Johann Dietz
Meister Johann Dietz erzählt sein Leben
Johann Dietz

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Von meiner Reise

Des andern Tages, umb elf Uhr, so zog ich in GOttes Namen aus, und ging der Vater mit mir bis in die Hausthüre mit diesem Spruch: »Dein lebelang habe GOtt vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest noch wider GOttes Gebot thust, so wird dir's wohl gehen.« – Die seelige Mutter und Schwestern aber gingen mit mir bis an'n »Grünen Hof«. Unter vielem Weinen nahmen sie auch Abschied und gingen nach Haus, ich aber in die weite Welt.

Aber, ach leider, wir waren kaum den halben Weg, so war meines Vaters Vermahnung vergessen und wär durch ein böses Weibesstück, das mit auf der Kutsche war, verführet worden! Wir kamen in ein Wirtshaus mitten im Walde, der Schmerberg genannt, des Nachtes zu bleiben. Da war weder zu beißen, noch zu brocken; kein Brot, sauer Bier, kein Stroh; daß wir also bei den Pferden auf'm Miste liegen mußten. Und da legte sich dieses freche Weibesbild zu mir mit vielen Karessen; ohne Zweifel, mich umb das bischen Geld zu bringen, so ich bei mir hatte; welches auch gewiß geschehen, wann ich meine Ficken nicht so wohl aus Vorsorge verwahret; wie sie denn würklich mich schon befühlet hatte. Ich konnte auf den schönen Betten, auch wegen Gestankes, nicht schlafen, stund auf, mit vielem Zurückdenken, und trat in das Thor, welches hinten und vorne offen stund. Ehe ich's mich im Finstern versahe, kombt ein groß Thier (so ohnfehlbar von den großen Huhu, oder Eulen, muß gewesen sein) geflogen, mit solcher Gewalt, daß ich vor Schreck über'n Haufen, fast in eine Ohnmacht fiel. Denn ich nicht anderst meinete: es wäre der leibhafte Teufel. Und GOtt ließe es zu, daß ich mich wieder aufrappte, wie wohl erschröcklich timide und niedergeschlagen, erblasset und krank. Das lose Weibesstück macht' sich immer wieder an mich. Aber ich konnte sie nicht mehr ansehen, solche Reu hatte ich.

Endlich kamen wir zu Berlin an; und ich hatte nun die größte Bekümmernis, wie ich unterkommen wollte. Denn ich war noch sehr blöde und hatte das Herze nicht, anzusprechen. Ich mag mit Wahrheit sagen, daß ich das Barbiers-Haus, in welches Thür ich zwei schon alte Gesellen stehen sahe, wohl zehenmal bin vorbeigangen, ehe ich ansprach und nach dem Oberältesten, bei welchem man sich pfleget einzuschreiben, fragete. Endlich wagte ich's. Und da war der Herr selbst mit dazugekommen, welcher selbst durch seinen Jungen mich ließ bei dem Oberältesten, seinen Schwager Danckquart, hinbringen, mich einzuschreiben. Er sagte aber dem Jungen etwas ins Ohr, daß ich sollte zu ihm geleget werden, so auch geschahe, weil bei diesem Herrn Schubart ein Geselle gerne wegreisen wollte, und außer Zeit kein frembd Gesell da war.

Ich hielt dies gleich für ein gut Omen, Kondition zu bekommen. So auch geschahe. Denn, als mich der Herr probieret, und ich ihn selbst barbieren mußte, bot er mir Kondition an, weil sein Gesell wegreisete. Ich nahm dies mit Dank an. Jedoch war das salarium schlecht, wöchentlich sechs Groschen, weil es hieß: wann ich mich beßerte, sollte ich mehr bekommen.

Ich war froh und dankte GOtt, war fleißig und behäglich,Behäglich = angenehm, gefällig; ein behäglicher Mensch = einer, der mit allem zufrieden ist, der leicht befriedigt werden kann. blieb zu Hause. Insonderheit hatt' ich deswegen Gunst von der Frauen, weil ich ihr zur Hand ging und Ehre erzeigete, welches sie gerne; und sie den Mann reich gemacht hatte.

Und siehe, da war Zank und Hader zwischen ihnen; also tötlich, daß auch einsmals der Mann im Zorn mit einem großen Messer auf die Frau losfiel und ihr ohnfähr einen tötlichen Stich in die Brust gegeben hätte, wo ich nicht dazwischen gesprungen und ihn daran verhindert hätte. Die Verbitterung wurd darauf noch größer und zur Klage gesuchter Ehescheidung. Ich mußte selbst zeugen darüber. Allein es wurde nichts draus, als daß sie sich einander das Herz abfraßen und ihr schön Geld dem Richter und Advokaten zuwendeten. Durch welchen Zustand der Mann je länger, je lieder- und verdrüßlicher geworden und in die ärgsten Spiel- und Bordellhäuser aus Verdruß liefe: Welches die Frau, weil sie fleißig drauf spionierte, alles erfuhr und sie noch mehr zum Eifer reizte. Da ging es an ein neu Zanken und Vorwerfen. Denn rappte sich der Mann zusammen und lief wieder fort. Ihre alte, fromme Mutter hatt' das größte Herzeleid und Betrübnis. Ich aber beider Gunst, welche mir endlich wohl zustatten kam, indem mir ein sonderlich Unglück wieder aufs neue zugestossen.

Berlin im Jahre 1688. – Ausschnitt aus einem Plane von Johann Bernhard Schultz († 1695).

Ich hatte viel Kunden an diesem weitläuftigen Ort zu bedienen und mußte mich wohl tummlen, wenn ich wollte fertig werden. Deswegen, die Zeit zu gewinnen, ich Winterszeit aus der Lappstrasse in die Fischergasse übers Eis, ein Liedlein singende, ging, in guten Gedanken. Hatten die Fischer, mitten auf der Spree, eine große Wune, zum Fischen, gehauen, welche selbige Nacht wiedrum etwas zugefroren und beschneiet war, also daß ich's nicht sehen konnte. Ehe ich's mir versahe, lag ich darinnen, bis über Hals und Kopf. Der starke Zug nach den Mühlen hätte mich schier ertränket und ersauft, wann nicht mein Berkaner Mantel Wind gefasset und mich oben erhalten. Unter der großen Arbeit, wieder heraus zu kommen, war nichts als: JEsus, JEsus, ach JEsus, mein GOtt, hilf mir! mein Gedanke. Endlich war ein Stück Bauholz mit eingefroren. Daran half ich mir wieder raus. Da war kein Mensch, der es gesehen oder mir helfen können. Da stund ich erfroren, beharnischt. Ach, aber das schlimbste: das silberne Becken, die silberne Flasche mit samt dem Scheerbeutel und silberbeschlagenem Messer war weg; über hundert Thaler wert, was nun zu machen?

Ich lief teils aus Kälte, teils aus großer Angst vollends über, in die Fischergasse zu dem Fischer, den ich barbieren wollte. Es war der Hoffischer Schütz, ein recht braver, wackerer Mann, welcher mich herzlich bedaurete, mir seinen Pelz zum wärmen, aber wenig Trost zu den verlorenen Sachen gab.

Er beordert drei Fischergesellen, welchen ich einen Thaler versprach. Die suchten mit langen Stangen und vorgesatzten Hamen.Hame = »ein etwas tieffes an einer Stangen befestigtes Netz, womit man meistentheils nur die bereits gefangene Fische aus dem Fischkasten ausfischet.« Und war'n Glück, daß die Flasche noch voll Wasser und also gleich gesunken war; welche sie zum ersten durch den Hamen rausbrachten. Mit dem Becken und Sack ging es länger her; denn er vom Strom fortgetrieben war; doch brachten sie ihn auch raus.

Wer war froher als ich, der durch GOttes Gnade und Wunderhand Leben und Gut errettet sahe? Ich dankte den Leuten, und der Fischmeister zahlet' gleich den Thaler vor mich.

Indeß, weil sich die Sache verweilet, hatte ein Kunde über den andern geschickt, weil sie alle ihre gewisse Stunden hatten.

Darum der Herr sehr auf mich zornig war und fluchte. Als ich ihm aber klagte, wie mir es gegangen, bekam ich statt Mitleiden Strafwort: ob ich nicht darum Brücken und Stege hätte, warum mich dieser und jener über das Eis geführet? Summa: da war schlechter Trost; ich es nur auf Bitten und gute Wort legen mußte.

Kaum hatte ich vierzehen Tagen das Meine treulich verricht, so bekam ich aus diesem Schrecken und Alteration das hitzige Fieber, und so heftig, daß ich auch gleich die erstere Nacht anfangen zu rasen, und das so fort. Da hat mir die Frau, sonderlich ihre alte, ehrliche Altmärkerin, die Mutter, (welcher ich auch nachgehends die Augen noch zugedrücket bei ihrem schweren, doch seeligen Ende) viel Gutes gethan, daß sie fleißig nach mir gesehen, einen Doktor gehalten und Suppen gemacht.

Bei dieser wohlseeligen Frau habe ich oftmals meine Gedanken und Vernunft zusammengefaßt und nicht begreifen mögen, warum die sonst fromme, gottesfürchtige und ehrliebende Matrone so ein gar schwer Ende genommen, indem solche ganzer acht Tage mit ach und wehe, ja gar an ihrer Seeligkeit zweifelnde, so schwer gestorben, doch endlich mit reichem Trost, kurz vor ihrem Ende beschüttet. – Wie gleichfalls dem seeligen Herrn Magister Nicolai bei hiesiger Moritz-Kirche in meiner Gegenwart auch wiederfahren.

