Ludwig Frahm
As noch de Trankrüsel brenn'
Ludwig Frahm

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Peter mit de Grundsätz'

Ik hev mi nu all dörtig Jahr lang doröwer wunnert, dat de Kinner bi uns inne Scholn so lütte Näsen hebbt, un dat naher so veel grote, krumme un dicke Gewels, Gurken un Zinken bi de groten Lüd andrapen ward.

As ik awer noch to Schol güng, seet linker Hand neben mi en Jung mit Namen Peter, de harr damals all en ganz staatschen Haken, so dat eenige Lüd, de sin' Tonamen nich wüssen, em »Peter mit de Näs'« nömten. Dissen Nam' hett he awer nich beholn, – un dat will up'n Dörpen veel seggen, – nee, en Dutz Jahr wieder, löp he mit den Nam »Peter mit de Grundsätz'« ümher, un nu markt woll all jeder, dat Peter en intrisanten Minschen un sin Geschicht weert to vertelln is.

Peter sin Vader weer all fröh as'n Daglöhner storben, sin Moder güng nu mit Stuten in't Dörp rüm, tweemal de Week. De annere Tied spünn' un wüsch se. Peter hörr' in'n Sommer bi den groten Buern Stahmer de Köh, un in'n Winter eet un drünk he sik för Köhfodern, Holthacken un annere ehrliche Hantierungen up desülwe Städ so mit lang.

Peter weer armer as arm. Awer dat bleev he nich lang'; denn as he nu as Buerknecht deen, seeg he sik nah Grundsätz' üm, un de bröchen em up de Strümp, hölpen em up en grönen Twieg. In dree Jahr harr he all hunnert Daler up de Sporkaß, un dat wull to damalige Tied veel seggen.

Grundsätz' müß de Minsch hebben, harr sin Vader seggt; dat weer dat eenzige, wat Peter von em arvt harr. Nu wüß he as Jung erst lang' nich, wat en Grundsatz weer; awer he grüwel un grüwel so lang', bet he dat rut harr, dat en Grundsatz en Stock in'n Leben weer, womit man sik stütten un wehren kunn, en Ledder, woran man up un dal stiegen, en Strang, woran man sik henlang föhlt un annere Lüd, wenn't sien mutt, mittreckt.

He grüwel ok daröwer nah, wat dat nu för Grundsätz' sien müssen; ob de hochdütschen Bibelsprüch oder de plattdütschen Sprickwörder vörtotrecken weern. Toletz awer köm he bi sin Grundsätz' up den Grundsatz, dat he se sik sülben maken müß.

Den ersten fünn' he teemlich licht, de leeg in sin Erfohrung, den tröck he ut sin betherige Armot. Wenn he so bedach, dat sin Moder so mennigmal keen paar Schillings to Mehl för en paar Pankoken un Klüten hatt harr un doch so flietig spunn' und so swar mit de Stutenkörf sleept harr gegenöwer den magern Verdeenst, so wüß darut de erste Grundsatz:

»Lat di betahln,
So kannst wat haln.«

De tweete würr up Peter sin erste Reis' geboren. As he verkumfermeert weer, wull he sin öllere Swester mal besöken, de in Hamborg bi fiene Herrschaften deen'. He müß also tom ersten Mal in sin' Leben mit de Isenbahn föhrn. De veerte Klass' weer damals awer noch nich erfunn', un as nu dat Kupee, oder wie heet dat Ding? von de drütte Klass' proppenvull un Peter all teemlich in en Eck preßt weer, steeg in Ahrensborg noch en lütten frechen Kerl in'n blauen Kittel mit'n grote Kiep uppen Puckel in, klemm' sik noch bi Peter up de Bank, un wiel he mit de Kiep uppen Puckel nich sitten kunn, stell' he de Kiep stramm vör Peter sin Been, sodat Peter nu darseet as in'n Schrufstock.

