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Pat und der Lord

Ein Märchen mit Kommentar.

»Es war einmal in der Grafschaft Kerry ein Mann, oder war es eine andere Grafschaft von Erin, der hieß Pat, hatte rote Haare und sang gern ein Lied. Er konnte auch singen, denn sein Feld war gut und fett, die Schweine gediehen, die Rinder mußten das ganze Jahr lang nicht in den Stall, denn auch im Winter blieb die Weide grün.«

Stop, Kommentar: Wenn es in Irland nicht immerzu regnete, hätte Irland ein gänzlich italienisches Klima. Das Land ist nicht arm, sondern reich, nur Pat ist verarmt.

»Vielleicht war Pat nicht immer sehr gut gewaschen, trug einen rauhen, hausgewebten Mantel und sah ein bißchen verwildert aus, aber er war ein guter Bursche, brav, bieder und fromm. Er ehrte seinen Häuptling wie einen Gott und seinen Pfarrer, wie nie ein Gott geehrt ward. Am Abend lauschte er den Gesängen des Dorfbarden, die von alten Zeiten sangen und den Taten der alten Könige.«

Kommentar: Wenn man patriotisch entzückten Historikern glauben soll, waren die irischen Bauern bis unlängst wahre Wunder an Kunstliebe und historischer Bildung. Der Dichter Eoghan Rudhan O'Sullivan (im achtzehnten Jahrhundert) war ein Bauernknecht; als eines Tages der Sohn seines Gutsherrn mit einem griechischen Text nicht zustande kam, half er ihm aus. Im Jahre 1817 berief in Kilkenny ein Bauer seinen ältesten Sohn an sein Sterbebett und rezitierte ihm mehrmals seinen Stammbaum, der bis ins Jahr 210 vor Christi Geburt zurückreichte und natürlich zu alten irischen Königen. Heute gibt es in Irland aber ganz erstaunlich viele Analphabeten.

»Doch jenseits des Meeres lebte damals ein starker Mann, er hieß Lord John und war von Beruf ein Herr. Da begab es sich, daß Pats geliebter Häuptling mit einem anderen Häuptling Streit bekam, was sollten die beiden auch sonst tun? Da schickte Lord John einige von seinen vielen, vielen Söhnen über das Meer, um dem Feind von Pats Häuptling zu helfen, dessen Sache sicher sehr gerecht gewesen sein muß. Johns Söhne brachten Pats geliebten Häuptling um und später auch den anderen Häuptling, weil es sich unterdessen herausgestellt hatte, daß der eigentlich ein rabenschwarzer Verräter war. Pat hatte mit all dem nicht viel zu tun, aber die Söhne Lord Johns sagten ihm, sie seien jetzt seine Herren, setzten sich breit vor sein Herdfeuer, streckten die langen Beine aus und prügelten Pats Söhne, wenn sie nicht schnell das Kalb schlachteten und die Grütze brachten; mit Pats Töchtern aber taten sie schön. Als am Abend der Dorfbarde kam, zupften sie ihn zwar übermütig am Bart, aber unversehens begannen die jungen Lords mitzusummen, wenn die Harfe tönte. Auch schmeckte ihnen die Grütze in der Art, wie sie Pats Frau zubereitete. So heirateten sie mit der Zeit Pats Töchter und vertrugen sich mit Pat; er hatte nur einige Fresser mehr zu ernähren.«

Kommentar: Die ersten englischen Ansiedler in Irland wurden in der kürzesten Zeit echte Iren. Alte normannische Adelsgeschlechter gaben ihren Namen auf und nannten sich Mac und O'. Als später neue Engländer das Land neu eroberten, waren diese »degenerierten« Geschlechter die gefährlichsten Feinde der Eindringlinge.

