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Die Bierkumpane und der Wirtshausprediger

Wieder war Sonntag, aber ohne Sonnenschein. Wie die ersten Akkorde des großen Sturmliedes der Tag- und Nachtgleiche des Herbstes fuhren zuweilen starke Windstöße von Westen her über das Land, und immer flogen wie graue Winterboten die Wolken am Himmel her und schlugen gelegentlich ihre naßkalten Schauer gegen die bleigefaßten Fensterscheiben. Unfroh und fröstelnd machte das Wetter, nur am Feuerschein hatten die Menschen ihre Freude.

Wir betreten den Pesel der Pastorei, des Hauses Prunkzimmer. Die Wände sind getäfelt, die Rahmenstücke dunkel gebeizt und die Füllungen mit Bildern und Blumensträußen geziert. Auf dem Borte über dem Eckschranke stehen die silberbeschlagene Prachtbibel und andere schlichte, schweinslederne, aber gelehrte Buchgenossen. Ein Schrank, mit kunstreichem Schnitzwerk verziert, enthält den so genannten heimlichen Reichtum, des Hauses Silber- und Leinenzeug. Auf den Bänken und Stühlen liegen Polster und Kissen von feiner Webung.

Ja, des Hauses Prunkzimmer war der Pesel, aber ohne Feuerstelle und darum feucht und frostig von jetzt bis zur Maienzeit. Dennoch wärmten Pastor Boethius und der Kirchenjurat Gert Hinrichs sich die Hände, während sie sich unterhielten. Es war nämlich eine bewegliche Feuerstelle, die nichts anderes als eine auf Rollen gesetzte und mit Steinen belegte Lehmkiste war, aus der Küche herein geschoben worden. Das unförmige Gerät, in welchem ein Kohlenfeuer brannte, paßte nicht in das Zimmer, aber der Anblick desselben gab doch eine Art von Wärmegefühl und die verklammten Finger spürten eine wohltuende Wirkung.

»Der Stall ist zu klein, und die Mauern verfallen«, sprach Boethius.

»J – a, j – a«, antwortete der Kirchenjurat, ein gemütsruhiger Mann mit apfelrunden Wangen.

»Unwürdig einer Pastorei ist das Gebäu!«

»J – a, j – a …«

»Ein Rattenloch ist es!«

»J – a, j – a.«

Dieses zwiefache, lang gezogene Ja reizte den Pastor wie ein halbes Nein, und er legte Wucht in die Worte:

»Sie werden und müssen mit bauen!«

»J – a, j – a … sie werden es müssen, wenn ein Sturm kommt und es umwirft!«

»Nein, noch vor der Lenzsaat werden sie Steine und Holz fahren!«

»J – a, j – a … wenn der Vogt ansagt, müssen sie Wagen stellen.«

»Ich kenne meine Leute«, sprach der Pastor überlegen, »daß sie mit Ja, Ja eine Zeitlang sich rücken und drücken und zum Letzten es dennoch tun.«

»Doch rücken auch einige von den Westerwohldern ihren Sinn nicht von der Stelle«, war die Antwort.

Unmut lagerte sich auf Boethius' Gesicht und Sinn, und das Wort entfuhr ihm: »So wollte ich, daß der Wind es verwehte!«

Die Glocken läuteten. Einzelne Kirchgänger kamen, aber die meisten Westerwohlder scheuten das Wetter und die aufgeweichten Wege.

Peter Boethius stand auf der Kanzel und begann:

»Von hier oben siehet das Gotteshaus aus wie ein übel geratenes Roggen- und Gerstenfeld mit großen kahlen Stellen darin … Es kann am schlechten Säemann liegen, und dann bin ich's, der schweigen sollte. Es mag aber auch der Same nichts taugen und darum nicht aufgehen. Die meisten jedoch werden sprechen, das schlechte Wetter sei schuld, und also dem Herrgott es in die Schuhe schieben.

Der gehet jetzo über dem Nordstrande und redet im Winde: Wartet, ich will euch schnellfüßig machen! Vor achtzig Jahren ist die Pest, der schwarze Tod, gekommen in diese Länder und hat den Leuten Beine gemacht zum Gotteshause, daß an einem Sonntage mehr als dreihundert das heilige Nachtmahl begehrt und bekommen haben. So stehet im Westerwohlder Kirchenbuche zu lesen.

Ja, das Wetter! Diese Wochen um die Herbst-Tag- und Nacht-Gleiche sind Frieslands böse Gezeiten! Freilich, den Gallustag hätten wir hinter uns, und der Heilige ist uns heuer gnädig gewesen, so denket ihr. Auch dieser Wind ist glimpflich und wird gegen unsere Deiche nichts ausrichten, vertröstet ihr euch.

Aber wir haben noch den Allerheiligentag zu gewärtigen, den bösen und viel beklagten Tag, der schon viel tausend Seelen aus diesen Marsch- und Meerländern hinweg gerafft hat. In Ansehung dessen, daß wir zehn große Wasserfluten und mehr, welche zu dieser Zeit geschehen sind, in unseren Jahrbüchern zählen, könnte man wohl meinen, es käme von der Menschen Unheiligkeit und Sünde, daß der allerheilige Tag so oft ein Tag der Zornheimsuchung gewesen ist. Darum, hütet euch vor Allerheiligen!

Es kommen aber die klugen Köpfe und schwatzen ihre Weisheit: Auch die Fluten haben ihr Gesetz, und es ist ein alter und gemeiner Glaube in Friesland, daß alle vierzig Jahre ein großes Überstürzen des Wassers über diese Örter verhänget ist. Sie haben allezeit ihre Beweise zur Hand und rechnen uns vor: Im Jahre 1162 in der großen Manndränke sind viel tausend Menschen im salzen Wasser umgekommen, dann ist anno 1204 und 1250 auch eine große Flut gewesen, 1300 aber eine zweite Manndränke gekommen, darin Rungholt mit sieben Kirchspielen untergegangen ist. Wer zählen kann, der zähle, so sagen sie und weiter dann: Gehen wir auf unsere Zeit! 1532 am Montage nach Allerheiligen ist eine schreckliche Springflut ergangen, welche achtzehn Wehlen in unsere Deiche gerissen und 1600 Menschen ersäufet hat, und danach 1570 ergossen sich die Wasser von neuem über die Insel. Haben wir selber nicht die Septemberflut anno 1615, vor nunmehr achtzehn Jahren, erlebt? Die Rechnung stimmt bis auf ein paar Jahre, und männiglich ziehet daraus den Schluß, daß alle 40 Jahre eine große Flut beschlossen sei.

Ei, ein feiner und sehr tröstlicher Gedanke, sintemal wir hiernach gute Weile hätten und volle 25 Jahre noch ohne Sorge schlafen und nach Herzlust essen und trinken, freien und fröhlich sein könnten.

Aber wahrlich, ich sage euch, nicht ist der Herr des Himmels und des Meeres an gewisse Zeiten gebunden, sondern er sendet seine Winde und Fluten, wann er will, so daß mit der Sünde auch die Sündfluten gekommen sind und mit der Vermehrung der Bosheit auch die Ergießungen der Wasser des öfteren sich vermehren werden. Hütet euch vor Allerheiligen! Das lehret die Historie. Und vor dem Neumonde, denn mit solchem sind die allerschlimmsten Springfluten eingetreten! Das lehret die Erfahrung!«

Markig war die Stimme wie klangvolles Erz, gegen das Ende aber wie dröhnender Posaunenschall.

