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9. Kapitel.
Jeannette in Paris.

Auf dem Schreibtisch der Gräfin d'Avricourt, so nannte sich die rote Jeannette seit ihrer Übersiedelung nach Paris, schrillte das Telephon. Juffo, den Erwin Gerardi dem Mädchen zu ihrem persönlichen Schutz mitgegeben hatte, sprang hinzu, nahm den Hörer auf, horchte einen Augenblick hinein, und eilte davon, um seine junge Herrin zu rufen.

Eine Minute später stand sie im seidenen, echt japanischen Kimono am Apparat.

»Hallo! Hier Jeannette d'Avricourt! ... Und dort ...?

»Paul Antoine ...«

»Guten Abend, Antoine! – Was gibt es?«

»Sanjo Afru hat soeben im Café de la Cascade für sich eine Loge zum heutigen Abendkonzert belegen lassen!«

»Sehr gut. – Ist in der Nähe dieser Loge noch etwas frei?«

»Nein. – Aber mit etwas Geld ...«

»Schön. Bieten Sie dem Geschäftsführer hundert Franken, wenn er mir die Nachbarnische reserviert. Es kann auch mehr kosten. Aber ich muß sie unter allen Umständen haben! – Um halb zehn bin ich da!«

Jeannette legte den Hörer hin und sah sich lächelnd nach Juffo um, der an der Tür stehengeblieben war.

»Es geht los, Juffo!« rief sie fröhlich und streifte mit einem zufriedenen Blick den hohen, kostbaren Kristallspiegel, aus dem ihre blendende Gestalt schlank und lockend hervorleuchtete. »Es geht los! Heute abend werde ich Afru kennenlernen!«

Juffo trat zwei Schritte näher. Auf seinem gelblichen Gesicht zeigte sich aufrichtige Besorgnis.

»Wenn es nur gut geht!« sagte er leise. »Dieser Afru ist ein unheimlicher Kerl und steht mit allen Teufeln im Bunde. Ich habe, so wahr ich hier stehe, noch nie vor einem Menschen Angst gehabt, aber als mich einmal zufällig der Blick des Inders traf, kroch mir das Grausen über den Rücken. Ich glaube, der brächte es fertig, einem das Blut bei lebendigem Leibe aus den Adern zu saugen!«

Jeannette lachte hell auf.

»Aber Juffo! Welche Phantastereien! Ich für meinen Teil glaube nicht im entferntesten an all das ungereimte Zeug, das der Doktor Herrn Gerardi vorgefaselt hat. – Wer sagt denn, daß Frau Elise getötet oder vom Inder entführt ist? Liegt die Annahme nicht viel näher, daß sie es satt gehabt hat, mit der alten Unke von Doktor zusammenzuleben und mit irgendeinem hübschen, jungen Kavalier durchgebrannt ist. Bei Gott, ich würde es nicht anders machen!« ...

Juffo schüttelte den Kopf.

»Sie ist nicht einfach durchgebrannt, denn dann hätte die Polizei längst ihre Spur gefunden. Ihr ist irgendein Unglück zugestoßen. – Auf alle Fälle erlaube mir, Jeannette, dich überallhin zu begleiten, damit ich auf ein Zeichen, das wir verabreden können, sofort zur Stelle bin.«

Jeannette war ernst geworden. Im Grunde genommen wußte sie ganz genau, daß das Abenteuer, dem sie entgegenging, nicht ohne Gefahr sein würde. Es widerstrebte ihr nur, das auch nach außenhin zuzugeben, wie sie denn überhaupt jeder trübseligen Stimmung möglichst aus dem Wege zu gehen trachtete.

Sie öffnete ihre Handtasche und hielt sie Juffo hin: »Da,« sagte sie, »damit du siehst, daß ich nicht ganz wehrlos bin!«

Juffo griff hinein und förderte ein duftendes Batisttaschentuch zutage. Aber darunter lag ein bläulich blitzendes Etwas. Ein kleiner Browning. Und daneben ein Fläschchen.

»Was ist das?« fragte er.

