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III.

Während Julien de Jonville und Rittmeister Cavaroc die vorerwähnten Abenteuer bestanden, war Paul Vitrac nicht auf Rosen gebettet.

Noch hatte er sich von den Aufregungen der jüngsten Nacht nicht erholen können, als er um die Mittagsstunde den Besuch eines Polizeiagenten erhielt, der ihn ersuchte, ihn zu dem mit der Untersuchung der Angelegenheit betrauten Richter zu begleiten, der ihn einem zweistündigen Verhöre unterzog.

Vitrac traf daselbst seinen Schüler Sparbüchse an, der gleichfalls vorgeladen worden war, und wenn dies bei Wanda unterlassen worden, so hatte dies seinen Grund bloß darin, daß die Behörden noch keine Kenntniß davon besaßen, in welchen Beziehungen sie zu dem berühmten Maler stand. Doch würde die Reihe auch an sie kommen, denn der Commissär hatte die Namen aller anwesenden Gäste notirt und diese sollten ohne Ausnahme einvernommen werden.

Vitrac hatte erklärt, daß ihm die Scene in seinem Atelier ganz unbegreiflich sei und er den abgeschnittenen Kopf nicht erkannt habe. Die beiden Freunde, die ihn beim Anblicke desselben den Namen einer Frau hatten nennen gehört, waren nicht zugegen, um ihn Lügen zu strafen, und für den Moment dachte die Behörde nicht an sie.

Sparbüchse hätte sich gehütet, Vitrac zu widersprechen, selbst wenn er es vermocht hätte, denn er war ihm treu ergeben wie ein Hund seinem Herrn; dagegen unterließ er es, die Schüler eines mit seinem Meister concurrirenden Ateliers zu beschuldigen, daß sie den geschmacklosen Scherz verübt hätten, wie er es im ersten Augenblicke gethan. Bevor noch Sparbüchse vor dem Untersuchungsrichter erschien, hatte er im Kreise seiner Collegen Erkundigungen eingezogen und sich auf diese Weise die Gewißheit verschafft, daß die Schüler Cantillon's an der Sache vollkommen unschuldig seien. Er beschuldigte jetzt einen unbekannten Feind Vitrac's, denn Feinde hat man immer, wenn man Talent besitzt, insbesondere aber wenn man viel Geld verdient.

Sparbüchse glaubte noch immer an einen schlechten Scherz und der Untersuchungsrichter schien seine Ansicht zu theilen. Er entließ ihn gleichzeitig mit Vitrac, nachdem er ihnen noch mitgetheilt, daß der Fortgang der Untersuchung von dem Ergebnisse, welches die Schaustellung in der Morgue und die Nachfrage in den Krankenhäusern zu Tage fördern würden, abhängen wird.

Gelangte man zu dem Resultate, daß die Todte aus dem anatomischen Hörsaale herrührt, so wird man auch den Urheber der lächerlichen Komödie ausfindig machen und demzufolge nicht weiter nach einem Mörder forschen, der nicht existirte; sollte die Todte aber in der Morgue erkannt werden, so wird die betreffende Person, welche die Todte erkennt, auch weitere Anhaltspunkte liefern können, welche zur Entdeckung des Schuldigen führen werden.

Vitrac verließ das Gerichtsgebäude gleichzeitig mit Sparbüchse, der ihm den Vorschlag machte, sich auf der Stelle nach der Morgue zu begeben. Dieselbe war von hier nicht weit entfernt, und es däuchte dem angehenden jungen Künstler ganz natürlich zu sein, wenn man jetzt hinging, um sich zu überzeugen, daß der Kopf der Todten thatsächlich zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt sei.

Vitrac lehnte den Vorschlag energisch ab und da Sparbüchse dabei beharrte und sich auf die ebenso verbreitete als falsche Ansicht berief, daß es die Mörder niemals unterlassen, sich an dem traurigen Orte einzufinden, wo die unglücklichen Opfer ihrer Unthaten besichtigt werden, verließ ihn Vitrac ohne weitere Erklärung. Es war sonst nicht seine Gewohnheit, seinen Lieblingsschüler derart zu behandeln, und Sparbüchse, der seit dem Balle mit seinem Meister noch nicht allein zu sein Gelegenheit gehabt, war ganz erstaunt darob, daß jener einem Meinungsaustausche über die Vorgänge der jüngsten Nacht aus dem Wege zu gehen schien. Man hätte daraus folgern sollen, Vitrac fürchte sich, über diese Vorgänge eine eigene Ansicht äußern zu müssen.

Der junge Mann schrieb die Schroffheit seines geliebten Meisters der nervösen Aufregung zu, in welcher sich derselbe noch immer befinden mochte; einen Moment später dachte er aber gar nicht mehr daran, sondern schritt wohlgemuth in östlicher Richtung davon.

Jean Dangelas, der sich des Spottnamens »Sparbüchse« erfreute, war ein merkwürdiger Typus der Pariser Bohème.

Dieser junge Mann, der zu allen tollen Streichen bereit war, der einmal zu Fuß nach Venedig gewandert war und unterwegs Porträts gemalt hatte, um den Schenkwirth zu bezahlen, wenn er nicht unter Gottes freiem Himmel übernachtete, der fast jede Nacht außerhalb seiner Wohnung in den verschiedensten Künstlerkneipen verbrachte, dieser Mann war der einzige Sohn der tugendhaftesten und sparsamsten aller Witwen, einer wahren Heiligen, die er zur Verzweiflung brachte und die er dennoch anbetete.

Sein Vater hatte ihm ein bescheidenes Vermögen hinterlassen, welches er binnen ganz kurzer Zeit verjubelt hatte; doch mußte man ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er von seiner wackeren Mutter niemals Geld verlangte, ihr sogar selbst von Zeit zu Zeit welches zukommen ließ. Jean lebte, wie man zu sagen pflegt, von der Hand zum Munde, ohne Sorge um die Zukunft.

Von Entbehren konnte bei ihm aber umsoweniger die Rede sein, als er dank der Arbeiten, die ihm Vitrac durch die Bilderhändler zukommen ließ, ein genügendes Auskommen fand, wozu sich noch die nicht eben seltenen Bestellungen gesellten, die ihm in den Kreisen, in welchen er verkehrte, ertheilt wurden.

Sparbüchse wußte bei Porträts die größte Aehnlichkeit zu erzielen; er hatte seine Kunst im kleinen Finger, nur huldigte auch er der neuen Richtung, und seine impressionistische Malerei schadete ihm ein wenig in den Augen seiner Kunden.

Auch in Bezug auf die Liebe bekannte sich Dangelas zum Naturalismus; er erblickte in der Liebe nur ein Mittel zum Vergnügen, und von Treue und Beständigkeit war bei ihm von vornherein keine Rede. Er behauptete, ein Künstler müsse voll und ganz der Kunst angehören, und habe kein Recht, sich durch eine ernstliche Leidenschaft binden zu lassen. Seine einzige und aufrichtige Liebe galt seiner Mutter und dann Vitrac. Für den Letzteren hätte er sich willig in Stücke reißen lassen, und wer in seiner Gegenwart ein abfälliges Urtheil über seinen vergötterten Meister abgegeben hätte, dem wäre es übel ergangen. Von Vitrac hätte er sich jede Demüthigung gefallen lassen und seine Verehrung für denselben ging bis zur Eifersucht.

Aus diesem Grunde hatte er denn auch für Wanda niemals Sympathie empfunden. Er zürnte ihr, weil sie sich seines Paul bemächtigt hatte, weil er deutlich erkannte, daß sie dessen Gattin werden wolle, und im Stillen arbeitete er daran, ihre Bestrebungen zu vereiteln. Offen wagte er sie aber nicht zu befehden, und so lebte er denn mit ihr auf dem Fuße des bewaffneten Friedens. Er beobachtete sie sorgfältig, ohne dies irgendwie zu verrathen, hätte sich aber niemals erlaubt, Vitrac zu beobachten, der ihn nicht ins Vertrauen zog.

Vitrac hätte es auch nicht geduldet, daß Sparbüchse sich in seine galanten Abenteuer menge, denn er besaß im höchsten Grade die Eigenschaft, ohne die man bei Frauen kein Glück hat. Vitrac war verschwiegen wie das Grab, und wenn er Jonville trotzdem anvertraut hatte, daß er eine schöne Ausländerin liebe, so war er hierzu gezwungen gewesen, da Jonville die Beiden in vertraulicher Unterhaltung im Bois de Boulogne angetroffen hatte. Zudem hatten sich seine Mittheilungen auf das Geständniß eines Verhältnisses beschränkt, dessen Bestehen unmöglich geleugnet werden konnte; im Uebrigen aber gab Vitrac seinem Freunde keinerlei weitere Aufschlüsse über die Dame, von deren Existenz Sparbüchse nicht einmal eine Ahnung hatte, und so konnte denn der leichtsinnige Jünger der edlen Malkunst keinen Moment daran denken, daß sein Meister die Todte kenne.

Dangelas hatte die bedauernswerthe Frau zu ihren Lebzeiten niemals gesehen, denn sie hatte sich kein einzigesmal in dem Atelier Vitrac's eingefunden; er selbst aber trieb sich als eingefleischter Pariser stets nur in den Straßen Neu-Athens herum. Er verabscheute die grünen Bäume und Sträucher und setzte nie den Fuß ins Bois de Boulogne oder auch nur in die Champs Elysées; höchstens daß er ein- oder zweimal im Jahre in den Monceau-Park gerieth, um daselbst seine Pfeife zu rauchen.

