernen Grat gelangte, so gut wie verloren. Wenn es nicht sofort an den scharfen Felskanten, so lang wie es war, auseinanderriß, was die Regel war, so vollendete die furchtbare Brandung, die hier herrschte, innerhalb von wenigen Viertelstunden das Vernichtungswerk. Seit zwei Jahren jedoch, seit eine kurze Strecke weiter hinaus Nacht für Nacht über der Wasserdurchfahrt das Feuer brannte und am Tage Baken und Tonnen das Fahrwasser kennzeichneten, waren Schiffbrüchige nicht mehr hier vorgekommen.

Es war dunkel geworden, als sie am Turm, ihrem Ziele, anlangten. Trotzig wie Eddystone reckte er sein Gemäuer in die schweigende Finsternis, in die er hoch oben seine ruhelose Lichtstraße warf. Immer wanderte diese, immer führte sie, wohin sie sich auch im meilenweiten Kreise drehte, den irrenden Schiffer draußen zu dem einzigen Punkt herüber, dem sicheren Hafen.

Sylvester grübelte. Er gedachte der Zeiten, der Nächte, der Stürme, da die freundliche Lampe dort oben ihre mild leuchtenden Arme noch nicht herausgebreitet hielt in die Schreckenswelt der Gewässer und noch nicht mit zärtlichen Lichtfingern nach jedem Schifflein tastete, das der guten Hafenmutter ins Feuerbereich kam. Er gedachte auch des Mannes, der dies alles vollbracht hatte, seines teuren, väterlichen Freundes, der nun jede Woche, vielleicht schon jeden Tag kommen konnte, und der dann auch einmal des erhaltenden Lichtes genießen wollte, das er, der immer Hilfsbereite, den Menschen bereitet hatte.

In diesen und ähnlichen Gedanken unterbrach ihn ein halblauter Ruf seiner jungen Frau. In ihrem Tone lag wiederum jenes Erstaunen, das sie beide schon einmal heute, vor wenigen Minuten erst, befallen hatte. »René, sieh dort! Was ist da wieder geschehen?« Sie deutete geradeaus vor sich hin.

Sylvester gewahrte etwas, das noch merkwürdiger war als jenes hölzerne Klippenwerk. Zu beiden Seiten der Einfahrt in die Lagune, und zwar nach der See zu von hohen Sandhaufen gedeckt, sah er Winden gestellt, von deren Achsen sich in die Fahrtrinne herab schwere Ketten wickelten. Was mochte nun das bedeuten?

Die jungen Gatten sahen sich an. Sonderbare Gedanken stiegen ihnen auf und beunruhigten ihren Heimweg.

Am andern Morgen in aller Frühe befand sich Sylvester schon auf dem Wege zu Rasmus und Martha, seine Wahrnehmungen ihnen mitzuteilen. Zu seiner Überraschung fand er Rasmus im Begriffe stehend, soeben in derselben Angelegenheit zu ihm und Maya zu kommen, und er hörte nun seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Vor einer Viertelstunde erst hatte Rasmus das Ungeheuerliche aus dem Munde Pulus, des Turmwächters, erfahren. Mit Bedrohung seines Lebens war dieser von den Aufständischen gezwungen worden, sich in ihren Dienst zu stellen, und war nun in seiner Angst heute morgen gekommen, sein Gewissen zu erleichtern. Zuvor hatte ihm Rasmus immer wieder versprechen, beteuern, geloben müssen, das Geheimnis nicht zu verraten; er zitterte vor der Rache dieser Menschen. Um es kurz zu sagen, es handelte sich um einen Anschlag, wie er schändlicher nicht ersonnen werden konnte. Nicht nur das Leben Rusts bedrohte er: das Leben aller, die mit ihm waren. Darunter auch die von ihm geworbenen neuen Mitarbeiter an seinem Werke. Es war nicht unbekannt geblieben, daß neben den geschäftlichen Gründen ein Hauptzweck von Rusts Reise nach Deutschland auch darin bestand, deutsche Lehrer für die Insel zu gewinnen; die wenigen schon tätigen genügten längst nicht mehr dem wachsenden Bedürfnis. Alle diese, die der frohen Hoffnung hierher kamen, Zukunft zu pflanzen, Liebe zu säen – sie wurden von dem Verderben erwartet. Es wäre Krieg, hatten die Umstürzler geprahlt, und da gelte eben Kartätschenrecht. Was aber nicht ganz stimmte. Denn ihr Vorhaben lief nicht auf ehrliches Pulver und Blei hinaus, sondern, weil sie Rusts Macht über die Gemüter kannten, auf eine Hinterlist: ihre Absicht war die, das Schiff, wenn es am Tage käme, durch eine in die Einfahrt versenkte Mine in die Luft zu sprengen, und falls es in der Nacht einträfe, auf das »Steinerne Meer« zu locken, jene berüchtigte Klippe, wo dann sein Schicksal auch besiegelt war. Zur Bewerkstelligung dieses Planes hatten sie dem Turmwächter eine Wache ins Quartier gelegt, die, in verschiedene Rotten geteilt, alle soundso viel Stunden sich ablöste. Die waren Tag und Nacht bestellt, auf Pulu acht zu geben und mit ihm den Horizont abzusuchen. Und wenn das Schiff heran wäre, so hatten sie die Weisung zu erfüllen, das Turmfeuer zu löschen und dafür auf der Blüse Blüse: offene Feuerstelle oder Feuerzeichen. im Steinernen Meer ein Irrlicht anzubrennen. »Kriegsgebrauch« nannten sie das.