As de Togg nu in Rahlstedt stillhöll, harr Peter sin' tweeten Grundsatz farig, un as de Schaffner de Dör en beten apen mök, wrang' he sik ut sin Gefängnis, schubbs de Kiep mit sin langen Been ut de Dör un wull den Besitzer grad nahsmieten. As de awer sin Gläs' un Tonwaren buten klötern hör, störrt he as en Fischreihermudder up ehr Junges, wat ut't Nest fulln is, nah un keem darbi mit uns Moder Eer, de hier besonners harde Knaken harr, in unsanfte Beröhrung, un Peter reep:

»Kiepenkerls möt rut
Un fallt's ok up de Snut.«

Disse Grundsatz würr em nu besonners leev. He wenn' em an bi jede passende Gelegenheit, nich alleen, wenn em unangenehme Lüd inne Quer keemen, nee, besonners wenn man em Geld ut de Tasch locken wull; wenn he mal Lust to Markt to gahn kreeg, gliek schüchter he de upstiegen Grappen torügg un reep: »Kiepenkerls möt rut.«

Söben Jahr later harr he en drütten Grundsatz upbut, un de bedröp besonners sin eegene Mannhaftigkeit un Ehrenhaftigkeit oder dat Kapitel, wat Gottfried Keller in sin Geschicht »Das Fähnlein der sieben Aufrechten« behannelt un heet:

»Treck Steweln an,
Denn steihst din' Mann.«

 

 

Mit disse dree Grundsätz leet he dat nu bewenn'; denn alltoveel is ungesund. In all de olen Düntjes, Märchen un Geschichten, de he hört oder lest harr, keemen ok meistens man dree Wünsch', dree Heldendaten, dree Upgaben usw. vör; wat däh he mit mehr! –

Peter weer mit de Tied en forschen Kerl wordn. Arms so stark as Windmöhlenflügels; de Lüd sädn, he bör de Plog mit een'n Arm up un wies' den Weg darmit.

En beten duknackig güng he, dat mutt ik togeben, un deshalb harrn's em ok woll nich bi de Gard nahmen. En Schostergesell ut't Dörp, de ok mit to de Uthewung west weer, vertell gern, dat heet, wenn Peter nich in Sicht weer, en Unteroffzier, de ok je nich den fiensten Takt hebben schüllt, as ik mi hev seggen laten, harr Peter nahropen: Jeh man nach Haus zu Muttern und hiet Jänse und Jösseln, dann kannste ander Jahr aus de Dachrinne fressen.

Ik glöv ok nich, dat se Peter sin Grundsätz' bi de Soldaten estemeert harrn. He bleev also uppen Dörpen un kreeg de Stadt nich anners to sehn, as wenn he harvstdags Korn nah den Koopmann bröch.

Ok bi de Buern harr he mit sin Grundsätz nich ümmer Glück, so dat he mennigmal mit en paar Weeken oder Monat' utdeent harr. Tom Bispiel bi Jochen Bestmann. Dar harr de Fru de Büxen an, un se kummandeer un schüll den Dag man eenmal. Dar wenn' Peter sin' drütten Grundsatz an. Dat mag woll to unpassende Tied geschehn sien, nämlich ümmer, wenn de Buer darbi stünn', un so keem de Fru up den Gedanken, Peter wull ehrn Mann upstacheln gegen ehr un ehr dat Regiment ut de Hann' wring'. Un as he an'n drütten Dag wedder von de Steweln anfüng, da fohr se mit en puterroden Kopp up em los, den een' Arm stemm' se inne Siet un de rechte fohr tohöch as'n Toggwieser uppen Bahnhof un wies' liek nah de apen Blangdör: Rut ut min Hus, du näswise, öwerkröppsche, fulsnutige Bengel! . . .

Peter awer kneep dat linke Og to un reet dat rechte wied apen, lach mit sin groten Tähn' dör de geelen Haar von sin' Snauzbart, de as Swiensbösten in'n Bagen öwer'n Mund hüng un so stark weern, dat se getrost en Angelhaken holn kunn'.

Peter snör also sin Bündel un pack sin' Kuffer un weer all den annern Dag bi Friech Meier in't nächste Dörp in Deenst. Nu wüßt he awer woll nich, dat disse gode Mann bi een'n gewissen Juden Moses Levy oder Levy Moses en lütten Baren anbunn' harr', de sik von de gewöhnlichen Baren dardörch ünnerscheed, dat he nich blot Fleesch, nämlich denn mal'n fettes Swien un denn mal'n Koh, freet; nee, he güng toletz to de Plantenfreeters öwer un freet all den Buern sin Korn un würr doch nich satt.

