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Einsamkeit

Einer mit Einem.

Die Leidenschaft baut dem Jüngling eine neue Welt. Durch sie gewinnen für ihn alle Dinge Leben und Bedeutung. Die Natur erhält Bewußtsein. Jeder Vogel auf den Zweigen des Baumes singt ihm jetzt zu Herz und Seele. Die Klänge sind fast wie Worte. Die Wolken haben Gesichter, wenn er sie ansieht. Die Bäume des Waldes, das wogende Gras und die Blumen, die daraus hervorlugen, sind von Verstand beseelt; fast fürchtet er sich, ihnen das Geheimnis anzuvertrauen, um das sie zu buhlen scheinen. Aber Beruhigung und Mitgefühl findet er in der Natur. In der grünen Einsamkeit findet er ein lieblicheres Heim als unter den Menschen:

»Quellengemurmel im dichten Hain;
Wehmütiges Schwärmen im Mondenschein;
Einsames Schweifen durch Feld und Flur,
Wenn längst zur Ruhe ging die Natur;
Mitternachtsglocken, ein Stöhnen voll Schmerz –
Das ist die Speise für unser Herz.«

Seht dort im Walde den schönen Wahnsinnigen! Er ist ein Palast voll lieblicher Töne und schöner Anblicke; er wächst; er ist doppelt ein Mann; die Arme auf die Hüften gestemmt, schreitet er einher; er spricht mit sich selber; er redet das Gras und die Bäume an; er fühlt in seinen Adern das Blut des Veilchens, des Klees, der Lilie; und er spricht mit dem Bach, der seinen Fuß benetzt.

Die Glut, die ihm den Sinn für Naturschönheit erschlossen, hat in ihm auch Liebe für Wohllaut und Rhythmus erweckt. Die Tatsache ist oft beobachtet worden, daß Menschen, die sonst niemals gut zu schreiben vermögen, unter der Eingebung der Leidenschaft gute Verse gedichtet haben.

Die gleiche Macht übt die Leidenschaft auf seine ganze Natur aus: sie erweitert das Gefühl; sie läßt den Rüpel sich anständig benehmen und gibt dem Feigling Mut. Dem jämmerlichsten und verworfensten Menschen flößt sie den Mut ein, herzhaft der Welt zu trotzen, wenn ihm nur die Unterstützung des geliebten Gegenstandes zuteil wird. Indem die Liebe ihn einem anderen gibt, gibt sie ihm noch mehr: sich selber. Er ist ein neuer Mensch mit neuen Wahrnehmungen, mit einem neuen und eifrigeren Streben, mit einer religiösen Feierlichkeit des Charakters und Wollens. Er gehört nicht länger nur seiner Familie und der Gesellschaft an; er ist etwas; er ist eine Persönlichkeit; er ist eine Seele.

 

Nicht immer können Blumen und Perlen, Gedichte und Liebesschwüre die furchtbare Seele, die im Staube haust, befriedigen – ja nicht einmal das Bewußtsein, in einer andern Seele ein Heim zu haben, vermag dies. Sie wächst schließlich über solche Liebkosungen hinaus, indem sie sie als Getändel erkennt – sie rüstet sich mit Wehr und Harnisch und strebt großen, allgemeinen Zielen nach. Die eigentliche Seele, die in der Seele jedes Menschen lebt, dürstet nach vollkommener Seligkeit, entdeckt Unzulänglichkeiten, Mängel und Mißverhältnisse in dem Gehaben des Anderen. Da gibt es Überraschung, Auseinandersetzungen, Schmerz. Und doch – was sie zueinander gezogen hatte, es waren Merkmale von Leiblichkeit, Merkmale von Tugenden gewesen und diese Tugenden sind immer noch da, wenngleich sie dem Blick entzogen sind. Sie tauchen immer und immer wieder auf und ziehen immer wieder an; aber der Blick wechselt, er haftet nicht an den Merkmalen, sondern wendet sich zum Wesentlichen. Dies bringt der verwundeten Liebe die Genesung. Und wie nun das Leben fortschreitet, erweist es sich als ein Permutations- und Kombinationsspiel aller Stellungen, die die Beteiligten einnehmen können, um alle ihre Hilfsmittel aufzubieten und gegenseitig mit den Stärken und Schwächen des Anderen sich vertraut zu machen. Denn Wesen und Zweck dieses Verhältnisses ist es, daß einem Jeden in dem Anderen das ganze Menschengeschlecht sich darstellen soll. Alles was es auf der Welt gibt, alles was wir kennen oder kennen sollten, ist geschickt in den Stoff verwoben, daraus Mann und Weib gemacht sind.

 

Es gibt Augenblicke, wo der Mensch von seiner Liebe beherrscht und ganz und gar in Anspruch genommen wird, wo sein Glück von einer oder von mehreren Personen abhängt. Aber ist er genesen, so sehen wir gleich wieder den Geist – wie den hochgewölbten Himmelsdom – von Milchstraßen unwandelbarer Sterne schimmernd; und die warme Liebe und zärtliche Besorgnis, die wie Wolken über unseren Häuptern dahinziehen, sie müssen ihren begrenzten Charakter des Irdischen verlieren und müssen in Gott aufgehen, um zum höchsten Grad der für sie möglichen Vollkommenheit zu gelangen. Aber wir brauchen nicht zu befürchten, daß wir durch die Fortschritte, die die Seele macht, irgend etwas verlieren könnten. Der Seele dürfen wir trauen immer und immerdar. Was so schön und so anziehend ist wie diese Beziehungen, das kann nur durch etwas noch Schöneres abgelöst und ersetzt werden – und so geht es fort in alle Ewigkeit!

 

Die Seele umgibt sich mit Freunden, um dadurch zu Einsamkeit und intimerer Bekanntschaft mit sich selber zu gelangen, und sie geht allein, um den Wert von Unterhaltung und Gesellschaft tiefer zu empfinden. Diese Methode verfolgen wir unbewußt in dem ganzen Verlauf unserer persönlichen Beziehungen. Der Freundschaftstrieb belebt immer wieder die Hoffnung, einen Gesellen zu finden, und der immer wieder auftretende Drang zur Einsamkeit läßt immer wieder uns diese Jagd aufgeben.

 

Unsere Freundschaften nehmen ein schnelles und armseliges Ende, weil wir sie aus Rausch und Träumerei gewoben haben, anstatt aus der zähen Faser des Menschenherzens. Die Gesetze der Freundschaft sind ernst und ewig, sind aus demselben Gewebe wie die Gesetze der Natur und der Moral.

 

Aufrichtigkeit ist ein Luxus, der wie Diademe und Autorität nur dem höchsten Range zugestanden wird: dieser darf die Wahrheit sprechen, weil nichts über ihm steht, dem er zu schmeicheln oder sich anzuschmiegen hätte. Jeder Mensch ist aufrichtig, wenn er mit sich selber allein ist. Sobald aber eine zweite Person auftritt, beginnt die Heuchelei. Die Annäherung eines Nebenmenschen wehren wir ab durch Komplimente, durch leere Redensarten, durch Lustbarkeiten, durch Geschäfte. Mit einem hundertfaltigen Gewand verbergen wir vor ihm unsere Gedanken. Ich kannte einst einen Mann, der von einer Art von religiöser Schwärmerei ergriffen, diese Drapierung abwarf und ohne Komplimente oder Gemeinplätze sich an das Gewissen eines jeden wandte, dem er begegnete, und zwar mit großer Tiefe und Schönheit der Gedanken. Anfangs fand er Widerstand, und alle Menschen waren einig in ihrem Urteil, er sei verrückt. Da er aber – übrigens nur seinem unwiderstehlichen Drange folgend – eine Zeitlang bei diesem Verfahren beharrte, so hatte er den Erfolg, zu jedem Bekannten in ein Verhältnis zu treten, das auf Wahrhaftigkeit beruhte. Niemand fiel es ein, ihm eine Unwahrheit zu sagen, oder ihn mit einem Gassengeschwätz oder mit Kaffeehausredensarten abzuspeisen, sondern durch eine so große Aufrichtigkeit sah ein jeder sich zu einer gleichen Aufrichtigkeit gezwungen und so ließ er ihn wirklich sehen, was an Liebe zur Natur an Poesie in ihm war und wie die Wahrheit sich ihm darstellte. Aber den meisten von uns zeigt die Gesellschaft nicht Antlitz und Auge, sondern kehrt uns ihre Seite oder ihren Rücken zu. In einem Zeitalter der Lügenhaftigkeit mit den Menschen in Beziehungen zu stehen, die auf Wahrhaftigkeit gegründet sind, das ist wohl einen Wahnsinnsanfall wert – nicht wahr?

 

Ich finde, daß für Unterhaltung – d. h. für die Form, worin Freundschaft sich äußert und ihre Vollendung findet – dieses Gesetz: ›Einer mit Einem‹ unumstößlich gilt. Hüte dich, zu viele Gewässer vermischen zu wollen! Die besten vermischen sich ebenso widerwillig untereinander, wie gute und schlechte. Du kannst mit verschiedenen Menschen zu verschiedenen Zeiten sehr nutzbringende und anregende Dispute haben – aber kommt alle drei zusammen und kein einziges neues und tüchtiges Wort werdet ihr hören. Zwei können sprechen und einer kann zuhören, aber drei können nicht an einem Gespräch teilnehmen, das aufrichtiges Suchen nach Wahrheit zum Zweck hat.

 

Überlaß es Knaben und Mädchen, einen Freund wie ein ihnen gehörendes Eigentum zu betrachten und ein kurzes, alles verderbendes Vergnügen aus ihrer Freundschaft zu saugen, anstatt des edelsten Nutzens.

Laßt uns unseren Eintritt in diese Zunft durch eine lange Lehrzeit erkaufen! Warum sollten wir edle und schöne Seelen entweihen, indem wir uns ihnen aufdrängen? Warum sollten wir Wert darauf legen, zu unserem Freund voreilig in ein persönliches Verhältnis zu treten? Warum sollten wir sein Haus besuchen oder mit seiner Mutter, seinem Bruder, seinen Schwestern Bekanntschaft machen? Warum sollte er uns in unserem Hause besuchen? Sind diese Dinge von wesentlicher Bedeutung für unsern Bund? Laßt das, dieses Berühren, dieses Anklammern! Er sei mir ein Geist! Eine Botschaft, einen Gedanken, ein aufrichtiges Wort, einen Blick soll er mir geben; diese brauche ich – nicht aber seine Neuigkeiten, seine Einladungen ›zu einem Löffel Suppe‹.

 

Die Insel Mensch möchte ich allen Geschehnissen gegenüber sakrosankt wissen. Wir wollen jeder für sich sein Heim aufschlagen und wie die Götter rings um den Olymp von Berggipfel zu Berggipfel miteinander reden. Und auf keine Weise soll irgend eine Art von Beeinflussung diese Religion stören. Diese Abgeschlossenheit ist Myrte und Rosmarin, die alles andere versüßen. Geliebte sollen sich ihre Entfremdungen bewahren. Wenn sie zuviel verzeihen, geraten alle ihre Empfindungen in Verwirrung und werden gemein. Man könnte diese Ehrfurcht leicht bis zur chinesischen Etikette treiben; aber ein kühles Betragen, dem Haß und Hitze fehlen, weist auf vornehme Charakterzüge hin.

 

Der Aberglaube vom Wert des Reisens, dessen Idole für Amerikaner zuerst Italien, England und Ägypten sind, beruht auf einem Mangel an Selbstkultur. Die, welche England, Italien oder Griechenland wunderbar für unsere Vorstellung machten, taten es, indem sie fest blieben, wo sie waren, wie die Achse der Erde. In starken Stunden fühlt man, wo der rechte Platz ist. Die Seele ist kein Reisender; der Weise bleibt zu Hause, und wenn ihn die Notwendigkeit oder Pflicht aus dem Hause rufen, oder nach fremden Ländern, so ist er doch noch heimisch und macht die Mitmenschen durch den Ausdruck seines Antlitzes fühlen, daß er der Sendbote der Weisheit und Tüchtigkeit ist und die Städte und Menschen wie ein König und nicht wie ein Kammerdiener besucht.