»Gift!« raunte sie ihm zu. »Fünf Tropfen davon genügen, um einen Menschen in tiefen Schlaf zu versetzen, die doppelte Dosis aber, um ihn auf der Stelle zu töten!«

Über Juffos Gesicht lief ein Schimmer des Einverständnisses. Der Inder würde es nicht leicht haben, diese Frau zu bezwingen. Unter Umständen konnte es ihm das Leben kosten. Trotzdem aber blieb er hartnäckig dabei, Jeannette begleiten zu wollen.

Sie gestattete es schließlich. Man konnte ja nicht wissen, was sich ereignen würde.

*

Es klappte alles wie am Schnürchen.

Paul Antoine, der Beauftragte Lessots in Paris, hatte Jeannette den gewünschten Platz gesichert und dem ganzen Personal mitgeteilt, daß sie eine Gräfin Avricourt aus der Gegend von Toulouse sei, die sich auf einer großen Vergnügungsreise befinde. Diese Daten gab er an, damit Sanjo Afru, falls er sich nach Jeannette erkundigen sollte, von vornherein auf eine falsche Fährte geriet und in keiner Weise Verdacht schöpfen konnte.

Der Inder traf um neun Uhr in Begleitung einiger eleganter Männer im Café de la Cascade ein und ließ sich seine Loge aufschließen. Er trug einen weißseidenen Turban mit scharlachroten Streifen und war sonst europäisch gekleidet. Um halb zehn betrat Jeannette den Saal. Ihr schlanker Körper wurde von einem schwarzen, ausgeschnittenen Sammetkleide umschlossen, das auch die Arme freiließ. Die Wirkung war blendend. Ihre schon an sich sehr weiße Haut schimmerte, sich gegen das Dunkel des Stoffes wunderbar abhebend, wie reinster italienischer Marmor, während die Wogen des brandroten Haares flackerten und sprühten. Unwillkürlich verstummten ringsum die Gespräche beim Auftauchen dieser fremden reizvollen Erscheinung, während sich die Ober von Tisch zu Tisch schlängeln mußten, um erregte Fragen zu beantworten.

»Die Gräfin d'Avricourt! ... Immense Reichtümer! ... Kürzlich verwitwet! ... hat ein gewaltiges Landgut bei Toulouse! ... Offiziell auf einer Rundreise um die Welt begriffen ... wahrscheinlich in Wirklichkeit aber auf der Suche nach einem neuen, und vor allem interessanten Lebensgefährten ...!

Ein kleiner, schlitzäugiger Mensch huschte in die Loge Sanjo Afrus und legte ihm einen Zettel vor, auf dem obige Notizen in wirrem Durcheinander verzeichnet waren.

Afru überlas das Gekritzel aufmerksam, schob dann das Blättchen seinen Begleitern zu und sagte bedeutsam:

»Die käme eventuell in Betracht ...!«

Mittlerweile hatte sich Jeannette an ihrem Tisch niedergelassen und betrachtete durch ihr gestieltes Monokel die Anwesenden. Auch den Inder musterte sie gleichgültig, legte dann das Glas hin und bestellte Sekt.

Die Ober liefen wie gehetzt. Der Geschäftsführer kam persönlich, um sich nach den Wünschen der »Gräfin« zu erkundigen. Die männlichen Gäste warteten mit Ungeduld auf das Zeichen, das den Beginn des Gesellschaftstanzes angeben sollte.

Um zehn Uhr nahm eine Jazzbandkapelle Platz auf der Tribüne. Gleichzeitig ertönten drei tiefe, summende Gongschläge. Die Instrumente begannen einen Tango. Die ersten Paare wiegten sich durch den Saal.

Ein schlanker, junger Mensch verneigte sich vor Jeannette. Er hatte dunkle, mandelförmige Augen und ein bittendes Lächeln um den Mund. Er gefiel ihr in seiner südländischen, knabenhaften Geschmeidigkeit. Ohne sich zu besinnen, nahm sie seinen Arm. Und sie tanzten.

Die Instrumente rasten. Geigen sangen und schluchzten. Flexophone heulten. Der Jazzband klirrte. Ein großer Taumel kam über Jeannette. Fest preßte sie sich an ihren Partner und tanzte mit geschlossenen Augen. Durch die halboffenen, roten Lippen strich zischend der Atem. Zuweilen grub sie ihre spitzen Nägel tief in die führende Hand des Mannes und fühlte dann jedesmal den schmerzhaften Gegendruck seiner Finger.

