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Zweites Capitel.

Reise den Hayes-, Steel- und Hillfluß hinauf, durch den Swampysee. – Jackfluß. – Kneesee, mit dem magnetischen Inselchen. – Troutfluß. – Holeylee. – Weepinapannisfluß. – Windysee. – White-Fall, See und Fluß. – Echamamis- und Leafluß. – Play-Greenseen. – Winipegsee. – Saskatchawanfluß. – Croß-, Cedar- und Pine-Islandseen. – Cumberland House.

 

Den 19. Septbr. 1819 war das Boot segelfertig, und wir trafen unsere Anstalten, um unter Begünstigung der Fluth auszulaufen. Als wir jedoch unser Gepäck an das Ufer brachten, fand sich's, daß das Boot nicht alles fassen konnte; daher mußte der sämmtliche Speck und ein Theil des Mehls, Reises, Tabaks und der Munition in die Niederlage zurückgebracht werden. Der Speck mußte, wegen seines großen Volums, unbedingt zurückgelassen werden; allein der Gouverneur versprach, das Uebrige im nächsten Jahre nachzuschicken. Bei der Auswahl der mitzunehmenden Artikel, bediente ich mich des Raths des Gouverneur Wiliams, welcher mich versicherte, daß Tabak, Munition und Branntewein im Binnenlande zu haben seyen; sonst würde ich mich von diesen wesentlichen Bedürfnissen nur höchst ungern entblößt gesehen haben. Nachmittags schifften wir uns ein, und wurden mit einer Salve von 8 Kanonenschüssen und dem dreimaligen Hurrah der sämmtlichen Bewohner vom Fort aus beehrt. Wir erwiederten dankbar den Ruf, und gingen dann, froh, daß nun endlich die Reise in's innere America begonnen hatte, unter Segel. Da Wind und Fluth uns 6 Meilen über der Factorei nicht mehr zu statten kamen, und wegen der heftigen Strömung die Ruder nicht mit Vortheil gebraucht werden konnten, so mußte das Schiffsvolk sich an ein Seil spannen und das Boot fortziehen. Dieß Geschäft ist auf diesen Flüssen sehr mühsam. Unsere Leute waren genöthigt, längs dem steilen Abhange eines hohen Ufers, das zu dieser Jahreszeit durch die häufigen Regengüsse weich und schlüpfrig war, hinzugehen, und sahen sich häufig durch umgefallene Bäume, welche von dem Rande der obern Holzung herabgeglitten waren, und nach allen Richtungen hin über das Ufer hervorstanden, aufgehalten. Dieser Hindernisse ungeachtet, legten wir zwei Meilen in einer Stunde zurück, indem die eine Hälfte des Schiffsvolks alle halbe Stunden die andere ablös'te. Die aus angeschwemmtem Erdreich bestehenden Ufer und Inseln des Flusses, sind mit Fichten, Lärchen, Pappeln und Weiden dicht bestanden. Die Breite des Stroms beträgt, eine Strecke über der Factorei, etwa eine halbe Meile, und dessen Tiefe wechselte während der heutigen Tagereise von 3-9 F. Bei Sonnenuntergang landeten wir und schlugen unser Zelt auf, nachdem wir heute 12 Meilen zurückgelegt hatten. Bald loderte ein großes Feuer, an welchem wir das Abendessen bereiteten. Sobald dieß verzehrt war, hüllten wir uns in unsere Mäntel von Büffelfellen und durchschliefen die Nacht ruhig. Ich will hier die Bemerkung einfließen lassen, daß der Lauf des Flusses mit Hülfe eines Taschencompasses, nebst Abschätzung der Entfernungen der aufgenommenen Puncte bestimmt wurde. Die Resultate riß man alsbald auf einem zusammenhängenden Plane ab. Dieß Geschäft lag den Hrn. Back und Hood ab. Der letztere legte unsern Weg auch jeden Abend, nach den Berichtigungen, die sich aus unseren Beobachtungen über Länge und Breite ergaben, auf einer Charte nieder. Die außerordentliche Geschicklichkeit dieses jungen Mannes, kam der Expedition sehr zu statten, und er lag diesem Geschäfte bis zu seinem bedauernswürdigen Tode mit dem Eifer und der Pünktlichkeit ob, welche sich in allen seinen Handlungen aussprachen.

Den nächsten Morgen um 5 Uhr war Alles in unserm Lager rege, und bald bestiegen wir, von einem günstigen Winde begleitet, unser Boot. Doch war jener nicht stark genug, als daß wir die Strömung hätten überwinden können, und wir mußten also das ermüdende Ziehen wieder beginnen lassen, wobei die Leute zuweilen unter steilen Klippen wegklimmen mußten, wo sie kaum Fuß zu fassen vermochten. Andere Stellen waren durch die kleinen Wässerchen, welche von oben herabsickerten, so kothig, daß fast nicht durchzukommen war. Heute kamen wir an einem Orte vorbei, wo sich vor mehreren Jahren ein sehr trauriger Vorfall ereignet hatte. Zwei Indianerfamilien begaben sich auf einer ebenen Stelle des Ufers, zwischen dem Felsen und dem Flusse zur Nachtruhe, ohne zu argwöhnen, daß die vom Wasser schon locker gewühlte Felsenwand den Einsturz drohte. Dieser erfolgte während der Nacht, und begrub die ganze Gesellschaft unter seinen Trümmern.

Wir legten heute 16¼ Meilen (in gerader Linie) in s. s. w. Richtung zurück. Bald nach Sonnenuntergang schlugen wir unser Nachtlager auf, und kaum stand das Zelt, so fiel ein heftiger Regen, der die ganze Nacht hindurch anhielt.

Nachdem wir am 11. 16 und am folgenden Morgen 5 Meilen zurückgelegt, befanden wir uns an der Stelle, wo der Hayes durch den Zusammenfluß des Shamattawa- und Steel- (Stahl-) Flusses gebildet wird. Nach unsern Beobachtungen liegt sie unter 56° 22' 32'' n. Br. und 93° 1' 37'' w. L. Sie ist, mit Einschluß der Krümmungen des Flusses, 48½ M. von der Yorkfactorei entfernt. Der Steel, den wir jetzt beschiffen mußten, ist an seiner Mündung gegen 300 Yards (Engl. Ellen) breit; seine Ufer sind höher, als die des Hayes, fallen aber weniger steil ab, und legen daher den Leuten, die das Seil ziehen, geringere Hindernisse in den Weg, weßhalb die Stromschnellen und häufigen Untiefen, welche die Beschiffung hindern, weniger zu bedeuten haben. Es ward uns möglich, noch 10 M. über die Mündung des Flusses hinauszugelangen, ehe uns die Nacht an's Ufer trieb.

Den 13. Morgens bemüheten wir uns, die Strömung durch das Segel zu überwinden; da jedoch der Lauf des Flusses sehr schlängelnd war, so fanden wir, daß wir mit dem Ziehen weit schneller vorrückten. Die Ufer des Steel sind äußerst lachend. Er windet sich durch ein enges, aber gut bewaldetes Thal, welches bei jeder Beugung angenehm veränderte Scenen darbot, die durch die mannichfaltige Färbung des Herbstlaubes noch anziehender wurden. Die hellgelben hinwelkenden Pappelblätter bildeten mit dem dunkeln immergrünen Nadelholz einen schönen Contrast, während die dazwischenliegenden Weiden die zwei Hauptfarben in einander schattirten. Hie und da waren Stellen durch die schimmernde Purpurfarbe der Corneelkirsche, vermischt mit den braunern Nüançen der Zwergbirke, ausgezeichnet, zwischen denen die brennendgelben, Blüthen des buschigen Fünffingerblatts hervorschimmerten. Bei allen diesen Reizen schien die Gegend doch verödet, weil sie keine Spuren vom Daseyn des Menschen an sich trug. Die Stille war so vollkommen, daß selbst das Kichern des Whiskeyjohneesh oder der aschgrauen Krähe uns aufschreckte. Wir legten heute, in südwestlicher Richtung, 16 Meilen zurück.