 

Nichts erscheint so wohlfeil wie der Gewinn eines Gespräches, aber nichts ist seltener. Es ist wunderbar, wie wir getäuscht und gefoppt werden. Intelligenz, Freude am Lesen, Wißbegier sind im Überfluß vorhanden; aber ein ernsthaftes, erfreuliches Gespräch, das sich nicht mit persönlichen Kleinlichkeiten, sondern mit Ergebnissen befaßt – ein solches ist selten, und fast jedesmal, wenn ich einem lesenden und denkenden Menschen begegne, sagt er mir, er habe keinen Gefährten, – wie wenn dies ein Unglück wäre, das ausnahmsweise ihn betroffen hätte!

 

Einer Lehre werden wir bald inne: daß trotz scheinbarer Verschiedenheit alle Menschen einer Art sind. Diese Voraussetzung wenden wir bereitwillig auf unsere Gefährten an, und sind enttäuscht und ärgerlich, wenn wir finden, daß wir vorschnell geurteilt haben und daß ihre Uhren langsamer gehen als die unsrigen. Die einzige Sünde, die wir einander niemals vergeben, ist Meinungsverschiedenheit. Wir wissen zum voraus, daß jener Mensch da so denken muß wie wir. Hat er nicht zwei Hände – zwei Füße – Haare und Nägel? Ißt er nicht, blutet, lacht, weint er nicht? Seine Abweichung von meiner Meinung ist die reinste Ziererei. Dieser Schluß ist eine Logik, die der Feindschaft wie der Liebe gemeinsam ist. Und der Grund unserer Entrüstung ist unsere Überzeugung, daß sein Widerspruch einer Willkür entspringt, mit der er sich selber Zwang antut. Er stoppt den Strom seiner Meinung ab, wie die widerspenstige Kuh sich ihre Milch verhält. Ja, und wir schauen ihm ins Auge und sehen, daß er es weiß, und daß er sein Auge vor dem unseren niederschlägt.

 

Die beste Unterhaltung findet vielleicht zwischen zwei Personen statt, die nur zueinander sprechen können. Sogar ein Mann wie Montesquieu bekannte, daß bei einer Unterhaltung die ganze behandelte Frage ihm spurlos aus seinem Geist zu entschwinden scheine, sobald er bemerke, daß ein dritter zuhöre. Ich habe Leute von seltener Begabung gekannt, die auch für tüchtige, gesellige Menschen, welche sonst verschlossene und zurückhaltende Personen recht wohl gesprächig zu machen wußten, eine lästige Gesellschaft bildeten – ja, die auch geistig bedeutenden Männern, die sie hätten kennen sollen, lästig waren. Und denkt man niemals daran, daß wir vielleicht mit Menschen zusammenleben, die zu bedeutend sind, als daß sie erkannt werden könnten – wie es musikalische Töne gibt, die für die Wahrnehmungsskala der meisten Ohren zu hoch sind? Es gibt Menschen, die groß sind nur für einen oder zwei Gefährten, die mehr Gelegenheit haben, sie kennen zu lernen, oder die besser zu ihnen passen.

 

Wir sind töricht, wenn wir befürchten, wir könnten unser Freundschaftsbündnis allzu geistig machen; und ebenso töricht ist die Furcht, wir könnten echte Liebe je verlieren. Jede Berichtigung einer von unserer Umgebung uns überkommenen Ansicht, zu der eigenes Nachdenken uns verhilft, wird die Natur sicherlich in uns ausreifen lassen; und wenn sie uns dabei scheinbar eine Freude raubt, so wird sie uns dafür durch eine größere entschädigen. Mögen wir meinetwegen fühlen, daß der Mensch ganz und gar einsam steht, wir sind doch sicher, daß wir alles in uns haben. Wir reisen nach Europa, oder suchen Persönlichkeiten, oder lesen Bücher in der instinktmäßigen Zuversicht, daß wir dadurch eine bestimmte Offenbarung erlangen werden. Lauter Armseligkeiten! Die Persönlichkeiten sind genau so wie wir; Europa ist ein altes verschlissenes Kleidungsstück aus dem Nachlaß eines Verstorbenen; die Bücher sind Gespenster ihrer Verfasser. Fort mit solchem Götzendienst! Fort mit solcher Bettelhaftigkeit! Wir wollen sogar unseren liebsten Freunden Lebewohl sagen, wollen ihnen trotzig zurufen: »Wer seid ihr? Laßt meine Hand los! Ich will nicht mehr abhängig sein!« Ah! siehst du denn nicht Bruder, daß wir damit nur Abschied nehmen, um auf einem höheren Niveau uns wieder zu begegnen, um dadurch, daß wir mehr uns selber angehören, um so mehr dem anderen anzugehören? Ein Freund hat einen Januskopf: er blickt in die Vergangenheit und in die Zukunft. Er ist das Kind aller meiner durchlebten Stunden, er ist der Prophet aller von mir noch zu durchlebenden – und er ist der Vorläufer eines größeren Freundes.

 

Weisheit wird uns niemals gestatten, mit irgend einem einzelnen Menschen oder mit der Menschheit auf unfreundlichem Fuße zu stehen.

 

Warum kommst du mit Entschuldigungen, wenn du deinen Freund besuchst, weil du ihn solange nicht aufgesucht hast? Du vergeudest damit seine Zeit und entstellst deine Selbstäußerungen und alle seine Taten. Sei lieber gegenwärtig wirklich bei ihm und versuche ihn fühlen zu lassen, daß in dir, ihrem bescheidenen Organ, die allerhöchste und freieste Liebe ihn zu besuchen kam. Oder warum quälst du dich und deinen Freund durch stille Selbstanklagen, daß du irgend wann einmal ihm nicht beigestanden, ihn nicht mit Geschenken und Adressen geehrt hast? Sei selbst ein Geschenk und eine Wohltat und gegenwärtig. Strahle wirkliches, eigenes Licht aus und borge deinen Glanz nicht von den reichen Geschenken. Der Durchschnittsmensch nur hat Ursache, seine Gegenwart zu entschuldigen, er dienert und bittet umständlich mit weither geholten Phrasen um Verzeihung; sie strengen den Schein an, weil es am Sein mangelt.

 

Die Frauen stehen in Zusammenhang mit der schönen Natur rings um uns her, und der verliebte Jüngling umkleidet ihre Gestalt mit Mond und Sternen, mit Wäldern und Wassern und dem ganzen Prunk des Sommers. Durch Worte und Blicke heilen sie uns von linkischer Schwerfälligkeit. Wir bemerken ihren Einfluß auf den ernsthaftesten Gelehrten. Sie verfeinern und läutern seinen Geist, lehren ihn auch das Trockene und Schwierige mit einer gefälligen Methode anfassen. Wenn wir mit ihnen sprechen, wünschen wir, daß sie uns zuhören; wir fürchten sie zu ermüden und eignen uns eine Leichtigkeit des Ausdruckes an, die aus der Unterhaltung auch in unseren Stil übergeht.

 

War es Hafis oder Firdusi, der von seiner persischen Lilla sagte: sie war eine Elementarkraft, und ich konnte nichts als über die Erhöhung des Lebens in ihr staunen, das Tag für Tag und in jedem Augenblick selbst von Freude und Seligkeit überfloß und Freude und Seligkeit rings um sich ausbreitete. Sie hat die Macht, gegensätzliche Naturen zu ihrer Gemeinsamkeit zu führen, in ihrem Wesen ist wie im Wasser und in der Luft eine so ausgedehnte Wahlverwandtschaft, daß es sich leicht mit tausend Substanzen vereinigen kann. Ist sie anwesend, dann wollen alle anderen mehr geben als nehmen. Sie ist ein Vereinigen und doch ein Ganzes, und was sie tut, wird ihr Eigentum. Es ist zu viel Liebenswürdigkeit in ihr und der Wunsch zu gefallen, als daß man von ihr sagen könnte, ihr Benehmen strahle Würde aus. Aber keine Prinzessin könnte uns durch reinere und hoheitsvollere Bewegungen erfreuen, als sie es in gegebenen Augenblicken tut. Sie studierte nicht die persische Grammatik und die Bücher der sieben Dichter, aber alle Gedichte dieser sieben schienen auf sie gemacht zu sein. In ihrer Natur war weniger das Denken als die Empfindsamkeit betont, und doch war sie in sich selbst so abgeschlossen, daß sie geistreichen Menschen aus dem Reichtum ihres Herzens heraus Rede stehen konnte und sie noch durch den Höhenflug ihres Empfindens anregte. Denn sie war der Ansicht, daß sich alle Menschen als edel erweisen, wenn man selbst ihnen nur edelmütig entgegentritt.

 

Das Weib hat ein feines Empfinden für die Bewegungen der vornehmen Gesinnung, und deshalb verachtet sie am Manne Kleinigkeitskrämerei, Gefühlsroheit und Stumpfheit, oder kurz sie vermißt dort jene schenkerfrohen, glänzenden Gebärden, die in der Festeshalle so unerläßlich sind wie ein schönes Gesicht. Unsere amerikanischen Sitten haben sich ihr freundlich erwiesen, und heute halte ich es für einen wesentlichen Faktor zum Glück dieses Landes, daß seine Frauen sich so auszeichnen. Das Bewußtsein einer gewissen häßlichen Minderwertigkeit im Manne könnte ebenfalls in seinen Beziehungen zur Frau die neue Ritterlichkeit fördern. Fürwahr man soll sie im Gesetz und in ihrer sozialen Stellung so viel höher stellen, wie es der eifrigste Reformator verlangt; ich aber vertraue so rückhaltlos auf ihre prophetische Natur und den Wohlklang ihrer Wesenheit, daß ich glaube, sie selbst wird uns zeigen, wie wir ihr begegnen sollen. Die reiche Anmut ihres Empfindens erhebt sie bisweilen zu den Höhen der Götter und Helden und macht die Darstellungen von Minerva, Juno oder Polyhymnia zu Wirklichkeiten.

 

Ein oder zweimal im Leben können wir den Reiz edler Umgangsformen genießen, die Gegenwart eines Mannes oder einer Frau, deren Natur keine Begrenzung kennt, und deren Charakter freimütig sich in Wort und Haltung widerspiegelt. Eine schöne Gestalt ist mehr als ein schönes Gesicht und schöne Bewegungen mehr als eine schöne Gestalt, denn es gibt ein höheres Entzücken, als das von den Statuen und Bildern auf uns überströmt: die vornehmste der vornehmen Gesittungen.

 

Der Grund, warum die Menschen uns nicht gehorchen, ist der, daß sie den Schlamm auf dem Grunde unseres Auges sehen.

Jetzt aber sind wir Pöbel. Der Mensch ehrt und achtet den anderen nicht, vernimmt nicht die Mahnung, zu Hause zu bleiben und sich in Beziehung zum inneren Ozean zu bringen, sondern schweift umher, um einen Becher Wasser aus dem Behälter des Nachbarn zu erbetteln. Wir müssen allein bleiben. Ich liebe die stille Kirche, ehe der Gottesdienst beginnt, mehr als alle Predigt. Wie weit entrückt, wie kühl, wie keusch sieht die Gemeinde aus, jeder einzelne, wie von einem Schrein umgeben! So laßt uns stets sitzen. Weshalb sollten wir die Fehler unseres Freundes, Vaters, Kindes oder unserer Frau annehmen, weil sie an unserem Herdfeuer sitzen und angeblich von unserem Blute sind? Alle Menschen sind von meinem Blute und ich von ihrem. Darum brauche ich nicht an ihrer Torheit und Ungeduld teilzunehmen, müßte ich mich sogar ihrer schämen. Aber deine Loslösung muß nicht mechanisch, sondern geistig sein, das will sagen: Erhebung.