Manche horchten auf, als ließen sie die Rede eingehen, die meisten aber duckten die Köpfe, als warteten sie ruhig, bis das Wetter von oben vorüber gegangen sei.

Der Prediger von Westerwohld hatte seine eigene Predigtweise und ging nicht in den hergebrachten Geleisen der Homiletik, sondern geriet auf Seitenwege. Eine Zeit lang wandelte der Redner am Faden des Textes entlang, aber ein Wort kam ihm in den Weg, daß er einen Seitensprung machte und in neu entdeckte Gedankengefilde die Zuhörer führte. Im heutigen Evangelium war es das Wort von der Mahlzeit, die bereitet sei, vor dem er stutzte.

»Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinen Gästen ein Mahl bereitete«, las er zwei Mal aus dem Buche … »Ei, ein verlockendes Wort, und der Himmel wäre ein gar feiner Ort, wenn allda Gastereien gegeben würden, und meine Nordstrandinger möchten alle hinein, denn nichts gehet ihnen über den Ruf: Kommet zum Essen! Alltäglich zu sechs oder sieben Malen erschallt er, und alle zwei Stunden wird gespeiset, warm oder kalt wechselweise. Zuerst die Biersuppe, dann die Vormittagsvesper mit kaltem Fleische und danach die Mittagskost … Die Nachmittagsvesper und die Abendkost dürfen beileibe nicht versäumt und vor dem Schlafengehen muss noch ein Spätmahl oben drauf gesetzt werden. Wehe, wer daran rühren und gegen solche Gewohnheit reden wollte! So ist es Sitte von unsern Vätern her, sagen sie; um der salzigen, zehrenden Luft willen, und um die vorfallende schwere Arbeit bestehen zu können, müssen wir uns derart mit reichlicher Nahrung versorgen. Dennoch will ich nicht verhehlen, daß es eine üble Sitte ist, sich dermaßen zu beschweren. Von euren Hochzeiten und Gilden aber, und welche Völlerei darauf im Schwange geht, davon will ich lieber schweigen, damit ihr mir nicht allzu gram werdet. Euer Name ist Friesen, und in der Landessprache nennt ihr euch Fresen, und wenn ihr euch stolz dünkt, freie, fromme Fresen! Woher der Name? Diejenigen, welche nur auf ihre vielen Mahlzeiten sehen, erachten, daß sie Fresen geheißen worden sind vom vielen Fressen! – So saget – nicht Peter Boethius von Westerwohld, sondern der Chronist Peter Saxus in seiner kurzen Beschreibung des löblichen friesischen Landes.«

Mit diesem Wortspiele und Seitenhiebe endete der Seitensprung, und für eine Weile kam der Text zu seinem Rechte.

Tolke hatte seinen Nachbar angesehen und bedeutungsvoll gegrunzt. Dann richtete er wieder den Blick auf Ettas Nacken, und die kleinen lüsternen Ferkelaugen ergötzten sich an der weich gesundeten Gestalt. Warum kam der Mann an zwei Sonntagen hintereinander ins Gotteshaus? Das war noch nie gesehen, so lange Sönke, der älteste Kirchgänger, sich erinnern konnte.

Unterdessen gestaltete sich die Predigt immer mehr zur Strafrede: »Ach, daß ein Prediger auf dem Nordstrande immer wider den Saufteufel zu Felde liegen muss. Die jungen Männer können nicht zusammen gehen, ohne daß eine Tonne Bier auf den Stuhl gelegt wird, und je mehr es gießt, desto besser gedeihen unehrbares Wesen, Lediggang und alle Laster. Die Brüchen werden zum Besten der Dorfschaft in Bier bezahlt und von den Alten vertrunken, zu ihres Leibes Verderb und Schaden. Es ist zum Erbarmen, daß der Erzvater Noah ein so schlechtes Exempel gegeben und so viele Kinder und Nachfolger gefunden hat, welche die edle Gabe Gottes mißbrauchen und nicht gedenken, daß gleichwie ein lieblicher, gelinder Tau das Kraut erquickt und gegen Hitze erfrischt, ein Schlagregen aber daßelbe zur Erde wirft – also auch ein mäßiger Trunk das Herz und Gemüt erfreut, ein Übermaß aber den Menschen seiner Sinne beraubt und unter dem lieben Vieh erniedrigt. In diesem Stücke werden vernünftige Geschöpfe von den unverständigen Kreaturen weit überwunden, so daß sie hierin einen Hund oder eine Katze um ihrer natürlichen Mäßigkeit willen für ihre Doktoren und Ehrenspiegel halten müßten. Ich möchte aber fast, daß allerdinge kein Weinstock gepflanzt und kein Malz erfunden worden wär'!«

Tolke grunzte laut, denn er meinte, der Pastor habe ihn nur angesehen und die Worte auf ihn gemünzt.

Es fielen noch mehr von ähnlicher Prägung.

Die Kirche war aus, und der Pastor schien trotz des schwachen Besuches nicht unbefriedigt zu sein. Den süßlich-schalen Geschmack, welchen der vorige Sonntag in ihm hinterlassen hatte, war er losgeworden durch reichliche Zugabe von Salz. Vielleicht eine zu starke Gabe, denn vor der Kirchtür sah man herb gekräuselte Lippen und hörte man bittere Worte.

»Der Buernpastor!«, so begann's kurz und hart.

»Gleich einem Dreschflegel handhabt er das Wort … heißa, wie es heute auf unsere Köpfe hagelte!«

»Ei, nun wissen wir, warum wir Fresen heißen …«

»Und daß wir insgesamt Dickwanste und volle Zapfen sind.«

So ging es weiter.

Eine zornige Stimme sprach: »Sollen wir uns von dem Pfäfflein wie Schulbuben schmähen und schelten lassen?«

Eine sanfte redete dazwischen: »Die längste Zeit hat es gewähret, er hat ja gekündigt.«

Da rief Tolke: »Trutz dem Pastor! Wer will mithalten? Eine halbe Tonne Tonder Bier legt Tolke von Olufswarf heute Nachmittag auf!«

Seine Kumpane grinsten beifällig, und Hans Pauls schmunzelte: »Das war ein frommer Beschluß!«

So endete der Kirchgang des um Tolke versammelten Haufens.

*

Im Pfarrhause saß Karl Heimreich in seiner Kammer und sah einem zerrinnenden Traumbilde nach. Heute war es ihm aufgegangen, wie ein Prediger auf dem Nordstrande das Wort auslegen müsse, und daß er nimmer zum Kanzelamt taugen werde. Doch war es kein großer Schmerz, sondern eine leise, fast wohltuende Wehmut, denn dieser Verzicht war klein und gering nur, gemessen mit dem Größeren, dem er entsagt hatte. Am Spätnachmittage, als die ersten Schatten des heraufdämmernden Abends in die Winkel der Stube sich legten, saß er noch ebendaselbst und spürte ein Gefühl der Unlust zu jeglichem Tun. Selbst von den Büchern, den sonst liebsten Genossen, wandte er müde den Blick.