Den 19. Septbr. Während der Nacht und auch am folgenden Morgen regnete es heftig, weßhalb wir später als gewöhnlich aufbrachen. Dieß geschah, als das Wetter sich aufhellte, und bald befanden wir uns an der Stelle, wo der Steel- durch die Vereinigung des Fox- (Fuchs-) und Hill- (Berg-) Flusses gebildet wird. Beide Flüsse haben ungefähr gleiche Breite, aber der letztere fließt am reißendsten. Hier holte uns Hr. Macdonald, welcher nach dem rothen Fluß reis'te, in einem kleinen, mit zwei Indianern bemannten Canoe ein. Als eine Probe von der Gewandtheit der Indianer und der List, mit welcher sie ihr Wild beschleichen, verdient angeführt zu werden, daß sie am vorhergehenden Tage mit keiner andern Waffe als einem Beile, zwei Stück Rothwild, einen Habicht, einen Brachvogel und einen Stör erlegt hatten. Während des Morgens holten uns drei Boote der Hudsonsbaigesellschaft ein, in deren Gesellschaft wir unsere Reise den Hillfluß hinauf fortsetzten. Das Wasser war so untief und die Stromschnellen so schwierig, daß wir mehrmals aus dem Boote springen und dasselbe über große Steine heben mußten. Wir legten heute nicht mehr als 6¾ Meilen zurück.

Um 5 Uhr Morgens setzten sich die vier Boote zugleich in Bewegung; allein da das unsrige überladen war, sahen wir bald die Unmöglichkeit ein, mit den andern gleichen Schritt zu halten. Wir stellten daher an die Aufseher der andern Boote die Bitte, uns einen Theil der Ladung abzunehmen. Dieß lehnten sie jedoch unter dem Vorwande ab, daß sie keine Befehle für diesen Fall erhalten; obgleich das mir vom Gouverneur Wiliams eingehändigte Circular allen Beamten der Gesellschaft die strenge Verbindlichkeit auflegte, uns jeden möglichen Beistand zu leisten. Wir blieben also zurück, und da unser Steuermann keinen Bescheid wußte, so schlug er häufig ein falsches Fahrwasser ein. Zweimal riß das Schlepptau, und nur mit Mühe konnten wir alsdann verhindern, daß das Boot mitten im Strome herabgetrieben und an den Steinmassen zerschellt wurde. Officiere und Gemeine sprangen alsdann in's Wasser und hielten es gegen den Strom, bis das Seil wieder nach dem Ufer gezogen werden konnte. Hier müssen wir dem Herrn Thomas Swayne die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er mit seinem Boote an den gefährlichsten Stellen immer unserer wartete. Gegen Sonnenuntergang landeten wir höchst ermüdet, nachdem wir 12½ M. zurückgelegt hatten. Den 16. um halb 6 Uhr begannen unsere Anstrengungen von Neuem, und wir fanden Anfangs bei den Stromschnellen eben soviel Schwierigkeit als gestern. Als wir jedoch ein Flüßchen, den Halfway, (halb Wegs) Crihk im Rücken hatten, wurde der Fluß tiefer, und ob er gleich noch reißend war, so nannten ihn unsere orkadischen Ruderknechte dennoch ein stilles Wasser. Auch willigten jetzt die Gesellschaftsbedienten darein, ein Paar von unsern Kisten in ihre Boote aufzunehmen; jedoch legten wir im Laufe des Tags nicht mehr als 11 M. zurück.

Die Ufer des Hill übertreffen wieder die des Steel an Höhe und haben schroffere Umrisse. Die Felsen- oder angeschwemmten Thonlager erhoben sich an einigen Stellen 80-90 Fuß über das Wasser, und über diesen ragten Berge von etwa 200 Fuß Höhe empor; doch konnten wir, wegen der dichten Holzung, nicht viel mehr als die Ufer des Flusses sehen.

Den 17. Septbr. Um halb 6 Uhr Morgens spannten sich unsere Leute an die Seile, und bald langten wir an einem Felsenriff an, welches sich queer durch den Strom zog. Von hier aus ward das Boot durch mehrere schmale steinige Canäle gezogen, bis wir an den Rock-portage (Felsentragplatz) ankamen, wo der, durch eine Kette von kleinen Inseln eingeengte Fluß mehrere Fälle bildet. Nachdem wir unser Boot über den Tragplatz geschleppt, in den Fluß gelassen und wieder beladen hatten, machten wir auf eine kurze Strecke von den Rudern Gebrauch, und landeten bei der Niederlage Rock-House. Hier erfuhren wir, daß die Stromschnellen in dem obern Theile des Hill weit schwieriger und häufiger, als in dem bereits zurückgelegten und, vorzüglich bei dem gegenwärtigen niedrigen Wasserstande, schwer zu befahren seyen. Diese Nachricht war für uns äußerst niederschlagend, zumal da die Compagniebedienten uns erklärten, sie könnten über diesen Ort hinaus sich durchaus nicht mit unserm Gepäck befassen. Die Handelsleute, Führer und erfahrensten Ruderknechte waren sämmtlich der Meinung; daß wir unser Boot durchaus noch erleichtern müßten, wenn wir vor Einbruch des Winters Cumberland-House oder überhaupt eine passende Station erreichen wollten. Also wurden 16 Kisten an Hrn. Bunn, den Aufseher von Rockhouse, übergeben, welcher sie uns im nächsten Jahre mit den Athabasca-Canoes, die sich hier zu versammeln pflegen, übermachen sollte.

Nächstdem traten wir unsere Reise wieder an, und kamen nach einer Meile Wegs an den Barrowicksfall, über den das Boot, welches vorher um einen Theil der Ladung erleichtert worden war, gezogen wurde. Von hier bis an den Mud- (Schlamm-) Tragplatz wurden die Böte 1¾ Meilen weit mit Stangen gegen den sehr reißenden Strom fortgeschoben. Hier stiegen wir an's Land, nachdem wir in südwestl. Richtung heute 7 Meilen zurückgelegt hatten. Es hatte mehrmals geschneiet, und Abends stand das Thermometer auf 30º.

Den 18. Morg. hatte die Gegend das Winterkleid angezogen, da es während der Nacht stark geschneiet hatte. Wir schifften uns zur gewöhnlichen Stunde ein, und ließen im Laufe des Tages die Tragplätze Point of Rocks (Felsenspitze) und Brassa, nebst mehreren unbedeutenden Stromschnellen, im Rücken. Unter diesen ungünstigen Umständen kamen wir bloß 9 Meilen vorwärts.

Sonntags, den 19., schleppten wir die Boote über einige kurze Stromschnellen und die Tragplätze Lower (unter) Burntwood und Morgans Rocks. Auf dem letztern schlugen wir unser Lager auf, nachdem wir den ganzen Tag lang nicht mehr als 1¾ Meilen vorgerückt waren.

Der obere Theil des Hill erweitert sich bedeutend, und bei Morgans Rocks, wo er ¾ Meilen breit ist, genossen wir einer weitern Aussicht, als dieß von der Yorkfactorei aus der Fall war. Die Ufer des Flusses bestanden hier aus flachen Felsen, vermischt mit sumpfigen Stellen, und so konnten wir in das Binnenland schauen, dessen Oberfläche durch eine Menge kegelförmiger Hügel unterbrochen wird. Der höchste der letztern, von welchem der Fluß seinen Namen hat, erhebt sich nicht über 600 Fuß. Von seinem Gipfel aus soll man 36 Seen erblicken können. Die Schönheit der, in ihr Herbstgewand gekleideten Gegend erregte unsere Verwunderung. Am 20. giengen wir über die Tragplätze Upper (Ober) Burntwood. und Rocky-Ledge und ließen mehrere Stromschnellen im Rücken. Abends lagerten wir uns, nach einer Reise von 3½ Meilen, bei dem Tragplatze Smoothrock. Nur ein Augenzeuge kann sich einen Begriff davon machen, was unsere orkadischen Leute bei der Beschiffung dieses Flusses für Mühseligkeiten erdulden mußten. Da sie genöthigt waren, häufig in das Wasser zu steigen, um die Boote über Steinblöcke zu heben, so blieben sie, zu einer Jahreszeit, wo die Temperatur weit unter dem Gefrierpunkte stand, den ganzen Tag in nassen Kleidern. Auch setzten die schweren Lasten, welche sie über die Tragplätze schleppten, eben so sehr in Verwunderung, als die Emsigkeit, mit welcher sie diesen mühseligen Dienst versahen.