»Lord John wurde böse, als er gar nichts mehr von seinen Söhnen hörte und schickte neue Söhne nach; aber die machten es genau so. Dem guten Pat wurde das Haus ein bißchen voll, doch er blieb, wie er gewesen war. Nur Lord John war entrüstet und gab den Verkehr mit seinen Söhnen auf, die sich zu Pats Töchtern herabgelassen hatten. Da machte eines Tages Lord John eine sehr wichtige Entdeckung. Pat verehrte in seiner Einfalt den Stab des heiligen Patrick, den nach seiner Meinung Christi Hand berührt hatte. John hingegen fand plötzlich, daß das götzendienerisch sei; er hatte um diese Zeit ein schönes neues Gebetbuch bekommen und war überzeugt, daß man Gott nur mit diesen Gebeten verehren dürfe. So schickte er wieder neue Söhne über das Meer; die waren jetzt viel aufgeregter, als die früheren und verbrannten zunächst einmal den Stab des heiligen Patrick; dann gingen sie Pats angebetetem Herrn Pfarrer zu Leibe und jagten ihn weg; dann schickten sie einen Pfarrer mit dem neuen Gebetbuch, das Pat nicht verstand, und hießen Pat für diesen Pfarrer schwere Zehnten zahlen; Pats eigener Pfarrer aber mochte vor Hunger sterben. Pat war nicht sehr erbaut und seine Schwiegersöhne, Johns entartete Söhne, auch nicht. Sie hatten den alten Pfarrer auch lieber und hielten etwas von Sankt Patricks Stab.«

Kommentar: In ganz Europa war die Reformation eine geistige Bewegung und die Bilderstürmerei war nur eine Begleiterscheinung. In Irland bestand die Reformation ausschließlich darin, daß man auf dem Markt zu Dublin die heiligsten Reliquien verbrannte und daß man die Mönche vertrieb, um englischen Reverends fette Pfründen ohne Gemeinde zu geben. Niemand versuchte, das Volk zur neuen Lehre zu bekehren, die Bibel und das Book of Common Prayer wurde nicht einmal in die damalige Landessprache übersetzt.

»Und es begab sich, daß Lord John wieder neue Söhne zu Pat schickte. Die konnten jetzt Pats Töchter nicht so leicht heiraten, weil Pat den richtigen Glauben nicht hatte. Daher begannen diese jungen Lords, Pat und seine Söhne gehörig zu zwacken. Ein paar von den Söhnen Pats wußten aber nicht, was Lebensart ist und setzten sich tüchtig zur Wehr. Nur waren leider Johns Söhne viel stärker; so warfen sie die Söhne Pats zu ihrem Hause hinaus.«

Kommentar: Die ganze irische Geschichte des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts ist voll von verzweifelten Aufständen und darauf folgenden Massenkonfiskationen von Grund und Boden. Wenn irgend ein irischer Grandseigneur sich empört hatte, wurde den Bauern seiner Gegend ihr Land weggenommen und englische Ansiedler besetzten es. Aber auch diese Ansiedler wurden zum Teil sehr rasch der Urbevölkerung assimiliert. Die Methoden, nach denen irische Güter konfisziert wurden, sind oft ganz reizend gewesen. In Connaught teilten die Behörden zur Zeit James I. den Grundbesitzern mit, ihre Besitztitel müßten neu registriert werden, das Registrieren koste Taxen. Die guten Leute zahlten die Taxen, aber die neuen Urkunden wurden nicht ausgestellt. Einige Zeit darauf erklärte die Regierung alle jene Güter für konfisziert – weil die Registrierung nicht erfolgt sei.

»Eines Tages kam wieder ein Sohn des Lord Johns vor Pats Haus getrabt; der hieß Lord Oliver und war ganz besonders wild und stark. Zu Hause hat er sogar seinem eigenen König den Kopf abgeschlagen. Bei Pat benahm er sich über alle Maßen kraftvoll. Weil man ihm in dem Haus nicht gleich parieren wollte, jagte er den alten Pat mit Fußtritten in den hintersten Winkel; seine Söhne erschlug er, wo er sie nur finden konnte; einige packte er auf Sklavenschiffe und schickte sie in wilde Negerländer, damit sie unter der Peitsche in Lord Johns Zuckerplantagen arbeiteten, wie elende Tiere. Pats Feld aber nahm Oliver ganz einfach weg. Oh armer alter Pat, wie ging es dir damals schlecht! Dem Barden wurde seine Harfe um den Schädel gehauen und der alte Pfarrer mußte sich verkriechen.«

Kommentar: Über Oliver Cromwells besondere Irenpolitik ist schon gesprochen worden. Garnisonen eroberter Städte ließ der Lord Protektor prinzipiell niedermachen. Nach der Eroberung von Drogheda schrieb er seinem Parlament, es seien nicht einmal dreißig von den Verteidigern übrig geblieben und die seien unter sicherer Bewachung für die westindischen Plantagen. Cromwell schließt: »Ich wünsche, alle ehrsamen Herzen mögen den Ruhm für diese Dinge Gott allein geben.« Was erbaulich ist, ist erbaulich.