Allein, Vernunft schweige und stehe still! Denn, HErr, wie gar unbegreiflich seind Deine Wege und unerforschlich Deine Gericht. Ist dieser Zeit Leiden nicht wert der Herrlichkeit? Und müssen wir durch viel Trübsal ins Reich GOttes eingehen, ei, so ist's der Mühe wert, daß wir hie noch eine kleine Zeit leiden, die Liverei des HErrn Jesu anziehen und unserm Heiland ähnlich werden müssen! – Darum wundere hich nicht meine Seele, daß oft die allerruchlosesten, bösen Menschen so sanft, und wie ein Lamm, ohne Schmerz, ohne Pein, wie man gemeiniglich dahie von solchen Leuten saget, abscheiden.

Gewiß, wann es recht zugehet, so ist der Tod als die Sündenstrafe und Auflösung des Leibes von der Seele, als zweien so fest verbundenen Freunden, insgemein allen Menschen grausam, bitter und schwer. Wie mir dann unter vielen hunderten, die ich sterben gesehen, nur zwei erinnerlich, die da bei ihrem Sterben so freudig waren und so inniglich frohlocketen, als wann sie itzt mit der Schönsten zur Hochzeit und Tanz gehen sollten. Aber, das sind rara exempla.

Aber wiedrum zu mir selbst zu kommen, so währete meine Krankheit bis in die vierte Woche. Bei sothanem Verzug mich der Herr nicht im Hause behalten wollte. Und mußte ich bei meiner seeligen Frau Muhme, welche eine Trabanten-Frau war, kriechen. Die Medikamenten vor mich bekam sie aus der Hof-Apothek. Wie denn der höchstseelige Kurfürst Friedrich Wilhelm dergleichen schöne Veranstaltungen gemacht; freie Doctores und Chirurgi gehalten wurden.

Nach vielen erlittenen Umbständen lernete ich wieder essen und etwas kriechen an der Wand. Mein Herr Schubart kam auch und besahe, ob ich bald wieder Dienste thun könnte. Denn er mich wohl vermisset.

Sobald ich nur ein bischen fortkonnte, mußte ich wieder zu ihm in Diensten. Da wollte es anfangs schwer hergehen, und mußte mich oft an die Wände halten, so meine Kunden jammerte; daher sie mir viel Gutes erwiesen, bis ich wiedrum erstarcket und zu völliger Gesundheit durch GOttes Gnade kam.

Ich dienete bei dem Herrn übers Jahr, ohne daß er an die Verbesserung meines Lohns gedachte; daher ich eine mir zugeschickte Rekommendation nach der Festung Spandau annahm. Es war wohl meinem Herrn nicht gelegen; doch blieb er mit der Frau mein Freund; wie Folge zeiget.

In Spandau kam ich bei zwei alte Leute. Der Herr war etliche siebenzig Jahr. Und hatten einen einzigen Sohn in der Frembde und zur See. Und weil ich in meinen Lehrjahren fleißig in Büchern studieret, auch von allen collectanea geschrieben, auch bei meinem vorigen Herrn in Berlin, was ich nicht können, als in Aderlaß und anderen Handgriffen unterwiesen worden, daher schon prästanda thun konnte, überließ mir mein alter Herr alles zu dirigieren. Bekam auch in kurzem mehr Kunden und zu thun. Daher ich wie ein Kind und van allen Leuten selbiges Ortes, sonderlich von den Jungfrauen,lieb und wert gehalten war, daß fast keine Hochzeit, Lustbarkeit und Gastgebot, wo ich nicht dabei war; so gar, daß auch der Jungfrauen etliche sich umb mich, in meiner Abwesenheit, gezanket und geschlagen hatten, weil einige übel, die andern wohl von mir räsonnieret.

Es könnte auch sein, daß sie es getroffen; denn ich ward durch die allzugroße Bekanntschaft fast liederlich und ward zu sehr verführet.

Insonderheit liebte ich die Musik, wie ich denn selbst oft den Jungfern auf meiner Guitarre, oder der Violin, pflegte vorzuspielen. Dadurch wurden die Kunstpfeifer-Gesellen meine gute Kamraden und Duz-Brüder. Also, daß ich oft des Nachts bei ihnen aufm Thurm bliebe und Wache hielte. Statt daß mein Herr vermeinete: ich läge in seinem Hause und Bette, vagierete ich mit denselbigen auf der Gasse oder sonst in guter Gesellschaft; darüber es auch manches mal harte Schläge gab und nicht ohne Gefahr des Lebens zuging.

Einsmals, als ich bei hellem Mondschein zu Hause gehen wollte und bei des Stadtrichters Haus, welcher drei erwachsene und eine Priesters-Tochter vom Lande bei sich hatte, vorbeigehen mußte, lagen diese Nymphen noch im Fenster im Unterstockwerk. Welche, sobald sie mich erkenneten, riefen sie mich an und hielten Gespräch mit mir, welches so lange währete, bis sie mich nötigten, bei ihnen zu kommen. Als sie aber die Thür aufmachen wollten, hatte der sorgfältige Vater die Töchter und Jungfrauen verwahret, und die Thür fest zugeschlossen. Dennoch fanden sie Gelegenheit, mich diese Nacht zu beherbergen, massen sie mir ein Bettuch und Handquehle herunter ließen, welche ich mußte umb den Leib binden. Kurz, sie zogen mich alle vier hinauf zu sich, und ich half auch etwas.

Was das vor ein Lachen und Kurzweil gab, ist nicht zu sagen. Bald legte ich mich in dies, bald in jenes Bette; das denn ohne Lachen, Geschrei und Getös nicht zuginge. Welches der alte Herr Stadtrichter gehöret. Daher er mit brennendem Wachsstock und Klimpern der Schlüssel daherkombt. Die Mädgen, in tausend Angst, wissen nichts zu thun, als mich tief bei sich ins Bett zu verbergen. Mir war gleichwohl auch bei der Sache nicht wohl zu Muthe. Und hätte gar leicht aus der Kurzweil was Arges werden können!

Nun, der Vater kombt mit dem HauptschlüsselHauptschlüssel = »derjenige künstlich verfertigte und abgepaßte Schlüssel, der alle Zimmer im Hause schliesset.« hereingetreten, suchet umb und fraget: »Was habt ihr denn vor, daß ihr so lärmet, wen habt ihr bei euch?« Die Jungfern Töchter wußten dies mit sonderer Manier anzudrehen, daß der gute Vater wiederum seinen Weg ging. Wer war froher, als ich?

Machte mich derhalb auf die Fahrt, wo ich rein kommen war, auch wieder naus zu seglen.

Spandau. – Nach Johann Angelii a Werdenhagen's »De rebus publicis hanseaticis tractatus« (Frankfrut a. M. bei Matth. Merian 1641

Wann ich gleich oftermals der guten Intention war, mich von solcher Gelegenheit loszumachen, aber – ich konnte nicht. Denn sie mir keine Ruhe ließen und des Abends mich ausholeten und anklopften. Darüber meine alte Hausfrau sehr schalt; auch der alte Herr mich oft selbst mitnahm.

Es war ein Apotheker daselbst, der bat mich bei meinem Herrn los auf zwei Tage, mit ihm zu reisen; ohne daß ich erfahren können, wohin. Die Kutsche kam vor die Thür, und wir fuhren den ganzen Tag, bis es finster wurde, durch die Wälder. Endlich gelangten wir in dem Wald in ein schön Lustschloß.

Da wurden wir aufs herrlichste empfangen von Frauenzimmern und wohl bei der Tafel traktieret. Zudem erhub sich hinter dem Schirm eine köstliche Lauten-Musik mit Singen. Nach Tische aber ging es zum Tanz. Ich wußte nicht, mit wem ich's zu thun hatte. Endlich setzte ich mich bei eine, welche sich am freundlichsten gegen mich stellete, und erfuhr von ihr: daß die eine ihrer Befreundinnen des Apothekers Liebste wäre, sie aber mit mir in Spandau bekannt worden und mich gerne mit dabei sehen wollen. Ich bedankete mich vor die sonderbare Ehre, aber es war mir nicht umbs Herz. Denn ich wäre lieber davongewesen, wohl sehend, daß es lauter Fangeisen und Netz waren. Doch mußte mir's so gefallen lassen, und im besten Rausch von Wein mich lassen zu Bett bringen. Da ich denn allein in ein Zimmer, und jener auch allein, in die kurfürstlichen Betten logieret wurden, was selbige Nacht ferner passieret, kann ich nicht sagen; denn ich etwas trunken gewesen, und die Ehrbarkeit es nicht zuläßt.

Des Morgens hatte ich meinen Aufwecker und glühenden Wein mit dem besten Konfekt ec.Konfekt = »was von Früchten, Gewächsen, Wurtzeln, Rinden u. d. g. mit Zucker überzogen, oder eingemachet, und in allerhand artigen, kunst-reichen Formen und Figuren bey vornehmen Gastereyen aufgetragen wird.« Des Vormittages erlustigten wir uns mit Jagen und Hetzen bis Mittag, da die Mahlzeit noch herrlicher war. Endlich wieder Musik und Tanz bis gegen Abend. Da trieb ich mit Gewalt zum abreisen, welches sie sehr wunderte, und uns lieber länger dabehalten. – Die Freude war aus, und wir fuhren selbigen Abend wiedrum heim.

Ich erfuhr sodann das ganze Absehen, wie es lauter Fallen gewesen. Darum ein junger Mensch sich wohl vor dem Frauenvolk zu hüten und in acht zu nehmen hat, daß er nicht bestricket wird, welches ich auch darum beschreibe zur Warnung.

