Rudolf Baumbach
Zlatorog
Rudolf Baumbach

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Die Saiten schwirren,
Die Pfeife tönt,
Der Kienspahn flackert,
Der Boden dröhnt.

Wer schwebt und dreht sich im weiten Saal
Wie wirbelndes Laub im Winde?
Das ist der Jäger vom Trenta-Thal
Mit der Wirthin rosigem Kinde.
Es zittert sein Herz, sein Auge lacht –
Jäger, Jäger, nimm dich in Acht!

Und der Jäger leise zur Jungfrau spricht:
– Und die braunen Wangen erröthen –
»Missgönne dem armen Burschen nicht
»Die Gunst, die er kühn sich erbeten;
»Ein Tanz ist schnell zu Ende gebracht«
Jäger, Jäger, nimm dich in Acht!

Die Geigen verklingen, da flüstert sie leis:
»Und musste mit dir ich schreiten
»Zum ersten Tanz auf der Mutter Geheiss,
»So gewähr' ich freiwillig den zweiten
»Und den dritten, den vierten – die ganze Nacht' –
Jäger, Jäger, nimm dich in Acht!

Die Saiten schwirren,
Die Pfeife tönt,
Der Kienspahn flackert,
Der Boden dröhnt.

Und wieder umschlinget des Burschen Arm
Die Hüfte der lieblichen Dirne,
Es umspielt sein Odem so lebenswarm
Die blond umringelte Stirne;
Das glimmende Feuer wird angefacht.
Jäger, Jäger, nimm dich in Acht!

Wer schaut auf Tänzer und Tänzerin
So finster und zornesmuthig?
Das ist von der Komna die Sennerin,
Sie beisst sich die Lippen blutig,
Und es blitzt ihr Auge wie Wetter bei Nacht.
Jäger, Jäger, nimm dich in Acht!

Die Saiten schwirren,
Die Pfeife tönt,
Der Kienspahn flackert,
Der Boden dröhnt.


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