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X.

Als die Sennora Jannos aus ihrer Ohnmacht erwachte, befand sie sich in dem Boudoir ihrer Freundin – der Tänzerin, welche mit sichtlicher Theilnahme um sie beschäftigt war und durch starke Essenzen die Lebensgeister der todtbleichen Wittwe zurückzurufen sich bemühte. Zu Füssen des Sophas, auf das man sie gelegt, stand Toby, der treue Neger, welcher der gütigen Herrin über das Weltmeer gefolgt war. Mit einem lauten Freudenschrei begrüßte er die ersten Lebenszeichen der theuren Gebieterin. Es waren fremdartige, unartikulirte Laute. Der Congo Neger mag so seinen König begrüßen, wenn er einen neuen Feldzug zu eröffnen im kriegerischen Schmucke aus seinem Zelte hervorschreitet – oder das Heimathsthal, wenn er siegreich heimkommt zu dem braunen Weibe. Die Tänzerin bebte unwillkürlich zurück bei diesen wilden und unheimlichen Gutturaltönen, die Europens übertünchte Höflichkeit allerdings nicht in einem Krankenzimmer toleriren wird. Die Augen des guten schwarzen Burschen waren zum Glücke die trefflichsten Dolmetscher seiner Gesinnungen – wenigstens für die Sennora, welche mit einem unbeschreiblichen Lächeln zu dem treuherzigen Neger hinüberblickte und die halb erschrockene, halb indignirte Freundin durch eine schnelle Pantomine beruhigte.

»O Sennora nicht todt – nicht todt!« rief Toby und drehte sich dabei in so gewagten Pirouetten um sich selbst, daß die Idali unwillkürlich Respekt bekam vor der Tanzkunst der Leute vom Sennegal. »Toby auch nicht will leben, wenn Herrin, gute, todt! Aber Herrin lebt! Johio! Lebt!« – Und zur Tänzerin gewendet sagte er mit treuherziger Naivität: »Nicht böse sein, daß arm' Toby lustig ist – Herrin war gut gegen Toby, hat frei gemacht Toby und darum will Toby auch immer sein, wo ist Herrin! Folgt Herrin wie treuer Hund! Lebt Herrin, lebt Toby auch und stirbt Herrin, geht armer Toby nach – da – da oben hin, wo ist großer Herrgott mit dem Kreuz! Toby freier Mann, kann kommen in Himmel! Aber noch nicht! Noch hier bleiben und leben – noch viel leben mit gute Herrin! – Nicht böse sein auf lustigen Toby, daß Herrin noch leben darf! Johio!«

»Geh' guter Toby,« sagte Sennora, indem sie sich mit Hülfe der Freundin aufrichtete, »geh' in unser Hotel und sage der guten Miß Stenilworth, sie solle keine Angst haben um meinetwillen. Ich werde noch vor Abend nach Hause fahren!«

»Toby will fliegen wie Pfeil fliegt von Bogen! Will Miß sagen, was Herrin, gute, befiehlt! Johio, Herrin nicht todt! Nicht todt!«

Und mit drei Sprüngen war der Neger an der Thüre und bald darauf hörte man ihn mit so lärmender Geschwindigkeit, die große Treppe hinabeilen, daß die Tänzerin glaubte, der Bursche habe in einem einzigen salto mortale die vierzig Stufen übersprungen und sei drunten auf der Hausflur mit zerschmetterten Gliedern angekommen.

Die Sennora schien sich bereits völlig erholt zu haben. Eine lebhafte Röthe hatte die sonst so bleichen Wangen überhaucht und verlieh dem reizenden Gesichte das Inkarnat lieblichster Jugend. Ihre vollen Flechten hatten sich gelöst und das reiche, bläulich schwarze Haar fiel wild und regellos um den schönen Marmornacken. Nur in den Augen schwamm jenes feuchte, wehmüthige Etwas, das keines Malers Pinsel nachzuahmen vermag. Auch die Lippen zuckten leise hin und wieder zusammen. Die Tänzerin mochte glauben: sie weine. Sie besaß Takt genug, nach dem Grund dieser plötzlichen Aufregung nicht zu fragen; spiegelte sich doch auch in diesen Augen ein so übervolles Herz, daß sie auch ohne Frage eine Befriedigung ihrer Neugierde erwarten durfte.

Gleichwohl schien die Sennora noch mit sich selbst im Kampfe. Endlich schien sie entschlossen, der Freundin Alles zu offenbaren, was sie in diesem Augenblicke bestürmen mochte.

