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Viertes Kapitel

Alle in Erwartung

1

Der Eindruck, den die schnell bekanntgewordene Geschichte des Zweikampfes auf unsere ganze vornehme Gesellschaft gemacht hatte, war besonders merkwürdig durch die Einmütigkeit, mit der sich alle beeilten, unbedingt Nikolaj Wsewolodowitschs Partei zu ergreifen. Viele seiner früheren Feinde erklärten sich jetzt mit aller Entschiedenheit als seine Freunde. Den Hauptgrund dieses überraschenden Umschwungs der öffentlichen Meinung bildeten einige ungewöhnlich treffende Worte, die eine bis dahin sehr zurückhaltende Persönlichkeit laut ausgesprochen hatte, und die mit einemmal dem Ereignisse eine Bedeutung verliehen, die der übergroßen Mehrheit in unserer Stadt außerordentlich interessant war. Das trug sich folgendermaßen zu. Es traf sich gerade, daß am Tage nach jenem Ereignisse die ganze Stadt beim Adelsmarschall zusammenkam, dessen Frau ihren Namenstag feierte. Auch Julia Michajlowna war anwesend oder, besser gesagt, führte den Vorsitz unter den Gästen. Sie kam mit Lisaweta Nikolajewna, die in Schönheit und besonderer Heiterkeit strahlte, was vielen unserer Damen diesmal sogleich besonders verdächtig vorkam. Beiläufig gesagt: an ihrer Verlobung mit Mawrikij Nikolajewitsch konnte schon kein Zweifel mehr bestehen. Auf eine scherzhafte Frage eines verabschiedeten, aber sehr wichtigen und angesehenen Generals, von dem noch später die Rede sein wird, hatte Lisaweta Nikolajewna an jenem Abend selbst zugegeben, daß sie Braut sei. Und was geschah? Auch nicht eine einzige unter unseren Damen wollte an diese Verlobung glauben. Alle blieben hartnäckig bei der Vermutung, daß irgendeine bedeutsame, geheimnisvolle Familiengeschichte oder ein Roman vorliege, der sich in der Schweiz abgespielt hatte, und bei dem man aus irgendeinem Grunde unbedingt auch Julia Michajlowna als Mitwisserin oder sogar Teilnehmerin vermutete. Es ist schwer zu sagen, weshalb sie sich so lange hielten, diese Gerüchte oder, besser gesagt, diese Phantasien und weshalb man auch Julia Michajlowna mit solcher Sicherheit mit hineinbrachte. Kaum war sie eingetreten, als sich schon alle mit seltsamen, erwartungsvollen Blicken zu ihr hinwandten. Es muß bemerkt werden, daß man von dem Zweikampf an jenem Abend nur noch mit Vorsicht und nicht laut sprach, erstens, weil die Begebenheit noch nicht weit genug zurücklag, und zweitens auch wegen gewisser Umstände, die sie begleiteten. Außerdem wußte man noch gar nichts von den Maßnahmen der Behörden. Die beiden Duellanten waren vorläufig allem Anschein nach unbehelligt geblieben. Allen war zum Beispiel bekannt, daß Artemij Pawlowitsch früh morgens auf sein Gut Duchowo gefahren war und nicht daran gehindert wurde. Indessen warteten natürlich alle darauf, daß jemand als erster von dem Ereignis sprechen und dadurch der Ungeduld der ganzen Gesellschaft den Weg freimachen würde. Namentlich hoffte man in dieser Beziehung auf den oben erwähnten General und hatte sich nicht getäuscht.

Dieser General, eines der ansehnlichsten Mitglieder unseres Klubs, ein nicht sehr reicher Gutsbesitzer, aber ein Mann von unvergleichlich schöner Denkart, ein altmodischer Hofmacher der jungen Damen, liebte es unter anderem sehr, in großen Gesellschaften mit generalsmäßiger Gewichtigkeit gerade von solchen Dingen laut zu reden, über die alle anderen nur noch in vorsichtigem Flüsterton zu sprechen wagten. Darin bestand sozusagen seine hauptsächlichste Rolle in unserer Gesellschaft. Dabei zog er die Worte besonders stark in die Länge und sprach sie irgendwie ganz süßlich aus. Diese Gewohnheit hat er entweder von den sich viel im Ausland aufhaltenden Russen übernommen oder von jenen vormals sehr reichen russischen Gutsbesitzern, die unter der Abschaffung der Leibeigenschaft materiell am meisten gelitten hatten. Stepan Trofimowitsch hatte sogar einmal die Bemerkung gemacht, je mehr ein Gutsbesitzer heruntergekommen sei, um so mehr lispele er, und um so mehr ziehe er die Worte in die Länge. Übrigens sprach er selbst auch nicht viel anders, aber an sich bemerkte er das nicht.

Der General eröffnete das Gespräch wie ein erfahrener und sehr kompetenter Mensch. Abgesehen davon, daß er mit Artemij Pawlowitsch weitläufig verwandt war (obwohl er mit ihm im Streit lebte und sogar gegen ihn einen Prozeß führte), hatte er überdies früher einmal selbst zwei Duelle gehabt und war wegen des einen sogar zum Gemeinen degradiert und nach dem Kaukasus verschickt worden. Irgendjemand erwähnte Warwara Petrowna, die bereits zum zweiten Male »nach der Krankheit« ausgefahren sei, das heißt, man meinte eigentlich nicht sie selbst, sondern mehr die prächtigen vier grauen Pferde, die ihren Wagen zogen, und die aus eigener Stawroginscher Zucht stammten. Da bemerkte der General plötzlich, er hätte heute »den jungen Stawrogin« hoch zu Rosse gesehen ... Alle verstummten sofort. Der General schmatzte ein paarmal mit den Lippen, begann seine goldene Tabaksdose, die er für große Verdienste von hoher Stelle als Geschenk bekommen hatte, in den Fingern herumzudrehen, und erklärte dann auf einmal:

»Ich bedauere sehr, vor einigen Jahren nicht hier gewesen zu sein ... das heißt, ich war damals in Karlsbad ... Hm! Dieser junge Mann, über den ich nachher so vielerlei zu hören bekam, interessiert mich sehr. Hm! Ist es übrigens wahr, daß er geisteskrank ist? Seinerzeit behauptete es jemand. Plötzlich höre ich, ein Student habe ihn hier in Gegenwart seiner Kusinen beleidigt und er sei vor ihm unter den Tisch gekrochen; gestern aber erfahre ich von Stepan Wysozkij, daß Stawrogin sich mit diesem ... Gaganow geschlagen hat. Und einzig und allein in der galanten Absicht, jenem wütenden Menschen seine Stirn darzubieten, nur um ihn loszuwerden. Hm! Das erinnert an die Sitten bei der Garde in den zwanziger Jahren. Verkehrt er hier bei jemandem?«

Der General verstummte, wie wenn er auf Antwort wartete. Nun war der Ungeduld der ganzen Gesellschaft der Weg freigegeben.

»Was ist denn einfacher als das?« fragte auf einmal mit erhobener Stimme Julia Michajlowna, die sich offenbar darüber ärgerte, daß aller Blicke nach den Worten des Generals sich wie auf Kommando auf sie wandten. »Ist denn das so verwunderlich, daß Stawrogin sich mit Gaganow geschlagen, den Studenten aber nicht einmal zur Rechenschaft gezogen hat? Kann man sich denn überhaupt darüber wundern? Er konnte doch seinen früheren Leibeigenen nicht zum Duell fordern!«

Das waren bedeutsame Worte! Ein einfacher, klarer Gedanke, der indessen niemandem bis dahin in den Sinn gekommen war. Worte, die ungewöhnliche Folgen hervorgerufen hatten. Aller Klatsch und Skandal, alles Kleinliche und Anekdotenhafte trat sofort in den Hintergrund, und die ganze Sache gewann auf einmal ein anderes Gesicht. Stawrogin war plötzlich allen eine vollkommen neue Persönlichkeit, in der man sich bisher arg getäuscht hatte, ein Mann von fast idealer Prinzipienstrenge. Obwohl er von einem Studenten, also von einem gebildeten, nicht mehr leibeigenen Menschen tödlich beleidigt wurde, übersah er verächtlich die Kränkung, weil der Betreffende für ihn doch nichts anderes als sein früherer Leibeigener blieb. In der Gesellschaft rief sein Verhalten viel Klatsch hervor und wirbelte viel Staub auf: die leichtsinnige Gesellschaft blickte mit Geringschätzung auf einen Menschen, den man ins Gesicht geschlagen hatte; er aber verachtete die Meinung dieser Gesellschaft, die sich nicht zu richtigen Anschauungen erheben konnte und doch über derartige Dinge urteilte.

»Und da sitzen wir nun beide, Iwan Alexandrowitsch, und reden über richtige Lebensanschauungen«, bemerkte im edlen Selbstbezichtigungseifer ein altes Klubmitglied zu einem anderen.

»Ja, ja, Piotr Michajlowitsch, ja, ja!« stimmte ihm der andere fast mit Genuß bei. »Da sag' noch einer etwas gegen unsere Jugend.«

»Was heißt hier Jugend, Iwan Alexandrowitsch«, bemerkte ein dritter, der zufälligerweise hinzukam. »Hier handelt es sich nicht um die Jugend; er ist ja wie ein Stern und nicht nur so einer von unserer Jugend; so muß man die Sache betrachten.«

»Und das ist es gerade, was wir brauchen; es mangelt uns an wirklichen Menschen.«

Die Hauptsache war dabei, daß der »neue Mann« sich nicht nur als ein »unzweifelhafter Edelmann« erwiesen hatte, sondern überdies auch einer der reichsten Grundbesitzer des Gouvernements war und folglich nicht umhin konnte, schließlich einmal eine Stütze der Gesellschaft zu werden. Übrigens habe ich die Stimmung unserer Gutsbesitzer beiläufig auch früher bereits erwähnt.

