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I

Beim Morgengrauen hörte der Regen auf. Die zuckende Flamme der Gaslaternen spiegelte sich in den Pfützen und gab ihnen einen rötlichen Schimmer.

Es war fünf Uhr, und ganz allmählich trat die unregelmässige Linie der Dächer schärfer am aschgrauen Himmel hervor. Die Nachtwächter nahmen ihre an den Strassenecken aufgehängten Laternen, trampelten ein Weilchen, um die erstarrten Füsse zu erwärmen und verabschiedeten sich mit einem schläfrigen »Bòn día!« von den Polizisten, die, in ihre Regenkapuzen gehüllt, paarweise die Ablösung um sieben Uhr erwarteten.

Die tiefe Stille wurde jäh zerrissen durch den schrillen Lokomotivenpfiff der Morgenzüge. Von den Kirchtürmen riefen eifrige kleine Glocken zur Frühmesse – einige altersschwach, mit blechernem Klang; andere mit dem hellen, frischen Ton der Jugend. In den Höfen krähten die ersten Hähne.

Langsam wurde es heller, und in dem fahlen, kalten Morgenlichte sah man die nassen Hausfassaden, die blinkenden Dächer und die Regentraufen, aus denen noch vereinzelte dicke Tropfen fielen. Auch von den kahlen, moosbewachsenen Bäumen rieselte es bei jedem Windstoss.

Aus dem hohen Schornstein der durch die lange Nachtarbeit ermüdeten Gasanstalt stiegen die letzten schwarzen Rauchwolken und breiteten sich in der Luft aus wie ein Tintenklex auf grauem Löschpapier.

Vor ihrem Büro am Ende des »Puente del Mar« erwarteten die städtischen Steuerbeamten, bis zur Nase in ihre Schals vergraben, die Ankunft der Händler, dieser im Feilschen aufgewachsenen Horde, aus deren Munde sich wegen eines Centavos eine unerschöpfliche Flut gröbster Schimpfworte ergoss.

Die Karren der Grünkramverkäufer und die Milchkühe waren schon längst vorbeigekommen, aber die Fischhändlerinnen, die in den Falten ihrer Röcke den salzigen Hauch des Meeres mitbrachten, fehlten noch.

Erst bei hellem Tageslicht rückten sie an. Immer deutlicher hörte man Räderknarren, und endlich erschienen auf der Brücke vier Wagen, mit schauerlichen Mähren bespannt, die scheinbar nur durch die straff angezogenen Zügel auf den Beinen gehalten wurden.

Die Wagen – ungefüge, schwarze Kisten – sprangen auf dem holprigen Wege wie lecke, der Willkür der Wogen ausgelieferte Barken. Durch die klaffenden Risse des brüchigen Leders kamen das Verdeck stützende Rohrstangen zum Vorschein; zerbrochene Eisenteile waren mit Stricken zusammengehalten, und auf den Rädern sass noch die Kotkruste vom vergangenen Winter.

Vorn flatterte als koketter Schmuck ein Paar verblichene, rote Vorhänge, während man durch die hintere, türlose Öffnung in buntem Durcheinander mit ihren Körben die Damen der Fischerei sah, eingemummt in grosse, karrierte Mantones.

Schwerfällig rollten die schwankenden Fuhrwerke weiter, auf eine Seite geneigt, als hätten sie das Gleichgewicht verloren, bis das Rad aus der tiefen Wagenspur heraussprang und der Karren sich auf die andere Seite hinüberlegte, wie ein Kranker sich, müde ein und derselben Lage, plötzlich herumwirft.

Vor dem Büro hielten sie an, und auf dem Tritt erschienen Schlappantoffeln, zerrissene Strümpfe, durch deren Löcher schmutzige Hacken lugten, und aufgeraffte Kleider, die gelbe, mit schwarzen Arabesken verzierte Unterröcke enthüllten.

In langer Reihe wurden vor der Brückenwage die Binsenkörbe aufgestellt, voll silbrigschimmernder Sardinen, zinnoberrotem Lachs und einem qualvollen Gewirr von Krebsen. Neben den Körben lagen die grössten Stücke: breitschwänzige Rautenschollen mit weitaufgerissenem Maul, in dessen dunklem Schlunde die runde, weisse Zunge wie eine Billardkugel glänzte; mächtige, flache Rochen, die den Eindruck klebriger, feuchter Scheuertücher erweckten.

Die Wage war vorläufig von den Bäckern in Anspruch genommen, hübschen jungen Leuten mit mehlbestaubten Augenbrauen und viereckiger Schürze. Die Ärmel aufgekrempelt, luden sie das noch warme Brot, das einen frischen, kräftigen Duft in dieser übelkeiterregenden Fischatmosphäre verbreitete, auf die Plattform.