Rasmus und Sylvester kamen nach einer kurzen Beratung überein, außer zwei zuverlässigen Männern aus Siniamsdorf, von denen der eine ein Eingeborener namens Tamba, der andere der Hafenmeister Schmidt aus Ellerbek bei Kiel war, niemand weiter in das Geheimnis einzuweihen. Mit ihren Frauen, auf deren Ausdauer sie beide zählen konnten, waren sie dann drei Paare, die es schon ein paar Wochen aushielten, jede dritte Nacht einmal um die Reihe zu wachen. Die erste Nachtwache heute übernahmen Sylvester und Maya. In der andern Nacht folgten Rasmus und Martha, in der dritten Tamba und Schmidt, bis dann mit Sylvester und Maya in der vierten Nacht die Reihe von vorn begann. Sie hatten auf dem Dache von Sylvesters Hause ein Zelt aufgeschlagen und sich hier bei Tag und bei Nacht ein ständiges Beobachtungsquartier eingerichtet. Ein am Giebel befestigter Flaggenstock, an dem noch von früher her unter den deutschen Reichsfarben die Reedereiflagge des Hauses Wullenweber flatterte, sollte ihnen in der Entscheidungsstunde als Signalmast dienen, vielleicht, daß sie auf diese Weise das Unglück noch abwenden konnten; ihre einzige Hoffnung, ihre ganze Sehnsucht war es. Für ein paar farbige Lampen und Tuchstreifen hatte der Hafenmeister gesorgt, der auch die fünf Getreuen mit ihm auf Grund des Signalbuches in alle Licht- und Warnungszeichen, die in Betracht kamen, eingeweiht hatte. Freilich durften sie sich nicht verhehlen, daß, namentlich wenn das Schiff in der Nacht einträfe, sie Glück bei ihrem Unternehmen brauchten. Denn so viel war vorauszusehen, daß das Licht ihrer schwachen Hafenlampen neben der Leuchtkraft des verräterischen Fernfeuers auf der Blüse kaum bemerkbar sein würde: es kam alles auf eine dunkle, feuersichtige Nacht an.

So waren drei lange, bange Wochen verstrichen, ohne daß die ungeheuere Erwartung, die sie Tag für Tag, Nacht für Nacht auf eine qualvolle Folter spannte, so oder so eine befreiende Lösung gefunden hätte. Einmal nur in dieser Zeit waren sie in eine große Erregung geraten und glaubten schon, die Entscheidung wäre da. Das war an einem Morgen um die Mitte der zweiten Woche gewesen, als sie ein Schiff gesichtet hatten, das sich aber dann bald als ein verschlagener Norweger erwies und das auch von den Aufständischen bei herabgelassener Kette ruhig in den Hafen gelassen wurde. Inzwischen war es lange weitergesegelt.