Einmal dachte sie an den Inder.

Ob der sie beobachtete. Ob er wütend war, daß sie sich mit einem anderen amüsierte, wenn das der Fall war – um so besser! Nichts konnte ihre Chancen mehr steigern, als wenn Afru sah, wie sie von anderen, und vor allem vornehmen Männern umschwärmt wurde. Denn daß ihr Kavalier von altem Adel war, sah sie an dem großen, schweren Wappenring, der seine Linke schmückte.

Als die Musik verstummte, durfte er sie in ihre Loge begleiten. Sie war nicht fähig zu sprechen, so stark schlug ihr Herz, so heiß ging ihr Atem. Fürsorglich legte er einen seidenen Schal um ihre feuchten Schultern.

»Mein Auto steht unten ...!?« flüsterte er dabei leise.

Jeannette nickte nur. Einen Blick warf sie in die Nachbarloge. Dieser Blick traf mitten in die Augen Afrus. Kalte, zornige Augen.

Sie lachte auf. Plötzlich und in wilder Hysterie.

Dann erhob sie sich.

»Gehn wir, mein Freund ...!« sagte sie sehr laut, und warf dem Ober eine Hundertfrankennote zu.

*

Als Jeannette um eine vorgerückte Stunde des nächsten Tages, es war ein Mittwoch, erwachte, ließ sie sich das Telephon ans Bett bringen und läutete Paul Antoine an. Er schien das erwartet zu haben, denn er war sofort am Apparat.

»Gräfin, ich bin entzückt ...!« waren seine ersten Worte.

»Wieso?«

»Sie sind das raffinierteste Weib unter Frankreichs Himmel! Wissen Sie überhaupt, mit wem Sie getanzt haben ...?«

»Keine Ahnung. Er nannte sich mir gegenüber einfach George!«

»Er heißt nicht George, verlassen Sie sich darauf. Es ist der russische Großfürst Dmitrij Alexandrowitsch Jusupoff!«

»Fabelhaft! – Und Afru ...?«

»Schäumte vor wütender Enttäuschung! – haben Sie den kleinen schlitzäugigen Mongolen gesehen, der überall umherflitzte, um Einzelheiten über Ihre Person zu ergattern? – Das ist einer der Beauftragten Afrus ...!«

»Hm. – Und wie wird sich die Angelegenheit nun weiter entwickeln?«

»Wie? – Das überlassen Sie dem Inder! – Übrigens ist sein Auto Ihnen gestern nachgefahren und hat Ihre Adresse festgestellt. Das dürfte genügen ...«

»Ich mache Ihnen mein Kompliment, Monsieur Antoine! Ich könnte mir keinen besseren Gehilfen wünschen ...!«

»Oh. Das hat nichts zu sagen! Es ist ja mein Beruf!«

Indessen verging der Tag ohne besonderen Zwischenfall. Am Nachmittag brachte ein Dienstmann ein gewaltiges Rosenarrangement von »George«. Um die Zeit des Fünf-Uhr-Tees erschien er selbst und holte Jeannette ins Astoria, wo er eine fürstlich eingerichtete Zimmerflucht bewohnte. Dort verbrachten sie den ganzen Abend, wenngleich Jeannette einen Augenblick lang Lust hatte, wieder ins Café de la Cascade zu fahren, wo sie Afru vermutete. Aber auf die zärtlichen Bitten Georges hin unterließ sie dieses Vorhaben.

Auch der Donnerstag und Freitag brachten nichts Neues. Am Sonnabend mußte George nach London, und Jeannette hatte das Gefühl, Afru werde diese Gelegenheit benutzen, um zum ersten Angriff anzusetzen. Denn es bestand kein Zweifel, daß er sie und ihren neuen Freund aufs schärfste beobachten ließ.