Mittlerweile plapperten die Händlerinnen mit den umherstehenden Gaffern und begrüssten geschwätzig die Frauen, die ihre Körbe zu Fuss heranschleppten, so dass die Beamten allmählich erregt wurden bei diesem betäubenden Wortschwall, der sie Morgen für Morgen aus der Fassung brachte.

Die Fischweiber sprachen nicht – sie schrien, reichlich Gebrauch machend von diesem Wortschatz, den man sich nur auf einer Mole der Levante aneignen kann. Sobald sie zusammentrafen, lebte der Hader des vergangenen Tages wieder auf, nahm ein in der Morgenfrühe am Strand begonnener Streit schleunigst seinen Fortgang. Auf Beleidigungen antworteten sie mit gemeinen Gesten, klatschten sich dabei auf die Schenkel oder drohten mit erhobenen Fäusten. Glückte es aber einer, eine besonders gepfefferte Redensart loszulassen, die sogar auf diese an starke Kost Gewohnten Eindruck machte, so schlug die Wut, wenn man es am wenigsten vermutete, plötzlich in ein Gekicher und Gelächter um, ähnlich dem Gegacker eines ganzen Hühnerhofes.

Jetzt ereiferten sie sich darüber, dass die Wage noch nicht frei wurde. Es hagelte Kraftworte auf die Bäcker, die ihrerseits auch alles andere taten, als den Mund zu halten. Und in die Flut von Schmähungen, die beide Parteien unter freundlichem Lachen austauschten, mengten sie seelenruhig die lästerlichsten Flüche mit den schmutzigsten Zoten.

In diesem Höllenlärm fiel Dolores auf, eine hübsche, stattliche Frau, die besser als die anderen gekleidet war. Nachlässig lehnte sie an einem Pfeiler des Büros, die Arme rückwärts verschränkt, so dass ihr voller Busen noch mehr zur Geltung kam, und lächelte befriedigt, wenn die Blicke der Männer sich auf ihre gelben Lederstiefel und die strammen Waden in den roten Strümpfen richteten.

Das blonde, über der niedrigen Stirn aufgesteckte Haar und die grünen, wie Meerwasser durchsichtigen Augen bildeten einen wirksamen Kontrast zu dem runden, braunen Gesicht mit den roten Lippen und blendendweissen Zähnen.

Sie stand in grossem Ansehen, nicht allein wegen ihrer kräftigen Fäuste und aggressiven Frechheit, sondern auch als Frau von Pascualo, dem »Rektor« Bezeichnung des katholischen Dorfpfarrers, hier als Beiname, einem gutmütigen Trottel, der zu Hause nicht zu mucksen wagte, aber auf der See mehr Geld zu verdienen verstand als alle anderen. Die öffentliche Meinung wusste, dass auf dem Boden eines Kochtopfs eine erkleckliche Menge von Duros versteckt lag, die ihm, Peseta für Peseta, der Fischfang eingebracht hatte. Und so erschien es ganz natürlich, dass Dolores sich unter diesen erbärmlichen Weibern wie eine Königin aufspielte und wohlgefällig ihre Perlenohrgehänge, die seidenen Tücher aus Algier und bunten Kleiderröcke von Gibraltar – alles Geschenke des Rektors – bewundern liess. Als gleichstehend erkannte sie nur ihre aufgeblasene Tante an, »Mütterchen Picores«, eine umfangreiche, schnurrbärtige Veteranin des Fischhandels, die mit ihren kleinen, frechen Augen und saftigen Redensarten seit vierzig Jahren den Schrecken aller Marktaufseher bildete.

»Zum Teufel! werdet ihr heut' noch fertig?« schrie jetzt Dolores, die Fäuste auf die Hüften gestützt, den Bäckern zu.

Glücklicherweise hoben diese ihren letzten Brotsack von der Wage, und das Abwiegen der Fische begann. Wie alle Tage gab es Streit über die Reihenfolge. Man zankte und bedrohte sich, aber ohne handgreiflich zu werden, denn Mütterchen Picores vermittelte. Mit ihrer knarrenden Stimme stiess sie Schimpfworte aus, die wie Kanonenschläge dröhnten.

Plötzlich jedoch schenkte Dolores dem Treiben um sie herum keine Beachtung mehr, vergass sogar zur Wage zu gehen, als die Reihe an ihr war. Aufmerksam spähte sie nach der Brücke, über deren Geländer die Büste einer Frau auftauchte, die, von der Last ihrer Körbe gebeugt, nur langsam vorwärtskam.

Als diese Nachzüglerin endlich bis in die Nähe des Büros gelangt war, brach Dolores in freches Lachen aus und zog Mütterchen Picores am Arm.