Eines Abends war es, da um Sylvesters Fenster der Sturmwind pfiff und auf dem Steinernen Meer draußen eine brüllende See stand, kochte und braute. Maya und Sylvester hatten die Nachtwache und saßen auf der Ruhebank vor ihrem Wetterzelte auf dem Dache oben. Unermüdlich ließen sie ihre Blicke wandern, von Nord nach Ost, von Süd nach Ost, ohne jedoch einen Punkt zu finden, wo zwischen den jagenden Wellenbergen und Wolken ihr Auge haften konnte. Es war an Mitternacht heran, der abnehmende Viertelmond war schon aufgegangen, als plötzlich das Leuchtfeuer ausging. Einige Minuten verstrichen, da zuckte auf der Blüse ein Schein auf, blitzte über die erregte See hin, fuhr auf den Wogen, hierhin, dorthin, bis sich das Licht schließlich auf einen fernen, dunklen Gegenstand stürzte, der nicht Luft noch Wasser war. Sie richteten das Glas auf den Punkt und erkannten ein Schiff.

»Wenn es der Sperber wäre! Drei Masten hat es und Barktakelage. Die ganze Bauart – der schlanke Schuß des Rumpfes – ich glaub, Maya, er ist es, der Sperber!« Mit einer Stimme hatte dies Sylvester gerufen, deren Ton nur schwer erkennen ließ, ob mehr die Freude oder die Furcht sie durchdrang.

Sie gaben nun zunächst ein paar unauffällige, mit dem Hafenmeister verabredete Laternensignale, ohne jedoch vom Schiff aus eine Antwort zu erhalten. Nach einigen Minuten wiederholten sie den Versuch, dann, in kurzen Abständen, noch einmal und wiederum, jedesmal mit demselben Mißerfolge. So mußten sie denn ihre Zuflucht zu Steigfeuern nehmen, was nicht ohne Gefahr für sie selbst war, wenn es die Wächter bemerkten. Schon hatte Sylvester die ihm von Schmidt überlassene Sternpistole mit den Feuerwerkskörpern geladen und wollte losdrücken, als vom Turme her oder vom Steinernen Meere Schritte nahten.

»Tu schnell die Lampen aus, René, die Wächter kommen, sie haben mit dem Sperber die Augen getauscht!« Eine stille Verzweiflung lag in Mayas Worten, und ihre Hand zuckte leise, als sie Sylvesters Hand erfaßte und ihn mit sich zog. »Komm, komm, mein Teurer, wir wollen uns mit unserm lieben Kind und den Brüderchen verstecken, damit sie keinem ein Leid antun.«

Sie stiegen eilend die Treppe hinunter, nahmen das Töchterchen aus der Wiege und weckten in der andern Kammer die drei Knaben auf. Als sie im Garten, in einem versteckten Gebüsche, wo sie in der Nacht kein Mensch vermuten konnte, in Sicherheit waren, hörten sie, wie die Männer draußen vorübergingen.

»Hier ist alles dunkel,« sagte der eine von ihnen, »es wird weiter hinauf in den Fischerhütten sein.«

Dann hörten sie noch eine zweite, tiefere Stimme heraus: »Hurtig! Laßt uns sputen, daß wir bald zurück sind.«

Darauf ward alles wieder still; die Schritte, die Stimmen verhallten; der Wind, das Wasserbrausen verschlang ihre Spuren.

Maya trat an Sylvester heran und legte ihre Arme um seinen Hals herum. »René,« sagte sie, »nun ist die Zeit gekommen, daß wir es zeigen.«

»Was willst du, Herz, mit diesem Worte?!« Eine unbestimmte Angst erfaßte ihn; der Ton, wie sie das sagte, machte ihn betroffen; er verstand sie nicht.

Sie küßte ihn. »René«, sagte sie mit einer so beklommenen Stimme, daß ihm ihr leiser Klang durch und durch ging: »René, möchtest du mir nicht helfen, das Boot ins Wasser zu bringen –?«

»Maya! Maya! Was willst du tun?« schrie Sylvester und starrte sie fassungslos an.

»Fürchte nicht für mich, mein Lieber! Bin ich nicht tausendmal hinausgefahren? Bist du es nicht mit mir schon, oh, so viele Male?! In Wind und Wetter? In Regen, im Sturm?!«

»Niemals noch in einem solchen Sturme, Maya, und in der finstern Nacht dazu!«

»Die Nacht meint es besser mit uns als unsere Feinde, denn sie schützt uns vor ihnen! Sie wird mir helfen, wie uns unser Freund geholfen hat. Können wir ihn verlassen in der Not?«