 

Der Schlüssel zu jedem Menschen ist der leitende Gedanke, der ihn beherrscht. Starr und trotzig, wie er auch scheinen mag, hat er doch ein Steuer, dem er gehorcht, nämlich den Gedanken, das Leitmotiv, wodurch alle seine Handlungen bestimmt werden. Er kann nur dadurch erhöht werden, indem man ihm einen neuen Gedanken zeigt, der dem seinen überlegen ist. Das Leben des Menschen ist ein sich selbst entwickelnder Kreis, der, ausgehend von einem unwahrnehmbaren Ringlein, nach allen Seiten in neue größere Kreise übergeht, ohne Ende fort und fort. Die Ausdehnung, welche diese Kreisentfaltung, Kreisrund auf Kreisrund, annimmt, hängt von der Wahrheit oder Spannkraft der einzelnen Seele ab. Denn die Schwerkraft eines jeden Gedankens, der sich zu einem Kreislauf von Tatsachen verdichtet hat – wie beispielsweise in ein Kaiserreich, in Kunstregeln, in örtliche oder religiöse Gebräuche – neigt zur Anhäufung auf der gewonnenen Grundlage, um das Leben zu befestigen und einzugrenzen.

 

Unsere Stimmungen stehen einander fremd gegenüber, verstehen sich gegenseitig nicht. Heute bin ich voller Gedanken, und kann schreiben was ich will; ich sehe nicht ein, weshalb ich morgen nicht auch dieselben Gedanken, die gleiche Kraft des Ausdrucks besitzen sollte. Was ich schreibe, erscheint mir während des Schreibens als das Natürlichste in der Welt; aber gestern vermochte ich in der Richtung, in der ich heute soviel sehe, nur eine trübselige Leere wahrzunehmen; und einen Monat später werde ich mich zweifellos verwundert fragen, wer der Mann wohl war, der so viele fortlaufende Seiten niedergeschrieben hat. Wehe über diesen unbeständigen Glauben, diesen unfesten Willen, diese tiefe Ebbe einer hohen Flut. Ich bin Gott im All – ich bin ein Unkraut am Wege.

 

Eines Menschen Gerechtigkeit ist eines anderen Ungerechtigkeit, eines Menschen Schönheit eines anderen Häßlichkeit, eines Menschen Weisheit eines anderen Torheit, sobald man dasselbe Ding von einem höheren Gesichtspunkte aus betrachtet. Einer denkt, Gerechtigkeit bestände im Schuldenbezahlen und verabscheut einen anderen in maßlosester Weise, weil dieser in der Erfüllung dieser Pflicht nachlässig ist und seinen Gläubiger lange warten läßt. Aber jener andere Mann hat seine eigene Art, die Dinge anzusehen; er fragt sich, welche Schuld muß ich zuerst bezahlen, die des Reichen oder die des Armen? Die Geldschuld oder die Gedankenschuld an die Menschheit und die Genieschuld an die Schöpfung? Für dich, o Geldmakler! gibt es nur das Einmaleins.

 

Alle Dinge sind doppelt, eins gegen das andere. – Wie du mir, so ich dir; Auge um Auge, Zahn um Zahn; Blut für Blut; Maß für Maß; Liebe für Liebe. – Gib, und dir wird gegeben. – Wer andere tränket, soll selber getränket werden. – Was willst du haben? sprach Gott; zahle dafür und nimm es hin. – Wer nicht wagt, gewinnt nicht. – Du sollst genau für das, was du getan hast, belohnt werden, nicht mehr, nicht weniger. – Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. – Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. – Flüche fallen stets auf das Haupt dessen zurück, der sie ausstößt. – Wer eine Kette um den Nacken eines Sklaven legt, schlingt ihr anderes Ende um seinen eigenen Nacken. – Der schlechte Rat verwirrt den Ratgeber. – Der Teufel ist ein Esel.

So steht es geschrieben, weil es im Leben so ist. Unser Tun wird gegen unsern Willen durch das Naturgesetz bemeistert und gekennzeichnet. Wir streben nach einem kleinen Ziel, das jenseits vom Allgemeinnützigen liegt, aber unsere Tat fällt selbst durch eine unwiderstehliche Anziehungskraft in eine Linie mit den Polen der Welt.

Ein Mensch kann den Mund nicht auftun, ohne sich selbst zu kennzeichnen. Mit oder gegen seinen Willen zeichnet er mit jedem Wort, das er spricht, sein Porträt vor den Augen seiner Mitmenschen. Jede Meinung wirkt auf den zurück, welcher sie ausspricht. Sie ist wie ein Zwirnball, der nach einem Ziel geworfen wird, dessen anderes Ende aber im Beutel des Werfers zurückbleibt. Oder besser noch, wie eine Harpune, die nach einem Walfisch geschleudert wird und die im Fliegen eine Rolle Tau im Boote abwickelt; ist die Harpune nicht gut oder nicht gut geworfen, so kann sie leicht den Steuermann in Stücke reißen oder das Boot zum Sinken bringen.

Niemand kann unrecht tun, ohne Unrecht zu leiden. »Kein Mann besaß je irgend eine Art von Stolz, die ihm nicht nachteilig gewesen wäre«, sagte Burke. Die Hochmütigen im gesellschaftlichen Leben merken nicht, daß sie sich selbst des Vergnügens berauben, indem sie versuchen, es allein zu genießen. Der Unduldsame auf religiösem Gebiet merkt nicht, daß er das Himmelstor sich selbst verschließt, indem er versucht, andere auszuschließen. Behandle die Menschen wie Bauern und Kegel und sie werden dich ebenso behandeln. Wenn du ihr Herz unberücksichtigt läßt, wirst du dein eigenes verlieren. Die Sinne möchten aus allen Personen, Weibern, Kindern und Armen bloße Dinge machen. Das volkstümliche Sprichwort: »Ich will es ihm aus seinem Beutel oder aus seiner Haut nehmen«, ist gesunde Philosophie.

Alle Verletzungen der Liebe und der Gleichberechtigung in unseren sozialen Beziehungen rächen sich schnell. Sie werden durch Furcht bestraft. So lange ich zu meinem Mitmenschen in einfachen Beziehungen stehe, empfinde ich bei seiner Begegnung kein Unbehagen. Wir treffen uns, wie Wasser auf Wasser trifft, wie zwei Luftströmungen, bei vollkommener Mischung und Durchdringung der Elemente. Aber sowie eine Abweichung von der Einfachheit stattfindet, sobald eine Neigung zur Halbheit eintritt, oder etwas, das nur für mich gut ist, so fühlt mein Nachbar das Unrecht; er weicht mir aus, ebensoweit wie ich vor ihm; seine Augen suchen nicht mehr die meinen; es ist Kriegszustand zwischen uns; Haß ist in ihm und Furcht in mir.

 

Wir vermissen oft bei bösen Taten die sichtbare Vergeltung, wenn der Missetäter seinen Lastern hartnäckig anhängt und nicht in sichtbarer Weise zu Gericht und Strafe geführt wird. Er findet keine verblüffende Widerlegung seines sinnlosen Tuns vor Menschen und Engeln. Aber hat er wirklich darum das Gesetz überlistet? Soviel Bosheit und Lüge er in sich trägt, soviel stirbt auch in ihm ab. Auf irgend eine Weise wird auch für den Verstand der Schaden nachgewiesen werden können; doch wenn das auch nicht möglich ist, so bringt schon diese furchtbare Lebensentziehung die Rechnung der Ewigkeit ins Gleichgewicht.

Ebensowenig kann man behaupten, daß der Vorteil der Rechtschaffenheit durch irgend einen Nachteil erkauft werden mußte. Für Tugend und Weisheit gibt es keine Strafe: sie sind immer Vermehrungen unseres echten Seins. In einer tugendhaften Handlung bin ich wirklich; durch eine tugendhafte Tat vermehre ich den Bestand der Welt; ich dringe vor in Wüsten, welche dem Chaos und dem Nichts entrissen werden, und sehe, wie die Finsternis bis auf die Grenzen des Horizontes zurückweicht. Für die Liebe gibt es kein zuviel, ebensowenig für das Wissen oder die Schönheit, wenn man diese im höchsten Sinne auffaßt. Die Seele widerstrebt jeder Einschränkung und ist immer bejahend, nie verneinend.

 

Das Leben ist nur für die Weisen ein Fest. Aus dem Winkel und der Ofenecke der Vorsicht betrachtet, erscheint es rauh und gefährlich. Die Verletzung der Naturgesetze durch unsere Vorgänger und Zeitgenossen zieht auch uns in Mitleidenschaft. Krankheit und Verstümmelung beweisen die Übertretung natürlicher, geistiger und sittlicher Gesetze; oft gehört Entweihung über Entweihung dazu, um einen Höhepunkt aufgehäuften Elends zu erzeugen. Eine Mundklemme, wobei der Kopf hinten übergelegt ist, Tollwut, wobei der Mann Frau und Kinder anbellt, Irrsinn, der Gras frißt; Krieg, Pest, Cholera, Hungersnot deuten eine wilde Vergeltung in der Natur an, welche, da sie ihren Eingang durch menschliche Verbrechen nahm, ihren Ausgang durch menschliche Leiden nehmen muß. Leider gibt es keinen Menschen, der nicht in seiner Person in irgend einer Weise ein Teilhaber an der Sünde geworden ist und so auch an der Vergeltung teilnehmen muß.

 

Es gibt keine Schwäche oder Bloßstellung, worüber man sich nicht mit dem Gedanken trösten könnte: dies ist ein Teil meiner Beanlagung, meiner Beziehungen und meiner Pflichten gegen meine Mitmenschen. Hat die Natur einen Vertrag mit mir geschlossen, daß ich niemals im Nachteil sein, niemals Gegenstand der Heiterkeit bilden soll? Laßt uns großmütig mit unserer Würde sein, wie mit unserem Gelde. Wahre Größe kann ein für allemal auf Lob verzichten. Wir erzählen von unseren Wohltaten nicht um dafür gelobt zu werden oder weil sie in unseren Augen großen Wert haben, sondern um uns zu rechtfertigen. Aber selbst das ist ein großer Mißgriff, wie wir sofort merken, wenn ein anderer seine Wohltaten wiedererzählt.

 

Ein Geheimnis kannst du nicht verbergen. Wenn der Künstler seinem erschlaffenden Geist mit Opium oder Wein zu Hilfe kommt, wird sein Werk sich als die Wirkung von Opium oder Wein darstellen. Wenn du ein Gemälde oder ein Bildwerk schaffst, so versetzt es den Beschauer in denselben Geisteszustand, in dem du dich befandest, als du es schufst. Wenn du bei deinem Bauen oder bei der Anlage deines Gartens oder bei der Anschaffung von Gemälden, von Pferd und Wagen oder dergleichen dein Geld ausgibst, um zu prunken, so wird dies deutlich zutage treten. Wir alle sind Physiognomiker, lieben das Rätsel eines Charakters zu lösen und lösen es, und die Dinge selber sind lauter Geheimpolizisten. Wenn du nach der Vorstadtmode ein prachtvoll aussehendes Haus für wenig Geld baust, so werden alle Augen es als ein billiges teures Haus erkennen. Es gibt keine Zurückgezogenheit, in die nicht ein Unberufener eindringen könnte. In der zivilisierten Welt läßt sich kein Geheimnis aufrecht erhalten. Die Gesellschaft ist ein Maskenball, wo ein jeder seinen wirklichen Charakter vermummt und durch die Vermummung ihn enthüllt.