Ich war in meiner Kondition sieben Vierteljahr mit mehr dergleichen Aventüren, so ich nicht erzählen will, beschäftigt; jedoch sehr glücklich im Kurieren, und wurde öfters, als ein junger Mensch, zu Kranken geholet, wann niemand helfen konnte.

Sonderlich fiel damals die ungerische Haupt-Krankheit»Das Ungarische Fieber hat gleich den anderen bösen Fiebern die Art, daß es hefftig, ansteckend, anhaltend, und noch dieses voraus, daß es mit unleidlichen Kopff- und Magen-Schmertzen begleitet ist.« Confortantia = stärkende Arzneien; Alexipharmaca = Gegengifte. ein, da die Herrn Doctores die Aderlaß' verordneten und dann Wein und Trinken verboten. Ich aber ließ keinen zur Ader, ließ ein Gläschen guten Wein trinken, brauchte confortantia und alexipharmaca. Meine Patienten wurden besser. Die andern starben weg. – Daher ich auch einsmals bei eine honette Jungfer, sie in ihrer Krankheit zu bedienen, geholet wurde, welche, wann sie sterben sollte, mir ein gut Stück Geld vermachen, blieb sie aber leben, mich gnung beschenken wollte; versprach sie. Aber sie blieb leben und beschenkte mich gut.

Nach Verfließung der Zeit wurde ich als Feldscher, mit nach Ungern zu gehen, angenommen bei der Artillerie unterm Herrn Obrist Weilern, dessen Herr Vater, Generalmajor Weiler, selbiger Zeit Kommandant auf der Veste Spandau war und alles zu regulieren hatte.Marsch nach Ungarn, Belagerung Ofens. – Von den zahlreichen Schilderungen aus der Zeit selbst nenne ich:

Warhaffte, und ausführliche Beschreibung der hungarischen königlichen Haupt- und Residentz-Stadt Ofen ... Wie auch derselben von Ihr. Röm. Käys. Maj. Leopolds deß Ersten, unter Anführung dero General-Lieutenants Hertzogs von Lothringen Anno 1684. Belägerung ... Sambt einem auzführlichen Tage-Register, was bey dero zweyten Velägerung Anno 1686. unter hoch- ermeldten Hertzogs von Lothringen Commando merckwürdiges von Tag zu Tag vorgelauffen ... durch I. W. G. N. Franckfurt am Mäyn ... [ohne Jahr].

Diarium, oder: Kurtze und warhaffte Erzehl- und Beschreibung alles dessen, was sich bey der Beläger- und glücklicher emportir- und Eroberung ... der Haupt-Vestung Ofen täglich begeben und zugetragen ... Gedruckt im Jahr 1686.

Sieghaffte teutsche Waffen, oder außfürlicher Bericht von der mit vielen Blut überwundenen Stadt Ofen ... Nach den wienerischen Brieffen accourat zum Druck befodert. Praage im 1686. Jahre.

Ferner: K. W. v. Schöning, Des Generalfeldmarschalls Hans Adam v. Schöning auf Tamsel Leben und Kriegsthaten, Berlin 1837.

Denn es wurden vom höchstseeligen Kurfürst Friedrich Wilhelm zum Türkenkriege zwölftausend Mann anno 1686 an Infanterie, Kavallerie und Artillerie gesandt, ohne Volontärs und Troß.

Ich mußte mich dabei zum Felde rüsten mit einem Pferd und Medikamenten, als wozu mir gegeben worden [ fehlt nähere Angabe].

Deswegen reisete ich nach Berlin mit dem Pferd gegen Abend und kehrete des Nachts bei meiner Muhme Schwester ein, welche auf der Dorothee-Stadt in einem Brauhaus, wie sie da haben, alleine mit einer Magd wohnete. Sie ließ mir was zu essen machen und machte mir ein Bett in der Stube, zwischen dem Ofen und die Stubenthür. 5ie schlief auch mit der Magd in der großen Stube.

Als ich mich gegen elf Uhr zu Bette geleget, und sie auch eingeschlafen waren, hörete ich ein grausam Tornieren im Haus, welches meine Furcht vermehrete, weil im Stall, da ich das Pferd abgesattelt und gefüttert, es bei dem Heu langen gegrauset, alle Haar ihm zu Berge gestanden, und das Pferd übelgethan, gebrauset und weder fressen noch saufen wollen. Das Gepolter im Haus währete ziemlich lange, bis endlich etwas zur Treppen herunterkam, über das Haus, im Hof zu plumpen anfing. Ich wußte, daß sonst kein Mensch im Hause war. Deswegen die Furcht und Angst sich mehrete. Aus dem Hof kam es rein in die Küche. Und war, als wie es einheizte; maßen ich das Geraschel im Ofen hörete. Ich schwitzte vor Angst und wußte nicht, was ich machen sollte. Die Licht waren inzwischen ausgegangen. – Ich rufte und schrie, sie zu wecken. Aber nichts. Endlich kam es aus der Küche, ging die Stubenthüre vorbei und nach der Hausthür, welche aufging und wieder stark zugeschlagen wurde. Ich hörete, daß es an der Stubenthür grappelte, als könnte es den Drücker nicht finden. Sogleich machte es die Stubenthür auf, so stark, daß die Thür an mein Bett prallete.

Hier war nicht länger zu liegen möglich. Und hatte ich vorher gebetet, was ich mußte, so thate ich Flüche, welche ich sonst nicht gethan. Damit sprang ich aus dem Bette und schlug die Thür mit Gewalt wieder zu. Ging bei die Frau Muhme, kriegete sie beim Arm und weckte sie endlich auf, welche sagte: »Was ist denn, was ist denn?« – »Ach, Frau Muhme, ich weiß nicht, ob der Teufel oder seine Großmutter im Hause ist. Ich kann nicht bleiben!« – Und wem sollte nicht Angst sein, wenn zu Mitternacht, ohne Licht, das Gespenste so die Thüre aufprellet und über ihm schnaubet, wie ein Ochse, wenn es auch gleich der beherzteste Mensch von der Welt wäre?

Allein die Frau Muhme seelig mußte schon die Sache wissen, weil sie sagte: »Je, Herr Vetter, sei er doch stille, es wird ihm nichts thun.« – Ich sagte: »Ei, das ist mir ungelegen, ich könnte den Tod von'n Schrecken haben.«

Die Magd schlief immer fort. Ich kriegete sie bei einem Bein, zog so lange, bis sie aufgewachet und zwei Licht angezündet hatte. Unter währendem Anzünden des Lichtes fuhr ein schwartzer Nebel in der Stube hin und her. Weiter haben wir nichts gesehen.

Ich habe hernach der Sache nachgedacht, daß es omina und Vorspiel meines ungerischen bevorstehenden Feldzuges gewesen. Und hätte mich vor selbigem warnen lassen sollen, wie ich in Spandau gethan, als ich einsmals mit den Kunstpiepern (so da Wache halten mußten) auf dem Thurm geschlafen, mein'n Rock, Degen und Stock an die Wand gehenket; als sie des Morgens in der Kirche zu läuten anfingen, fing auch mein Rock, Stock und Degen, wie auch das Bette, an, sich heftig zu bewegen, daß ich vermeinet: der Thurm fiel den Augenblick ein. Da rappte ich meine Sachen in der Geschwindigkeit zusammen und lief nackend herunter!

Warum flohe ich auch nicht vor diesem gefährlichen Marsche, da es mir so übel und erbärmlich ging? Doch es sollte so sein. GOtt wollte mich auch dies erfahren lassen, daß ich erzählen sollte, was der HErr an meiner Seelen gethan.

Kurz darauf gingen wir im Beisein des Kurfürstens in Berlin durch die Mustrung. Als es aber an mich kam und der General (der brav und unerhöret fluchen konnte, dessen Stamm und Kinder alle ausgerottet und vergangen, wie die Spreu vom Winde, sind) mich sahe, und es eben sehr regnete, da meine sonst schöne und aufgekrauseten Haar wie die Rattenschwänze umb dem Kopfe hingen, und ich ganz erfroren und miserabel aussahe, hat der General mit harter Stimme mich bald davongejaget; sagte: »Welcher Teufel hat dich hergebracht? Du, du wirst keine große Thaten thun, weg mit dir!« – Da mich denn der Medicus und Regiments- Chirurgus, welche mich examinieret hatten, vertraten und sprachen: »Ihro Excellenz, ob er gleich jung ist, er wird wohl bestehen.« – Drauf mußte ich fortrücken, und mein Nam wurde eingeschrieben, und bekamen wir Geld.

Der Marsch ging über Frankfurt und Krossen. Bis dahin der Kurfürst uns (weil er zwar ein großer Liebhaber der Soldaten, aber doch in seiner Ordnung war) begleitete. Die Zelt wurden aufgeschlagen und ein formales Lager drei Tage gehalten. Das Bier und Wasser in dem Städtchen wurde vom Viehe und so viel Menschen ganz ausgesoffen, daß nichts mehr zu bekommen war, und wir von weitem es holen mußten. Endlich wurde zum Marsch geblasen und die Stücke zum Abschied alle gelöset.

Lagerleben: etwa a. d. J. 1690. – Nach Joh. Andr. Thelott (1654-1734). Original: Kgl. Kupferstichkabinett zu Berlin.

