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13

Noch zwei Tage mühevollen Wanderns, und Moidl betrat das Kärntnerland. Der einsamen Pilgerin war es eigen zu Mute, als sie Schritt für Schritt tiefer hineinkam ins unbekannte Gebiet. Und doch war es der gleiche Fluß, der sich durch die Tiroler Alpen schlängelte, nur daß er sich nach und nach zu einer prächtigen Wasserstraße erweiterte, auf der sich Kähne und Flöße stromabwärts wiegten. Und auch die grünen Waldberge zu beiden Seiten – wie waren sie den heimischen Bergen so ähnlich! Aber Berge und Flüsse allein machen ja die Heimat nicht aus.

Und in der Tat, es ist ein anderes Volk, das jenseits der Kärntnergrenze wohnt, aber ein gutmütiges Volk, dessen Herz und Sprache weicher sind, als man's in Tirol findet. Wo immer die fremde Wanderin anklopfte, fand sie bereitwillige Aufnahme. Ohne Mißtrauen, ohne Zurückhaltung kam man ihr entgegen, und daß sie nach dem Gnadenorte walle, der dem Kärntner, selbst dem unwissendsten, so teuer ist, das erschloß ihr alle Herzen.

»Was, auf den heiligen Berg wollen's?« hieß es. »Na, da droben is schön, da droben is gut beten.«

Und man empfahl sich ihrem Gedenken, beschenkte sie beim Scheiden mit Eßwaren und bat sie, auf ihrem Rückwege wieder einzukehren. Diese herzgewinnende Freundlichkeit tat dem einsamen Mädchen wohl. Nie vernahm sie hier ein Wort des Spottes, nie selbst ein Wort des Bedenkens, wie sie solche in der Heimat zur Genüge gehört hatte. Die guten Leute fanden es ganz natürlich, daß das arme »Dirnerl« in seiner Bedrängnis zur Mutter der Gnade fliehe; sie sahen nichts Seltsames in der einsamen Wanderung des schutzlosen Mädchens. Und Moidl freute sich, daß man ihr immer nur sagte: »Hast schon recht, Dirnerl,« und daß alle Wenn und Aber jenseits der Tirolergrenze zurückgeblieben waren.

So fand sie sich im fremden Lande besser zurecht, als sie gehofft hatte. Dazu kam, daß die Krankheit, die sie in den letzten Monaten so häufig, seit des Vaters Tode fast täglich, heimgesucht hatte, wie mit einem Male gebannt schien. Seit sie an jenem trüben, kalten Morgen vom Innichnerberge niedergestiegen war mit schmerzendem Kopfe und zitternden Knien, hatte sie Hunger, Kälte und Müdigkeit bis zum Übermaße ausgehalten, aber keine noch so kurze Ohnmacht war über sie gekommen.

Ihr war es oft wundersam leicht ums Herz. Mutig und fröhlich, wenn auch mit schmerzlicher Anstrengung schleppte sie sich die Heerstraße entlang unter dem trostlos grauen Himmel, der Tag für Tag reichliche Regengüsse niedersandte. Erst wanderte sie geduldig unter dem Schutze ihres roten Regenschirmes, der groß genug war, um drei Pustertalerinnen samt »Wifling« zu bedecken. Aber bald wurde sie so müde und der Schirm so schwer, daß sie ihn lieber zuklappte und sich mit stummer Ergebung dem Regen preisgab. Durchnäßt bis auf die Haut, suchte sie abends ein Nachtquartier, um dann am frühen Morgen wieder ins feuchte Gewand zu schlüpfen und fröstelnd und zitternd die Wanderschaft aufs neue zu beginnen.

Eines Abends, da sie besonders elend und matt war und die Füße sie kaum mehr tragen wollten, stieg wie durch Zauberschlag bei einer Biegung des Weges ein freundlich grünes Hügelchen aus der Talsohle auf, von einem blendend weißen Kirchlein gekrönt. Rings umher wie artige Schäflein standen ebenso weiße Bauernhäuser, und fast aus jedem Kamine schwang sich zum wolkenschweren Himmel eine Rauchsäule empor und verkündete das Walten einer braven Hausmutter.