Den 21. verließen wir um 6 Uhr Morgens unser Lager und kamen bald darauf an den Moßy (moosigen) Tragplatz, wo unser Gepäck ¼ M. weit durch einen tiefen Sumpf getragen werden mußte. Ueber demselben breitet sich der Fluß mehrere Meilen weit aus, so daß bei der Menge von Inseln sehr viele Canäle entstehen. Die Nacht übereilte uns, ehe wir an den zweiten Tragplatz kamen, welcher seinen Namen daher hat, weil er stromabwärts der zweite ist. Wir hatten heute nicht mehr als 1¼ Meile zurückgelegt. Den 22. fuhren wir zwischen vielen bewaldeten Inseln hindurch, welche nahe und fern die lachendsten Ansichten gewährten. Im Laufe des Tages ließen wir den obern Tragplatz, den sogen. Devils landing place (Landungsplatz des Teufels), im Rücken und schoben das Boot mit Stangen durch den Crihk Groundwater, aber am obern Ende desselben faßte, durch ungeschickte Lenkung des Boots, die Strömung dasselbe auf der breiten Seite und trieb es, unsern äußersten Anstrengungen zum Trotze, den Strom hinunter. Zum Glück legte es sich jedoch an einem Felsen an, der hoch genug war, um das Umschlagen zu verhindern, worauf wir, mit Hülfe der übrigen Boote, aus dieser gefährlichen Lage befreit wurden. In der Abenddämmerung schlugen wir, nach einem Wege von 2¾ M., während eines heftigen Ungewitters unser Nachtlager auf.

Den 23., Morg. um 10 Uhr, kamen wir an den Dramstone (Schnapsstein) an, welchen die Bootsleute freudig begrüßten; weil er das Ende der mühevollen Beschiffung des Hill bezeichnet. Wir huldigten dem Gebrauch, welchem er seinen Namen verdankt, und bereiteten bald darauf unser Frühstück auf der Sail- (Seegel-) Insel, welche wir mit einem günstigen Winde verließen. Bald darauf langten wir bei einem Depot an, welches am Ufer des Swampy (sumpfigen) Sees liegt und wo wir einigen moderigen ?Pemmincan Büffelfleisch, getrocknet, gestoßen und mit geschmolzenem Fett vermischt. erhielten. Hr. Calder und dessen Diener waren die einzigen Bewohner dieses unwirthlichen Ortes und hatten zu ihrer Nahrung nichts, als die erbärmliche Masse, von der sie uns mittheilten, indem der See zu dieser Jahreszeit keine Fische lieferte. Nachdem wir uns bei diesem Posten kurze Zeit verweilt, durchschnitten wir den übrigen Theil des Swampysees und rasteten auf dem untern Tragplatz am Jackfluß, nachdem wir heute 16½ M. geschifft waren.

Der Jackfluß ist nur 8 Meilen lang, hielt uns jedoch, wegen seiner häufigen Stromschnellen, bedeutend auf. Den 24. giengen wir um 7 Uhr Morg. über den langen Tragplatz, wo die Wälder noch immer von einem Brande, der sie im Sommer verheert hatte, rauchten. Es ist hier nichts Ungewöhnliches, daß die Holzung durch die Fahrlässigkeit der Indianer und Reisenden, wenn sie ihre Feuer nicht auslöschen, zu trocknen Jahreszeiten viele Meilen weit in Flammen aufgeht. Hierauf ließen wir den zweiten oder Swampy-Tragplatz im Rücken und lagerten uns Abends auf dem obern Tragplatze, wo uns ein Indianer ereilte, welcher eine Antwort vom Gouverneur Williams auf einen Brief brachte, den ich ihm am 15. geschrieben hatte. Der Gouv. schärfte den Aufsehern der uns begleitenden Boote von Neuem ein, uns in jeder Hinsicht möglichst beizustehen. Abends zeigte sich das Nordlicht in Form eines glänzenden Bogens, der sich von N.W. nach S.O. durch den Zenith zog. Wir legten heute 2 M. zurück. Den 25. fuhren wir gegen Mittag in den Knee- (Knie-) See ein, welcher eine sehr unregelmäßige Gestalt hat und etwa in der Mitte eine scharfe Beugung macht, von der er seinen Namen entlehnt. In ihm liegen eine Menge Inseln und seine Ufer sind flach und wohl bewaldet. Die Umgegend ist, so weit unsere Blicke reichten, durchaus eben. Das Wetter war ausnehmend schön und die untergehende Sonne setzte die Gegend in eine herrliche Beleuchtung.

Etwa ½ M. von dem Knie des Sees befindet sich eine kleine Insel von magnetischem Eisenerz, die schon in beträchtlicher Entfernung ihren Einfluß auf die Magnetnadel äußert. Da wir schon davon gehört hatten, so beobachteten wir unsere Compasse sorgfältig und bemerkten, daß sich, sowohl bei der Annäherung, als der Entfernung, schon 300 Yards von der Insel, deren Einfluß offenbarte. Jemehr wir uns ihr näherten, je unstäter wurde die Nadel, und als wir landeten, zeigte sie durchaus nicht mehr richtig, indem die allgemeine magnetische Kraft durch die locale Anziehung des Erzes gänzlich überwältigt wurde. Der Kniesee wird gegen sein oberes Ende hin schmäler und seine Felsenufer springen daselbst in kegelförmigen und abgerundeten Massen hervor, die von Erdreich und Waldung entblößt sind. Nachdem wir 19½ M. in S. W. Richtung zurückgelegt; hielten wir am westlichen Ende des Sees Nachtruhe.

Den 27. Frühmorg. begannen wir, den Trout- (Forellen-) Fluß hinanzuschiffen, und ließen, im Laufe des Tages, drei Tragplätze und mehrere Stromschnellen im Rücken. Bei'm ersten dieser Tragplätze macht der Fluß zwischen zwei Felsen einen ungefähr 16 Fuß hohen Fall und das Boot mußte daher über ein jähes felsiges Ufer geschleppt werden. Der Troutfall gewährt mit seinen Umgebungen einen äußerst interessanten Anblick. Die Felsen, welche das Flußbett bilden, sind schieferartig und die scharfen Fragmente brachten den Bootsleuten an den Füßen bedeutende Schnittwunden bei. Der zweite Tragplatz hat, besonders wegen dieses Umstandes, den Namen Knife- (Messer-) Portage erhalten. Wir hatten heute 3 Meilen zurückgelegt.

Den 28. durchschifften wir den Rest des Troutflusses und langten gegen Mittag bei Oxfordhouse am Holeysee an. Dieser Posten hatte einst für die Hudsonsbaigesellschaft eine ziemliche Wichtigkeit; gegenwärtig geräth er jedoch offenbar in Verfall. Die Indianer haben sich in den letzten Jahren nach und nach aus den niedrigen sumpfigen Gegenden zurückgezogen und sind den Saskatchawan, an welchem es mehr Wild giebt, hinaufgegangen. Dem Fort gegenüber lagerten gerade einige Crihs, welche von Keuchhusten und Masern zugleich heimgesucht waren und im äußersten Elend zu leben schienen. Wir suchten vergebens einen derselben zu bereden, uns, der Entenjagd wegen, zu begleiten, da diese Thiere für unsere Jäger zu scheu waren. Indeß konnten wir hier den schimmligen ?Pemmincan, den wir am Swampysee erhalten, gegen bessern umtauschen, und erhielten außerdem eine kleine Quantität Fische, die uns sehr zu statten kam. Der Holeysee bietet, von einer kleinen Anhöhe hinter Oxfordhouse gesehen, einen anmuthigen Anblick und seine zahlreichen Inseln die größte Mannichfaltigkeit an Gestalt und Höhe dar. Forellen von gewaltiger Größe, die zuweilen über 40 Pfd. wiegen, sind darin häufig. Nachm. verließen wir Oxfordhouse und lagerten uns 8 Meilen davon, nachdem wir heute im Ganzen 9¼ Meile zurückgelegt, auf einer Insel.