»Nachdem er so große Taten getan hatte, fuhr Lord Oliver wieder weg, aber seine Brüder blieben bei Pat. Damals hatte Lord John wieder einmal einen Streit mit seinem König: es handelte sich um eine Meinungsverschiedenheit über die Gebetbücher. Der König riß aus und flüchtete zu Pat; da dachte Pat, er dürfe Lord Johns angestammtem König gehorchen, denn Johns Söhne hatten immer und immer gesagt, seinem König müsse man treu sein und wenn einer von Pats Söhnen nicht treu gewesen war, hatten sie ihn gehangen und gevierteilt. Jetzt also blieben Pat und seine Söhne Lord Johns König treu; da aber standen Johns Söhne auf, die schon im Lande waren und andere Söhne Johns kamen über das Meer und ach! was waren die Kerle stark. Die Familie Pat wurde furchtbar durchgeprügelt und dann ließ ihnen Lord John sagen, zur Strafe seien sie überhaupt keine Menschen mehr und jeder Sohn Johns dürfe ihnen ins Angesicht spucken, wann er nur wolle. Sie sollten kein Recht mehr haben, als für die Fremden das Land zu bebauen, das ihnen nicht mehr gehörte und ihnen nicht mehr zu essen gab.«

Kommentar: Im Jahre 1691 wurde in Irland der Entscheidungskampf zwischen dem aus England verjagten Stuart James II. und seinem großen Rivalen Wilhelm von Oranien gekämpft. Nach ihrer Niederlage im Bürgerkriege wurden die katholischen Iren in aller Form Unrechtens zu rechtlosen Parias gemacht. Wenn seither ein Vizekönig in einer Thronrede von der großen Masse der irischen Bevölkerung sprach, pflegte er zu sagen: Der irische Feind. Der gemeinsame Feind. Der innere Feind. (Alles schon dagewesen!)

»Da sagten sich die Söhne Pats: Was wollen wir noch zu Hause? Wir verhungern auf unseres Vaters Feldern. Wir wollen Lord Johns Söhnen nicht länger dienen, sondern lieber in die Fremde ziehen und dort zusehen, ob wir dem Lord John nicht einen Schabernack spielen können. So taten sie das und verließen das öde Vaterhaus. Vater Pat aber blieb daheim, er war hier alt geworden und hoffte, es würden schon wieder bessere Zeiten kommen. Die Söhne nun gingen in ferne Länder und wo sie Lord John einen Streich spielen konnten, da waren sie gleich dabei. Das fand Lord John aber furchtbar unschön von ihnen und unpatriotisch und konnte und konnte es nicht begreifen. Denn alles, was er Pat angetan hatte, hatte er doch nur zu Pats Bestem getan.«

Kommentar: Mit dem achtzehnten Jahrhundert beginnt die Massenauswanderung der Iren aus Irland. In den Jahren 1691 bis 1745 betrug die Zahl der Iren, die im französischen Heeresdienst umkamen, allein 450 000. Unzählige Auswanderer gingen nach Amerika und wurden dort die eifrigsten Vorkämpfer der Unabhängigkeit. Acht Iren unterzeichneten die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, irische Offiziere führten Washingtons Heere und Flotten. Später hörten die amerikanischen Iren bekanntlich nicht auf, Verschwörungen gegen England zu inszenieren und noch heute sind die irischen Wähler Amerikas Todfeinde jeder engländerfreundlichen Politik.