Gleich in eines der ersten Häuser trat Moidl ein, wo in der Küche eine ältliche Frau an brodelndem Kessel stand.

»Gelobt sei Jesus Christus!« grüßte die Kirchfahrerin. »Ich tät um der Gott's willen um ein Nachtquartier bitten!« fügte sie bei mit jener heitern Zuversicht, die ihr aus der nie versagenden Gastfreundschaft des guten Kärntnervolkes entsprang.

Die Frau am Herde wandte sich rasch, maß die Eingetretene vom Kopf bis zu den Füßen und ließ endlich den Blick forschend auf Moidl's großem Jerusalem-Rosenkranz ruhen.

»Freilich wohl, Bäuerin, kirchfahrten geh' ich,« entgegnete Moidl als Antwort auf diesen Blick, und hob lächelnd die vom Rosenkranze umschlungene Hand.

Sie mochte erwarten, daß man nach ihrem Ziele forsche oder eine teilnehmende Frage an sie richte, um dann mit dem Üblichen: »Bleibt's nur bei uns, Dirnerl,« zu schließen. Aber die Hausfrau erklärte kurz und trocken: »Hab' keinen Platz!« und wandte ihr den Rücken.

Dem Mädchen ging ein Stich durchs Herz. Abgewiesen! Zwar nicht mit Scheltworten, aber doch kalt, rauh, verächtlich! Sie war es doch längst gewohnt, an fremden Türen zu pochen mit dem schlichten Worte: »Ich bitt' um der Gott's willen!« Und überall war sie aufgenommen worden und hatte stets nur mit einem warmen »Vergelt's Gott!« ihre Zeche bezahlt. In Tirol war das so selbstverständlich und hier im Kärntnerlande nicht minder! Daß solche Gastfreundschaft ein Almosen sei wie ein anderes, war ihr nie eingefallen – jetzt erst fiel es ihr ein, jetzt, da man die Silvestertochter behandelt hatte wie eine gewöhnliche Betteldirne. Ihr stieg es heiß zu Kopfe, und dabei wurde es ihr kalt ums Herz, so kalt! Nie, nie mehr in ihrem Leben würde sie sagen können schlicht, heiter und einfach wie vordem: »Ich bitt' um der Gott's willen!«

Schweigend wankte sie hinaus. Am nächsten Hause ging sie vorbei und wieder am nächsten. Hier stand ein altes Mütterlein unter der Haustür, dort spielten Kinder um einen Sandhaufen, aber nirgends wagte sie ihre Bitte zu wiederholen. »Hab' keinen Platz!« schien ihr jeder Mensch, dem sie begegnete, zuzurufen. »Hab' keinen Platz!« scholl es ihr hervor aus jeder offenen Tür! Würde sie je wieder eine andere Antwort hören als diese drei herben Worte?

Wie hilfeflehend richtete sich ihr Blick zum Kirchlein empor, das so freundlich von der Anhöhe herabgrüßte.

Als Moidl näher kam, bemerkte sie noch ein anderes Gebäude, ebenso niedlich und ebenso weiß wie die Kirche. Zwischen den lichtgrünen Laubbäumen des Hügels lugte es hervor, ein nettes einstöckiges Haus: das Pfarrhaus ohne Zweifel. Ein wohlgepflegtes Gartenviereck breitete sich davor aus und auf den säuberlich kiesbestreuten Wegen lustwandelte, die Hände auf dem Rücken, ein alter Herr in langem schwarzem Rocke.

Bei seinem Anblicke wurde es der Wandererin leichter ums Herz. Wenn auch alle anderen sie hinausstießen, der Geistliche würde sich ihrer erbarmen. Und doch war es nicht sein Haus, das sie zuerst aufsuchte. Ein frohes Lächeln auf den Lippen, trat sie zur Kirche hin.