Den 29. liefen wir um Mittag aus dem Holeysee in den schmalen Fluß Weepinapannis ein, welcher zwischen grasigen Ufern eine beträchtliche Strecke parallel mit dem See strömt und dessen südliche Küste in eine schmale Halbinsel verwandelt. Abends kamen wir an den Swampy- (sumpfigen) Tragplatz, wo zwei von den Booten an den Klippen beschädigt wurden. Die Länge der Tagereise betrug 19½ Meile. – In Folge des gestrigen Unfalls wurde unsere Abreise den 30. bedeutend verzögert, ehe die Boote ausgebessert waren, und nachdem wir eine starke Stromschnelle überschifft, langten wir an dem Tragplatze bei der John-Moore'sinsel an. Hier braus't der Fluß mit unwiderstehlicher Gewalt zwischen zwei felsigen Inseln hin. Im vorigen Jahre ward ein Mann, der ein Boot am Ufer hinaufzog, durch das Zerreißen des Seils in den Fluß gestürzt und mit solcher Schnelligkeit den Cataract hinabgerissen, daß er ohne Rettung verloren war. Sein Leichnam ward später gefunden und in der Nähe begraben. Der Weepinapannis wird aus mehrern Gewässern gebildet, die sich bald trennen, bald vereinigen und das Land nach vielen Richtungen hin durchschneiden. Wir verfolgten den Hauptarm, und, nachdem wir den Crooked- (krummen) Strudel und verschiedene geringere Stromschnellen im Rücken und den kleinen Windy- (windigen) See durchschnitten hatten, liefen wir in einen stillen, tiefen und etwa 300 Yards breiten Canal ein, welcher den läppischen Namen Rabbit Ground (Kaninchengrund) führt. An dem sumpfigen Ufer dieses Flusses zieht sich eine Kante von nackten niedrigen Felsen hin, hinter welchen einige verkrüppelte Bäume wachsen. Jemehr wir vorrückten, je niedriger wurde das Land, und endlich gelangten wir an einen seichten, schilfigen See, den man geradezu durchschneiden muß, wenn man zu dem Hilltragplatz gelangen will. Jedoch hat man in der letzten Zeit diesen Weg aufgegeben, wir wandten uns daher gegen Norden und kamen, nachdem wir einen kleinen Theil des Sees durchschnitten hatten, gegen Sonnenuntergang bei den Hillgates (Bergthor) an. Unsere heutige Tagereise betrug 11 Meilen.

Den 1. October. Hillgates nennt man ein romantisches Defilé, dessen Felsenwände 60-80 F. senkrecht aufsteigen und den Strom auf ¾ M. weit an vielen Stellen so eng zusammenzwängen, daß nicht Raum genug bleibt, um die Ruder zu gebrauchen. Als wir das Ende dieser Schlucht, welche wahrscheinlich nach und nach durch das Wasser ausgehöhlt worden, erreichten, befanden wir uns in einer höchst malerischen Stromschnelle, die von majestätisch wilden Partien umgeben war. Auf den hervorspringenden Klippen horstete der braune Fischadler. Im Laufe des Tages ließen wir zwei gefährliche Tragplätze, den obern und untern Hillgate Portage und den kleinen Whitefall- (Weißenfall-) See im Rücken, liefen in den gleichnamigen Fluß ein und kamen 1 Stunde nach Sonnenuntergang, nachdem wir 14 M. in s. w. Richtung zurückgelegt, an dem weißen Fall an.

Der ganze zweite October gieng darüber hin, daß wir unser Gepäck über einen 1,300 Yards breiten Tragplatz schafften und die leeren Boote über drei verschiedene Felsenriffe schleppten, welche den Fluß hemmen und eben so viel Fälle hervorbringen. Immer wird mir die rauhe und eigenthümliche Wildheit dieser Gegend im Gedächtniß bleiben: Felsen auf Felsen gethürmt hiengen in ungeschlachten grotesken Massen über dem empörten Strome, der ihre Grundlage peitschte, während die schimmernden und mannichfaltigen Farben der Moose und Lichenen, mit denen ihre vordere Seite überzogen war, gegen das dunkle Grün der auf ihren Gipfeln prangenden Fichten contrastirte. Die Scene war eben so majestätisch als schön. Hier bemerkten wir eine sehr weit sichtbare Maie, eine Art Wegweiser, von der ich noch nicht geredet, obgleich sie äußerst oft und zweckmäßig zum Bezeichnen des richtigen Fahrwassers dient. Dieß ist eine Fichte, von welcher die untern Aeste abgehauen sind, so daß nur an der Spitze ein kleiner Büschel übrig ist. Zu dieser Verstümmlung giebt gewöhnlich die Eitelkeit eines Einzelnen die Veranlassung, welcher seine Gefährten mit Rum bewirthet, worauf diese die Aeste von einem Baume abhacken und demselben den Namen ihres Wohlthäters beilegen. Während der Nacht fror es stark, so daß am Morgen des 3. das Thermometer auf 25 stand. Nachdem wir unser Nachtquartier bei'm weißen Fall verlassen, durchschnitten wir mehrere kleine Seen, welche durch schmale, tiefe Arme, in welchen viel Wassergräser wuchsen, verbunden waren, und kamen zu Mittag am Painted-Stone (gemalten Stein) an. An diesen Flüssen sind die Muskusratten sehr häufig und diesen Morgen bemerkten wir viele ihrer Erdhügel, welche sich in kegelartiger Gestalt, 2-3 Fuß hoch, über die Sumpfgräser erheben. Der gemalte Stein ist ein niedriger, 10-12 Yards breiter Felsen, an dessen Böschung mehrere schlammige Gewässer entspringen, die nach verschiedenen Richtungen abgehen. Auf der einen Seite desselben hebt das Wassersystem an, welches wir von der Yorkfactorei aus beschifft hatten. Man kann also annehmen, daß hier einer der kleinern Quellflüsse des Hayes entspringt. Von der entgegengesetzten Seite des Felsens geht der Echemamis aus, welcher, nach einem westlichen Läufe, in den Nelson fällt. Der Sage nach, befand sich in der Mitte dieses Tragplatzes vormals ein Stein, auf welchen die Indianer alljährlich Figuren malten und Opfer niederlegten. Doch ist derselbe schon seit vielen Jahren nicht mehr vorhanden und auch die Stelle hat gegenwärtig ihr heiliges Ansehen verloren. Hier holte uns der Gouv. Williams ein, welcher den 20. v. M. die Yorkfactorei in einem Indianischen Canoe verlassen hatte.

Nachdem wir die Boote über den Felsen geschleppt hatten, begannen wir, den Echemamis hinabzuseegeln. Dieser kleine Fluß fließt durch einen Morast und enthält in den trockenen Jahreszeiten nur ein Paar Fuß hoch dickes, schlammiges Wasser. Unter solchen Umständen baut man gewöhnlich Dämme, damit er durch die Anhäufung seines Wassers schiffbar werde. Da die Biber diese sehr geschickt aufzuführen wissen; so hat man dieselben in der hiesigen Gegend zu hegen gesucht; jedoch ist es seither nicht möglich gewesen, dieß nützliche Thier vor den schonungslosen Nachstellungen der Indianer zu schützen. Gegenwärtig enthielt der Fluß Wasser genug, und wir wurden bloß durch die geringe Breite desselben aufgehalten, indem die Weiden von beiden Ufern über unseren Köpfen in einander griffen und das Rudern häufig erschwerten. Nachdem wir eine Strecke hinabgeschifft waren, gelangten wir an einen kürzlich errichteten Biberdamm, durch welchen wir eine Lücke brechen mußten, um durchfahren zu können. Man versicherte uns, die Bresche würde von dem kunstfleißigen Thiere in einer einzigen Nacht zugebaut werden. Etwa 8 Meilen von der Quelle des Flusses und nach einer Tagereise von 17½ M. schlugen wir unser Nachtquartier auf.

Am 4. bestiegen wir unter heftigem Regen unsere Boote und verfolgten den Echemamis immer stromabwärts. An vielen Stellen wird der Morast, durch welchen der Fluß fließt und seine Wassermasse vergrößert, von Felsenriffen durchschnitten, welche auch queer durch das Flußbette streichen und über die das Boot hinweggehoben werden mußte. Nachmittags durchschnitten wir den seichten, mit hohen Binsen überwachsenen Hairy- (haarigen) See und lagerten uns Abends am Ufer des Blackwater (Schwarzwasser) Crik, durch welchen jener See in den Sea- (See-) Fluß abzieht, nachdem wir heute 20¾ M. zurückgelegt hatten.

Den 5. gelangten wir Morgens in den Seafluß, einen der zahlreichen Arme des Nelson. Seine Breite beträgt etwa 400 Yards; sein Wasser ist von schmutzig weißer Farbe. Nachdem wir gegen 2 Stunden stromaufwärts geschifft und den Carpenters- (Zimmermanns-) See durchschnitten hatten, welcher letztere nur eine Erweiterung des Flusses ist, gelangten wir an einen Tragplatz, wo das Boot, eines 4-5 Fuß hohen Falles wegen, über einen glatten Felsen geschleppt werden mußte. Alsdann trieb uns ein günstiger Wind durch den Rest des Seaflusses, und den untern Theil des Playgreensees, und nachdem wir in den kleinen Jackfluß eingelaufen, traten wir an's Land und schlugen unsere Zelte auf. Hier steht eine kleine Blockhütte, in welcher ein Fischer wohnt, von dem Norwayhouse seinen Bedarf an Forellen und Stören bezieht. Er trat uns einige dieser Fische zum Abendessen ab. Die Länge unserer heutigen Reise betrug 34 Meilen.

