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Zum Gedenken

Dr. Franz Diederich weilt nicht mehr unter uns. Im Jahre 1921 wurde er, als er nach längerer Krankheit wieder an seine Tätigkeit gehen wollte, jäh durch den Tod abberufen. In Briefen an seine Angehörigen und Freunde erzählte er in sonniger Stimmung von seinem Erholungsorte Polzin, einem pommerschen Städtchen, schilderte die Natur und verlieh zum letzten Male seiner Freude am gebenden und seinem Willen zum Leben Ausdruck. Gleichzeitig mit der Ankunft dieser Briefe traf die Todesnachricht ein.

Manch warmer Nachruf würdigte seine Werke und sein unermüdliches Schaffen für die Kulturziele des deutschen Proletariats. Als junger Student lernte er die sozialistische Bewegung zuerst in Leipzig kennen. Ihr gehörte er bald mit ganzer Persönlichkeit an. Eine wissenschaftliche Arbeit vertauschte er mit der aktiven politischen Tätigkeit in der jungen, trotz Sozialistengesetz und Polizeiterror gewaltig aufstrebenden Arbeiterbewegung. Als Redakteur der Arbeiterblätter in Dortmund und Bremen lernte er jene Gewaltmethoden des Polizeistaates, der ihn lange Zeit hinter Gefängnismauern sperrte, am eigenen Leibe kennen. In späteren Jahren wandte er sich hauptsächlich den Bildungszielen der Bewegung zu. Bis zum Jahre 1913 wirkte er in dem schönen Dresden und siedelte dann nach Berlin über, um die Redaktion einer großen sozialdemokratischen Wochenschrift zu übernehmen, ein Plan, der aber durch den Krieg vereitelt wurde. Bis zu seinem Tode gehörte er dann der Redaktion des »Vorwärts« an.

Im vorliegenden Bändchen ist eine kleine Auswahl seiner Gedichte vereinigt, die in den Sammlungen »Worpsweder Stimmungen«, »Die weite Heide«, »Die Hämmer dröhnen« und »Kriegssaat« enthalten sind. Aber noch manch anderes Werk zeugt von seinem rastlosen und vielseitigen Schaffen. Wer kennt nicht die schöne Sammlung Freiheitslyrik, »Von unten auf«, Heinrich Heines unvergängliche politischen Gedichte »Wir weben, wir weben« und die Hinterlassenschaft Adolf Glaßbrenners »Unter dem Brennglas«? Dann seine beiden »Breviere«, die uns in die Gedankenwelt Karl Marx' und Ferdinand Lassalles einführen? Und so könnte noch manche seiner Arbeiten erwähnt werden.

In starken Versen hat Franz Diederich unsere eigene Sehnsucht gestaltet, unserm Streben nach ewigem Ziel Ausdruck verliehen. Das verbindet uns fest mit ihm. Franz Diederich war mit in Weimar und durfte das neue Werden unserer Bewegung, wie es sich formte und zeigte, mit erleben. Noch in seinen letzten Tagen lebte in seinen Gesprächen das »Weimar der Jugend«, die Tagung jener Arbeiterjugend, für deren Weiterbildung und Höherentwicklung er sich seit ihren organisatorischen Anfängen eingesetzt hatte. Am 2. April 1865 geboren, hätte er in diesem Jahre sein sechzigstes Lebensjahr vollendet. –

Dieses Büchlein will ein Erinnerungszeichen sein!

L. D.


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