Einige ereiferten sich sogar:

»Nicht nur, daß er den Studenten nicht gefordert hat, nein, er hat sogar die Hände auf den Rücken gelegt; beachten Sie das, beachten Sie das ganz besonders, Exzellenz!« sagte der eine.

»Und auch vor die neuen Gerichte hat er den Mann nicht gezogen«, fügte ein anderer hinzu.

»Obwohl der Student von diesen neuen Gerichten wegen persönlicher Beleidigung eines Edelmannes mindestens zu fünfzehn Rubel Strafe verurteilt worden wäre, hähähä!«

»Nein, ich werde Ihnen mal ein Geheimnis verraten, das bei diesen neuen Gerichten von Wirkung sein kann«, fiel ihm ein dritter ganz wütend ins Wort. »Wenn jemand gestohlen oder betrogen hat und auf frischer Tat abgefaßt und überführt wird, dann soll er nur so schnell wie möglich, solange es noch Zeit ist, nach Hause laufen und seine Mutter totschlagen. Sofort wird man ihn von allem freisprechen, und die Damen auf den Tribünen werden ihm mit ihren batistenen Taschentüchern zuwinken; das ist die tatsächliche Wahrheit!«

»Ja, das ist die Wahrheit! Wahrhaftig!«

Ohne Anekdoten ging es dabei natürlich auch nicht ab. Man erinnerte sich an die Beziehungen Nikolaj Wsewolodowitschs zum Grafen K. Die strengen Ansichten des Grafen K. über die letzten Reformen, mit denen er fast allein stand, waren zur Genüge bekannt. Ebenso bekannt war seine bedeutsame Tätigkeit, die in der letzten Zeit allerdings etwas nachgelassen hatte. Und nun bildeten sich auf einmal alle fest und sicher ein, daß Nikolaj Wsewolodowitsch mit einer der Töchter des Grafen K. verlobt sei, obgleich schlechterdings nichts einen bestimmten Anlaß zu derartigen Vermutungen gab. Was aber die früher viel besprochenen, ans Wunderbare grenzenden Abenteuer mit Lisaweta Nikolajewna in der Schweiz betraf, so hatten unsere Damen überhaupt aufgehört, diese zu erwähnen. Es sei bei dieser Gelegenheit gesagt, daß die Drosdows gerade zu dieser Zeit alle von ihnen unterlassenen Besuche nachgeholt hatten. Über Lisaweta Nikolajewna gab es nunmehr keine andere Meinung mehr außer der einen feststehenden: sie sei ein ganz gewöhnliches Mädchen, das mit ihren kranken Nerven »Staat mache«. Ihre Ohnmacht am Tage der Ankunft Nikolaj Wsewolodowitschs erklärte man jetzt einfach als die Folge des Schrecks, der sie über das ungemein häßliche Benehmen des Studenten überfallen hatte. Man unterstrich sogar übermäßig den prosaischen Charakter dieser Begebenheit, der man vor kurzem noch eine Art von phantastischer Färbung zu geben bemüht war; und an eine gewisse lahme Schwachsinnige dachte man überhaupt nicht mehr; man schämte sich überhaupt, sich ihrer zu erinnern. »Und wenn auch hundert lahme Mädchen da wären, – was ist denn dabei? Wer von uns ist nicht jung gewesen?« Man hob Nikolaj Wsewolodowitschs respektvolles Benehmen seiner Mutter gegenüber hervor, suchte und fand an ihm verschiedene Tugenden und sprach mit gutmütigem Wohlwollen von seiner Gelehrsamkeit, die er sich in vier Jahren auf verschiedenen deutschen Universitäten erworben hatte. Artemij Pawlowitschs Verhalten wurde endgültig für taktlos erklärt: »Er hat ja seinen eigenen Standes- und Gesinnungsgenossen verkannt!« Und Julia Michajlownas Scharfsinn stand nun hoch über allen Zweifeln.

So kam es, daß, als Nikolaj Wsewolodowitsch endlich selbst erschien, alle ihm mit dem naivsten Ernst begegneten und in jedem Augenpaar, das auf ihn gerichtet war, sich die ungeduldigsten Erwartungen erkennen ließen. Nikolaj Wsewolodowitsch hüllte sich sogleich in das strengste Schweigen, wodurch er alle natürlich weit mehr befriedigte, als wenn er Gott weiß wieviel gesprochen hätte. Kurz, alles gelang ihm; er war in Mode gekommen. Die Gesellschaft einer Gouvernementsstadt ist so klein, daß, wenn jemand da einmal aufgetaucht ist, er sich später schlechterdings nicht mehr verbergen kann. Nikolaj Wsewolodowitsch begann wieder wie früher alle gesellschaftlichen Gebräuche unseres Gouvernements auf das Peinlichste zu erfüllen. Man fand ihn nicht heiter, aber man sagte sich: »Der Mann hat vieles durchgemacht; er ist ein ganz anderer Mensch als die übrigen jungen Leute hier; er hat genug Dinge, über die er nachdenken kann.« Selbst seinen Stolz und seine der Geringschätzung entspringende Unzugänglichkeit, um derentwillen man ihn bei uns vor vier Jahren so sehr gehaßt hatte, selbst diese Eigenschaften wurden jetzt geachtet und gefielen den Leuten.

Am meisten triumphierte Warwara Petrowna. Ich kann nicht sagen, ob sie sich über den Zusammenbruch ihrer Hoffnungen in bezug auf Lisaweta Nikolajewna sehr grämte. Sicherlich half ihr auch ihr Familienstolz, das Ganze zu überwinden. Merkwürdig war nur eins: Warwara Petrowna begann mit einemmal selbst außerordentlich stark daran zu glauben, daß Nicolas tatsächlich beim Grafen K. »seine Wahl getroffen« habe, und das Interessanteste an der Sache war, daß sie sich davon nur von den Gerüchten überzeugen ließ, die ihr genau so wie allen andern gleichsam der Wind zugetragen hatte; Nikolaj Wsewolodowitsch selbst darüber zu befragen, wagte sie nicht. Zwei- oder dreimal allerdings hatte sie sich doch nicht beherrschen können und ihm leise und heiter den Vorwurf gemacht, daß er ihr gegenüber nicht mehr so offen wie früher sei; Nikolaj Wsewolodowitsch lächelte und fuhr fort zu schweigen. Sie faßte das als Zeichen der Bejahung auf. Und doch vermochte sie bei alledem die Lahme nicht zu vergessen. Der Gedanke an diese Unglückliche lag wie ein Stein, wie ein Alp auf ihrem Herzen, quälte und peinigte sie durch sonderbare Träume und Ahnungen; und das alles überkam sie zusammen und gleichzeitig mit ihren Hoffnungen in bezug auf die Verlobung ihres Sohnes mit einer der Töchter des Grafen K... Aber davon wird noch später die Rede sein. Natürlich begann man in der Gesellschaft, Warwara Petrowna wieder mit außerordentlicher Zuvorkommenheit und mit der früheren Hochachtung zu behandeln; aber sie nutzte das sehr wenig aus und verließ nur recht selten ihr Haus.

Der Gouverneurin allerdings hatte sie eine feierliche Visite abgestattet. Es versteht sich von selbst, daß von den oben erwähnten Worten, die Julia Michajlowna an jenem Abend bei der Frau Adelsmarschall gesprochen hatte, niemand mehr entzückt und bezaubert war als sie. – Diese Worte hatten Warwara Petrowna viel Kummer von der Seele genommen und mit einem Schlag vieles gelöst von dem, was sie seit jenem unglücklichen Sonntag so sehr geplagt hatte. »Ich habe diese Frau verkannt!« äußerte sie und erklärte Julia Michajlowna mit dem ihr eigenen Ungestüm frei und offen, sie sei gekommen, um ihr zu danken. Die Gouverneurin fühlte sich geschmeichelt, hielt aber den Ton der vollkommenen Unabhängigkeit aus. Sie fing zu jener Zeit bereits an, sich ihres eigenen Wertes bewußt zu sein, vielleicht sogar etwas zu stark. So sagte sie zum Beispiel im Laufe des Gesprächs, daß sie noch nie etwas von Stepan Trofimowitschs Tätigkeit und Gelehrsamkeit gehört habe.

»Ich empfange natürlich den jungen Werchowenskij und bin sehr freundlich zu ihm ... Er ist zwar unbesonnen; aber er ist ja auch noch sehr jung; übrigens besitzt er nicht unbedeutende Kenntnisse. Jedenfalls aber ist er etwas anderes als irgendein verabschiedeter ehemaliger Kritiker.«

Warwara Petrowna beeilte sich sofort zu erklären, daß Stepan Trofimowitsch überhaupt nie Kritiker gewesen sei, sondern vielmehr sein ganzes Leben in ihrem Hause verbracht habe. Berühmt aber sei er, sagte sie, erstens durch die Umstände, die ihn zur Aufgabe seiner ehemaligen Laufbahn veranlaßt hatten und die »der ganzen Welt nur zu bekannt« wären, und in der letzten Zeit durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der spanischen Geschichte; auch bereite er eine Arbeit vor über den jetzigen Zustand der deutschen Universitäten und, wie es scheine, auch etwas über die Dresdener Madonna. Kurz, Warwara Petrowna ließ in diesem Gespräch mit Julia Michajlowna nichts auf Stepan Trofimowitsch kommen.

