Georg Bötticher
Gedichte
Georg Bötticher

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De heeflichste Nazjohn

                  Um Anno Dreizen is es gewäsen:
Da gommt Sie eenes Dags in Dräsen
D'r Gaiser Nabolejohn angeschbrenkt,
Un wie er bein Marcht um de Ecke lenkt,
Da sausen doch bletzlich aus änn Haus
Zwee Steene uff meinen Nabolejohn raus!
Na, Schangdarmerie is gleich zer Stelle
Un hat ooch im Umsähn zwee Gerle beim Felle.
Nabolejohn glettert Sie gäsebleich
Von Ferde, faßt sich awer gleich
Un backt galt-lächelnd änn Bärgerschmann,
Der grade zer Hand steht, bein Arme an
Un zeigt drbei uff die beeden Gunden,
Die mr derweile mit Stricken gebunden:
»Die warens, nich wahr? Du sahst es ja?«
»Ei freilich, die beeden! Die zweee da!«
Die Gerle wern je nu fortgefiert
Un uff der Wache scharf inqueriert,
Doch schon nach Verlauf von gorzer Zeit
Als vellig harmlos un schuldlos befreit.
Dr Gaiser läßt sich den Bärger gomm
Un hatn vertraulich beiseite genomm.
»Du hattst es doch aber gesähen, sprich?«
»Ja sähnse, gessähn haw ichs nämlich nich.«
»Wie, nich gesähn?« ruft Nabolejohn.
»Weshalb dann die dreiste Lüge, Kujohn?«
Da lächelt mei Bärger: »Entscholdgen Sie,
Mir Sachsen mir liegen Sie eegentlich nie.
Wenn Majestät awer uff die Weise fragen,
Da wagt ähm gee Sachse nich, nee ze sagen,
Da gommt ähm de Heeflichgeet mit ins Spiel:
Und da lieg mr Sie ähm – aus Anstandsgefiehl!«

 


 


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