Charles Dickens
Londoner Skizzen
Charles Dickens

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Kleine Geschichten

Das Boarding-Haus

IEin Haus, in dem einzelne Personen Wohnung und Beköstigung haben und mit dem Hauswirt en famille leben.  Anm. d. Übers.

Mrs. Tibbs war ohne alle Frage die netteste, beweglichste, wirtschaftlichste kleine Frau, die jemals den Londoner Rauch einatmete, und ihr Haus in der großen Coramstraße ein wahres Schmuckkästchen. Die Tritte vor dem letzteren, die Haustür, der Türgriff, der Klopfer, das Schild mit Mrs. Tibbs' Namen wurden so oft und anhaltend gewaschen, gescheuert und geputzt, daß man sich wundern mußte, daß das Holz und die Steine nicht ganz weggewaschen waren und daß das Messing durch die beständige Reibung noch niemals Feuer gefangen hatte. Die ganze innere Einrichtung war die artigste und sauberste, die man sich nur denken mochte; man konnte sich in den Tischplatten spiegeln, und hell glänzte alles und jedes bis herunter zu den Haken auf der Treppe, die zur Befestigung der Fußteppiche dienten.

Mrs. Tibbs war klein und Mr. Tibbs nichts weniger als ein großer Mann. Er hatte außerdem sehr kurze Beine; indes war dafür sein Gesicht, gleichsam zur Entschädigung, besonders lang. Er war im Verhältnis zu seiner Frau, was die Null in der Zahl neunzig ist – hatte einige Bedeutung mit ihr – war nichts ohne sie. Mrs. Tibbs sprach fortwährend, Mr. Tibbs redete nur selten; sooft es aber möglich war, ein Wort einfließen zu lassen, tat er es, meistens gerade dann, wenn er hätte ganz stillschweigen sollen. Mrs. Tibbs konnte schlechterdings keine langen Geschichten leiden, und Mr. Tibbs hatte eine solche, deren Schluß jedoch selbst seine vertrautesten Freunde niemals gehört hatten. Sie fing stets an mit den Worten: »Ich entsinne mich, als ich im Jahre eintausendachthundertundsechs unter den Freiwilligen diente« – allein, da er langsam und leise und seine Ehehälfte sehr rasch und laut sprach, so gelang es ihm selten, über den Anfang hinauszukommen. Er war daher der traurigste Erzähler von der Welt, der ewige Jude der Anekdotenjägerei, unermüdlich, stets von vorn beginnend und gemieden von jedermann.

Mr. Tibbs genoß eine kleine Pension von jährlich 43 Pfund, und Mrs. Tibbs hatte 700 Pfund ererbt. Da das Ehepaar hiervon natürlich nicht leben konnte, so war Mrs. Tibbs darauf verfallen, ein Boarding-Haus einzurichten. Sie hatte die große Coramstraße, nicht weit vom Britischen Museum und Somers Town, erwählt, zwei Mägde und einen Laufjungen in Dienst genommen, und durch die Blätter dem Publikum verkündigt, »daß sechs Personen in einem geselligen, musikalischen Privathause und im Kreise einer erlesenen Familie, wohnhaft zehn Minuten von überall, allen zu wünschenden Komfort finden würden«. Der Erfolg war gewesen, daß drei Herren eingezogen waren und sich eine Dame mit zwei Töchtern geneigt zur Vermehrung – nicht ihrer eigenen – sondern der Familie Tibbs gezeigt hatte.

»Welch eine reizende Frau Mrs. Maplesone ist!« bemerkte Mrs. Tibbs, als sie mit ihrem Gatten nach dem Frühstück am Kamin saß und die drei Herren ausgegangen waren. »Welch eine herrliche Frau!« wiederholte sie, mehr im Selbstgespräch, als zu Mr. Tibbs redend, denn sie kümmerte sich nicht von fern um die Meinung ihres Mannes. »Die beiden Töchter sind gleichfalls höchst liebenswürdige Mädchen. Wir müssen heute Fisch haben; sie speisen zum ersten Male bei uns.«

Mr. Tibbs öffnete den Mund zum Reden, erinnerte sich jedoch, daß er nichts zu sagen hatte.

»Die jungen Damen«, fuhr Mrs. Tibbs fort, »haben sich freundlich und freiwillig erboten, ihr eigenes Piano mitzubringen.«

Tibbs dachte an seine Geschichte aus der Zeit, als er unter den Freiwilligen diente, wagte jedoch nicht, damit zum Vorschein zu kommen. Er hatte dagegen einen glänzenden Gedanken. »Es ist sehr wahrscheinlich«, sagte er –

»Sei so gut, deinen Kopf nicht an die Tapete zu lehnen«, unterbrach ihn Mrs. Tibbs, »und bleib mit den Füßen von dem stählernen Kamingitter, was noch ärger ist.«

Tibbs richtete den Kopf empor, zog die Füße zurück und fuhr fort: »Es ist sehr wahrscheinlich, daß eine der jungen Damen ihr Netz nach dem jungen Mr. Simpson auswerfen wird, und so könnte ein eheliche Verbindung –«

»Ich muß bitten, daß du von dergleichen stillschweigst«, fiel ihm Mrs. Tibbs in das Wort. »Eine eheliche Verbindung – mich wundert's doch! Daß ich meine Kostgänger verlöre! Daraus wird nichts.«

Tibbs dachte, daß es trotzdem keineswegs unwahrscheinlich wäre, schwieg jedoch, da er niemals mit seiner Frau disputierte, und bemerkte, daß es Zeit sei, »ins Geschäft zu gehen«. Er ging an allen Wochentagen um zehn Uhr morgens aus und kehrte um fünf Uhr nachmittags mit einem äußerst schmutzigen Gesicht und sehr muffig riechend zurück. Niemand wußte, wohin er ging; allein Mrs. Tibbs pflegte mit sehr wichtiger Miene zu sagen, daß er in der City beschäftigt sei.

Die liebenswürdigen Misses Maplesone und die reizende Mrs. Maplesone langten am Nachmittag in einer Mietskutsche mit einer erstaunlichen Menge von Koffern, Kästen und Schachteln an und veranlaßten das grausamste Getümmel und das verwirrteste Hin- und Herlaufen, bis sie sich in ihrem Zimmer beim Ankleiden zum Dinner befanden.

»Sind die Mädchen hübsch?« fragte Mr. Simpson den zweiten der neuen Hausbewohner, Mr. Hicks, während sie sich im Besuchszimmer vor dem Dinner damit unterhielten, in sehr nachlässigen Haltungen auf dem Sofa zu ruhen und ihre Tanzschuhe zu betrachten.

»Kann's nicht sagen«, antwortete Mr. Hicks, der ein dünner, hochgewachsener junger Mann mit einem Milchsuppengesicht und Brille war und ein schwarzes Band statt eines Halstuchs um den Hals trug – ein äußerst interessanter Jüngling, poetisch, der Arzneikunde beflissen und »höchst talentvoll«. Er liebte es ausnehmend, die Unterhaltung mit Zitaten aus Byrons Don Juan zu spicken, die er bei den Haaren herbeizog, ohne sich durch Rücksichten auf die Angemessenheit oder Nichtangemessenheit ihrer Anwendung Fesseln anlegen zu lassen. Mr. Simpson gehörte zu den jungen Männern, die in der Gesellschaft das sind, was die Statisten auf der Bühne. Sein Kopf war so leer wie die große Glocke der St. Paulskirche, und seine Fähigkeiten waren so mannigfaltig wie deren Töne. Er kleidete sich stets nach dem Muster der Karikaturen im Modejournal und schrieb Charakter mit einem th.

»Ich sah eine rasende Menge Kisten und Kästen auf dem Hausflur, als ich nach Hause kam«, sagte er.

»Ohne Zweifel Materialien für die Toilette«, bemerkte der eifrige Don-Juan-Leser.

»Viel Weißzeug, Spitzen, Strümpfe ohne Zahl,
Pantoffeln, Bürsten, Kämme, allzumal
Artikel, um die schönen Damen schön
Und sauber zu erhalten, und –«

»Sind die Verse von Milton?« unterbrach ihn Mr. Simpson.

»Nein – von Byron«, erwiderte Hicks mit einem Blicke voll grenzenloser Verachtung. Er war seines Autors vollkommen gewiß, da er nie einen andern gelesen hatte. »Pst!« sagte er, »da kommen die Mädel«, und beide fingen sogleich an, sehr laut zu sprechen, um unbefangen zu erscheinen.

Gleich darauf führte Mrs. Tibbs Mrs. Maplesone und deren Töchter herein. Sie sah sehr erhitzt aus und glich einer Wachspuppe an einem heißen Sommertag, denn sie hatte die Küchenoperationen beaufsichtigt. Sie stellte die Damen und Herren einander vor. Die Herren verbeugten sich mit ausgesuchter Höflichkeit und sahen dabei aus, als ob sie den Wunsch hegten, daß ihre Arme Beine sein möchten, so wenig wußten sie, was sie damit anfangen sollten. Die Damen lächelten, knicksten, nahmen Platz und bückten sich nach Taschentüchern, die sie hatten fallen lassen. Die Herren lehnten sich gegen die Fenster; Mrs. Tibbs und die Köchin, die erschien, um nach der Fischbrühe zu fragen, verständigten sich kunstvoll durch pantomimische Andeutungen, die beiden jungen Damen sahen einander an, und Mrs. Maplesone schien etwas sehr Anziehendes in den Verzierungen des Kamingitters entdeckt zu haben.

