Ludwig Frahm
As noch de Trankrüsel brenn'
Ludwig Frahm

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

En Buernsprök

Vadder!

Wat schall ik? Schoster Öwerdiek dreiht den Kopp hastig rüm un kiekt sin Fru Lieschen gnaddig an. Se awer lett sik nich inschüchtern, steiht mit de Hänn' up de breeden Hüften inne Dör von de Schosterkamer un snackt wieder: Vadder, hest du denn ganz de Buernsprök vergeeten? Nahwer Springer is as vör tein Minuten öwer'n Dörpsplatz gahn!

Dunnerkiel! Dat harr ik öwer den scheefbeenigen Scheeper Daniels sin olen Steweln bald ganz utsweet.

He smitt de Schört up en Stohl, slenkert sin Slarpen von de Föt, bohrt sik nah eenige Verwesselungen mit Steweln von sin Kunden toletz in sin eegen rin, fohrt sik mit en Hornkamm, de de meisten Tinn' verloren hett, dör sin spärlichen Haar un den babylonischen Kinnbart un schütt driebends ut de Blangdör ok nah'n Krog.

De Buervagt harr en grote Döns; awer ditmal weer se proppenvull. De Schoster müß sik up den Halunkenplatz bi de Dör dalsetten.

An dree grote Eekendischen seeten se dar up Holtbanken un Drechslerstöhl rüm, de veerschrödigen un de slackerigen, de swienplietschen un de dösbatteligen, de querköppigen, diesnackigen, rammdösigen un sünnernklasschen Buern as Grotmacht inne Mitt un in de Eck de paar Handwarkskröten, de se nich up de Tell harrn, un wenn se ok noch so negenklok un fulsnutig weern.

Allens weer still, denn dat Kapitel von dat Weder weer all lang un breed verhackstückt worrn.

De Buervagt Hans Göben stünn vör sin Schenkschapp, parl' den Schoster ut den achtkantigen Buddel en Köm in, stell em up de Toonbank, wo de Schoster sik dat Glas afhaln kunn, wisch sik den Dum' an de Büxennaht af un nöhm twüschen twee Buddels en Breef mit en rodes Siegel rut.

Darup lett he sin 214 Pund up'n Lehnstohl bi den Hauptdisch falln, nimmt de Meerschumpiep en Ogenblick ut den linken Mundwinkel un seggt: Je, Lüd, de Sak is de. Ik hev en Schrieben kreegen . . .

Wat hett he kreegen? fragt Grothannis, de up een Ohr nich mehr hören kann.

Ik hev en Anfrag kreegen von de Isenbahndirekschon, ob wi in unsen Dörp en Bahnhoff hebben wüllt.

Wat will he hebben?

Ik will nix hebben . . . ob wi bi uns' Dörp en Bahnhoff hebben wüllt.

Wat wüllt wi mit'n Bahnhoff? wat schüllt wi mit'n Bahnhoff!

Je, Lüd, dat is ja grad de Frag, worüm wi hüt tosam kamen sünd. De Isenbahn-Direkschon schrift uns, – ik kann dat Schriftstück je man vorlesen . . .

Nee, dat deiht nich nödig, vertell uns dat man.

Schrift uns, ob wi dar tein Minuten buten Dörp, wo de Heidkampsweg un de Isenbahn sik snied't, nich leewer en Bahnhoff hebben wüllt; dat weer en groten Vörtel för uns.

So? wer seggt dat?

Dat hörst du ja, dat schrievt de Herrn ut Lübeck uns; denn müssen wi uns binn' veertein Dag' erklären, eher de Bahnbu in Angreep nahmen ward.

Je, hebbt de Kerls uns wat to seggen?

Gar nix hebbt's uns to befehlen, ut anner Lüd ehr Hut is god Rehmen snieden! meenst du nich ok, Nahwer Scheel?

Nu ward dat en Gebrumm' un Gelarm; hier steekt en paar de Köpp tosam, un up den annern Enn' sleit all een uppen Disch.

Toletz nehmt se doch Vernunft an, un de Vagt kümmt wedder to Wort: »Ja, Lüd, mi dünkt, wie hebbt de Sak nu genog ünner uns bespraken; eenig möt wi uns vunabend warrn. Entweder wie seggt Ja, oder se föhrt uns vörbi.

Je, schulln wi dar würklich Nutzen von hebbn?

Dat weet ik nich.

Nee, Schaden hebbt wi, nix as Schaden!

Je, Lüd, denn sprekt Ju doch mal apen ut; Nahwer Drenkahn, He is doch de Öllst, He kunn ja mal toerst sin' Verscheel darto seggen.

Drenkahn: Kinners, mi dünkt, wi lat ehr susen; wi sünd nu so schön mit de Peertucht in'n Gang; ik glöv, denn ward de Peer so billig.

Lühmann: Un wat kann dar bi'n Bahnhoff rüm vör Unglück mit uns' Peer un Köh geschehn. Alle Ogenblick holt se dar still, un dat pufft un piept un rummelt in eensen to. Ik weet je Bescheed, wie mi dat mit min beiden Swarten güng', as ik 1849 bi Rendsborg Kriegsfohren dahn hev. Du leewe Tied noch mal!