Es war ein äußerst sauberer, aber nüchterner Bau. Kein Fenster unterbrach die weißgetünchte, aller Zierat bare Vorderseite. Die Eingangstüre hatte nur einen Flügel, der grob mit brauner Farbe angestrichen war und eine einfache blanke Klinke hatte.

Moidls Hand drückte auf die Klinke. Umsonst: sie senkte sich nicht.

Sie wiederholte den Druck, einmal, zweimal. Ihr Gesicht rötete sich von der Anstrengung, aber es war vergebens.

Enttäuscht wandte die Pilgerin sich ab. Da sah sie den Geistlichen von seinem Gärtchen her auf sie zuschreiten. Er hatte wohl ihre fruchtlosen Bemühungen gesehen und kam ihr mit gutmütigem Lächeln zu Hilfe.

»Was möchten Sie da drinnen, mein schönes Kind?« fragte er.

Sie sah ihn groß an. Nie hatte jemand sie so angeredet, noch eine so seltsame Frage an sie gestellt.

»Unsere Kirche wird nur an Sonntagen geöffnet,« belehrte sie der würdige alte Herr. »Indessen wenn Sie großen Wert darauf legen, das Innere zu besichtigen, mag es geschehen.«

Dabei zog er einen Schlüssel aus der Westentasche und probierte, ob er ins Schlüsselloch passe.

»O ja, ich bitt' recht schön, Hochwürdiger, lassen Sie mich ein bissel hinein!« rief Moidl. »Ich bin's schon so gewöhnt: wo ich hinkomm', geh' ich zuerst in die Kirche und weine dem Herrgott eins vor.«

Und ermutigt durch die grauen Haare und das freundliche Gesicht des alten Herrn, erzählte Moidl, an welchem Übel sie leide und wo sie Heilung suche.

Der Geistliche hatte inzwischen den Schlüssel ins Loch gesteckt. Aber ehe er aufsperrte, wandte er sich um und sagte mit einem sonderbaren Lächeln: »Wenn's so ist, Kind, dann steht Ihnen eine kleine Enttäuschung bevor: dieses Gotteshaus ist kein katholisches.«

Moidl fuhr zusammen; sie glaubte falsch verstanden zu haben.

»Sie befinden sich in einer lutherischen Gemeinde,« erklärte der alte Herr.

Das Mädchen schlug die Hände in einander: »O du mein Gott, wo bin ich hingeraten?«

Halb ärgerlich, halb belustigt über Moidls Entsetzen schüttelte der Pastor den Kopf. »Nun, unter Räuber sind Sie doch nicht gefallen! Wir Evangelischen sind auch Christen!«

Aber mit stumm abwehrender Gebärde wandte sich das Mädchen ab. O, jetzt staunte sie nicht mehr, warum er sie vorhin gefragt hatte, was sie da drinnen wolle? Sie hatte ja nichts zu suchen in dieser Kirche, wo kein ewiges Licht brannte, in diesem Dorfe, wo man nicht fragte nach der Mutter der Gnaden! Schneller als ihre Kräfte es ihr sonst erlaubten, eilte sie bergab, und dann noch die lehmige Fahrstraße entlang, bis sie erschöpft und nach Atem ringend am Wege niedersank.

Jetzt erst blickte sie zurück. Das schmucke weiße Dorf war schon hinter einer Talkrümmung verschwunden, und zwischen den eng aneinander gedrängten Waldbergen stieg nur der Hügel auf, der die Kirche und das Pfarrhaus trug. Wie gebannt hing Moidls Auge an diesen weißschimmernden Punkten. Ihr war alles wie ein Traum.