Der wohlseelige Kurfürst, als ein liebreicher, tapferer Held, nahm vor der Fronte von uns allen Abschied, zwar mit Thränen, und sagte: »Nun ziehet hin, ihr Kinder, in GOttes Namen! Ich werde euch nicht alle wiedersehen!« – So auch wohl eingetroffen. Maßen von zwölftausend Mann, ohne Weiber, Kinder, Knechte und freie Leute nicht dreitausend wiederkamen.

Ich war damals ganz verdurst't, als die Stücke anfänglich gelöset worden. Hatte auf dem Pferd ein klein Lägel Bier zu trinken vorm Kopf. Mein Pferd war das Schießen nicht gewohnet und ging mit mir durch, wie ein Holländer.»Er gehet durch, wie ein Holländer, sagt man im gemeinen Leben von einer Person, welche schnell flüchtig wird, besonders von Soldaten; vermuthlich wegen der schlechten Neigung und Geschicklichkeit dieser Nation zum Landkriege.« Da war kein Haltens. Weil im Trinken den Zügel fallen lassen, so hatte es seinen freien Lauf. Das Lägel flohe mir umb den Kopf herum, weil ich solches nicht fallen lassen wollen. Und konnte ich mich kaum auf der Mähre erhalten, weil ich mit den Sporn auch zu nahe kommen war. Dies gab zwar bei allen ein groß Gelächter. Ich kam aber drüber umb mein Bier.

Der Marsch ging vorder etwas durch Polen, da die Bauern alle entlaufen waren; etwa einen Stummen oder Blinden oder alte Frau im Dorfe gelassen; das Ihrige in die Erde, in große Löcher mit Stroh ausgesetzet, und sonst verstecket hatten; deren wir etliche, und darinnen viel Vorrat, befunden; daß wir schlachteten und aßen, was wir funden. Da ging die Not schon an.

Doch besserhinBesser = weiter, besserhin = weiterhin. trafen wir in einigen Dörfern die Leute in schlechtem Zustand an. Anstatt der Fenster in der Stube war Rindesblase für; der Backofen in der Stube; Kühe und Kalb, Schweine und Hund, Wirt und Frau lag da alles untereinander; vor Rauch in der Stube konnte man sich nicht aufrichten; Branntwein und, salvo honore, Läuse war'n gnug; und trunk man den Branntwein aus Baßgläsern;Baßgläser oder Paßgläser = »eine Art hoher Trinkgläser, welche mit Reifen versehen sind, welche Reifen, so wie der zwischen zwei Reifen eingeschlossene Raum, ein Paß genannt werden.« wann sich der Bauer vollgesoffen hatte, kroch er in den Backofen. Summa: die Leute lebeten wie das Viehe.

Durch die Schleßingen über Breslau ging es besser nach Troppau zu. Ich lag eine Meil von Breslau zwei Tage in einem großen Dorf bei einem reichen Ochsenhändler im Quartier, welches unser FourierFourier = »ein Unter-Officirer, welcher das Commis-Brodt empfänget, und selbiges austheilet. Er macht Quartier vor die Compagnie, theilt die Billete aus, und träget in den Garnisonen Sorge, daß jeder Bürger seinem Soldaten Bett, Dach und Gemach, Süß und Sauer, Feuer und Licht gebe.« vor sich und mich ausgemacht. Die Leute hatten kein Kind, sondern eine Schwesters-Tochter, ein fein Mägdlein. Und traktierten uns über allmaßen wohl mit Wildbret, ungrischen Wein und Konfekt. Und waren sehr liebreich mit mir, sonderlich die Jungfer, mit welcher ich spielete. Und glaube: wann ich länger dageblieben, ich hätte geheiratet; weil es die Alten wohl zufrieden waren und mir eine Barbierstube in Preßel (Breslau) erkauft hätten, wie es bereits geredet worden.

Doch es mußte geschieden sein. Und wäre es bald so traurig zugegangen, als bei dem erstern Abmarsch aus Berlin, da ein gewiß Frauenzimmer, eines Predigers Tochter, so nachgehends einen vornehmen Bürger in Spandau geheiratet hat, mir ihr ganz Vermögen an goldenen Ketten, Perlen und Ringen zum Valet auf die Reise in der Hand anbote, mit Thränen bittend: ich sollte es ihrentwegen annehmen und mir dafür gutes thun. – O Thorheit von dem Frauenvolk über alle Thorheit! Es konnte ihr doch dafür nichtes werden, maßen ich dahin ging, und so ich ja wiederkäme, sie nicht heiraten konnte. Welches ich ihr oft gesaget. »O behüte GOtt, sagte ich, wie sollte ich eine Waise berauben, nehme sie ihre Sache, behalte sie und reise heim!« – Sie aber weinete. So sollte ich dach nur das grünseidenausgenähete Serviett zu ihrem Andenken mitnehmen. So ich endlich annehmen wollte. Aber unser Regiments-Bäcker riß mir's weg und schalt mich, daß ich das Gold nicht annahm. – Diese Person war diejenige, so mit bei der Lust auf dem kurfürstlichen Waldschloß gewesen. Und reisete wider meinen Willen bis Frankfurt. So groß waren ihre Affekten, daß sie sich nachgehends umb meinetwillen in einem Born ertränken wollen.

Nun wieder auf den Marsch zu kommen. Ging es fort durch Mähren über die Alpen und Jablunka, welches ein festes Blockhaus,Blockhäuser = »höltzerne Batterien auf Rollen oder Schiffe geleget, daß man sie mit leichten Stücken besetzen, und entweder auff dem Wasser oder in den Contrescarpen und Contre-Approchen unversehens auffführen, und in des Feindes Arbeit spielen kan.« und man hat über zwei Meiln Morast, darüber Blockdamm, auf beiden Seiten Holz und Morast; ist sehr unsicher zu reisen.

Und habe ich dabei im Gebürge viel von Rübezahl hören sagen, und eine Nacht an demselbigen gelegen. Es ist nicht ohne, daß etwas daran sein muß, daß ein verbanneter Waldgeist oder der Teufel sein Spiel hat. Denn ich selbst mit meinen Ohren gehöret, da wir im Haus des Nachts aufm Stroh gelegen, daß zu Mitternacht ein erschröcklich Geräusch und Getane, von Pferden, Hunden und Jagen vor dem Hause etliche mal vorbeigegangen. Es sagten die Leute, dies war alle Nacht und ihnen nichts neues. Erzähleten auch sonst viele Dinge von dem Rübezahl, wie er die Leute vexiere und über die, so ihm spotteten, Gewitter machen könnte etc. So ich an seinen Ort stelle, ob's wahr ist.

Als wir hinter Trentschin kamen, wurde ich krank. Und weil wir keine Wagen mehr bekamen, band man mich also krank auf mein Pferd mit Binden. Und das ging nun so da fort bis nachts, da wir entweder ins Quartier kamen, oder im freien Feld liegen mußten.

In den Quartieren hatte ich meine Not mit den herumschweifenden Pfaffen und Katholiken, welche mich durchaus vor meinem Ende bekehren wollten, welches, wie sie sagten, mir gewiß. Denn der Tod mir aus den Augen sähe, und ich es nicht lange mehr machen würde. Alsdenn würde ich hier als ein Viehe auf dem Anger begraben. Ich sollte mich zur rechten, wahren Kirche noch wenden! So wollten sie mich hie in Verpflegung behalten. Und, so ich wieder gesund, wollten sie mich auf ihre Kosten nachschicken, wie ich denn auch hörete, daß ich dableiben sollte. Allein, ich bate himmelhoch, man sollte mich nicht dalassen. GOtt möchte es mit mir nach seinem Willen schicken. Und obwohl ich mit denen Paters, wegen großer Schwachheit, nicht viel reden, sondern ihnen lallend weidliche Kappen und abschlägige Antwort gab, blieben sie doch nicht von mir, so oft ich an einen andern Ort kam.

Mußte also etliche dreißig bis vierzig Meiln mich fortschleppen lassen, da meine Kamraden mir mit nichts als frischen Äpfeln speiseten, und ins Maul steckten, und mit Wasser tränkten, bis mir der barmherzige GOtt wiedrum nach und nach stärckete und Kräfte gab, meine Dienste zu thun.

Aus: Moscherosch's "Gesichte Philanders v. Sittewald" (1650).

Viele von uns mußten über dieser Krankheit ins Gras beißen und bekamen Ungern nicht zu sehen.

Wie ich denn noch dazu das Malheur hatte, da wir bei Kremnitz, Schemnitz u. s. w., und wo die Dörfer und Städte mit Festung bedeckt waren, einigemal Wagen bekamen, und ich (noch was matt und Reißen im Leibe) mich auf dem Wagen krümmende saß, vorne bei der Deichsel, und wir fuhren eben durch ein Wasser bis an die Naben, da sprang der Nagel, und der Vorderwagen hub sich los; da lag ich wieder mit dem Kopf im Wasser, weil ich jählingen, mit andern, vom Wagen stürzte. Es half nichts, bis wir wieder auf dem Wagen sitzend uns an der Sonne trocknen können.

Unter Gran gingen wir über eine Schiffbrücke, unter Donnern der Kanonen von der hohen Festung. Da gab es wieder guten Wein und Meth.