»Siehst du sie, Tante? Sie kommt doch immer zu spät! Unerhört, diese Nachlässigkeit … Wenn sie nur nicht eines Tages verliert, was ihr unter der Schürze sitzt!«

Die Frau wurde blass und stellte völlig erschöpft ihre schweren Körbe auf den Boden. Ohne ein Wort zu sagen, mass sie die andere mit bösem Blick.

Dolores zog, ihre Hand zur Nase führend, die Luft geräuschvoll ein, als nähme sie Schnupftabak.

»Setz' dich, Kleine. Du riechst ja ordentlich nach Schweiss … Bist du sehr müde?« fuhr sie mit halblauter Stimme fort.

Bei diesem Hohn verlor die Zuletztgekommene ihre Fassung.

»Hat man schon so ein schamloses Frauenzimmer gesehen? … Ich kann mir allerdings keinen Wagen leisten. Dafür bin ich aber eine anständige Frau, die ihren Mann nicht betrügt.«

»Auf wen geht das? Vielleicht auf mich?« fragte die schöne Fischhändlerin, in deren grünen Augen der Zorn goldene Pünktchen aufleuchten liess. Sie wollte auf die andere losstürmen, doch im richtigen Moment hielten sie die groben, runzeligen Hände ihrer Tante fest.

»Dolores, deine Körbe sind schon abgewogen. Sofort zum Wagen! Es ist spät geworden, und in der Halle warten die Käufer. Ihr könnt euch ein anderes Mal umbringen. Ist das überhaupt eine Art und Weise für Schwägerinnen, sich so miteinander herumzubalgen?«

Dabei schob ihr schwabbeliger Bauch Dolores zum Fuhrwerk, wo die anderen Händlerinnen mit ihren Körben bereits auf sie warteten.

Ohne Widerspruch liess sich die hübsche Frau fortführen. Aber ihre Lippen zitterten, und als das verkommene Vehikel sich in Bewegung setzte, stiess sie eine letzte Drohung aus:

»Du, Rosario, wir sprechen uns noch!«

»Wann du willst; je eher, desto lieber!« Und Rosario, diese magere, kleine Frau, die vorher unter ihren schweren Körben gestöhnt hatte, hob sie jetzt in ihrem Zorn mühelos, als wären sie voll Stroh, auf die Wage.

 

Die letzten grauen Nebel zerrissen in Fetzen. Triumphierend ging die Sonne am Horizont auf, verwandelte die Regenlachen in flüssiges Gold und badete die Fassaden der Häuser in Feuer.

Mit Frühaufstehern gefüllte Strassenbahnen sausten an hastenden Trupps von Arbeitern vorbei, die, das kleine Frühstückssäckchen auf der Schulter, mit der Zigarette den Rest von Schläfrigkeit verscheuchten. Eilig huschten Dienstmädchen über den Damm, auf dem Strassenfeger den Schmutz des vergangenen Tages zusammenkehrten, während aus Türen und Toren Wolken von Staub auf die Strasse befördert wurden.

Als die Wagen vor der Fischhalle anlangten, eilten die alten Botenfrauen dienstbeflissen herbei, um die Körbe abzuladen und den Händlerinnen, die diesen im grössten Elend lebenden Wesen wie Damen vorkamen, mit demütiger Unterwürfigkeit beim Absteigen zu helfen.

Durch die engen Türen traten sie in die feuchte Stickluft des Fischmarktes, wo jede emsig ihren Stand in Ordnung brachte. Unter den Zinkdächern, von denen noch der Regen der vergangenen Nacht tropfte, leerten sie ihre Körbe auf lange Marmortische, um dann alles gefällig auf den breiten Blättern grüner Wasserkolben zu ordnen. Die grossen Fische wurden in Stücke zerlegt, die ihr rotes Fleisch zeigten. Aus den Fässern kam die auf Eis gelagerte »Ware« des vorhergehenden Tages mit trüben Augen und glanzlosen Schuppen zum Vorschein. Und in plebejischer Masse häufte sich die Sardine neben dem hochmütigen Lachs und der bescheidenen, grauen Tunika des Krebses, der seine Fühlfäden massvoll bewegte, als erteilte er den Segen.

An der gegenüberliegenden Seite hielten noch ärmlicher gekleidete Frauen mit abgezehrtem, erdfahlem Gesicht ihre Ware feil: die Fischhändlerinnen von Albufera, einem seltsamen Dorf, dessen elende Bewohner auf flachen, schwarzen Barken im dicken Röhricht der Lagune oder in halb im Sumpf versunkenen Lehmhütten hausten. Die Augen dieser Weiber glänzten in ewigem Tertianfieber, und ihre Kleider verbreiteten statt des frischen Salzgeruches des Meeres den Dunst des fauligen Lagunenschlamms, der, aufgerührt, den Tod aushaucht.