»Johns Söhnen, die auf Pats Hof geblieben waren, wurde das mit der Zeit etwas unangenehm. Sie langweilten sich, seitdem nicht mehr so viele junge Pats in dem Hause waren. So beschlossen sie, lieber wieder über das Meer in die große Stadt ihres Vaters zu fahren und es sich gut sein zu lassen. Aber bevor sie fortfuhren, hielten sie dem armen alten Pat und denjenigen seiner Söhne, die noch nicht weggelaufen waren, folgende Rede: ›Denkt daran, daß uns jeder Fußbreit von eurem Land gehört und jeder Halm auf dem Feld. Wir fahren jetzt in die Stadt unseres Vaters und dort brauchen wir Geld, viel Geld. Es gibt für uns schöne Frauen, edle Pferde und Spielkarten. Das müßt natürlich ihr bezahlen. Also verkauft eure letzten Blutstropfen und schickt uns Geld, sonst reißen wir euch das Dach über dem Kopf ein. So ist es Gesetz und es geschieht natürlich nur zu eurem Besten.‹ Darauf fuhren sie nun weg und ließen die Familie Pat verzweifelt zurück. Pat hatte furchtbaren Hunger und wurde täglich magerer; er hörte sogar zu singen auf, obwohl er noch in der ärgsten Zeit ein bißchen vor sich hin gesummt hatte. Unterdessen brauchte der Lord in Johns großer Stadt viel Geld, denn Champagner ist teuer. Wenn Pats Söhne kein Geld schicken konnten, kamen fremde Männer und rissen ein Stück Dach von Pats Haus; da mußten wieder ein paar von Pats Söhnen mit Weib und Kind hinaus in die Fremde; andere von den Söhnen starben vor Hunger. Pat selbst wurde immer schwächer; er fürchtete recht sehr, die besseren Zeiten nicht mehr zu erleben. Und sein Haus wurde leer und leerer und durch das zerstörte Dach spritzte der Regen. Es regnete nämlich während der ganzen Zeit, in der sich diese wahre Geschichte begab und es regnet bei Pat auch heute noch.«

Kommentar: Das neunzehnte Jahrhundert ist für Irland das Jahrhundert der »Evictions«, des ungeheuerlichsten Bauernlegens. Auch die scheußlichsten Metzeleien früherer Zeiten waren nicht so arg; für einen Bauern ist es besser, wenn man ihn schlachtet, als wenn man ihn vom Hof treibt. Bis vor zwei, drei Jahrzehnten konnte der »Landlord«, der in London seine Renten verzehrte, den irischen Pächter ohne Kündigung wegjagen, wenn der eine unerhört hohe Pacht nicht pünktlich zahlen konnte oder wenn seine Nase dem Herrn nicht mehr paßte. Nach viel zu niedrig gegriffenen offiziellen Angaben wurden in den Jahren 1849 bis 1867 fast 110 000 Bauernfamilien von Haus und Hof vertrieben; man erfand eigene Maschinen, um die Dächer von den Häusern abzuheben. Die Folge war natürlich ein unheimliches Anschwellen der Auswanderung. Seit sechzig Jahren haben vier und eine halbe Million Iren Irland verlassen. Am 4. Mai 1860 schrieben die Times: »Wenn diese Bewegung andauert, wird Irland ganz englisch werden und die Vereinigten Staaten ganz irisch. Dann wird es wieder ein Irland geben, aber ein kolossales Irland, und ein Irland, das in der neuen Welt liegt. Wir müssen unsere Lenden gürten, um der Nemesis von sieben Jahrhunderten der Mißregierung entgegen zu treten. Bis zum Ende der Zeiten werden hundert Millionen Menschen, verstreut über die größte bewohnbare Fläche in der Welt, sich erinnern, daß ihre Vorväter der protestantischen Klerisei den Zehnten gewähren mußten, dem abwesenden Großgrundbesitzer die Pacht und einen erzwungenen Gehorsam den Gesetzen, die diese beiden gemacht hatten.«