Sonst haben wir wohl hernach dreißig und mehr Meiln marschieret,kein Dorf oder Stadt angetroffen, oft aber Horden, da Familien in der Erde, wie wilde Leute, wohneten, welche sich vom Jagen und Fischen, wie die Tartern, erhalten; roh und geschunden, ersturbnes Fleisch essen; wie die Zigeuner auch thun. Deren wir etliche tausend unter Leopoldstadt in einem Wall verschanzet angetroffen, so dem Kaiser vor Sold wider den Türken, bald auch dem Türken dienen. Sie lassen sich aber von niemand kommandieren, sondern führen ihr eigen Kommando. Wie sie denn eigene General, Obristen und Gerichte halten und keinen Eingriff leiden. Haben ihre eigenen Priester, lassen sich taufen, wann sie erwachsen, und zwar in denen Flüssen, da sie dreimal niedergetauchet werden. Ihre Trauung ist ebenfalls sonderlich, maßen Vater und Mutter, oder die nächsten Freunde, die Braut dem Bräutigam zuführen, wann sie vorher in einem Fluß ganz nackend gebadet und mit Zweigen oder Blumen bestreuet und beschenket ist. Sie halten unter sich ein streng Gericht und fackeln nicht lange, den Kopf herunter zu hauen, oder totzuschießen, wie ich denn selbst gesehen, daß sie einsmals unter sich uneins worden, Feuer in ihrer Schanze angezündet und bei großem Zetergeschrei einander totgemacht, daß die Köpfe und Körper zu ihrem Wall heruntergekollert. Denn unser Lager stunde dicht dabei. Sobald ein Pferd von uns sturbe, welches gar oft geschahe, maßen wir gar keines behielten, tranchiereten sie es gleich und machten sich lustig dabei.

Sonsten lag zur selbigen Zeit das sonst schöne Ungern gar wüste. Und war, wie oben gedacht, über dreißig und mehr Meiln kein Stadt noch Dorf, und manneshoch Gras, daß wir uns oft den Weg öffenen mußten, von denen verstöreten Städten und Dörfern lief das Land voller wilden Hunde, welche Menschen und Vieh, gleich denen Wölfen, anpackten, ja die toten Körper aus der Erde auf den Walstätten und sonsten kratzeten. wie ich eben durch solche in große Lebensgefahr gekommen; wie bald soll erzählet werden.

Waitzen, das schöne Städtlein, lag ganz zerstöret und verbrannt; die Menschen weggeführet. NeuhäuselNeuhäusel an der Neutra, seit 1663 im Besitz der Türken, wurde am 19. Kugust 1685, nachdem es über einen Monat belagert war, von den Christen erstürmt und wiedererobert. war nun erst wieder erobert; aber noch nicht reparieret.

Hier mußte ich mit den Kranken und dem Pulvermagazin auf die Donau flößen, welche von beiden Seiten der Donau immer von Türken chargieret wurden. Allein wegen der Breite und wegen des schnellen Fluß' sie uns nichts thun können; wie wohl wir manches mal aufm Sand sitzen blieben. Auf dem Donaustrom giebet es einen großen Strudel, der alles, was ihm zu nahe kombt, Schiff und Menschen, verschlinget; dafür wir uns zu hüten pflegten.

Als wir nun näher, unter bereits von Kaiserlichen und Bayern belagerte Veste Ofen,Am 4. Juli (n. St.) 1686 traf die Hauptmacht der Brandenburger vor Ofen ein, und zwar jenseits der Stadt auf dem linken Donau-Ufer. Am 5. Juli gingen sie über die Schiffbrücke und nahmen ein Lager direkt vor Ofen. als auf welches der Donaustrom geradezu zwischen Pest lauft, da wurde aus der Stadt stark Feuer mit Stücken auf die Flotten gemacht. Es traf uns aber keine Kugel; und war entweder zu kurz oder zu lang. Doch mußten unser Leut arbeiten aus Macht, daß wir rechter Hand an das Kaiserliche Lager ans Land kamen. Unser Lager uns nahe bei den Kaiserlichen auf einer Höhe angewiesen und ausgelastet wurde.

Ofen und Pest zur Zeit der türkischen Herrschaft. – Nach dem »Theatrum exhibens illustriores principesque urbes« (Amsterdam1657 nach Johann Junssonius)

Hier war ich alleine, hatte kein Geld und kein'n Proviant. Unsere Armee stunde jenseit der Donau. Deswegen ich mich resolvierete: über die Schiffbrücke bei Pest zu ihnen zu gehen. Ich hatte mir aber nicht eingebildet, daß es über eine Meil war.

Da geschahe es, daß ein solcher Tropp Hunde, welches wohl zweihundert waren, von den Bergen auf mich mit großer Furie gelaufen kamen. Darüber ich in große Angst kam. Mich aber bald auf meines seeligen Vaters List, wodurch er sich ehemals vor den Wölfen beschützet, besanne. Den Rock auszog, um mich gürtete, den Hut ins Maul nahm und also auf die Hunde zukroch. Die Hunde stutzten anfangs, fingen an zu bellen und liefen wieder zurück, den Berg hinauf. Wer war froher, als ich, daß mich GOtt errettet hatte von dieser Gefahr?

Gewiß, es war eine große Unbesonnenheit, daß ich mich alleine solcher Gefahr exponieret, weil die Türken da stark streifeten. Ich kam aber aus dieser in eine neue Not. Denn, ob ich wohl unser Lager stehen sahe, konnte ich doch nicht zu ihnen, wegen des Morastes und der Teiche, kommen. So ermüdet war ich, daß ich mich gerade gegenüber an einem Berg lagerte.

Siehe, da hub sich das Lager auf und, wie gebräuchlich, zum Schreck der Türken, ward vollkommene Salve aus Stücken und Mosketen, wie selbige noch damals geführet wurden, gegeben. Da regnete es von Kugeln umb mich, daß ich nicht wußte, wo aus noch ein. Doch ich mußte aushalten. Und traf mich, gottlob, keine. Denn es war alles in die Höhe gehalten.

Endlich kam das Volk über eine Furt, welche ich nicht finden können, herüber und ich fände mich bei meine Offizierer. That Rapport van meinen Kranken, kriegte Geld und ging mit ins Lager.

Aus: Hannß Friedrich v. Flemming's »Der vollkommene Teutsche Soldat« (Leipzig 1726)

Des andern Tages mußten unsere Leute in die Approchen, Batterien zu machen. Ich mußte mit, zwar eben zu der Zeit, da die Kaiserlichen und Bayern eine Attack gethan und die WasserstadtDie Wasser- oder Judenstadt, eine an der Donau gelegene Vorstadt von Ofen, war von den Türken ohne ernstlichen Widerstand geräumt worden und bereits seit dem 24. Juni 1686 im Besitz der Belagerer. Allerdings waren die Christen genötigt, später wiederholt ihre gewonnene Stellung gegen türkische Ausfalle aus dem höher gelegenen Ofen zu verteidigen. eingenommen.

Mein GOtt, was war da vor ein Geschrei und Lamentieren von den Blessierten von allerhand Nationen. Etlichen waren die Arme, Beine weg, etlichen die Köpfe entzwei, die untern Kinn weg, daß die Zunge da hing. Wann sie so mir, auf den Zeltstangen entgegen getragen wurden und schrieen erbärmlich: »Ach, mach mich tot! Stecht mich tot ec.«, da dacht ich: Daß GOtt erbarme, gehet's hier so zu? wärest du davongeblieben, wie dich dein Vater gewarnet hat.

Manch größerer würde schrecken und grauen, als ich in die Approchen hineinkam. Da gingen die Kugeln und pfiffen umb und neben mir, da sahe ich, wie hie und da einer nach dem andern umbfiel und schrie. Da hieß es: »Feldscher!« von dem und dem, , »raus verbinde! und solltu auch drüber totgeschossen werden!« Wie es denn etlichen begegnet.

Unsere eine Batterie von sechszehen halben und dreiviertel KartaunenEine ganze Kartaune schießt eine Kugel von 48 Pfund; ihr Kernschuß reicht 500 Schritt weit, wenn die Kartaune wagrecht liegt; im Bogen schießt sie viel weiter. Eine ganze Kartaune wiegt 70-80 Zentner. Zu einer dreiviertel Kartaune gehören eiserne Kugeln von 26 Pfund und zu einer halben Kartaune, die 50-60 Zentner wiegt, solche von 24 Pfund. Die ganzen und die dreiviertel Kartaunen werden zum Bresche schießen benutzt, nicht häufig in den Festungen selbst, weil sie zu sehr erschüttern. wurde in einer Nacht fertig und nur sechszehen Personen dabei totgeschossen und blessieret. – Und da mußte ich auch bleiben. Setzte mich auf ein'n Rasen hinterm Schanzkorb. Es aber ein Konstabel,Der Konstabel bedient die Kanonen und hat die Kanoniere unter sich. mein Landesmann, sahe, führete mich da weg und in das Pulvermagazin, so als ein Keller in die Erde gegraben, mit Bohlen und Rasen, stark abhängend, bedecket, damit, wann Bomben fielen, sie hinterwärts abkolleren und keinen Schaden thun können. Er sagte: auf dem Rasen, da ich erst saß, wäre keine Stunde zuvor General Schöneckens [Schöning] Kammerdiener mit einem FalkonettFalkonet = ein langes und dünnes Geschütz; schießt eine Kugel von anderthalb Pfund. totgeschossen worden. – Alleine bei dem Pulver schiene es mir viel gefährlicher. Denn, wenn ungefähr Feuer in solches kombt, gehet alles drauf. Derowegen ich auch da nicht pernoktierete, sondern mich auf eine große Lafette setzte. Und obgleich diese großen Geschütz oftmals des Tages, Nachtes aber die Morsel und Bomben gelöset wurden, konnte ich doch vor Müdigkeit dabei schlafen.