Umsomehr war er in der Stadt selbst zu Hause. Er kannte alle Ecken und Winkel derselben, hatte als kleiner Junge in der Rue d'Arcole gewohnt und fand sich auch jetzt noch häufig daselbst ein, um, wenn ihn gerade die Lust dazu anwandelte, in dem kleinen Seine-Arm zu angeln.

Es währte kaum eine Viertelstunde, als er vor der Morgue anlangte, wo er eine Menge Leute anzutreffen meinte, zu seiner größten Ueberraschung aber nur eine ganz geringe Anzahl von Neugierigen vorfand. Er zog daraus den Schluß, daß der Kopf noch nicht ausgestellt sei, und schon wollte er sich entfernen, als ihm einfiel, daß die Morgenblätter über die Vorgänge in dem Atelier Vitrac's noch nicht hatten berichten können, da sich diese Dinge ereignet hatten, als sich die Zeitungen bereits unter der Presse befanden. Der abgeschnittene Kopf konnte sich recht gut in der Morgue befinden, ohne daß die Bevölkerung Kenntniß davon besaß.

Dangelas wollte bereits eintreten, als er dicht vor dem Gitter, welches den freien Raum um die Morgue umschließt, ein Gesicht erblickte, welches der Aufmerksamkeit wohl werth war.

Es war das ein ganz junges Mädchen mit rosiger Gesichtsfarbe, fast noch ein Kind, das an einem Riemen einen Carton am Arme trug und begierig die schmucklosen Mauern der Morgue anblickte. Sie war am Rande des Trottoirs, dem weit geöffneten Thore gerade gegenüber stehen geblieben, und man konnte leicht ersehen, daß sie da gar zu gern eingetreten wäre.

Hieran war nichts zu verwundern, denn es giebt in Paris gar viele Putzmacherinnen, die, um sich eine angenehme Aufregung zu verschaffen, die ertrunkenen und sonstwie ums Leben gekommenen Menschen besichtigen; dies ist bei weitem wohlfeiler als ein Sitz in einem Vorstadttheater und die gesuchte Aufregung ist bei weitem größer.

Das junge Mädchen aber war so anmuthig, daß Dangelas stehen blieb, um sich an dem Anblicke dieser frisch erblühten Blume zu ergötzen.

Er vergaß ganz und gar, weshalb er hierhergekommen war und dachte bloß darüber nach, wie er mit dem hübschen Kinde bekannt werden könnte. Uebermäßige Schüchternheit gehörte nicht zu den Fehlern des jungen Malers, bei dem es sonst an solchen nicht mangelte, und er verstand es vortrefflich, mit jungen Ladenmädchen Bekanntschaft zu schließen.

Heute war er sogar elegant gekleidet, denn um vor dem Untersuchungsrichter zu erscheinen, hatte er seine gewöhnliche Ateliertracht gegen einen tadellosen schwarzen Anzug vertauschen müssen; er konnte also seine gesammten körperlichen Vorzüge zur Geltung bringen und zweifelte an dem Erfolge auch gar nicht. Dessenungeachtet zögerte er, das junge Mädchen anzusprechen, denn sie glich so ganz und gar nicht ihren Colleginnen, die durch die Straßen traben, um die ihnen ertheilten Aufträge zu besorgen.

Offenbar gehörte sie zu den Aristokratinnen unter den Ladenmädchen, denn sie war mit einer gewissen Eleganz, vor allem aber mit einer bemerkenswerthen Sorgfalt gekleidet. Kein Faden, kein Bändchen war an ihrem Leibchen oder ihrem Kleidsaume lose, Kragen und Manschetten waren schneeweiß, das kleine, sehr einfache Hütchen kleidete sie vorzüglich, ihre Handschuhe waren beinahe neu, und an ihren niedlichen Schuhen war keine Spur von Koth zu entdecken. Man erkannte auf den ersten Blick, daß sie auf den Fußspitzen zu gehen gewohnt war, und Dangelas brachte den tadellos gekleideten Frauen eine um so größere Hochachtung entgegen, als seine äußere Erscheinung gar oft zu wünschen übrig ließ – ein neuerlicher Beweis für das Naturgesetz von der Anziehungskraft der Gegensätze.

Noch mehr als all diese Einzelheiten gefiel dem jungen Maler aber die ausnehmende Anmuth des niedlichen Gesichtes, der heitere, intelligente, sanfte Ausdruck desselben, und er mußte sich sagen, daß bei diesem reizenden Mädchen seine sonstige siegesgewohnte Keckheit nicht zum Ziele führen würde.

Er mußte demnach sehr vorsichtig zu Werke gehen, was ihm indessen keine Schwierigkeiten bereitete, da er sein Verhalten den Umständen anzupassen verstand; in solchen Fällen ist es aber sehr oft das erste Wort, welches über den Erfolg entscheidet, und Sparbüchse suchte nach einer Einleitung, die weder beleidigend, noch derb war. Er glaubte endlich eine solche gefunden zu haben und unbemerkt näherte er sich dem jungen Mädchen, welches ganz versunken in die Betrachtung des düsteren Gebäudes gar nicht auf ihn achtete.

»Sie wagen nicht einzutreten, mein Fräulein, wie?« fragte er halblaut.

Sie fuhr zusammen, wie jemand, den man aus tiefem Schlafe weckt, wich zwei Schritte zurück und erröthete sogar ein wenig; sie gerieth aber nicht in Verwirrung und begann ihn ruhigen Blickes zu mustern, um zu sehen, mit wem sie es zu thun habe. Sparbüchse zog daraus den Schluß, daß er es mit keiner einfältigen Person zu thun habe und muthig fortfahren könne.

»Sie wagen es nicht, weil Sie allein sind,« fuhr er fort; »doch in meiner Begleitung werden Sie keine Furcht empfinden.«

Er reichte ihr bei diesen Worten den Arm mit der Würde und Förmlichkeit eines Herrn, der in vornehmer Gesellschaft seine Dame in den Speisesaal geleitet, nachdem der Diener gemeldet, daß aufgetragen sei. Dangelas war in dieser Stellung mit vorgeneigtem Oberkörper und dem korbhenkelartig von sich gespreizten rechten Arm so komisch anzusehen, daß sich die Kleine nicht enthalten konnte zu lachen. Dies war ein gutes Zeichen und Sparbüchse fuhr in seinen Bemühungen tapfer fort.

»Sie wollen mir Ihren Arm nicht reichen?« fragte er heiter. »Sie haben übrigens recht, mein Fräulein, denn wir würden wie ein Brautpaar aussehen. Kommen Sie aber immerhin, damit ich Ihnen die Merkwürdigkeiten dieses Gebäudes zeigen kann.«

»Dies ist also die Morgue?« fragte das junge Mädchen und blickte Sparbüchse mit den großen blauen Augen fest an.

»Ja, schönes Kind. Haben Sie dieselbe noch nie gesehen?«

»Nein; ich komme heute zum erstenmale in diese Gegend. Hier werden also die Todten zur Besichtigung ausgestellt?«

»Ja, mein Fräulein; die Todten nämlich, die aus der Seine gezogen werden.«

»Brrr! – die müssen aber häßlich sein!«

»Bah! Hübsch sind sie gerade nicht, und besonders mangelt es ihnen an einer gewissen Frische – aber ansehen kann man sie schon.«

»Ich danke! Mir ist gar nicht daran gelegen, nur möchte ich wissen, wie die Dinge da drinnen eingerichtet sind. Meine Principalin war schon einmal da, und sie behauptet, es sehe gerade so aus wie das Schaufenster ihres Verkaufsladens. Ich würde es vielleicht wagen, hineinzugehen, wenn ich sicher wäre, daß keine Todten zu sehen sind.«

»Das trifft sich ja ausgezeichnet! Heute ist alles leer. – Ich war soeben drin und kann Sie versichern, daß kein einziger Leichnam zu sehen ist.«

Sparbüchse log eigentlich. Er war gar nicht in der Morgue und wußte daher auch nicht, ob die Tische, auf welche die Leichname gelegt werden, besetzt waren oder nicht; doch wollte er kein Mittel unversucht lassen, um mit der reizenden Kleinen näher bekannt zu werden. Er nahm sich sogar vor, aus der Ergriffenheit Nutzen zu ziehen, welche sich ihrer zweifellos bemächtigen wird, wenn sie mit einemmale irgend einen scheußlichen Leichnam vor sich sehen wird.

Ein weibliches Wesen, gleichviel ob Frau oder Mädchen, ist für die Aufmerksamkeiten eines galanten Ritters stets empfänglicher, wenn es sich in ergriffener Stimmung befindet, und der unternehmende junge Maler nahm sich bereits vor, seiner anmuthigen Begleiterin ein Glas amerikanischen Grogs anzubieten, um sie beim Verlassen der Morgue neu zu stärken. Das Merkwürdigste an der Sache war aber, daß er nicht im Entferntesten mehr an den abgeschnittenen Kopf dachte, dessentwillen er eigentlich den weiten Weg zurückgelegt hatte.

»Wirklich? Ist es wahr? Es sind keine Todten zu sehen?« fragte das junge Mädchen.

»Ueberzeugen Sie sich selbst. – Wie Sie sehen, geht niemand hinein und wer hineingeht, kommt sofort wieder heraus. – Benützen Sie den günstigen Augenblick, mein Fräulein – dies ist der richtige Moment – die beste Gelegenheit!« sprach Sparbüchse und ahmte dabei Stimme und Geberden eines Ausrufers nach, der auf den Jahrmärkten das Publicum zum Besuche seiner Bude aneifert.