Um diese Zeit war der Vater auf dem Heimwege von seinem Sonntagsgange. Zu seiner Rechten lag das Wirtshaus, dem er einen schrägen Seitenblick gönnte. An den Ringen der Mauer standen fünf Gäule angebunden, die sein Auge flüchtig streifte, und er wußte sogleich fünf von den Wirtshausgästen. Es war nämlich kein Ross im Kirchspiel, das der Pastor nicht gekannt und von dem er nicht ein unterscheidend Merkmal und Abzeichen hätte nennen können.

Seine Tochter kam des Weges, ihm entgegen; wegen der Abendkühle hatte sie einen Schafpelz über die Schultern geworfen und schien etwas unter dem Arme zu tragen.

»Wohin so spät, mein Kind?«

»Dem siechen Johann Maat will ich ein Süpplein bringen und vielleicht noch schleunig bei meiner Gunne einsehen.«

Er nickte und trat vom schmalen, erhöhten Seitenpfade, ihr freie Bahn zu machen.

Am Fuße des Hügels, auf dem sein Haus lag, horchte er zurück. Der Wind trug johlende Töne herüber. Zechende Leute, die ihren Umzug halten von Haus zu Haus, einen Trunk bekommen und den Mann mit sich nehmen, bis ein toller und voller Haufe daraus geworden ist, so deutete er die Laute und stieß zornig die Tür auf.

Etta hatte den Lärm noch eher gehört, aber es kam ihr nicht in den Sinn umzukehren, sondern sie setzte ruhig ihren Weg fort, trotzdem das Schreien und Singen sich ihr näherte.

Die halbe Tonne des starken Tonder Bieres war geleert. Jeder, der seine fünf Sinne beisammen hatte, merkte es sogleich. Man sah es an der Weise, wie sie mit den langen Stiefeln durch Dick und Dünn stampften, man hörte es an der Redelust und dem heiseren Gelächter.

Sechs Zechkumpane kamen des Weges, Tedje trällerte vergnügt eine Weise, und Tolke überschrie ihn: »Schweige mit dem Geplärr!« Diesen aber wiederum Hans Pauls: »Halt's Maul, Tolke, wir wollen singen!«

Gehörte auch der siebente, welcher schweigsam sich verhielt und fünf Schritte zurückblieb, zur Kumpanei? Gewißlich war Edleff Wessel der Nüchternste, und ein verdrossen-verächtlicher Zug saß um seinen Mund. Beim Vogte hatten die aus dem Bierhause kommenden Gesellen zuerst vorgesprochen, und sein Sohn hatte, wie es sich bei Trinkumzügen geziemte, den Krug zwei Mal die Runde machen lassen, dann aber ihrer Aufforderung, mitzutun, sich nicht entziehen können. Um des so genannten Anstandes willen und um nicht im ganzen Dorfe verschrien zu werden! So groß war die Macht der Unsitte, daß er ihr gehorchte. Aber geflissentlich hielt er sich in einem Abstande, als gehöre er nur halb zu diesen, oder als spähe er nach schicklicher Gelegenheit zum Entweichen. – Was Tedje leise geträllert hatte, wurde laut gesungen, der Kehrreim aber gebrüllt. Ein Schelmlied auf die Prediger war es, und sein Kehrreim lautete:

Der Propst im Süderteil ist schiel und blinket,
der in dem Mittelteil ist lahm und hinket,
und der im Vorderteil ist dull und drinket.

Da hatten die Pröpste ihren Teil weg und der Präpositus Vincentius, obgleich er kein Eiferer um ehrbares Wesen war, den schlechtesten Ruf bekommen.

»Ist du – l – l und dri – inn – ket!«, juchzte Hans Pauls noch einmal.

Auch der, welcher heute Vormittag wider den Saufteufel zu Felde gelegen hatte, ging nicht leer aus.

Der Herr von Westerwohld verträgt kein Pimpen,
Der Herr von Westerwohld versteht kein Schimpen
Und führt den Flegel ohne Gnad' und Glimpen!

Hatte Hans Pauls die Worte gereimt, die von wieherndem Beifall begrüßt und dann wiederholt wurden? Immer von neuem lallte Tolkes Stimme diesen Reim.

Da sahen sie Etta. Sogar Tolke wurde stumm. Seine verschwommenen Augen blinzelten begehrlich, torkelnd tappte er auf den erhöhten Fußsteig hinauf, straffte seine Gestalt und seinen Gang, so gut es gelang, und schritt ihr entgegen. – Wollte er nicht zur Seite weichen? Nein, der Tölpel vertrat ihr den Weg!

Kalt und furchtlos sah sie ihn an: »Machet nur Platz, Tolke, Ihr habt Wasserstiefel an, und ich werde mit meinen Schuhen nicht in den Klei treten.«

»Die feinste Jungfer im ganzen Nordstrande seid Ihr und voll Lieblichkeit.« Es sollte ein süßliches Gelispel sein und war doch nur ein widerliches Gelalle.

»Und Ihr voll Bieres!«, sagte sie scharf und schneidend und stellte die Fußspitze auf einen Stein, einen Herumweg suchend.

»Wartet, ich will Euch darüber tragen!«

Ehe sie sich's versah, hatte er mit beiden Armen sie fest umschlungen. Aber ihr Fuß stand fest, ihr Körper stemmte sich zurück, ihr Auge blitzte. Den Topf, welchen sie trug, hielt sie weit von sich und herrschte Hans Pauls an: »Faß ihn, aber behutsam!«

Edleff Wessel machte vier lange Schritte. Doch ehe er den letzten getan und den Arm erhoben, hatte sie mit den freigewordenen Händen Tolke gepackt. Ein sekundenlanges Ringen! Das Friesenmädchen überragte den Mann, in ihr war Wille und Wut, mit einem schnellen Stoß schleuderte sie Tolke von sich, daß er taumelte, die Füße verlor und mit lautem Geplatsch in den Graben purzelte.

Vom Regen standen die Gräben voll Wasser.

Bewundernd sah Edleff empor zu dem Mädchen, welches hoch aufgerichtet auf dem Seitenpfade stand, und rief: »Jungfer Boethius, Ihr habt meinen Beifall!«

»Ist mehr als ich von Euch und Euren Genossen sagen könnte!«, sprach sie und schritt stolz vorüber. Dabei ruhte ihr Auge voll auf Edleff, aber fremd und frostig.

Tolke, bis zur Brust durchnäßt, kroch ernüchtert und auf allen Vieren aus dem Wasser. Er blähte die Backen auf und prustete: »Der Kröte will ich es vergelten!«

Die Burschen aber hielten sich den Bauch vor Lachen und schrieen: »Sieh da, ein Frosch, ein riesiger Frosch ist in unsere Gräben geraten!«

Der Gefoppte machte sich flugs auf den Heimweg – zum Wirtshause. Bald saß er am Herde, legte Torfsoden aufs Feuer, goß die vollen Wasserstiefel aus und ließ sich einen Krug füllen. Die ganze Kumpanei war zur Stelle, nur einer fehlte.