»Maya, ich bin der letzte, der ihn verlassen wird: ich werde fahren!«

»Du, René? Ach, wie weit kämest du, mein Teurer, du, der du das Meer nicht kennst wie das Kind die Mutter kennt, der du nicht als Knabe schon mit den Fischlein warst und mit den schießenden Tauchervögeln. Nein, mein Geliebter, sterben würdest du mir!«

»Nun, so fahren wir beide: ich komme mit dir!«

»Du und ich – das ist zu schwer in dieser Nacht!« seufzte sie tief. »Wenn uns beiden etwas zustieße? Sieh dein Töchterchen, René, es schläft und lächelt ... es träumt von der Sonne, die morgen kommt! Soll es nicht mehr Raya heißen? Und sieh auch die Brüderchen hier! Wie drei Notenköpfchen stehen sie unter deinem Arm! Sind sie nicht auch eine Melodie? – Seid gut, Bürschchen, ihr werdet keines vergessen!«

Sie drehte sich ein wenig zur Seite, als wollte sie das Meer besehen, und fuhr mit der Hand übers Auge hin – es war ihr doch nicht so leicht ums Herz. Der Sturm, der in einer Menschenbrust geht, den hört man nur nicht immer.

Sie nahm ihr Kind auf den Arm hoch und ging, von ihren kleinen Brüdern gefolgt, mit Sylvester, Hand in Hand gefaßt, zum Strand hinunter. Scheinbar ruhig schoben sie das schmale, leichte Kanu ins Wasser hinab, banden ein kleines Segel auf und legten das Ruder zurecht. Noch einmal erhob Maya ihr Töchterchen, küßte es auf Mund und Wangen und legte es dann in die Arme des Vaters zurück. Noch einmal tauchte Sylvester einen warmen Liebesblick in die schimmernde Augenfeuchte, die der Glanz seines Lebens war, und riß sie an seine Brust, die Geliebte, um sich dann in stummer Verzweiflung wegzuwenden.

Die ganze Bitternis der Stunde stand in ihrem Auge. – Sie stemmte das Ruder gegen das Ufer ein, der Kiel knirschte im Korallensand, und das leichte, bewegliche Gefährt glitt in die sturmdurchrollte Finsternis.

Nach wenigen Sekunden schon war es entschwunden und kam auch nicht mehr zum Vorschein. Der windgestürmte Mond hatte sich hinter den Wolken verschanzt, immer dunkler ward es. Wolken- und Wassermeer waren nur noch ein einziges schlagendes Rabengefieder, über das vom Klippenfeuer her ein weißes Trugband zitterte.

Sylvester brachte schnell die Kinder ins Haus und schlug dann den Weg zum Turme ein in der schwachen Hoffnung, daß er ihn vielleicht von den Wächtern verlassen fände und es ihm möglich wäre, das Feuer von neuem zu entzünden.

Er war noch nicht aus dem Garten heraus, als ein Schuß fiel. Erschrocken fuhr er mit der Linken die Brust herauf, wie wenn einer plötzlich getroffen sich fühlt, aber diese Not war wohl weit von ihm. Wie ein schrilles, fernes Lachen rollte der Schall über das zuckende Meer hin, und dann war alles wieder so ruhig wie zuvor, bis auf das Sturmtosen. Eine eintönige Melodie des Grausens. Sylvester sah rechts und sah links den Strand hinunter, konnte aber nichts Menschliches entdecken. Das Blüsenfeuer im Steinernen Meere warf noch immer seinen Irrschein, und er sah, wie sein äußerster Lichtfinger an der dunklen Bordwand des nahenden Schiffes, an seinen Tauleitern und Segelflächen gespenstisch hinaufkletterte. Gekrümmt und gekrallt, als wäre es schon faßbare Beute.

Da wurde plötzlich der breite, bleiche Streifen auf dem Wasser, der immer mit dem Schiffe ging und nicht losließ von ihm, von etwas Schwarzem durchschnitten, von etwas Körperlichem, das nur ein Boot sein konnte – Mayas Boot! Wie ein Freudenschauer überrieselte es ihn. So war sie also durch die schlimmste Brandung unversehrt hindurchgegangen! Die Augen gingen ihm auf, das Bild der süßen Geliebten einzusaugen, doch sein Blick blieb leer. Den Hindurchgang des kleinen weißen Segels durch das Streiflicht hatte er so deutlich gesehen, daß ers gar nicht begreifen konnte, wieso sie selber nicht! Keinen Saum ihres Gewandes, keinen Schatten selbst der rührenden Gestalt – nichts, nichts von ihr! Nun war alles wieder in Nacht verschlungen, und so sein Herz auch wieder! ...