Seine komischen Grimassen belustigten das junge Mädchen, das seinen Ernst nicht länger bewahren konnte. Sparbüchse hatte es an seiner schwächsten Seite gefaßt; er war auf ein heiteres, harmloses Wesen gestoßen, welches stets bereit war, sich ohne Hintergedanken dem Vergnügen hinzugeben.

Er benützte den günstigen Moment, um vertraulichen Tones hinzuzufügen:

»Es wäre aber auch angezeigt, wenn Sie sich beeilen wollten, denn um diese Zeit pflegt ein neuer Transport anzulangen, so daß der Saal schwerlich länger leer bleiben dürfte.«

Das letzte Argument wirkte und das junge Mädchen trat durch das Gitterthor, zur nicht geringen Befriedigung des Malers, der über den Erfolg seiner Bemühungen ganz entzückt war.

Dangelas hatte recht gehabt, als er sagte, daß heute nur wenig Neugierige zugegen seien. In der That überschritten nur sehr wenig Personen die Schwelle der Morgue; doch kamen sie nicht so schnell wieder zum Vorschein, wie er es behauptet hatte, woraus man den Schluß ziehen konnte, daß es an dem düsteren Orte dennoch etwas zu sehen gebe.

Diesen Schluß zog auch Dangelas und dadurch fiel ihm der abgeschnittene Kopf wieder ein, was ihn aber in seinem Vorhaben nicht wankend machen konnte. War der Kopf zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt, so wird der Anblick desselben die kleine niedliche Putzmacherin noch mehr ergreifen als der Anblick eines gewöhnlichen Leichnams, und dies war es ja gerade, was er wünschte.

Die Kleine war in der Vorhalle stehen geblieben und zögerte jetzt weiterzugehen, gleichwie eine weiße Katze am Rande einer Pfütze zögert, da sie sich zu beschmutzen fürchtet. Es handelt sich jetzt auch darum, die Mauer zu umschreiten, die sich hier gleich einer spanischen Wand erhebt, damit man von der Straße aus die sich im Hintergrunde des Saales befindlichen traurigen Schaustücke nicht sehen könne.

»Der Ort ist gar nicht so abschreckend, wie Sie jetzt zugeben werden,« raunte Dangelas dem jungen Mädchen zu, indem er auf den hübsch gemusterten Mosaikfußboden und die mit Glasscheiben versehene Decke deutete, durch welche die Sonne ihre heiteren Strahlen hereinsandte.

Es befanden sich keine zwanzig Personen in dieser Vorhalle, wenn man zwei Männer hinzurechnete, die nach ihrer Miene geurtheilt recht gut zwei Polizeiagenten sein konnten und in einer Ecke leise miteinander sprachen, während die Neugierigen vor den großen Glasscheiben standen, hinter welchen sich zweifellos andere bemerkenswerthe Dinge als die Marmortische und Messingsockel befanden.

Sparbüchse, der dank seiner Länge die anderen Sterblichen um mindestens Haupteslänge überragte, brauchte sich nicht vorzudrängen, um zu sehen, was die Anderen betrachteten.

Es war in der That der Kopf, der schreckliche, abgeschnittene Kopf, den er Abends zuvor einen Moment an den Haaren emporgehoben hatte, und trotzdem er darauf vorbereitet gewesen, ihn hier vorzufinden, vermochte er sich einer gewissen Erschütterung nicht zu erwehren.

Man hatte den Kopf in einer Weise zur Schau gestellt, daß ganz Paris herbeigelockt werden mußte, sobald die Zeitungen über das Ereigniß berichten werden.

Der Kopf befand sich auf einer Art Postament, welches dicht an die Glasscheibe gerückt war, die blonden Haare, welche das Gesicht gleich einem Rahmen umgaben, ohne es zu verdecken, wallten frei herab, die Augen standen offen, und um den Verwesungsproceß zu verhindern, war der Kopf offenbar einbalsamirt worden, denn die Haut zeigte keinen der blauen Flecken, die nach eingetretenem Tode zu erscheinen pflegen.

Der Anblick war ein so ergreifender, daß keiner der Zuschauer ein Wort laut werden ließ, trotzdem sich unter denselben wie immer solche Personen befanden, die nicht daran gewöhnt waren, zu schweigen, wie zum Beispiel Fischweiber von dem nahe gelegenen Marktplatze Maubart, die herbeigeeilt waren, um sich an dem schauerlichen Schauspiele zu ergötzen.

Eine nach der Anderen entfernte sich, fast ebenso fahl und farblos wie die Todte selbst, und der dadurch frei gewordene Raum gestattete den Anderen, immer näher zu kommen. So oft eine derartige Verschiebung stattfand, entstand in der dichtgedrängten Gruppe eine kleine Lichtung, und durch eine dieser Lichtungen erblickte die kleine Putzmacherin, die sich an der Seite des jungen Malers befand, mit einemmale den leblosen Kopf.

Sie ließ auch keinen Laut vernehmen, stieß keinen Schrei aus, aber der junge Mann, der sie aufmerksam beobachtete, sah deutlich, wie sich ihre Züge verzerrten, ihre Augen sich übermäßig vergrößerten, während sie sich gleichzeitig krampfhaft an seinen Arm klammerte.

Es war in seiner Absicht gelegen, ihr eine starke Erschütterung zu bereiten: doch nun merkte er, daß ihm sein Vorhaben nur zu gut gelungen war, denn es ward ihm klar, daß die Kleine jeden Augenblick ohnmächtig werden konnte. Er wollte aber um jeden Preis eine Scene verhüten, die nothwendig die Aufmerksamkeit der zur Beobachtung hierher entsendeten Agenten erregen mußte, und um dieser Perspective aus dem Wege zu gehen, legte er rasch den Arm um den Leib der kleinen Putzmacherin, die er nach rückwärts zog und förmlich bis zum Ausgange trug.

Hier mußte er sich noch bücken, um die Schachtel aufzuheben, die sie fallen ließ, und mußte die Straßenjungen verscheuchen, die sich lachend anzusammeln begannen, wobei sie allerlei spöttische Bemerkungen laut werden ließen. Diese Bemerkungen tönten Dangelas noch in den Ohren, als er bereits den Vorplatz vor dem düsteren Gebäude erreicht hatte, wo er bei einem Blicke auf die zurückbleibende hoffnungsvolle Straßenjugend zu seinem nicht geringen Verdrusse die Gestalt eines der Agenten entdeckte, die die Polizei vorsichtigerweise hierher beordert hatte. Offenbar muthmaßte der pflichteifrige Mann, daß das junge Mädchen den Kopf erkannt habe, und er folgte ihr, um zu hören, was sie sagen werde.

Um ihn von der Spur abzubringen, sprach Dangelas, der die halbe Ohnmacht der Kleinen nur dem übermäßigen Schrecken zuschrieb, mit ziemlich lauter Stimme:

»Ich hatte es Ihnen gesagt, daß Sie dieser Anblick erschrecken werde; doch muß man darum nicht gleich in Ohnmacht fallen. Diese blonde Frau, die man um einen Kopf kürzer gemacht hat, geht Sie ja nichts an und Sie haben sie nie im Leben gesehen. Machen wir einen kleinen Spaziergang, damit Sie sich erholen.«

Der aufmerksam horchende Agent verlangte nicht mehr zu wissen und kehrte in den Saal zurück, um seinen Posten wieder einzunehmen.

Die kleine Putzmacherin hatte keine Antwort gegeben; sie war ganz außer sich und lehnte den Arm des jungen Mannes nicht mehr ab, der sie an das Ende des kleinen Parkes geleitete, der die Morgue umgiebt, und sie dort auf einer Bank Platz nehmen ließ. Es wimmelte hier von kleinen Kindern, die unter der Obhut ihrer Wärterinnen jauchzend in den milden Sonnenstrahlen umhersprangen. Man hielt die Beiden für ein Liebespaar und niemand kümmerte sich um sie.

»Denken Sie nicht mehr daran, mein Fräulein,« hub Sparbüchse beruhigenden Tones an; »sonst wird Sie der häßliche Anblick noch in Ihren Träumen verfolgen. Hätte ich gewußt, daß Sie so furchtsamer Natur sind, so hätte ich Sie gewiß nicht beredet, mit mir hineinzugehen, davon dürfen Sie überzeugt sein.«

»Ich hatte ja keine Furcht,« stammelte die Kleine.

»Es sah aber genau wie Furcht aus. Sie sind auch jetzt noch ganz bleich und zittern an allen Gliedern.«

»Weil ich – diese Todte – gekannt habe.«

»Unmöglich!« rief Dangelas aus.