Noch eine Batterie von zwölf Kanonen wurde auch gleich fertig und besatzt. Und obgleich die Türken oftermals ausfielen und auf unsere Batterieen mit großem Geschrei kamen, wurden sie doch von unserer Reserve und Bedeckern tapfer zurückgeschlagen und mit den scharfen Sensen an Stangen und Gewehr dergestalt empfangen, daß ihrer wenig den Rückweg fanden.

Außer einmal, da es die ganze Nacht regnete und unsere Leute mit der Lunte auf die Mosketen nicht konnten zum Feuer kommen, wurden zweihundert Mann gleich nieder- und die Köpfe runtergehauen. Unter welchen auch war der tapfere Obristleutnant Löschbrandt und viele bekannte Offizier. Kamen auch so weit über die Pallisaden und Graben gesprungen, daß sie uns etliche Stück vernagelten;Vernageln = in das Zündloch einen starken Nagel schlagen und so das Stück unbrauchbar machen. so aber bald wieder ausgebohret.

Und dieser Verlust scharf von uns gerächet wurde, daß sich die Türken vor den Brandenburgern, als dem Teufel, forchten. Wurden also der Kaiserlichen Spottrede, so sie anfangs, als wir ankamen, hatten, nämlich: »Siehe, da kommen die geputzten brandenburger Dreßel-Puppen her, was werden sie doch vor Thaten thun?« ec. ledig.

Denn als wir auf der andern Seite, ins freie Feld, die dritte Batterie aufgeführet, worauf zwei Schmiedeessen, und die Kugeln alle glühend in die Stücke geladen und gleich in die Stadt geschossen wurden, ohne Unterlaß, ging hie und da, wo die glühenden Kugeln waren angekommen, Feuer auf. So aber von den Türken, welches ein stark, untersatztes, arbeitsames Volk ist, bald gedämpfet. Wann sie die Kugeln haschen gewollt und sich die Hände verbrannt, sagten sie: »Das war brandenburger Kugel.« Sie schickten sie uns aber redlich zu unserm Schaden wieder raus und schossen so heftig auf diese unsere Feldbatterie, daß sich nichtes sehen lassen dürfen. Wie denn einst auch ein vornehmer Marquis, so wider alle Warnung nicht das Blendeisen, da man pflegt durchzusehen, zum Rekognoszieren gebrauchen wollte, sondern, seine Courage sehen zu lassen, frei über die Schanze sahe, augenblicklich durch den Kopf geschossen dalag.

Ich saß abermals da, in einem tiefgegrabenen Loch, mit Bohlen und Rasen vor den Bomben bedeckt, auf der Seite an der Thür, da fast alle Augenblick die Falkonett-Kugeln zur Thür herein, bei mir vorbei, in die Wand pflitzten. Bomben trafen gleichfalls unser Bollwerk, walzeten aber herunter, ehe sie schlugen.

Anfanges wußte ich nicht, was das zu bedeuten, wann die Schildwachten: »Feuer, Feuer!« ruften. Jedermann lief ein wenig auf die Seite und fiel gleich auf die Erde. Allein ich blieb stehen, bis ich es auch gewahr wurde, worum es geschah. Denn die Bombe, wann sie fällt, wühlet erst ein Loch in die Erde, so lange der Zünder brennt; hernach thut sie ihren Effekt und schmeißet die äußern Stücke mit solcher Gewalt umb sich, etwas in die Höhe, mit grausamem Brummen und Pfeifen, daß alles, was sie so antrifft, zerschmettert wird. – Es ist eine Lust's zu sehen in der Nacht, da es gemeiniglich gespielet wird. Sie steigen, wie ein Raket, oftmals so hoch, daß man das Feuer davon nicht mehr siehet; und dann fallen sie jählingen mit Singen und Pfeifen zu ihrem bestimmten Ort in die Stadt, oder sonst, da sich öfters nach dem Effekt ein jämmerlich Geheul und Geschrei erhoben.

Belagerung einer Festung: etwa a. d. J. 1690. – Nach Joh. Andr. Thieboll (1654-1734). Original: Kgl. Kupferstichkabinett Berlin.

Als eins zu Mittage, etwa ein oder zwei Uhr, der spanische IngenieurDer spanische Ingenieur, Don Gonzales, traf am 15. Juli 1686 beim Belagerungsheer ein. Am 22. Juli flog ein türkisches Pulvermagazin in die Luft. einen Feuerballen von seinem hohen Berge, drauf er seinen KesselKessel = »derjenige tieffe und verwahrete Ort, wohin die Feuer-Mörser gepflanzet werden.« hatte, in die Stadt spielete, und so glücklich das ganze türkische Magazin traf, daß im Augenblick mit erschröcklichem Krachen selbiges aufging, sind etliche dreißig Ellen Mauer übern Haufen und in die Luft mit mehr als fünfhundert Menschen geflogen. Und die ganze Luft war verfinstert. Mit Steinen und Erde Menschen umbherflohen. Ich hatte eben an der Wasserstadt-Mauer, an welcher lange, starke Bohlen zur Sicherheit angelehnet waren, die Wache. Meinete nicht anders: Himmel und Erde ging' unter. Ich retirierte mich mit andern unter die Bohlen. Und konnte keiner in halber Stunde vor Staub, Dreck, Steinen und Dampf sehen, auch nicht erfahren, was es eigentlich gewesen; obwohl das unerhörete Zetergeschrei der Türken in der Stadt solches einigermaßen anzeigete.

Da war es Zeit zu stürmen. Und hätten sie damals die Festung im Augenblick bekommen können, da wir hernach noch sechs Wochen dafür lagen, viel Volk verloren, und die Leute zuschanden gemacht worden. Allein die General konnten mit dem Herzog von Lothringen, welcher en chef kommandierete, nicht einig werden.

Dannenher die Türken sich bald wieder rekolligierten. Nacht und Tag wiedrum befestigten und heftigen Widerstand thaten. Maßen sie uns fünfmal im Sturm, nach Legung der Bresche, zurückgetrieben und abgeschlagen. Obwohl unsere Generalität gütige Aufforderung und Pardon thate, nach Kriegesgebrauch, wurden sie nur verbitterter. Hielten uns vor Hunde, welche die Festung nur anbelleten. Machten mit denen vielen Franzosen, so darinnen waren, immer neue Anstalten und Kriegesliste, mit Schwefel, Pulver und Stanksäcken insonderheit; so auch die Weiber mit Gabeln unter unsere stürmende Soldaten warfen, daß sie ganz verbrenneten und sich zu funfzigen und hunderten, ganz nackend, schwarz und verbrennt, aus Angst in die daran fließende Donau gestürzet.

Viel Mienen hatten sie auch gemacht. Wie noch mehr verborgene in der Stadt hernach mit sambt Kirchen und Gebäuden aufgingen. Wann unsere Leut vermeineten, einen okkupierten Platz zu bestehen, flohen sie unversehns in die Luft. Wie das erbärmlich anzusehen, da etliche gar verschüttet und verfallen, etliche mit einem Arm oder Bein, bei etlichen nur die Haare rausguckten!

Und muß ich dies an unsern Brandenburgern sonders rühmen, daß, da die andern in denen Stürmen und Attacken bereitest repussieret, die brandenburgischen Soldaten dennoch oben, auf der Bresche zwischen den Mauren gestanden, mit den Hüten gewinket und geschrieen: »Avancieret, avancieret wieder, Brüder!«

Es ist nicht ohne, daß bei solcher Courage mancher tapferer Soldat und Offizier ins Gras beißen müssen; wie den beiden Gebrüderen, Herrn Grafen von Dohna,Über den Tod der beiden Grafen Dohna vgl. Canitz' »Gedichte« (Leipzig u. Berlin 1727) 3. 178 ff. – Carl Emil Graf zu Dohna fiel beim Sturm am 4. Juli, sein jüngerer Bruder Dietrich am 17. Juli 1686. von uns ergangen; da einer des andern Tod zu rächen, auch totgeschossen wurde. Welches alles ich vom Berge mit meinen Augen gesehen.

Mittlerweile wurde ich abermals krank und bekam die rote Ruhr, so heftig, daß jedermann, ich selbst, meinete: ich müßte an dieser schmerzhaften Krankheit sterben. Ich lag im Zelt mit alten Lumpen und Säcken bedecket. Keine Arznei wollte helfen. Konnte gar nichts essen, obwohl sonst Schmal-Hans unter vielen regierete.

Ich hatte aber aus Vorsorge auf das Künftige von allerhand Viktualien, welche wir auf dem Marsch überflüssig hatten und die von den andern weggeworfen wurden, fleißig in unserm Rüstkarrn – da die Feldkiste in geführet wurde NB. – fleißig aufgehoben und den Vorrat bisher gar nicht angegriffen. Es wollte mir aber kein Essen zu Leibe. (Es kame mir aber hernach zustatten, als die Not größer ward.)

Ausschnitt aus: Hannß Friedrich v. Fleming's »Der vollkommene Teutsche Soldat« (Leipzig 1726).

Nun, ich lag so da in meinem Zelt und erwartet mein seelig Ende. War sehr matt und schwach; ganz verlassen und hatte keinen, der mir ein'n Trunk Wasser, so ich teuer bezahlen mußte, holete. Da ging ohngefähr ein Musketier vorbei, der hatte ein hölzern Spießchen mit sauren Gurken. Ich rufte und schrie: »Freund, geb' mir auch was, ich will's bezahlen!« – Allein er wollte nicht; sagte: »Wollt ihr was haben, holet's im kaiserlichen Lager an der Donau.«

Ich raffte mich zusammen; alle Kräfte bot ich auf; so großen Appetit zu den Gurken hatte ich. Mehr kriechend, als gehende, kam ich zu den Marketendern an der Donau, welche ganze Faß voll hatten. Ließ mir erst vor fünf UngrischUngrisch = »kleine 5cheide-Müntze in Ungarn, deren 150. einen Thaler ausmachen.« bald einen Hut voll geben, welchen ich mit solcher Begierde aufaße, daß ich noch vor zwei Ungrisch forderte. Da ward es mir gar kalt im Leibe.