Aus riesigen, lebendig gewordenen Säcken schüttelten sie ein Gewimmel von Aalen, die sich auf ihrem weisslichen Bauch in schwarzen, klebrigen Ringen zusammenrollten, den spitzen Schlangenkopf steil emporgerichtet. Daneben fielen, leblos und schlapp, Süsswasserfische; Schleie mit unerträglichem Geruch und dem eigenartigen, metallischen Glanz der dunkelschillernden, tropischen Früchte, die Gift in ihrem Fleische bergen.

Sogar unter diesen erbärmlichen Frauen gab es noch Abstufungen. Auf dem feuchten, glitschigen Boden zwischen den Tischreihen hockend, boten die Allerärmsten auf lange Binsen gereihte Frösche an, die wie Nackttänzerinnen die Beine spreizten und ihre Arme hoben.

Den ganzen Markt erfüllte jetzt ein lebhaftes Treiben. Immer mehr Käufer strömten herbei. Dann und wann wurden zwischen den Händlerinnen geheimnisvolle Zeichen, Rufe in einem für andere unverständlichen Kauderwelsch ausgetauscht: ein das Nahen der Alguacils verkündendes Signal. Und sofort verschwanden mit fabelhafter Geschwindigkeit die falschen Gewichte unter den Schürzen oder Unterröcken.

Alte, rostige Messer öffneten den silbernen Bauch der Fische, deren Eingeweide sich unter den Tischen häuften. Vagabundierende Hunde schnüffelten daran herum, um dann angeekelt zu knurren und nach den benachbarten Ständen der Fleischer zu flüchten.

Und diese Frauen, die vor einer Stunde noch freundschaftlich auf demselben Wagen sassen, musterten sich jetzt feindselig von Tisch zu Tisch. Eine Atmosphäre brutalster Konkurrenz verbreitete sich in der düsteren Halle. Hatte ihr lautes Anpreisen einen Kauflustigen herbeigelockt, so redeten sie ihm liebenswürdig, voll mütterlicher Fürsorge zu. Aber wehe dem Käufer, der anfing zu handeln! Der eben noch honigsüsse Mund überschüttete ihn mit den unflätigsten Ausdrücken unter dem frechen Gelächter aller anderen Fischweiber, die sofort solidarisch wurden, wenn es sich darum handelte, die Kundschaft zu beleidigen.

Mütterchen Picores thronte mit ihrem quabbeligen Fettbauch majestätisch in einem grossen Lehnstuhl, kniff ihre runzelige, behaarte Schnauze zusammen und änderte jeden Augenblick ihre Stellung, damit die Glut des Fusswärmers, den sie bis weit in den Frühling hinein gebrauchte, überallhin gelangte – ein notwendiger Luxus für diesen Amphibienkörper, bei dem die Feuchtigkeit bis in die Knochen eingedrungen war. Ihre bläulichen Hände blieben nicht einen Moment ruhig. Ein ewiges Jucken schien ihre faltige Haut zu quälen. Die dicken Finger kratzten in den Achselhöhlen, schlüpften unter das Brusttuch oder vergruben sich in dem grauen Gestrüpp auf ihrem Kopf. Bald scheuerte sich die Alte heftig den Unterleib, dass der enorme, bis über die Knie herabhängende Bauch ins Wackeln kam, bald hob sie mit erstaunlicher Schamlosigkeit ihre Röcke auf, um die angeschwollenen Beine vorzunehmen.

Bei jedem Streit in der Fischhalle hatte ihre grobe Stimme das letzte Wort, und alles lachte beifällig zu ihren haarsträubenden Witzen oder unzüchtigen, philosophischen Aussprüchen, die sie gewichtig wie schwer erworbene Erfahrung von sich gab.

Ihr gegenüber verkaufte ihre Nichte Dolores, deren kurze Ärmel die schönen Arme sehen liessen. Mit den goldigen Schalen ihrer Wage spielend, hatte sie für jeden Kunden ein kokettes Lächeln, so dass die biederen Bürger, die mit dem sauberen, rotgeränderten Körbchen am Arm ihre Einkäufe selbst besorgten, der hübschen Frau nur zu gern den Vorzug gaben.

Zeichnung: A. J. Welti

Mütterchen Picores thronte …

Rosario stand zwei Tische weiter auf derselben Seite wie Mütterchen Picores. Trafen sich zufällig die Blicke der beiden Schwägerinnen, so drehten sie sich jedesmal mit einer verächtlichen Grimasse den Rücken. Noch fehlte der Vorwand für den täglichen Streit, aber die Gelegenheit liess nicht lange auf sich warten. Dolores gelang es, einen Käufer, der schon im Begriff stand, bei Rosario zu kaufen, mit verführerischem Lächeln an ihren Tisch zu locken.

»Ist so etwas zu glauben? Nimmt das Weibsbild einem die ältesten Kunden weg! Diebin du, abgefeimte Diebin!«

Und die schmächtige, kränkliche Rosario reckte sich mit zornrotem Gesicht wie ein magerer Kampfhahn.