Sie richtete sich vollends empor, strich die Haarflechten zurück, ergriff die Hand der Tänzerin und sprach mit bewegter Stimme:

»Du hast dir, meine liebe Rosa, von heute an, ein Anrecht auf ein unumschränktes Vertrauen bei mir erworben – und gern erleichtert sich dir gegenüber mein übervolles Herz. Es soll dir kein Geheimniß bleiben, was mich vordem so gewaltig erschüttert… Hast du den Mann gesehen, der an dem Marmordenkmale stand, dessen düsterer Blick zu uns hinüberstreifte?… Mir waren es Blitze wie aus dunkler, dunkler Nacht – und wieder auch wie das Leuchten eines lieblichen Gestirnes, das den Morgen verkündigt! Es preßte mein Herz krampfhaft zusammen und machte es wieder auch so weit und so froh!… Ich muß weit zurückgreifen in mein vergangenes Leben, um dir zu erzählen, wie und wo ich zusammentraf mit ihm!…

Daß ich wider den Willen meines Vaters zur Bühne gegangen, weißt du! Die Mutter war meiner unbezwinglichen Neigung nicht im Wege. Sie allein verstand mich in dem Elternhause. War doch all' mein Wesen nur ein Abglanz ihres eigenen. Wir standen isolirt. Der Vater, ein Plutokrat im vollen Sinne des Wortes, verdammte unsere ›Romantik,‹ wie er es nannte. Er war ein pedantischer, strenger Geschäftsmann. Die Brüder glichen ihm. So gab es Kämpfe und Aufregungen Tag um Tag.

Die Kreise unserer Bekanntschaft – die sogenannte haute volée – waren der Mutter wie mir verhaßt. Unser tiefinneres Wesen wandte sich von ihnen ab. Die Männer, ächte Vollblutstypen der Herren von Soll und Haben – die Frauen Modedamen ohne Herz, Geist und Gemüth!… O theure Freundin, es gibt nicht allein in den Hütten der Armuth das bittere Gefühl des Hungers! Auch in vergoldeten Sälen, mitten in allem Luxus findest du den entsetzlichen Gast! Und schwerer, schmerzlicher, grausenvoller ist dieses Hungern der Seele, die eingeengt von Convenienzen aller Art, von der entsetzlichsten Prosa oder von elendem Flitterwesen sich hinaussehnt aus diesem Grabe, darin sie lebendig begraben scheint! Nirgend – nirgend eine Befriedigung dieser inneren Leere! Selbst in unserer Zurückgezogenheit ward uns das Studium der Wissenschaften, der Künste verbittert durch Spott und Hohn! Auch in den Salons gab man uns hinter unserem Rücken Spottnamen! Freilich, wir waren ja auch von anderer Art, als es dort ›Styl‹ sein mochte! Dieser Styl – diese Convenienz – waren die Bleigewichte, die uns niederziehen sollten wie die Uebrigen! Wir hatten den Muth, sie von uns zu werfen. Der Bruch, den wir endlich selbst herbeigeführt, war unheilbar! Die Ehe meines Vaters war ohnehin eine unglückliche. Er quälte die Mutter unaufhörlich mit der grundlosesten Eifersucht!…

Endlich hörten wir von einem Heirathsprojekte des Vaters. Ich sollte einem herzlosen Parvenü geopfert werden, den man wegen seiner überaus glücklichen Spekulationen den Börsenkönig nannte. Wenn bei dem Kaufmanne von einem Ideal überhaupt die Rede sein kann – so hatte mein Vater dieses in jenem Parvenü gefunden! Beide Firmen wollten sich associren – es sollte dadurch ein Geschäft erstehen, das weder in England noch in Amerika einen ebenbürtigen Nebenbuhler hätte. Um diese Idee zu verwirklichen – brauchte man nur ein kleines Opfer zu bringen: Nur eine Seele! Was lag den Geldmenschen daran, daß diese Seele verzweiflungsvoll zusammenbrach in sich selbst…

Der Wille meines Vaters war eisern. Umsonst meine Thränen, umsonst die Fürbitte der Mutter!… Der gefürchtete Tag kam!… Da geschah der entscheidende, rettende Schritt! Ich entfloh aus dem elterlichen Hause. Der Segen der Mutter geleitete mich – aber des Vaters Fluch folgte ihm!«…

Sie schwieg vor Erregung und preßte das Tuch vor die Augen.

Selbst die leichtfertige Tänzerin schien auf's Tiefste ergriffen.

»Daher auch dein Trübsinn,« sagte sie, »bei allen Erfolgen deiner Kunst? O nun erst verstehe ich dich! Du Aermste!« …

»Es war umsonst, des Vaters Verzeihung zu erflehen. Der einmal ausgesprochene Fluch blieb der Ausgestoßenen – der Comödiantin! Ich war unter einem angenommenen Namen zur Bühne gegangen – um polizeiliche Recherchen unmöglich zu machen, oder zu erschweren. Der Vater stellte dergleichen nicht an. Ich war todt für ihn seit meiner Flucht. So schrieb mir die Mutter. Diese allein war noch mein Trost. Meine Brüder folgten dem Befehle des Vaters: sie kannten die Verfluchte hinfort nicht mehr!… Die Mutter starb. Eine alte, treue Dienerin unseres Hauses – meine Amme – zeigte mir ihren Tod an.