Sie hatte sich nicht geirrt. Als sie vom Bahnhof zurückkam, fand sie eine Karte vor, in der ein Herr Jen-Tsu-Tai seinen Besuch in einer geschäftlichen Angelegenheit ankündigte. Jeannette zweifelte keinen Augenblick, daß es sich um einen Abgesandten Afrus handelte und traf die nötigen Vorbereitungen.

Herr Jen-Tsu-Tai erschien um sechs Uhr nachmittags in Jeannettes Salon. Er war klein und sehr elegant. Wenn er sprach oder lachte, verzog sich sein breites, lederfarbenes Mongolengesicht zu einem Bündel beweglicher Falten. Er verschlang Jeannette mit gierigen Blicken, ohne ihr aber durch Worte und Gebärden zu nahe zu treten.

Nachdem sie sich gesetzt hatten, und die übrigen einleitenden Phrasen gewechselt waren, kam Jen-Tsu-Tai allmählich auf den Zweck seines Besuches zu sprechen.

»Ich bin hier im Auftrag eines großen Herrn ...« sagte er unterwürfig.

»Wer ist dieser Herr?«

»Der Prinz von Tschandu!«

Jeannette wußte, daß es sich um ein Pseudonym Afrus handelte, aber sie ließ nichts merken.

»Was wünscht der Prinz von mir?« fragte sie arglos.

»Der Prinz von Tschandu hat die schönste der Frauen zu Anfang dieser Woche im Café de la Cascade gesehen. Seitdem kennt er keinen anderen Wunsch, als sie immer an seiner Seite zu wissen!«

»Wie könnte das geschehen?«

»Er bietet Ihnen den Posten einer Privatsekretärin an, der erst kürzlich frei geworden ist!«

Jeannette antwortete nicht gleich. Eine leise Aufregung hatte sich ihrer bemächtigt und verwirrte für einen Augenblick ihr natürliches Überlegungsvermögen. Sie hatte das sichere Gefühl, hier läge eine Falle und war sich noch nicht im klaren, ob sie in diese hineinspringen dürfe. Wer garantierte ihr dafür, daß sie selbst oder ihre Freunde die Macht haben würden, sie später zu befreien.

»Ich kenne den Prinzen ja gar nicht ...«, sagte sie daher zögernd und mit der Absicht, möglichst viel Zeit zu gewinnen.

»Sie werden ihn kennenlernen ...«, antwortete der Mongole und sein Gesicht verzog sich zu einem vielsagenden Grinsen. »Mein Herr gibt sich die Ehre, die Frau Gräfin heute abend zu einem kurzen Beisammensein ins Hotel Metropole zu laden.«

»Heute abend? – – Schön, ich werde kommen.«

»Das Auto des Prinzen wird um neun Uhr hier unten warten.«

»Das ist nicht nötig. Ich habe einen eigenen Wagen!«

Es schien Jeannette, als husche ein Schatten der Enttäuschung über das sonst undurchdringliche Gesicht des Mannes. Aber gleich darauf hatte er sich schon wieder in der Hand.

»Ich wollte der Frau Gräfin nur einen Dienst erweisen.«

»Oh, danke mein Herr. – Ich fahre am liebsten mit meiner eigenen Limousine!«

Jen-Tsu-Tai verneigte sich tief. Als sie ihm die Hand reichte, spürte sie zum erstenmal einen feinen Moschusduft, der ihr von diesem Manne entgegenwehte. Unwillkürlich sog sie mit zusammengekniffenen Augen diesen aufreizenden Dunst einer fremden Rasse ein und lauschte dem erregten Brausen ihres leicht entflammbaren Blutes.

*

Die Stunden bis zum Abend vergingen für Jeannette unter einigen Vorbereitungen. Sie läutete Paul Antoine an und informierte ihn über die Ereignisse des Nachmittags. Er versprach ebenfalls ins Metropol zu kommen und sich einen Platz in der Nähe Afrus zu reservieren. Juffo mußte die Livree des Chauffeurs anziehen und wurde ans Steuer des Autos postiert. Außerdem sollten mehrere Kollegen Antoines mit Motorrädern bereitstehen, um für den Fall, daß man Jeannette gewaltsam entführen werde, einspringen zu können.