»Wer ist die Diebin? Ich? … Gar kein Grund vorhanden, sich so aufzuregen, Kleine! Hier kennt sich alles, und die Leute wissen ganz genau, was sie von jedem zu halten haben,« antwortete Dolores hoheitsvoll.

Die ganze Fischhalle horchte auf. Die Händlerinnen nickten sich mit maliziösem Augenzwinkern zu und machten lange Hälse, um besser sehen zu können; die Käufer stauten sich zu Gruppen, erfreut über den Zufall, der ihnen dieses Schauspiel verschaffte. Und während ein eben eingetretener Alguacil sich als erfahrener Mann schleunigst drückte, erhob Mütterchen Picores voller Entrüstung über diesen nie endenwollenden Zwist die Augen zum Himmel.

»Was sonst als eine Diebin?« fuhr Rosario fort. »Jedermann weiss es. Hier stiehlt sie mir meine Kunden und zu Hause in Cabañal etwas anderes … Als ob das schlechte Frauenzimmer nicht genug an ihrem Rektor hätte, diesem blinden Maulwurf, der nicht merkt, was er auf der Stirn trägt.«

Doch Dolores liess sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Auch sah sie, wie sich ihre Nachbarinnen bei dieser Anspielung auf die Lippen bissen, um das Lachen zu unterdrücken, und es passte ihr durchaus nicht, dass man sich auf ihre Kosten belustigte.

»Halt' den Mund, verrückter Neidhammel,« sagte sie verächtlich.

»Ich neidisch? Auf wen? Auf eine Dirne, die den schlechtesten Ruf in Cabañal hat? Vielen Dank! Ich bin eine ehrbare Frau und denke nicht daran, einer anderen den Mann wegzunehmen!«

Prompt kam Dolores' geringschätzige Erwiderung:

»Wie wolltest du das wohl auch anstellen … mit deinem blöden Sardinengesicht? …«

So folgte Schmähung auf Schmähung. Rosario wurde blass vor Wut und drohte mit geballten Fäusten, während die andere, die Hände in die Seiten gestemmt, süss lächelte, als spräche ihr Mund nur Liebenswürdigkeiten.

Eine kriegerische Stimmung beherrschte den Markt. Die Händlerinnen feuerten mit lautem: »Kss … Kss!« die beiden Gegnerinnen an und hämmerten taktmässig mit den Gewichten auf die Schalen ihrer Wagen.

Schliesslich nahm Dolores, um die ganze Grösse ihrer Verachtung auszudrücken, zu dem äussersten Mittel ihre Zuflucht.

»Hier … sprich mit dem da!«

Sich blitzschnell umdrehend, bückte sie sich und versetzte sich einen schallenden Klaps auf ihr Gesäss.

Von Lachen erstickt, fielen die Fischweiber zurück auf ihre Sitze; die Kaldaunenhändler und Thunfischverkäufer der benachbarten Stände nahmen die Hände aus den Schürzentaschen, um tosend Beifall zu klatschen; die braven Bürger aber vergassen ihren Einkaufskorb und bewunderten mit lüsternen Augen die wohlgeformten Kurven dieser üppigen Rückseite.

Doch Dolores' Triumph war nur von kurzer Dauer. Als sie sich lächelnd umwandte, flogen ihr zwei Handvoll Sardinen mitten ins Gesicht.

»Mir das!« kreischte die Schöne. »Komm heraus, du dürre Hopfenstange, damit ich dir die Antwort gebe!«

Noch höher schob sie die Ärmel und stürzte der anderen entgegen, die, am ganzen Leibe zitternd, jeden, der sie zurückhalten wollte, beiseite stiess.

In der Mitte eines schlüpfrigen Ganges, zwischen zwei Tischreihen wurden sie handgemein.

Ungestüm prallte die kleine, nervöse Rosario gegen Dolores, ohne dass es ihr gelang, sie umzureissen. Es war der Kampf zwischen Nerven und Muskeln; es war der Zorn, der sich umsonst an die Kraft heranwagte.

Dolores, die den Ansturm ihrer Gegnerin festen Fusses erwartet hatte, liess auf deren Gesicht einen Regen von brutalen Ohrfeigen niederprasseln, dass die mageren Wangen Rosarios blutrot anliefen. Aber plötzlich stiess sie einen durchdringenden Schrei aus und griff mit beiden Händen nach ihrem linken Ohr. Zwischen ihren Fingern rieselte ein dünner Blutfaden herab.

»Diese infame Hündin! Mir das Ohrgehänge auszureissen! Ist das eine ehrliche Art zu kämpfen? Warte nur, du heimtückisches Mensch! Das ist mehr als genug, um dich ins Gefängnis zu bringen!«

Und wie ein Kind zog die hübsche Frau ein weinerliches Gesicht.