Wohl hatte sie einst in der Schule von Menschen gehört, die das Gut des wahren Glaubens missen; wohl hatte sie diese Menschen beklagt und für sie gebetet. Aber als Kind eines katholischen Volkes zu einer Zeit, wo nur selten ein Andersgläubiger in den stillen Frieden der Tiroler Berge drang, hatte sie von solchen Menschen nur eine schattenhafte Vorstellung wie etwa von den Bewohnern eines fernen Weltteils. Sie hatte nicht geahnt, daß es in Kärnten einzelne protestantische Gemeinden gebe, und nun fühlte sie sich plötzlich wie verbannt, wie hinausgestoßen in eine kalte Fremde. Unverwandt hing noch ihr Auge an dem friedlichen Bilde, das sich ihr bot, an dem Kirchlein zwischen den hohen grünen Waldbergen, bis plötzlich große Tränen aus ihren Wimpern brachen und niedertropften auf ihre braunen, fest gefalteten Hände.

Ja, sie weinte! Aber nicht über den Jammer ihrer Krankheit, über ihre Verlassenheit in fremdem Lande, über ihre Obdachlosigkeit und den quälenden Hunger. Nie hatte sie es so deutlich gefühlt, daß es ein Elend gebe, unendlich größer als das ihre. Und so saß sie am Wege und weinte über jenes Dorf, das so fröhlich im Schutze seiner grünen Berge lag.

Als sie sich aber ausgeweint hatte, erhob sie sich und küßte mit Inbrunst das große Kreuz an ihrem Rosenkranze. Und nun hatte sie nur mehr ein Sehnen: weg wollte sie von hier, weg, bis sie wieder zu Menschen käme, die glaubten und beteten wie sie.

Die folgende Nacht brachte Moidl in einer halb verfallenen Holzhütte nahe am Wege zu, und als sie beim ersten Morgengrauen ihre Wanderung fortsetzte, war sie noch durchnäßt und hungrig.

An jenem Tage kam sie an mehreren Gehöften vorbei, doch nirgends wagte sie anzuklopfen. An die Stelle ihres früheren kindlichen Vertrauens auf die Menschen war ein Gefühl der Unsicherheit getreten. In jedem Vorübergehenden erblickte sie einen Feind ihres Glaubens, und wunderte sich, daß niemand sie schmähte, wenn sie mit ihrem großen Rosenkranze über die Heerstraße zog.

Nach und nach machte aber die erschöpfte Natur ihre Rechte geltend. Oft meinte sie, jeder Schritt müsse ihr letzter sein. Halbtot vor Hunger und Schwäche, erreichte sie gegen Abend ein stattliches Dorf. Der Regen, der bisher ihr Begleiter gewesen war, hatte aufgehört, die Luft war mild und lau. Moidl konnte sich also wohl auch für die kommende Nacht ein verstecktes Plätzchen im Freien aufsuchen. Aber der Hunger! Seit gestern früh, da sie vom letzten traulichen Nachtquartier fortgezogen war, hatte sie nur etwas Brot und Käse genossen, die ihr die gute Herbergmutter mitgegeben hatte; und nun waren ihre Vorräte zu Ende und ihre Kräfte auch!

Langsam wanderte sie ins Dorf hinein. Wo sich die Dorfgasse zu einem kleinen Platze erweiterte, stand die Kirche, ein unschöner, verwahrloster Bau. Besorgt blickte Moidl zu diesem Gebäude auf. Eine unbeschreibliche Verlassenheit sprach aus den grauen, feuchten, moosigen Mauern, aus den zerbröckelten Gesimsen über Fenstern und Türen. Sollte sie wieder ihr Glück versuchen? Sie zögerte. Endlich trat sie näher. O Gott, ihre Ahnung hatte sie nicht getäuscht: auch diese Kirche war geschlossen!

Hastig wich sie von der Türe zurück und ging zum Dorfe hinaus. Am Saume eines Wäldchens machte sie Halt. Hier wollte sie sich niederlegen und ruhen. Wie aber, wenn ihr morgen die Kräfte fehlten? Sollte sie sterben, ohne eines Priesters Beistand? Sie schauderte! Unsägliche Öde füllte ihr Herz. Sie legte ihr Bündel auf einen Stein und schlug es auseinander, um nachzusehen, ob sich nicht etwa noch ein Krümlein Brot darin befinde. Aber nichts! Sie hatte unterwegs das letzte aufgezehrt!

