Hermann Bote
Till Eulenspiegel
Hermann Bote

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Die 69. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Bremen seinen Gästen aus dem Hintern den Braten beträufelte, den niemand essen wollte.

Als Eulenspiegel diesen Streich in Bremen vollbracht hatte, wurde er dort wohl bekannt, so daß ihn die Bürger gut leiden mochten und ihn seiner Streiche wegen bei sich behalten wollten. Und Eulenspiegel blieb lange in der Stadt.

Dort gab es eine Vereinigung von Bürgern und anderen Einwohnern, wie Kaufleuten. Die hielten miteinander Gelage in der Weise ab, daß einer nach dem andern Braten, Käse und Brot gab. Wer ohne triftigen Grund nicht kam, der mußte dem Gastgeber die Zeche zu Bremer Marktpreisen bezahlen. Auf ein solches Gelage kam Eulenspiegel. Sie nahmen ihn zu sich als einen Spaßmacher, damit er mit ihnen an den Zusammenkünften teilnahm.

Da das Gelage reihum ging, fiel es auch auf Eulenspiegel. Er lud seine Zechbrüder in seine Herberge, kaufte ihnen einen Braten und legte ihn aufs Feuer. Als nun die Imbißzeit heranrückte, kamen die Tischgenossen auf dem Markt zusammen und besprachen untereinander, wie sie Eulenspiegel die Ehre ihres Besuches geben wollten. Einer fragte den anderen, ob jemand wüßte, ob er auch etwas gekocht habe oder nicht, damit sie nicht vergebens zu ihm kämen. Und sie wurden sich einig, daß sie zusammen zu ihm gehen wollten. Es sei besser, sie empfingen den Spott zusammen, als einer allein.

Als die Zechbrüder vor die Tür von Eulenspiegels Herberge kamen, nahm er ein Stück Butter und steckte das hinten in seine Kerbe. Dann kehrte er den Arsch zu dem Feuer über den Braten und beträufelte so den Braten mit der Butter aus der Kerbe. Und als die Gäste an der Tür standen und feststellen wollten, ob er etwas gekocht habe, da sahen sie, daß er also beim Feuer stand und den Braten beträufelte. Da sprachen sie: »Der Teufel sei dein Gast, ich esse den Braten nicht!«

Und Eulenspiegel erinnerte sie an die Zahlung der Zeche, die sie ihm alle gern leisteten, damit sie von dem Braten nicht zu essen brauchten.


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