Der Zusammenstoss hatte nur einige Sekunden gewährt. Zwei kräftige Handgriffe der alten Picores genügten, um das ergrimmte Paar zu trennen. Und während sie die bestürzt dastehende Rosario abkanzelte, tröstete eine Gruppe von Händlerinnen Dolores, nicht ohne sie allerdings wohlweislich an den Armen festzuhalten, denn die heissblütige Frau, deren zerrissenes Ohrläppchen empfindlich schmerzte, wollte von neuem auf ihre Feindin losgehen.

Über den Köpfen der Menge erschienen jetzt die Käppis von drei Alguacils, die sich am Eingang mühsam einen Weg bahnten.

»Jede an ihren Platz und den Mund gehalten!« befahl Mütterchen Picores. »Nur nicht diesen herumlungernden Polizisten den Gefallen tun, ehrenwerte Frauen mit Vorladungen oder Strafmandaten belästigen zu können.«

Schon war ein seidenes Tuch um Dolores' Kopf geschlungen, sassen die Verkäuferinnen in komischem Ernst wieder hinter den Tischen und riefen mit der ganzen Kraft ihrer Lungen die Ware aus. Inmitten dieses Stimmenwirrwarrs gingen die Alguacils von Stand zu Stand, um überall mit frechen Antworten abgefertigt zu werden.

»Was schnüffeln Sie hier herum? Bei uns sind Sie am falschen Fleck, hier ist nichts passiert. Immer sind Sie da, wo man Sie nicht braucht!«

Zerschmettert traten die drei einen eiligen Rückzug an, den das Gezeter der über den Diensteifer dieser Hohlköpfe entrüsteten Picores und das ironische Geklapper der Wagen begleitete, mit dem sämtliche Damen der Halle ihnen eine Katzenmusik brachten.

Allmählich stellte sich die Ruhe wieder ein, und die Händlerinnen dachten nur noch daran, Kunden herbeizuziehen. Rosario stand, teilnahmslos vor sich hinstarrend, hinter ihrem Tisch, ohne sich um den Verkauf zu kümmern. Auf ihren blassen Wangen traten die roten Striemen immer schärfer hervor, während Dolores, die ihr den Rücken kehrte, nur mühsam die Tränen unterdrücken konnte.

Mütterchen Picores aber räsonnierte halblaut, als hielte sie Zwiesprache mit ihren toten Fischen.

»Wollen's diese beiden Hitzköpfe ihr ganzes Leben so treiben? Und warum? Nur wegen der Männer … Diese dummen Bälger! Als ob es nicht mehr als genug Mannsleute auf der Welt gäbe! Ich werde mal einschreiten, aber wie! … Wer sich nicht fügt, den bringe ich mit Hieben zur Vernunft. Die Galle läuft einem ja über.«

Um elf Uhr servierte ihr eine Botenfrau das Frühstück, – ein kleines, braunes Brot und zwei saftige Koteletts – das sie mit ein paar Bissen verschlang. Dann wischte sie sich den fettriefenden Mund an der Schürze ab und pflanzte sich vor dem Tisch ihrer Nichte auf.

»Ich will, dass die Sache geregelt wird, sonst kommt noch die ganze Familie ins Gerede. Und wenn ich mir etwas vornehme, dann setze ich es durch, da kann sich der liebe Gott auf den Kopf stellen. Hütet euch! Eure Balgerei ist nur ein Kinderspiel gegen das, was passiert, wenn ich erst mal wütend werde. Verstanden?«

»Nein, nein,« stöhnte Dolores, ballte die Fäuste und schüttelte energisch den Kopf.

»Wieso nein? … Ob du willst oder nicht, dieser skandalöse Streit hat heute ein Ende. Ihr seid Schwägerinnen, und alles lässt sich einrenken. Rosario hat dir ein Ohr zerrissen? Schön, mein Kind. Aber vergiss nicht die saftigen Ohrfeigen, die du ihr vorher gegeben hast. Damit seid ihr quitt. Also den Mund halten und der Tante gehorchen!«

Von hier ging sie zu Rosarios Tisch, die sie sich etwas derber vornahm.