 

Wir brauchen uns weniger um das zu bekümmern, was den Leuten zu sagen beliebt, als um das, was sie sagen müssen, was ihre Natur sagt: gerade um das Wort, das ihr geschäftiger, listiger Yankeeverstand zurückzuhalten und zu ersticken und durch irgend ein anderes zu ersetzen versucht. Wenn wir nur ruhig sitzen bleiben, so wird das, was sie sagen müssen, gesagt werden – mit ihrem Willen oder gegen ihren Willen. Wir machen uns nichts aus dir, mögen wir uns auch noch so sehr den Anschein geben: stets schauen wir durch dich hindurch nach dem nebelhaften Diktator, der hinter dir steht. Während du deine gewohnten Redensarten machst, oder schwätzest, was deine Laune dir eingibt, warten wir höflich, aber ungeduldig darauf, daß jener weise Obere wieder sprechen werde. Nicht einmal Kinder lassen sich durch die falschen Gründe täuschen, mit denen ihre Eltern ihre Fragen nach natürlichen Dingen oder nach religiösen Gegenständen oder nach Personen beantworten. Wenn Vater oder Mutter, anstatt darüber nachzudenken, wie es wirklich ist, sie mit einer oberflächlichen oder heuchlerischen Antwort fortschickt, so merken die Kinder recht gut, daß die Antwort oberflächlich oder heuchlerisch ist. Einer gesunden Natur wird es sofort offenbar, wo es bei einer anderen fehlt; und die Merkmale der Unordnung bei einem anderen bleiben uns nur darum verborgen, weil es bei uns selber nicht stimmt.

 

Worauf ein jeder beständig sehen sollte, ist dies: niemals in einer falschen Stellung zu sein, sondern in allem, was er tut, stets das ganze Gewicht der Natur als Rückendeckung zu haben. Reichtum und Armut sind nur ein dickes oder ein dünnes Kleid, und unser Leben – unser aller Leben – ist immer und ewig gleich. Denn wir erheben uns beständig über den Umstand des Augenblicks empor und bekommen einen Vorgeschmack von der wirklichen Qualität unseres Daseins; so weichen zum Beispiel unsere verschiedenen Berufe nur in der Handhabung ab, bringen aber die gleichen Gesetze zum Ausdruck; und unsere Gedanken tragen keine seidenen Kleider und schlecken kein Gefrorenes, wir schauen Gott zu jeder Stunde von Angesicht zu Angesicht und kennen den würzigen Geschmack der Natur.

 

Die Seele, die die Natur belebt, offenbart sich nicht weniger bedeutungsvoll in Gestalt, Bewegung und Gebärden belebter Wesen wie in ihrem höchsten Ausdrucksmittel, der artikulierten Sprache. Diese stumme und feine Sprache ist das Benehmen; nicht das Was, sondern das Wie. Leben ist Ausdruck. Eine Statue hat keine Zunge und braucht auch keine. Gute lebende Bilder bedürfen keiner Deklamation. Die Natur erzählt jedes Geheimnis einmal. Ja, aber im Menschen erzählt sie es immerzu, durch Gestalt, Haltung, Gebärde, Miene, Antlitz und einzelne Teile des Antlitzes und durch die ganze Tätigkeit der Maschine. Das sichtbare Verhalten des Einzelmenschen, wie es aus dem Zusammenwirken seiner Naturanlage und seines Willens hervorgeht, nennen wir Benehmen. Was ist dieses anders als Gedanke, der in die Hände und Füße tritt, und die Bewegungen des Körpers, Sprache und Gebaren regelt?

 

Des Menschen Auge vermag nicht in die Sonne zu blicken, und offenbar ist dies eine Unvollkommenheit. In Sibirien fand kürzlich ein Reisender Menschen, die mit unbewaffnetem Auge die Jupitermonde sehen konnten. In vielen Dingen sind die Tiere uns überlegen. Die Vögel sehen weiter als wir; außerdem verschaffen sie sich durch ihre Flügel den Vorteil eines höheren Beobachtungspunktes. Eine Kuh vermag ihrem Kalb durch geheime Zeichen – wahrscheinlich mittels des Auges – zu verstehen zu geben, daß es weglaufen, oder sich hinlegen, oder sich verstecken solle. Die Jockeis sagen von gewissen Pferden, daß sie »den ganzen Grund überblicken«. Das Leben im Freien, Jagen und Feldarbeit geben dem Menschenauge die gleiche Kraft. Ein Bauer sieht dich so scharf an wie ein Pferd; sein Augenstrahl ist wie ein Stockschlag. Ein Auge kann drohen wie ein geladenes und angelegtes Gewehr, kann beschimpfen wie ein Zischen oder ein Fußtritt; und es kann, in der entgegengesetzten Stimmung, durch gütige Strahlen das Herz vor Freude tanzen machen.

Das Auge gehorcht pünktlich den Bewegungen des Geistes. Wenn ein Gedanke uns kommt, werden die Augen starr und blicken lange in die Ferne; wenn die Namen von Menschen oder Ländern genannt werden, wie z. B. Frankreich, Deutschland, Spanien, Türkei, leuchten bei jedem neuen Namen die Augen auf. Der suchende Geist verfällt auf keine wissenschaftliche Spitzfindigkeit, die nicht sofort auch die Augen wetteifernd sich anzueignen suchen. »Ein Künstler«, sagte Michelangelo, »muß seine Meßwerkzeuge nicht in der Hand, sondern im Auge haben.« Und endlos ist der Katalog der vom Auge vollbrachten Leistungen sowohl in gemächlichem Schauen – Gesundheit und Schönheit – wie in angestrengtem Schauen – Kunst und Arbeit.

 

Die Sprache der Blicke ist größtenteils nicht von der Herrschaft des Willens abhängig. Der Blick ist das körperliche Symbol der Einheitlichkeit der ganzen Natur. Wir schauen in die Augen, um zu sehen, ob diese andere Gestalt ein anderes Selbst ist; und die Augen lügen nicht, sondern bekennen offen und ehrlich, wer in ihnen wohnt. Die Offenbarungen sind manchmal furchtbar. Ein niedriger tyrannischer Teufel wird kundgetan; der Beobachter glaubt das Schwirren von Eulen und Fledermäusen und das Scharren von hornigen Hufen zu vernehmen, wo er Unschuld und Einfalt erwartet hatte. Bemerkenswert ist auch, daß der Geist, der an den Fenstern des Hauses erscheint, für den Beobachter sofort eine neue, ihm eigentümliche Gestalt annimmt.

 

»In Schlachten wird zuerst das Auge besiegt.« Für einen Mann von vollkommener Selbstbeherrschung ist vielleicht eine Schlacht nicht viel lebensgefährlicher als eine Fechtübung mit Rapieren oder eine Partie Fußball. Soldaten berichten Beispiele von Menschen, die eine Kanone richten und abfeuern sahen und dann durch einen Schritt zur Seite der Kugel auswichen. Die Schrecknisse des Sturmes erscheinen am schrecklichsten vom Salon oder von der Kajüte aus. Der Viehtreiber, der Matrose schlagen sich fortwährend mit Wind und Wetter herum und ihre Gesundheit erneut sich mit ebenso kräftigem Pulsschlag unter einem Hagelunwetter wie unter den Strahlen der Junisonne.

Wenn unliebsame Dinge zwischen Nachbarn vorfallen, schleicht sich gar leicht Furcht ins Herz und vergrößert die Bedeutung und Kräfte des Gegners; aber Furcht ist eine schlechte Ratgeberin. Jeder Mensch ist nur anscheinend stark, in Wirklichkeit aber schwach. Sich selber erscheint er schwach – anderen furchtbar. Du hast Angst vor Isegrim; aber ebenso hat Isegrim Angst vor dir. Du bewirbst dich um den guten Willen der gemeinsten Persönlichkeit, und fühlst dich unbehaglich beim bloßen Gedanken an ihren bösen Willen. Aber der dreisteste Friedensstörer deines Hauses und deiner Nachbarschaft wird ganz zahm und leise, sobald du mal seine Ansprüche näher ins Auge fassest; und der Friede der Gesellschaft bleibt oftmals dadurch gewahrt, daß, wie die Kinder sagen, »der eine Angst hat und der andere es nicht wagt.«

 

Der Glanz unserer Augen, unser Lächeln, unser Gruß, unser Händedruck verraten uns. Seine Sünde aber beschmutzt ihn und vereitelt jeden guten Eindruck. Die einzelnen Menschen wissen nicht, warum sie ihm nicht trauen, aber sie können es nun einmal nicht. Laster macht seine Augen gläsern, es meißelt die Züge der niederen Denkart seinen Wangen ein, es formt an seiner Nase herum, baut das Kennzeichen der Bestie in seinen Hinterkopf hinein und schreibt auf die Stirn eines königlichen Herrn: »O du Narr! du Narr!«

 

Wir aber sind nicht von unserer Art, sondern fremdartig und das helle Sonnenlicht ist nicht in uns: Niemand ist vollkommene erleuchtete Wirklichkeit; das Auge, das dem Leben des Menschen zuschaut, blickt auf ein Rätsel, weil sich so viele unwesentliche Vorschriften darin aufspielen und die Einheit der Natur zunichte machen.

Was haben wir aber für einen Grund, darauf erpicht zu sein, daß wir mit einer falschen Bescheidenheit den Menschen in uns niederducken und die Art seines Handelns, die die Natur für uns bestimmt hat? Ein guter Mensch ist ein sich mit seiner Art begnügender Mensch.

 

Scherz und Spiel sind die Blüte vollkommener Gesundheit. Die Starken lassen sich gar nicht herab, etwas ernst und schwer zu nehmen: alles muß so fröhlich sein, wie der Sang des Kanarienvogels, sei es nun das Bauen von Städten oder die Ausrottung veralteter, närrischer Kirchendogmen oder Staatseinrichtungen, welche jahrtausendelang den Gang der Welt beschwert haben. Schlichte Herzen lassen alle Geschichte und Gewohnheitsfesseln hinter sich und spielen ihr eigenes Spiel in schuldloser Nichtachtung altehrwürdiger Satzungen. Solche Leute würden uns wie munter spielende Kinder vorkommen, könnten wir die Menschheit vor unseren Augen versammelt sehen; den Blicken ihrer Mitmenschen erscheinen sie im feierlichen Kleide der großen Werke und Wirkungen.

 

Wir sind alle weise. Der Unterschied zwischen den Menschen liegt nicht im Wissen, sondern in der Kunst.

Die Notwendigkeit der Einsamkeit ist tiefer begründet, sie ist organisch. Ich habe manchen Philosophen gekannt, dessen Welt nur für eine einzige Person groß genug ist. Er stellt sich als sei er ein guter Gesell; aber wir kommen trotzdem stets durch Überraschung hinter sein Geheimnis, daß er sein System allen übrigen Menschen aufdringen will und muß. Ein jeder strebt von allen anderen fort, wie jeder Baum in den freien Luftraum emporstrebt. Und wenn jeder seinen eigenen Kopf hat, kein Wunder dann, daß unsere Gemeinschaften so klein sind. Wie's dem Präsidenten Tyler erging, so fällt mit jedem Tage unsere Partei von uns ab und wir müssen zuletzt in einem Schmollwägelein fahren. Liebes Herz! finde dich mit dem schmerzlichen Gedanken ab – Zusammenwirken gibt es nicht. Wir beginnen mit Freundschaften und unsere ganze Jugend ist ein Anwerben, ein Ausspähen nach der heiligen Brüderschaft, die sich zur Errettung der Menschheit zusammentun soll. Aber die fernsten Sterne scheinen nur ein Nebel verbundenen Lichtes und doch gibt es keine Gruppe, die sich vermittels eines Teleskops nicht auflösen ließ, und die liebsten Freunde sind durch unüberschreitbare Abgründe getrennt. Das Zusammenwirken ist unfreiwillig und ist uns vom Genius des Lebens auferlegt, der dies sich als einen Teil seiner Vorrechte ausbedungen hat. 's ist schön für uns zu sprechen; wir sitzen und sinnen und sind heiter und ein Ganzes; aber sowie wir mit jemandem zusammenkommen, wird jeder ein Teil.