»Liebes Kind, Julie«, sagte sie endlich zu ihrer jüngsten Tochter gerade laut genug, um von allen gehört zu werden, »sitz nicht krumm!«

Sie sagte es, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf Miss Julies allerdings untadelige Figur zu richten. Natürlich richteten sich aller Blicke darauf, und es trat abermals Stillschweigen ein.

»Wir hatten heute einen entsetzlich unhöflichen Mietkutscher«, sagte endlich Mrs. Maplesone zu Mrs. Tibbs gewendet.

»Die Mietkutscher sind in der Regel unhöflich«, fiel Mr. Hicks im einschmeichelndsten Tone ein.

»Die Fuhrleute sind es gleichfalls«, bemerkte Mr. Simpson – veranlaßte aber nur ein Nasenrümpfen bei den Damen und ein Husten bei Mr. Hicks, denn niemand mochte durch Wort oder Zeichen andeuten, auch nur die mindeste Kenntnis von den Sitten der Fuhrleute zu besitzen.

»Was willst du denn hier? So sprich doch!« rief Mrs. Tibbs dem Hausmädchen zu, das die Tür geöffnet hatte und ihr zuwinkte und hustete.

»Bitt' um Vergebung, Ma'am, der Herr wünscht ein reines Hemd«, antwortete das Hausmädchen, sich vergessend.

Es war zu lächerlich; die beiden jungen Herren drehten sich um und vermochten ihr Lachen bei weitem nicht vollkommen zu unterdrücken, die Damen hielten die Tücher vor den Mund, und die kleine Mrs. Tibbs schoß aus der Tür hinaus, um ihrem Gatten sein reines Weißzeug und dem Hausmädchen einen keifenden Verweis zu geben.

Bald darauf erschien Mr. Calton, der dritte der neuen Hausbewohner, und bewies sogleich, daß er sich trefflich darauf verstand, ein Gespräch zu unterhalten. Er war ein ausgedienter Dandy – ein altgewordener Knabe. Er pflegte von sich selber zu sagen, wenn sein Gesicht auch nicht regelmäßig schön sei, so habe er doch auffallende Züge; und dies war in der Tat der Fall, denn man konnte ihn nicht ansehen, ohne auf das lebhafteste an einen pausbäckigen Türklopfer, halb Löwe, halb Affe, erinnert zu werden. Auch hätte man diesen Vergleich auf seinen ganzen Charakter und seine Unterhaltung ausdehnen können. Er war stillgestanden, während alles um ihn her weitergegangen war. Er fing nie ein Gespräch an, brachte nie einen neuen Gedanken auf die Bahn; war aber eine Unterhaltung über Gemeinplätze im Gange, so nahm er daran mit bewundernswürdiger Zungenfertigkeit teil. Er litt bisweilen unter einem Wehmutsanfall, und dann war er vergleichsweise still; sonst aber war des Mühlengeklappers seines Mundwerks kein Ende. Er war nie verheiratet gewesen, stand indes noch immer auf der Lauer nach einer Frau mit Geld. Er genoß eine Leibrente von etwa 300 Pfund jährlich, war übermäßig eitel und grenzenlos selbstsüchtig. Er stand in dem Rufe, ein wahres Muster galanter Höflichkeit zu sein.

Mr. Calton hatte den Beschluß gefaßt, sich Mrs. Maplesone ausnehmend angenehm zu machen, ja, der Wunsch, so liebenswürdig als möglich zu erscheinen, herrschte allgemein in der ganzen Gesellschaft; denn Mrs. Tibbs glaubte, sich einer bewundernswürdigen kleinen Kriegslist bedient zu haben, indem sie den Herren gesagt hatte, sie habe einigen Grund, zu glauben, daß die Damen vermögend, und den Damen zu verstehen gegeben, daß die sämtlichen Herren heiratsfähig und keine schlechten Partien wären. Sie glaubte, ein wenig Liebeln würde ihr Haus gefüllt halten, ohne zu eigentlichen Resultaten zu führen. Mrs. Maplesone war eine unternehmende Witwe von ungefähr fünfzig Jahren: schlau, intrigant und gut aussehend. Sie war liebenswürdig besorgt um ihre Töchter und machte, um dies zu dokumentieren, nicht selten die Bemerkung, daß sie es nicht ablehnen würde, sich wieder zu verheiraten, wenn es ihren lieben Mädchen zum Vorteil gereichen sollte – denn einen andern Beweggrund könne sie nicht haben. Die »lieben Mädchen« selbst waren gegen die Vorteile einer »guten Partie« gleichfalls nichts weniger als unempfindlich. Die eine war fünfundzwanzig, die andere drei Jahre jünger. Sie hatten in vier Sommern Badereisen gemacht, hatten kokettiert im Versammlungssaale, Bücher gelesen auf Balkonen, verkauft im Frauenvereins-Basar, getanzt auf Bällen, empfindsame Unterhaltungen geführt – kurzum, alles getan, was kluge Töchter nur tun können: allein es war alles vergeblich gewesen.

»Wie vortrefflich Mr. Simpson sich kleidet!« flüsterte Mathilde Maplesone ihrer Schwester Julie zu.

Mr. Simpson trug einen schwarzen Leibrock mit Samtkragen und Aufschlägen – sehr ähnlich dem, in dem man häufig den großen Unbekannten erblickt, der sich herabläßt, in der Pantomime auf Richardsons Theater den Elegant zu spielen.

»Welch ein Knebelbart!« sagte Miss Julie.

»Entzückend!« erwiderte die Schwester; »und welch ein Haar!«

Es glich aber vollkommen dem kunstvoll geordneten, wie man es auf den Köpfen der rotwangigen jungen Herren in den Fenstern der Haarkünstler erblickt; und es war wirklich künstliches, und der unter dem Kinn fortlaufende Knebelbart Mr. Simpsons sah aus wie ein Band, die Haartour auf dem Kopfe festzuhalten.

Der Laufbursche erschien, zum ersten Male in einem gewendeten schwarzen Rock seines Herrn, und kündigte das Dinner an. Die Herren führten die Damen mit gebührender Feierlichkeit in das Speisezimmer, wo Mr. Tibbs vorgestellt wurde, der sich vor den neuen Hausbewohnerinnen gleich einer der artigen Figuren einer holländischen Uhr oder Drehorgel mit einer starken Feder in der Mitte des Leibes wiederholt verbeugte und sodann rasch am unteren Ende der Tafel Platz nahm, äußerst erfreut, hinter einer Suppenterrine versteckt zu sein.

»Biete doch Mrs. Maplesone Suppe an, lieber Mann«, sagte die geschäftige Mrs. Tibbs.

Sie nannte ihren Mann vor der Gesellschaft stets »lieber Mann«. Tibbs tat eilig, wie ihm geheißen war, denn ihn verlangte nach dem Fisch, machte eine kleine Insel auf dem Tafeltuche und setzte sein Weinglas darauf, um sie vor seiner Frau zu verbergen. Der Fisch wurde angeboten; Miss Julie bat um ein ganz kleines Stückchen, und ihre Mutter bemerkte gegen Mr. Calton, daß Julie erstaunlich wenig äße. Auch die übrigen baten nur um ganz wenig; indes würde es ihnen freilich auch nicht geholfen haben, wenn sie um viel gebeten hätten.

»Lieber Mann«, sagte Mrs. Tibbs, nachdem alle versorgt waren, »was beliebt dir?«

Sie begleitete die Frage mit einem Blicke, der deutlich genug sagte, daß er nicht Fisch sagen dürfe, da nur noch sehr wenig davon übrig war. Allein, Tibbs meinte, der Zornblick hätte seinen Grund in der Insel auf dem Tafeltuch, und erwiderte daher ohne Arg: »Ich bitte um – um ein wenig Fisch –«

»Sagtest du Fisch, lieber Mann«, fragte Mrs. Tibbs mit verstärktem Stirnrunzeln.

»Ja, meine Liebe«, antwortete der Ruchlose, während sich der nagendste Hunger in seinen Mienen ausdrückte. Mrs. Tibbs traten fast Tränen in die Augen, als sie ihrem »Schlingel von Mann«, wie sie ihn innerlich nannte, das letzte Stück Lachs von der Schüssel reichte. »James«, sagte sie gleich darauf, »bring deinem Herrn diese Schüssel und leg sein Messer auf das Büfett.« Und dies war wohlüberlegte Rache, denn Tibbs konnte keinen Fisch ohne Messer essen. Er sah sich daher genötigt, mit der Gabel und einer Brotrinde kleine Stückchen Lachs auf dem Teller umherzujagen und, so gut es gehen wollte, aufzufischen, was ihm auch bisweilen gelang, indem von seinen Bemühungen eine unter siebzehn glücklich enden mochte.

»James, wechsle die Teller«, rief Mrs. Tibbs nach seinem vierten oder fünften glücklichen Versuch, und Mr. Tibbs' Teller verschwand wie ein Blitz.

»Ein Stückchen Brot, James«, sagte der unglückliche Herr vom Hause, so hungrig wie zuvor; allein, Mrs. Tibbs befahl James, das Fleisch aufzusetzen, und James wurde fortwährend so sehr beschäftigt, daß das Brot für seinen Herrn vorerst vergessen wurde. Hicks nahm die Gelegenheit zu einem höchst angemessenen Zitate wahr:

»An Ochsen ist es arm, an Rindern auch dies Land,
Doch reich an Ziegen-, Schöps- und Lammfleisch ich es fand,
Und bringt ein Festtag ihnen lächelnd seine Grüße,
Dann drehen sie das Fleisch an dem Barbarenspieße.«

»Welch ein unfeines Benehmen, so zu sprechen«, dachte die kleine Mrs. Tibbs.