»Ich erkläre Ihnen, daß ich sie erkannt habe. Sie ist eine Kunde meiner Principalin. Erst vor wenigen Tagen kam sie zu uns in den Laden, um einen Hut zu bestellen – und dieser Hut befindet – sich da in meiner Schachtel.«

»Wie! Als ich Ihnen vorhin begegnete, begaben Sie sich zu ihr?«

»Nicht ganz direct. Meine Principalin gab mir einen Auftrag für unseren Blumenfabrikanten, der auf der Insel Saint Louis wohnt. Zu diesem war ich bereits gegangen und nun wollte ich den Hut zur Probe abgeben.«

»Die Dame wohnt also hier in der Nähe?«

»Ach nein – sie wohnt sogar sehr weit von hier. Meine Principalin sagte mir, ich möge bei der Tournellebrücke den Propeller besteigen und auf dem Rückwege den nach Passy-Bourse fahrenden Omnibus benützen, der an der Rue de la Paix vorüberfährt. Weshalb kam ich aber auch auf den unglücklichen Gedanken, hierher zu kommen? Daran ist aber unsere erste Mamsell schuld, denn sie erzählte uns, sie sei schon einmal in der Morgue gewesen und habe dort ein armes kleines Kind gesehen, welches ganz einem schlafenden Engel glich.«

»Nun, schaden wird es Ihnen nicht weiter, daß Sie auch da gewesen sind.«

»Das nicht, aber meine Principalin wird mich auszanken und alle Mädchen im Laden werden mich verspotten.«

»Wenn's nichts weiter wäre, das könnte noch ertragen werden,« bemerkte Dangelas halblaut.

»Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich fürchte sehr, daß Sie es mit der Polizei, dem Untersuchungsrichter und noch vielen anderen Dingen zu thun haben werden.«

»Ich? – Weshalb denn?«

»Weil die Frau, deren Kopf da zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt, zweifellos ermordet wurde. Niemand hat dieselbe erkannt – nur Sie allein – und so wird man Sie natürlich einem Verhöre unterziehen. Sie werden noch von Glück sagen können, wenn man Sie auf freiem Fuße belassen wird.«

»Ich sollte verhaftet werden? Da würde ich mich lieber tödten und mein Großvater würde vor Kummer sterben. Man wird mich aber nicht verhaften; ich habe ja nichts Uebles gethan!«

»Ich sage ja nicht, daß man Sie verhaften wird, aber Unannehmlichkeiten werden Sie haben ohne Zahl. Sie wissen nicht, was es bedeutet, von diesen Leuten verhört zu werden! Man sucht nach Zeugen, um den Mörder ausfindig zu machen – man wird auf Sie aufmerksam werden, und sobald Sie der Polizei Namen und Wohnung der Dame nennen werden, deren Kopf Sie in der Morgue erkannt haben, wird man Sie zwingen, die Polizei zu derselben zu führen. Schon vorhin folgte uns ein Polizeiagent aus dem Saale bis zur Thür, weil er in Folge Ihres Schreckens meinte, daß Sie den Kopf erkannt hätten. Ich an Ihrer Stelle würde schweigen.«

»Meine Principalin wird mich aber fragen, weshalb ich den Hut nicht abgegeben habe.«

»Es hindert Sie ja nichts, denselben abzugeben. Wo wohnt die Dame, die den Hut bestellt hat?«

»Ich war noch nie bei ihr, aber die Adresse steht auf der Rechnung – Rue Berton Nummer acht.«

»Rue Berton? Das ist in Passy, glaube ich,« sagte der Maler.

»Ja – dicht am Quai; darum sagte mir auch meine Principalin, ich möge den Propeller benützen.«

»Nun, so führen Sie Ihren Auftrag ruhig aus. Sie besitzen eben von gar nichts Kenntniß und dann werden Sie sehen, ob Sie in der Rue Berton Zutritt erhalten.«

»Ich sollte aber den Hut zur Anprobe übergeben und den Betrag der Rechnung erhalten.«

»Das Anprobiren dürfte mit Schwierigkeiten verbunden sein; dagegen glaube ich, daß man Sie bezahlen wird – die Dame war jedenfalls verheiratet und Sie werden sagen, man möge Sie zu dem Gatten führen.«

»Das würde ich niemals wagen. Bedenken Sie nur, vielleicht hat er gar seine Frau selbst ermordet!«

»Dies wäre nur ein Grund mehr für ihn, um zu bezahlen. Sie werden das Geld Ihrer Principalin übergeben, und wenn Sie schweigen können, so wird niemand erfahren, daß Sie die Unglückliche, der man den Hals abgeschnitten hat, vom Sehen aus kennen.«

»Das wäre mir ja schon recht; doch werde ich niemals den Muth haben, in dieses Haus einzutreten – vielleicht ist die arme Frau dort ermordet worden.«

»Wollen Sie mit mir dahin gehen?«

Diese Worte, welche das junge Mädchen nicht vorausgesehen, versetzten sie in eine gewisse Verlegenheit. Dangelas hatte sich so vernünftig und vertrauenerweckend benommen, daß sie ihm nicht mißtraute und durch seinen Vorschlag nur ganz wenig erschreckt wurde. Indessen war ihre ganze Bekanntschaft bloß eine halbe Stunde alt, und die niedliche Kleine legte sich die Frage vor, was er von ihr denken werde, wenn sie seine so kühn angebotene Begleitung annahm.

Nicht als ob sie sehr schüchtern gewesen wäre, denn sie war gewohnt, im Auftrage ihrer Principalin durch die Straßen der Hauptstadt zu wandern, wobei sie so mancher bewundernde Blick traf; doch wenn sie in Gesellschaft eines eleganten und hübschen jungen Mannes die halbe Stadt durchschritt, so setzte sie sich allerlei müßigem Gerede aus, denn sie konnte unterwegs sehr leicht einer Collegin oder einer der vielen Damen begegnen, die in ihrem Laden verkehrten und die sie sicherlich ihrer Principalin verrathen würden.

Wäre Dangelas alt und häßlich gewesen, so hätte sie vielleicht nicht so lange gezögert; doch Dangelas gefiel ihr sowohl seines offenen, treuherzigen Gesichtes, als auch seines glatten, gewandten Benehmens halber, und ihr weiblicher Instinct warnte sie vor der plötzlich erwachten Sympathie, die der junge Maler in ihr geweckt hatte. Dessenungeachtet fiel es ihr schwer, ihm ohneweiters einen Korb zu ertheilen, und nach einigem Besinnen fiel ihr eine Wendung ein, die ihr als Entschuldigung dienen konnte.

»Ich danke Ihnen, mein Herr,« sprach sie langsam; »ich hätte gegen Ihre Begleitung nichts einzuwenden; doch glaube ich Ihren Rath nicht befolgen zu sollen. Ist diese Dame ermordet worden, so habe ich kein Recht zu schweigen – und wenn die Behörden nach dem Mörder forschen, so ist es meine Pflicht, zu sagen, was mir bekannt ist, um diese Nachforschungen zu unterstützen, so weit es mir möglich ist.«

»Ihre Pflicht?« rief Sparbüchse aus. »O nein! – Zumindest ist dies aber eine Gewissensfrage, in welcher ich keine Entscheidung zu treffen vermag. Ich an Ihrer Stelle würde schweigen; meine Sache ist es nicht, nach Mördern zu suchen – und Sie können überzeugt sein, daß ich die Mittheilungen, die Sie mir gemacht haben, für mich behalten werde. Folgen Sie mir, mein Fräulein, und halten Sie sich von der ganzen Sache fern.«

»Wozu sollte ich dann nach der Rue Berton gehen?«

»Sie nannten mir ja selbst den Grund – um den Hut unter der auf der Rechnung befindlichen Adresse abzugeben. Dies ist das einzige Mittel, um allen Vorwürfen und Fragen Ihrer Principalin aus dem Wege zu gehen.«

Das junge Mädchen wußte hierauf nichts zu erwidern und Dangelas fuhr überzeugungsvoll fort:

»Ich gebe Ihnen die Versicherung, mein Fräulein, daß dies das beste ist, was Sie thun können, wenn Sie nämlich von der ganzen widerlichen Geschichte fernbleiben wollen. Was Ihnen auch in der Rue Berton widerfahren mag – Sie werden nach keiner Richtung hin bloßgestellt erscheinen, denn niemand wird erfahren, daß Sie erst in der Morgue waren, bevor Sie dahin gingen. Irgend einer Gefahr können Sie hierbei auch nicht ausgesetzt sein, denn ich werde Sie bis zum Hausthor begleiten, ja sogar in das Haus auch, wenn Sie es wünschen. Sie kennen mich zwar nicht; doch soll dem sofort abgeholfen werden. Ich heiße Jean Dangelas, bin Künstler, das heißt Maler, und davon lebe ich recht auskömmlich; ich bin unabhängig wie der Vogel in der Luft, denn ich habe keine anderen Verwandten außer einer alten Mutter, die meiner, gottlob, nicht bedarf. Dies meine Personalien, wie es im Polizeistil heißt, wobei Sie gütigst beachten wollen, daß ich von Ihnen nicht das Gleiche gefordert habe.«

»O!« erwiderte das junge Mädchen, »ich habe gar nicht die Absicht, Ihnen ein Geheimniß aus meinem Namen zu machen. Ich heiße Auguste Bernier – das läßt sich leicht behalten, und daß ich Putzmacherin bin, wissen Sie bereits. Ich arbeite bei Frau Lucie Courtais in der Rue de la Paix. Sie haben keine anderen Verwandten als Ihre Mutter, und ich verlor meine Mutter bei meiner Geburt und meinen Vater als ganz kleines Kind. Ich lebe bei meinem Großvater, der bei der Marine gedient hat und jetzt pensionirt ist – und da ich gerade von ihm spreche – wenn er wüßte, was ich erfahren habe, so würde er mir sicherlich befehlen, alles zu offenbaren. Ich müßte ihn zu Rathe ziehen.«

»Sie werden daran sehr wohl thun, mein Fräulein, wenn Sie von Passy zurückkehren; jetzt wäre dies aber meiner Ansicht nach verfrüht, denn wenn Sie, was nicht unmöglich ist, in der Wohnung der Dame, die den Hut bestellt hat, die Entdeckung machen, daß dieselbe nicht todt ist, und Sie vorhin bloß durch eine oberflächliche Aehnlichkeit getäuscht wurden, so werden Sie es gewiß bereuen, daß Sie Ihrem Großvater erzählt haben, Sie seien in der Morgue gewesen.«

Dieses Argument schien einen gewissen Eindruck auf Auguste Bernier zu machen. Sie gab keine Antwort, sondern dachte nach, und es war leicht zu ersehen, daß sie sich versucht fühlte, die ihr angebotene Begleitung des jungen Künstlers anzunehmen, der mehr als einen Grund dazu hatte, ihr den Rath zu geben, sie möge sich ihres Auftrages sofort entledigen und weiterhin Schweigen beobachten.