 

Der Rhamnusier Antiphon, einer von Plutarchs zehn Rednern, zeigte in Athen an, er erbiete sich, Verstimmungen des Geistes mit Worten zu heilen. Niemand steht im Glück so hoch oder so fest, daß nicht zwei oder drei Worte es zerstören könnten. Es gibt kein Unglück, das nicht rechte Worte helfen könnten wieder gut zu machen. Isokrates beschrieb seine Kunst als »die Fähigkeit, das Kleine zu vergrößern und das Große zu verkleinern« – eine scharfsinnige, aber nicht erschöpfende Erklärung. Unter den Spartanern nahm die Kunst eine spartanische Gestalt an, nämlich die der schärfsten Waffe. Sokrates sagt: »Wenn jemand mit dem gewöhnlichsten Lakedämonier sich unterhalten will, wird er ihn im Anfang recht kläglich im Gespräch finden; aber wenn eine geeignete Gelegenheit sich bietet, wird derselbe Mann wie ein geschickter Schleuderer einen Satz hinwerfen, kurz und gedrängt und der Aufmerksamkeit würdig, so daß der andere Sprecher im Vergleich mit diesem wie ein Knabe dastehen wird.« Plato erklärt die Rhetorik als »die Kunst, die Geister der Menschen zu beherrschen«. Der Koran sagt: »ein Berg kann seinen Platz verändern, aber ein Mensch wird seine Gesinnung nicht ändern«.

 

Vielleicht die niedrigste von den Eigenschaften eines Redners, aber bei so vielen Gelegenheiten von höchster Bedeutung, ist eine gewisse kräftige und strahlende körperliche Gesundheit; oder – soll ich es vielleicht so ausdrücken? – eine große Menge animalischer Wärme. Wenn jeder Zuhörer das Gefühl hat, er bilde einen zu großen Teil der Versammlung, wenn er vor Kälte zusammenschauert, indem er die spärliche Morgenversammlung bemerkt und die Furcht ihn überschleicht, durch eine einzige schlechte Rede könne der ganze Zweck verfehlt werden – dann sind ganz gewöhnlicher Mut und Redefluß von unschätzbarem Werte. Weisheit und Gelehrsamkeit würden dann herb und unwillkommen sein, im Vergleich mit einem herzlichen und gemütvollen Mann, einem, der, wie wir sagen, aus Milch gemacht ist, der ein Hauswärmer ist mit seiner offenbaren Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, mag er auch im Zeterstil reden: er überströmt die Versammlung mit Fluten warmen Lebens und macht alles sicher und ruhig, so daß nachher eine jede Art von guter Redekunst einen guten Boden findet. Ich bewerte diese animalische Beredsamkeit nicht so hoch; indessen, da wir satt und warm sein müssen, um irgend eine Arbeit gut machen zu können – auch die besten von uns – so ist, wie ein guter Ofen, dieser halbanimalische Überfluß von allererster Notwendigkeit in einem kalten Hause.

 

Der Redner muß bis zu einem gewissen Grade ein Dichter sein, wir sind so phantasiebegabte Geschöpfe, daß auf den menschlichen Geist, bei Barbaren wie bei zivilisierten Völkern, nichts so sehr wirkt, wie ein Vergleich. Drücke irgend eine Alltagserfahrung durch ein glänzendes Symbol aus, und eine Zuhörerschaft ist elektrisiert. Sie kommt sich vor, als besitze sie bereits ein neues Recht, eine neue Gewalt über eine Tatsache, die sie loslösen und so in ihren Gedanken völlig beherrschen könne. Es ist eine wundervolle Hilfe für das Gedächtnis, das das Bild fortträgt und niemals verliert. Eine aus dem Volke hervorgegangene Versammlung, wie das englische Unterhaus, oder die französische Kammer, oder der amerikanische Kongreß, wird von zwei Mächten beherrscht: erstens von einer Tatsache, zweitens von einer geschickten Darlegung. Bringe deinen Beweisgrund in eine konkrete Gestalt, in ein Bild – irgend eine kernige Redensart, rund und fest wie eine Kugel, die man sehen und handhaben und mit sich nach Hause nehmen kann – und die Sache ist halb gewonnen.

 

Einige Vorstellungen, Worte und Ereignisse führen in der Seele jedes Menschen ein langes, hartnäckiges Leben, ohne daß er sich eine besondere Mühe gab, sie so beständig zu machen, und während er doch andere vergißt; später erläutern sie ihm wesentliche Gesetzmäßigkeiten. Unsere Entwicklung ist ein Entfalten wie das Aufblühen der Knospe. Erst hast du einen Instinkt, dann eine Meinung, dann ein Wissen, wie die Pflanze Wurzel, Knospe und Blüte nacheinander ausschickt. Vertraue deshalb auf deinen Instinkt, obgleich du keinen Grund dafür angeben kannst. Es hat keinen Zweck, diese Entwicklung durchzuhasten. Wenn du aber bis zuletzt deinen Neigungen traust, werden sie in das Licht der Wahrheit hineinreifen, und du wirst wissen, warum du so lange nur gläubig sein konntest.

Jedes Herz hat seine eigene Weisheit, und ein aufrichtiger Mensch sucht deshalb nie nach Schulweisheiten. Was du aber deiner Natur einverleibt hast, überrascht und entzückt allenthalben, wo es sich zeigt. Denn wir können das Geheimnis unseres Mitmenschen nicht übersehen. Ja, darüber hinaus sind die Verschiedenheiten der Menschen, die den Gesetzen ihrer Natur folgen, unwesentlich gegenüber allem, was ihnen gemeinsam ist. Glaubst du etwa, daß der Hausdiener und der Koch dir keine eigenen Berichte aus ihrem Leben, keine Erfahrungen und nicht genug wunderbares mitzuteilen vermöchten? Die Begrenzungen einfacher, ungebildeter Seelen sind über und über mit Tatsachen und Erdachtem bedeckt. Eines Tages wird ihnen der Sinn klar werden, dann können sie alle jene Inschriften deuten.

 

Die populären Musiklehrer stellen den Grundsatz auf, daß jeder, der sprechen kann, auch singen könne. So ist wahrscheinlich auch jeder Mensch einmal in seinem Leben beredt. Unsere Temperamente unterscheiden sich durch Erwärmungsfähigkeit, d. h. wir sieden bei verschiedenen Wärmegraden. Der eine wird schon durch die Erregung eines Salongesprächs auf den Siedepunkt gebracht. Dessen Wasser ist natürlich nicht sehr tief. Er hat eine zwei Zoll tiefe Begeisterung, die in einem Pastetenpfännchen brodelt. Ein anderer braucht noch obendrein den Wärmestoff einer Menge und eine öffentliche Debatte; ein dritter einen Gegner oder eine heiße Entrüstung; ein vierter braucht eine Revolution und ein fünfter nichts Geringeres als die Größe absoluter Ideen, den Glanz und Schatten von Himmel und Hölle.

Aber weil jedermann ein Redner ist, mag er auch noch so lange stumm geblieben sein, gerade darum ist eine Versammlung von Menschen um so empfänglicher. Die Beredsamkeit des einen stachelt alle übrigen an, manche bis zum Punkt, daß sie selber sprechen müssen, alle anderen bis zu einem Grade, daß sie gute Empfänger und Leiter werden. Diese halten sich dann durch vermehrte Gesprächigkeit aus dem Heimwege für ihr erzwungenes Schweigen schadlos.

Das Gehirn dieser phlegmatischen Leute ist in besserem Zustande als das der anderen, die allzufrüh ins Sieden geraten und in ihrer Ungeduld das Schweigen brechen, bevor sie daran sind. In unseren Grafschaftsversammlungen sehen wir oft diesen Stil von Beredsamkeit kleiner, schnell erhitzter Tröpfe und Köpfe. Sie erinnert uns zu sehr an ein medizinisches Experiment, wobei eine Reihe von Patienten Lachgas einatmen muß. Jeder Patient zeigt die gleichen Symptome: gerötetes Gesicht, schnelles Sprechen, heftige Armbewegungen, Gebärden eines verrückten, gelegentliches Aufstampfen mit den Füßen, einen beunruhigenden Mangel an Verständnis für die Flüchtigkeit der Zeit, eine selbstsüchtige Freude an seinen eigenen Empfindungen und Gleichgültigkeit gegen die Leiden seiner Zuhörerschaft.

 

Der denkende Mensch sagt: du weichst von mir in Ansichten und Vorgehen ab; aber siehst du denn nicht, daß ich nicht anders denken oder handeln kann als ich's tue? daß meine Lebensweise etwas Organisches ist? Und um wirklich stark zu sein, müssen wir uns auf unsere eigenen Mittel verlassen. Vom organischen Handeln hängt alle Stärke ab. Hört doch, was Frauen von einer Aufgabe sagen, die sie durch reine Selbstüberwindung vollbringen: es kostet ihnen einen Krankheitsanfall. Plutarch erzählt von der Pythonissa, die ohne Befehl im delphischen Tempel zu weissagen versuchte: sie vollzog die üblichen Riten, saß auf dem Dreifuß und atmete die Luft der Höhle ein, fiel in Krämpfe und starb. Zweifellos gibt es einen aus dem Temperament entspringenden Mut, Kriegerblut, das den Kampf liebt und sich nur im Streit wohlfühlt – wie man's bei Wespen, Ameisen, Hähnen oder Katzen sieht. Solche Ader erscheint auch in gewissen Rassen und in einzelnen Individuen jeder Rasse. In jeder Schule gibt es rauflustige Jungen, in jeder Gesellschaft Männer, die zu widersprechen lieben, in jeder Stadt mehr oder minder gut gekleidete Prahlhänse und Raufbolde, Zuhälter, Gönner des Hahnenkampfs und des Faustkampfs. Mut ist ein Ausfluß von Temperament, Wissen, Vorliebe. Swedenborg hat von seinem König folgendes Bild entworfen: »Karl der Zwölfte von Schweden wußte nicht was das war, was andere Furcht nannten, ebensowenig kannte er die falsche Tapferkeit und Kühnheit, die durch berauschende Getränke erzeugt wird, denn er kostete niemals eine andere Flüssigkeit als reines Wasser. Von ihm können wir sagen, er führte ein Leben, das dem Tode ferner war, ja, er lebte überhaupt mehr als irgend ein anderer Mensch.« Vom Prinzen Condé erzählte man: »Da es keinen wilderen Krieger auf der Welt gibt als ihn, so rührt ihn Gefahr in der Schlacht nicht weiter, als daß sie ihn recht höflich macht, so daß er Offizieren und Mannschaften seine Befehle mit großer Höflichkeit gibt, ohne daß sein Urteil oder Geist im geringsten getrübt werden.« Jeder hat seinen ihm eigentümlichen Mut, wie er sein ihm eigentümliches Talent hat; der Mut eines Tigers ist etwas anderes wie der Mut eines Pferdes. Der Hund, der sich vorm Kampf drückt, wird doch für seinen Herrn fechten. Das Lama, das seine Last trägt, wenn man es liebkost, verweigert die Annahme von Nahrung und stirbt, wenn es gepeitscht wird. Die stürmische Wut des Angriffs ist ein anderer Mut als das ruhige Aushalten. Es gibt einen Mut im Kabinett so gut wie einen Mut auf dem Schlachtfelde; einen Mut des Auftretens im kleinen Kreise und einen anderen in öffentlichen Versammlungen; einen Mut, der den einen befähigt, im Ton des Befehlshabers zu einer feindlichen Gesellschaft zu sprechen, während ein anderer, der leichten Herzens einer Kanone in den Rachen schauen würde nicht den Mund aufzutun wagt.