Nun stand ich völlig allein. Da – als wollte der Himmel mich doch nicht ganz verlassen – da fand ich ihn – den ich heut' wieder sah! Ich täuschte mich nicht – obschon Jahre, viele Jahre entschwunden sind – seitdem ich ihn gesehen! Trug ich sein Bild doch ewig und unauslöschlich im Grunde meines Herzens. Er war Maler und studirte in München. Dort war es, wo wir uns – wo unsere Seelen sich fanden!… In ihm fand ich Ersatz für Alles, was ich verloren. Ich lebte nur ihm – und der Kunst und die Seele träumte nach langer trostloser Nacht – einen kurzen, aber unaussprechlich schönen Traum von Erdenglück – von Lebensfreude! Die Liebe und die Kunst schienen sich zu vereinen, mich schadlos zu halten, was ich selber aufgegeben! Das Hungern der Seele war gesättigt und frei empor zum Himmel schwang sich mein Geist – des Lebens schönen Tag begrüßend!… Der Vater rief den Geliebten heim… Er schied von mir mit Schwüren ewiger Liebe… Seine ersten Briefe wiederholten dieselben so heiß und innig, wie sie ehedem sein Mund nur ausgesprochen! … Plötzlich hörten dieselben auf… Umsonst meine Fragen – meine Bitten! Er schwieg…

Ein Hausgenosse, älter als ich, älter auch als Richard suchte mich zu trösten. Es fiel ihm leicht, sich mir zu nahen. Er kam unter der Maske väterlicher Freundschaft – oder brüderlicher Theilnahme. Es war ein Mann von Geist, ein Mann voll der edelsten Fähigkeiten. Ich bedurfte einer Stütze in meiner Hülfslosigkeit – in meiner Verzweiflung. Dankbar ergriff ich die Hand, die mich dem Abgrunde entriß! Er sprach von Kämpfen und Entsagungen großer Seelen, von der Entschädigung, die für jedes Leid die göttliche Kunst biete. Eigene Erlebnisse, in denen er ebenso wie ich einst gerungen und gestritten und ein starkes Herz bewiesen, wurden mir mit so hinreißender Beredtsamkeit geschildert – daß ich einen Triumph darin setzte, ebenfalls zu entsagen – zu vergessen! Es war mir nicht so leicht, wie es ihm geworden zu sein schien.

Gleichwohl imponirte mir dieser feste, männliche Charakter, der sich mir immer mehr und mehr in brüderlichem Vertrauen offenbarte. Ich rankte mich an ihm empor! Ich fühlte allmälig, daß er mich beherrsche. Mit Richard konnte ich träumen von Glück und Ruhm – mit Richard schien ich eins – unsere Seelen strebten gemeinsam auf zur Sonnenhöhe der Kunst – ihm fühlte ich mich ebenbürtig – hier trat mir etwas Höheres, Größeres entgegen! Dort fühlte ich ein liebendes Zusammenschmelzen – hier ein ehrerbietiges Emporschauen… Adolar war Jurist – nebenher Schriftsteller. Unruhvoll wie alle Genies, deren Lavaströme noch im Fließen, wandte er sich bald zu Diesem, bald zu Jenem… Er unterrichtete mich mit der Geduld eines Bruders…

Richard's Bild ward nicht vergessen, aber zurückgedrängt. Oft noch weinte ich dem Verlorenen in's Geheim Thränen nach – vor Adolar hätte ich mich ihrer geschämt… Ich fühlte, daß ich ihn nicht liebte wie Richard – niemals so lieben könne – gleichwohl konnte ich ihn nicht mehr entbehren!… Als er endlich… die Maske des Bruders fallen ließ… als er mir seine Hand bot… hatte ich nicht den Muth, ihm dieselbe abzuschlagen und doch wußte ich, daß es eine Lüge war, zu ihm von Liebe zu sprechen. So gewaltig war seine Macht über mich!… Ich trat mit ihm vor den Altar!…

Kurze Zeiten des Glückes folgten für ihn – so schien es. Ich hatte nichts als Hochachtung und Vertrauen zu meinem Gatten – und doch hatte ich ihm mehr – weit mehr geschworen vor dem Altare des Höchsten! Diese Lüge ward mein Verhängniß. Was ich in Zukunft litt – ich hab' es selbst verschuldet… Der unstäte Geist meines Gemahls konnte nicht auf die Dauer durch die stille Häuslichkeit gefesselt werden, die ihm sein Weib zu bieten suchte. Er entfremdete sich dem Hause. Er trank… er spielte. Umsonst bat und flehte ich, abzulassen von diesem wüsten Treiben. Was ich erwarb, ward von ihm vergeudet…

Er griff zur Feder, da unsere Einnahmen mit seinen Ausgaben nicht mehr stimmten. Schon glaubte ich ihn gerettet. Zum Unglücke mischte sich Adolar in politische Streitigkeiten. Man mußte bald den allzufeurigen Vorkämpfer der Demokratie unschädlich machen… Von Bayern zogen wir nach Württemberg, wo ich ein gutes Engagement gefunden. Bald wiederholte sich dort dasselbe Spiel… Adolar vertiefte sich immer mehr in seine politischen Umtriebe. Es schien als mache er Propaganda für eine neue Revolution. Seine Aufsätze waren voll Drohungen gegen alle bestehende Ordnung. Dabei wurde er selbst auch immer finsterer – immer verbissener. Auch aus unserem Asyl in S. mußten wir weichen.