Die jungen Damen benutzten indes die Gelegenheit, sich belesen und poetisch zu zeigen, und nannten oder rezitierten die empfindsamsten Verse Byrons als ihre Lieblingsstellen. Mr. Septimus Hicks bemerkte, daß seinem Geschmack nach nie Schöneres gedichtet worden sei als der Anfang des siebten Gesanges des Don Juan, wo die Belagerung von Ismael geschildert werde.

»Da Sie von einer Belagerung reden«, fiel Tibbs ein, den Mund voll Brot, das er endlich erhalten hatte, »so lassen Sie sich sagen: Als ich 1806 unter den Freiwilligen diente – unser Kommandeur war Sir Charles Rampart –, sagte Sir Charles Rampart eines Tages, als wir auf dem Platz exerzierten, wo jetzt das Londoner Universitätsgebäude steht, zu mir und rief mich aus dem Gliede heraus: ›Tibbs‹, sagte er, ›Tibbs –‹«

»James, sag deinem Herrn«, unterbrach ihn Mrs. Tibbs in einem bedenklich scharfen Tone, »wenn er die Hühner durchaus nicht tranchieren will, so möge er sie mir schicken.«

Der in Verwirrung gebrachte Freiwillige tranchierte und mußte seine Geschichte unbeendigt lassen. Die Unterhaltung wurde um so lebhafter, je bekannter die Gesellschaft miteinander wurde. Man fühlte sich allgemein bequemer und behaglicher, was auch bei Tibbs der Fall war, denn er schlief unmittelbar nach dem Essen ein. Mr. Hicks und die Damen sprachen über Ästhetik, Theater und Literatur; Mr. Calton wiederholte, was bereits gesagt worden war, zwei- und dreimal mit anderen Worten. Mrs. Tibbs stimmte allem bei, was Mrs. Maplesone sagte; Mr. Simpson saß da mit einem Lächeln auf dem Antlitz, und weil er nach je vier bis fünf Minuten ein »Ja« oder ein »Sehr wahr« einfließen ließ, so glaubte jedermann, er verstände vollkommen, was gesprochen wurde. Die Herren vereinigten sich nach dem Dessert sehr bald wieder mit den Damen. Mrs. Maplesone und Mr. Calton spielten Cribbage, und »die jungen Leute« unterhielten sich mit Musik und Konversation. Die Misses Maplesone sangen die rührendsten Duette und begleiteten sich selbst auf Gitarren an himmelblauen Bändern. Mr. Simpson hatte eine rosa Weste angelegt und sagte, daß er hingerissen sei, und Mr. Hicks befand sich im siebten Himmel der Poesie, oder im siebten Gesange des Don Juan, was für ihn ein und dasselbe war. Mrs. Tibbs war ganz bezaubert von ihren neuen Hausbewohnern, und Mr. Tibbs brachte den Abend nach seiner gewohnten Weise zu – das heißt, er schlief ein, erwachte, schlief abermals ein und wachte zur Abendessenszeit wieder auf.

 

Wir wollen uns der Erzählerfreiheit nicht bedienen und »Jahre dahinschwinden lassen«, sondern bitten die Leser nur gefälligst anzunehmen, daß seit dem beschriebenen Diner sechs Monate verflossen sind und daß Mrs. Tibbs' männliche und weibliche Mieter während dieser Zeit miteinander gesungen, getanzt und die Theater und Sehenswürdigkeiten besucht haben, wie es bei Boarders der Fall zu sein pflegt. Nach Verlauf besagter sechs Monate erhielt Mr. Septimus Hicks eines Morgens früh in seinem Schlafzimmer ein Billett von Mr. Calton, in dem ihn dieser ersuchte, zu ihm in sein Zimmer zu kommen. Der teilnehmende Arzneikunde-Beflissene eilte sogleich hinunter, in der Meinung, daß Mr. Calton Patient sei. Mr. Calton saß in einem Lehnsessel, einem Türklopfer ähnlicher als je. Mr. Hicks hustete und Mr. Calton schnupfte. Endlich begann Hicks:

»Ich erhielt ein Billett von Ihnen«, sagte er mit bedenklicher Miene und bebender Stimme, wie ein erkälteter Pulcinell.

»Allerdings«, erwiderte Calton.

»Hm!«

»Ja, ja!«

Da beide Herren nach diesem Zwiegespräch fühlten, daß etwas noch Wichtigeres zur Sprache kommen würde, so taten sie, was viele in ihrer Lage getan haben würden – sie sahen einander mit entschlossensten Mienen an. Die Unterredung war indes begonnen, und der Türklopfer nahm sich vor, sie mit einem tüchtigen Doppelschlage fortzusetzen. Er sprach immer sehr hochtrabend.

»Hicks«, sagte er, »ich habe Sie wegen gewisser Heiratsarrangements zu mir entbieten lassen, die in diesem Hause in der Schwebe sind.«

»Heiratsarrangements!« rief Hicks mit einem Gesicht aus, wogegen Hamlets Gesicht, wenn er seines Vaters Geist erblickt, ruhig und gefaßt ist.

»Wie ich Ihnen sage. Ich ließ Sie zu mir herunterholen, um Ihnen zu beweisen, wie sehr und wie fest ich Ihnen vertraue.«

»Wollen Sie mich verraten?« fragte Hicks sehr ängstlich und vergaß in seinem Schrecken gänzlich zu zitieren.

»Ich Sie verraten? Wollen Sie mich verraten?«

»Keineswegs! Nicht eine lebende Seele soll es bis zu meinem Sterbetage erfahren, daß Sie die Hand im Spiele gehabt haben«, erwiderte der höchlich erregte Hicks mit glühendrotem Gesicht und sich sträubendem Haar, als wenn er auf dem Konduktor einer arbeitenden Elektrisiermaschine stände.

»Die Welt muß es früher oder später erfahren – ich sollte meinen, im Verlauf eines Jahres«, sagte Calton im Tone großer Selbstgefälligkeit. »Wir haben dann vielleicht Familie, wissen Sie.«

»Wir! – Sie werden hoffentlich nichts damit zu schaffen haben.«

»Zum Geier! das hoff' ich allerdings.«

Hicks war mehr als betreten. Er wußte kaum, wo ihm der Kopf stand, geschweige denn, was er erwidern sollte. Calton schwelgte zu sehr in seinen seligen Vorgefühlen, um es zu beachten. Er warf sich in seinen Stuhl zurück und rief in empfindsam-winselndem Tone und die rechte Hand auf die linke Seite der Weste legend aus: »O Mathilde!«

»Welche Mathilde?« fragte Hicks zusammenschreckend.

»Mathilde Maplesone!« seufzte Calton.

»Ich heirate sie morgen früh«, schrie Hicks wütend.

»Sie lügen – ich heirate sie.«

»Sie heiraten sie!«

»Ich heirate sie!«

»Sie heiraten Mathilde Maplesone?«

»Mathilde Maplesone.«

»Sie heiraten Miss Maplesone?«

»Miss Maplesone? Nein, Mrs. Maplesone.«

»Gütiger Himmel!« sagte Hicks auf seinen Stuhl sinkend. »Sie heiraten die Mutter und ich die Tochter!«

»Unerhört!« bemerkte Calton, »und auch einigermaßen ungelegen; denn Sie müssen wissen, daß meine Mathilde ihre Absicht vor ihren Töchtern geheimzuhalten wünscht, bis die Trauung vorüber ist, und daher keinen ihrer Angehörigen und Freunde bitten mag, Brautvater zu sein. Mir ist es gleichfalls nicht recht, die Sache meinen Angehörigen jetzt schon mitzuteilen, und ich bat Sie, zu mir herunterzukommen, in der Absicht, Sie zu ersuchen, die Rolle des Brautvaters zu übernehmen.«

»Ich versichere Sie, daß ich es mit dem größten Vergnügen getan haben würde«, versetzte Hicks im Tone des Bedauerns; »allein Sie sehen, ich werde den Bräutigam spielen. Eine Rolle ist häufig Folge einer andern, allein, man kann nicht in zweien zugleich auftreten. Aber wir haben ja Simpson – er wird ohne Zweifel Ihrem Wunsche entgegenkommen.«

»Ich möchte ihn nicht gern darum bitten«, sagte Calton; »er ist solch ein Esel.«

Mr. Septimus Hicks blickte zur Decke empor und auf den Fußboden hinunter. Endlich hatte er einen Gedanken. »Nehmen Sie Tibbs zum Brautvater«, sagte er und zitierte sodann die auf Tibbs und das Brautpaar vortrefflich passenden Verse: –

»O Gott, welch grimmer Blick begegnet dort den ihren?
Des Vaters Blicke sind's, die nach dem Paare stieren.«

»Ich bin darauf auch schon verfallen«, entgegnete Calton; »allein Mathilde will durchaus nicht – ich weiß nicht, aus welchem Grunde –, daß Mrs. Tibbs etwas erfahren soll, bis alles vorüber ist. Es wird am Ende nichts als ihr natürliches Zartgefühl sein.«

»Er ist der gefälligste kleine Mann von der Welt, wenn Sie ihn nur richtig nehmen«, fuhr Hicks fort. »Sagen Sie ihm, er möge gegen seine Frau schweigen, sie würde nicht böse darüber sein, und er tut, was Sie wollen. Meine Verheiratung ist heimlich wegen der Mutter und meines Vaters; Sie müssen ihm daher Stillschweigen auferlegen.«

In diesem Augenblicke wurde an der Haustür geklopft, so bescheiden, wie es nur der Hausherr tun konnte. Calton sah aus dem Fenster und bat ihn, zu ihm hinaufzukommen. Tibbs willigte sogleich ein. Er war hocherfreut, beachtet zu werden. Er erschien, wurde ersucht Platz zu nehmen, und sah so verblüfft aus, als wenn er plötzlich vor die Mitglieder der Inquisition gerufen worden wäre.