 

Es gibt verschiedene Abstufungen von Mut, und jede höhere Stufe macht uns mit einer höheren Tugend bekannt. So wollen wir denn frei heraus sagen, daß die Erziehung des Willens unser Daseinszweck ist.

 

Wer nicht jeden Tag eine Furcht überwindet, der hat die Lektion des Lebens nicht begriffen. Ich wünsche weder mich selber, noch sonst einen Menschen in eine theatralische Pose zu bringen und ihn dazu zu drängen, den Mut seines Kameraden nachzuäffen. Es gibt Spielraum, Arbeit und Widerstand genug für uns in unserem eigenen Werk, in unseren eigenen Verhältnissen. Und es gibt kein Glaubensbekenntnis eines ehrenwerten Menschen, sei er Christ, Türke oder Hindu, das nicht in gleicher Weise diese Wahrheit verkündete! Hast du keinen Glauben an eine gütige Macht über dir, sondern siehst nur ein demanthartes Schicksal, das mit seines Mantels Falten Natur und Menschheit einhüllt, so bedenke, daß das beste am Schicksal ist, daß es uns Mut lehrt, und wäre es auch nur, weil keine Niedertracht das vorausbestimmte Ereignis abzuwenden vermag. Siehst du in deinen Gedanken Eingebungen der höchsten Weisheit, so gehorche ihnen, wenn sie dir schwere Pflichten auferlegen, denn sie kommen immer nur, solange sie gebraucht werden. Oder wenn dein Skeptizismus bis an die äußerste Grenze geht, wenn du zu keinem fremden Geiste Zutrauen hast, dann sei tapfer: denn es gibt eine gute Meinung, die dir immer von Bedeutung sein muß – nämlich die eigene.

 

In unseren erleuchtetsten Stunden um die aufrichtigste Wahrheit befragt, würden wir bestreiten, daß wir jemals ein Opfer gebracht haben. Und in diesen Stunden erscheint uns der Geist so groß, daß nichts in uns dagegen aufkommen kann. Verlust und Mühsal sind Teilerscheinungen, in ihrer Gesamtheit erleidet unsere Seele keine Einbuße. Bedrängnis und Trübsal verringern nicht unser Selbstvertrauen. Wir können uns unsere Kümmernisse nie gering genug anrechnen. Und das gilt sogar von der sehr traurigen Leidensgeschichte, die der ärmste, abgedroschenste Mietsgaul erlebt, der jemals zugeritten wurde. Nur das Endliche kämpft und leidet; ein erhabenes Lächeln verklärt die Ruhe alles Ewigen.

 

In dem Augenblick, in dem wir einen Gedanken aufnehmen, haben wir keine Ahnung von seinem wirklichen Wert für uns. Unsere Erziehung müht sich oft damit ab, den natürlichen Magnetismus zu durchkreuzen und zu hemmen. Und dennoch weiß dieser Lebensstrom mit unfehlbarer Sicherheit das wieder in sich aufzunehmen, was zu ihm gehört.

 

Was ich Gerechtigkeit oder Güte nenne, ist eine Auslese aus meiner eigenen Seele; was ich Himmel nenne und was meine geheime Sehnsucht, ist die Beschaffenheit und das Ereignis, das ich selbst meiner Seele wünsche.

 

Suche deinen Platz in der Mitte des Stromes der Macht und Weisheit, der alles belebt, was er mit sich treibt, und du wirst ohne eigene Anstrengung der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der vollkommenen Zufriedenheit entgegen getrieben. Dann wirst du alle Gegner Lügen strafen. Dann bist du selbst die Welt, der Mittler der Gerechtigkeit, der Wahrheit und der Schönheit. Wenn wir samt unseren jämmerlichen Einsprüchen nicht mehr die Störenfriede sind, werden Arbeit, Gesellschaft, Literatur, Künste, Wissenschaft, menschliche Religiosität weit besser gedeihen als jetzt, und der Himmel, den die Menschen von Anbeginn der Welt prophezeit haben, und den wir im Grunde unseres Herzens noch immer prophezeien, würde sich selbst erfüllen, wie es die Rose, die Luft und die Sonne tun.

 

Nicht in der Welt draußen, sondern in der eigenen Seele ist alles Schöne und alles Wertvolle. Die Welt selbst ist sehr nüchtern und verdankt alle ihre Herrlichkeit der vergoldenden und preisenden Seele.

 

Jeder soll sich seinen eigenen Wert ansetzen. Es ist ein Gesetz, das allgemein anerkannt werden sollte, daß jeder einzelne gerade so viel Achtung genießt, als er sich nimmt. Stelle dich an deinen Platz und führe deine eigenen Bewegungen aus, dann wird dich jeder gewähren lassen. Die Welt muß gerecht sein. Sie läßt jedermann freie Hand mit vollkommener Sorglosigkeit, damit er sich seinen eigenen Wert ansetzen kann. Held oder Narr, sie mischt sich nicht darein. Sie will, das ist gewiß, nur deine eigne Schätzung annehmen über dein Tun und Lassen, ob du umher schleichst und deinen Namen verleugnest, oder ob du deine Arbeit in ihrer Wirkung über die gewölbte Himmelssphäre verfolgst, darin eins mit den Revolutionen, welche die Sterne dort anrichten.

Alles Lehren ist so von Leben durchdrungen.

 

Jeder gilt so viel, als er wert ist. Alles Umherscharwenzeln, um die Achtung der Mitmenschen zu erlangen ist eitel Torheit, aber nicht minder die Furcht, man könnte unverstanden bleiben, wenn jemand weiß, daß er etwas leisten kann – daß er es besser kann als irgend ein anderer – so hat er damit auch die Bürgschaft, daß jedermann von dieser Tatsache Kenntnis nehmen wird. Die Welt hat unzählige Gerichtstage, und überall wird der einzelne geaicht und gestempelt, wo er eine Gesellschaft aufsucht oder sich an einem Unternehmen beteiligt. So schätzen die Jungens, die immer auf einem Hof oder auf einem Platz zusammen lärmen und toben, den Neuling im Verlauf von wenigen Tagen gewissenhaft ab; sie brennen ihm die richtige Nummer ein, als hätte er sich einem förmlichen Versetzungsexamen in Körperkraft, Gewandtheit und Charakter unterzogen. Da kommt ein Neuer von einer entfernten Schule, mit besserer Kleidung, mit allerhand Spielkram in seinen Taschen, mit einer hochtrabenden anmaßenden Miene; ein älterer Knabe aber wirft ihm entgegen: »Das nützt ihm nichts, morgen wollen wir ihn schon kriegen.« »Was hat er getan?« so lautet die göttliche Frage, die Menschen ausforscht und jede falsche Größe stürzt.

 

Arbeit ist Sieg.

Wer ertappt sich nicht stets darauf, daß er etwas weniger tut, als er mit seinen besten Kräften leisten könnte? »Was machen Sie?« – »Oh, nichts! ich habe das und das getan, oder ich werde dies oder jenes tun, aber jetzt bin ich bloß …« Ah, armer Betrogener, wirst du niemals dem Meister Gaukler aus dem Netz entschlüpfen – niemals begreifen, daß, sobald die unwiederbringlichen Jahre ihren blauen Glorienschein zwischen heute und uns gewoben haben, diese flüchtigen Stunden glänzen werden, und uns anziehen werden als die wildeste Romantik, als die Heimat von Schönheit und Poesie? Wie schwer ist's, aufrichtig zu beurteilen! Die Ereignisse, die sie mit sich bringen, ihr Verkehr, ihre Unterhaltungen und ihr Geschwätz, ihre dringende Arbeit – dies alles streut uns Sand in die Augen und lenkt die Aufmerksamkeit ab. Der ist ein starker Mensch, der diesen Täuschungen in die Augen blicken kann, der dieses Gaukelspiel durchschaut, der ihre Identität fühlt und seine eigene bewahrt; der sicher wissen kann, daß bis ans Ende der Welt eines sein wird wie das andere; der weder durch Liebe, noch durch Tod, durch Politik, Geld, Krieg oder Vergnügen sich von seiner Aufgabe abbringen läßt. Die Welt ist stets sich selber gleich, und jeder Mensch erfährt in Augenblicken tieferen Denkens, daß er nur die Erfahrungen der Leute in den Straßen von Theben oder Byzanz wiederholt. Ein ewiges Jetzt herrscht in der Natur, behängt unsere Büsche mit denselben Rosen, die den Römer und Chaldäer in ihren hängenden Gärten entzückten. Da fragt er: »Wozu sollte ich denn Sprachen erlernen und Länder durchqueren, um so einfache Wahrheiten zu erfahren?«

 

Arbeit ist Sieg. Wo immer Arbeit ehrlich getan wird, da wird auch gesiegt. Es gibt keinen Zufall und keine Ausnahmen. Du brauchst nur ein Urteil über dich: dein eigenes. Bist du dessen gewiß, so gehören dir auch die anderen; und wenn nicht, so kannst du sie entbehren. Wenn Zeugen nötig werden, sind sie auch da. Noch ward kein Mann geboren, der so gut und klug war, daß nicht einer oder mehrere zugleich mit ihm zur Welt kamen, welche sich seiner freuten und ihn weiteren Kreisen verkündeten. Nicht ohne ein Gefühl ahnungsvoller Ehrfurcht sehe ich, wie kein Mensch ganz allein denkt und handelt; sondern seine göttlichen Begleiter und Doppelgänger, die gleichzeitig mit ihm ins Leben traten, in dieser oder jener Verkleidung, sie gehen wie Geheimpolizisten neben ihm, Schritt für Schritt durch Raum und Zeit!

 

Aber leben ist nur gut, wenn es zauberhaft und musikalisch ist, ein vollkommener Einklang und Mitklang, und wenn wir's nicht sezieren. Du mußt die Tage mit Achtung behandeln, du mußt selber ein Tag sein, und ihn nicht abfragen wie ein Gymnasialprofessor. Die Welt ist rätselhaft – wenn alles gesagt und alles gewußt oder getan ist – und muß nicht buchstäblich, sondern geistig aufgefaßt werden. Wir müssen auf der Höhe unserer Kraft stehen, um überhaupt etwas richtig zu begreifen. Du mußt des Vogels Lied hören, ohne zu versuchen, es in Hauptwörter und Zeitwörter aufzulösen. Können wir nicht ein bißchen enthaltsam und gehorsam sein? Können wir nicht das Morgen in Ruhe lassen?

 

Eine alte Lebensregel empfiehlt als Vorschrift für ein richtiges Betragen: » Aliis laetus sapiens sibi.« Unser englisches Sprichwort übersetzt dies: »Sei fröhlich und weise!« Ich weiß, wie leicht es für welterfahrene Menschen ist, ein ernstes Gesicht zu machen und die zuversichtliche Jugend mit ihren glitzernden Träumen höhnisch auszulachen. Aber ich finde, die buntesten Luftschlösser, die jemals aufgetürmt wurden, sind viel behaglicher und viel brauchbarer als die Kerker, die täglich von brummenden unzufriedenen Menschen in die Luft gegraben werden. Ich kenne diese erbärmlichen Gesellen und hasse sie, die stets durch die leichten, zartgefärbten Wolken am Himmel droben einen schwarzen Stern fahren sehen: Lichtwellen strömen vorüber und verhüllen ihn für einen Augenblick, aber der schwarze Stern bleibt unbeweglich im Zenit stehen. Beim Frohsinn jedoch wohnt Kraft; Hoffnung versetzt uns in Arbeitsstimmung, Verzweiflung dagegen ist keine Muse und zerstört die Harmonien der tätigen Kräfte. Jeder Mensch sollte Leben und Natur glücklicher für uns machen, oder er wäre besser nie geboren, wenn der Nationalökonom die unproduktiven Klassen aufrechnet, sollte er an die Spitze setzen diese Klasse von Leuten, die sich selbst bemitleiden, die aufdringlich Mitgefühl heischen, eingebildetes Unglück bewinseln.