»Wo ist Edleff?«

Keiner konnte es sagen, er war unbemerkt abhanden gekommen.

»Der Priesterdirn wird er nachgelaufen sein«, sprach Tedje wie entschuldigend und wandte schnell den Kopf, denn Tolke hatte geflucht.

Inzwischen hatte Etta den Suppentopf an Ort und Stelle abgeliefert, einen anderen Rückweg eingeschlagen und stand nunmehr vor dem Häuschen am Abhange der Kirchwarf, der Dachdeckerwohnung. Ein windschiefes Gebäude, das nach Osten neigte, wie die Bäume der Insel.

Sie sprach den Gedanken aus.

Sönke, welcher in der Tür nach Wind und Wetter ausgeschaut hatte, nickte: »Es ist mit den Häusern wie mit den Menschen … Die alten windschiefen und verkrümmten sind die zähesten … Dieses hier hat mehr als eine Flut bestanden und mag noch mein Enkelkind überdauern.«

Auf der Diele, die Etta betrat, wob ein blaugrauer Nebel – das war der Rauch vom Herde, welcher durch das Loch im Firste und die Haustür sich Ausgänge suchen musste. Allen bot sie ihren Gruß und blickte dann wie suchend empor. Schwärzlich schimmerte die Decke durch den Nebel, ihre Bretter waren mit einer dicken Lage von glänzendem Ruß überzogen. Von den Balken vor dem Herde aber hing der Kienruß pfundweise herab. Das war der Ort, wo des Hauses Rauch- und Fleischwaren zu hängen pflegten, und er war leer, denn längst hatte man den Vorrat verzehrt und das Weihnachtsschwein noch nicht geschlachtet.

Solches sah Etta, zog unter ihrem Pelze ein Päckchen, das die längliche Form einer Wurst hatte, hervor und legte es schnell und verstohlen auf den Tisch. Doch merkte die alte Gunne es und rief ihren Namen: »Etta.« Aber die Geberin wehrte jedem Dank, und beide dämpften ihre Stimme zu einem Flüstern, das man nicht verstand.

An den Wänden der Diele standen roh gezimmerte Bänke, Kasten und Bütten, an Holzpflöcken hingen Arbeitskleider, Stiefel und mancherlei Gerät. Außer der Diele, welche Küche und Wohnung war, hatte das Haus nur zwei kleine Räume mit eingemauerten Bettverschlägen, einen Schlafraum für die Alten und einen zweiten für den Sohn, der Witmann wat, und seine Tochter Alma.

Letztere war vorzeitig aus dem Dienst gelaufen und seit sechs Wochen im Hause. Zur Stunde machte sie ein höchst verdrießliches Gesicht, weil ihr der Abendgang untersagt worden war, und auch aus anderer Ursache maulte sie.

Derjenige, welcher am Herd saß und ein dickes Buch aufgeschlagen auf den Knien hielt, ließ sich durch Ettas Eintritt nicht stören. Das Buch aber war die Bibel. Silbenweise wurden die Worte gesammelt und halblaut hergemurmelt, sonst gelang dem Klaus Rickmers die Kunst des Lesens nicht, und der Sinn ging ihm verloren.

Man hörte das einförmige Gemurmel – hinter dem Bretterverschlage das schläfrige Krah – Krah einer Henne, als spräche sie im Traume – und drüben das Flüstern der alten Gunne.

»Es ist ja Gottes Wort und darum gut … und will mir doch nicht gefallen … So treibt er es, seitdem er vom Bluthusten befallen worden ist, zu jeder Stunde, wenn er im Hause sitzt. Am emsigsten aber liest er die dunklen Stellen und spricht, der Geist werde ihm die rechte Deutung geben.«

Also flüsterte die Greisin vom Sohne und dann, ihren Mund noch näher an Ettas Ohr neigend, von der Enkelin.

Diese merkte wohl, daß von ihr die Rede sei, denn als Etta aufstand und sie anredete: »Alma, du schauest so unlustig drein!«, steckte sie Stumpfnase zur Decke empor und verzog den Mund.

»Was fragt Ihr? Die Großmutter hat Euch schon Antwort gegeben.«

»Tolke ist ein roher Gesell, ich hab's erfahren«, sprach Etta bedächtig, »gehe nicht in seinen Dienst, Alma! Ein lediger und noch dazu loser Mann ist er und keine Hausfrau im Hofe.«

»Darum just, weil keine Bäuerin im Hofe ist, gehe ich hin … Kein Unband von einer Herrin wie die letzte, die mit dem Holzlöffel nach mir schlug.«

»Eine Großmagd ist da, welcher du untertan bist«, rief Gunne.

»Ja, aber doch nur eine Magd wie ich«, blies sie geringschätzig durch die Lippen.

Ettas Stimme wurde ernst und eindringlich: »Nicht viel Gutes wird vom Hofe geredet, ein unordentliches und lässiges Wesen herrscht in Haus und Feld … Und dann die Trinkgelage, die dort im Schwange gehen sollen … Leicht kommt eine ehrbare Dirn ins Gerede, und eines Mädchens Ruf ist wie ein Metallspiegel, darauf ein schmutziges Maul haucht … Ich warne dich, Alma!«

Schnelle und schnippische Antwort kam. »Als wenn unsereines, was eine geringe Kuhmagd ist, nicht so gut wie eine feine Jungfer sich zu wahren wüßte! Laß sie hauchen und fauchen dagegen, ich gehe dennoch in den Dienst!«

Da fuhr Sönke zornig vom Stuhle: »Du törichtes und trotziges Kind! Bist noch unter deinem Vormunde und Vater und hast keinen Willen! Er soll entscheiden! Klaus, Klaus!«, rief er.

Der Leser blickte empor und hielt den Finger auf die Stelle: »Was soll ich entscheiden? Alles gehet, wie der Herr will! Ist es sein Wille, dann wird sie Handgeld nehmen, ist es aber nicht, dann wird es ohne mich verhindert werden.«

Triumphierend schaute Alma um sich und sagte: »Ich habe schon Handgeld genommen, also ist es des Herrn Wille.«

Etta seufzte und Gunna schrie: »Sie hat Handgeld genommen!«

Von neuem hörte man das Silben sammelnde Gemurmel, es klang wie das Wort des Jesaias: Der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Übel.

Die Außentür wurde aufgeklinkt – und wer trat über die Schwelle? Edleff Wessel!

War er ihr heimlich nachgegangen? Nein und ja, denn ihre Gestalt entschwand ihm im Dunkel. Aber die Tritte ihrer Füße hinterließen Eindrücke auf dem regnerischen Pfade. Und wie ein Hündlein, das seine Herrin verloren hat und ihr nachwittert, so spürte sein scharfes Auge auf dem Grunde. Die Stapfen eines schmalen Fußes leiteten ihn recht.

Nun standen sie einander gegenüber. Auf seinem Antlitz helle, rückhaltslose Bewunderung, in ihrem Blick aber die stutzende und kühle Frage: »Was willst du hier?«

»Muß sagen, Etta, Ihr habt eine schnelle Hand und einen festen Griff; ehe ich den Arm erheben und Euch beispringen konnte, hattet Ihr Euren Gegner gestreckt.«

»Brauche keinen Hüter und kann mich und meine Ehre selbst wehren!«, entgegnete sie und schritt an ihm vorbei zur Tür.