»Mr. Tibbs«, begann Calton im wichtig-geheimnisvollsten Tone, »mich nötigt ein sehr unangenehmer Umstand, Sie um Rat zu fragen und Sie zu bitten, über das, was ich Ihnen mitteilen werde, reinen Mund gegen Ihre Frau zu halten.«

Tibbs versprach es und dachte: »Was zum Teufel mag er verübt haben? Er hat sicher eine der besten Wasserkaraffen zerbrochen.«

»Mr. Tibbs«, fuhr Calton fort, »ich befinde mich in einer einigermaßen unangenehmen Lage.«

Tibbs sah Septimus Hicks an, als ob er glaube, die Unannehmlichkeit bestände darin, daß Mr. Calton mit Mr. Hicks in demselben Hause wohne, wußte indes nicht, was er sagen sollte, und schwieg daher.

»Lassen Sie mich Sie bitten«, sprach der Türklopfer weiter, »keinen Schrei der Überraschung auszustoßen, der von den Domestiken gehört werden könnte, wenn ich Ihnen sage – ich ersuche Sie dringend, beherrschen Sie ja Ihre Gefühle –, daß zwei Bewohner dieses Hauses morgen früh Hochzeit zu machen gedenken.«

Er schob seinen Sessel einige Schritte weit zurück, um die Wirkung seiner unerhörten Mitteilung desto besser beobachten zu können. Wenn Tibbs hinausgestürzt, hinuntergetaumelt und unten in Ohnmacht gefallen – ja, wenn er aus dem Fenster gesprungen wäre, sein Benehmen würde Mr. Calton nicht unerklärlicher gewesen sein. Er steckte nämlich die Hände in die Taschen seiner Unaussprechlichen und rief mit einem innerlichen Lachen aus: »Dachte mir's wohl!«

»Sie sind nicht überrascht, Mr. Tibbs?« fragte Calton.

»Ganz und gar nicht, Sir«, erwiderte Tibbs, »'s ist ja so sehr natürlich. Wenn ein paar junge Leute zusammenkommen, wissen Sie –«

»Sehr wahr, sehr wahr«, fiel Calton mit einer Miene unsäglicher Selbstgefälligkeit ein.

»Sie halten die Partie also durchaus nicht für unpassend?« fragte Septimus Hicks, der Tibbs' Mienen in stummem Erstaunen beobachtet hatte.

»Nein, Sir«, antwortete Tibbs wirklich lächelnd; »ich sah in seinem Alter ebenso aus.«

»Wie vortrefflich ich mich konserviert haben muß!« dachte der entzückte alte Dandy; denn er wußte, daß er wenigstens zehn Jahre älter als Tibbs war. »Lassen Sie uns sogleich zur Sache kommen«, sagte er. »Wollen Sie die Güte haben, die Rolle des Brautvaters zu übernehmen?«

»Gern«, erwiderte Tibbs, fortwährend ohne die mindeste Spur von Überraschung.

»Gewiß?«,

»Von Herzen gern«, wiederholte Tibbs, der so ruhig aussah wie ein Krug Bier, das ausgeschäumt hat.

Calton ergriff die Hand des unter Schürzenregiment stehenden kleinen Mannes und schwur ihm ewige Freundschaft. Hicks tat dasselbe.

»Bekennen Sie nun aber«, sagte Calton, als Tibbs sich anschickte, hinunterzugehen, »waren Sie nicht ein wenig überrascht?«

»Ei freilich, als ich zuerst davon hörte, und es war so sonderbar, mich zu bitten. Was wird aber sein Vater dazu sagen? Das möcht' ich nur wissen.«

Hicks und Calton sahen einander an.

»Das Beste dabei ist«, sagte Calton endlich kichernd, »daß ich keinen Vater habe.«

»Sie freilich nicht, aber er«, sagte Tibbs.

»Wer?« fragte Hicks zornig.

»Nun er.«

»Wer denn? Kennen Sie mein Geheimnis? Meinen Sie mich?«

»Gott bewahre! Sie wissen ja wohl, wen ich meine.«

»Um des Himmels willen, wen meinen Sie?« fragte Calton, der gleich Mr. Hicks fast von Sinnen war vor Verwirrung.

»Nun, Mr. Simpson – wen denn sonst?« entgegnete Tibbs.

»Jetzt ist mir alles klar«, rief Hicks aus. »Simpson heiratet morgen früh Julie Maplesone. »Ei natürlich!« bemerkte Tibbs.

Es würde Hogarths Pinsel erfordern, um Hicks' und Caltons Mienen würdig zu schildern, unsere Feder ist zu schwach dazu; und ebenso unmöglich ist es uns, gehörig zu erklären – so leicht es auch unseren Leserinnen sein mag, es sich vorzustellen – welcher Künste sich die drei Damen bedient haben mochten, ihre Liebhaber zu fesseln. Doch gleichviel, sie hatten Erfolg gehabt. Der Mutter waren die Absichten ihrer Töchter keineswegs verborgen geblieben, und die Töchter kannten die Absicht ihrer verehrten Frau Mama ebenso genau. Sie meinten indes, daß die Sache ein romantischeres Aussehen bekommen würde, wenn sie sich unwissend stellten, und die Verheiratungen mußten sämtlich an demselben Tage stattfinden, da sonst die etwaige Entdeckung der einen der andern hätte störend in den Weg treten können. Daher kam es, daß Calton und Hicks mystifiziert wurden und Tibbs bereits in Beschlag genommen war.

Am folgenden Morgen wurden Mr. Septimus Hicks mit Miss Mathilde Maplesone getraut, und Mr. Simpson mit Miss Julie. Tibbs agierte als Brautvater, zum ersten Male in dieser Rolle auftretend. Den Türklopfer, der nicht ganz so eifrig wie die beiden jungen Herren war, hatte die Doppelentdeckung beträchtlich abgekühlt, und da es ihm Mühe bereitet hatte, einen Brautvater zu finden, so fiel ihm ein, er könnte die ganze Schwierigkeit am besten dadurch beseitigen, daß er die Braut aufgäbe. Die Dame stellte indes eine Klage wegen gebrochenen Eheversprechens, und der unglückliche Calton mußte 1000 Pfund Entschädigungsgelder bezahlen. Mr. Septimus Hicks, nachdem er seinen medizinischen Kursus durchlaufen, ging schließlich davon, und seine schwer beleidigte Gattin wohnt gegenwärtig mit ihrer Mutter in Boulogne. Mr. Simpson hatte das Unglück, seine Frau sechs Wochen nach seiner Verbindung mit ihr schon zu verlieren (sie ließ sich nämlich von einem Offizier entführen, während ihr Gatte im Schuldgefängnis saß, weil er außerstande war, ihre kleinen Putzrechnungen zu berichtigen); sein Vater, der bald darauf starb, enterbte ihn, und er schätzte sich glücklich, ein bleibendes Engagement bei einem fashionablen Haarkünstler zu erlangen, indem er der Wissenschaft des Haarordnens längst große Aufmerksamkeit zugewendet hatte. Er hatte in seiner neuen Stellung notwendigerweise häufig Gelegenheit, sich mit den Manieren und der Denkweise des exklusiven Teils des englischen Adels bekannt zu machen, ein glücklicher Umstand, dem wir jene glänzenden Erzeugnisse seines fruchtbaren Genies, seine fashionablen Romane verdanken, die nicht verfehlen können, alle denkenden Leser zu unterhalten und zu belehren, solange ein reiner, durch keinerlei Übertreibung, Unnatur, Schwulst und faselnde Salbaderei befleckter Geschmack herrschend sein wird.

Es bleibt nur noch übrig hinzuzufügen, daß die arme Mrs. Tibbs infolge so gehäufter häuslicher Mißgeschicke ihre sämtlichen Mieter verlor, mit Ausnahme des einzigen, den sie mit dem lebhaftesten Vergnügen eingebüßt haben würde – ihres Ehegatten. Der zum Unglück geborene kleine Mann kehrte am Tage der Doppeltrauungen im Zustande ziemlicher Trunkenheit nach Hause zurück und wagte es unglaublicherweise mit dem Mute, den Wein, Aufregung und Verzweiflung ihm eingaben, dem Zorne seiner Gattin Trotz zu bieten. Er hat seit dieser unseligen Stunde seine Mahlzeiten in der Küche eingenommen und schläft in einem an diese anstoßenden Gemache. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es ihm in seiner Zurückgezogenheit gelingen wird, seine Geschichte zu beendigen.

Mrs. Tibbs hat abermals ihr Haus durch die Blätter angeboten. Der Erfolg wird in einem andern Kapitel berichtet werden.