Adolar, der sich für einen Märtyrer seiner Sache zu halten anfing, verfiel bald in eine düstere Apathie. Nichts vermochte ihn daraus zu erwecken – auch nicht die Geburt eines Töchterleins, mit dem ich ihn erfreute… Er sank tiefer und tiefer. Auch mich ergriff Muthlosigkeit. Ich fühlte, wie meine Kunstbegeisterung schwand… Auch Nahrungssorgen stellten sich ein. Adolar griff wieder zur Jurisprudenz… Man verweigerte ihm die officielle Praxis – ich weiß nicht, aus welchen Gründen …

Immer düsterer und trüber ward unser Leben. Ich lebte nur … meinem Kinde! Richard's Bild – mehr drohend als tröstend – stieg in mir auf!… Unser Ruin schien unausbleiblich… Mein Gatte frequentirte die Gesellschaft von Spielern… Allerlei rätselhafte Existenzen kamen zu uns… immer menschenscheuer ward das Leben und Treiben Adolar's… Endlich faßte er den Entschluß auszuwandern… Wir athmeten auf bei diesem Rettungsgedanken! Klammert sich der Versinkende doch an einen Strohhalm;… Wir fuhren ab!… Das einzige Kleinod aus früheren Tagen des Glückes mein Kind… blieb zurück.« …

»Dein Kind?… Wie konnte das geschehen?«…

»Kein Mensch auf dem Schiffe konnte uns Anfangs Auskunft geben. Wir glaubten es zuerst bei dem Gedränge über Bord gestürzt. Endlich entsann sich ein alter Mann, daß ihm ein Kind – das er ganz meiner Meta ähnlich schilderte – einiges Gepäck zur Beaufsichtigung anvertraut mit dem Bemerken: es wolle noch etwas vom Strande holen, das dort vergessen sei durch ihre Schuld. Wir waren bereits auf hoher See, als meinem tiefsten Schmerz diese Nachricht als ein tröstendes Gestirn entgegenleuchtete. So war noch Hoffnung, daß es lebte!… Diese Hoffnung, so schwach sie war, erhielt mich am Leben!…

Wir kamen an in dem Lande der Freiheit – aber ach unser Loos besserte sich nur nach Außen. Adolar verdiente plötzlich vieles Geld. Auf welche Art – er sagte es nie – aber bald stiegen böse Ahnungen in mir auf!… Ich schrieb in die Heimath wegen meines Kindes… ich gab heimreisenden Landsleuten Aufträge mit reicher Belohnung – umsonst! … Adolar entfremdete sich immer mehr und mehr von mir. Die Gesellschaft, mit der er verkehrte, erregte mir Schrecken. Vergebens waren alle Vorstellungen – alle Thränen! Die Leidenschaft zum Trunke nahm immer mehr und mehr überhand.

Er sprach oft laut im Schlafe. – Aus diesen Reden ersah ich mit Schaudern, wodurch er so viel Geld verdiene… Er war… ein falscher Spieler!… Noch mehr kam so zu Tage!… Schaudernd lag ich da und horchte auf diese Selbstanklagen des Schlummernden…

Eines Abends kam ein Freund – o welch' ein Mißbrauch dieses heiligen Namens! – zu mir und bereitete mich auf ein Ereigniß vor, an dem er, wie er wiederholt versicherte, völlig unschuldig sei. Böse Ahnungen kreuzten mein Gehirn… Umsonst war es, etwas Bestimmteres von ihm herauszubringen! War's wirklich ein letzter Funke von Mitleid bei dem wüsten Gesellen, oder weidete sich der Elende an meiner Angst und Ungewißheit? – Endlich, da es völlig dunkel geworden – bringt man in einem Sacke… die Leiche Adolar's.