»Wenn ich Euch das Geleit geben dürfte, es wäre besser …«, seine Stimme wurde bittend.

Ihre aber klang herb und bitter, als sie den Kopf halb wandte und die Antwort zurückwarf: »Gebt Euren Gesellen das Geleit, damit sie nicht in die Gräben torkeln, leicht kann ich meinen Heimweg finden.«

Seine Lippen schlossen sich so fest, daß all seine Willenskraft nicht vermocht hätte, sie zu öffnen. Jetzt, wo es ihm selber klar und deutlich aufging, warum er ihr nachgelaufen sei, und daß er ihr um jeden Preis sagen müsse, wie er in Tolkes Gesellschaft geraten, jetzt schwieg er und musste schweigen. Zu seiner Rechtfertigung hätte er nicht ein einziges Wörtlein über die Lippen bringen können.

Sie war fort. Und Gunne sowohl als Sönke redeten von der Predigertochter, wie gut und milde und edel sie sei, daß sie stets der Armen Notdurft gedenke und nimmer komme, ohne durch irgend eine Gabe zu erfreuen.

Es tat ihm wohl, sie rühmen zu hören, und schmerzte dennoch. Was sie den Ärmsten tat, versagte sie ihm. Sanft war ihr Wort und gütig ihr Wesen gegen jedermann, und mit allen Menschen handelte sie gut und gerecht. Warum gegen ihn allein so herb in ihrer Rede und so ungerecht in ihrem Urteil? Ja, lieblos und hart hatte sie mit ihm gehandelt. Und da kam der Trutz.

Als er ging, trat Alma mit ihm über die Schwelle, als wäre sie nicht ungeneigt, ihm ein Stück Weges das Geleit zu geben. Aber er begehrte es nicht.

In der Stube nickte Sönke: »Sie hat das Handgeld genommen, und mir+ banget …«

Gunne aber sprach laut, daß der Leser am Herde es höre: »Das Mädchen hat eine lose Art und bedürfte strenger Zucht. Sie trachtet nur, mit Tand und buntem Flitter sich zu behängen, und ist unlustig, wenn sie nicht tanzen und springen kann … Von wem hat sie es? Es wäre besser gewesen, wenn Klaus nicht die Stadtdirn aus Husum als Eheweib ins Haus gebracht hätte.«

Der Leser hörte gar nicht die Rede, und Sönke erwiderte darauf: »Ihre Mutter liegt in ihrem Grabe auf der Kirchwarf … Laß die Toten ruhen, Gunne!« –

Des Neumondes schmale Scheibe war aufgegangen am Himmel. Edleff Wessel aber brauchte kein Licht, um seinen Weg zu finden. Er wollte in das Wirtshaus und machte lange Schritte, als wenn er Eile hätte.

Tolke hatte sich von seinem Wasserbade erholt, von aussen seinen Leib ziemlich getrocknet und von innen hin+ wiederum weidlich angefeuchtet. Wenn er ins Zechen geriet, hatte er seine drei Zeiten und Zustände und befand sich noch im ersten Stadium, wo er von Spiel- und Wettlust besessen war. Im zweiten befiel ihn die Sang- und Schreilust, zum dritten und letzten aber kam die Stänkerei, die Streit- und Rauflust zu ihrem Rechte bei ihm.

Eine ganze Weile schüttelte er die Würfel. Aber vergeblich, denn es war wirtshauskundig, daß er bei den Schelmbeinen zu sehr in Gunst und Gnade stand. Sein Verlangen, wohlfeil zu einem Trunke zu kommen, wuchs, und er versuchte es mit dem Wetten.

»Hei, wer hält die Wette? Kann irgend einer eine gemessene Tonne Weizen von der Diele heben, auf seine Schulter schaffen und hinaustragen, dann zahlt Tolke von Olufswarf eine halbe Tonne Bier, vermag er es aber nicht, dann muss selbiger in den Beutel greifen.«

Keiner meldete sich, und kecklicher schrie Tolke: »Eine Viertel Tonne gegen eine Achtel setze ich! Wer wagt's?«

»Ich halte die Wette!«

Alle Augen sahen empor. Edleff Wessel stand auf der Türschwelle und streifte die Jacke ab. Es schien Tolke nicht genehm zu sein, denn er schwieg, aber an seiner Statt brüllte der ganze Haufe: »Es gilt, es gilt!«

Zwei Männer trugen einen Sack mit Weizen herbei und stellten ihn mitten auf die Diele. Edleff setzte sich in die Kniee, faßte unter den Sack, schob ihn langsam auf die Schulter, richtete sich mühelos auf und trug ihn an seinen Ort, als wenn nicht Korn, sondern Kleie darin wäre.

Tobender Beifallslärm schallte ihm nach. Nur Tolke winkte schweigsam dem Wirte, welcher schmunzelnd den Zapfen in eine Vierteltonne schlug.

Dennoch konnte der Bauer wider seine Natur nicht handeln, noch vom Wettgelüst lassen, auch brannte das Verlangen nach Vergeltung in ihm. Wohl wußte er wie jedermann im Dorfe, daß Edleff ein sehr starker Mann sei, aber unter manchem tiefsinnigen Trunke bedachte er, daß jedem Arm Maß und Schranke gesetzt sei. Also rückte er mit seinem Vorschlage, der ein Anschlag war, hervor und schlug kräftig auf den Tisch: »Wer hält's? Eine ganze Tonne gegen eine ganze! Ich sah in Husum ein Stücklein – einen Mann, der sprang über den vollen Graben und hielt im recht+en Arme eine volle Tonne Bier …«

»Ich tu es!«, sprach Edleff kurz.

» … Unter dem linken Arm aber auch eine volle Tonne – nun habe ich ausgeredet!«, brüllte Tolke und barst in ein höhnendes Gelächter aus, denn der Anschlag war gelungen.

Der Vogtsohn zog einen Augenblick die Brauen hoch, aber durch den Lärm klang gelassen seine Stimme: »Ich halte dennoch die Wette!«

Und er hielt sie. Mit seinen Armen vermochte er nicht die bauchigen Fässer zu umspannen, aber jeder Muskel seines Körpers straffte sich, und mit kurzem Anlaufe und mächtigem Satze setzte er über den drei Ellen breiten Graben. Sogleich kehrte er sich und sprang so flugs zurück, daß der hoch aufspritzende Schlamm den weit vorgebeugten und nunmehr laut fluchenden Tolke arg besudelte. Dieser hatte nämlich zuversichtlich geglaubt, daß ein Riesenfrosch im Graben zappeln werde. Nun war er selbst der Gehänselte.

Neue Gäste kamen und nahmen teil am Umtrunke. Die Köpfe röteten und die Gemüter erhitzten sich merklich. Im Übermute des Erfolges und seiner strotzenden Kraft gab der Vogtsohn etliche freiwillige Proben seiner Stärke zum Besten. Mit beiden Händen faßte er eine leere Tonne und schleuderte sie wie einen Federball hoch und über des Hauses First hinweg. Hans Pauls gaffte mit offenem Maule ihr nach. Da hob er diesen mit einem Griffe und sprach: »Wir wollen der leeren Tonne ein volles Faß nachwerfen«, trug aber statt dessen den närrisch Zappelnden, der ein schwerer Mann war, auf den flachen Händen und mit steif vorgestreckten Armen ins Wirtshaus hinein.