Er wollte es nicht bei der flüchtigen Bekanntschaft mit diesem niedlichen jungen Wesen bewenden lassen, welches ihm der Zufall in den Weg geführt hatte und ihm ganz ungemein gefiel; was hingegen die geheimnißvolle Angelegenheit des abgeschnittenen Kopfes betraf, so wollte er sich von derselben fernhalten, so lange er nicht besser unterrichtet war. Erstens hatte sich die kleine Putzmacherin möglicherweise geirrt und er wollte sich keine Blöße geben; hatte sie sich aber nicht getäuscht, sondern die Todte wirklich erkannt, so konnte er noch immer die Polizei unterrichten; doch gedachte er vorher, noch mit Vitrac Rücksprache zu nehmen.

Dangelas hatte bereits wahrgenommen, daß sein geliebter Meister wiederholt vom Hause abwesend war; den Grund davon errieth er freilich nicht, erachtete es aber immerhin für geboten, nichts zu übereilen, damit Vitrac in seinen Handlungen nicht gehemmt werde. Er beschloß, ihn aufzusuchen, wenn er aus der Rue Berton gekommen, wo nach der Aussage der Putzmacherin die ermordete Dame wohnte und ihm über alles getreulich Bericht zu erstatten. Der scheinbar sorglose und oberflächliche junge Mann besaß genügend Urtheilskraft und Scharfsinn, um zu errathen, daß hier ein Geheimniß obwalte, welches Vitrac gewahrt wissen wollte.

»Nun, mein Fräulein,« hub er nach einer Weile von neuem an, »haben Sie bereits einen Entschluß gefaßt? Vielleicht beobachtet uns jemand, und Ihre Principalin dürfte ungeduldig werden, wenn Sie zu lange säumen. Meiner Ansicht nach wäre es an der Zeit, uns auf den Weg zu machen.«

»Gehen wir also!« sprach Auguste, indem sie sich rasch erhob. »Ich habe Vertrauen zu Ihnen – nur müssen Sie mir versprechen, daß Sie mir nicht folgen werden, wenn mein Auftrag erledigt ist.«

»Ich schwöre es Ihnen!« gelobte Dangelas feierlich, als hätte er vor Gericht einen Eid geleistet. »Kommen Sie – der Omnibusstandplatz befindet sich ganz in der Nähe.«

Er wagte ihr jetzt nicht den Arm anzubieten, sondern schritt an ihrer Seite über die Archevêché-Brücke, welche die Cité mit dem Quai de la Tournelle verbindet. Unterwegs begegneten sie vielen Personen, die nach der Morgue gingen, Arbeitern in blauer Blouse und Frauen mit Kopftüchern.

Die Kunde von der absonderlichen Schaustellung begann sich in dem Stadtviertel zu verbreiten und verfehlte nicht, die Neugierigen massenhaft anzulocken, so daß man mit Sicherheit eine Menschenstauung vor der Morgue voraussehen konnte.

Auguste sprach kein Wort und Sparbüchse hütete sich, sie mit zudringlichen Fragen zu belästigen. Er beschränkte sich darauf, sie von der Seite zu beobachten, und je länger er sie betrachtete, je reizender erschien sie ihm. Er bedauerte bereits, daß die Begegnung unter Umständen erfolgt war, die es ihm verwehrten, in seinen Bewerbungen nachdrücklicher aufzutreten. Er hatte sich verpflichtet, sie nach Passy zu begleiten und sie dort zu verlassen; dies mußte allerdings eingehalten werden, doch gedachte er sich nicht so streng an den Wortlaut des geleisteten Versprechens zu halten.

Sie langten beim Propellersteg an, gerade als das kleine Fahrzeug daselbst landete, und alsbald hatten sie sich auf demselben niedergelassen. Jetzt knüpfte Dangelas den Faden der Unterhaltung wieder an, unterließ es aber wohlweislich, den abgeschnittenen Kopf zu erwähnen. Er sprach nur von sich selbst und seiner niedlichen Begleiterin: von sich, um die Herrlichkeiten des Künstlerlebens zu rühmen, von ihr, um sich unauffällig nach der Lebensweise zu erkundigen, die sie führte. Sie antwortete ihm offen und unbefangen, wie es ein ehrbares, rechtschaffenes Mädchen thut, das weder in der Gegenwart, noch in der Vergangenheit etwas zu verbergen hat, und noch bevor das Schiff an der Concorde-Brücke landete, wußte Dangelas, daß Auguste vor wenigen Wochen achtzehn Jahre alt geworden – sie schien jünger zu sein – daß sie in der Provinz erzogen wurde, daß ihr Großvater sie an einen rechtschaffenen Mann zu verheiraten gedachte, trotzdem er sie in einen Putzmacherladen gesteckt – diese alten Seebären sind ja so arglos – und daß er sie jeden Abend aus dem Laden abholt, um mit ihr nach Hause, in die Rue Port Mahon zu gehen, wo man am Dachboden eine kleine Wohnung inne hatte.

Dangelas prägte diese Einzelheiten sorgfältig seinem Gedächtnisse ein, um aus denselben gegebenenfalls später Nutzen zu ziehen, als er zu bemerken glaubte, daß sie von einem Herrn beobachtet wurden.

Dieser Herr lehnte an der Brüstung des Propellers, und obschon er vor sich in das Wasser hinabzublicken schien, entging ihm offenbar keine Bewegung des in seiner Nähe sitzenden jungen Paares. Sein Aussehen war kein sehr vertrauenerweckendes, obschon man gegen seine Kleidung nichts einwenden konnte. Mit seinem finsteren Gesichte, dem kurzen struppigen Schnurr- und kleinen Backenbart konnte er recht gut ein Gendarm in bürgerlicher Tracht sein, und Dangelas, von dem der Gedanke, daß er seit seinem Besuche in der Morgue vielleicht beobachtet werde, nicht weichen wollte, mißtraute einem jeden, der ihm eine übermäßige Aufmerksamkeit schenkte.

Daß dieser Herr nicht am Quai de la Tournelle eingestiegen sei, wußte Sparbüchse bestimmt, sonst hätte er ihn schon früher bemerkt; offenbar war er bei einer anderen Station eingestiegen. Man konnte also nicht gut voraussetzen, daß er einen Menschen beobachte, den er nicht aus der Morgue kommen gesehen; offenbar galten seine versteckten Blicke der hübschen Putzmacherin. Welches die Absichten dieses Herrn aber auch sein mochten, erachtete es Sparbüchse für angemessen, die Stimme zu dämpfen und während des Sprechens mit keinem Worte zu erwähnen, daß das Ziel ihrer Fahrt Passy sei.

Der schlaue Junge verbreitete sich ausführlich über die Annehmlichkeiten der unabhängigen Lebensweise, die er führte; um aber sein Behagen vollkommen zu machen, bedürfte er einer niedlichen kleinen Frau und er betheuerte kühn, daß es zu seinem völligen Glücke bloß einer liebenden Gefährtin bedarf, die ihn verstand.

Auguste ließ ihn sprechen und lächelte nur zu seinen Auseinandersetzungen, ohne dieselben zu ermuthigen oder auch nur etwas darauf zu erwidern; Dangelas merkte aber, daß ihr die Dinge nicht mißfielen, wodurch er sich noch mehr angeeifert fühlte. Er wurde von seinen Ausführungen und Erklärungen derart in Anspruch genommen, daß er gänzlich an die Todte vergaß, um sich nur der Lebenden zu widmen.

Die Zeit verfloß ihm, er wußte nicht wie, und ohne daß er es wahrgenommen hätte, langte man beim Landungsplatze an der Jenabrücke an, wo man aussteigen mußte, um nach Passy zu gelangen. Auguste, die weniger zerstreut war, machte ihn darauf aufmerksam, und nun erhoben sie sich, um das Schiff zu verlassen.

Ihr Nachbar, den sie während der Fahrt nicht einmal bemerkt hatte, war schon vorausgegangen und stand vor der Landungsbrücke; offenbar ging auch er nach Passy.

Dangelas wollte sich jetzt über die Absichten des jungen Mädchens, dessen Beschützer er geworden, vergewissern, und er fragte sie, wie weit er sie begleiten dürfe, ohne daß sie ihm sofort eine Antwort gegeben hätte.

Als die Beiden in Gemeinschaft mit mehreren anderen Passagieren ausgestiegen waren, befand sich der Mann, der ihnen zuvorgekommen war, schon weit, und Dangelas kümmerte sich nicht weiter um ihn.