Seine Kumpane sagen: er habe sich selbst eine Kugel durch den Kopf geschossen – doch lese ich die Lüge in ihren ungewissen Mienen… Da lag ich nun verzweiflungsvoll neben dem kalten Leichnam eine lange, bange Nacht! Kein tröstender Freund an meiner Seite – wohl aber schreckliche Bilder vor den geistigen Augen: der fluchende Vater – mein eigenes Bild mit dem falschen Liebesschwur, den ich dem Gemordeten einst gegeben!… Ich fühlte mich gebrochen und todesmüd' wie damals, da ich Richard verloren!…

Doch noch nicht völlig war der Becher des Unglücks geleert. Die bitterste Hefe war noch übrig… Nachdem der Gatte beerdigt, durchsuchte ich, was mir übrig geblieben… Ich finde unter alten Papieren Adolars… Briefe von Richard und von mir!… Seltsames Verhängniß, daß er sie nicht vernichtet… So war ich also von ihm doppelt betrogen worden!… Meine Gedanken flogen wild und irre durcheinander bei dieser Entdeckung! Nun erst war das Maaß meines Unglückes völlig!… Mein Kind im fernen Heimathland… Richard durch Höllenkünste mir entfremdet und vielleicht noch immer der treulosen Geliebten nachweinend… ich selbst fast mittellos in dem großen, fremden Lande!…

Der Wahnsinn grinste mir entgegen. Ich fühlte wie ich mich selbst verlor – wie es Nacht ward rings um mich her – aber ach, selbst in diese Nacht hinüber warf die qualvolle Wirklichkeit ihre Schlagschatten und selbst der Wahnsinn schützte mich nicht vor der bedrückenden, zermalmenden Wucht des Unglücks…

Tage – Wochen – ja Monate vergingen. Ich fand mich wieder in einem deutschen Krankenhause, welches mildthätige Landsleute in Amerika errichtet… Ein ältlicher Herr begleitete oft den freundlichen Doktor, der mich behandelte… Ich erfuhr später, daß er bei einem Aufruhr meiner Nachbaren, der meinen Wahnsinnsanfall hervorrief, sich meiner angenommen und daß ich es seiner Fürsprache dankte, dort Aufnahme gefunden zu haben. Man behandelte mich ebenso sorgfältig als gütig. Der Körper genaß… der Geist folgte allgemach. Ich konnte wieder denken – mich erinnern, aber ach zu welch' unglückseligen Uebungen kehrte diese sonst so herrliche Kraft in das verödete Gehirn zurück!…

Der Herr, der sich meiner so väterlich angenommen, wußte den Namen meiner Familie. Er hatte ihn aus den Papieren ersehen, welche die Behörde in Beschlag genommen, um zu ermitteln, woher und wer die geisteskranke Deutsche sei, welche ganz ohne Schutz in der Goddwin-Street gewohnt… Meine Genesung machte nach dem Ausspruche des Arztes, die besten Fortschritte. Ich selbst fand das nicht. Ich fühlte mich noch immer so todesmüde, so schwach und elend. Ich hätte weinen mögen den ganzen Tag. Alle Lebenslust war dahin, alle Energie, alle Hoffnung.

Der Arzt rieth meinem edelsinnigen Beschützer an, durch die Landluft meine Genesung vollenden zu lassen. Ich ließ Alles mit mir geschehen.

Mein Beschützer führte mich mit sich nach den südlichen Staaten der Union. Dort lagen die weitausgedehnten Besitzungen und Plantagen, welche Sennor Jannos von einem Verwandten ererbt. Jetzt lag deren Leitung bereits in Händen des einzigen und über Alles von ihm geliebten Sohnes. Der alte Herr hatte sich nach einem werkthätigen Leben zur Ruhe gesetzt, um den Rest seiner Tage in Frieden bei dem Sohne zu verleben. Ein so einträchtliches Verhältniß, wie es hier zwischen Vater und Sohn stattfand, läßt sich kaum denken. Frederigo hing mit schwärmerischer Liebe an dem Greis, dem ich so viel verdankte. Ich theilte diese Verehrung…

Die über alle Beschreibung schöne Natur, die milde Luft und die aufmerksamste und liebevollste Pflege wirkten zusammen, um mich der völligen Genesung entgegenzuführen. Der Landsitz, auf dem der alte Herr residirte und wo auch ich mein Asyl gefunden, lag unweit eines der östlichen, kleineren Zuflüsse des Mississippistromes. Die üppige Farbenpracht des Südens lag verschwenderisch ausgebreitet über die unabsehbare Niederung, deren Felder, Wälder und Wiesen dem Sennor Jannos angehörten. Hohe Plantanen und Mahagonibäume umgaben die reizende Villa, von deren Terrasse aus man eine unbegränzte Fernsicht genoß. Im Westen glänzte der Riesenstrom zwischen unabsehbaren Maisfeldern hervor. Baumwollenpflanzungen wechselten ab mit Zuckerahornwäldchen, dann wieder blühende Flachsfelder mit riesengroßen Tulpenbäumen umhegt und dicht vor uns in wohlgepflegten Beeten die üppige Flora der Zierpflanzen und duftreichen Sträucher, die jene Himmelsgegend in so großartiger Mannigfaltigkeit hervorbringt!…