Da fiel ihr das seidene Geldbeutelchen ein. All die Zeit hatte sie es vergessen. Die paar Kreuzer konnten eben genügen, ihr ein bißchen Suppe zu verschaffen, und morgen würde Gott weiter helfen.

Moidl fühlte sich mit einem Male fröhlicher. Das Beutelchen erinnerte sie an Kandidus, und das gab ihr Lust und Liebe zum Leben. Wie würde er sich freuen, wenn er wüßte, daß sie in all diesen Tagen der Mühen und Entbehrung kein noch so leises Anzeichen ihres schrecklichen Übels verspürt hatte! Welche Wonne, wenn sie zu ihm zurückkehren konnte, genesen, befreit! Und wie würden alle, die sie kannten, sich verwundern und die Gnadenmutter vom Luschariberge preisen! O ja, sie stand an der Schwelle der Erlösung; der Fluch begann zu weichen!

Neu ermutigt kehrte sie ins Dorf zurück. Am ersten Hause, das etwas abseits von den übrigen stand, las sie den Namen der Ortschaft: »Gemeinde Windischeck«, in großen Lettern geschrieben. Ein hübsches, freundliches Bauernhaus war es, einstöckig, aber weitläufig gebaut mit nettem Söller und lachenden Blumenstöcken an den Fensterchen.

Moidl trat ein und befand sich in einem breiten, dämmerigen Hausflur. Ein zottiger Hund, der in einer Ecke lag, erhob sich, näherte sich langsam und beschnupperte sie. Dabei wedelte er aber, wie um sich wegen dieser Vorsichtsmaßregel, die sein Hauswächteramt ihm vorschrieb, zu entschuldigen. Diese freundliche Begrüßung, wo sie ärgerliches Knurren erwartet hatte, freute die arme Kirchfahrerin, und liebkosend streichelte sie den mächtigen Kopf des Hundes, während sie wiederholt versicherte, daß er »sehr brav« und »sehr schön« sei.

Indessen mußte der Ton ihrer Stimme wohl auch an andere Ohren gedrungen sein als an die buschigen des Hausphylax, denn aus einer Tür schlüpfte jetzt eine anmutige Silhouette, die jugendschlanke Gestalt einer Frau mit einem Kinde im Arme. Rasch trat sie auf den Hund zu und faßte ihn mit der freien Hand am Halsbande, als fürchte sie, er könne der späten Besucherin bange machen. Es war eine freundliche Bewegung, ein stummer Willkommgruß.

Schüchtern erkundigte sich Moidl, ob sie hier »für Geld und gute Worte« ein wenig Suppe haben könne.

»Für gute Wort', so viel's wollen,« sagte munter die andere; »aber für Geld geben wir nichts her. Der Zehentmaier, wissen's, hat kei' Wirtschaft nit.«

»Nachdem lass' ich halt den Herrgott zahlen,« erwiderte Moidl. »Und die Muttergottes vom Luschariberg,« fügte sie ermutigt hinzu.

»Ja, gehn's etwa auf den heiligen Berg?« rief lebhaft die Frau. Und dann fragte sie, woher Moidl komme und ob sie für heute schon eine Herberg habe. Als Moidl das verneinte, war sie der Teilnahme voll.

»Was, kei' Nachtquartier haben's noch, Sie Hascherl? Na, da bleiben's nur grad gleich da, wann's Ihna nit uneben is. Sei still, Herzerl,« wandte sie sich dann an das Kind, das plötzlich zu schreien begann. »Er ist grantig von wegen dem Zahnen, wissen's,« erklärte sie entschuldigend, »und beim Mus haben wir ihn auch gestört. Aber jetz' kommen's geschwind mit mir in d' Küch', und wann der Hansi fertig abgespeist is, nachher kommen Sie an d' Reih.«

Erleichterten Herzens schickte sich Moidl an, dieser gutgemeinten Aufforderung zu folgen – aber auf einmal wurde es Nacht vor ihren Augen, und sie sah und fühlte nichts mehr.


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