Den 5. October. Der kleine Jackfluß schlängelt sich zwischen mehreren beträchtlichen Inseln hin, welche den obern und untern Playgreensee von einander trennen. Am untern Ende dieses Canals mündet sich der große Jackfluß, ein beträchtlicher Strom, in den See. Playgreen (Spielwiese) ist die Uebersetzung des Namens, welchen der See von zwei Indianischen Stämmen erhalten hat, welche auf einer ziemlich in der Mitte desselben gelegenen Insel sich zu einem Feste vereinigten. Nachdem wir unser Nachtquartier verlassen, durchschifften wir den obern Playgreensee und langten vor Mittag bei der Norwayspitze an.

Die Gewässer des Winipegsees und der in denselben strömenden Flüsse, sonderlich des Saskatchawan, erhalten von der Menge weißen Thones, der darin aufgelös't ist, ein trübes Ansehen. Dieses theilt sich dem Playgreensee und dem Nelson, welche aus dem Winipeg versorgt werden, mit, und daher werden, bei starkem Winde, die in jenen Gewässern so häufigen bedeckten Felsen den Booten höchst gefährlich. So geschah es denn, daß eines der uns begleitenden Boote, bei einer Schnelligkeit von 7 Meilen in der Stunde, an eine dieser Klippen anlief. Die Segelstange wurde durch den Stoß niedergerissen; allein sonst geschah kein Schaden. Die Indianer geben die trübe Farbe dieser Seen dem Abentheuer eines bösen Geistes, einer Art von Kobold, schuld, der bei ihnen übel angeschrieben steht. Diesen Geist nennen sie Weesakootchaht und schreiben ihm bedeutende Kräfte zu, deren er sich auf alle Weise bedient, um die armen Indianer zu quälen. Er ist jedoch nicht unbesiegbar, und einem listigen alten Weibe gelang es einmal, ihn gefangen zu nehmen. Diese rief alle Weiber ihres Stammes zusammen, um ihn züchtigen zu helfen, und da wurde er denn so arg zugerichtet, daß das Wasser im großen See kaum hinreichte, ihn rein zu waschen, und seit der Zeit heißt der See Winipeg oder schmutziges Wasser. Norway-point oder die Norwegische Spitze ist die äußerste Spitze einer schmalen Halbinsel, welche den untern Playgreen vom Winipegsee trennt. Eine Gesellschaft Norweger, welche von der Colonie am rothen Fluß durch die daselbst vorgefallenen Unruhen vertrieben wurde, baute sich hier zuerst an. Gegenwärtig ist es ein der Hudsonsbaigesellschaft zustehender Handelsposten. Als wir bei Norwayhouse an's Land traten, trafen wir mit Lord Selkirk's Colonisten zusammen, welche einen Tag früher, als wir von der Yorkfactorei abgereis't waren. Ueber diesen Posten führt Hr. James Sutherland die Aufsicht. Er liegt, nach unserer Beobachtung, 53° 41' 38'' n. Br. und 98° 1' 24'' w. L.

Wir verließen Norwayhouse kurz nach Mittag, und segelten mit einem günstigen Winde die ganze folgende Nacht hindurch am nördlichen Ufer des Winipeg hin; am Morgen des 8. traten wir auf einer schmalen sandigen Landzunge, welche sich 20 M. westlich erstreckt und die Kalksteinbai von dem Gros des Sees trennt, an's Land. Bei heftigem Südwinde pflegt man die Boote queer über den schmalen Landstreifen zu schleppen und an der Nordseite anzulegen. Von Norway-point bis zur Limestone- (Kalkstein-) Bai besteht das Ufer aus hohen Thonwänden, gegen welche sich die Wellen bei starkem Südwinde mit großer Kraft brechen. Weht der Wind von der Landseite her, so wird, bei niedrigem Wasserstand, ein schmales sandiges Ufer trocken gelegt, wo Boote landen können. Die Ufer der Limestonebai sind mit kleinen Kalksteinen bedeckt. Während der Nacht zeigte sich das Nordlicht mit schnellen Bewegungen und verschiedenen und lebhaften Farben. Nach dem Frühstück schifften wir uns wieder ein, und setzten unsere Reise bis 3 Uhr Nachm. fort, da sich ein heftiger Westwind erhob und uns nöthigte, auf einer kleinen Insel, welche unfern der Spitze der obenerwähnten Halbinsel liegt, Schutz zu suchen. Dieselbe besteht aus zusammengehäuften kleinen Kalkgeschieben, und mehrere unserer Bootsknechte erinnerten sich der Zeit, als sie noch unter Wasser stand. In den letzten 10 bis 12 Jahren ist der Wasserstand des Sees fortwährend niedrig gewesen; allein wir konnten keine Auskunft darüber erhalten, ob diese Abnahme bloß zufällig, regelmäßig fortschreitend oder periodisch ist. Die Insel ist 33½ M. von Norwayhouse entfernt. Der Westwind hielt uns den ganzen Morgen des 9. auf derselben zurück; allein um 2 Uhr Nachm. setzte sich derselbe nach Osten um, so daß wir uns einschiffen und bis Mitternacht, da wir die Mündung des Saskatchawan erreichten, 32 M. zurücklegen konnten.

Sonntag den 10 October. Wir beschäftigten uns den ganzen heutigen Tag damit, die Boote von der Mündung des Flusses bis an den Anfang der großen Stromschnelle, 2 M. Wegs weit zu schleppen. Auf diesem kurzen Wege trifft man mehrere Stromschnellen und der Fluß verändert seine Breite von 500 Yards bis ½ Meile. Sein Bette ist steinig. Bei der großen Schnelle machte der Saskatchawan eine plötzliche Biegung von S. nach O. und bricht sich seine Bahn durch ein schmales, tief in die Kalksteinlager gewühltes Bette. Der Strom, welcher mit grimmiger Gewalt über seinen steinigten und gewellten Grund braus't, scheint aus lauter Schaum zu bestehen. In seinen empörten Fluthen gingen eine Heerde Pelikane und einige braune Fischadler, wie es schien, mit gutem Erfolg ihrer Nahrung nach. Unten an der Stromschnelle ist die Störfischerei sehr ergiebig. Einige Goldregenpfeifer, Canadische Dickschnäbel, Kreuzschnäbel, Spechte und Mohrhühner wurden heute erlegt, und Hr. Back schoß ein kleines gestreiftes Murmelthier. Dieß niedliche Thier war eifrig beschäftigt, den Saamen der Americanischen Wicke in den vollgepfropften Backentaschen nach seinem Wintervorrath zu bringen.

Die Boote mußten hier 1,800 Yards weit über Land geschleppt werden. Die Stelle liegt unter 53° 08' 25'' n. Br. und 99° 28' 02'' w. L. An der Mündung des Saskatchawan durchkreuzt die Straße von Canada nach den Athabasca's diejenige von der Yorkfactorei her, und wir fanden Spuren von einem frischen Lager der Canadischen Reisenden. An diesem Ort waren daher unsere Reisegesellschafter in den Booten der Hudsonsbaigesellschaft, welche einen Angriff von Seiten ihrer Handels-Rivalen befürchteten, auf der Hut. Sie untersuchten den Lagerplatz genau, um die Anzahl der Canoes, welche sich vor ihnen befanden, auszumitteln, und durchstreiften den Wald bewaffnet und mit der größten Umsicht. Zum Glück war ihre Furcht dießmal ungegründet.

Nachdem gegen Mittag, den 12., die Boote und deren Fracht über den Tragplatz geschleppt waren, schifften wir uns wieder ein und verfolgten unsere Reise. Ueber der großen Stromschnelle gewinnt der Saskatchawan an Breite und seine Ufer an Schönheit. Diese sind hoch und bestehen aus weißem Thon und Kalksteinen; ihre Stirn ist mit Fichten, Pappeln, Birken und Weiden verschiedener Art dicht bestanden. Der Strom gleitet mit großer Schnelligkeit dahin, und das Fahrwasser ist an vielen Stellen, wegen der vielen zerrissenen Klippen, schwierig und gefährlich. Nachdem wir nur 5½ Meile Wegs vorgerückt waren, schlugen wir unsere Zelte an der Einfahrt in den Croß- (Kreuz-) See auf. Derselbe ist von bedeutender Größe und soll sich nach N. O. 40 M. weit erstrecken. Wir durchschnitten ihn an einer schmalen Stelle, und gelangten auf mehreren durch eine Inselgruppe sich schlängelnden Flüssen in den Cedersee, welcher, nächst dem Winipeg, der größte Wasserspiegel ist, den wir seither zu Gesicht bekommen hatten. Ihn besuchen Enten und Gänse im Frühling und Herbst in zahllosen Schwärmen. Jetzt fingen dieselben an, ihn zu verlassen, weil die morastigen Ufer durch die Nachtfröste erhärteten. Wir bemerkten hier des Nachts das Nordlicht, welches sich in zuckenden Strahlen zuweilen über den ganzen Himmel verbreitete und in verschiedene Regenbogenfarben, vorzüglich Violett und Gelb, spielte.