Aus der Nacht des Wahnsinns befreit – entrissen der Einsamkeit und der Mittellosigkeit athmete ich auf in diesem Paradiese! Neuer Lebensmuth floß in meine Seele, die sich, entzückt und beglückt durch diese herrlichste Offenbarung des Schöpfers allgemach aufrichtete zu ihm, von dem Gutes wie Böses nach vorbedachten, väterlichen Plänen seinen Erdenkindern ausgetheilt wird! Durch die neu erwachte, neu bestärkte Liebe zu Gott, durch das auf's Neue in mir erstarkende Vertrauen auf den Allmächtigen kräftigte sich jener Lebensmuth, schlug die Hoffnung neue Wurzel in mir!…

Noch immer wußte ich nicht, welch' besonderes Interesse mein Name bei meinem edelherzigen Beschützer angeregt haben möge. Und doch dankte ich diesem zunächst diese fast väterliche Zärtlichkeit, die einer gänzlich Fremden gegenüber auch bei dem humansten aller Menschenfreunde dennoch etwas Absonderliches, Unglaubliches haben mußte. Ich fragte nicht nach den Beziehungen, in denen Sennor Jannos offenbar zu unserer Familie gestanden haben mußte, da er es absichtlich vermied, sich mit mir über dieses delikate Thema zu unterhalten!

Die besorgte Mutterliebe gab mir den Muth, ihn anzuflehen, mich auch in meinen Nachforschungen nach der verlorenen Meta zu unterstützen. Mit Freuden ging der Edle auf meine Bitte ein. Er schrieb in dieser Angelegenheit die dringlichsten Briefe an vielvermögende Geschäftsfreunde. Dem Eifer derselben gelang es nach einigen Monaten, uns Kunde zu geben von dem seit Jahr und Tag verlorenen Kinde. Ich erfuhr, daß es am Hafen von einem Menschenfreunde nach Abfahrt unseres Auswandererschiffes gefunden und von diesem in eine Art von Waisenhaus gebracht sei. Ich kannte dieses Institut aus früheren Zeiten. Ich wußte mein Kind in strenger aber frommer Zucht. Das tröstete mich…

Zur Reise in die Heimath hielten mich die Aerzte noch immer zu schwach. So blieb ich denn bei meinem edel, sinnigen Beschützer. Monate kamen und gingen. Mir war's, als sei alles vergangene Leid an meinem Körper spurlos vorübergegangen, so frisch und wohl fühlte ich mich. Auch meine düstere Gemüthsstimmung milderte sich. Eine heitere Zukunft schien sich nur zu eröffnen. Mein Beschützer hatte den Plan, mich nach Deutschland zu begleiten. Er wollte meine und meines Kindes Zukunft sicher stellen! Gerührt warf ich mich ihm zu Füßen und drückte seine Hände an mein Herz. Vergebens rang ich nach Worten…

Frederigo, der Sohn, kam anfangs selten. Es war ein stiller, träumerischer Mensch, dem ich die energische und umsichtige Geschäftsthätigkeit nicht zugetraut haben würde, die sein edler Vater stets an ihm rühmte. Oftmals sah ich Thränen in seinen Augen, wenn der alte Herr von all den Leiden, mit denen mich der Himmel bereits heimgesucht habe, sprach. Ich liebte in ihm den Sohn meines Wohlthäters. Was er für mich fühlte, erfuhr ich nicht von ihm. Er kam freudig und ging voll Trauer. Gleichwohl wagte er nie ein Wort an mich zu richten, das mir sagte, welche Gefühle ihn beherrschten.

Immer häufiger wurden seine Besuche, er selbst aber ward trauriger, nachdenklicher. Endlich erkrankte er. Der Vater blieb oft Tage lang auf der Plantage, wo der Sohn darnieder lag. Ich erfuhr niemals, welche Krankheit den Armen quälte. Auch der Alte ward nachdenklich und traurig. Als er nach längerer Abwesenheit einmal wieder zu mir kam – erkannte ich den Armen kaum wieder. Sein Haar war schneeweiß geworden in wenig Wochen. Ich drang in ihn, mir den Grund seines Kummers zu entdecken und mir zu offenbaren, welche Hoffnungen er für den über Alles geliebten Sohn noch habe. Er antwortete ausweichend. Ich ließ nicht ab, ihn zu bitten, mir sein kummervolles Herz auszuschütten. Die lebhafte, aufrichtige und tiefinnerliche Theilnahme, die ich dabei zeigte, mochte ihn endlich bestimmen, mir zu erklären, daß sein Sohn an einer unerwiederten Liebe kranke, daß sein Herz gebrochen sei, da er den Gegenstand dieser Liebe nie besitzen könne und sein ohnehin schwächlicher Körper dieser Seelenqual ebenfalls in Kürze erliegen müsse.«…

»Er liebte dich?« sagte die Tänzerin mit leiser Stimme.