As Peter dissen lütten Juden mit sin' Packen lang de Grotdeel kamen seeg – he smeer grad sin Peergeschirr – güng he teemlich dicht twüschen den Buern un den Juden hendör un brumm:

»Kiepenkerls möt rut
Un fallt's ok up de Snut!«

De Jud begreep bald, dat he meent weer, würr likenblaß, richt sik awer doch gegen den Buern hoch up un säd: Meier, Herr Meier, ich sage nüchmal Herr Meier, entweder dieser ungeslachtene Mensch geht, geht jetzt, sofort, verstehen Sie mir, Herr Meier, oder ich betrete diese Swelle nich wieder, aber ein andrer – mit blanke Knöpf.

Da würr Friech Meier ümmer lütter un meen to Peter: Ja, dat is woll beeter, wi trennt uns. Un Peter weer mit en Virteljahrslohn tofreeden un tröck wedder af wegen een' von sin Grundsätz. Awer se ümtostöten, dat keem em garnich in'n Sinn.

 

 

Peter sin nächste Herr weer Hans Sievers von de Worth; he wahn en beten buten Dörp un weer en Mann, ut den de annern Buern nich rech klok warrn kunn', en beten still un verslaten, en beten vörnehm un upsikholend, en beten minschenschu un doch nich bang, en Herr, de in de erste Tied nich wüßt, ob he sin Lüd mit dat gewöhnliche Du anreden schull, oder ob he ehr de Ehr mit Se andohn müßt. As Peter mal morgens för dat Bett de Steweln antreckt, geiht de Buer an de apen Kamerdör vörbi, smitt mal'n Blick nah Peter un fragt: Na, gar keen Tüffeln?

Nee, seggt Peter, bi mi is dat so: Treck Steweln an, denn steihst din' Mann. –

Nah en halv Jahr tred Peter an'n Sünndagmorgen bi sin Buern an'n Kaffeedisch un geiht em üm högern Lohn an; tachentig Daler weeren em nich genog, hier un dar kreegen de Grotknechen all hunnert, awer negentig müssen dat sin. He wull noch grad hentosetten: »Lat di betahln, denn kannst wat haln«; awer de Herr säd all: Dat is afmakt, Se geev ik gern negentig Daler.

As se den nächsten Harvst so'n beten Aarnbeer fiern un an'n langen Disch bi de hüpen Bodderbrotstöllers seeten, vertell een von de Daglöhners, de Maklers weern gestern bi Timm in Duvenhamm west, harrn den sin Städ halwegs all köfft, üm se utoslachten. Da flög Peter mit de Fust uppen Disch, dat de Töllers klappern un de Tassen un Gläs as up'n slingern Schipp wackeln un röp: »Kiepenkerls möt rut un fallt's ok up de Snut.«

De Buer keek em an un grien, meen awer, dat erste müch woll stimm', awer up de Snut fülln de Art Minschen nich, de keem'n ümmer as de Katten up de Been to stahn.

As Peter an'n Niejahrsmorgen sin Lohn kreeg, frag' de Buer em, ob he Lust harr, in Hogenkamp sin'n Unkel, de old un kränklich un ahn' Kinner weer, sin Tweepeerstell to Maidag för twölfhunnert Mark Pacht to öwernehm'. Da besünn' he sik erst lang', willig awer toletz in.

Se hebbt je awer keen Fru! meen de Buer.

O, ik denk, uns' Grotdeern Stina geiht woll mit . . . wenn' Peter in.

Annern Dag harr Stina sik to't Jawort entslaten, un as de Buer middags mal up'n Busch klopp un frög: Na, Stina, wie ward dat? da säd se: »Treck Steweln an . . .«

Holt, wieder nich! röppt Peter, de Grundsatz blivt min!

So weer he doch toletz mit sin Grundsätz' an de rechte Smäd kam'n, un ik hev mi mennigmal, wenn min Weg öwer Hogenkamp güng', an den forschen, flietigen Mann, sin Fru un flaßköppigen Kinner mit de groten Näsen freut.


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