Erst kurz vor zehn betrat Jeannette das Metropole. Sie hatte diesesmal ein scharlachrotes Seidenkleid gewählt und durch ihre Haare eine breite Goldkette gewunden. So wirkte sie wie eine züngelnde, schlank auflodernde Flamme.

Afru empfing sie mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit. Sein Wesen hatte nichts Dämonisches, vielmehr unterschied er sich an diesem Abend in seiner fast unterwürfigen Ritterlichkeit durch nichts von dem ahnungslos den Kanal überquerenden George.

Jeannette war entzückt!

Genau wie seinerzeit Erwin und Ivonne durch die bezaubernden gesellschaftlichen Fähigkeiten Afrus geblendet worden waren, so verfiel auch Jeannette in kürzester Zeit in seinen Bann. Dabei vermied er es zu Anfang geflissentlich, den eigentlichen Grund ihres Zusammentreffens zu berühren, und unterhielt seine Dame aufs gewandteste durch packende Schilderungen von Abenteuern aller Art, die er in verschiedenen Erdteilen erlebt hatte.

Erst als es nahe an Mitternacht war, kam er auf das bewußte Thema.

»Mein Sekretär Jen-Tsu-Tai hat Ihnen berichtet, was für einen Vorschlag ich zu machen habe ...« begann er und legte in seine schon an sich volltönende Stimme einen weichen und bittenden Klang.

Jeannette nickte.

»Ich verstehe nicht, wie Sie gerade auf mich kommen?« antwortete sie vorsichtig.

»Oh, sehr einfach! – Meine bisherige Gehilfin habe ich entlassen müssen, da es sich erwies, daß sie mein Vertrauen mißbrauchte. Nun wurde mir von Ihnen erzählt, daß Sie auf einer Weltreise seien. Da ich auch viel unterwegs bin, kam mir der Gedanke, daß wir uns vielleicht zusammentun könnten. So wäre uns beiden geholfen! Sie hätten männlichen Schutz, sachkundige Führung und nebenbei ein kleines Einkommen – ich biete Ihnen fünfzigtausend Franken im Monat – und mir stände ein Mensch zur Verfügung, der neben einigen Sprachkenntnissen auch ein umfassendes Beurteilungsvermögen der europäischen Verhältnisse mitbrächte.«

»Woher wissen Sie denn, daß ich Ihr Vertrauen nicht mißbrauchen würde ...?« wandte Jeannette ein.

»Das ist etwas anderes! – Schon Ihre Herkunft bietet mir eine gewisse Gewähr dafür. Und dann – Sie sind reich, was hätten Sie davon, ein paar lumpige Dokumente zu unterschlagen?!«

»Sie haben recht. In dieser Beziehung können Sie sich auf mich verlassen. – Wie denken Sie sich nun die Wohnungsfrage?«

»Ich besitze ein Schlößchen in der Nähe von Versailles. Dorthin müßten Sie übersiedeln. Ich stelle Ihnen fünf Zimmer im ersten Stockwerk zur Verfügung.«

»Und meine Dienerschaft?«

»Könnten Sie entlassen. – Sie finden bei mir genug Leute vor, die jeden Ihrer Befehle erfüllen werden.«

Jeannette wußte genau, worauf der Inder hinauswollte. In dem Augenblick, wo sie allein in sein Haus übersiedelte, war die Verbindung mit der Umwelt zerstört und sie rettungslos seiner Gnade und Ungnade preisgegeben. Sie mußte also unter allen Umständen durchsetzen, daß Juffo sie begleiten durfte.

»Ich gehe auf alles ein,« sagte sie daher, »aber ich verlange, daß mein Diener, der auch gleichfalls mein Chauffeur ist, mich begleiten darf. Ich habe meinem Manne auf dem Sterbebette versprochen, daß ich diesen Menschen nicht im Stich lassen werde. Er hielt große Stücke auf ihn ...«

Afru runzelte die Stirn. Scheinbar war ihm diese Forderung Jeannettes durchaus nicht bequem. Er überlegte eine Weile, neigte aber dann, da ihm scheinbar kein stichhaltiger Einwand einfiel, den Kopf und sagte:

»Wie könnte ich einer so schönen Frau etwas abschlagen ...?!«


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