 

Der Ausgang aller Dinge predigt Untätigkeit. Zermartere dich nicht mit Nachdenken, sondern mache dich an deine Arbeit, wo es auch sei. Das Leben ist nicht einsichtig oder kritisch, sondern mutig. Und für die Leute, in denen wir die richtige Verteilung der Lebenskräfte beobachten, ist das wesentliche Gut: Genieße, was du findest, und ohne zu fragen. Die Natur haßt das Aushorchen, und Mütter sprechen es aus, wenn sie etwa sagen: »Verzehrt eure Schnitten, Kinder, und macht nicht viele Worte dabei.« Die Zeit ausfüllen – das ist Glück; die Zeit ausfüllen und Reue und Zustimmen keinen Zugang lassen. Wir leben auf Oberflächen, und die wahre Lebenslust besteht darin, gut über sie hinweg zu gleiten. Zwischen den ältesten, vermodertsten Vorurteilen kann ein ursprünglicher Mensch mit Unternehmungsgeist und Geschick ebensogut Erfolg haben wie in der jüngsten Kolonie. Er kann sich überall durchsetzen. Das Leben selbst ist eine Mischung von Macht und Gestalt und mag nicht das geringste Übergewicht des einen oder anderen ertragen. Weise leben heißt, jeden Augenblick in sich zum Abschluß bringen, in gleicher Weise der Lebensentwicklung mit jedem Schritt ein Ziel setzen und eine möglichst große Zahl angenehmer Stunden verleben.

 

Wir verbrauchen viel Zeit mit Essen und Schlafen und für den Verdienst von hundert Dollar, und sehr wenig Zeit für eine Hoffnung und eine Selbsterkenntnis, die dann das Licht unseres Lebens wird. Wir richten unseren Garten her, tafeln zu Mittag, besprechen den Haushalt mit unseren Frauen, und all das macht keinen Eindruck auf uns, es ist in der nächsten Woche vergessen; aber in der Einsamkeit, zu der jeder einzelne immer wieder zurückkehrt, besitzt er einen Schatz von Gesundheit und Erhebungen, die er auf seinem Wege in das dritte Reich mit sich nehmen wird. Was bedeutet es, wenn ich mich lächerlich mache, was, wenn ich unterliege: aufwärts schaue, altes Herz! – es spricht zu uns: dort siegt alle Gerechtigkeit: die wahre Geschichte, die sich in der Welt erfüllen soll, ist die Umsetzung von Genie in fortwirkende Kraft.

 

Die erste Entwicklungsstufe eines Volkes – wie eines Individuums – ist die Periode unbewußter Kraft. Kinder weinen, schreien und stampfen vor Wut mit den Füßen, solange sie ihre Wünsche nicht auszudrücken vermögen. Sobald sie aber sprechen können und sagen, was sie wollen und warum sie es wollen, werden sie gleich artig. Ähnlich ist's bei Erwachsenen: wenn das Auffassungsvermögen blöde ist, sprechen Männer und Frauen heftig und in übertriebenen Ausdrücken, toben und zanken sich; sie gebärden sich wie Besessene, jeder Satz wird von einem Fluch begleitet. Sobald mit zunehmender Kultur die Aufklärung wächst und die Begriffe nicht mehr wie Klumpen und Massen vor ihnen liegen, sondern sich deutlich voneinander abheben, dann lassen die Menschen von solcher schwächlichen Heftigkeit ab und legen ihre Ansichten eingehend klar. Wäre die Zunge nicht zum Werkzeug geworden, womit sich Laute bilden lassen, der Mensch lebte noch heute als Tier in den Wäldern. Dieselbe Schwäche, dieselbe Unzulänglichkeit – nur mit einem höheren Maßstab zu messen – begegnet uns täglich bei der Erziehung heißblütiger Jünglinge und Mädchen: »Ach, ihr versteht mich nicht, ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der mich verstanden hätte!« Und sie seufzen und weinen, schreiben Verse und streifen einsam umher – nur weil sie ihren Gedanken keinen bestimmten Ausdruck geben können. In einem oder zwei Monaten – wenn ihr guter Geist ihnen hold gesinnt ist – begegnen sie einem Menschen, der in diesem vulkanischen Gärungszustand gerade der Rechte für sie ist, und nachdem der Anschluß einmal hergestellt ist, sind sie fortan tüchtige Mitglieder der Gesellschaft. So geht es immer und überall. Der Fortschritt führt von blinder Kraft zu Sorgfalt, Geschicklichkeit, Wahrheit.

 

In das Verständnis der Urzeiten – der Vorwelt, wie die Germanen sagen – kann ich ebensogut eindringen, wenn ich mich selbst ergründe, wie durch das Umhertasten in Katakomben mit hastigen Fingern, in Bibliotheken auf zerbrochenen Reliefs und den Trümmern eines zerfallenen Landhauses.

Wenn die Menschen regen Anteil an der griechischen Geschichte nehmen, an der Literatur, der Kunst, der Dichtung in allen ihren Perioden, von der Heldenzeit Homers bis zu den Lebensgewohnheiten des athenischen oder spartanischen Bürgers, vier oder fünf Jahrhunderte später, was verleitet sie dazu? – Doch nur die Tatsache, daß jeder von ihnen selbst durch eine Periode griechischen Lebens hindurchschreitet. Der griechische Staat vertritt das Zeitalter des natürlichen Körperlebens, ist die Vervollkommnung der Sinne – und darin die Entwicklung der Geistesnatur, die sich noch in völliger Einheit mit dem Körper entfaltet. Hier bestehen jene Formen menschlichen Lebens, die den Bildhauer mit seinem Modelle für einen Herkules, Phöbus und Jupiter versahen; sie sind mit den in modernen Städten überwiegenden Gesichtsbildungen und ihren zu Flecken verwischten Linien nicht zu vergleichen, sie fügen sich vielmehr aus unverdorbenen, scharf begrenzten und symmetrischen Formen zusammen. Zum Beispiel sind die Augenhöhlungen jener Menschen derart, daß es den Augen unmöglich wäre, zu schielen oder verstohlen bald hier und dorthin zu blicken: mit ihnen muß sich dir das ganze Haupt zuwenden.

 

Es gibt Tage, da die Großen uns nahe sind, da kein Schatten auf ihrer Stirn liegt, nicht einmal eine Herablassung; da sie uns an die Hand nehmen und wir ihre Gedanken teilen. Es gibt Tage, die der Karneval des Jahres sind. Die Engel werden Fleisch und Blut und werden mehr als einmal sichtbar. Die Phantasie der Götter ist erregt und ergießt sich auf allen Seiten in Gestalten. Gestern zirpte kein Vögelein; die Welt war öde, dürr und kümmerlich – heute ist sie über alle Begriffe bevölkert; Schaffensdrang schwärmt umher und schafft Verbesserungen.

Die Tage sind auf einem Webstuhl gemacht, auf dem Schuß und Kette Vergangenheit und Zukunft sind. Sie sind majestätisch gekleidet, wie wenn jeder Gott einen Faden zu dem himmlischen Gewebe beigesteuert hätte. Es ist jammervoll, was uns reich oder arm macht – ein paar Münzen, Kleider, Teppiche, ein bißchen mehr oder weniger Stein oder Holz oder Farbe, ein modischer Mantel oder Hut – wie das Glück nackter Indianer, von denen der eine stolz ist im Besitz einer Glasperle oder einer roten Feder und alle übrigen elend sind, weil sie diese Dinge nicht haben. Aber die Schätze, zu deren Anhäufung die Natur selber ihre Kräfte eingesetzt hat – die Jahrhunderte alte, verfeinerte, komplizierte Anatomie des Menschen, an deren Bildung alle geologischen Schichten teilnahmen, zu deren Heranreifung alle früheren Rassen da waren, vom Infusorium und Saurier an; die umgebende bildsame Natur, die Erde mit ihren Nahrungsmitteln; die geistige, mildernde Luft; das Meer mit seinen Lockungen; der Himmel mit den Welten in seiner Tiefe; und das antwortende Gehirn und der Nervenbau, der diesen Wundern entspricht; das Auge, das in die Tiefen schaut, die wieder ins Auge zurückschauen, Abgrund in Abgrund – diese Schätze sind, nicht wie eine Glasperle oder Münzen oder Teppiche, in unermeßlicher Fülle Allen gegeben.

 

Das ist gut, was mir mein Land, mein Klima, meine Mittel und Stoffe, meine Genossen empfehlen. Ich kannte einen Mann von einer gewissen religiösen Überspanntheit, der »es für eine Ehre hielt, sein eigenes Gesicht zu waschen«. Dieser Mann schien mir vernünftiger zu sein, als die Leute, die sich selber für gering und wohlfeil halten.

Zoologen mögen bestreiten, daß Pferdehaare im Wasser zu Würmern werden; aber ich finde, daß alles, was alt ist, verdirbt, und daß die Vergangenheit zu Schlangen wird. Die Ehrfurcht vor den Taten unserer Vorfahren ist ein trügerisches Gefühl. Ihr Verdienst war es, daß sie nicht das Alte verehrten, sondern dem gegenwärtigen Augenblick Ehre machten: und es ist ganz falsch, wenn wir sie gerade wegen der Gewohnheit zu entschuldigen suchen, die sie haßten und verspotteten.

 

Die Hochschulen versehen uns zwar mit Bibliotheken, liefern uns aber keinen Professor, der Vorlesungen über Bücher hielte; und ich glaube, keinen Lehrstuhl hätten wir so dringend nötig. In einer Bücherei sind wir von vielen Hunderten teurer Freunde umgeben, aber sie sind durch einen Zauberspruch in ihre Papp- und Ledereinbände eingesperrt; und obwohl sie uns kennen und manche von ihnen zwei, zehn oder zwanzig Jahrhunderte auf uns gewartet haben und freudig bereit sind, uns ein Zeichen zu geben und uns ihr Herz auszuschütten, so lautet doch ihre Gefängnisregel, daß sie nicht sprechen dürfen, wenn sie nicht angesprochen werden; und da der Zauberer sie wie Infanteriebataillone zu Tausenden und Zehntausenden in Rock und Mantel von einerlei Schnitt gekleidet hat, so sind deine Aussichten, das richtige zu treffen, durch das arithmetische Gesetz der Permutation und Kombination bestimmt – eine Wahl nicht unter drei Schmuckkästchen, sondern unter einer halben Million völlig gleicher Schmuckkästchen. Aber wir machen wohl die Erfahrung, daß in dieser Lotterie mindestens fünfzig oder hundert Nieten auf einen Gewinn kommen. So möchte man denn meinen, eine mitleidige Seele, die viele Zeit auf die falschen Bücher verloren und ein paar echte getroffen hätte, die sie glücklich und weise machten, würde recht tun, wenn sie diejenigen namhaft machte, die für sie Brücken oder Schiffe gewesen sind, auf denen sie sicher über schwarze Sümpfe und öde Meere hinweg in das Herz heiliger Städte, in Paläste und Tempel gelangte. Dies vermöchten am besten die großen Büchermeister, die von Zeit zu Zeit erscheinen – ein Fabricius, Selden, Magliabecchi, Scaliger, Mirandola, Bayle, Johnson, deren Augen den ganzen Horizont der Gelehrsamkeit bestreichen. Aber gewöhnliche Leser, die nur aus Liebe zu Büchern lesen, würden uns einen Dienst leisten, wenn ein Jeder ganz kurze Aufzeichnungen über seine Funde machte.