»Ich erfuhr es von ihm selbst. – Es litt mich nicht in unserer Villa nach der Erklärung des Alten. Ich eilte zu ihm… Was soll ich dir noch sagen?… Konnte ich anders? Ich reichte ihm meine Hand für das Leben… und erhielt meinem Wohlthäter seinen Sohn!«…

»Das war edel von Dir und großherzig!«

»Bald nach der Genesung folgte die Verlobung – dann die Hochzeit. Der alte Herr war überglücklich… Frederigo liebte mich mit jener schwärmerischen Leidenschaft, die selbst einer herzlosen Kokette das Herz hätte öffnen müssen. Mein Kind wollte er als das seinige vollends erziehen und ausstatten… Man schrieb an die deutschen Geschäftsfreunde und täglich erwartete ich mit pochendem Herzen die Ankunft der heißgeliebten Tochter…

Wiederum schien damals mein Lebenshimmel sich völlig zu entwölken und der Sonnenschein des Glückes in mein vielgeprüftes Herz hineinzuleuchten… Doch nur auf kurze Zeit!… Eine epidemische Krankheit, ein wildes Fieber, griff um sich. Mein Schwiegervater war in unseren Besitzungen deren erstes Opfer… In den letzten, wilden Phantasien des Sterbenden erfuhr ich – was der Edle mir sonst wohl auf ewig verschwiegen hätte! All' sein Edelmuth für mich, die Tochter seines größten Feindes und Widersachers, der ihm die Ehre, ja das Leben fast genommen – erschien mir nun in einem helleren Lichte! Der hochherzige Mann wollte glühende Kohlen auf das Haupt dessen häufen, dem er die trübsten Erfahrungen und die bittersten Tage seines vielbewegten Lebens dankte!… Er starb in meinen Armen… Mein Gatte folgte ihm in kurzer Frist nach. Ich blieb abermals allein… Die Besitzungen Beider fielen mir zu – aber welchen Trost gewährte mir der Mammon für jene unersetzlichen Verluste des Herzens?…

Nachdem ich Vater und Sohn bestattet, wandte sich mein Sinn der alten Heimath zu. Von meiner Meta hatte ich lange Zeit nichts erfahren. Weder sie noch ein Brief von den deutschen Geschäftsfreunden vom Sennor Jannos traf ein. Endlich kam eine Zuschrift mit der Kunde, daß mein Kind auf räthselhafte Art und Weise jenes Institut verlassen und in Folge dessen jede Spur von demselben verloren sei!… Ich verkaufte meine Besitzungen in Amerika und schiffte mich ein… Zwei theure Grabstätten hielten mich drüben wohl zurück – hier aber winkte es mir hülfeflehend aus blauen Kinderaugen entgegen, die wachend und träumend vor mir standen! … Die Lebendigen gehören den Lebendigen!… Ich sah die alte Heimath wieder!… Mein Kind suchte ich vergebens!«…

»Doch den ersten Freund deiner Jugend – den du vielleicht nicht mehr suchtest – ihn schickte das Schicksal dir entgegen! Willst du es nicht als eine günstige Vorbedeutung erfassen? Liegt kein Trost für dich darin, den theuren Freund wieder gefunden zu haben, an dem doch immer noch deine volle Seele hängt? Ein gütiges Geschick bewahrte dir in ihm einen neuen Anhalt, eine neue Stütze… o welche Freude würde es mir bereiten, dich mit dem Freunde deiner Jugend zusammenzuführen! Ich lasse es mir nicht nehmen, die Vermittlerin zu spielen! Er muß wissen, daß du unschuldig gewesen an Eurem Bruch – –«

Die Freundin senkte tief erröthend das Haupt und winkte ihr zu schweigen. Die Tänzerin begriff nicht, wie sehr sie durch die Zudringlichkeit die zartfühlende Freundin verletze. Sie schien nicht geneigt, das schnell erfaßte Projekt so bald fahren zu lassen. Mit der ihr eigenen Lebhaftigkeit und scheinbaren Herzlichkeit malte sie aus, wie sich der neue Herzensbund schließen müsse, wie leicht sie Richard bekehren würde von dem falschen Argwohn, den er gegen scheinbar treulose Freundin gefaßt hatte. Wie erstaunte sie, als die Sennora fast unwillig diese Pläne zurückwies. Sie war an das Fenster getreten. Obschon die offenherzige Mitteilung ihr Herz sichtlich erleichtert hatte, rollten doch unaufhörlich die heißesten Thränen über ihr hochgeröthetes Antlitz.

Toby, welcher den Wagen meldete, unterbrach die peinliche Pause, die eingetreten war.

Die Sennora verabschiedete sich mit der Bitte: über Alles zu schweigen, was sie der Freundin vertrauensvoll mitgeteilt.

Als Rosa den Wagen davonrollen hörte, warf sie sich lautlachend in ein Fauteuil. Die Maske, die sie so lange vorgehalten, durfte jetzt endlich gelüftet werden.