Während dieser Vorgänge hatte an Bord des Sperbers Rust mit dem Kapitän zusammen auf der Brücke gestanden. »Ich kann mir nicht helfen,« hatte er zu seinem Freunde Tim gesagt, »'s ist ein andres Licht.«

Tim Rafter konnte es nicht wissen, denn er hatte das richtige Licht nicht gesehen, solange war er schon fort von der Insel.

»God dorje!« brummte er in seinen grauen Bart hinein. »Ich glaub, Rust, du magst recht haben! Mir will die Richtung nicht ein. Wenn hier, linker Hand, die Bake ihren alten Platz noch hat, so ists ein Strich zu weit nach Süd.«

»Was hältst du davon, Tim?«

»Hm ...«

»Traust du dem Landfrieden?«

»Es wird gut sein, wenn wir erst den Morgen abwarten. Dieses Schiff ist wie ein Pferd in der Hand. Wir könnens versuchen mit ihm, den Sturm abzureiten.«

So sprachen sie, als plötzlich ein Schuß – derselbe Schuß, den auch Sylvester gehört hatte – ihre Aufmerksamkeit in einer bestimmten Richtung über das Wasser lenkte. Zu ihrer größten Überraschung sahen sie im Lichtschein jenes rätselhaften Hochfeuers, etwa eine halbe Seemeile vor sich, ein Boot treiben, dessen Segel und Ruder eine weiße, mädchenhaft schlanke Frauengestalt – nicht mehr lenkte ... gelenkt hatte! Denn sie sahen, wie sie, eben unter dem Schuß getroffen, lautlos vornüber sank.

Es dauerte nicht lange, da hatte der Weststurm das Boot so nahe herangetrieben, daß es dem Steuermann gelang, es achtern festzumachen und die leblos über die Bank Liegende an Bord zu bergen. Rust hatte sie schon erkannt – es war Maya.

Man trug sie in die Kajüte und rief den Schiffsarzt. Er horchte an ihrem Herzen und fühlte, ob der Puls ginge. Dann, als er auch die Wunde untersucht hatte (nur drei Blutstropfen zeigten sie an, die auf dem weißen Linnen ihrer Brust blühten), sagte er in einem Tone, der keine Hoffnung aufkommen ließ: »Sie lebt, allein ich weiß nicht, ob sie die Nacht übersteht.«

Er gab ihr etwas Kampfer unter die Achsel und ließ sie dann zu Bett bringen. Nach einer Stunde schlug sie die Augen auf und erkannte Rust, der neben ihr am Kopfende saß. Mit kaum vernehmbarer Stimme hauchte sie zu ihm, der ihre Hand ergriffen hatte:

»Nicht dem Lichte der Nacht trauen, das der Feind ansteckte ... und nicht den Zeichen des Tages, wo am Turm die Kette liegt und das Feuer darunter ...«

Als sie das gestammelt hatte, sank ihr das Haupt, dieses schöne Haupt, mit einem Lächeln in die Kissen zurück, und sie verfiel abermals in eine tiefe Ohnmacht.

Die ganze Nacht saß Rust an ihrem Lager und wachte. Und als es endlich wollte Morgen werden und sein Auge hinüberschweifte über das Meer und er Siniamsdorf in Flammen schaute, da begriff er die Zusammenhänge und die Triebfedern, die am Falle dieses Opfers mitgewirkt hatten – Habsucht und Neid! »Selbecker! Selbecker! wüßtest du von diesem Leide!« rief er, bewegten Herzens voll, leise für sich hin! Sein Haupt sank ihm tief auf die Brust herab. –

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als der Sperber im Widerschein des brennenden Dorfes am Eingang der Passage Anker warf und unter dem Leuchtturm eine Matrosenabteilung aussetzte. Ohne auf Widerstand zu stoßen, gelang es dieser in wenigen Minuten, die Durchfahrt frei zu bekommen, nachdem sie die Sperrkette herausgehoben und die an ihr befestigte Mine unschädlich gemacht hatte.