Das Bier war billig heute Abend, und der Lärm lockte immer mehr Leute herbei. Einer drückte sich an den Fenstern entlang und so unauffällig durch die Tür, daß keiner sein Kommen bemerkte. Das war Boje, der Predigerknecht, welcher sogleich begann, dem Wirte zur Hand zu gehen und den anderen Mundschenkdienste zu leisten, dabei aber nicht seinen eigenen Durst zu löschen vergaß.

Ganz anders, mit sperrweitem Öffnen der Tür, machte der nächste Gast sein Erscheinen. Eine kurze, ehrerbietige Stille begrüßte den Vogt, welcher mit dreist-spöttischem Auge auf jedem anwesenden Gesicht das Maß des schon Genossenen abzulesen schien, seinen Sohn aber mit einem schrägen Blick streifte.

Dann begann er: »Eine gute Predigt sollte bessere Frucht tragen.«

»Zum Teufel mit dem Pastor!«, schrie Tolke und schlug auf den Tisch.

»Er tut, was seines Amtes ist, und straft die Schlemmer«, sprach der Vogt.

»Ja, ja, das Predigtamt ist ein Zucht- und Zehntamt«, bestätigte Hans Pauls mit possenhaftem Ernst.

Ein andrer rief: »Wir haben ein Herzogliches Reskript, daß die Prediger der anzüglichen und scheltenden Rede auf der Kanzel sich enthalten sollen.«

»Laß mir den Herrn Boethius in Ehren, er versteht mit dem Worte und den Westerwohldern umzugehen«, sagte der Vogt.

Sogleich hörte man: »Das ist eine kleine Kunst, den Mund weit aufzutun, wo niemand dawider reden darf.«

Volquart Wessel fuhrt fort in seiner Verteidigung: »Dennoch ist der Pastor ein gewaltiger Kirchherr, den wir fürchten müssen, und dem wir nicht widerstehen können.«

»Trutz dem Buernpastor!«, krächzte Tolke.

Durch die Trinkstube schwirrte es: »Was? Ein Ehrabschneider ist er! Ein Zuchtmeister! Ein Prediger, den der Herr in seinem Zorn erschaffen hat!«

Als der Lärm sich legte, flötete Tedjes sanfte Stimme: »Was soll das Geschrei? Er hat ja gekündigt!«

Jetzo hub das Lärmen und Durcheinanderschreien toller an als zuvor. Der Vogt aber blinzelte über den Krug hinweg, aus dem er einen tiefen und behaglichen Zug tat.

Währenddessen duckte Boje sich hinter dem Fasse, spitzte die Ohren und netzte fleißig die Lippen – und dann war er in seiner stillen, unbemerkten Weise verschwunden.

Sein Herr wollte just die Tür verriegeln, als er keuchend ankam: »Woher so spät?«

Er hielt den gestrengen Blick aus und antwortete: »Aus dem Wirtshause, Herr!«

»Du weißt, daß ich es nicht leide, und wirst die längste Zeit in der Westerwohlder Pastorei gewesen sein!«

»Wollt Ihr mich denn mitnehmen, wenn Ihr von hier verziehet?«

»Bist du trunken?«

»Nein«, antwortete Boje mit schief gesenktem Kopfe und berichtete, was er gehört habe, wie das halbe Dorf im Kruge versammelt sei und sich anschicke, einen neuen Pastor zu wählen, einen fügsamen Mann nach ihrem Herzen. Zuletzt klang seine Stimme wie ein verhaltenes Schluchzen.

Boethius stellte noch die Frage, ob der Vogt zugegen sei, und entließ ihn. Dann trat er in die offene Tür und sah zum hellen Nachthimmel empor. Als sein Angesicht sich zu einer festen Ruhe geglättet hatte, ging er hin, nahm Hut und Knotenstock und verließ das Haus.

Wie tobende Schulbuben beim Anblick des Bakelmeisters jach verstummen und furchtsam sich ducken, so geschah es – das Getümmel im Bierhause wandelte sich in Mäuschenstille, als der Pastor plötzlich eintrat und heftig den Knotenstock in die Diele stieß. Der Kirchherr von Westerwohld war, wie Wessel gesagt hatte, ein mutiger und gewaltiger Mann.

»Hier stehe ich!«, begann er, die Runde überblickend, »mir hat's in die Ohren geklungen, daß über mich verhandelt werde, und da möchte ich zugegen sein.«

Keine Antwort, nur ein grunzender Laut von drüben, wo Tolke saß.

Um Boethius' schmale Lippen spielte es wie Hohn: »Warum redet der Vogt nicht, welcher in Dorfschaftssachen das erste Wort hat?«

Wessel gab in gleicher Münze zurück: »Vom Umzuge wurde gesprochen, und waren etliche, welche dem Pastor freiwillige Fuhren stellen wollten …«

Boethius' Blut stieg in die Schläfen, seine Hand hob den Stock und schlug dröhnend auf den Tisch: »Ich habe noch nicht gekündigt! Wer etwas wider mich hat, der stehe Rede, nicht hinter meinem Rücken, sondern in mein Angesicht!«

Tedje zog sein langes Gesicht noch mehr in die Länge und lispelte: »Wir werden unseren Hals hüten … Es ist in den Dreiharden dekretiert, daß alle, die sich mit ihren Predigern auf dem Stuhl ins Gespräch geben oder ihn mit unnützen Reden verstören, dieselben sollen auf den Hals gestraft werden.«

»Nur halb verstehe ich Euch …«

Schon kraute Hans Pauls sich und murmelte höflich: »Ehrwürdiger Herr, es ist uns etwas hart eingegangen, daß wir allzumal arge Schlemmer und verdammte Sünder seien.«

»Ich widerrufe nichts, sondern wiederhole in diesem Hause: Das Schlemmen und übermäßige Trinken ist des Nordstrandes Verderb und Untergang!«

Tolke spitzte die wulstigen Lippen: »Oho! Es haben kluge Leute ungescheut gesagt, daß es in diesem Lande nie besser zugestanden habe, als wenn jedermann weidlich habe essen und bankettieren können.«

»Oho, Tolke! Es hat noch mehr törichte Leute gegeben, welche durch Bankettieren ihr Patrimonium und Erbe hindurch gebracht haben, von Haus und Hof gegangen und als Gardebrüder mit dem Bettelsacke einher gezogen sind.«

Man hörte ein Kichern, denn es war dorfbekannt, daß Tolkes Gut sich nicht mehrte, wohl aber seine Schuldverschreibung beim Vogte.