»Welch' ein reizender Roman!« rief sie aus. »Ich beneide diese Madonna fast um all' diese pikanten Aventüren! Vom Vater verstoßen – arm und elend, im Flitterstaate des Bühnenlebens nur der Kunst sich weihend – dann himmelhoch aufjauchzend im ersten Liebesrausch, – getäuscht durch einen genialen Intriganten, dessen Weib sie wird, aus – aus, hahaha, aus Respekt vor seiner imponirenden Weisheit – Auswanderung nach Amerika – der Verlust des Kindes – der Mann ein Spieler – dessen Mord – dann ein Stück Wahnsinn – wieder eine Hochzeit – eine große Erbschaft – Rückkehr in die alte Heimath – Wiederfinden des Jugendgeliebten! O es ist großartig, welches Schicksal doch so ein einzelndastehendes Individuum oft haben kann! Das sind denn doch noch Erlebnisse! Warum blühte mir nicht ein so reizendes Loos! Das nenne ich Leben! Bald auf der Höhe – bald in der Tiefe – und nach all' solchem Mühsal noch so schön, so begehrenswerth und auch – so reich!… Ich muß diese Bekanntschaft cultiviren, so schwer es mir wird, die Rolle der büßenden Magdalena fortzuspielen!… Ich will meinen Commerzienrath doch durch einige Episoden aus dieser wunderbaren Biographie heute Abend unterhalten! Wie sollte er erfahren, daß sich meine Phantasie mit fremden Federn geschmückt – ich werde mich wenigstens hüten, ihn mit dieser gefährlichen Sennora bekannt zu machen! Er wäre sonst im Stande, seiner kleinen Rosa treulos zu werden! Treulos wegen der Sennora Jannos?… Es liegt ein eigener Reiz für mich darin, zu versuchen, ob ich der Abenteurerin weichen müßte. Sollte ich mit ihr den Kampf scheuen?… Noch nie unterlag ich bei solchem Wettstreit!… Wahrhaftig – die Idee ist nicht übel.«

Sie war vor den hohen Stehspiegel getreten und lorgnettirte das reizende Bild, welches das gefällige Quecksilberglas ihr zurückstrahlte von dem kleinen Persönchen, welches sich Rosa Idali nannte.

»Ich glaube schon – ich dürfte diesen Kampf nicht scheuen,« rief sie endlich mit triumphirendem Lächeln und warf das allerliebste Köpfchen mit großem Selbstgefühl zurück. – »Doch zerstöre ich mir dadurch nicht die schlaue Spekulation, die ich auf eine dauernde Freundschaft mit der frommen Dame gebaut?… Und wie die Beiden zusammenführen?… Die Idee ist zu pikant, zu verführerisch… Wir werden ja sehen!…

Was sie mir da von dem Kinde erzählte, erinnert mich übrigens an eine Geschichte aus unseren Tagesneuigkeiten. Das Blatt erschien an einem Tage in drei Auflagen. Ueberall sprach man von dem Kinde und dessen Flucht aus dem Paulinum. Man wollte wissen, daß mein edler Commerzienrath jener humane Protektor des Mädchens gewesen sei. Er hat es mir geläugnet, der Tartüffe, aber – trau, schau – wem?… Alle die romantischen Schicksale jenes Kindes stimmten auffallend mit denen der kleinen Meta!…

Es wäre zu pikant, wenn mein Commerzienrath in Gabrielens Roman eine Rolle spielte!… Warum er bei dem Namen Jannos unlängst so zusammenfuhr, hat mich auf allerlei curiose Gedanken gebracht!… Als ich indeß neulich mit Gabriele über den Commerzienrath sprach, schien ihr Name wie Person völlig fremd… Oder war das Verstellung?… da gibt's ja ein ganzes Labyrinth! Wer einmal hineingetappt ist, findet sich nicht wieder zurück ohne den bewußten Faden der – na, gleichviel wie diese mythische Donna geheißen!…

Es dunkelt bereits… Der gute Herr Commerzienrath erwartet mich. Geschwind zur Toilette! Er hat mir einen Solitaire versprochen, für den ich längst schwärmte… Der Mann muß enorm reich sein, seine Quellen scheinen unversiegbar!… Doch Vorsicht, Rosa!… Niemals bis auf den Grund ausschöpfen… Unlängst hörte ich hinter den Coulissen von unserem Intriguant – der ein lebender Katalog ist von allem Stadtklatsch – daß der Commerzienrath nicht so ganz fest stehen solle, wie die Börse von ihm glaubt. Der böse Mensch sagte das, als die Figurantinen meinen neuen Korallenschmuck bewunderten!… Vielleicht war's der Neid – denn seiner Braut, der tragischen Heldin, schenkt man keine Kostbarkeiten!…

Ah, bah, wozu all' diese Grübeleien? Zur Toilette!«

*


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