»So waren Pats liebste Söhne aus dem Vaterhaus vertrieben und ballten irgendwo in der weiten Welt die Faust. Pat selbst faßte sich in frommer Geduld und wartete, aber es ging ihm sehr schlecht. Unterdessen lebten Pats Herren in der großen Stadt und benahmen sich übel; darüber begann man auch in jenem Lande Lord Johns nachgerade zu murren. Die Leute, die murrten, wären aber vielleicht mit den frechen Tyrannen nicht allein fertig geworden und da dachten sie an Pat und seine Söhne, ob die ihnen vielleicht nicht helfen würden. In diesem Falle, versprachen sie, würden sie wieder Pat helfen. Vielleicht waren Johns Söhne unterdessen überhaupt etwas gütiger geworden und konnten es nicht mehr ansehen, wie der arme Pat ausschaute. Indessen, er hatte immer noch Söhne übrig und die waren mit der Zeit ihrerseits etwas faustkräftiger geworden und den Söhnen Johns immer ähnlicher. Da halfen sie denn wacker mit gegen die faulen Bäuche und Prasser. Und eines Tages kam Lord John mit süßsaurem Gesicht, denn eigentlich liebte er seine ungezogenen Söhne am meisten, und sagte zu Pat: »Lieber Pat, du sollst dein Feld wieder haben, nur mußt du natürlich mit der Zeit dafür Raten abzahlen.«

Kommentar: Es hat sich in den letzten Jahren eine wahre Agrarrevolution in Irland vollzogen. Vor zehn Jahren hat eine konservative Regierung zum erstenmal eine gewaltige Summe bewilligt, damit die irischen Landwirte das Land kaufen können, das sie bisher als Pächter bebauten, und damit sie an Stelle ihrer scheußlichen Hütten menschenwürdige Wohnungen bauen können. Ein zweiter Parlamentsbeschluß vom Jahre 1909 erhöhte diese Summe auf hundertfünfundzwanzig Millionen Pfund und im Juli 1913 brachte der Staatssekretär für Irland im Unterhaus eine Bill ein, nach der nochmals einundsechzig Millionen Pfund zur Befreiung Pats verwendet werden. Man berechnet, daß binnen zwanzig Jahren jeder irische Bauer Herr seiner Scholle sein kann, wenn er sie nicht unterdessen wieder durch schlechte Wirtschaft verliert.

»So hatte Pat doch noch die besseren Zeiten erlebt. Er war Lord John sehr dankbar, obwohl John natürlich auch ein Mensch ist und weiß, warum er Gutes tut. Pat war nun wieder auf seinem Feld der Herr, nur an der einen Ecke, wo die Aussicht schön ist, wo es um einen Teich schattige Bäume gibt, an dieser einen schönen Ecke, wo in alten Zeiten Pat so gern zu sitzen pflegte und wo seine Kinder am liebsten spielten, dort behielt John einen hübschen ummauerten Garten und ein reizendes Lusthaus. Pats eigenes Haus hatte kein Dach mehr, aber der gute John lieh dem alten Pat Geld, daß er ein neues Dach machen lassen konnte. Und Pat trat vor das Haus und sah sich um auf seinem Acker. Oh, wie wurde Pat da traurig im Herzen! Die schöne Kapelle des heiligen Patrick, in der er vordem gern gebetet hatte, war zerstört; auf der anderen Seite sah man noch Blut; dort war ein Lieblingssohn Pats getötet worden. Das große Kornfeld war ganz zertrampelt, der Wald war gefällt, die Wiese zum Moor geworden. Da fiel der alte Pat vor Schmerzen hin und grub seine armen roten Fäuste in seine fette Erde und weinte bitterlich. Und wenn ihm niemand auf die Beine geholfen hat, liegt er dort noch heute.«

Kommentar: Es bleibt abzuwarten, ob die Landreform dem irischen Bauern helfen kann, wenn ihm nicht Kapital und Belehrung zuteil wird. Wenn die zum Glück schon kräftig angebahnten genossenschaftlichen Organisationen nicht energisch ausgebaut werden, kann Irland die Konkurrenz der kanadischen und australischen Landwirtschaft nicht aushalten, so nahe es an London liegt. Auch ist die Kunst des Ackerbaues den Iren fast verloren gegangen. Pat hat jahrhundertelang keine Veranlassung gehabt, sich für seinen Grundbesitzer besonders anzustrengen, der nicht im Lande saß und nicht wie der englische Squire der gutmütige Patriarch seiner Bauern zu sein wußte.

Das ist die Geschichte von Pat dem Iren. Wer es nicht glaubt, zahlt einen Taler.


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