Boethius richtete sich zu seiner vollen, stattlichen Höhe empor, und wie ein Menetekel klangen seine Worte über den Tisch der Zecher: »Überreichlich ist dieses Land vom Herrn gesegnet worden, daß es wie ein Garten Gottes anzusehen ist … Von einer Tonne Roggen erntet man vierundzwanzig, und von Gerste ist es schier unglaublich, daß auf meinem eigenen Felde nach einer Tonne Aussaat achtundvierzig gewachsen sind. Aber wie danket man es? Die Güte Gottes ist zu Üppigkeit und Hoffart mißbraucht worden! Und er läßt sich nicht spotten, sondern sendet seine brausenden Boten, die Fluten, die wie ein Dieb kommen und in einer Nacht die Mühe vieler Jahre verderben. Alles Elends Ursach, das von jeher über diese Marschländer gekommen, ist die nun eine hauptsächliche Ursach, ist nun und immerdar die Übermacht der Sünde und Bosheit gewesen …«

Er ward unterbrochen. »Und die andere Hauptursach ist, daß die Deiche gar gering und niedrig gewesen sind und die Leute sich nicht so wohl auf das Deichwesen verstanden haben wie in unseren Tagen.« Edleff Wessel stand dem Pastor gegenüber, sein Haupt ragte bis an den Deckenbalken.

Boethius maß den Gegner mit denselben Augen, mit denen er den Vater auf dem Dinge angesehen hatte; ein alter, heimlicher Hass lag darin. Und er sprach: »Ei, unsere Deiche sind aufs Beste bestellt? Ihr scheint nicht zu wissen, daß wir bei Buptee einen schlechten Moordeich haben, daß die große Wehle bei Balum nicht verstopfet ist und der Deich selber, auf dem kahlen Schlicke stehend, bis oben an den Kamm viel zu steil geführt worden ist und nur von hohen Pfahlwänden gehalten wird.«

»Ja, weiß es! Ein häßlich Wort hat sich bei uns eingeschlichen, das lautet: Meine Zeit hält es wohl! Darum trieb jeder es lässig, und die Deichgesetze blieben Glocken ohne Klöppel. Darum beschränkten sich die hinterliegenden Nachbarn auf die Instandhaltung ihrer Mitteldeiche und überließen uns die Haffdeiche, während wir nur mit vereinten Kräften diese halten können. Fluch der Rede: Meine Zeit hält es wohl!«

Boethius' Augen hatten einen andern Ausdruck gewonnen.

Edleffs Stimme klang mit hinreißender Redekraft durch den niedrigen Raum. »Wir wollen Trutz bieten dem blanken Hans, dem Feinde Frieslands, der mit dem Spaten bekämpft werden muss, und einen eisernen Wall bauen. Denen von Osterwohld, von Buptee und Buphever wollen wir so lange mit dem Deichrechte in die Ohren läuten, bis sie an ihrem Parte Hand- und Spanndienste tun, wir selbst aber wollen morgen zur Frühe den Spaten in den Deich setzen und alle für einen Mann stehen, bis er vollendet und die Balumer Wehle verstopfet ist.«

»Wir wollen es!«, schrie die Versammlung wie mit einer Stimme. Gezündet hatten die Worte.

Auch in Boethius' Augen brannte es wie unfreiwillige Bewunderung, die man dem Feinde zollen muss. Und er sprach laut: »Gut! Obschon ich nicht pflichtig bin, will ich mein Gespann und einen Mann zum Deichwerk stellen«, wandte sich mit kurzem Gruß um und ging.

Wer von den zwei Gegnern war Sieger in diesem Kampf geblieben?

Edleff setzte sich. Tolke schielte nach der geschlossenen Tür und schnaubte auf: »Soll er uns auch das Bierhaus ausschänden und zum Predigthaus machen? Und du, Hans Pauls; bist auch des Pfaffen Freund!«

Der Gescholtene machte ein pfiffiges Gesicht: »Sollte ich es mit einem Manne verderben, der mich in meinem Sarge noch schelten und ausschänden kann?«

»Dennoch hat er gekündigt!«, sprach der hartnäckige Tedje.

Andere riefen: »Wir wollen ihn bei seinem Präpositus Vincentius verklagen.«

»Der Dicke ist nicht sein Freund«, lachte der Vogt und trank sein Bier aus, »einige könnten versuchen, den Weg nach Buptee zu gehen …«

Das Faß war leer. Tiefsinnig blickte Tolke auf den Rest in seinem Kruge, und die Wettlust kam von neuem über ihn: »He, Edleff! Du könntest einem Müller zwei Knechte und das Lasttier sparen …, wüßtest du behendere Stücke zu praktizieren, vier Wegmeilen in drei Stunden zu laufen oder über ein Pferd hinwegzusetzen, oder, wie einer tat, in einem Baumkahne von hier nach Holland zu fahren, wollte ich noch einmal mit dir wetten …«

»Ein Baumkahn hat Balken … Ich will in einem Strohkahne zur Ebbezeit über die Schmaltiefe hin- und zurückfahren.«

»Du prahlst!«

»Ich sage es: Kein Holz noch Hanf, nur Stroh soll an meiner Schmacke sein!«

»Die Wette halte ich um zwei ganze Tonnen!«

»Getrunken habe ich genug, und nach einem guten Essen gelüstet mich mehr … Es gilt den feistesten Ochsen, den du dir aus meinem Stall holen kannst – oder ich mir aus deinem.«

Die Wette galt und sollte in den nächsten Tagen zum Austrag gebracht werden.

Allgemach geriet Tolke in seinen dritten Zustand, und die Stänkerei kam zu ihrem Rechte: »Die Pre–di–ger–dirne!«, lallte er.

»Laß sie aus dem Wirtshause!«, kam es aus Edleffs Mund wie ein bissiges Knurren.

»Ha–ben will ich sie, und wenn ich sie ehe–lichen sollte …«

»Oho, ein kühles Ehebett hat sie dir heute bereitet!«, spottete Hans Pauls.

Da wollte den wulstigen Lippen ein häßliches Wort entfahren; aber ehe er es ausgesprochen, sahen seine trunkenen Augen hündisch-feige einen Arm in seinem Nacken, und er stammelte: »Es war ein Spa–ßen!« – Doch der Arm hob ihn am Genicke empor wie einen jungen Hund. »Halt, Ed–leff, das ist kein Spaß!«

»Ich fange auch an zu glauben, daß es keiner sei«, erwiderte dieser und warf den Zappelnden zur Tür hinaus.

Immer leerer ward das Wirtshaus, und Hans Pauls war der letzte. Unsicher war sein Schritt, und er stampfte durch den Schmutz, wo er am tiefsten war. Zwei Mädchen, die vom Tanze kamen, standen am Hause, als hätten sie gewartet, und kicherten, denn er stolperte über einen Stein und wäre fast auf die Nase gefallen.

»Alget, Alget!«, wimmerte er, »komm zu Hilfe, denn Hans Pauls ist in Nöten.«

»Ei, du voller Zapf, ein Schwein legt sich, wo der Dreck am tiefsten«, schnippte sie und trat dennoch so nahe, daß er sie plötzlich mit seinen Armen umhalste.

»So geht es, sagte der Mann, da konnte er nicht mehr gehen und musste nach Hause getragen werden«, lachte er. – Sie tat ihm den Samariterdienst, und also wanderten sie eine Weile und ein wenig im Zickzack selbeinander.

