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Der du das Weltall schufst für mich allein ...

Der du das Weltall schufst für mich allein,
für meine Augen deinen Sonnenschein,
für meinen Durst der Schönheit goldnes Licht,
den Glanz der Ewigkeit auf deinem Angesicht
für meine Sehnsucht, die auf Erden blind
umherirrt wie ein führerloses Kind:
Du machtest mich zum Spiegel für dein Bild,
du hast mit deinem Feuer mich erfüllt,
mit Ahnung von Unendlichem bedrängt,
dass fast der Geist die Körperfessel sprengt.

Kannst du es wollen, dass im Angesicht
des Todes dir dein Schöpferwerk zerbricht,
die Saite reißt, das Instrument zerschellt,
das du mit deinen Atemzug beschwingt;
erträgst du es, dass eine ganze Welt
von Kraft und Glut in tausend Trümmer sinkt?
Kannst du vernichten, was du selber schufst?
Zum Schweigen bringen, was du heute rufst?
Den Funken löschen, den dein Hauch entflammt?
Den Geist zerstören, der von deinem stammt?
Was du zu dir erhöhtest, schleuderst du
mit einem Wort dem Nichts, dem Abgrund zu
und endest so des Lebens Majestät,
die jede deiner Schöpfungen durchweht? …

Wenn es so ist, dann sei barmherzig! - Nimm,
was du gegeben hast in deinem Grimm:
Den leuchtenden Gedanken nimm, die Kraft,
nimm meines Wollens hohe Leidenschaft
und lass mich still als eine Blume blühn,
die dich und sich und ihr Geschick nicht kennt,
lass mich als einen Stern am Himmel ziehn,
der langsam in der eignen Glut verbrennt
und nimm mir von der Stirn das Götterzeichen,
das mich verleiten wollte, dir zu gleichen.


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