»Du wildes Biest! Sieh mich nicht so wütend an, sonst werfe ich dir ein Gewicht an den Kopf. Als alte Freundin deiner Mutter erwarte ich von dir Respekt. Dieser Zwist wird heute noch begraben! Da steht die arme Dolores und heult vor Schmerzen … ist das fein, dem anderen die Ohren zu zerreissen? Auch beim Prügeln muss man vornehm bleiben: derb zuschlagen, aber am richtigen Fleck. Ich habe mich zu meiner Zeit mit allen ohne Ausnahme gerauft. Wer stärker war, hob der anderen die Röcke hoch und dann – hast du nicht gesehen, feste drauf, dass sie eine Woche lang nicht sitzen konnte. Doch hinterher feierten wir auch gleich Versöhnung in der Konditorei und schworen uns ewige Freundschaft. So benehmen sich feine Leute! Und heute wird es ebenso gemacht. Was sagst du? … Nein? … Dolores nimmt dir deinen Mann? … Zum Teufel mit deinem Mann! Du glaubst wohl, dass meine Nichte ihm nachstellt? Umgekehrt wird es stimmen; es sind immer die Männer, die den Weibern nachlaufen. Will man einen Mann für sich haben, so muss man ihn eben, bevor er das Haus verlässt, derart vornehmen, dass er keine Lust verspüren kann, noch etwas in der Nachbarschaft zu suchen. Diese dummen Göhren von heute! Ich müsste in deiner Haut stecken, dann wollten wir mal sehen, ob dein Mann seinen Pflichten nachkäme … Also wie gesagt, ihr gehorcht mir und versöhnt euch. Wenn nicht …«

Und unter Drohungen, denen jedoch auch zärtliche Worte unterliefen, kehrte sie zu ihrem Stand zurück.

Das Geschäft ging heute schnell zu Ende. Fische waren gesucht, so dass gegen Mittag die meisten Tische ausverkauft hatten. Was übrig blieb, wurde auf Eis gelegt, und die Kutscher begannen, die leeren Körbe und Kiepen auf die Fuhrwerke aufzustapeln.

Picores, gefolgt von sechs Busenfreundinnen, die gemeinsam mit ihr die Miete für den Wagen aufbrachten, holte die beiden Rivalinnen unter Knüffen und Stössen aus ihren Ständen.

»Erwarte uns vor der Konditorei,« befahl sie ihrem Kutscher.

Und die respektable Gruppe von karrierten Mantones und muffigen Kleiderröcken verliess mit lautem Pantoffelgeklapper die Halle.

Im Gänsemarsch kreuzten sie den Marktplatz, voran Mütterchen Picores, die mit ihren Ellenbogen den Weg bahnte. Rosario folgte, trübselig vor sich hinsehend, während Dolores schon wieder mit einem Lächeln auf die Schmeicheleien antwortete, die ihr braunes, von dem weissen Tuche hübsch eingerahmtes Gesicht hervorrief.

Als alte Kunden fühlten sich die Damen in der Konditorei wie zu Hause. Sie stellten Rosarios Körbe auf die Marmortische, und der durchdringende Fischgeruch vermengte sich mit dem aus der Küche strömenden Duft billiger Schokolade.

Voller Behagen schnaufte die alte Picores in dem gefälligen Raum – für sie der Inbegriff von allem Luxus – und bewunderte wieder einmal alle diese Einzelheiten, die sie schon seit vielen Jahren kannte: die prächtige, rote Matte auf dem Boden, die blanken Kacheln an den Wänden und die mattgeschliffenen Fensterscheiben, vor denen bunte Gardinchen hingen. Neben der Tür standen drei Eismaschinen und auf dem Ladentisch zwei riesige Glasschalen, von denen die eine mit Gebäck, die andere mit Bonbons gefüllt war. In einer Ecke druselte die Wirtin, bisweilen, um die Fliegen zu verjagen, träge mit einem Rohrstock wedelnd, an dessen Ende gekrauste Papierstreifen flatterten.

»Was wir trinken wollen? Wie immer! Eine grosse Schale Schokolade pro Kopf und ein Glas Eislimonade dazu,« bestellte Mütterchen Picores.

Und mit sybaritischer Lust schlürften sie diese »echte« Schokolade von Caracás, wobei sich ihre runzeligen Nasen lüstern zusammenzogen, um den warmen Duft einzuatmen. Gierig führten sie zwischendurch die eingetunkten Stückchen Gebäck zum Munde. Nur die beiden jungen Frauen kosteten kaum von diesen Herrlichkeiten.

Die Stimme der alten Picores, deren Schale zuerst leer war, unterbrach das Stillschweigen.

»Was zieht ihr für ein Gesicht? Ihr seid ja empfindlicher als Señoritas! Wie kann man so nachtragend sein … Jeder hat mal einen Wutanfall, aber hinterher muss man auch vergessen können. Hass und Feindschaft bleiben draussen, hier drinnen gibt es nur gute Freundinnen. So haben wir es immer gehalten.«

Beifällig nickten die sechs Gevatterinnen zu den weisen Worten ihrer Führerin, schlürften ihre Limonade und setzten mit befriedigtem Schmatzen die Gläser auf den Tisch.

Doch Mütterchen Picores wurde jetzt ungehalten über die Störrigkeit der beiden.