Inzwischen hatten sich nächtlicherweile auf der Hauptinsel die Gewitter zusammengeballt und trieben zur Entscheidung. Sylvester, als er den Turm verschlossen fand, hatte ein Wächterboot bestiegen und war über die Lagune gerudert, Rasmus zu benachrichtigen. Rasmus, durch einen Boten des Hafenmeisters verständigt, war aber schon unterwegs nach dem Dorfe, das um die Mitternachtstunde noch im tiefsten Frieden lag. Am Anlegeplatz der Kanus und Boote begegnete er beiden, dem Hafenmeister und auch Sylvester. Die drei Männer gingen nun miteinander nach Siniam hinein, und von Haus zu Haus, wo sie einen Getreuen wußten, pochten sie leise an die Türen und nahmen ihn mit sich, bis sie eine ganze Schar waren. Auch zu den Freunden, die in Rusthafen, im Norddorf und im wiederaufgebauten Westdorfe wohnten, schickten sie heimliche Boten aus, so daß gegen Morgen hin auf den Wegen nach Siniam ein großer Zusammenlauf war.

Dieses nächtige Treiben konnte natürlich auch den Gegnern nicht verborgen bleiben, und so kam es, daß sich mit anbrechendem Tage vier feindliche Haufen entgegenstanden, die nur deswegen mit dem Angriff zögerten, weil sie sich zwischen ihren Feinden nicht entscheiden konnten und im Falle des Unterliegens alle anderen zusammen fürchteten. So war es zuerst das unglückliche Dorf allein, das die Torheit der Menschen in seinen Flammen büßen mußte. Allein, mit der Brandfackel dieser Nacht hatten sich die Mordbrenner, was sie sicher nicht dachten, nur das Feuerzeichen wider sich selber angesteckt. Ganz Siniamsdorf, das bis dahin zwischen den Häuptlingen des Nord- und Westdorfes geschwankt hatte, ging jetzt zu Rasmus und dem Hafenmeister über, und als mit der ersten Morgenröte der Sperber bei ausgebreiteten Schwingen in den Hafen glitt, da war Selbeckers Sache verloren.

Dieser günstige Umschwung war an Bord des Sperbers noch nicht bekannt geworden, als sich Rust entschloß, ohne Waffe und Schutz allein an Land zu gehen. Tim und der Erste Steuermann hatten zwar geraten die Schiffskanonen sprechen zu lassen, aber Rust hatte zu diesem Vorschlag mit dem Kopf geschüttelt und nur ruhig gesagt: »Meine Lieben, Volkserhebungen, die schießt man am wirksamsten mit Brotlaiben nieder: ich wills mit diesem Pulver versuchen!« Dabei wies er nach dem Raum hinunter, der mit guten Hamburger Mehlsäcken bis oben vollgefüllt war.

Während schon die kleine Jolle des Schiffes für Rust zu Wasser gefiert wurde, näherte sich dem Sperber vom Lande her ein Boot unter weißer Flagge. Es war mit vier Leuten Selbeckers besetzt, die von ihm als Unterhändler kamen und gegen Waffenniederlegung um freies Geleit nach dem nächsten englischen Hafen baten. Rust, dem an einer Bestrafung der Meuterer wenig gelegen war, willigte unter der Bedingung ein, daß Selbecker selbst käme. Allein nach einer Stunde kamen die vier abermals – ohne ihn. Selbecker, ein Mensch, der an Treue nicht glaubte, weil er sie selbst nicht besaß, zögerte unter allerlei Vorwänden sich auszuliefern und wollte – dies war aus allem herauszuhören – jedenfalls erst noch abwarten. Unter diesen Umständen zauderte Rust nicht länger, seinen gefaßten Entschluß auszuführen. Er bestieg die Jolle und nahm nicht einmal einen Matrosen mit, der ihn ruderte.

Jenseit des rauchenden Dorfes, auf der großen Wiese vor dem Siniamswalde, standen sich die feindlichen Haufen gegenüber. Rust, der schnell die Lage übersehen hatte, ging mit vorgestreckten Händen, wie einer, der zu den Seinen kommt, wenn er sie lange nicht gesehen hat, mitten durch ihre Scharen hindurch, stand dann zwischen den vier Feldlagern stille und sprach mit weithin schallender Stimme so zu ihnen:

»Die ihr meine Freunde und Brüder seid, wollt ihr mich hören? Wenn der Müller den Bäcker schlägt und der Bäcker den Müller, so müssen sie alle beide hungern, und wenn es in der Maisernte ist! Freunde, wollen wir Toren sein?« ... Schmerz durchzitterte seine Stimme, daß sie ihm versagen wollte, als er noch hinzufügte: »Noch wißt ihrs nicht, Brüder! Laßt es bei dem Opfer bewenden, dem unglücklichen, armen, dessen Blut schon geflossen ist – noch wißt ihrs nicht!«

