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Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen
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Heinrich Hermann Adolf Fick

Schelm von Bergen.

Zur Karnevalszeit fand einst im herzoglichen Schlosse zu Düsseldorf ein großes Mummenspiel statt. Die Fürsten und Edlen waren in nicht geringer Zahl zu dem Feste zusammengeströmt und tummelten sich in bunten Kleidern und mit verhüllten Gesichtern durcheinander. Auch die Herzogin nahm an Tanz und Mummereien teil. Ein Tänzer, der sie öfters aufgefordert hatte, zog vor allen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Niemand von allen Anwesenden war ihm zu vergleichen an schönem Wuchse sowie an Geschicklichkeit und Kraft.

Eben zu dem Zeitpunkte, wo die Masken abgelegt werden mußten, tanzte er wieder mit der Herzogin und bat nun um die Erlaubnis, sich entfernen zu dürfen. Aber die Herzogin bestand darauf, daß er erst sein Angesicht zeigen müsse. Er bat, ihm dies zu ersparen. Da drang die Herzogin immer lebhafter in ihn; er aber weigerte sich standhaft, und endlich brach er in die Worte aus: »Laßt ab, Herzogin; denn mein Anblick bringt Schrecken und Tod!« Da riß sie ihm mit Gewalt die Maske vom Gesicht, und alle Umstehenden riefen: »Der Scharfrichter von Bergen!«

Die Herzogin stürzte zu ihrem Gemahl und verlangte Rache für den angetanen Schimpf. Der Herzog musterte den kecken Gesellen, hieß ihn dann niederknien, zog sein Schwert und sprach: »So schlage ich dich hiermit zum Ritter, und weil du ein Schelm bist, so soll dein Geschlecht heißen: ›Die Schelme von Bergen!‹« Und die Schelme von Bergen sind wackere Ritter geworden, und ihr Stamm hat lange geblüht in den Landen am Rhein.


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