»Über die Dresdener Madonna? Über die Sixtinische? Chère Warwara Petrowna, ich habe zwei Stunden lang vor diesem Gemälde gesessen und bin enttäuscht weggegangen. Ich habe da nichts Außergewöhnliches gefunden, begriff nicht, was man an dem Bild rühmte, und war sehr verwundert. Auch Karmasinow sagt, es sei schwer zu begreifen. Jetzt finden alle nichts mehr an diesem Gemälde, sowohl die Russen als auch die Engländer. Diesen ganzen Ruhm haben nur die alten Leute durch ihr Geschrei aufgebauscht.«

»Es ist jetzt also eine neue Mode aufgekommen?«

»Nun, ich bin der Ansicht, daß auch unsere Jugend nicht zu verachten ist. Da schreit man, sie seien Kommunisten, ich aber bin der Meinung, daß man sie mit Rücksicht behandeln und sie sich warm halten muß. Ich lese jetzt alles: alle Zeitungen, alle kommunistischen Schriften, alles, was über Naturwissenschaften erscheint; ich bekomme jetzt alles, denn man muß doch schließlich wissen, wo man lebt, und mit wem man zu tun hat. Man kann doch nicht sein Leben lang auf dem Gipfel der eigenen Phantasie verbringen. Nun, ich zog aus allem Gelesenen meine Schlüsse und machte es mir zum Grundsatz, die jungen Leute recht freundlich zu behandeln und sie gerade dadurch von dem Äußersten zurückzuhalten. Glauben Sie mir, Warwara Petrowna, daß nur wir, die Gesellschaft also, durch unseren wohltätigen Einfluß und gerade durch Freundlichkeit unsere Jugend von dem Abgrund zurückhalten können, in den sie die Unduldsamkeit all dieser Mummelgreise geradezu hineinstößt. Im übrigen freue ich mich, von Ihnen etwas über Stepan Trofimowitsch erfahren zu haben. Da geben Sie mir einen guten Gedanken ein: er kann uns bei unserem literarischen Abend von Nutzen sein. Ich arrangiere, wissen Sie, ein Fest auf Subskription, das den ganzen Tag dauern wird, und dessen Ertrag zum Besten von armen Erzieherinnen aus unserem Gouvernement verwendet werden soll. Die armen Mädchen sind über ganz Rußland verstreut; allein aus unserem Kreise werden sechs genannt; außerdem haben wir noch zwei Telegraphistinnen; zwei junge Mädchen aus unserem Kreise studieren in der Akademie, und die andern würden es auch ganz gerne tun, haben aber nicht die Mittel dazu. Das Los der russischen Frau ist schrecklich, Warwara Petrowna! Daraus macht man jetzt eine Gelehrtenfrage, und es hat sogar schon eine Sitzung des Reichsrats darüber stattgefunden. In unserem sonderbaren Rußland kann man alles mögliche machen, und deshalb behaupte ich wiederum, daß nur durch Freundlichkeit allein und durch unmittelbare, warme Teilnahme der ganzen Gesellschaft diese große, gemeinsame Sache auf den richtigen Weg gebracht werden kann. Mein Gott, haben wir denn wirklich soviel lichte Persönlichkeiten? Gewiß gibt es auch solche, aber die sind zerstreut. Also schließen wir uns doch zusammen, und wir werden stärker sein. Kurz, ich denke mir das Programm so: zunächst eine literarische Matinee, dann ein leichtes Frühstück, dann eine Pause und noch am selben Tage abends ein Ball. Den Abend wollten wir eigentlich mit lebenden Bildern beginnen, aber das ist, glaube ich, mit zu großen Unkosten verbunden, und deshalb bereiten wir für das Publikum nur eine oder zwei Quadrillen in Masken und Charakterkostümen vor, wobei die Kostüme bestimmte literarische Richtungen darstellen werden. Diese scherzhafte Idee stammt von Karmasinow; der hilft mir überhaupt sehr viel. Wissen Sie, er wird bei uns sein letztes, noch vollkommen unbekanntes Werk vorlesen. Er legt die Feder nieder und will nicht mehr schreiben; dieser letzte Artikel ist sein Abschied von dem Publikum. Es ist eine reizende, kleine Sache, und er nennt sie: ›Merci‹. Der Titel ist französisch, aber er findet das scherzhafter und sogar noch viel feiner. Ich bin derselben Meinung; ich habe ihm sogar dazu geraten. Ich denke, auch Stepan Trofimowitsch könnte uns etwas vorlesen, wenn es nur kurz ist, und ... nicht gar zu sehr gelehrt. Dann wird auch Piotr Stepanowitsch und außerdem wahrscheinlich noch irgendjemand etwas vorlesen. Piotr Stepanowitsch wird noch zu Ihnen kommen und Ihnen das Programm mitteilen; oder gestatten Sie lieber, daß ich es Ihnen selbst bringe!«

»Auch ich bitte Sie um die Erlaubnis, mich in Ihre Liste eintragen zu dürfen. Ich werde Stepan Trofimowitsch Ihren Wunsch mitteilen und ihn selbst darum bitten.«

Warwara Petrowna kehrte vollkommen entzückt nach Hause zurück. Nun war sie bereit, Julia Michajlowna aus allen Kräften zu verteidigen und schien aus irgendeinem Grunde über Stepan Trofimowitsch sehr ärgerlich zu sein; aber der arme Mensch wußte nichts davon und saß zu Hause.

»Ich bin verliebt in sie, ich verstehe es gar nicht, wie ich diese Frau so verkennen konnte!« sagte sie zu Nikolaj Wsewolodowitsch und Piotr Stepanowitsch, der am Abend zu ihr gekommen war.

»Sie müßten sich aber doch mit meinem Alten versöhnen«, meinte Piotr Stepanowitsch. »Er ist ganz verzweifelt. Sie haben ihn mit einem gar zu großen Bann belegt. Gestern begegnete er Ihnen, als Sie ausfuhren und grüßte Sie; Sie aber wandten sich ab. Wissen Sie, wir wollen ihn herausrücken und in ein besseres Licht stellen; ich habe so meine Absichten mit ihm, und er kann noch recht nützlich sein.«

»Oh, er wird vorlesen.«

»Ich meine nicht nur das allein. Ich wollte ihn heute sowieso besuchen. Soll ich ihm also davon Mitteilung machen?«

»Wenn Sie wollen. Übrigens weiß ich gar nicht, wie Sie das einrichten werden«, meinte sie unentschlossen. »Ich habe mir vorgenommen, mich selbst mit ihm auszusprechen und wollte ihm dazu Tag und Ort bestimmen.« Sie machte ein sehr finsteres Gesicht.

»Nun, einen Tag zu bestimmen ist doch gar nicht nötig. Ich werde es ihm einfach bestellen.«

»Meinetwegen. Fügen Sie aber doch hinzu, daß ich ihm jedenfalls den Tag der Aussprache noch bekanntgeben werde. Fügen Sie das unter allen Umständen hinzu.«

Piotr Stepanowitsch lief, in sich hineinlächelnd, davon. Überhaupt war er in dieser Zeit, soweit ich mich erinnere, ganz besonders boshaft gestimmt und erlaubte sich fast allen gegenüber außerordentliche, unerträgliche Ausschreitungen. Es war sonderbar, daß niemand ihm das übel nahm. Es hatte sich überhaupt die Meinung herausgebildet, daß man ihn ganz anders als alle anderen nehmen müsse. Ich will hier gleichzeitig bemerken, daß er über Nikolaj Wsewolodowitschs Duell sehr aufgebracht war. Dieses Ereignis kam ihm ganz überraschend; er wurde sogar ordentlich grün im Gesicht, als er davon hörte. Vielleicht fühlte er sich dabei in seiner Eitelkeit verletzt, denn er erfuhr von der Sache erst am nächsten Tag, als sie allen andern schon längst bekannt war.

»Eigentlich hatten Sie gar kein Recht, sich zu schlagen«, flüsterte er Stawrogin zu, als er mit ihm erst am fünften Tage zufällig im Klub zusammentraf. Es ist bemerkenswert, daß sie sich diese ganzen fünf Tage lang nirgends begegnet waren, obwohl Piotr Stepanowitsch fast täglich bei Warwara Petrowa vorsprach.

Nikolaj Wsewolodowitsch sah ihn schweigend und zerstreut an, wie wenn er gar nicht verstände, um was es sich handle und ging weiter, ohne stehen zu bleiben. Er begab sich gerade durch den großen Saal des Klubs nach dem Büfett.

»Sie sind doch bei Schatow gewesen ... Sie wollen Ihre Verbindung mit Maria Timofejewna bekanntgeben«, sprach Piotr Stepanowitsch weiter, indem er ihm nachlief und ihn wie in Zerstreuung an der Schulter faßte.

Nikolaj Wsewolodowitsch schüttelte plötzlich seine Hand von sich ab und drehte sich mit drohend gerunzelter Stirn hastig zu ihm um. Piotr Stepanowitsch sah ihn an und auf seinen Lippen zeigte sich ein sonderbares, fast starres Lächeln. Der ganze Auftritt dauerte nur einen Augenblick. Nikolaj Wsewolodowitsch setzte seinen Weg fort.