Wie ein Gewitterschlag, lösend und zündend zugleich, schlugen diese kurzen Worte Rusts in die schwüle Spannung der feindlichen Haufen ein, und ein Sturm erhob sich um ihn, daß er kaum wußte, was davon zu halten war. Allein die nächsten Sekunden schon zeigten es. Die Aufständischen hatten sich noch nicht von ihrem Erstaunen erholt, als sich schon Selbecker und fünf der ersten Rädelsführer mit ihm entwaffnet und im Gewahrsam des Hafenmeisters sahen. Damit war die Entscheidung besiegelt. Wenige Augenblicke hatten genügt, durch ein einfaches Wort der Vernunft, der Menschlichkeit und der Liebe einen Haß zu entwaffnen, an dem ganze Jahre geschürt hatten. In noch nicht einer Stunde war die Insel dem Frieden zurückgegeben, während die Anstifter des Unheils an Bord des Sperbers unter der Hut Tim Rafters Gelegenheit und Muße genug fanden, über ihre Handlungen nachzudenken.

Auch Rust hatte sich wieder an Bord begeben, gemeinsam mit Rasmus und – Sylvester. Es war ein schweres Wiedersehen. Sie fanden sie nicht mehr bei Besinnung vor und hörten nur vom Schiffsarzt, daß sie noch den Wunsch geäußert habe, ihr Kind zu sehen und dort zu sterben, wo sie es unterm Herzen getragen und geboren hätte.

Die drei Männer hoben sie ins Boot hinunter und brachten sie still nach Hause. Als Rust seinen letzten Blick auf sie getan hatte, ging er hinaus und weinte.

Sylvester blieb allein bei ihr. In der Nacht, um die Zeit der dritten Stunde herum, schlug sie die Augen auf, die schönen, sterblich schönen Augen, in denen schon der letzte Schmerz stand. Lange sah sie ihn an, groß und stumm und erglänzend von Unsäglichem, bis ers nicht mehr ertragen konnte. Er sank vor ihr hin und barg sein Haupt in ihre Kissen. Da neigte sie den Kopf ein wenig zur Seite und strich ihm mit der Hand über die Locken hin: »Laß deine Wege sanft sein, mein Geliebter!«

Das war das Letzte, was er von ihr vernahm. Als sie es kaum gehaucht hatte, wendete sie sich noch einmal nach dem Kinde hin, seufzte und lächelte selig – dann wars vorbei.

Eine Stunde, nachdem sie ihren letzten Atemzug getan hatte, ging Sylvester hinunter und stieß das kleine Boot, in dem sie ihr Geschick ereilt hatte, vom Sande hinab. Er ruderte nach jenem einsamen Felsen im Meere hinaus, wo sie manchmal geweilt hatten in ihrem Glücke und wo ihrem Willen nach, dem Hügel des Vaters gegenüber, ihre letzte Kammer sollte sein. Eine einzige hohe Palme auf der Höhe, die dort Tag und Nacht im Winde sich wiegt, bezeichnet heute noch wie damals den Schiffern der Ferne schon die Stätte. Blumen, die nur auf jener Klippe wachsen, die wollte er holen, sie heute nacht zu schmücken. Die goldgepunktete Amethystblume, das braungesprenkelte Sandweißchen und jenes zartgetupfte Scharlachblümchen, das sie am meisten liebte. Als er das schlichte Sträußchen beisammen hatte, fuhr er wieder, wie er gekommen war, still von dannen und legte es, angelangt, auf die unbewegte Brust der Geliebten nieder.

Am Abend wurde sie begraben. Wer Tränen hatte, der gab sie her; wer Blumen hatte, der brachte sie; und wer den kleinsten Nachen sein nannte, der folgte ihr selber nach, so daß sich bald das Meer mit Barken und Booten bedeckte. Gefestete Männer und weiche Frauen, Mädchen und Jünglinge, Greise, Kinder – alle weinten sie und klagten: »Maya! Maya!« Einer nur nicht – Sylvester nicht. Sein Auge blieb trocken, sein Mund blieb stumm, bis er, der letzte von allen, allein bei ihr war. Da warf er sich schluchzend über den frischen Hügel hin.


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