»Ich war noch niemals hier,« sagte die kleine Putzmacherin jetzt; »und weiß nicht, wo die Rue Berton beginnt.«

»Dort, mein Fräulein,« erwiderte Sparbüchse; »ich sehe sogar die Straßentafel an der Ecke einer Mauer. In zwei Minuten sind wir dort. Ihre Dame wohnt aber etwas weit von der Rue de la Paix.«

»O, die kam immer in einer Equipage mit zwei Pferden vorgefahren.«

»Allein?«

»Immer allein, bloß mit ihrem Kutscher und einem livrirten Diener. Unsere Principalin sagte uns, daß sie eine sehr reiche Gräfin sei.«

»Was würde aber Ihre Principalin sagen, wenn sie wüßte, daß man ihrer vornehmen Kundschaft den Kopf abgeschnitten hat? – sofern es wahr ist. Ich kann es nämlich nicht gut glauben und denke mir immer, daß Sie sich doch getäuscht haben.«

»Ich wünschte, es wäre so, ich glaube aber nicht – und offen gestanden fürchte ich mich, wenn ich mir denke, daß ich vielleicht mit den Leuten zusammentreffen soll, die die Arme getödtet haben.«

»Das begreife ich – und eben darum möchte ich Sie nicht gern allein in das Haus gehen lassen. In meiner Begleitung werden Sie nichts zu befürchten haben.«

Und als das junge Mädchen den Kopf schüttelte, fügte Dangelas hinzu:

»Wenn man sich wundern sollte, Sie in meiner Begleitung zu sehen, so sagen Sie – daß ich – Ihr Bruder bin. – Vielleicht wird man Ihnen keinen Glauben schenken; doch das kann mir egal sein – und Ihnen auch, wie?«

Auguste schwieg, theilte seine Ansicht aber offenbar nicht, und der junge Mann drang nicht weiter in sie.

So langten sie an der Ecke der Rue Berton an. Die Straße ist nicht breit und erinnert gewissermaßen an einen Landweg.

Zwischen den Pflastersteinen sprießt das Gras und Häuser sind nur wenige vorhanden. An beiden Seiten von Gartenmauern begrenzt, zieht sie sich anfänglich in gerader Linie dahin, um dann nach links abzuweichen und sich mit der Rue Raynouard zu vereinigen, die am Fuße des Hügels gelegen ist. Dies ist die frühere Ortschaft Passy, die am Abhange des sanft ansteigenden Hügels gelegen, durch das Abtragen der Festungsmauern mit Paris vereinigt wurde und sich seitdem zu einer hübschen, stattlichen Stadt entwickelt hat.

Als entschiedener Feind ländlicher Vergnügungen und Ausflüge kannte Dangelas dieses Fleckchen Erde so gut wie gar nicht. Eine Reise nach Italien hatte er zu Fuß zurückgelegt, aber die Umgebung von Paris kannte er nicht und er entdeckte jetzt sozusagen Passy, gleichwie Dumas der Aeltere einst das Mittelländische Meer entdeckt hatte.

Auguste sprach kein Wort und schien die einsame Straße nicht betreten zu wollen.

»Wäre es Ihnen recht, wenn ich allein hineingehen würde?« fragte Sparbüchse lachend. »Zwar sehe ich nicht wie ein Ladenfräulein aus, doch könnte ich sagen, daß ich ein Dienstmann bin und von Ihrer Principalin den Auftrag erhielt, den Hut abzugeben und den Betrag der Rechnung zu beheben.«

»Ihnen würde man vielleicht sagen, die Dame sei ausgegangen und wir wären um nichts klüger geworden,« erwiderte das junge Mädchen. »Ich werde also allein gehen.«

»Wie Sie wollen, mir ist's recht. Ich werde draußen bleiben und warten, bis Sie zurückkommen.«

Und ohne weiter ein Wort zu sprechen, bogen sie in die Rue Berton ein. Sie hatten noch keine zehn Schritte zurückgelegt, als ein von zwei großen Pferden gezogener Wagen in vollem Laufe um die Ecke des Quai bog und so rasch die Straße dahergefahren kam, daß die Beiden kaum Zeit hatten, sich gegen die Mauer zurückzuziehen, um nicht überfahren zu werden.

Dangelas wich nach links, Auguste nach rechts aus, die Equipage sauste vorüber wie ein Meteor, der nur aufflammt, um sofort wieder zu verlöschen, denn kaum eine halbe Minute später beschrieb sie einen kurzen Bogen und verschwand unter einer hohen Thorwölbung, deren Flügel sogleich hinter ihr geschlossen wurden. Dem jungen Manne war es dabei blau und grün vor den Augen geworden und jetzt beeilte er sich, über die Straße zu schreiten, um sich wieder dem jungen Mädchen anzuschließen, von dem ihn das prächtige Fuhrwerk jählings geschieden hatte.

»Hoffentlich ist Ihnen kein Leid widerfahren?« rief er ihr zu. »Ich wäre auf ein Haar überfahren worden und habe dabei nur an Sie gedacht.«

Zu seinem größten Erstaunen hatte das Gesicht des jungen Mädchens einen ganz veränderten Ausdruck angenommen; sie lächelte und die Rosen ihrer Wangen blühten wie vordem. Sparbüchse glaubte, es sei das ein Zeichen der Freude darob, daß sie einem Unfalle entgangen sei; sie aber sagte heiter:

»Wie froh bin ich! Es war also doch ein Irrthum – ich habe in der Morgue nicht sie gesehen, denn soeben fuhr sie da an mir vorüber.«

»Wer denn?« fragte Dangelas erstaunt.

»Nun, die Gräfin, die ich für todt hielt. – Die Andere sieht ihr sehr ähnlich; doch bin ich überzeugt, daß es die Gräfin ist, die da nach Hause fuhr. Zwar habe ich sie nur flüchtig gesehen, doch erkannte ich auch die Equipage, welche sie immer vor der Ladenthür erwartete, wenn sie einen Hut bestellen kam.«

»Gott sei Dank!« rief Sparbüchse aus. »Ende gut, alles gut. Ich dachte mir ja schon früher, daß man einer Gräfin, die in eleganter Equipage fährt, nicht so ohneweiters den Kopf abschneidet, und nun haben Sie sich gottlob selbst davon überzeugt.«

Die Wahrheit zu gestehen, empfand Sparbüchse eine gewisse Enttäuschung. Er hatte geglaubt, die Spur der Mörder gefunden zu haben, und es sich so schön ausgemalt, Paul Vitrac eine so freudige Nachricht überbringen zu können. Nun mußte er hierauf verzichten und gleichsam als Entschädigung dafür hatte er die Bekanntschaft der reizenden, kleinen Person gemacht; doch war er nicht sicher, ob Auguste der flüchtigen Bekanntschaft nicht ein Ende machen werde, sobald sie seinen Schutz nicht mehr benöthigen wird.

»Sie haben also keine Furcht mehr?« fragte er.

»O! nicht im mindesten. Ich werde allein hineingehen und es wird mich freuen, die Dame, die der Anderen so ähnlich sieht, in der Nähe sehen zu können.«

»Sie werden ihr aber hoffentlich nicht sagen, daß Sie ihren Kopf in der Morgue zu sehen geglaubt haben?« fragte der junge Maler, der immer zu einer Neckerei gelaunt war.

»Das werde ich wohlweislich bleiben lassen! Ich werde ihr den Hut übergeben, das Geld für denselben in Empfang nehmen und mich sofort empfehlen.«

»Schön! – Sie gestatten mir also, Sie zu erwarten?«

»Mich zu erwarten?« wiederholte das junge Mädchen. »Und weshalb?«

»Um – um länger mit Ihnen beisammen zu sein,« gab Dangelas gewandt zur Antwort. »Vielleicht werden Sie auch noch weiterhin eines Freundes bedürfen – wer weiß, welchen Empfang man Ihnen in diesem einsam gelegenen Hause bereiten wird.«

»O! seitdem ich weiß, daß die Gräfin nicht todt ist, bin ich vollkommen ruhig. Die Dame ist sehr liebenswürdig – sie wird mich freundlich aufnehmen und mich nicht gegen meinen Willen aufhalten.«

»Sie nicht – doch sie hat einen Gatten, denke ich, der soeben mit ihr heimgekehrt ist, denn ich sah einen Herrn an ihrer Seite.«

»Ich kenne ihn nicht, habe auch nichts mit ihm zu thun. Ich brauche also nichts zu fürchten und will Ihre Liebenswürdigkeit nicht länger mißbrauchen. Es war ohnehin schon zu viel von Ihnen verlangt, mich hierher zu begleiten, und es thut mir sehr leid, daß Sie meinethalben Ihre kostbare Zeit verschwendet haben.«

»Das heißt mit anderen Worten, Sie sind meiner Gesellschaft bereits satt, mein Fräulein, und Sie wollen sich meiner entledigen, damit ich nie wieder Ihren Weg kreuze.«

»Sie irren,« erwiderte Auguste lebhaft; »ich bin Ihnen für Ihre freundlichen Bemühungen sehr dankbar und werde mich freuen, Sie wiedersehen zu können.«

»Und ich würde mich sehr unglücklich schätzen, wenn ich Sie nicht mehr sehen sollte. Gewähren Sie mir also die Möglichkeit, mit Ihnen wieder zusammenzutreffen.«

»Das ist es ja eben! Ich könnte nicht zugeben, daß Sie in der Nähe unseres Ladens herumlungern, wie es die Liebhaber meiner Colleginnen thun. Ich habe keinen Liebhaber und will auch keinen haben; dagegen will ich es Ihnen nicht verwehren, meinen Großvater zu besuchen. Am Sonntag bin ich während des ganzen Tages bei ihm; seine Wohnung habe ich Ihnen bereits genannt, und wenn Sie wollen, bereite ich ihn für nächsten Sonntag auf Ihren Besuch vor.«

»Gewiß!« versetzte Dangelas eifrig; »ich bitte Sie sogar darum, und Sie dürfen überzeugt sein, daß ich nicht verfehlen werde, mich pünktlich einzufinden.«

»Ich habe Sie richtig beurtheilt,« sagte Auguste und reichte ihm die kleine, behandschuhte Hand, die er warm drückte; »am Sonntag also, doch nun müssen wir scheiden, denn es wird spät – der Tag neigt sich bereits seinem Ende zu, und die Rue de la Paix ist sehr weit von hier.«

»Das ist nur ein Grund mehr, um Sie nicht allein dahin zurückkehren zu lassen.«

»Ich werde ja nicht allein zurückkehren, da ich den Omnibus benützen werde,« erwiderte das junge Mädchen heiter. »Nochmals besten Dank und auf Wiedersehen; doch folgen Sie mir nicht, ich bitte Sie darum. Ich will nicht, daß jemand eine schlechte Meinung über mich haben soll.«

Und ohne Sparbüchse Zeit zu einer Erwiderung zu lassen, schritt sie rasch auf das bezeichnete Haus zu.