 
II

»Die Sachen haben keine gar zu schlechte Wendung genommen«, sprach Mrs. Tibbs eines Morgens, einen Fußteppich ausbessernd, bei sich selbst, »und das Haus wird wohl bald wieder gefüllt sein.«

Das Haus war so still wie möglich. Man hörte es oben deutlich, wie Tibbs die Stiefel der Herren in der Hinterküche reinigte und dabei trübselig vor sich hinsummte. Um so lauter ertönten die Doppelschläge des Briefträgers. Mrs. Tibbs wurde ein schlecht gesiegeltes Schreiben mit einer Aufschrift eingehändigt, die so weit in eine Ecke gerückt war, daß sie aussah, als ob sie sich ihrer selbst schämte. Der Inhalt war kein Muster einer klaren Schreibart, indes ersah Mrs. Tibbs daraus, daß sie um 12 Uhr eine Besucherin zu erwarten habe. Die Glocke der Sankt Pankratiuskirche hatte zwölf geschlagen, und als eine andere auf Sankt Sonstirgendwo ein Viertel schlug, klopfte eine einzelne Dame in einem pflaumenfarbigen Mantel, mit einem den Hut versteckenden Strauße von künstlichen Blumen auf dem Kopfe und einem grünen Sonnenschirm mit Spinnwebfransen in der Hand. Die Dame wurde in das Besuchszimmer hereingeführt. Sie war sehr dick und sehr rot im Gesicht; Mrs. Tibbs knickste, und die Unterhaltung nahm ihren Anfang. Die Stimme der unbekannten Dame glich der eines Mannes, der seit vierzehn Tagen unaufhörlich auf einer Papagenopfeife geblasen hat.

»Ich komme infolge einer Anzeige in den Blättern«, begann sie.

»Ah!« sagte Mrs. Tibbs, langsam die Hände reibend und der Dame gerade in das Gesicht schauend – wie sie bei solchen Veranlassungen immer tat.

»Auf das Geld kommt es mir ganz und gar nicht an«, fuhr Flora im Mantel fort, »und ich wünsche nur, still und zurückgezogen zu leben.«

Mrs. Tibbs konnte einem so sehr natürlichen Wunsche ihren Beifall nicht versagen.

»Ich lasse mich fortwährend ärztlich behandeln, bin seit einiger Zeit schauderhaft geplagt gewesen und habe seit Mr. Bloss', meines Mannes, Tode sehr wenig Ruhe gehabt.«

Mrs. Tibbs blickte die Witwe des seligen Mr. Bloss an und dachte, der hätte sicher bei seinen Lebzeiten wenig Ruhe gehabt. Sie durfte dies natürlich nicht äußern und nahm daher eine Miene zärtlicher Teilnahme an.

»Ich werde Ihnen große Unruhe verursachen, werde jedoch gern dafür bezahlen. Ich unterziehe mich einer Behandlung, die Aufmerksamkeit notwendig macht. Ich esse jeden Morgen um halb acht Uhr im Bette meine erste Hammelkarbonade und um zehn Uhr vormittags die zweite.«

Mrs. Tibbs verfehlte nicht, der Patientin ihr Beileid auszudrücken, und die fleischliebende Mrs. Bloss fuhr fort, mit bewundernswürdiger Präzision die Vorbedingungen herzuzählen. Mrs. Tibbs ließ sich zu allem bereit finden, und die Sache war bald abgemacht. Mrs. Bloss fügte indes noch einige Klauseln hinzu.

»Sie können mir doch mein Schlafzimmer im zweiten Stockwerk nach vorn hinaus geben?« – »Zu Befehl, Ma'am.«

»Sie werden auch Raum für meine kleine Dienerin Agnes finden?«

»Zu dienen, Ma'am.«

»Sie räumen mir einen Keller zur Aufbewahrung meines Flaschenporters ein?«

»Mit dem größten Vergnügen, Ma'am! Er soll bis Sonnabend für Sie eingerichtet sein.«

»Und ich denke, mich am Sonntagmorgen zum Frühstück bei Ihnen einzufinden.«

»Vortrefflich«, sagte Mrs. Tibbs in ihrem süßesten Ton, denn die Nennung genügender Gewährsleute war erbeten worden und erfolgt, und es litt keinen Zweifel, daß Mrs. Bloss viel Geld hatte. »Es trifft sich ganz glücklich«, fuhr Mrs. Tibbs mit einem Lächeln fort, das so bezaubernd wie möglich sein sollte, »daß gerade auch ein Herr in meinem Hause wohnt, dessen Gesundheitszustand sehr delikat ist – ein Mr. Gobier. Das anstoßende Zimmer ist das seine.«

»Ach, mein Gott!« rief die Witwe aus.

»Er steht fast gar nicht auf«, flüsterte Mrs. Tibbs, »allein, wenn er aufgestanden ist, können wir ihn fast nicht bewegen, wieder zu Bett zu gehen.«

»Woran leidet er denn?« fragte Mrs. Bloss, gleichfalls flüsternd.

»Er hat keinen Magen.«

»Keinen Magen!« wiederholte die Witwe kopfschüttelnd und als ob sie außer sich vor Verwunderung sei, daß sich ein Herr ohne Magen in die Kost gebe.

»Wenn ich sage, daß er keinen Magen hat«, erläuterte die geschwätzige kleine Mrs. Tibbs, »so meine ich damit, daß seine Verdauung so geschwächt ist, daß ihm sein Magen nichts nützt, ja, ihn noch eher belästigt.«

»Unerhört!« rief Mrs. Bloss aus. »Er befindet sich in der Tat noch schlechter als ich.«

»Ohne allen Zweifel«, sagte Mrs. Tibbs, denn der Witwe Aussehen bewies klärlich, daß sie über Mr. Gobiers Leiden nicht zu klagen hatte.

»Sie haben meine Neugierde in hohem Grade erregt«, versetzte Mrs. Bloss aufstehend. »Mich verlangt sehr, ihn zu sehen.«

»Er pflegt wöchentlich einmal herunterzukommen. Sie werden ihn wahrscheinlich am Sonntag kennenlernen.«

Mit diesem trostreichen Versprechen mußte sich Mrs. Bloss begnügen. Sie entfernte sich unter Wehklagen über ihr Leiden und unter ebenso vielen Beileidsbezeigungen von Mrs. Tibbs. Es ist fast überflüssig zu sagen, daß sie höchst gewöhnlich, unwissend und egoistisch war. Ihr Seliger hatte als Korkschneider ein hübsches Vermögen gesammelt. Er hatte keine Verwandten außer einem unbemittelten Neffen und keine Freundin außer seiner Köchin gehabt. Der erstere war eines Morgens so frech gewesen, ihn um ein Darlehen von fünfzehn Pfund zu bitten, und er hatte zur Strafe für ihn am folgenden Tage die letztere geehelicht und zugleich zu seiner Universalerbin eingesetzt. Er hatte sich nach dem Frühstück unwohl gefühlt und war nach dem Mittagessen gestorben. In der Kirche seines Kirchspiels ist ein Täfelchen zu schauen, auf dem seine Tugenden zu lesen sind und sein Sterben beklagt wird. Er hatte nie eine Rechnung unbezahlt gelassen und nie einen Heller weggegeben!

Seine Witwe und Erbin war eine wunderliche Mischung von Schlauheit und Einfalt, Liberalität und Gewöhnlichkeit. Bei der Art ihrer Bildung und Gewohnheiten erschien ihr kein Leben so angenehm als das in einem Boarding-Hause, und da sie nichts zu tun noch zu wünschen hatte, so bildete sie sich natürlich ein, daß sie krank sei, und alle ihre Einbildungen wurden durch ihren Arzt, Doktor Wosky, und ihr Mädchen Agnes, ohne Zweifel aus lobenswerten Gründen, nach Kräften unterstützt.

Seit der am Ende des ersten Kapitels erzählten Katastrophe war Mrs. Tibbs in betreff junger Damen als Mieter äußerst kopfscheu geworden. Ihre gegenwärtigen Hausbewohner waren lauter Herren der Schöpfung, denen sie bei Tisch die erwartete Ankunft der Witwe Bloss verkündigte. Die Herren hörten die Mitteilung mit stoischer Gleichgültigkeit an, und Mrs. Tibbs widmete alle ihre Kräfte den Vorbereitungen zur Aufnahme der Patientin. Ihre Koffer und Schachteln langten an, und endlich erschien sie selbst nebst ihrer Agnes, die in ihrem kirschfarbigen Merinokleid, Zwickelstrümpfen und Schuhen mit kreuzweis gebundenen Bändern einer verkleideten Kolombine glich.

Die Einführung des Herzogs von Wellington als Kanzler der Universität Oxford war, was Lärm und Getümmel betrifft, nichts gegen die Einsetzung von Mrs. Bloss in ihre Appartements. Es fehlte freilich an einem Doktor der Rechte, der eine lateinische Rede gehalten hätte, wogegen aber mehrere alte Weiber anwesend waren, die ebensoviel und ebenso unverständlich redeten. Der Wirrwarr des Umzugs hatte die Karbonadenesserin so ermüdet, daß sie ihr Zimmer vor dem folgenden Morgen nicht verlassen wollte; man mußte ihr daher eine Hammelkarbonade, eine Quecksilberpille von zwei Gran, eine Flasche Doppelbier und andere Arzneien hinaufbringen.

»Was meinen Sie wohl, Ma'am«, sagte Agnes, als Mrs. Bloss seit etwa drei Stunden eingezogen war; »was meinen Sie wohl, die Frau vom Hause ist verheiratet!«

»Unmöglich!« rief Mrs. Bloss aus.