2

Zu seinem Vater ging Piotr Stepanowitsch sofort nach seinem Besuch bei Warwara Petrowna, und wenn er sich dabei so beeilte, so tat er das lediglich aus Bosheit, um sich für eine frühere Beleidigung zu rächen, von der ich bis dahin keine Ahnung gehabt hatte. Es handelte sich darum, daß bei ihrem letzten Zusammensein, nämlich am vorigen Donnerstag, Stepan Trofimowitsch, der übrigens selbst den Streit angefangen hatte, sich schließlich soweit hinreißen ließ, daß er seinen Sohn mit dem Stock hinausgejagt hatte. Diese Tatsache hatte er mir damals verheimlicht; jetzt aber, als Piotr Stepanowitsch mit seinem gewöhnlichen, stets naiv hochmütigem Lächeln hineingelaufen kam und unangenehm neugierig in allen Ecken herumzuschnüffeln begann, da machte mir Stepan Trofimowitsch sofort ein geheimes Zeichen, ich möchte das Zimmer nicht verlassen. Auf diese Weise kam ich hinter die wirklichen Beziehungen der beiden, denn diesmal hörte ich ihr ganzes Gespräch mit an.

Stepan Trofimowitsch saß in halb liegender Stellung auf seiner Chaiselongue. Seit jenem Donnerstag war er abgemagert und hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe bekommen. Piotr Stepanowitsch setzte sich in der familiärsten Miene neben ihn, zog dabei ungeniert die Beine unter den Leib und nahm auf diese Weise bei weitem mehr Platz ein, als er es eigentlich mit Rücksicht auf seinen Vater tun durfte. Stepan Trofimowitsch rückte schweigend und würdevoll zur Seite. Auf dem Tisch lag ein aufgeschlagenes Buch. Es war der Roman »Was ist zu tun?« Leider muß ich hier eine sonderbare Schwäche unseres Freundes bekennen: Der Gedanke, daß er aus seiner Vereinsamung heraustreten und die letzte Schlacht liefern müsse, gewann immer mehr und mehr Raum in seiner irregeleiteten Phantasie. Ich erriet, daß er sich diesen Roman nur deshalb besorgt hatte und nun studierte, um bei dem mit Sicherheit erwarteten Zusammenstoß mit den »Quietschenden« von vornherein ihre Methode und ihre Beweisführung aus ihrem eigenen »Katechismus« kennenzulernen und so vorbereitet alle seine Gegner vor ihren Augen zu widerlegen. Oh, wie quälte ihn dieses Buch! Er warf es mitunter in Verzweiflung von sich, sprang von seinem Platz auf und ging fast wie in einem Anfall von Raserei im Zimmer auf und ab.

»Ich gebe zu, daß die Grundidee des Verfassers richtig ist,« sagte er zu mir wie im Fieber, »aber das ist ja um so schrecklicher! Es ist ja unser alter Gedanke, genau derselbe, den wir gesät, großgezogen und vorbereitet hatten! Und was könnten übrigens diese Leute auch nach uns noch Neues sagen? Aber, mein Gott, wie ist das jetzt alles ausgedrückt, entstellt, verdreht!« rief er aus und klopfte mit den Fingern auf das Buch. »Haben wir denn solche Ergebnisse erstrebt? Wer kann da noch den ursprünglichen Gedanken wiedererkennen?«

»Du klärst dich wohl auf?« sagte Piotr Stepanowitsch mit einem spöttischen Lächeln, nachdem er das Buch vom Tisch genommen und den Titel gelesen hatte. »Ist schon längst Zeit. Ich werde dir noch Besseres bringen, wenn du willst.«

Stepan Trofimowitsch blieb wieder würdevoll stumm. Ich saß in einer Ecke auf dem Sofa.

Piotr Stepanowitsch erklärte schnell den Grund seines Besuchs. Natürlich war Stepan Trofimowitsch über alle Maßen überrascht und hörte erschrocken, zugleich aber auch außerordentlich unwillig zu.

»Und diese Julia Michajlowna denkt sich wirklich, daß ich zu ihr kommen und etwas vorlesen werde?«

»Das heißt, sie hat dich eigentlich gar nicht so nötig. Sie tut es vielmehr nur, um dir eine Gefälligkeit zu erweisen und sich dadurch bei Warwara Petrowna lieb Kind zu machen. Aber selbstverständlich wirst du es nicht wagen, ihren Vorschlag zurückzuweisen. Außerdem glaube ich, daß du selbst große Lust zum Vorlesen hast«, fügte er mit einem Lächeln hinzu. »Ihr vom alten Semester habt ja alle so einen höllischen Ehrgeiz. Aber du darfst es nicht allzu langweilig machen, nicht wahr? Du hast wohl etwas aus der spanischen Geschichte fertig, wie? Gib es mir mal auf drei Tage zur Durchsicht; sonst bringst du noch womöglich die Zuhörer zum Einschlafen.«

Die hastige und gar zu unverhüllte Grobheit dieser Sticheleien war offenbar beabsichtigt. Es sollte den Anschein erwecken, daß man mit Stepan Trofimowitsch überhaupt nicht in einer anderen, feineren Sprache reden könnte. Stepan Trofimowitsch fuhr beharrlich fort, so zu tun, als ob er die Beleidigung nicht bemerke. Aber die ihm mitgeteilten Tatsachen machten auf ihn einen geradezu erschütternden Eindruck.

»Und sie selbst, sie selbst befahl, mir dies zu bestellen? Sie befahl es ... Ihnen?« fragte er erblassend.

»Das heißt, siehst du wohl, eigentlich will sie dir einen Tag und einen Ort zu einer gegenseitigen Aussprache bestimmen; das sind noch so Überreste eurer Sentimentalitäten. Du hast mit ihr zwanzig Jahre lang kokettiert und sie an die lächerlichsten Manieren gewöhnt. Aber sei unbesorgt, jetzt ist es schon etwas ganz anderes; sie selbst behauptet jeden Augenblick, sie fange erst jetzt an ›klar zu sehen‹. Ich habe ihr ganz offen auseinandergesetzt, daß eure ganze Freundschaft nichts weiter war als ein gegenseitiges Begießen mit Spülicht. Sie hat mir vieles erzählt, mein Lieber; pfui, was für eine Lakaienrolle du die ganze Zeit über gespielt hast. Ich bin aus Scham für dich ordentlich rot geworden.«

»Ich habe eine Lakaienrolle gespielt?« rief Stepan Trofimowitsch, der nicht mehr an sich halten konnte.

»Noch schlimmer sogar: Du bist nichts anderes als ein Gnadenbrotesser, ein Schmarotzer gewesen, das heißt ein freiwilliger Lakai. Wir waren eben zu faul, mein Lieber, aber auf Geld hatten wir doch Appetit, nicht wahr? Alles das durchschaut auch sie jetzt voll und ganz; wenigstens hat sie mir einfach schreckliche Dinge über dich erzählt. Und wie habe ich über deine Briefe an sie gelacht! Ich fühlte Scham und Widerwillen zugleich. Aber du und deinesgleichen, ihr seid ja so verdorben, so demoralisiert! Almosen haben stets etwas Demoralisierendes, und du lieferst einen deutlichen Beweis dafür!«

»Sie hat dir meine Briefe gezeigt!«

»Alle. Das heißt, gelesen habe ich sie natürlich nicht, wo sollte ich soviel Zeit hernehmen? Du hast ja ungeheuerlich viel Papier verschrieben, es sind ja über zweitausend Briefe ... Und weißt du, Alter, ich glaube, es gab bei euch einmal einen Augenblick, da sie bereit gewesen wäre, dich zu heiraten! Da hast du die Gelegenheit in dümmster Weise verpaßt! Ich sage das natürlich von deinem Standpunkt aus; es wäre doch aber immerhin bedeutend besser gewesen als jetzt, da man dich beinah wie einen Narren zur allgemeinen Belustigung und für Geld mit ›fremden Sünden‹ verkuppelt hätte.«

»Für Geld! Sie, sie sagte das nicht, daß es für Geld wäre!« begann Stepan Trofimowitsch schmerzerfüllt zu jammern.

»Ja, war es denn anders? Ich bitte dich, ich mußte dich sogar verteidigen. Das ist ja der einzige Grund, den man noch zu deiner Verteidigung anführen kann. Sie sieht selbst ein, daß du genau so wie jedermann Geld brauchtest, und daß du, von diesem Standpunkt aus betrachtet, vielleicht recht hattest. Ich habe ihr so klar wie zweimal zwei gleich vier bewiesen, daß ihr von eurem Zusammenleben beide Vorteil gehabt habt: sie als Kapitalistin und du als ihr sentimentaler Narr. Übrigens ist sie dir des Geldes wegen nicht böse, obwohl du sie gemolken hast wie eine Ziege. Sie ist nur darüber wütend, daß sie dir zwanzig Jahre geglaubt hat, auf den Köder deiner edlen Gesinnung hereingefallen ist und von dir gezwungen wurde, so lange zu lügen. Daß sie auch selbst, das heißt, ohne dein Zutun gelogen hat, wird sie nie eingestehen, aber dafür wirst du nochmal soviel zu ertragen haben. Ich verstehe gar nicht, wie du nicht selbst auf den Gedanken gekommen bist, daß es doch einmal zu einer Abrechnung kommen würde. Du hattest doch immerhin stets etwas Verstand. Ich habe ihr gestern geraten, dich in ein Stift zu geben, sei unbesorgt, in ein sehr anständiges, so daß du dir nichts dabei vergeben wirst; und es scheint mir, daß sie es schließlich auch tun wird. Erinnerst du dich noch an deinen letzten Brief an mich, den du mir vor drei Wochen nach dem Gouvernement Ch. geschickt hast?«

»Du hast ihn ihr doch nicht etwa gezeigt?« rief Stepan Trofimowitsch und sprang in heller Angst auf.