»Hans, du hast ein gutes Haus, zwei große Äcker, zwei Graswische und ein paar Salzgräsungen … Warum bleibst du ein solcher Saufaus dein Lebelang?«

»O, ich bin ein trauriger Gesell … Die unglückselige Minne macht mich so elend.«

»Laß mich«, schrie sie erbost, »und lauf zu Alma, daß sie dich heim schleppe!«

»Alget, höre mich!«

Sie stemmte die Füße in den Grund und die Hände in die Hüften. – Er sah schmachtend zum Monde empor und sang mir heiserer Stimme:

»Alles, wat ick heff, dat heff ick up min Pans,
alles, wat ick verdeen, dat verteer ick ok ganz.
Willst du mi, Alget, dann wullen wi frien,
und willst du mi nicht, dann lat dat sin!«

Schämig senkte die Maid den Kopf und flüsterte: »Hans, du hast richtig zu mir gefreiet …«

»Ich hab es!«, sprach er bier- und liebesselig und schnoberte mit dem Barte nach ihrem Gesichte.

Alget bog es zurück: »Aber du bist trunken und wirst morgen sagen: Ich wußte nicht, was ich tat!«

»Ich bin nicht trunken; das Bier fährt mir in die Beine, aber der Kopf ist klar und das Herz nüchtern.«

»Willst du morgen früh mit nüchternem Herzen zum Pastor gehen und das Verlöbnis ausrichten?«

»Zum Pa–stor, zum Pa–stor?«, schluckte er zwei Mal und schien in den tränenseligen Zustand zu geraten.

»Geh von mir, du voller Zapf!«

»Ich will zum Pastor gehen, Alget, und zum Propsten, wenn es sein muss.«

Da neigte sie ihr rundes Antlitz, und er schnoberte wieder mit dem Bart daran. Der erste Kuß saß recht und schmatzte. Beim zweiten aber stieß sich der unsichere Gesell an dem hervorstehenden Eckzahne, wischte sich unliebsam den Mund und sprach: »Gehe auf meine andere Seite, Alget, du bist eine linkshändige Minne.«

Als die Hähne krähten und der Tag kaum graute, war Edleff Wessel schon auf den Beinen. Er hatte eine schlechte und schlaflose Nacht gehabt.

Dumpf lag es auf seinem Sinn, und nicht von den Nachwehen des gestrigen Trunkes, wohl aber des gestrigen Tages. Er fühlte etwas wie Reue. Im Freien kühlte er sich die Stirn und umstrich das Dachdeckerhaus, kehrte nach seiner Wohnung zurück und machte sich nach einer Weile wieder bei Sönkes Stalltür zu schaffen.

Was trieb ihn in den Bannkreis der Stätte, wo gestern der Trutz über ihn gekommen war?

Hell schien die Morgensonne durch die bleigefaßten Scheiben der Pastorei-Diele, und die lange Reihe der Teller und Schüsseln blitzte in ihrem Scheine. Dennoch wurden die blanken von Etta und Alget herunter genommen und kräftig gerieben, um noch heller glänzen zu können.

Unfroh war Ettas Antlitz und Algets nachdenklich. Ob er kommt? Sie schrak empor, als die Tür aufging: »Ach, nur du, Sönke!«

Der Greis kam atemlos und drückte Ettas Hände und dankte.

»Wofür?«

»Für die zwei Laib Brot und den Vollkäse, die wir heute morgen im Holzstalle gefunden haben.«

Etta verneinte stutzend, daß die Gabe von ihr herrühre. Aber dann zog, wie ein jäher Sonnenstrahl, ein stilles Lächeln über ihr Antlitz. Es konnte kein anderer dies getan haben, es musste Edleff gewesen sein! Ihr Herz wurde fröhlich wie seit langem nicht, und sie begann bei der Arbeit ein Liedchen vor sich herzuträllern.

Sönke ging nickend heim, mit einem ungelösten Rätsel auf dem Herzen. Ihm begegnete Hans Pauls.

»Was machest du für ein klägliches Gesicht, Hans?+ Gehest du zur Leich' zu bitten?«

»So ungefähr, den Pastor will ich bestellen … Mit einem lustigen Gesell ist es Matthäi am letzten … Er soll im Ehebett beigesetzt werden.«

Beim Anblick der Pastorei schüttelte Hans Pauls sich, wie fröstelnd, und murmelte: »Was ein trunkener Mann braut, muss er nüchtern austrinken.« Unter der Predigerwarf aber kehrte er um: »Ich muss durch einen Schluck zu diesem letzten Gang mich stärken!«

Algets rundes Gesicht wurde immer länger und blässer. Die Liebesunruhe ihrer Seele ward endlich so groß, daß sie sich Etta offenbaren musste.

»Was flennst du, Alget?«

»Hans Pauls hat gestern Abend zu mir gefreit …«

»Ich hörte, er war im Wirtshause … Es wird Biergeschwätz gewesen sein.«

»Nein, die Ehe hat er mir versprochen … Auch fährt es ihm nur in die Beine, aber der Kopf bleibt nüchtern.«

»Alget, Alget! Des Menschen Frei'n und Werben, ist sein Gedeih'n und Verderben! – Auch hat er schlechte Gewöhnung …«

»Ich will es schon gedeihlich machen und ihn entwöhnen …«

Boje, der Knecht, kam über die Diele und klopfte an die Peseltür. Diese Morgenstunde schien im günstig, um Ablaß für vergangene und zukünftige Sünden zu bekommen.

»Was ist's, Boje?«, fragte der Pastor.

Bojes Finger drehten die Mütze, und sein Mund beichtete: »Mit dem Zehntenhafer ist es … Der Bauern Maß ist immer kärglich gemessen, die vielen Ratten wollen ihr Teil … Und ein Weniges mag ich verschüttet haben …«

»Wie viel fehlt?«

»Einige Tonnen mögen es sein«, kam es wie verhaltenes Schluchzen.

»Tröste dich, ich muss Größeres verschmerzen.«

Seinen Ablaß hatte er und bekam noch mehr.

»Du bist mir ja gestern ein getreuer Knecht gewesen, ich will zu deinem Lohne alljährlich ein Paar neue Stiefel hinzulegen.«

Boje verschwand in seiner lautlosen Weise, machte auf der Diele einen Bockssprung und lachte.

Peter Boethius, der so scharf und tief blicken konnte, hatte in seinem Hause einen Schalksknecht, der seinen Hafer veruntreute – und den er seinen getreuen Knecht nannte.

Wie erging es der harrenden Magd? Als ihr am allerwehesten geworden war, wurde ihr am wohlsten. Hans Pauls stapfte den Hügel hinan. Ein leichtfertiger, aber ehrlicher Bursche, der den nötigen Mut bekommen hatte und sein Wort halten wollte! An seiner Statt klopfte sie an die Peseltür, legte die Hand auf seinen breiten Rücken und schob ihn sachte hinein.

Lang währte die Unterredung, wie ein Beichtender stand Hans Pauls vor dem Pastor, und gleich dem de- und wehmütigen Ja eines solchen klang es nach der Schlußfrage: »Ihr begehrt mit freiem Willen und wohlberatenem Sinne Alget zum Eheweibe?«

»J–a!«


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