»Sie können es glauben, Ma'am – und ihr Mann wohnt in der Küche!«

»In der Küche!«

»Was ich Ihnen sage, Ma'am! Und das Hausmädchen sagt, er käme niemals hinauf, ausgenommen sonntags, und Mrs. Tibbs ließe ihn die Stiefel der Herren und bisweilen auch die Fenster putzen, und eines Morgens früh, als er die Fenster des Besuchszimmers gewaschen, sei ein Herr vorübergegangen, der sonst hier gewohnt, und Mr. Tibbs habe ihm zugerufen:›Ah, Mr. Calton, wie befinden Sie sich?‹«

Die Kolombine lachte, und Mrs. Bloss rief aus: »Hat man jemals so etwas gehört!«

»Ja, ja, Ma'am«, fuhr Agnes fort, »und die Dienstboten geben ihm bisweilen Branntwein mit Wasser, und dann kommt er ins Weinen und sagt, daß ihm seine Frau und die Mieter in den Tod verhaßt seien und daß er sie kitzeln wollte.«

»Die Mieter kitzeln!« rief Mrs. Bloss voll Schrecken aus.

»Nein, Ma'am, die Mieter nicht, die Dienstboten.«

»O, wenn es weiter nichts ist!«

»Er wollte mich eben küssen, als ich die Treppe hinaufging«, fuhr die Kolombine entrüstet fort; »ich habe ihm aber Bescheid gesagt, dem unverschämten kleinen Wicht.«

Was Agnes behauptete, war allerdings begründet. Die fast notwendigen Folgen der Erniedrigung, die der unglückliche, geknechtete Freiwillige erfuhr, waren eingetreten. Die Dienstmädchen waren natürlich genug seine Vertrauten und Trösterinnen und er selbst eine Art von Don Juan verkleinerten Maßstabs im Souterrain geworden.

Das Frühstück wurde am Sonntagmorgen um zehn Uhr, eine Stunde später als an den Wochentagen, eingenommen. Tibbs war der erste im gemeinschaftlichen Zimmer und vertrieb sich die Zeit damit, einen Milchtopf mit einem Teelöffel zu leeren. Endlich trat ein Mann von ernsten Mienen und etwa fünfzig Jahren, mit sehr dünnem Haar und dem »Examiner« in der Hand, herein.

»Guten Morgen, Mr. Evenson«, begrüßte ihn Tibbs sehr demütig.

»Gut geschlafen, Mr. Tibbs?« entgegnete Evenson, setzte sich und fing an, sein Zeitungsblatt zu lesen, ohne sich weiter um Tibbs zu kümmern.

»Wissen Sie nicht, ob Mr. Wisbottle in der Stadt ist?« fragte Tibbs, nur um etwas zu sagen.

»Ich glaube; zum wenigsten pfiff er in seinem Zimmer neben dem meinigen heute morgen um fünf Uhr munter eine Melodie nach der andern.«

»Er liebt das Pfeifen ausnehmend.«

»Allerdings – ich aber ganz und gar nicht.«

Mr. Evenson besaß mehrere Häuser in den Vorstädten und bezog davon ein gutes Einkommen. Er war äußerst mürrisch und mißvergnügt, ein eingefleischter Radikaler, und besuchte öffentliche Versammlungen aller Art nur, um jeden Vorschlag ohne Ausnahme zu tadeln. Mr. Wisbottle war dagegen ein überzeugter Konservativer. Er war Schreiber beim Forstdepartement und betrachtete seine Stellung als eine aristokratische, wußte das Adelsregister auswendig und konnte aus dem Kopf angeben, wo jeder vornehme Mann wohnte. Er hatte zwei Reihen schöner Zähne und einen vortrefflichen Schneider. Mr. Evenson sah auf alle diese Vorzüge mit tiefer Verachtung herab, und die Folge war, daß die beiden Herren zur Erbauung aller ihrer Hausgenossen fortwährend miteinander disputierten. Mr. Wisbottle pfiff nicht nur gern, sondern hatte auch eine große Meinung von sich selbst als Sänger.

Zwei andere Mieter waren Mr. Tomkins und Mr. O'Bleary. Tomkins war Kommis in einer Weinhandlung und Gemäldekenner und hatte ein ausgezeichnetes Auge für das Malerische. O'Bleary war ein erst vor kurzem herübergekommener Irländer, noch gänzlich wild, und in England erschienen, um Apotheker, Sekretär, Schauspieler, Reporter oder sonst etwas zu werden, wozu sich Gelegenheit darbieten möchte – er war durchaus nicht eigen oder wählerisch. Er stand mit zwei unbedeutenden irischen Parlamentsmitgliedern auf freundschaftlichem Fuße und verschaffte jedermann im Hause Briefe mit Frankovermerk. Gleich allen Irländern, wenn sie nach England herüberkommen, war er davon überzeugt, daß er vermöge seiner Verdienste ein ausgezeichnetes Glück machen müsse. Er trug schottische Unaussprechliche und sah auf der Straße allen Damen unter die Hüte. Sein Aussehen und seine Manieren erinnerten stark an einen Schauspieler.

»Da kommt Mr. Wisbottle«, sagte Tibbs.

Mr. Wisbottle erschien in der Tat, »Di piacer« pfeifend, trat an das Fenster und fuhr fort zu pfeifen.

»Eine vortreffliche Melodie«, bemerkte Evenson höhnisch, ohne die Blicke von seinem Zeitungsblatt emporzuheben.

»Freue mich, daß sie Ihnen gefällt«, erwiderte Wisbottle sehr vergnügt.

»Glauben Sie nicht, daß sie sich noch besser ausnehmen würde, wenn Sie noch ein wenig lauter pfiffen?« fuhr Evenson knurrend fort.

»Nein, in der Tat nicht«, entgegnete der arglose Wisbottle.

»Ich muß mir eine Bemerkung erlauben, Wisbottle«, sagte Evenson, in dessen Innerem der Zorn seit mehreren Stunden gärte; »das nächste Mal, wenn Sie die Lust in sich spüren, um fünf Uhr morgens zu pfeifen, so haben Sie doch die Güte, den Kopf dabei aus dem Fenster zu halten. Wenn Sie's nicht tun, so lern' ich Triangel spielen – beim –!«

Mrs. Tibbs' Eintreten unterbrach den Fluß seiner Rede. Sie entschuldigte ihr verspätetes Erscheinen und begann, den Tee zu bereiten. Tibbs setzte sich ganz unten an den Tisch und fing an, Wasserkresse zu essen, gleich einem zweiten Nebukadnezar. O'Bleary und Tomkins traten ein. Mr. Alfred Tomkins ging nach dem Fenster und rief Wisbottle gleich darauf zu: »O bitte, kommen Sie einmal recht schnell hierher.« Wisbottle eilte zu ihm, und alle blickten auf.

»Sehen Sie«, sagte der Kenner, Wisbottle in die rechte Stellung bringend, »ein wenig mehr nach dieser Seite; so! sehen Sie, wie glänzend das Sonnenlicht auf die linke Seite des zerbrochenen Schornsteins von Nummer 48 fällt?«

»Wahrhaftig!« rief Wisbottle bewundernd aus.

»Ich habe nie einen Gegenstand so schön gegen den klaren Himmel stehen gesehen!« rief Alfred und alle, mit Ausnahme John Evensons, stimmten ein, denn Mr. Tomkins war dafür berühmt und verdiente den Ruhm, Schönheiten zu entdecken, die sonst niemand zu entdecken vermochte.

»Ich habe zu Dublin im College-Green häufig einen Schornstein beobachtet, der eine noch weit bessere Wirkung hervorbrachte«, sagte der patriotische O'Bleary, der es nie zugab, daß Irland in irgendeinem Punkte übertroffen wurde; allein Tomkins bezeigte den offenbarsten Unglauben und erklärte, daß sich kein Schornstein in den drei Königreichen so schön ausnehmen könne wie der auf Nr. 48. Jetzt öffnete Agnes plötzlich die Tür, und Mrs. Bloss trat ein. Sie trug ein geranienfarbiges Musselinkleid, eine goldene Uhr von dem Umfang einer kleinen Teeschale an einer Kette von der Dicke eines tüchtigen Strickes und ein glänzendes Assortiment von Ringen, mit Steinen so groß wie halbe Kronen. Mrs. Tibbs stellte die Witwe und die Herren einander vor und erkundigte sich leise nach Mrs. Bloss' Befinden, die alle Fragen mit der vollkommensten Verachtung pedantischer grammatikalischer Vorschriften beantwortete. Als ein allgemeines Stillschweigen eingetreten war, fragte Mrs. Tibbs, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen, den Irländer, ob ihm die Toiletten der Damen gefallen hätten, die zum letzten Empfang bei Hofe gefahren seien. Der »Schauspieler« war eifrig mit seinem Frühstück beschäftigt und erwiderte lakonisch: »Ja.«

»Sie sahen solche Toiletten sicher noch nie?« fiel Wisbottle ein.

»Nein – ausgenommen bei den Levers des Lord Leutnants von Irland«, sagte O'Bleary.

»Hm! an unserem Hofe wird doch in der Tat ein erstaunlicher Glanz entwickelt«, bemerkte der überzeugte Konservative.