»Aber selbstverständlich habe ich das getan! In erster Linie! Das ist doch derselbe Brief, in dem du mich davon verständigst, daß sie dich ausbeute, weil sie dich um deine Talente beneide! Na, und dann steht auch noch die Sache von den ›fremden Sünden‹ drin. Nun, mein Lieber, ich mußte mich, nebenbei gesagt, wirklich über deine Eitelkeit wundern! Ich habe mich fast krank gelacht! Im allgemeinen sind deine Briefe furchtbar langweilig; du hast einen ganz schauderhaften Stil. Ich habe sie oft gar nicht gelesen, und ein Schreiben von dir liegt noch jetzt bei mir uneröffnet umher; ich werde es dir morgen zuschicken. Aber dieser letzte Brief, den ich von dir bekommen habe, war einfach unübertrefflich! Wie habe ich gelacht, wie habe ich gelacht!«

»Du Ungeheuer, du Unmensch!« heulte Stepan Trofimowitsch förmlich auf.

»Pfui Teufel, man kann ja mit dir gar nicht reden! Hör' mal, du scheinst dich wieder beleidigt zu fühlen, wie am vorigen Donnerstag?«

Stepan Trofimowitsch richtete sich drohend auf:

»Wie wagst du es, mir gegenüber einen solchen Ton anzuschlagen?«

»Was denn für einen Ton? Ich spreche doch schlicht und deutlich.«

»Aber sage mir endlich, du Ungeheuer, bist du mein Sohn oder nicht?«

»Da mußt du besser Bescheid wissen als ich. Allerdings neigt jeder Vater in diesem Punkte zur Verblendung ...«

»Schweig! Schweig!« schrie Stepan Trofimowitsch, der schon am ganzen Leibe zitterte.

»Siehst du, du wetterst und schimpfst genau so wie am vorigen Donnerstag, als du sogar deinen Stock gegen mich erheben wolltest. Und ich habe doch damals das Dokument gefunden. Aus Neugier habe ich den ganzen Abend über im Koffer herumgekramt. Allerdings ist es nichts Zuverlässiges, du kannst dich trösten. Es ist nur ein Brief meiner Mutter an jenen Polen. Aber nach ihrem Charakter zu urteilen ...«

»Noch ein Wort, und ich werde dich ohrfeigen.«

»Sind das Menschen!« wandte sich Piotr Stepanowitsch auf einmal an mich. »Sehen Sie, das geht bei uns bereits seit dem vorigen Donnerstag so zu. Ich freue mich, daß Sie wenigstens heute hier sind und Ihr Urteil fällen können. Zunächst eine Tatsache: er wirft mir vor, daß ich so über meine Mutter spreche, aber war er es nicht selbst, der mich dazu verleitet hat? Hat er mich nicht in Petersburg, als ich noch Gymnasiast war, oft zweimal in der Nacht geweckt, mich umarmt und wie ein altes Weib geweint? Und was glauben Sie wohl, was er mir dabei immer erzählt hat? Nun, eben diese unsauberen Anekdötchen über meine Mutter! Von ihm habe ich es zu allererst erfahren.«

»Oh, ich habe das damals in einer höheren Absicht getan! Oh, du hast mich nicht verstanden. Nichts, rein gar nichts hast du verstanden!«

»Und doch kam es bei dir gemeiner heraus als bei mir, nicht wahr? Das wirst du doch selbst zugeben, denn, siehst du wohl, mir kann es ja schließlich einerlei sein. Ich versetzte mich nur in deine Lage. Von meinem Standpunkt aus mache ich der Mutter keine Vorwürfe, da kannst du ganz unbesorgt sein. Bist du es gewesen, dann bist du mein Vater, war es der Pole, so ist es eben der Pole; mir ist es ganz egal. Ich bin ja unschuldig daran, daß es bei euch in Berlin so dumm zuging. Allerdings konnte bei euch auch nichts Gescheiteres herauskommen. Aber seid ihr denn nach alledem nicht geradezu lächerliche Menschen? Und ist es dir nicht ganz gleichgültig, ob ich dein Sohn bin oder nicht? Hören Sie,« wandte er sich wieder an mich, »er hat sein ganzes Leben lang nicht einen einzigen Rubel für mich ausgegeben; bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr hat er mich überhaupt nicht gekannt; dann plünderte er mich hier aus, und jetzt schreit er, sein Herz hätte ihm sein ganzes Leben lang um mich geblutet, und er macht hier vor mir Possen wie ein Schauspieler. Aber ich bitte dich, ich bin doch nicht Warwara Petrowna!«

Er stand auf und ergriff seinen Hut.

»Ich verfluche dich von nun an in meinem Namen!« rief Stepan Trofimowitsch, blaß wie der Tod, und streckte über ihn seinen Arm aus.

»Es ist doch unglaublich, auf was für Dummheiten dieser Mensch verfällt!« bemerkte Piotr Stepanowitsch, der geradezu erstaunt zu sein schien. »Nun, leb' wohl, Alter. Ich werde nie wieder zu dir kommen. Schick' mir recht bald deinen Aufsatz für die Vorlesung, vergiß es ja nicht und, wenn du kannst, so fass' es ohne allen Unsinn ab: Tatsachen, Tatsachen und wiederum Tatsachen! Und außerdem möglichst kurz. Das ist die Hauptsache. Leb' wohl.«

3

Übrigens spielten hier auch noch andere Gründe mit. Piotr Stepanowitsch plante in der Tat etwas gegen seinen Vater. Meiner Meinung nach beabsichtigte er, den alten Mann zur Verzweiflung zu bringen, und ihn dadurch gewissermaßen zu irgendeinem offenem Skandal zu treiben. Das erschien ihm notwendig, und zwar in Verfolg weiterer Ziele von ganz anderer Art, von denen noch später die Rede sein wird. In seinem Kopf hatten sich zu jener Zeit eine ganze Menge ähnlicher Pläne und Absichten angesammelt, von denen die meisten natürlich ganz phantastisch waren. Außer Stepan Trofimowitsch hatte er noch einen anderen Menschen zum Märtyrer erkoren. Überhaupt gelang es ihm, nicht wenige Menschen zu Märtyrern zu machen. Indessen stellte sich das erst später heraus. Diesmal aber hatte er einen bestimmten Herrn zu diesem Zweck besonders ins Auge gefaßt, und das war Herr von Lembke.

