Hermann Bote
Till Eulenspiegel
Hermann Bote

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Die 67. Historie sagt, wie Eulenspiegel zu Hannover in eine Badestube schiß und meinte, sie sei ein Haus der Reinheit.

In der Badestube zu Hannover vor dem Leinetor wollte der Bader nicht, daß sie »Badestube« genannt werde, sondern ein »Haus der Reinheit«. Davon vernahm Eulenspiegel, und als er nach Hannover kam, ging er in diese Badestube, zog sich aus und sprach, als er in die Stube trat: »Gott grüß Euch, Herr, und Euer Hausgesinde und alle, die ich in diesem reinen Hause finde.« Dem Bader war das lieb, er hieß ihn willkommen und sprach: »Herr Gast, Ihr sagt mit Recht, das ist ein reines Haus. Es ist auch ein ›Haus der Reinheit ‹ und keine ›Badestube ‹. Denn der Staub ist in der Sonne und auch in der Erde, in der Asche und im Sand.«

Eulenspiegel sprach: »Daß dies ein Haus der Reinheit, ist, das ist offenbar. Denn wir gehen unrein herein und rein wieder heraus.« Mit diesen Worten schiß Eulenspiegel einen großen Haufen an den Wassertrog mitten in der Badestube, so daß es in der ganzen Stube stank. Da sprach der Bader: »Nun sehe ich wohl, daß deine Worte und Werke nicht gleich sind. Deine Worte waren mir angenehm, aber deine Werke taugen mir nicht; deine Worte waren gediegen, aber deine Werke stinken übel. Pflegt man dies in einem ›Haus der Reinheit ‹ zu tun?« Eulenspiegel sagte: »Ist das nicht ein ›Haus der Reinheit ‹? Ich hatte innen ein größeres Bedürfnis nach Reinigung als außen, sonst wäre ich nicht hereingekommen.« Der Bader sprach: »Diese Reinigung pflegt man auf dem Abtritt zu tun. Dies aber ist ein Haus der Reinigung durch Schwitzen, und du machst daraus ein Scheißhaus.« Eulenspiegel sagte: »Ist das nicht Dreck, der vom Menschenleib kommt? Soll man sich reinigen, so muß man sich innen und außen reinigen.« Der Bader wurde zornig und sprach: »So etwas pflegt man auf dem Scheißhaus zu reinigen, und der Abdecker fährt es hinaus zur Abfallgrube, nicht ich. Das pflege ich auch nicht wegzufegen und wegzuwaschen.«

Nach diesen Worten hieß der Bader Eulenspiegel, aus der Badestube zu gehn. Eulenspiegel sprach: »Herr Wirt, laßt mich vorher für mein Geld baden. Ihr wollt viel Geld haben, so will ich auch gut baden." Der Bader sagte, er solle nur aus seiner Stube gehn. Er wolle sein Geld nicht haben. Wolle er aber nicht gehen, so würde er ihm bald die Tür zeigen. Da dachte Eulenspiegel: Hier ist schlecht zu fechten, nackend gegen Rasiermesser. Und er ging zur Tür hinaus und sprach: »Was habe ich für einen Dreck so wohl gebadet.«

Er zog sich in einer Stube an, wo der Bader mit seinem Hausgesinde zu essen pflegte. Dort sperrte ihn der Bader ein. Er wollte ihn erschrecken, als ob er ihn gefangennehmen lassen wollte, drohte aber nur damit. Derweilen meinte Eulenspiegel, er habe sich in der Badestube noch nicht genug gereinigt. Er sah einen zusammengelegten Tisch, machte ihn auf, schiß einen Dreck hinein und machte ihn wieder zu.

Sogleich danach ließ ihn der Bader hinaus, und sie vertrugen sich wieder. Dann sprach Eulenspiegel also zu ihm: »Lieber Meister, in dieser Stube habe ich mich erst ganz gereinigt. Gedenket meiner freundlich, ehe es Mittag wird. Ich scheide von hinnen.«


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