»Dachten Sie niemals daran«, knurrte der Radikale, »daß wir und Sie mit für diesen Glanz teuer bezahlen?«

»Ich habe allerdings häufig daran gedacht«, entgegnete Wisbottle, in der Meinung, die treffendste und abfertigendste Antwort zu geben; »ich habe allerdings häufig daran gedacht und bezahle ihn gern mit.«

»Ich aber keineswegs«, fuhr Evenson fort, »denn weshalb sollt' ich's? Es gibt zwei große Prinzipien –«

Mrs. Tibbs unterbrach ihn jedoch durch die Frage, ob er noch eine Schale Tee wünsche, und er nahm verdrießlich sein Zeitungsblatt wieder zur Hand. Alfred Tomkins kündigte der Gesellschaft an, daß er eine Dampfbootpartie nach Richmond zu machen gedächte, und bemerkte: »Ich freue mich im voraus der köstlichen Licht- und Schatteneffekte auf der Themse. Der Kontrast zwischen dem blauen Himmel und dem gelben Wasser ist häufig ausnehmend schön.« Mr. Wisbottle pfiff: »Auf glänzenden Silberwellen«, und O'Bleary sagte: »Wir haben ganz vortreffliche Dampfschiffe in Irland.« Mrs. Bloss war erfreut, daß ein Gespräch begonnen worden war, an dem sie teilnehmen konnte, und fiel vergnügt ein: »Da haben Sie vollkommen recht, Sir! Mein seliger Mann mußte von Zeit zu Zeit in Geschäften nach Irland; ich pflegte ihn zu begleiten, und wirklich, es war unübertrefflich, wie die Damen und Herren mit Betten bedient wurden.«

Tibbs öffnete den Mund zu einer Frage, wurde aber durch einen Blick seiner Gattin davon zurückgehalten. Wisbottle lachte und sagte, Tomkins habe einen Witz gemacht, und Tomkins lachte gleichfalls und sagte, es sei nicht der Fall.

Die Unterhaltung geriet ins Stocken, und die Frühstückenden spielten mit ihren Teelöffeln. Die Herren sahen aus dem Fenster, gingen im Zimmer umher und schlichen, wenn sie sich der Tür näherten, einer nach dem andern hinaus. Tibbs wurde hinausgewiesen, und Mrs. Tibbs und die Witwe blieben allein zurück.

»Ach, es ist ganz eigentümlich«, sagte die letztere, »ich fühle mich entsetzlich schwach« (was in der Tat auffallend war, da sie vier Pfund Brot und Fleisch zu sich genommen hatte). »Beiläufig, ich habe ja Mr. Gobler nicht gesehen.«

»Er ist ein äußerst mysteriöser Mann«, versetzte Mrs. Tibbs, »läßt sich das Essen hinaufbringen und kommt bisweilen wochenlang nicht aus seinem Zimmer.« – »Ich habe nichts von ihm gesehen noch gehört.«

»Sie werden ihn sicher heute noch hören; er stöhnt an den Sonntagabenden in der Regel gewaltig.«

»Ich habe noch nie in meinem Leben eine solche Anteilnahme für jemand empfunden«, sagte Mrs. Bloss, und gleich darauf wurde Doktor Wosky hereingeführt.

Der Doktor war ein kleiner, schwarzgekleideter Mann mit einem roten Gesicht und trug eine steife, weiße Halsbinde. Er hatte eine sehr gute Praxis und viel Geld, das er dadurch erworben hatte, daß er den schlimmsten Einbildungen und Gelüsten seiner Patienten stets nachgab. Er erkundigte sich nach Mrs. Bloss' Befinden, die Witwe klagte, und er verordnete ihr Vermeidung von Aufregungen, nahrhafte Speisen und reichliches und starkes Getränk, steckte sein Honorar ein und entfernte sich, um andere Patientinnen gleich gut zu beraten und gleich gewissenhaft verdiente Guineen einzustecken.

Der geheimnisvolle Mr. Gobler war ein müßiggängerischer, träger, selbstsüchtiger Hypochonder, der fortwährend klagte, ohne jemals krank zu sein. Da sein Charakter dem der Witwe in vielen Beziehungen sehr nahe verwandt war, so entstand zwischen den beiden nach kurzer Zeit eine äußerst innige Freundschaft. Er war groß, schmächtig und blaß, und sein Gesicht hatte stets den Ausdruck eingebildeter Schmerzgefühle. Er sah beständig aus wie ein Mann, dessen Füße gegen seinen Willen in einem mit zu heißem Wasser angefüllten Gefäß stehen.

Ein paar Monate, nachdem Mrs. Bloss bei Mrs. Tibbs eingezogen war, bemerkte man, daß John Evenson mit jedem Tage beißender, übellauniger und boshafter wurde und noch wichtiger tat als früher, woraus klar zu ersehen war, daß er eine Entdeckung gemacht zu haben glaubte, zu deren Offenbarung er nur eine schickliche Gelegenheit erwartete, die sich endlich fand.

Eines Abends waren die Hausbewohner im Besuchszimmer versammelt. Mr. Gobler und Mrs. Bloss spielten Cribbage. Mr. Wisbottle beschrieb Halbkreise auf dem Klavierstuhl, blätterte in einem Notenbuch und pfiff höchst melodisch. Alfred Tomkins saß auf den Ellbogen gestützt am runden Tisch und skizzierte mit Bleistift einen Kopf, der beträchtlich länger als sein eigener war; O'Bleary las den Horaz und bemühte sich auszusehen, als ob er ihn verstände, und John Evenson hatte sich dicht zu Mrs. Tibbs an deren Nähtisch gesetzt und sprach leise und eifrig mit ihr.

»Ich versichere Sie, Mrs. Tibbs«, sagte er, »daß mich nur meine Teilnahme an Ihrem Wohlergehen bewegen konnte, Ihnen diese Mitteilung zu machen. Ich wiederhole es Ihnen, ich fürchte, daß Wisbottle die Neigung des jungen Frauenzimmers, der Agnes, zu gewinnen sucht, und in der Vorratskammer Zusammenkünfte mit ihr hat. Ich hörte gestern abend in meinem Zimmer deutlich Stimmen, öffnete leise die Tür, schlich an den Treppenabsatz und erblickte Mr. Tibbs, der, wie es schien, gleichfalls gestört war. – Mein Gott, Mrs. Tibbs, Sie verfärben sich ja!«

»O nein, nein – es ist nur so heiß im Zimmer«, erwiderte Mrs. Tibbs verlegen. »Wenn ich glauben müßte, was Sie von Mr. Wisbottle vermuten, so sollte er mir augenblicklich das Haus verlassen. Und wenn ihn gar mein Mann bei seinen Absichten unterstützte –«

»Ich hoffe«, fiel Evenson im beruhigendsten Tone ein, weil er es stets liebte, Unheil zu stiften, »daß Mr. Tibbs nichts mit der Sache zu schaffen hat. Er ist mir immer sehr harmlos erschienen.«

»Das ist er allerdings fast immer gewesen«, sagte die kleine Mrs. Tibbs schluchzend.

»Pst, pst! – Ich bitte – Mrs. Tibbs – bedenken Sie doch – man wird uns beobachten«, fuhr Evenson fort, der das Mißlingen seines ganzen Plans zu befürchten anfing. »Wir wollen uns schon Gewißheit verschaffen, und ich werde Ihnen mit dem größten Vergnügen meinen Beistand leihen. Wenn Sie glauben, daß alle zu Bett gegangen sind, und Sie wollen dann ohne Licht vor meiner Schlafzimmertür am Treppenfenster mit mir zusammentreffen, so denk' ich, wir werden dahinterkommen, wer es eigentlich ist, und Sie können dann Ihre Maßregeln danach ergreifen.«

Mrs. Tibbs war leicht überredet, denn ihre Neugier und Eifersucht waren erregt. Sie griff wieder zu ihrem Nähzeug, und Evenson ging, als wenn gar nichts vorgefallen wäre, mit den Händen auf dem Rücken im Zimmer auf und ab. Die Cribbagepartie war beendigt und die Unterhaltung begann wieder. Der Tee wurde eingenommen, und die Mieter entfernten sich endlich, um zu Bett zu gehen. Evenson zog die Stiefel aus, entschlossen aufzubleiben, bis sich Gobler, der stets noch eine Stunde allein im Besuchszimmer blieb, Arznei einnahm und stöhnte, zur Ruhe begeben haben würde.

Es war fast zwei Uhr. »Er muß jetzt eingeschlafen sein«, dachte Evenson, nachdem er mit musterhafter Geduld noch eine Stunde gewartet, als Gobler das Besuchszimmer verlassen hatte. Er horchte – es war alles vollkommen still im Hause; er löschte sein Licht aus und öffnete seine Schlafzimmertür. Es war so finster auf der Treppe, daß man durchaus keinen Gegenstand unterscheiden konnte.

»S – s – s!« wisperte der Unheilstifter, ein Geräusch machend, wie wenn ein Feuerrad anfängt, loszugehen.

»Pst!« wisperte sonst jemand.

»Sind Sie das, Mrs. Tibbs?«

»Ja, Sir!«

»Wo sind Sie?«

»Hier«, und am Treppenfenster zeigte sich Mrs. Tibbs' unbestimmte Gestalt, gleich dem Geiste der Königin Anna in der Zeltszene in Shakespeares Richard dem Dritten.

»Kommen Sie, Mrs. Tibbs«, flüsterte der entzückte Evenson; »geben Sie mir Ihre Hand – so! Wer sie auch sein mögen, sie sind im Augenblick in der Vorratskammer, denn ich habe aus meinem Fenster gesehen, und konnte bemerken, daß sie zufällig die Leuchter umwarfen und sich in diesem Augenblicke in Finsternis befinden. Haben Sie die Schuhe ausgezogen?«

»Ja«, erwiderte Mrs. Tibbs, so heftig zitternd, daß sie kaum der Sprache mächtig war.