Andrej Antonowitsch von Lembke gehörte zu jenem von der Natur aus begünstigsten Volksstamm, der in Rußland laut den Angaben des Kalenders einige Hunderttausend Angehörige zählt, und der, vielleicht ohne es selbst zu wissen, in seiner ganzen Masse einen streng organisierten Bund bildet. Diese Gemeinschaft ist natürlich nicht vorsätzlich ausgedacht und gebildet worden, sondern sie existiert in dem ganzen betreffenden Volksstamm von selbst, ohne Worte und ohne Verabredungen, als eine Art moralischer Verpflichtung; sie hält sich durch die gegenseitige Unterstützung aller Mitglieder dieses Volkes, die sie sich immer und überall und unter allen Umständen gewähren. Andrej Antonowitsch hatte die Ehre gehabt, in einer jener vornehmen russischen Lehranstalten erzogen zu werden, die nur Söhne der mit Reichtum oder mit Verbindungen am meisten ausgestatteten Familien aufnehmen. Die Zöglinge dieser Anstalt waren dazu bestimmt, unmittelbar nach Absolvierung ihrer Studien ziemlich bedeutende Ämter in irgendeinem Ressort des Staatsdienstes zu übernehmen. Andrej Antonowitsch hatte einen Onkel, der Ingenieuroberstleutnant war, und einen andern, der sich als Bäcker etabliert hatte. Trotzdem gelang es ihm, sich in die vornehme Schule hineinzudrängen, und er traf dort eine Anzahl von Stammesgenossen ähnlicher Art. Er war ein heiterer Kamerad; er lernte ziemlich schlecht, aber alle mochten ihn gern. Als er schon in den höheren Klassen war, und viele seiner Freunde, meist Russen, schon über sehr bedeutende Fragen der Gegenwart zu disputieren gelernt hatten und zwar mit einer Miene, als warteten sie nur noch auf die Beendigung der Schulzeit, um gleich alle diese Probleme zu erledigen, da beschäftigte sich Andrej Antonowitsch immer noch mit den unschuldigsten Schülerstreichen, Er brachte alle zum Lachen, obwohl seine Spaße mitunter durchaus nicht witzig, sondern nur etwa zynisch waren; aber gerade die Erheiterung seiner Mitschüler hatte er sich zur Aufgabe gemacht. Bald schneuzte er sich in einer ganz erstaunlichen Art und Weise, wenn sich der Lehrer in der Unterrichtsstunde an ihn mit einer Frage wandte, so daß sowohl die Mitschüler als auch der Lehrer selbst hell lachen mußten; bald gab er im Schlafsaal irgendein recht zynisches lebendes Bild zum besten, das ihm ein allgemeines Händeklatschen einbrachte; bald spielte er einzig und allein auf seiner Nase, und dabei sehr geschickt, die Ouvertüre zu Fra Diavolo. Auch durch absichtliche Unsauberkeit hatte er sich ausgezeichnet, da er sie sonderbarerweise für geistreich hielt. Im letzten Schuljahr begann er auf einmal, russische Verse zu schreiben. Seine eigentliche Muttersprache kannte er nur schlecht und machte in ihr viele grammatische Fehler, wie so manche Angehörige seines Volksstammes in Rußland. Die Neigung zum Versemachen bildete die Grundlage seiner Freundschaft mit einem düsteren und schüchternen Klassengenossen, dem Sohne irgendeines armen Generals russischer Abstammung, der auf der Anstalt für einen zukünftigen bedeutenden Schriftsteller galt. Dieser behandelte ihn gönnerhaft. Aber es traf sich, daß ungefähr drei Jahre nach der Beendigung der Schule dieser mürrische Freund, der seine dienstliche Laufbahn um der russischen Literatur willen aufgegeben hatte und infolgedessen bereits in zerrissenen Stiefeln umherstolzierte und im Spätherbst in seinem Sommerüberzieher vor Kälte mit den Zähnen klapperte, plötzlich bei der Anitschkow-Brücke zufällig seinen ehemaligen Schützling »Lembka« traf, wie Herrn von Lembke seinerzeit alle auf der Schule genannt hatten. Und was geschah nun? Der Literat erkannte seinen Freund beim ersten Blick gar nicht wieder und blieb erstaunt stehen. Vor sich sah er einen tadellos gekleideten jungen Mann mit wunderbar gepflegtem Backenbart von rötlicher Färbung, mit einem Kneifer, in Lackschuhen, mit ganz neuen Handschuhen, in einem bei Scharmer angefertigten weiten Überzieher und mit einer Aktenmappe unter dem Arm. Lembke unterhielt sich mit dem Kameraden sehr freundlich, gab ihm seine Adresse an und lud ihn ein, ihn einmal gelegentlich abends zu besuchen. Dabei stellte sich auch heraus, daß er nicht mehr »Lembka« war, sondern Herr von Lembke. Dessenungeachtet besuchte ihn der Kamerad, vielleicht einzig und allein aus Bosheit. Auf der gar nicht schönen und durchaus nicht prunkvollen, aber mit rotem Tuch belegten Treppe begegnete ihm der Portier und fragte ihn nach seinen Wünschen. Dann erscholl laut die nach oben führende Klingel. Aber statt der Reichtümer, die der Besucher zu sehen erwartete, fand er seinen »Lembka« in einem sehr kleinen Seitenzimmerchen, das dunkel war und sogar ganz verfallen aussah. Ein großer dunkelgrüner Vorhang teilte es in zwei Teile; die Möbel waren zwar weich, aber sehr alt, und dunkelgrüne Vorhänge hingen auf den schmalen und hohen Fenstern. Herr von Lembke wohnte bei irgendeinem sehr entfernten Verwandten, einem General, der ihn begönnerte. Er empfing seinen Gast recht freundlich und benahm sich ernst und mit geradezu eleganter Höflichkeit. Man sprach auch über Literatur, aber nur in annehmbaren Grenzen. Ein Diener mit weißer Krawatte brachte dünnen Tee mit kleinem, rundem, trockenem Gebäck. Der Schulkamerad bat aus Wut um Selterwasser. Sein Wunsch wurde erfüllt, aber mit einiger Verzögerung, wobei Lembke in Verlegenheit geraten zu sein schien, als er den Diener noch einmal rufen und ihm noch einmal einen Befehl erteilen mußte. Jedoch fragte er selbst seinen Gast, ob er nicht einen Imbiß zu sich nehmen wolle, und war offenbar sehr zufrieden, als dieser mit Dank ablehnte und schließlich wegging. Kurz, Herr von Lembke stand eben am Beginn seiner Laufbahn und wohnte bei seinem stammesverwandten, aber sehr angesehenen General vorläufig als eine Art von Gnadenbrotesser.

Zu jener Zeit schwärmte er für die fünfte Tochter des Generals, und seine Gefühle schienen mit ähnlichen erwidert zu werden. Aber als die Zeit da war, verheiratete man Amalie dennoch mit einem alten deutschen Fabrikbesitzer, der zu den alten Freunden des Generals gehörte. Andrej Antonowitsch weinte nicht sehr viel darüber, sondern klebte sich aus Pappe ein Theater zusammen. Der Vorhang ging hoch, die Schauspieler traten heraus und machten verschiedene Handbewegungen; in den Logen saß das Publikum; ein kleiner Mechanismus setzte das Orchester in Bewegung, so daß die Geiger mit ihren Bögen über die Violinen strichen und der Kapellmeister den Taktstock schwang; im Parterre aber saßen Kavaliere und Offiziere und klatschten Beifall. Das alles war nur aus Pappe gemacht; alles war Erfindung des Herrn von Lembke und das Werk seiner eigenen Hände: er hatte an diesem Spielzeug ein halbes Jahr gearbeitet. Der General gab eine Abendgesellschaft, das Theater wurde zur Schau gestellt, und alle fünf Töchter des Generals, einschließlich der neuvermählten Amalie mit ihrem Fabrikbesitzer, wie auch viele deutsche junge Mädchen und Frauen nebst deren Herren betrachteten das Theater aufmerksam und lobten es sehr; danach wurde getanzt. Lembke war außerordentlich zufrieden und tröstete sich bald.

Es vergingen wieder einige Jahre, und er hatte Karriere gemacht. Er tat immer Dienst an Stellen, wo man auf ihn aufmerksam wurde, und zwar immer unter Vorgesetzten, die zu seinen Stammesgenossen gehörten, und erreichte schließlich einen im Vergleich zu seinem Alter sehr hohen Dienstgrad. Schon längst hegte er den Wunsch zu heiraten und hielt schon seit langem vorsichtig Umschau. Ganz heimlich, ohne Wissen seiner Vorgesetzten, sandte er eine selbstverfaßte Novelle an die Redaktion einer Zeitschrift ein, aber sie wurde nicht gedruckt. Dafür klebte er einen ganzen Eisenbahnzug zusammen, und es kam wieder etwas sehr Wohlgelungenes heraus: die Reisenden verließen den Wartesaal mit Reisetaschen, Koffern, Kindern und Hunden und stiegen in die Waggons ein. Die Schaffner und die Eisenbahnbeamten gingen hin und her, eine Glocke erscholl, ein Signal wurde gegeben, und der Zug setzte sich in Bewegung. Über diesem ganz verzwickten Kunstwerk hatte er ein ganzes Jahr lang gesessen. Aber er mußte sich doch schließlich verheiraten. Der Kreis seiner Bekannten war ziemlich groß und bestand in der Hauptsache aus Angehörigen der deutschen Gesellschaft. Aber er verkehrte auch in russischen Häusern, natürlich bei Vorgesetzten. Und als er endlich achtunddreißig Jahre alt war, machte er eine Erbschaft. Sein Onkel, der Bäcker, starb und hinterließ ihm testamentarisch dreizehntausend Rubel. Jetzt blieb ihm noch eins übrig: eine passende Stellung zu finden. Herr von Lembke war trotz seines ziemlich hohen Ranges ein sehr bescheidener Mensch. Er hätte sich bestimmt mit irgendeiner kleinen selbständigen Stellung begnügt, bei der er allein über die Abnahme etwa des fiskalischen Holzes disponieren könnte oder ähnliche Annehmlichkeiten haben würde und wäre dabei sein Leben lang geblieben. Aber da trat in sein Schicksal statt irgendeiner erwarteten Minna oder Ernestine auf einmal Julia Michajlowna. Seine Laufbahn nahm plötzlich einen bedeutenden Aufschwung. Der bescheidene und gewissenhafte Herr von Lembke begann auf einmal zu fühlen, daß auch er strebsam und eitel sein konnte.

Julia Michajlowna besaß nach alter Rechnung zweihundert Seelen und hatte außerdem eine sehr gute Protektion. Andererseits war Herr von Lembke ziemlich hübsch, während sie bereits über vierzig zählte. Merkwürdig war, daß er sich nach und nach, im selben Maße, in dem er sich in seine Lage als Bräutigam hineinfühlte, auch in seine Braut verliebte. Am Hochzeitsmorgen sandte er ihr sogar selbstverfaßte Verse. Ihr gefiel das alles sehr, selbst das Gedicht: vierzig Jahre sind eben kein Spaß. Bald darauf erhielt er einen bestimmten Dienstrang und einen gewissen Orden und wurde daraufhin zum Leiter unseres Gouvernements ernannt.