Von der Straße aus konnte man das Haus nicht sehen, und von der Stelle aus, wo Dangelas zurückgeblieben war, nicht einmal das Thor, welches in der Vertiefung der Umfriedungsmauer lag.

Jean konnte nichts anderes thun, als dem letzten Wunsche seiner niedlichen Begleiterin Folge zu geben, und er wollte nicht von den Leuten gesehen werden, die das Thor öffnen würden. Er blieb also ruhig stehen und vernahm auch bald das Geräusch des Thorflügels, welcher geschlossen wurde.

Man hatte die kleine Putzmacherin also ohne Schwierigkeiten eingelassen. Dies konnte als ein gutes Zeichen angesehen werden, denn wenn die Bewohner der Villa ein Verbrechen auf dem Gewissen gehabt hätten, so wären sie wahrscheinlich nicht so leicht zugänglich gewesen.

Dessenungeachtet fühlte sich Sparbüchse nicht bewogen, den Ort zu verlassen, gleichwie ihn das junge Mädchen darum gebeten. Er sagte sich, daß das Anproben des Hutes nicht mehr als eine Viertelstunde in Anspruch nehmen werde und er ganz gut während dieser kurzen Zeit warten könne.

Würde Auguste zornig werden, wenn sie bei ihrer Rückkehr ihn noch anträfe, so könnte er zu seiner Entschuldigung das Interesse anführen, welches er ihr entgegenbrachte, und sie auf der Place de Passy allein in den Omnibus steigen lassen, allwo ihrer Versicherung nach rechtschaffene Mädchen keinerlei Fährlichkeiten ausgesetzt seien.

Es handelte sich hier für den Moment bloß darum, eine derartige Stellung einzunehmen, die ihm gestattete, Auguste beim Herauskommen zu sehen, ohne aber die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden zu erregen, die in dieser Straße überdies sehr selten zu sein schienen, denn seitdem sich Dangelas hier befand, hatte er keinen Menschen vorüberkommen gesehen. Ein Herr und eine Dame, die im Wagen nach Hause gefahren kommen, sind keine Passanten.

Jean lehnte sich also an die Gartenmauer und wich nicht von der Stelle. Er war ein leidenschaftlicher Raucher, hatte aber in Gegenwart seiner Gefährtin seine Pfeife nicht anzuzünden gewagt.

Er dachte nun, daß er genügend Zeit haben werde, »eine zu rauchen«, und um dieses Vergnügen besser zu genießen, setzte er sich auf einen Randstein.

Das dampfende Kraut regt zur Träumerei an, und bald war Sparbüchse in allerlei Gedanken über die Ereignisse dieses Nachmittags versunken, in dessen Verlauf er vom Gerichtsgebäude nach dem Hügelabhange von Passy gekommen war. Er gedachte den Tag mit einem Besuche bei Paul Vitrac zu beschließen, dem er getreu Bericht erstatten wollte, und er empfand kein übermäßiges Bedauern darob, daß er die Spur der unglücklichen Frau, die ein so trauriges Ende genommen, nicht gefunden hatte, obschon er einen Moment dieser Ansicht gewesen.

Daß er die Bekanntschaft eines jungen hübschen Mädchens gemacht, entschädigte ihn in seinen Augen für diese Enttäuschung.

So verflossen zwanzig Minuten, ohne daß Auguste zum Vorschein gekommen wäre.

Sparbüchse sagte sich, daß die Frauen, gleichviel ob sie Gräfinnen oder schlichte Bürgersfrauen sind, Zeit und Ort vergessen, wenn sie sich mit ihren Putzmacherinnen berathen, und um sich selbst zur Geduld zu ermahnen, stopfte er seine Pfeife, die bereits ausgebrannt war, noch einmal.

Dies wiederholte sich viermal, ohne daß er ungeduldig geworden wäre. Die Nacht brach an, die Straße hüllte sich in dunkle Schatten und die Thorflügel öffneten sich noch immer nicht. Dangelas, der sich die Sache nicht erklären konnte, erwog bereits die Frage, was wohl seinem Schützlinge widerfahren sein mochte. Daß sie ihn möglicherweise zum Besten halten wollte, fiel ihm nicht im Traume ein; dagegen begann er ob dieses langen Säumens unruhig zu werden.

Er wartete noch weitere zwanzig Minuten, konnte sich aber nicht entschließen, seinen Posten zu verlassen, bevor er in Erfahrung gebracht, was aus ihr geworden. Sie hatte ihn gebeten, sich von dem Hausgesinde nicht sehen zu lassen; doch sah er sich genöthigt, dieses Gebot unberücksichtigt zu lassen, und so steckte er seine Pfeife in die Tasche und brach auf, um Erkundigungen einzuziehen.

Als er sich erhob, fiel ihm ein Haufen Mörtel auf den Rücken; natürlich blickte er in die Höhe und entdeckte den Kopf eines Mannes, der sich über die Mauer geneigt hatte. Dies währte allerdings nur eine Secunde, denn der Mann, der auf eine Leiter geklettert sein mußte, verschwand sofort; doch war Dangelas überzeugt, daß man ihn aus dem Inneren des Gartens beobachtete. Diese Entdeckung gab ihm viel zu denken, hielt ihn aber nicht ab, seiner ursprünglichen Absicht entsprechend, sich nach Auguste zu erkundigen, und vor dem Thore angelangt, setzte er die Klingel energisch in Bewegung.

Die Klingel hallte lange nach, ein Hund schlug an, doch ließ sich niemand blicken.

Nach wenigen Secunden klingelte Sparbüchse noch einmal.

Nun wurde eine kleine Thür, die in einem der großen Thorflügel angebracht war, geöffnet und in der Oeffnung erschien eine Gestalt. Es war bereits zu dunkel, als daß Dangelas die Gesichtszüge des Mannes zu unterscheiden vermocht hätte, der ihn rauhen Tones nach seinem Begehr fragte.

»Vor drei Viertelstunden ist meine Schwester in dieses Haus getreten,« erklärte Sparbüchse keck; »sie arbeitet bei Frau Courtois, der Putzmacherin Ihrer Gebieterin, und brachte einen Hut zur Probe. Ich sollte sie nach Hause begleiten und bin gekommen, um sie abzuholen.«

Es währte eine kleine Weile, bis die Antwort erfolgte. Dangelas sah in der Dunkelheit die Augen des Mannes funkeln, der die Thür hielt, und er glaubte, derselbe unterziehe ihn einer kurzen Prüfung, bevor er ihn einließ. Dies war indessen nicht der Fall, denn nach einer kurzen Pause sagte der Mann plötzlich:

»Sprechen Sie von der Arbeiterin, die eine Schachtel am Arme trug? Die hat sich bereits vor einer geraumen Weile entfernt!«

»Ach was?« rief Sparbüchse aus; »da hätte ich sie ja sehen müssen. Ich wartete auf der Straße auf sie und rührte mich nicht von der Stelle.«

»Und ich sage Ihnen, daß sie kaum eingetreten, sich sofort wieder entfernt hat. Meine Gebieterin hatte keinen Hut bestellt und ließ sie daher gar nicht vor.«

Dangelas wollte sich mit dieser Auskunft nicht zufrieden geben; doch schlug ihm der Cerberus die Thür so dicht vor der Nase zu, daß er unwillkürlich zurückwich.

Die erste Regung, behauptet man, sei stets die richtige, und eben darum dürfe man derselben keine Folge leisten, soll ein skeptischer Diplomat hinzugefügt haben.

Die erste Regung des so unwürdig behandelten jungen Mannes war, diesem frechen Menschen eine handgreifliche Lection über den Umgang mit Menschen zu ertheilen; doch hätte er zu diesem Behufe vorerst die Thür eindrücken müssen. Er begann sie auch sofort mit kräftigen Fußstößen zu bearbeiten, allerdings erfolglos, denn die Thür war solid gezimmert, und er stellte den unnützen Lärm auch bald ein.

Klingeln hätte ihm auch nichts genützt, denn die mit der Bewachung dieses sonderbaren Hauses betrauten Leute würden sicherlich nicht geöffnet haben. Er konnte auch nicht warten, bis einer der Bewohner des Hauses zum Vorschein kam, denn da er auch nicht über die Mauer des Gartens klettern konnte, so blieb ihm nichts anderes übrig, als die Belagerung aufzuheben.