Nachdem wir den 14. 7½ M. über den See hingerudert waren, zwang uns ein heftiger Wind, an einer kleinen Insel oder vielmehr einem Riff von Geschieben, welche die Stürme angehäuft hatten, Schutz zu suchen. Da derselbe sich nicht legte, so mußten wir auf dieser kahlen Stelle übernachten, und konnten erst am folgenden Morgen den See vollends durchschneiden. Nachm. gelangten wir an den Muddy- (Schlamm-) See, welcher seinen Namen mit Recht führt, da er bloß aus einigen Canälen besteht, die sich zwischen ausgedehnten kothigen Ufern, welche im Frühling unter Wasser gesetzt werden, hinwinden. Wir traten bei einem Indianischen Zelte, in welchem zwei zahlreiche Familien, die zusammen 30 Köpfe zählten, haus'ten, an's Land. Diese jämmerlichen Wesen hatten fast keine Kleider auf dem Leibe und waren durch Keichhusten und Masern hart mitgenommen. Als wir ankamen, beschäftigten sie sich gerade mit der Errichtung eines Schwitzhauses für ihre Patienten. Ein solches, denken sie, müsse, wenn dabei noch gesungen und getrommelt wird, alle Krankheiten unfehlbar heilen. Nachdem unsere Begleiter gegen Rum und Taback einige Gänse ausgetauscht, reis'ten wir noch einige Meilen weiter, so daß unsere ganze Tagereise 20½ M. austrug und rasteten auf der Devilsdrum- (Teufelstrommel-) Insel. Auf einer benachbarten Insel hatte eine zweite Indianergesellschaft, der Gänse- und Entenjagd wegen, ihre Wohnung aufgeschlagen.

Den 16. schifften wir 18 M. den Saskatchawan hinab. Seine Ufer sind hier niedrig, mit Weiden bestanden und mit Treibholz bedeckt. Die Umgegend ist morastig und häufig von Armen des Flusses durchschnitten. Nachdem wir einen Büchsenschuß durch das Weidendickicht an den Ufern hingeschifft waren, befanden wir uns in einem weitläuftigen Sumpfe, der bloß durch eine ferne Kette von Weiden einige Abwechselung erhielt, die den Lauf eines Criks, oder eines, zum Fluß gehörigen Armes bezeichnet. Derjenige, welchen wir heute befuhren, ist fast 500 Yards breit. Die Ausdünstung des Marschbodens erzeugte einen Nebel, der sich dicht an dem Boden verhielt, während der Himmel darüber vollkommen heiter war. Wir kamen heute an drei Indianischen Zelten vorüber, deren Insassen in noch kläglichern Umständen zu seyn schienen, als diejenigen, welche wir gestern getroffen hatten. Eben waren sie mit der Beschwörungsceremonie, welche sie mit einigen ihrer kranken Gefährten vorgenommen hatten, fertig; an einem Baume hieng ein todter Hund, der so eben irgend einer Gottheit geopfert worden war. Bei Veränderung ihres Wohnorts lassen sie solche Aeser derselben Stelle zurück.

Wir setzten den 20. unsere Reise stromaufwärts etwa 30 M. weit fort, ohne daß sich die Gegend wesentlich verändert, oder irgend ein merkwürdiges Ereigniß zugetragen hätte. Der strenge Frost, welcher selbst am Tage nur bei äußerst hellem Sonnenschein nachließ, und die südwärts ziehenden Flüge von Enten und Gänsen deuteten auf den nahen Winter. Des Morgens langten wir bei einer Indianergesellschaft an, welche sich, der Wasserjagd halber, hinter dem Ufer des Flusses, am Rande eines kleinen sumpfigen Sees, gelagert hatte. Hier sahen wir zuerst ein großes Zelt; seine Länge betrug gegen 40 F., die Breite 18; die Wände bestanden aus Moosethierleder und hatten Zuglöcher für den Rauch, welcher von den, an dem einen Ende befindlichen Feuern aufstieg. So lang wie das Zelt war, zogen sich an beiden Seiten hölzerne Zarchen hin, zwischen denen sich die Schlafstätten für die verschiedenen Familien befanden; die Trommeln und anderen Zauberinstrumente waren in der Mitte aufgethürmt. Unter den Indianern befanden sich sehr viele von der gemischten Race, die das Jägerleben mitmachten. Der Gouv. Williams ließ jedem männlichen Mitgliede des Stammes einen Schnaps und ein Stück Taback reichen.

Den 21. schneiete es vom Morgen bis den Nachm. heftig. Abends verließen wir den Saskatchawan und liefen in den Little- (Kleinen) Fluß ein. Derselbe bildet einen der zwei Ausflüsse des Pine-Island- (Fichteninsel-) Sees. Wir rückten heute 14¼ M. vor. Den 22. war das Wetter äußerst kalt und stürmisch und wir hatten gegen einen heftigen Wind zu kämpfen. Das Flugwasser gefror, so wie es auffiel; und die Ruder wurden dadurch so mit Eis beladen, daß sie kaum gebraucht werden konnten. Wir legten heute 11 Meilen zurück.

Der folgende Morgen war sehr kalt; wir schifften uns bei Tagesanbruch ein, durchschnitten einen Theil des Fichteninselsees und langten, nach einem Wege von 3½ M., zu Cumberlandhouse an. An dem Rande des Sees lag eine so breite Eiskruste, daß wir uns auf eine beträchtliche Strecke nach dem Landungsplatze durchbrechen mußten. Als wir nun überlegten, daß die wenigen, zu Anfang des Winters eingetretenen Fröste solche Wirkungen hervorgebracht hatten, überzeugten wir uns von der Unmöglichkeit, in diesem Jahre noch weiter zu Wasser vorzudringen, und machten daher von des Gouv. Williams's freundlicher Einladung, den Winter in seiner Gesellschaft in diesem Posten zu verleben, Gebrauch. Alsbald legten wir einen Besuch bei Hrn. Connolly, dem hier residirenden Actionnär der Nordwestgesellschaft, ab und überreichten demselben Hrn. M' Gillivray's Circularschreiben. Er versicherte uns, er werde der Expedition in jeder Hinsicht nützlich zu seyn suchen, und bewies später durch die That, daß sein Versprechen aufrichtig war. Da man zu Cumberlandhouse nicht auf so viele Winterbewohner eingerichtet war, so mußten neue Zimmer eingerichtet werden und unsere Leute machten sich alsbald daran, ein unausgebautes Haus so schnell als möglich in Stand zu setzen.

Den 8. Nov. Auf die strengen Fröste, welche wir vor unserer Ankunft gehabt hatten, war mildere Witterung gefolgt, und so währte es bis zum 6. d. M., ehe der See vollkommen zugefroren war; allein heute Morgen war das Eis fest genug, um mit Schlitten übersetzen zu können. Die Hunde wurden ganz in der Frühe angespannt und die Winterbeschäftigungen begannen damit, daß man einen Transport Fische vom Swampyfluß abholen ließ, wo man kurz vor dem Eintritte des Frostes einige Fischer angestellt hatte. Die Leute, wie die Hunde, schienen sich über diese Veränderung zu freuen und die Schlitten fuhren munter von dannen. Ein Indianer, welcher am vorhergehenden Abend angekommen war, um für seine, wie er angab, verhungernde Familie einige Lebensmittel zu erbitten, begleitete sie. Seine Leute hatten durch den epidemischen Keuchhusten und die Masern viel gelitten und die Jäger waren noch zu geschwächt, um für Wildpret sorgen zu können. Er erhielt einigen Proviant, und den Leuten aus dem Fort wurde aufgetragen, seinen Vater, einen alten treuen Jäger, nach dem Posten zu bringen, damit er sich dort sättigen und erwärmen könne. Dieß geschah denn auch, allein er gab nach wenigen Tagen den Geist auf. Zwei Tage vor seinem Tode sah ich ihn mit Verwunderung bei schneidend kaltem Wetter fast 3 Stunden lang in der Sägegrube sitzen, wo er sich damit beschäftigte, seinen, bis an die Hüften nackten Körper mit Sägespähnen zu bewerfen. Da der Mann seinen gesunden Verstand noch hatte, so glaubte ich, er verrichte, weil er sein Ende nahen fühle, irgend eine religiöse Ceremonie. Sein seltsames Benehmen bewog mich, ihn in der Nähe zu beobachten. Kaum bemerkte er indeß, daß man ihn belausche, so hörte er auf, zu manövriren, hieng den Kopf und gab durch sein Benehmen zu verstehen, daß er meine Annäherung für eine Indiscretion halte. Im Fort konnte mir Niemand über diese Sache Aufschluß geben, auch konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ob die Indianer bei der Annäherung des Todes irgend einen besondern Gebrauch beobachten.