»Ich rede wohl in den Wind, was? Oder habt ihr noch etwas auf dem Herzen? Rosario, du hast die meiste Schuld, sprich du zuerst.«

Die kleine Frau zupfte verlegen an den Fransen ihres Mantons.

»Ich, …« sagte sie endlich stockend, »wenn sie verspricht, Tonet ein schiefes Gesicht zu zeigen …«

Sofort sprang Dolores auf.

»Was?« rief sie, ihren hübschen Kopf in den Nacken werfend, »ihrem Mann ein schiefes Gesicht zeigen? Soll ich vielleicht Fratzen schneiden, um die Männer abzuschrecken? Und noch dazu meinem eigenen Schwager! Mir liegt gar nichts an Streit und Zank, und schliesslich beruht alles nur auf Verleumdungen von schlechten Menschen, denen es Freude macht, eine gute Ehe auseinanderzubringen. Gewiss, Tonet war arg hinter mir her, bevor ich seinen Bruder heiratete. Aber was ist denn weiter dabei? Kommt so was nicht häufig vor? … Wie gesagt, ich bin für Frieden und Ruhe, doch ein schiefes Gesicht ziehen – nein, das tue ich nicht. Und sollte ich mir wirklich mal eine Vertraulichkeit mit meinem Schwager erlaubt haben, so schwöre ich, dass es nicht mehr geschehen soll, damit die bösen Zungen sich nicht länger mit uns beschäftigen können.«

»Mir aus der Seele gesprochen!« grunzte ihre Tante. »Bist du jetzt zufrieden, Rosario? … Dann umarmt euch.«

Von den Alten gedrängt, umarmten sich die beiden Schwägerinnen, doch widerwillig und ohne von den Stühlen aufzustehen, während Mütterchen Picores, strahlend über ihren Triumph, alle Schleusen der Beredsamkeit öffnete.

»Habe ich nicht immer gesagt, dass es eine Verrücktheit ist, auf seinen Mann eifersüchtig zu sein? Das wäre ja die reine Hölle! Ist man denn je sicher, wo er die Stunden ausserhalb des Hauses verbringt? Überhaupt, je weniger sich eine Frau gefallen lässt, desto mehr wird sie von ihrem Manne geliebt. Wenn ich bei meinem Seligen einen Verdacht hegte, gab es nur eins: aus dem Bett heraus! Wo du im Sommer warst, kannst du auch im Winter bleiben … So wird man respektiert. Nur keine Schmeicheleien und zärtlichen Worte!«

Dolores prustete los, aber Rosario protestierte.

»Ich bin meinem Mann treu und kann daher mit Recht verlangen, dass auch Tonet sich anständig benimmt. Heimlichkeiten dulde ich nicht.«

»Das sind weiter nichts als Flausen, von denen mir schlecht wird,« unterbrach die Alte. »Man muss die Männer nehmen, wie sie sind. Wenn man ganz sicher gehen will, bleibt nur eins übrig: den eigenen Mann mit den Unterrockbändern am Bettpfosten anbinden.«

Das war ihr letztes Wort. Der Kutscher, der schon verschiedentlich seinen Kopf durch die Tür gesteckt hatte, wurde jetzt ungeduldig und trieb die alten Tanten, denen es einfiel, über seinen Wagen wie über eine Privatkarosse zu verfügen, zur Eile an.

»Warte ab, du Strohkopf,« schrie Mütterchen Picores, »bezahlen wir dich vielleicht nicht?«

Und als sie bemerkte, dass ihre Freundinnen nach Geld suchten, hob sie majestätisch den Arm:

»Lasst nur stecken. Caramba! Dieses Versöhnungsfest der Kleinen geht auf meine Kosten.«

Damit hob sie ihr Kleid auf, um aus einer grossen Tasche zwischen den Unterröcken der Reihe nach ein mit Schuppen bedecktes Fischmesser, eine rostige Schere und schliesslich eine Handvoll Kupfergeld hervorzuholen. Es dauerte noch eine geraume Weile, bis der richtige Betrag abgezählt war und ihre massige Gestalt sich langsam durch die Tür schob.

»Komm mit!« lud sie Rosario freundlich ein. »Wenn wir eng zusammenrücken, ist noch Platz für dich. Vor deinem Hause setzen wir dich ab. Du willst nicht? … Gut. Dann auf Wiedersehen! Und wie gesagt: Ruhe und Frieden.«

Schwerfällig kletterte sie auf den Wagen.

»Adiós, Rosario,« rief Dolores mit liebenswürdigem Lächeln. »Vergiss nicht, von jetzt ab sind wir Freundinnen!«

Knarrend und ächzend entfernte sich das altersschwache Fuhrwerk, dem die kleine Frau mit grossen Augen nachstarrte, als glaubte sie noch nicht recht an die Wirklichkeit dieser Versöhnung.


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