»Schön; ich habe meine Stiefel auch abgelegt, und wir können nach dem Treppengeländer schleichen und horchen.«

Es geschah.

»Ich will darauf schwören, daß Wisbottle dabei ist«, flüsterte der Radikale nach einigen Augenblicken.

»Pst! lassen Sie uns hören, was sie sagen«, erwiderte Mrs. Tibbs, deren Neugier jetzt die Oberhand über jede andere Leidenschaft oder Rücksicht gewonnen hatte.

»Ja, wenn ich Ihnen glauben könnte«, ließ sich eine kokettierende weibliche Stimme vernehmen, »so wollt' ich meine Missis bald genug dazu bringen.«

»Was sagt sie?« fragte Evenson, der minder scharf hörte.

»Sie will mich umbringen«, erwiderte Mrs. Tibbs. »Oh, die Verruchte! Sie sinnen auf Mord.«

»Ich weiß, daß Sie Geld nötig haben«, fuhr Agnes fort, der die Stimme angehörte, »und wenn Sie mir die fünfhundert Pfund zusichern wollen, so steh' ich dafür, daß sie in ganz kurzer Zeit Feuer fangen soll.«

»Was war das?« fragte Evenson, der eben genug hören konnte, um zu wünschen, mehr zu hören.

»Ich glaube, sie will das Haus in Brand stecken. Gott sei Dank, daß ich es versichert habe!« antwortete die bestürzte Mrs. Tibbs.

»Sobald ich mich deiner Missis versichert habe, bestes Kind«, sagte eine Männerstimme mit starker irischer Betonung, »so verlaß dich darauf, daß du das Geld bekommst.«

»So wahr ich lebe, es ist O'Bleary!« rief Mrs. Tibbs aus.

»Der Ruchlose!« fiel Evenson mit edler Entrüstung ein.

»Vor allen Dingen«, fuhr der Ire fort, »muß Gobler bis zu Tode –« Das übrige verlor sich.

»Das versteht sich«, bemerkte Agnes mit vollkommenster Kaltblütigkeit.

»Was hat er gesagt?« fragte Evenson abermals.

»Daß Mr. Gobler auch sterben soll«, entgegnete Mrs. Tibbs, fast versteinert ob des doppelten Mordanschlags.

»Und was Mrs. Tibbs anlangt«, fuhr O'Bleary fort, und Mrs. Tibbs schauderte.

»Pst!« rief Agnes im Tone der größten Bestürzung, als Mrs. Tibbs eben daran war, in Ohnmacht zu fallen. »Pst, still!«

»Pst, ganz still!« rief Evenson in demselben Augenblick Mrs. Tibbs zu.

»Es kommt jemand die Treppe herauf«, sagte Agnes zu O'Bleary.

»Es kommt jemand die Treppe herunter«, flüsterte Evenson Mrs. Tibbs zu.

»Gehen Sie in das Besuchszimmer, Sir«, sagte Agnes. »Sie können drinnen sein, eh' die Person die Küchentreppe herauf ist, die da kommt.«

»In das Besuchszimmer, Mrs. Tibbs!« flüsterte Evenson, und beide eilten hinein, während sie deutlich hörten, daß zwei Personen herunterschlichen und eine hinauf.

»Mir ist alles wie ein Traum«, sagte Mrs. Tibbs. »Ich möchte um keinen Preis in dieser Situation gefunden werden.«

»Ich ebensowenig«, erwiderte Evenson, der schlechterdings keinen Scherz auf seine Kosten vertragen konnte. »Pst! sie sind vor der Tür.«

»Welch ein kostbarer Spaß!« flüsterte draußen eine Stimme. Sie gehörte Wisbottle an.

»Himmlisch«, flüsterte Alfred Tomkins. »Wer hätte sich so etwas gedacht!«

»Sagte ich's Ihnen nicht? Er hat ihr seit zwei Monaten die ungewöhnlichste Aufmerksamkeit erwiesen. Ich beobachtete sie, während ich am Piano saß. Er flüsterte ihr zu und sie weinte, und ich will darauf schwören, er sagte ihr etwas von Zusammentreffen, wenn wir alle zu Bett gegangen wären.«

»Sie sprechen von uns!« rief die geängstigte Mrs. Tibbs aus.

»Freilich, freilich«, sagte Evenson im trostlosen Bewußtsein, daß es kein Mittel gab, der Entdeckung zu entgehen.

»Was ist zu tun? Wir dürfen uns hier durchaus nicht beieinander finden lassen«, flüsterte Mrs. Tibbs verzweifelnd.

»Ich will in den Schornstein hinaufsteigen.«

»Das können Sie nicht – er ist zu eng.« – »Pst!« rief Evenson.

»Pst, pst!« wurde unten wiederholt.

»Was für ein verwünschtes Pst-Pst-Rufen«, sagte Tomkins, der gar nicht mehr wußte, was er denken sollte.

»Da sind sie!« rief Wisbottle, als ein Rauschen in der Vorratskammer gehört wurde.

»Horch!« flüsterten beide.

»Horch!« flüsterten Mrs. Tibbs und Evenson.

»Lassen Sie mich zufrieden, Sir!« ertönte eine weibliche Stimme in der Vorratskammer.

»O Hagnes!« erwiderte eine andere Stimme, die offenbar Mr. Tibbs angehörte. »O Hagnes – immlisches Mädchen!«

»Lassen Sie mich gehen, Sir!«

»Hag–«

»So schämen Sie sich doch und denken Sie an Ihre Frau, Mr. Tibbs!«

»Meine Frau!« rief der tapfere Freiwillige, der sich offenbar Mut angetrunken hatte. »Sie ist mir bis in den Tod verhaßt, und ich kümmere mich nicht so viel um sie. Oh, Hagnes! als ich unter den Freiwilligen diente im Jahre –«

»Ich schreie, wenn Sie mich nicht zufrieden lassen.«

»Was ist das?« rief Tibbs bestürzt.

»Was denn?« fragte Agnes.

»Ei das!«

»Es wird eine schöne Geschichte werden, und das kommt nun davon, Sir«, schluchzte die erschreckte Agnes, als heftig an Mrs. Tibbs' Schlafzimmertür geklopft wurde.

»Mrs. Tibbs! Mrs. Tibbs!« rief Mrs. Bloss. »O bitte, stehen Sie augenblicklich auf!«

»O Himmel!« rief die unglückliche Gattin des lockeren Tibbs aus. »Sie klopft an meine Tür. Wir werden unfehlbar entdeckt werden. Was wird man von mir denken?«

»Mrs. Tibbs! Mrs. Tibbs!« fuhr die Witwe fort zu rufen.

»Was gibt es?« schrie Gobler, aus seinem Zimmer herausstürzend.

»Oh, Mr. Gobler!« rief die fast ohnmächtige Mrs. Bloss. »Ich glaube, es ist Feuer im Hause oder es sind Diebe darin. Ich habe die schrecklichsten Töne gehört.«

Gobler schoß in sein Zimmer und kehrte mit einem Lichte zurück.

»In aller Welt!« rief er aus. »Was ist denn das? Wisbottle – Tomkins – O'Bleary – Agnes! Zum Geier – alle auf und angekleidet!«

Die Witwe war herbeigelaufen und hatte sich an Goblers Arm gehängt.

»Wir müssen Mrs. Tibbs wecken!« rief Gobler und eilte in das Besuchszimmer. »Wie – was! Mrs. Tibbs und Mr. Evenson!«

»Mrs. Tibbs und Mr. Evenson!« wiederholten alle.

Wir müssen es dem Leser überlassen, sich den nun erfolgenden Auftritt selbst auszumalen. Mrs. Tibbs sank in Ohnmacht, und Wisbottle und Tomkins gelang es nur mit großer Kraftanstrengung zu verhindern, daß sie von ihrem Stuhl herunterfiel. Evenson gab Erklärungen, denen offenbar kein Glaube geschenkt wurde, Agnes wies Mrs. Tibbs' Anschuldigungen zurück, indem sie darzutun suchte, daß sie nur mit O'Bleary darüber unterhandelt habe, wie ihre Herrin zu beeinflussen sei, ihm ihre Neigung zuzuwenden. Gobler vernichtete O'Blearys süße Hoffnungen durch die Erklärung, daß er Mrs. Bloss bereits seinen Antrag gemacht habe und erhört sei. Agnes wurde verabschiedet, und O'Bleary nahm freiwilligen Abschied aus Mrs. Tibbs' Hause, ohne seine Rechnung berichtigt zu haben. Doch genug!

Gegenwärtig hat Mrs. Bloss Mr. Gobler geehelicht. Das glückliche Paar lebt in stiller Zurückgezogenheit von dem großen lärmenden Boardinghause, der Welt, freut sich seiner gegenseitigen Klagen und seines gemeinschaftlichen Tisches und wird von den Ärzten und allen Metzgern auf drei Meilen in der Runde gesegnet und gebenedeit. Mrs. und Mr. Tibbs haben sich nach einem freundschaftlichen Übereinkommen getrennt. Er teilt mit ihr seine Pension und lebt sehr zufrieden in Wolworth, wo man ihn in einer Taverne seine Geschichte hat bis zu Ende erzählen hören. Die unglückliche Mrs. Tibbs hat ihr Haus verkauft und sich in die tiefste Stille zurückgezogen, entschlossen, nie wieder ein Boardinghaus einzurichten.

 


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