Den 15. Nov. Täglich wurde das Eis auf dem See stärker und der Frost hatte jetzt die schnelle Strömung des Saskatchawan beinahe überwunden; in der That setzten heute Leute von beiden Forts, welche ausgeschickt wurden, um die Indianer aufzusuchen und ihnen ihr Pelzwerk und etwaige Lebensmittel abzuhandeln, auf dem Eise über den Fluß. Die weißen Repphühner, welche man für unfehlbare Vorboten des strengen Winters hält, ließen sich heute zum ersten Mal in der Nähe des Posten blicken.

Montag, den 22. Nov. Der Saskatchawan und alle übrigen Flüsse waren jetzt vollkommen zugefroren und nur ein kleiner, äußerst reißender Bach in der Nähe des Forts stand noch offen. Im Laufe der Woche bezogen wir das Haus, mit dessen Einrichtung unsere Leute sich seit unserer Ankunft beschäftigt hatten. Wir fanden die Wohnung anfangs äußerst kalt, obgleich in jedem Zimmer ein starkes Feuer brannte, und häufig froren wir an der einen Seite unseres Körpers, während wir an der andern beinahe versengt wurden.

Den 24. Nov. Das Nordlicht war eine kurze Zeit am vergangenen Abend in unbedeutender Stärke sichtbar gewesen. Einige Indianer kamen an, um Proviant zu holen, da sie durch Krankheit ganz untauglich für die Jagd geworden waren. Die armen Geschöpfe sahen jämmerlich aus und konnten ihr Elend nicht schrecklich genug schildern. Wirklich erdulden dieselben in ungünstigen Jahren, wenn die Jagd und Fischerei schlecht ausfallen, den äußersten Grad menschlichen Elends. Man versicherte mir von vielen Seiten her, daß unter ihnen noch viele Männer und Weiber leben, welche dem Hungertode nur dadurch entgangen sind, daß sie die Leichname ihrer eigenen Familienglieder verzehrten. Ein gräßliches Beispiel wurde von einer Frau erzählt, welche die Ermordung mehrerer Personen, unter denen sich ihr Mann und ihre nächsten Verwandten befanden, veranlaßt hatte, um sich Lebensmittel zu verschaffen.

Den 28. Nov. In der letzten Woche war die Atmosphäre beständig heiter gewesen; zu Ende derselben fieng es an zu schneien und das Thermometer stieg von 20º unter dem Nullpunkt bis 16º darüber. Zweimal bemerkten wir ein schwaches Nordlicht. Unsere Leute brachten aus dem Zelte der Jäger Moosewildpret. Dasselbe ist bei dem Berge Basquian, 40-60 Meilen von Cumberlandhouse, aufgeschlagen und versorgt das Fort hauptsächlich mit Fleisch. Die Einwohner müssen ihren Bedarf an Fischen fast eben so weit herschaffen und man bedient sich zum Transport der Pferdeschlitten. Zwar werden täglich in den Fichteninselsee Netze gelegt und zuweilen schöne Störe, Tittameg und Forellen gefangen; allein diese kommen bloß auf den Tisch der Beamten.

Bis zum 20. December hatten wir milde Witterung; am 13. trat entschiedenes Thauwetter ein, so daß der Saskatchawan aufgieng und der Uebergang zwei Tage lang unterbrochen war. Wir hörten jetzt erfreulichere Nachrichten in Betreff der Indianer welche wieder zu Kräften kamen und ein wenig zu jagen anfiengen. Jedoch glaubte man allgemein, der Verlust ihrer Kinder und Verwandten habe sie so gebeugt, daß sie erst spät im Jahre einiger Anstrengungen fähig wären, um mehr Wildpret zu erlegen, als sie dessen zu ihrem eigenen Unterhalt bedurften. Es ist sehr zu bedauern, daß man diese armen Menschen während ihres langen Verkehrs mit den Europäern nicht mit den beklagenswerthen Folgen einer gänzlichen Unthätigkeit und einigen Trostgründen bekannt gemacht hat, welche die christliche Religion unter allen Verhältnissen des Lebens darbietet. Wie konnte man dieß indeß von Leuten erwarten, welche ihre eigenen Kinder, die Halbindianer, in derselben kläglichen Unwissenheit über einen Gegenstand ließen, der für das Leben so äußerst wichtig ist. Jedoch dürfte, in Bezug auf die letztern, bald eine wohlthätige Veränderung erfolgen, da der Gouv. Williams zu Cumberlandhouse eine Schule für die Kinder einrichten will und der Gottesdienst daselbst schon seinen Anfang genommen hat.

Durch die Unterredung, welche ich mit den gebildeten Männern zu Cumberlandhouse hatte, überzeugte ich mich von der Nothwendigkeit, während des Winters in den Athabaskadistrikt zu reisen, weil ich von den dort wohnenden Europäern am besten über die Beschaffenheit und die Hülfsquellen des, nördlich vom großen Sclavensee liegenden Landes unterrichtet werden und mir dort allein Führer, Jäger und Dolmetscher verschaffen konnte. Ich hatte vorläufig an die Interessenten der Nordwestcompagnie geschrieben, dieselben um Unterstützung der Expedition gebeten und sie von unsern Bedürfnissen unterrichtet. Als ich mir die Sache jedoch weiter überlegte und die verschiedenen Zufälle bedachte, welche jene Briefe unterwegs aufhalten könnten, so beschloß ich, so bald als möglich in das Athabaskagebiet zu reisen, und theilte meine Absicht dem Gouv. Williams und Hrn. Connolly nebst der Bitte mit, mich gegen Mitte Januar in den Stand zu setzen, in Begleitung des Hrn. Back und Hepburn's abreisen zu können; während Dr. Richardson und Hr. Hood bis zum Frühling zu Cumberlandhouse verweilen sollten.

Nach dem 20. Dec. wurde das Wetter streng und das Thermometer stand ohne Ausnahme unter 0. Am Weihnachtstage war es vorzüglich stürmisch; jedoch konnte der Sturm nicht verhindern, daß die Festlichkeiten, welche jährlich an diesem Tage zu Cumberlandhouse stattfinden, ihren regelmäßigen Fortgang hatten. Bei dieser Gelegenheit kehrten alle Leute, welche nach Lebensmitteln oder Pelzwerk in die verschiedenen Distrikte ausgesandt worden waren, zurück und wurden mit einem reichlichen Mittagsmahl bewirthet, auf welches Abends ein Tanz folgte.

Den 1. Jan. 1820. Das neue Jahr wurde durch wiederholte Musketensalven eingeschossen. Dieser Gebrauch ist von der Mannschaft der beiden Handelsgesellschaften seit vielen Jahren beobachtet worden. Wir speis'ten bei Hrn. Connolly zu Mittag, wo wir einen Biberbraten hatten, den wir ungemein schmackhaft fanden. Abends wurde seinen Leuten ein Tanz gestattet, bei welcher Gelegenheit die Canadier einige Grazie und sehr viel Gewandtheit an den Tag legten. Ja, sie wußten sogar ihren Tänzerinnen einen Theil ihrer Lebhaftigkeit und Lustigkeit beizubringen. Die Frauen von der gemischten Rare lieben den Tanz leidenschaftlich, doch wird ein Fremder, der ihren scheinbaren Mangel an Lebhaftigkeit mit ansieht, auf das Gegentheil schließen. Sie affectiren bei solchen Gelegenheiten ein höchst nüchternes Betragen, welches mit ihrem sonstigen Charakter in geradem Widerspruch steht.