Während der Vorbereitungen, die man vor der Abreise zu uns traf, begann Julia Michajlowna eifrig an ihrem Gatten zu arbeiten. Ihrer Meinung nach war er nicht ohne Fähigkeiten, verstand es, sich in Gesellschaft zu bewegen, sowie auch tiefsinnig zuzuhören und zu schweigen, hatte sehr anständige Manieren und war sogar imstande, eine Rede zu halten; ja, er hatte sogar einige Zipfelchen und Fetzchen von Gedanken und hatte irgendwie den Abglanz des neuesten unumgänglichen Liberalismus erhascht. Aber es beunruhigte sie doch, daß er so wenig aufnahmefähig war und nach einem so langen Streben nach einer guten Stellung entschieden ein Ruhebedürfnis zu empfinden begann. Sie wollte in ihn ihren Ehrgeiz hineinlegen, er aber fing auf einmal an, eine Kirche zusammenzukleben. Da kam der Pastor heraus und hielt eine Predigt; die Besucher hörten ihm mit fromm gefalteten Händen zu; eine Dame trocknete sich mit dem Taschentuch die Tränen ab; ein alter Herr schneuzte sich, und zum Schluß ertönte ein kleines Orgelchen, das trotz der Kosten eigens zu diesem Zweck in der Schweiz bestellt und angefertigt war. Julia Michajlowna erschrak förmlich, als sie davon erfuhr, und schloß diese ganze Arbeit ihres Mannes in ihre Kommode ein. Dagegen erlaubte sie ihm, Romane zu schreiben, aber natürlich nur geheim. Seit dieser Zeit begann sie nur noch auf sich selbst zu bauen. Leider war sie gar zu leichtsinnig und besaß kein Maßgefühl. Ihr Schicksal hatte sie zu lange eine alte Jungfer bleiben lassen. Nun schwirrte es förmlich von Ideen in ihrem ehrgeizigen und etwas überreizten Geiste. Sie hatte Absichten und schmiedete Pläne, sie wollte unbedingt das Gouvernement regieren, sah sich in ihren Träumen schon von einer Schar von Anhängern umgeben und wählte sich sogar eine passende Richtung. Herr von Lembke geriet dabei ein wenig in Angst; obwohl er mit seinem Beamteninstinkt bald herausfand, daß er wohl eigentlich gar keinen Grund hatte, sich für sein Ansehen als Gouverneur zu fürchten. Die ersten zwei, drei Monate vergingen sogar in recht befriedigender Weise. Aber dann tauchte Piotr Stepanowitsch auf, und es geschah etwas sehr Seltsames.

Die Sache war die, daß der junge Werchowenskij gleich von seinem ersten Auftreten an eine entschiedene Respektlosigkeit gegen Andrej Antonowitsch an den Tag legte und ihm gegenüber ganz sonderbare Rechte in Anspruch nahm, während Julia Michajlowna, die sonst so sehr eifrig über die Autorität ihres Gatten wachte, offenbar nichts davon bemerken wollte, oder zu mindestens der Sache keine Bedeutung beimaß. Der junge Mann wurde ihr Günstling, aß und trank und schlief sogar beinah in ihrem Hause. Herr von Lembke begann sich zu wehren, nannte ihn in Gegenwart anderer »junger Mann«, klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter, erreichte aber damit gar nichts: Piotr Stepanowitsch lachte ihn offenbar aus, selbst wenn er anscheinend ernst sprach, und sagte ihm in Anwesenheit fremder Menschen die unerwartetsten Dinge. Als Herr von Lembke eines Tages nach Hause zurückkehrte, fand er bei sich im Arbeitszimmer den jungen Mann, der uneingeladen hineingekommen war und nun auf seinem Sofa schlief. Piotr Stepanowitsch erklärte ihm die Situation damit, daß er ihm einen Besuch abstatten wollte, ihn aber nicht zu Hause traf und »bei dieser Gelegenheit ein Nickerchen machte«. Herr von Lembke empfand das als eine Beleidigung und beklagte sich von neuem bei seiner Frau; aber Julia Michajlowna machte sich über seine Empfindlichkeit lustig und bemerkte ausfallend und spitz, daß er wahrscheinlich selbst nicht verstehe, sich richtig zu stellen; jedenfalls behauptete sie, daß »dieser Knabe sich ihr gegenüber niemals Familiaritäten erlaube« und daß er im übrigen »naiv und frisch« sei, wenn er auch nicht »in den Rahmen der Gesellschaft« hineinpasse. Herr von Lembke schmollte. Diesmal gelang es Julia Michajlowna, die beiden Herren zu versöhnen. Piotr Stepanowitsch hatte nicht eigentlich um Entschuldigung gebeten, sondern half sich durch einen groben Scherz heraus, den man unter anderen Umständen für eine neue Beleidigung hätte halten können, der aber diesmal als ein Zeichen der Reue aufgefaßt wurde. Der schwache Punkt lag darin, daß Andrej Antonowitsch gleich von Anfang an einen Fehler begangen hatte, indem er dem jungen Werchowenskij von seinem Roman erzählte. Da er sich eingebildet hatte, Piotr Stepanowitsch sei ein temperamentvoller junger Mann mit poetischem Empfinden, und da er schon längst und sehnsüchtig nach einem Zuhörer suchte, so las er ihm eines Abends, gleich in der ersten Zeit ihrer Bekanntschaft, zwei Kapitel vor. Der junge Mann hörte zu, ohne seine Langweile zu verbergen, gähnte ganz unhöflich, verstand sich nicht ein einziges Mal zu einem Lob, bat aber vor dem Weggehen um die Erlaubnis, das Manuskript mit nach Hause nehmen zu dürfen, um sich dort in Muße darüber eine Meinung bilden zu können. Und Andrej Antonowitsch gab ihm die Handschrift mit. Seitdem hatte er sie nicht wieder gesehen. Obwohl Piotr Stepanowitsch fast täglich ins Haus kam, antwortete er auf alle Fragen danach nur mit einem Lachen und erklärte zuletzt, er hätte sie noch gleich am selben Abend auf der Straße verloren. Als Julia Michajlowna davon erfuhr, wurde sie ihrem Mann außerordentlich böse.

»Du hast ihm womöglich noch auch etwas über deine Kirche erzählt?« rief sie beinahe ängstlich.

Herr Lembke wurde entschieden nachdenklich, aber das Nachdenken war ihm schädlich, und die Ärzte hatten es ihm verboten. Abgesehen von den vielen Sorgen, die ihm sein Amt brachte, und von denen noch später die Rede sein wird, war da noch ein besonderer Umstand, unter dem nicht nur sein Ehrgefühl als hoher Vorgesetzter, sondern auch sein Herz litt. Beim Eingehen der Ehe hielt er es für vollkommen ausgeschlossen, daß in seiner Familie je Streitigkeiten und Zerwürfnisse vorkommen könnten. Das bildete er sich sein ganzes Leben lang ein, wenn er von einer Minna oder Ernestine träumte. Er fühlte, daß er nicht imstande sei, häusliche Gewitter zu ertragen. Endlich aber sprach sich Julia Michajlowna mit ihm offen aus.

»Du darfst dich einfach nicht darüber ärgern,« sagte sie, »schon allein deshalb, weil du dreimal so vernünftig bist als er und auf der gesellschaftlichen Stufenleiter unermeßlich viele Stufen höher stehst. In diesem Knaben stecken noch viele Reste früherer freidenkerischer übler Gewohnheiten, obwohl es meiner Meinung nach nichts anderes als einfach eine Unart ist; aber so plötzlich darf man nicht dagegen vorgehen, man kann es nur nach und nach machen. Man muß bemüht sein, sich die Freundschaft unserer Jugend zu erhalten; ich wirke auf sie alle durch Freundlichkeit ein und halte sie auf diese Weise am Rande des Verderbens zurück.«

»Aber was er sagt, ist ja einfach toll«, erwiderte Herr von Lembke. »Ich kann es doch nicht dulden, wenn er in meiner Gegenwart und vor vielen anderen Menschen behauptet, daß die Regierung absichtlich dem Volke den Branntwein gibt, um es zu verdummen und dadurch von einem Aufstand abzuhalten. Bedenke doch, was ich für eine Rolle spiele, wenn ich so etwas in Gegenwart fremder Menschen anhören muß.«

Indem Herr von Lembke das sagte, dachte er an ein Gespräch zurück, das er vor kurzem mit Piotr Stepanowitsch gehabt hatte. Mit der unschuldigen Absicht, den jungen Mann durch die Bekundung des eigenen Liberalismus zu entwaffnen, zeigte er ihm eine geheime Kollektion von allen möglichen in Rußland und im Ausland erschienenen revolutionären Flugblättern, die er seit dem Jahre 1859 mit großer Sorgfalt gesammelt hatte, und nicht etwa als Liebhaber derartiger Dinge, sondern einfach aus Gründen einer recht nützlichen Neugier. Piotr Stepanowitsch, der seine Absicht erriet, bemerkte, daß in einer einzigen Zeile manch eines dieser Flugblätter mehr Sinn und Verstand stecke als in einer ganzen Regierungskanzlei, »die Ihrige wohl nicht ausgenommen«.

Herr von Lembke krümmte sich förmlich.

»Aber das ist ja noch viel zu früh für unser Land, viel zu früh!« erwiderte er fast bittend, indem er auf die Flugblätter hinwies.

»Nein, das ist gar nicht zu früh; Sie fürchten sich doch davor, also ist die Sache nicht verfrüht.«

»Aber hier ist doch zum Beispiel eine Aufforderung zur Zerstörung der Kirchen.«

»Warum denn nicht? Sie als kluger Mensch glauben selbst sicherlich an nichts und verstehen nur zu gut, daß der Glaube des Volkes für Sie notwendig ist, um eben dieses Volk in Dummheit zu erhalten. Aber die Wahrheit ist immer besser als die Lüge.«

»Schön, einverstanden, ich bin ganz Ihrer Meinung, aber für uns ist das alles noch verfrüht, stark verfrüht ...« versetzte Herr von Lembke und zog sein Gesicht in Falten.

»Was sind Sie denn für ein Regierungsbeamter, wenn Sie sich selbst damit einverstanden erklären, daß man die Kirchen zerstören muß, und daß das Volk mit Keulen bewaffnet nach Petersburg ziehen soll und der ganze Gegensatz zwischen uns nur darin liegt, daß wir uns über den Zeitpunkt, wann das geschehen soll, nicht einig sind?«

Der so grob hineingelegte Herr von Lembke fühlte sich sehr pikiert.