Und ich machte mich wieder auf die Heimreise nach dem Lager, gänzlich vermeinend, es würde nun mein Letztes sein. Kam ins Zelt. Da war einer von meinen Kamraden, welcher mich fragte: wo ich gewesen, indem er vermeinet, mich nicht wieder zu finden. Ich sagete ihm, was geschehen. »Nun, sagte er, das ist der Nagel zur Sterbekiste, mache dich nun fertig.«

Ich legte mich und bat ihn, mich zuzudecken. So er auch that, so gut er konnte. Denn er war gewiß noch ein treuer Freund, so mich vorhin durch Äpfel erhalten, in dem Marsch. Ich ihm aber seinen durchschossenen Arm kurieret hatte. So bald ich mich geleget, bin ich in Schlaf verfallen. Da er gemeinet, ich war tot. Und habe sechs bis acht Stunden geschlafen.

Da war es, als wäre ich neugeboren. Der Schmerz und Durchfall hatte aufgehöret; die Hitze war weg, in summa, ich wurde gesund.

Das laß mir ein NB. sein: was die Natur mit Begier suchet, ist ihre Arznei! – Es hat zwar dies seine Raison; weil die Krankheit sehr hitzig und alle Teile relancierende etc., die eingemachten Gurken aber kühlend und adstringierend. – Doch mag ich dies Rezept nicht in mein Rezeptbuch schreiben, wie jener Doktor: Sauerkraut vor das Fieber!

Sauerkraut gegen Fieber:
»En Napp vull Suerkahl mit Speck,
Dick-Erften dran geröhrt,
Drift gliek dät hitzge Fieber weck:«
vat heb ick hüt gelehrt.
(Wilhelm Bornemann »plattdeutsche Gedichte« – Berlin 1816 – II. S.139.)

Wir mußten unser Lager verändern, weil wir sehr weit abgelegen, jedoch der Feind uns mit Stücken erreichen konnte, daß die Kugeln durch unser Lager oft kollerten, und einsmals einem von uns, als er meinete, die Kugel mit dem Fuß aufzuhalten, den Schuhe und ein Stück vom Bein mit wegnahm. Wiewohl, wir in dem andern Lager noch viel näher kamen, daß der Feind in unsere Versammlung, Betstunden und Sonntages-Andachten, welche unter einem aufgezognen Gezelt vor der Trommel oder einem Feldtisch mit größester Andacht gehalten, das Abendmahl ausgespendet und insgesambt Beicht gehöret und absolvieret wurde, mit Stücken schoß, daß Zelt und Stangen (einsmals aber zwei Pferde und keine Menschen) übern Haufen geschossen wurden.

Wir stunden gleich an kaiserlicher Reiterei auf einem hohen Berge mit unserer Artillerie. Mein Zelt fast zuletzt an der Reiterei.

Und hatte ich mein Bette, statt des Stroh, welches wir nicht hatten, von Hecken und Dornen einer halben Elle hoch von der Erde gemacht. Und das war sehr gut; weil die andern, so platt auf der Erde lagen, meist sturben. Das Unterbette waren alte Säcke,- das Oberbette alte Zelt. – Es war doch besser, als wie wir oft unter freiem Himmel liegen mußten, da der Sattel mein Kopfkissen, und das Pferd, das Nachtes zu grasen, ans Bein gebunden; zumal an Bergen ich öfters des Morgens halb mit dem Leib im Wasser gelegen hatte, und doch gut schliefe.

Unser ganzes Lager diesseits der Donau wurde mit einem Tranchéement, halb Pieken tief, umbfasset, weil sich der Feind, zweimalhunderttausend Mann, hie und da auf dem Gebürge sehen ließ, die Stadt zu entsetzen.

Ohngefähr den dritten Tag, da wir unser Lager bezogen und Tranchéen vor uns gemacht und eine Wagenburg umb die Artillerie geschlagen, waren die eingerückten Schweden,Schwedische Auxiliar-Truppen trafen erst am 21. August 1686 im Lager ein. Der hier geschilderte Versuch der Türken, den Ring der Belagerungstruppen zu durchbrechen und frische Streitkräfte in die Festung zu werfen, wird vielleicht auf den 14. August zu verlegen sein. deren etliche Regimenter bei den Sachsen stunden, mit ihrem tiefen Graben noch nicht fertig; welches dem Feind verraten war. Deshalb sie des morgens frühe, als es kaum dämmerte, mit ihrer ganzen Armee durch diese Öffnung uns ins Lager gingen.

Ich hörete also zuerst Appell, hernach Lärm von der Reiterei blasen. Ich aus dem Zelt raus und sahe: siehe, da kam die ganze türkische Armee, wie ein Bienenschwarm, immer in der Aue zwischen den Bergen, mit erschröcklichem Geschrei, wie sie pflegen, konfus, ohne Ordnung, außer: ein alter AgaAga = »der Janitscharen General oder obrister Befehlshaber, von einer sehr grossen Gewalt, und hohem Ansehen. Es bemercket dieses Wort eigentlich einen Herrn oder Befehlshaber.« mit bloßem Säbel in der Hand voran, immer durchs Lager durch, was sie antrafen, mußte über die Klinge. Ehe sich unsere Leute resolvieren und setzen konnten, blieb mancher aufm Platz, unversehens.

Als aber von dem Herzog von Lothringen fünf Regimenter, erstlich Kürassier und dann vier Regimenter Infanterie, vor das Loch gestellet und mit Stücken unter die Türken gespielet wurde, von beiden Seiten ganze Lagen und Salven unter sie gegeben, da waren, die noch draußen, im Augenblicke fort, ohne die mit Pferd und Mann gefallen. Man verfolgete den Feind. Die aber drinnen waren, deren wenigstens sechs- bis achttausend, stießen auf die Bayern und Wallonen, welche einen Graben und Brustwehr in Eil aufgeworfen. Da fielen die Türken wie die Fliegen. Und sind nicht mehr als etwa sechshundert in die Stadt, wie wohle alle beschädiget, kommen. Als die übrigen Türken in dem Lager so hart auf die Bayerischen und Wallonen gestoßen, sind sie wieder zurück, und auch in unser Lager gekommen, wollten gern wieder über die Tranchéen naus. War aber unmöglich. Maßen diesseits die aufgeworfene Erde eine große Tiefe machte, daß Mann und Pferd den Hals stürzete und mit den Pieken vollends totgestochen wurde. Da ging es an ein schießen und Metzlen, daß nicht einer davon kam!

Sie waren so verbaset und irre, daß ich selbest gesehen, daß sie dasaßen aufm Pferd, hatten zwar den Säbel in der Hand, doch die Hände übereinander geschlagen, ihre Augen gen Himmel gerichtet, und ließen sich so totschießen, wurde auch keiner bei dem Leben gelassen, sondern alle massakrieret und meist die Haut abgezogen, das Fett ausgebraten und die membra virilia abgeschnitten und große Säcke voll gedörret und aufbehalten. Als woraus die allerkostbareste mumiaMumia; Ärzte und Apotheker verwandten in zahlreichen Krankheitsfällen, sowohl innerlich als äußerlich, Mumie; besonders geschätzt war die Mumie, die von Missetätern, die frisch vom Galgen kamen, zubereitet wurde. »Das ist die gerecht und trefftigest Mumia: der Leib deß Menschen, der nicht eins natürlichen Todes stirbt, sonder eines unnatürlichen Todes stirbt, mit gesunkenem Leib, und ohne Kranckheiten, vnd ehe ihme darzu wehe ist.« gemacht wird. Sie wurden auch meistens aufgeschnitten und die Eingeweide durchsuchet, ob etwa, wie ehemals, Dukaten verschlucket gefunden würden.

Es wurde bei der großen Hitze, die Tages in diesem Land ist, (des Nachtes aber sehr kalt, daher die meisten Krankheiten und das Sterben der Deutschen kombt, sonderlich wann sie bloß auf der Erde liegen und die kalten Dämpfe in'n Leib dringen, welche die rote Ruhr mit dem jungen ungrischen Wein erregen) es wurde, sage ich, von der Hitze, von dem Braten und den aufgeschnittenen toten Körpern von Menschen und Pferden so ein Gestank und Gift, maßen alle Gassen im Lager volllagen, daß niemand bleiben konnte. Dahero die ungrischen Bauren und TolpatschenTolpatschen, »so Heisset die Infanterie oder die Fuß-Knechte der Hungarn.« gezwungen wurden, große Löcher zu graben und die Körper übereinander zu werfen und zuzuscharren.

Ich hätte mein Glück bei diesem Zustand machen können, so ich in meinem Zelte geblieben, bei welchem zwei Bassen (welches vornehme General untern Türken) totgeschossen wurden; welche ich in dem Tumult ganz wohl hätte ins Zelte ziehen und plündern können. Allein das Schröcken war im Anfang groß; weil keiner wußte, wie es ablaufen würde. Daher jedermann sich retirierte. Ich auch in unsere Wagenburg lief. Und da die Türken schwadronenweis auch auf uns stießen, ich weidlich mit gehauenen Kugeln unter selbige schoß. Unser Obrist und Obristleutenant verboten zwar, nicht ehe zu schießen, bis das Weiße im Auge zu sehn. Aber da war kein Haltens und Kommandierens, sondern es brennete los, wer nur kannte. Unser Obrist wollte gar die Stück umbkehren und ins Lager richten; allein er bekam dafür eine starke Reprimande.