 

Die Menschen verfallen fortwährend in ein bettelhaftes Wesen, das sie verführt, alles was sich nicht in Zahlen ausdrücken läßt – mit anderen Worten: was nicht dem tyrannischen Tier in uns dient – auf die Seite zu schieben. Unsere Redner und Schriftsteller sind von der gleichen Armseligkeit, und auf diesem Plundermarkt wird weder der Phantasie, der großen erweckenden Kraft, noch der Moral, der Schöpferin von Genies und Menschen, ein Wort gegönnt. Aber wenn auch Redner und Dichter sich ebenfalls zu dieser Hungergesellschaft halten – die Fähigkeiten bleiben bestehen! Wir brauchen Symbole. Das Kind bittet dich um eine Geschichte und ist dankbar für die armseligste. Für das Kind ist sie nicht armselig, sondern strahlend von Bedeutsamkeit. Der erwachsene Mensch verlangt einen Roman – d. h. er bittet um die Erlaubnis, für ein paar Stunden ein Dichter zu sein und die Dinge so zu malen, wie sie sein sollten. Die Jugend verlangt ein Gedicht. Selbst Trottel möchten ins Theater gehen. Was für geheime Himmel können wir nicht öffnen, indem wir all dem Ahnen reichen Wohllauts nachgeben! Wir brauchen Abgöttereien, Mythologien – Spielraum und zugleich Grenze für die Schaffenskraft, die zusammengekauert und verkrampft daliegt und glühende Naturen zu Wahnsinn und Verbrechen treibt, wenn sie keinen Ausweg findet. Ohne die großen Künste, die zum Schönheitssinn sprechen, erscheint ein Mensch mir als ein armes, nacktes, frostbebendes Geschöpf. Diese Künste sind die ihm zukommenden Hüllen, die ihn wärmen und zugleich schmücken.

 

Wir erleben nach und nach Erfahrungen, die so wichtig sind, daß die neuen der alten vergessen; daher die mythologische Vorstellung von den sieben oder neun Himmeln. Der Tag der Tage, der große Tag des Lebensfestes ist der, an dem das innere Auge sich öffnet und die Einheit aller Dinge, die Allgegenwart des Gesetzes gewahrt: sieht, daß alles, was ist, sein muß und so sein muß oder mit anderen Worten das Beste ist. Diese Seligkeit senkt sich von oben herab auf uns hernieder, und wir sehen. Sie ist nicht so sehr in uns, wie wir in ihr sind. Wenn die Luft in unsere Lungen dringt, so atmen und leben wir; wenn nicht, so sterben wir. Wenn das Licht zu unseren Augen kommt, so sehen wir, sonst nicht; und wenn Wahrheit zu unserem Geiste kommt, so dehnen wir uns plötzlich zu ihrer Größe aus, wie wenn wir zu Welten wüchsen. Wir sind die Gesetzgeber; wir sprechen im Namen der Natur; wir prophezeien und ahnen.

Wenn das Weltall uns mit so wilden Angriffen bedroht, so sind unsere Atome ebenso wild in ihrem Widerstand. Wir würden vom Druck der Atmosphäre zerquetscht werden, wenn nicht die Luft in unserem Leibe Gegendruck leistete. Eine Röhre, die aus einem Glashäutchen gemacht ist, kann dem Anprall des Ozeans widerstehen, wenn sie mit demselben Wasser gefüllt ist. Wenn Allmacht im Schlag ist, so ist auch die Macht im Rückschlag.

 

Jede Tatsache, welche die Naturwissenschaft entdeckt, war vorher in dem Gefühlsleben eines einzelnen lebendig, wo sie sich offenbarte, bevor sie allgemeine Bestätigung fand. Der Mensch kann seine Schuhe nicht binden, ohne Gesetze zu befolgen, durch die auch die fernsten Regionen der Natur miteinander vereinigt werden: Mond, Pflanze, Kristall sind angewendete Geometrie und Algebra. Der gesunde Menschenverstand kennt seine eigne Natur und erblickt dieselbe Tatsache wieder im chemischen Experiment. Die natürliche Erfahrung eines Franklin, Dalton, Davy und Black ist der gleiche gesunde Menschenverstand, der in sich selbst die Rangordnung des Geschehens hergestellt hat, ehe er sie entdecken konnte.

 

Müssen wir nicht zuletzt an irgend einen schmählichen Verrat, an einen Spott glauben, den das Weltall über uns verhängt hat? Müssen wir nicht ernsthaft über die Art, wie wir ausgenutzt werden, zürnen? Sind wir denn wie armselige Forellen, die man zu Tode kitzelt, sind wir denn die Possenreißer der Natur? – Ein Blick in den blauen Himmel, und die blühende Erde macht dem mutwilligen Nörgeln ein Ende und leitet uns zu weiseren Überzeugungen hin. Der Einsicht allein offenbart die Natur den Sinn ihrer großen Versprechungen, aber der soll nicht in irgend eine Formel gebracht werden. Denn ihr Geheimnis darf niemand aussprechen. Immer wieder kommt ein Ödipus zu uns. In seinem Haupt ist das letzte Mysterium Lebenskraft geworden. Und was geschieht? – jene verteufelte Zauberei zerbricht auch seine Kunstfertigkeit: er kann nicht eine Silbe über seine Lippen bringen. Das mächtige Rund des Mysteriums wölbt sich über uns wie ein erfrischender Regenbogen hinab in die Tiefe, und keines Erzengels Schwingen waren je weit genug, daß er ihm hätte folgen, von seinem letzten Bogen hätte berichten können. Daneben aber glauben wir zu empfinden, daß unsere Handlungen Beistand finden, und mehr aus ihnen gemacht wird, als wir in sie hineinlegten. Gütige Boten des Geistes führen uns an beiden Händen durch das Leben, und ein segensreiches höheres Vollbringen liegt für uns in Bereitschaft. Wir können mit der Natur nicht unsere Menschensprache reden oder an sie etwa den Maßstab legen, den wir für den Menschen hergerichtet haben, wenn wir unser persönliches Vollbringen an ihrem messen, so kommen wir leicht dahin, uns das Spielzeug eines unerbittlichen Geschicks zu dünken. Wir sollen uns aber nicht mit unserem Werk auf eine Stufe stellen, sondern die Seele des wirkenden Schöpfers durch uns hindurchströmen lassen. Dann wird der Friede des Morgens in uns seine Wohnung aufschlagen, die unergründlichen Kräfte der Schwere und der Chemie und darüber hinaus die einer höchsten Lebensform in uns ihre Zukunft verkünden.

Das Unbehagen, das der Gedanke uns verursacht, wie hilflos wir im Grunde in der Verknüpfung von Ursache und Wirkung mitten inne schweben, hat darin seinen Grund, daß wir eine der natürlichen Bedingungen, nämlich die Bewegung, zu intensiv ins Auge fassen. Wird doch der Hemmschuh niemals vom Rade abgenommen. Wo immer der Impuls die Oberhand zu gewinnen scheint, ist das Ruhebedürfnis oder das Ausgleichen schon im Verborgenen wirksam. Auf den weiten Gefilden der Erde wächst allenthalben die Brünella oder das Selbstheil. Nach jedem unsinnigen Tagewerk verschlafen wir das Gaukelspiel und Gezänk seiner Stunden. Und ob wir gleich stets von kleinlichen Dingen in Anspruch genommen werden und ihrem lächerlichen Machtspruch gar oft unterliegen, so bringen wir doch zu jedem neuen Versuch die uns angeborenen großen Gesetze des Weltalls mit. Wir sehen sie auch rings um uns in der Natur verkörpert, denn sie leben ja als wirkende Ideen in uns: eine allgegenwärtige Kraft, die die Krankheiten des Menschen augenscheinlich machen und ihnen Heilung gewähren. Und wieder verleitet uns unsere Knechtschaft, die uns den Teilerscheinungen ausliefert, zu hundert neuen Erwartungen.

 

Alle Menschen tragen die Keime aller Krankheiten ihr ganzes Leben lang verborgen mit sich herum, und wir sterben, ohne sie in uns entwickelt zu haben – so groß ist die lebenbejahende Kraft unserer Naturanlage. Aber wenn du durch irgend eine Ursache entkräftet bist, dann erwachen einige von diesen schlummernden Samenkörnern und öffnen sich. Unterdessen werden wir auf jeder Lebensstation einen Feind los. Mit fünfzig Jahren sagt man, verlieren die mit bösem Kopfweh behafteten Stadtmenschen dieses Leiden. Ich hoffe, diese Hedschra ist kein so bewegliches Fest, wie das, wonach ich jedes Jahr ausspähe, wenn die sachverständigen Gärtner mir versichern, die Blattläuse an den Rosenstöcken unserer Gärten verschwänden am 10. Juli; in meinem Garten bleiben sie noch vierzehn Tage länger. Aber sei es mit dem Kopfschmerz wie es wolle – so viel ist gewiß, daß schlimmere Kopfschmerzen und Herzschmerzen für ewig eingelullt werden, sobald wir gewisse Malzeichen der Zeit erreicht haben. Die Leidenschaften haben ihren Zweck erfüllt: es verschwindet jenes geringe, aber furchtbare Übergewicht, womit die Natur sich für jeden Augenblick die Erfüllung ihrer Absichten sichert. Um den Menschen auf dem Planeten zu erhalten, prägt sie dem Tode den Stempel des Schreckens auf. Um die Vorsorge für das Notwendige vollkommen zu machen, pflanzt sie einem jeden eine gewisse Raffgier ein, damit er nicht nur auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse bedacht sei, sondern noch ein bißchen darüber hinaus sich aneigne. Um das Fortbestehen der Rasse zu sichern, verstärkt sie den Geschlechtstrieb, selbst auf die Gefahr hin, daß dies zu Unordnung, Kummer und Schmerz führt. Um Stärke zu sichern, pflanzt sie uns grimmigen Hunger und Durst ein, die so leicht über ihre Pflicht und Schuldigkeit hinausgehen und Krankheiten herbeirufen. Aber diese vorübergehenden Hemmungen und Anspornungen des jungen tierischen Geschöpfes werden abgestreift, sobald sie sich durch edlere Hilfsmittel ersetzen lassen. In unserer Jugend leben wir inmitten dieses Janhagels von Leidenschaften – viel zu empfindlich, viel zu hungrig, viel zu leicht erregbar. Später öffnet sich das Innere von Geist und Herz und stattet uns mit höheren Antrieben aus. Wir lernen, was die fatalen Kompensationen bedeuten, die mit jeder Handlung verknüpft sind. Dann verschwinden – eine nach der anderen – die Gestalten dieser spektakelmachenden, die Zeit totschlagenden Menge.

 

Wenn das Leben wohl verbracht ist, so bedeutet das Alter nur einen Verlust von lauter Dingen, die man wohl entbehren kann: Muskelkraft, organische Instinkte, voller Busen und ähnliches. Aber die im Mittelpunkt hausende Weisheit, die alt war in der Kindheit, ist jung mit achtzig Jahren; die Widerstände bleiben dahinten, und in den hochbeglückten Menschen bleibt gereinigt und weise der Geist. Ich habe sagen hören: wer liebt, ist niemals und nirgends alt; so oft das Wort Mensch ausgesprochen wird, streift man die Lehre von der Unsterblichkeit; sie haftet seinem Wesen an. Zu erforschen, wie Unsterblichkeit beschaffen ist, das spottet unseres Witzes, und kein Flüstern dringt zu uns vom Jenseits. Aber die Folgerung aus der Tätigkeit des Intellekts, der mit Bienenfleiß Kenntnisse der Geschicklichkeiten aufspeichert, der am Ende des Lebens gerade bereit ist, geboren zu werden – diese Folgerung bestätigt die Ahnungen der Liebe und des moralischen Gefühls.


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