Den 10. Jan. Ich ersuchte heute den Gouv. Williams und Hrn. Connolly schriftlich, zwei Canoes mit Leuten und Zubehör bereit zu halten, um den Dr. Richardson und Hrn. Hood, sobald die Schifffahrt aufgienge, mit dem Gepäck nach Chipewyan nachzubringen, und erhielt von beiden Herren von Neuem die verbindlichsten Versicherungen. Ich sah ein, daß ich vor meiner Abreise, in Bezug auf die zu Stromneß gemietheten Bootsknechte, etwas bestimmen müsse. Ich hatte den Contract nur bis Fort Chipewyan mit ihnen abgeschlossen und nur einer derselben erklärte sich bereit, mich bis jenseits des Athabaskasees zu begleiten, und da sich ergab, daß die Uebrigen aus Athabaska vielleicht nicht früh genug nach der Yorkfactorei zurückkehren könnten, um auf dem nächsten Hudsonsbaischiffe nach Hause zu kehren, so beschloß ich, sie nur in dem Falle weiter mitzunehmen, wenn Dr. Richardson und Hr. Hood im nächsten Frühjahr keine andern Leute aufbringen könnten; sondern sie vielmehr nach York zu schicken, um unsere Vorräthe nachzubringen, worauf sie noch zeitig genug nach der Küste zurückkehren konnten, um auf dem ersten Schiffe heimzukehren. Dem Dr. Richardson und Hrn. Hood gab ich die nöthigen Instructionen und beauftragte sie, die naturhistorischen und andern Sammlungen mit der ersten Gelegenheit nach der Yorkfactorei zu schicken.

Die zu Cumberlandhouse befindlichen Gebäude der beiden Compagnien liegen dicht neben einander am obern Ende einer schmalen Insel, welche den Fichteninselsee vom Saskatchawan trennt, von welchem letztern sie etwa 2¾ M. in nördl. Richtung entfernt sind. Es sind Blockhäuser, die ohne besondere Rücksicht auf Bequemlichkeit erbaut, von hohen Pallisaden umgeben und auf den Seiten durch hölzerne Bastionen beschützt sind. Wegen der Schwierigkeit Glas in das Binnenland zu transportiren, sind die Fenster statt dessen mit Pergament von geringer Güte versehen, welches die Weiber aus Rennthierhäuten fertigen. Sollte der Gouv. Williams jedoch länger hier residiren, so würde sich der Posten binnen wenigen Jahren bedeutend heben, da sich jener sehr für denselben interessirt. Die Umgegend besteht aus niedriger Länderei; allein der Boden, welcher ziemlich viel Kalksteine enthält, ist fruchtbar und würde sich zum Getraide- und Gemüsebau gut eignen. Viele Küchenkräuter sind schon in ziemlicher Vollkommenheit producirt worden und die Kartoffeln können sich recht gut mit den Englischen messen. Die wildwachsenden Kräuter würden allen Europäischen Hausthieren Futter gewähren. Die Pferde finden selbst im Winter hinreichenden Unterhalt und Hornvieh würde man leicht durchbringen können, wenn man Heu machte, welches ohne Schwierigkeit angeht Der wilde Büffel scharrt den Schnee weg, um zu dem Grase zu gelangen, und das Pferd, welches von den Spaniern bei der Eroberung von Mexico eingeführt wurde und hier im wilden Zustande lebt, hilft sich auf eben die Weise. Das Rind, welches erst später von Europa herübergebracht worden ist, weiß sich indeß seinen Unterhalt noch nicht selbst zu verschaffen (Bemerk. des Dr. Richardson).. Auch die Schweine gedeihen, wollen aber im Winter warm gehalten seyn. Offenbar können sich also die Europäer bei einiger Betriebsamkeit, in Bezug auf die Nahrungsmittel, von den Indianern weit unabhängiger machen und sich zugleich der vielen Sorgen überheben, welche sie, im Fall die Jagd dürftig ausfällt, beunruhigen. Um die Gebäude her ist die Holzung wegen des starken Bedarfs an Brennmaterial beträchtlich ausgehauen; daher bietet die Gegend, vorzüglich im Winterkleide, wenig Anziehendes dar, zumal da nur wenig lebende Gegenstände in derselben aufstoßen. Höchstens lassen sich zuweilen ein Fuchs, Marder, Wolf, Caninchen oder ein Paar Vögel sehen. Von den letztern blieben den Winter über nur Raben, Elstern, Repphühner, Kreuzschnäbel und Spechte. Bei dieser allgemeinen Stille fühlen die Europäer wenig Aufforderung, sich in's Freie zu begeben, wenn es nicht ihre Geschäfte erheischen, und da sich die unsrigen am schicklichsten in der warmen Stube erledigen ließen, so gewöhnten wir uns unvermerkt an eine sitzende Lebensart. Indessen empfanden wir, wenn wir ausgiengen, nicht die geringsten üblen Folgen von der Veränderung der Temperatur, obgleich das Thermometer 30º unter dem Nullpuncte stand.

Die in der Nachbarschaft wohnenden und diese Niederlassungen besuchenden Indianer gehören zu dem Stamme der Crihs oder Knistenoer. Dieser bildete einst eine mächtige und zahlreiche Nation, welche ein weites Gebiet durchstreifte und sich durch seine räuberischen Züge allen Nachbarn, sonderlich den nördlichen Indianern und einigen Stämmen am Saskatchawan und Biberfluß, furchtbar machte. Doch ist ihr Ansehen schon lange gesunken und gegenwärtig sind es vielleicht die Unschädlichsten und gutmütigsten von allen Indianern. Dieser Wechsel muß ihrem Verkehr mit den Europäern zugeschrieben werden; daß sich ihre Zahl so bedeutend vermindert hat, rührt wohl großentheils daher, daß man die geistigen Getränke ohne alles Maaß und Ziel unter sie eingeführt hat. Dieses Gift lieben sie so leidenschaftlich, daß sie jedes Opfers fähig sind, um es sich zu verschaffen. Sie gelten für gute Jäger und betreiben dieß Gewerbe mit Eifer. Bogen und Pfeile haben sie gänzlich verabschiedet und der Schlingen bedienen sie sich nur noch zum Caninchen- und Repphühnerfange; daher hängen sie, in Ansehung ihres Unterhalts, gänzlich von den Europäern ab, die ihnen das Feuergewehr und die Munition liefern, und sind daher wahrscheinlich mehr in der Gewalt der Handelsleute, als irgend ein anderer Stamm. Da ich selbst nur wenige vereinzelte Gesellschaften und diese auf kurze Zeit und unter ungünstigen Umständen, von Krankheit und Hungersnoth heimgesucht, gesehen, so kann ich aus eigener Beobachtung über ihre Sitten und Gebräuche nichts Befriedigendes berichten und muß daher den Leser auf des Dr. Richardson Bericht verweisen, welchen er im folgenden Capitel finden wird. Jener Herr hatte, während seines langen Aufenthalts in diesem Posten, häufig Gelegenheit, die Eingebornen zu sehen und sich mit ihrer Sprache ziemlich vertraut zu machen.

Den 17. Jan. Diesen Morgen hatte der jagdliebende Theil unsrer Gesellschaft Gelegenheit, einer neuen Art von Lustbarkeit beizuwohnen. Es war die Nachricht eingelaufen, daß ein Wolf mit einem Schlageisen, in welches er sich gefangen, durchgegangen sey und man zog daher mit zwei Englischen Doggen und einem Dachshunde, welche erst diesen Sommer nach Amerika gebracht worden waren, aus, um dem Gaudiebe nachzusetzen. Als die Hunde des Thiers zuerst ansichtig wurden, geriethen sie in Furcht und bellten es von ferne an; wahrscheinlich würden sie den Angriff nicht gewagt haben, wenn nicht einer der Jäger den Wolf durch einen Schuß niedergestreckt hätte. Alsbald fuhren sie jedoch zu und ihre Wuth wurde durch die Bisse, die ihnen der Wolf beibrachte, nur vergrößert. Nachdem das Raubthier gewürgt war, wurde es nach dem Fort geschafft. Es glich im Allgemeinen der Art von Hunden, die man hier zu Lande häufig sieht, allein es war größer und hatte ein grimmigeres Ansehen. Hr. Back und ich hatten zu viel mit den Vorbereitungen unserer Abreise, welche auf den folgenden Tag festgesetzt war, zu thun, als daß wir an der Jagdparthei hätten Theil nehmen können.

Cumberlandhouse liegt, unsern Beobachtungen zufolge, unter 53º 56' 40'' n. Br. und 102º 16' 41'' w. L. Seine Entfernung von der Yorkfactorei beträgt, mit Einschluß der Biegungen, 690 Meilen.


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