»Das ist ja ganz was anderes, Sie haben mich falsch verstanden«, rief er, in seinem Ehrgefühl verletzt und sich immer mehr und mehr ereifernd. »Als junger Mann, der unsere Ziele und Absichten gar nicht kennt, befinden Sie sich natürlich im Irrtum. Sehen Sie, liebster Piotr Stepanowitsch, Sie nennen uns Regierungsbeamte? Richtig. Selbständige Beamte? Stimmt. Aber gestatten Sie die Frage: Wie handeln wir? Auf uns liegt doch die Verantwortung, und im Endergebnis dienen wir ebenso der gemeinsamen Sache wie Sie. Wir halten nur das zusammen, was Sie junge Leute zu zerrütten trachten und was ohne uns längst nach allen Seiten auseinandergefallen wäre. Wir sind durchaus nicht Ihre Feinde, durchaus nicht; wir sagen zu Ihnen: Stürmen Sie vorwärts, progressieren Sie, rütteln Sie sogar an allem Alten, das der Ummodlung bedarf, aber wir werden Sie, wenn es angebracht ist, auch in den notwendigen Grenzen halten und Sie dadurch vor sich selbst retten, denn ohne uns würden Sie nur Rußland aufwiegeln und das Land seines Ansehens berauben; unsere Aufgabe besteht aber gerade darin, Rußland dieses Ansehen zu erhalten. Begreifen Sie doch endlich, daß wir einander nötig haben! Auch in England haben die Whigs und die Torys einander nötig. Nun also: Wir sind die Torys, und Sie sind die Whigs. So und nicht anders verstehe ich das.«

Andrej Antonowitsch geriet sogar in Pathos. Noch von Petersburg her liebte er es, ein wenig klug und liberal zu reden, und hier empfand er es sehr peinlich, daß ihm niemand zuhören wollte. Piotr Stepanowitsch schwieg und benahm sich ungewöhnlich ernst. Das spornte den Redner noch mehr an.

»Wissen Sie wohl, daß ich, ›der Herr des Gouvernements‹,« fuhr er fort, in seinem Arbeitszimmer auf und abgehend, »wissen Sie wohl, daß ich bei der Menge meiner Obliegenheiten keine einzige wirklich zu erfüllen vermag, andererseits aber mit vollem Recht sagen darf, daß ich hier eigentlich nichts zu tun habe? Das ganze Geheimnis liegt darin, daß alles von den Ansichten der Regierung abhängt. Wenn die Regierung zum Beispiel aus politischen Gründen oder etwa zur Besänftigung der Leidenschaften die Republik ausrufen, gleichzeitig aber auf der anderen Seite die Amtsbefugnisse der Gouverneure vergrößern würde, so würden wir Gouverneure uns auch die Republik gefallen lassen; und nicht nur allein die Republik, wir würden alles mögliche schlucken; ich wenigstens fühle, daß ich dazu imstande bin ... Kurz, wenn mir die Regierung heute telegraphisch die activité dévorante anbefiehlt, so werde ich eben activité dévorante leisten. Ich habe hier einmal ganz unumwunden erklärt: ›Meine Herren, zur Herstellung des Gleichgewichts und zum Gedeihen aller Institutionen des Gouvernements ist vor allen Dingen eins unbedingt erforderlich: die Erweiterung und Stärkung der Amtsbefugnisse des Gouverneurs.‹ Sehen Sie wohl, es ist notwendig, daß alle diese Institutionen, ganz gleich ob gerichtlicher Natur, oder solche, die die Verwaltung auf dem Lande zur Aufgabe haben, sozusagen ein Doppelleben führen, das heißt, es ist erforderlich, daß sie existieren (ich gebe zu, daß es durchaus notwendig ist), nun, und andererseits ist es ebenso notwendig, daß es keine solche Institutionen gibt. Alles je nach den Anschauungen der Regierung. Ist dort oben die Stimmung derart, daß diese Institutionen als notwendig erscheinen, dann werden sie bei mir sofort tatsächlich vorhanden sein. Geht ihre Notwendigkeit vorüber, so wird sie bei mir im Gouvernement kein Mensch finden können! So verstehe ich die activité dévorante, und sie ist nicht denkbar, ohne daß die Amtsbefugnisse des Gouverneurs erweitert und verstärkt werden. Wir sprechen ja unter vier Augen, und so will ich Ihnen sagen, daß ich bereits in Petersburg auf die Notwendigkeit einer besonderen Schildwache vor dem Hause des Gouverneurs hingewiesen habe. Jetzt warte ich auf Antwort.«

»Sie brauchen zwei Schildwachen«, erklärte Piotr Stepanowitsch.

»Warum denn zwei?« fragte Herr von Lembke und blieb vor ihm stehen.

»Einer ist vielleicht zu wenig, um der Bevölkerung die nötige Hochachtung vor Ihnen beizubringen. Sie brauchen unbedingt zwei.«

Andrej Antonowitsch verzog das Gesicht.

»Sie ... Sie erlauben sich Gott weiß was, Piotr Stepanowitsch. Sie nutzen meine Gutmütigkeit aus und sagen mir Sticheleien und spielen überhaupt sozusagen den bourru bienfaisant ...«

»Na, darüber können Sie denken, wie Sie wollen«, murmelte Piotr Stepanowitsch. »Aber immerhin bahnen Sie uns und nur uns den Weg und bereiten unseren Erfolg vor.«

»Wem bahne ich den Weg, und was für einen Erfolg meinen Sie denn?« fragte Herr von Lembke und starrte ihn erstaunt an; aber er erhielt keine Antwort.

Als Julia Michajlowna von diesem Gespräch hörte, war sie sehr ärgerlich.

»Aber ich kann doch deinen Günstling nicht wie etwa einen Untergebenen behandeln,« verteidigte sich Herr von Lembke, »zumal wir unter vier Augen sprachen ... Da war es durchaus möglich, daß ich etwas zuviel sagte ... aus Gutmütigkeit.«

»Aus viel zu großer Gutmütigkeit. Ich habe gar nicht gewußt, daß du eine Sammlung von Flugblättern hast. Bitte, zeig' sie mir einmal.«

»Aber ... aber er hat sie sich für einen Tag ausgebeten.«

»Und Sie haben sie ihm auch gegeben!« fuhr Julia Michajlowna ärgerlich auf. »Was ist das für eine Taktlosigkeit!«

»Ich werde sofort zu ihm hinschicken und sie abholen lassen.«

»Er wird sie nicht hergeben.«

»Ich werde es verlangen!« brauste Herr von Lembke auf und sprang dabei sogar von seinem Platz in die Höhe. »Wer ist er, daß man sich vor ihm fürchten muß, und wer bin ich, daß ich nichts mehr zu tun wagen sollte!?«

»Setzen Sie sich und beruhigen Sie sich«, unterbrach ihn Julia Michajlowna. »Ich will Ihnen auf Ihre erste Frage antworten: er ist mir vorzüglich empfohlen worden; er ist nicht unbegabt und spricht mitunter sehr verständige Dinge. Karmasinow hat mir versichert, dieser junge Mann habe fast überall seine Verbindungen und übe auf die Jugend in der Hauptstadt einen bedeutenden Einfluß aus. Wenn es mir aber durch ihn gelingen sollte, sie alle an mich heranzuziehen und um mich zu gruppieren, dann rette ich sie damit vom Verderben, indem ich ihrem Ehrgeize neue Wege zeige. Piotr Stepanowitsch ist mir vom ganzen Herzen ergeben und gehorcht mir in allen Dingen.«

»Aber, während man sie hier so freundlich behandelt, können sie ja weiß der Teufel was anrichten! Allerdings ist auch dein Gedanke nicht schlecht ...« suchte sich der in Verwirrung geratene Herr von Lembke immer noch zu verteidigen, »aber ... aber da hörte ich gerade vor kurzem, daß im Kreise B. irgendwelche Flugblätter aufgetaucht sind.«

»Ach, dieses Gerücht ging ja schon im Sommer um: revolutionäre Flugblätter, falsche Banknoten und noch mehr solcher Dinge, und doch haben wir bis jetzt noch nichts davon mit eigenen Augen zu sehen bekommen. Wer hat Ihnen das erzählt?«

»Herr Blümer.«

»Ach, verschonen Sie mich bitte mit Ihrem Blümer, und ich bitte Sie dringend, ihn nie wieder zu erwähnen.«

Julia Michajlowna geriet außer sich und war sogar einen Augenblick lang nicht imstande weiterzureden. Herr Blümer war ein Beamter der Gouvernementskanzlei, den sie besonders haßte. Aber davon wird noch später die Rede sein.

»Bitte, seien Sie um Werchowenskij ganz unbesorgt«, schloß sie das Gespräch. »Wenn er sich wirklich an irgendwelchen Dummheiten beteiligt hätte, so würde er hier nicht so sprechen, wie er mit dir und mit allen andern spricht. Die Phrasendrescher sind ungefährlich, und ich kann sogar sagen: sollte wirklich etwas geschehen, so werde ich es als erste durch ihn selbst erfahren. Er ist mir ganz fanatisch ergeben, einfach ganz fanatisch.«

Hier will ich den Ereignissen vorgreifend bemerken, daß, wenn Julia Michajlowna nicht so eingebildet und so ehrgeizig gewesen wäre, wahrscheinlich alles das, was diese schlechten Menschlein hier bei uns angerichtet haben, nicht geschehen wäre. Hier ist sie allein für sehr vieles verantwortlich!


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