Ich mußte hernach ansehen, daß zwei oder drei kaiserliche Reiter (denn wir dicht dabeistunden) die beiden Bassen bei meinem Zelte auszogen und an Goldbörschen und anderm gute Beute machten. Ich kam dazu und wollte auch mit teilnehmen, weil es in unserm Lager und meinem Gezelt. Allein die Kerl gechten mich, als einen jungen Menschen, mit auf die Brust gesetztem Stilett bald davon, sagende: »Du etc. wir haben die totgeschossen, und du wolltest Beute haben?«

Reiterkampf: etwa a. d. J. 1690 – nach Joh. Andr. Thelott (1654-1734) Original: Kgl. Kupferstichkabinett zu Berlin.

Inzwischen hatten vorgedachte Kürassier-Regimenter, als der General Heißler und Dünewald, als berühmbte Helden, den Feind verfolget und weidlich scharmutzieret.

Als er sich des vierten Tages drauf mit seiner ganzen Armee, hundertfunfzigtausend stark, in Form eines halben Mondes, in Schlachtordnung auf der andern Seite des Lagers, auf einem Berg, sehr vorteilhaft gestellet (indem durchaus vor seinem ganzen Lager eine große jählinge Tiefe und gleichsam Natur-Veste, daß ihm nicht beizukommen; auf welche Höhe sie große und viele Stück gepflanzet, die weidlich hernach auf uns losgingen), gleich wurden von jedem Regiment durch die ganze Armee fünf Kompagnieen mit sambt Reiterei und Artillerie kommandieret, dem Feind entgegen zu rücken, ins Feld. Gleichfalls Schlachtordnung und das Treffen in drei Linien gestellet. Die Artillerie, unter welcher ich auch war, in die Mitte, bedecket.

Drei Tage lagen wir so gegen einander. Und war lustig anzusehen und zu hören, wie Trompeten, Pauken, Trommeln und Schalmeien untereinander gingen; die Stück und Granaten bisweil donnerten. Die Volontärs und was Courage sehen lassen wollte, forderten einander raus, auf den Platz. Sie mußten aber alle erst bei der Generalität umb Erlaubnis ansuchen, und dann ging es auf einander los. Die Türken braviereten bisweil ein, zwei oder drei mit ihren Pferd und Säbeln; und dann kamen ein, zwei oder drei von unsern, gingen auf solche los mit Pistol und Pallasch; da denn bald dieser, bald jener vom Pferde fiel. Doch muß ich mich verwundern, wie geschwind die Türken mit ihrem Pferd und Säbel waren; ob sie wohl auch Pistolen führen und selbige löseten, so waren sie doch gemeiniglich ungewiß. Hingegen, wann unsere sich verschossen und gefehlet hatten, waren sie, wie der Blitz, mit dem Pferd da, den Kopf runtergezogen, mit dem Säbel solchen von der Erde aufhebend und mit sich zum Triumph nehmende.

Den dritten Tag, etwa umb ein Uhr, ging ihr rechter Flügel auf unsern linken Flügel los, welche am nahesten bei der Stadt waren, welche alles mitsehen konnte; viele Zeichen sie gaben und gerne Succurs oder Entsatz haben wollten. Da ging das Treffen mit erschröcklichem Geschrei an und konnte man vor Dampf und Feuer, wiewohl ich am Berge lag und zusahe, nicht viel sehen. Allein unser linker Flügel wurde mit solcher Forsche angegriffen, daß, wo ihm nicht vom andern Treffen oder Avant-Garde einige Regimenter Kürassierer zugekommen, sie ganz gewiß hätten weichen müssen.

Das Treffen nahm überhand, und fochten beiderseits desperat, daß also die ganzen Armeen fochten. Da war nichts, als Donner, Blitz, Rauch, Geschrei, Trommeln, Lärmen und Trompeten. Die Stücke, mit Kartätschen geladen, spieleten mit Macht darunter und wurden bald hie, bald da hergezogen, nachdem sich der Feind gewendet hatte. Mir ward sehr angst bei der Sache, weil man nicht wußte, wohin das Glück sich wendete.

Nach einer oder fünfviertel Stunden fing der Feind an, zu weichen und suchte die Berge, mit Verlassung einiger Stücke und erschröcklichen Toten, welche zwar unserseites auch nicht fehleten. Und da alles untereinander lag, einige tot, einige halbtot und nur blessieret.

Mein guter Kamrad kam bei mir auf die Walstatt. Funden unter andern einen Tartar mit einem großen Bart; lag auf dem Rücken; streckte alle vier von sich, sein'n Köcher und Pfeil' bei sich liegend; welcher heftig krunkset' und stöhnete. Mein Kamrad nahm sein dreieckigt Stilett, so sie damals führeten nach spanischer Manier, stach solches dem alten Tartarn durch die Brust; und weil dieser alte, harte Brustknochen hatte, brach es mitten entzwei. Mein Tage habe ich keinen erbostern Menschen gesehen, als den. Er nahm das Heft mit übrigem und schmiß es mit solcher Gewalt dem Alten vor den Kopf, daß er augenblicklich starb. Ich lachte ihn aber aus: ob er sich an einem schon Toten rächen wollte?

Unsere Armee verfolgete den Feind auf das Gebürge über eine Meil Weges. Da satzten sich die Türken und kam's wiedrum zu einem harten Treffen.

Indeß blieb die Belagerung stehen. Obwohl der Feind etliche mal in dem Treffen ausgefallen, wurden sie doch tapfer zurückgeklopft von bayerischer Seite, welche die innere Festung und Burg belagert, als an welcher Seite das erste Treffen geschahe. Bei der Gelegenheit und bei dem zurückgeschlagenen Ausfall ein Teil von der bereits gesprengeten Burg einbekommen und Posto mit dreihundert Mann gefasset ward. Die Türken hatten indeß so viel Reis-Holz und Stroh darumgeleget und diese Mannschaft zu Tode geschmauchet, daß sie sich teils selbst herunter und den Hals gestürzet.

Bei dem Zustande, da die Feind geschlagen und wieder ein neu Treffen oben geschehen sein sollte, darin die Unsern victorisieret, ließ ich der Thorheit meiner Jugend abermals unbedachten Lauf, suchte reich zu werden und wäre, wo mich GOtt nicht sonderlich erhalten, bald umb Leib und Leben gekommen.

Ich hatt' mich nämlich, weil ich Freiheit hatte, auf den Weg gemacht, wo das Treffen vorgegangen; und kam dahin, wo abermals viel Tote und Blessierte von Pferd und Menschen übereinander lagen. Ich hatte einen mit einem grünen Sammet-Pelz mit silbernen Knöppen vor mir, ihn auszuziehen; wie andere thaten. Da er aber anfing, ungerisch zu reden und noch lebete, ließ ich ihn liegen und packete einen andern an, welchen ich vor einen Türken hielte, weil er silberbeschlagene Köcher und Pfeil', silberbeschlagenen Säbel hatte, so ich nahm, und eben nach der Goldbörse suchte.

Da ward ein Zetergeschrei. Ich sahe mich umb. Da war alles voll Türken und Tartern, welche den Plündernden die Köpfe runtersäbelten, sie auch bei den Haaren übers Pferd wurfen; denn die Türken und Tartern sind starke Leute. Es würde mir gleichso gegangen sein, wenn ich nicht gleich alles von mir geschmissen und es aufs Laufen gelegt. Zu meinem Glück ich einen Damm antraf, auf beiden Seiten mit Bruch und Morast, zu welchem ich hinuntersprang und mich nieder, in'n Bruch, auf mein Angesicht legte und kuckete, wo es hinaus wollte. Da ging die völlige türkische Armee vorbei, über den Damm, weil sie unsere Leute repussieret und zurückgetrieben hatten.

Kampfszene; etwa a.d.J. 1690 – Nach Joh. Andr. Thetott (1654 – 1734). Original: Kgl. Kupferstichkabinett zu Berlin.

Da mag jedermann gedenken, wie mir zu Muthe gewesen, alle Augenblick des Todes, oder ewig gefangen zu sein! Da grauete mir vor meiner Thorheit und gedachte: Wärestu diesmal davon, willst dein Tage nicht wieder nach Beute gehen!

Nach einer langen Zeit hörete ich groß Schießen und wie der Deutschen Heerpauken klingen, welche immer näher kamen. Endlich wurde ich gewahr, daß die Türken zurücke und die Unsern hinterher kamen. Da kroch ich wieder hervor, wie ein halbtoter Mensch, resolvierte auch gleich: zurück und nach dem Lager zu gehen, in welchem ich von unserm Obristleutnant übel empfangen wurde.

Der Feind ward wohl vier- oder fünfmal hart geschlagen, ehe sie das Feld gänzlich verlassen und sich über die Esseker Brücke retirieren wollten, so aber noch von den Kaiserlichen verfolget und große Leute gemacht wurde.

Wir mußten wieder in unser erstes Lager und sahen im Vorbeimarschieren, daß bei hellem Tage die Türken ausgefallen und wohl drei- bis vierhundert Weiber, so an der Donau, unten an der Wasserstadt, gewaschen und getreuget, von uns gefangen und, erschröcklich schreiend, in die Stadt geschleppet hatten.


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