Dies that er denn auch, wobei er nach Herzenslust fluchte, und er hätte sich von der niederträchtigen Thür nicht so schnell entfernt, wenn ihm das Abenteuer, das einen so blöden Ausgang genommen, nicht mit einemmale in einem ganz anderen Lichte erschienen wäre.

Zum erstenmale seit seiner Bekanntschaft mit Auguste drängte sich ihm die Frage auf, ob sie ihn nicht vielleicht zum Besten gehalten. Daß sie den in der Morgue ausgestellten Kopf zu erkennen geglaubt und sich darin geirrt hatte, war ja möglich; es war aber auch nicht unmöglich, daß sie nur eine Komödie gespielt hatte, deren Zweck er zu errathen suchte.

Junge Mädchen sind im Allgemeinen kokett, und es konnte recht gut angenommen werden, daß Auguste den hübschen jungen Mann zum Besten gehalten habe, um ihn im gegebenen Momente im Stiche zu lassen. Vielleicht auch hatte sie ihn nur auf die Probe stellen wollen, indem sie sich allerlei Angenehmes von ihm sagen ließ und ihm die Wohnung ihres Großvaters nur nannte, um seinem Geplauder ein Ende zu machen. Fand sich nun der Ritter am Sonntag thatsächlich bei dem Großvater ein, so war das ein Beweis, daß er sich im vorhinein nicht gegen die Möglichkeit einer Ehe verschloß und daß man ihn sachte zu einer solchen zu bewegen vermöchte.

War dies der Gedankengang der Kleinen gewesen, so konnte man es ihr nicht übel nehmen; indessen war noch eine Frage zu erwägen.

Hatte sie das Haus wirklich verlassen, wie es jener brutale Mensch behauptete? Man konnte gerade annehmen, daß sie beim Verlassen des Hauses die Rue Berton weiter entlang geschritten sei, in entgegengesetzter Richtung mit Dangelas; doch angenommen, daß der Portier gelogen, weshalb hielt sie sich so lange in diesem Hause auf, wo sie ihrer Angabe nach bloß einen Hut abzugeben und eine Rechnung einzucassieren hatte?

Wurde sie vielleicht gegen ihren Willen daselbst zurückgehalten? Und aus welchem Grunde hätte man das gethan? War sie in eine Art Zwingthurm gerathen, wo ein Menschenfresser, der ein besonderer Liebhaber des frischen Fleisches war, die jungen Mädchen zurückbehielt, die er zu sich zu locken verstand?

Dies schien inmitten einer lebhaften, civilisirten Stadt nicht gut möglich zu sein.

Von diesen und ähnlichen Gedanken erfüllt, schritt Dangelas nach dem Quai hinab; er gelobte sich, daß er sich niemals wieder in ein derartiges Abenteuer einlassen und Paul Vitrac nichts darüber berichten werde, obgleich diesen die vermeintliche Erkennungsscene in der Morgue lebhaft interessiren mußte.

Sparbüchse ahnte natürlich nicht, daß auch Cavaroc und Jonville über ihre Begegnung im Bois de Boulogne dem berühmten Maler zu berichten hatten; noch dazu lief ihre Erzählung ungefähr auf dasselbe hinaus wie sein Erlebniß, denn auch bei ihnen handelte es sich um eine Personsverwechslung. Dangelas dachte nicht im Traume an die beiden Herren, die er auf dem Balle nicht einmal beachtet hatte und welche nicht den Kreisen angehörten, in welchen er zu verkehren pflegte; er dachte nur daran, sich Genugthuung zu verschaffen, sobald er einige Klarheit in die Sachlage gebracht.

Wenn ihn die Kleine genarrt hatte, so wollte er ihr Gleiches mit Gleichem vergelten, indem er ihr irgend einen Streich spielte, allerdings nur innerhalb ganz bescheidener Grenzen, da er sich von einer ganz merkwürdigen Nachsicht für das hübsche Ding erfaßt fühlte. Was dagegen die Inwohner dieses absonderlichen Hauses in der Rue Berton betraf, so nahm er sich vor, in Erfahrung zu bringen, wer diese Leute sind, und ihnen sozusagen ein Bein zu stellen, um ihnen etwas Lebensart beizubringen.

Zu seinem Leidwesen wußte er aber nicht, wie die Leute hießen; wohl hatte ihm Auguste gesagt, daß die Dame eine Gräfin sei, aber nicht, wie diese Gräfin heiße. Daß er sie erkennen würde, getraute er sich nicht zu behaupten, denn er hatte sie ja kaum gesehen, als ihn der Wagen, in welchem sie saßen, beinahe zu Boden riß. Die merkwürdige Aehnlichkeit mit dem Kopfe der Ermordeten hatte er auch nicht wahrnehmen können, denn die Gräfin hielt beim Vorüberfahren das Gesicht abgewendet, und daß bei solchen Dingen ein Irrthum sehr wohl mit unterlaufen könne, war ihm als Maler nur zu gut bekannt.

Wie dem aber auch sein mochte, Dangelas schritt beschleunigten Ganges einher, denn er wollte diese unglückselige Gasse bereits hinter sich haben, und alsbald langte er auf dem Quai an. Die Nacht war inzwischen gänzlich angebrochen, man begann die Laternen anzuzünden, aber trotzdem herrschte nur eine mangelhafte Beleuchtung, da sich in dieser entlegenen Gegend keinerlei Verkaufsläden befanden.

Vorsichtshalber schritt Dangelas in der Mitte der Straße dahin und da glaubte er einen Mann zu erblicken, der längs der Mauer dahinschlich, welche das Haus, dessen Eingang ihm durch eine ungehobelte Bedientenseele verwehrt worden, auf der Flußseite begrenzte. Diese Gestalt erinnerte ihn an den Kopf, den er für einen Moment oberhalb der Mauer hatte auftauchen gesehen, während er sich auf seinem Wachtposten befunden, und durch den dadurch hervorgerufenen Rückprall fiel ihm auch der Herr wieder ein, der sich ihm auf dem Propeller durch sein verdächtiges Benehmen bemerkbar gemacht.

Der Betreffende hatte gleichzeitig mit Dangelas und Auguste das kleine Fahrzeug verlassen und war ihnen dann aus den Augen verschwunden; doch konnte er sehr gut durch irgend eine Seitenthür in den Garten gelangt sein, den er jetzt wieder verließ, um sich an die Fersen des jungen Malers zu heften. Dieser war alles, nur kein Feigling und er hatte nicht übel Lust, sich gegen seinen Verfolger zu wenden, um ihn zu fragen, weshalb er ihm nachschleiche; doch bedachte er, daß es möglicherweise ein harmloser Passant sei, den er für einen Spion hielt, und so wollte er noch eine Weile warten, bis er mehr Klarheit in Bezug auf die Absichten des Betreffenden gewonnen.

So schritt Dangelas spähend weiter, bis mit einemmale der durchdringende Schall einer Trompete dicht an seinem Ohr ertönte.

Der von Saint Cloud nach dem Louvre verkehrende Straßenbahnwagen rollte gegen ihn heran, so daß ihm knapp Zeit blieb, zur Seite zu springen.

Das schwerfällige Fuhrwerk rasselte vorüber, ohne ihn zu streifen, und gerade als es an ihm vorüberrollte, sprang ein Fahrgast ab, ohne anhalten zu lassen, und Dangelas sprang, die Gelegenheit wahrnehmend, auf das Trittbrett.

Er hatte klug daran gethan, sich zu beeilen; der Platz, den er so im Fluge erobert hatte, war der einzige freie, und von der Plattform aus, auf die er emporgeklettert war, konnte er zu seinem nicht geringen Vergnügen sehen, wie der Mann, der sich bisher im Schatten der Mauer gehalten, jetzt mit einemmale zum Vorschein kam und dem dicht gefüllten Wagen nachlief, der natürlich nicht stehen blieb. Nun rief der Mann einen gerade vorüberfahrenden Fiaker an, der indessen besetzt war und dem Rufe keine Folge leistete, so daß der Unbekannte nothgedrungen zurückbleiben mußte.

Nun zweifelte Dangelas nicht mehr daran, daß der Mann ein Spion gewesen, und ohne sich weiter um ihn zu kümmern, hing er jetzt wieder seinen Gedanken nach. Er erwog ganz ernstlich die Frage, welche Vorgänge sich in dieser Villa abspielen mochten, die so sorgfältig bewacht wurde, als wäre sie eine bedeutende Festung gewesen, und was dann aus dem jungen Mädchen geworden, das daselbst eingetreten war. Und da kam er auf den Gedanken, nach der Rue de la Paix zu gehen, um zu sehen, ob sie sich in ihrem Laden befinde.

Als er daselbst anlangte, war der Laden bereits gesperrt; die bedeutenderen Putzmacherinnen empfangen ihre vornehmen Kundschaften nicht des Abends.

Auguste befand sich gewiß bereits bei ihrem Großvater daheim, und der vorgerückten Abendstunde wegen konnte Dangelas nicht daran denken, sie daselbst aufzusuchen.

Unzufrieden mit sich und seinem Tagewerke kehrte er in seine Wohnung heim; er konnte den Gedanken nicht los werden, daß seine Sorglosigkeit der armen Auguste vielleicht theuer zu stehen kommen wird.


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