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Heidedichters Tod

Feucht strich der Wind um den Heidebau.
Mein Blick ging über tiefbraune Flur:
Jagender Wolken schattendes Grau
verhüllte der Blüten erstrote Spur.
Der Wind fuhr durch die Eichen
und riß sie her und hin.
Der Traum von der Schönheit der Heide
erfüllte meinen Sinn ...

Und all der Sänger dachte ich nun,
die tief ins Herz der Heide geschaut:
Die Toten, die längst im Grabe ruhn,
und die Lebenden alle, ich grüßte sie laut.
Da ist der Lebenden einer,
ein wackrer Heidegesell,
dem will einen Gruß ich schreiben
wie Heideglocken lichthell!

Wie soll's dem Kranken ein Glücksgruß sein!
Schnell her mit Bleistift und Papier!
Da tritt der Landbriefbote ein, –
Laß sehn, was schreiben die Städter mir?

Nur kurz ist, was sie geschrieben, –
kurz ist der Eile Gebot, –
da stellt in der ersten Zeile:
Der Heidedichter ist tot!

Die Augen starren. Weh greift ans Herz.
Dumpf wird sein Schlag – Grabglockenschall.
Stumm saß in unsrer Mitte der Schmerz.
Es kennen den Toten die Heideleut all.
Der Wirt im trauernden Kreise,
graurot hing ihm der Bart,
er brach zuerst das Schweigen:
»Nun kam seine letzte Fahrt!«


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