Detlev Hamann: Ik meen ok, wi möt de Sak nich so licht ansehn. Uns' Hüs sünd noch all' mit Stroh deckt. Se schüllt man ümmer Füer holn, un wie licht is so'n Dack inne dröge Tied in Brand. Rutscht se awer flink bi uns mank de Knicken henlang; denn hett dat so licht keen Gefahr.

Stoffer Ritzel, gewöhnlich heet he Piepen-Stoffer: Un denn de lütten Kinner. De lat ja dat Japen nich. De föhrt se uns all' so nah un nah dot.

Klas Schinkel, de Stubbenkieker: Un wer mutt de Strat nah den Bahnhof buen? Keen anners as wi; mi dücht, wi hebbt all genog Lasten un Afgaben to dregen.

Hans Störwohld: Hebbt Ji ok all an de Deensten dacht; jeden Sünndag, den' Gott kamen un wardn lett, föhrt uns' Knechen un Deerns to Stadt, un de Lohn ward höger.

Jürn Hamm: Denn kümmt hier so veel losbannig Gesinnel; dat siedelt sik hier an, un los wardn künnt wi se denn nich wedder. Wenn se denn keen Brot mehr findt un keen Hemd öwer'n Lief hebbt; denn liggt se up unse Kosten in't Armenhus.

Dietz mit de Mütz: Mi fallt noch eben to rechter Tied de Schol in. De Schol ward to lütt. Wi möt en Fack anbuen un noch een' Schollehrer anstellen, un mi dücht, de een kost uns all Geld genog.

Schoster Öwerdiek: Steweln un Schoh krieg ik denn woll nich mehr to maken, dat ward denn ut de Stadt halt. En beten Flickerie, dat's all'. Wat seggst du, Snieder?

Snieder von Appen: Du hest mi ganz ut de Seel spraken. De nien Moden kamt ok hier her, un denn bün ik ganz achterdal. Un Smid un Ramaker geiht dat ebenso.

Dat köm awer anners, as he dacht harr. De Smid Behn plög nich mit em up een Stück: Wenn ik min'n Verscheel seggen schall, so meen ik, wi gaht mit de Welt fort. Dat givt en ganz annere Wendung in'n Ort. Wi künnt uns' Melk un Korn licht los wardn, un wat wi brukt, kümmt uns veel billiger mit de Isenbahn as to Wagen.

Schinkel: Nu, hör mal den Smid an. He denkt blot an sik; nu will he uns nich mal dat beten Fahrlohn för Isen un Kahln günn'.

Franz Möller (achter sin'n Rügg nenn' se em, wiel he mal en Eeken ut den Toslag stahln harr, den Oberförster): Dat duert keen tein Jahr mehr, denn steiht in'n Toslag keen Bom mehr, ward all' to hogen Pries verköfft. Nu künnt wi noch mal en billig Stück Holt köpen, un de lütten Lüd hebbt frie Sammeln. Dat fallt tonösten all weg.

Ramaker Stemhagen: Se lacht uns ut, wenn wi den Bahnhoff utslaht. Se wiest dree Miel inne Runn' mit Fingern up uns, un de Kinner up de Strat vertellt sik, dat wi hunnert Jahr achter de Russen torügg sünd.

Schinkel: Hört Ji wull? He will de Wagen to de Isenbahn maken; he will en groten Leeweranten wardn. Sett di man keen Rupen in'n Kopp, dat se di een Rad günnt. De letzte Wagen, den du mi makt hest, is nu all bucklahm.

Maler Schönsang (he weer en Hochdütschen): Wenn das bei mir zu Hause gewesen wär', mit alle Zehn hätten sie zugegriffen nach'n Bahnhof. Aber Ihr habt alle nich Morgenstern genug, habt Ihr nich. Das sag ich und dabei bleib' ich.

Mehrere: Nu hör' den herlopen Minschen an, will uns olen Lüd unmünnig maken, will uns as Dösbattels henstelln. Schäm di wat, Hans-Quast, hest hier garnix to seggn. – Smiet'n Kerl rut!

Stüben: Wo is de Schollehrer denn? De pleggt ja ok mennigmal en vernünftig Wort to seggn.

Ritzel: De hett hier nix mittoreden. He betahlt keen Dörpslasten.

Stüben: He hölt je awer dat Wochenblatt un weet, wie dat buten in de Welt hergeiht.

De Buervagt: Ja, hal den Schollehrer man mal her. He kunn uns de Sak mal en beten to Papier bringn. Mudder, hal de Lamp man mal rin. Also wi wüllt den Bahnhoff nich hebben?

Nee, nee, nä, nä, lat'n susen.

De Lamp köm, awer de Scholmeister nich. He harr en goden Rüker hatt un wull sik nich argern. So würr denn ahn em en Schriftstück affat, dat heet so:

Auf Ihre Zuschrift von wegen Anlage eines Bahnhofes bei unsern Dorfe oder nicht teilen wir Sie hierdurch mit, das wir uns da nichts aus sehen können, indem das die Ferde dann billiger werden und noch viele andere Gründe mehr. Die überwiegende Stimmenmehrheit ist die, auf dem Bahnhof ganz und gar zu verzichten, womit alle gehorsamst Unterzeichneten einverstanden sind.

Darünner stünn' de Nams un dreemal dree Krüzen.

Kashagen, den 15. Juni.


 << zurück weiter >>