Der Roman eines Konträrsexuellen
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Postskriptum

In dem Hotel, in dem ich mich aufhalte, habe ich die Bekanntschaft eines Mannes in den Dreißigern gemacht. Das war im Speisesaal. Ganz offen versuchte er mich zu locken, ich habe schnell gemerkt, was er wollte. Er ist groß, sieht ganz hübsch aus, ist sehr blaß und elegant, hat lange, dünne Beine. Er ist Mailänder. Wenn ich nur wollte, wie schnell könnte es passieren! Aber würde ich mich nicht nur wieder auf ein ähnliches Abenteuer einlassen? Mein Blut ist in Wallung, und ich fürchte, daß ich der Versuchung nicht widerstehen kann. Wenn er jetzt käme, wäre es schnell passiert – das befürchte ich wohl. Wenn das der Hauptmann wüßte, gäbe das eine schöne Geschichte. Er wäre wohl fähig, mich zu erwürgen. Wir werden uns heute abend sehen. Ich ziehe mich um und gehe hinunter zum Diner. Der heutige Abend wird entscheidend sein. Ich meine bemerkt zu haben, daß er schlechte Zähne hat; er hat einen großen Schnurrbart, der seinen Mund verdeckt. Heute abend wird es sich für mich entscheiden – hoffen wir das Beste! Er wird übrigens bald abreisen, vorausgesetzt, er hängt sich nicht an mich! Es ist wohl unnötig, Ihnen zu sagen, daß ich auf der Post, wo ich meine Briefe aufgebe, einen falschen Namen und eine falsche Adresse angegeben habe. Im übrigen werde ich in einigen Tagen nicht mehr hier sein. Sie werden nichts weiter von mir erfahren. Adieu, mein Herr, und vielleicht: «Auf Wiedersehen«! Die Uhr schlägt, und ich muß wahrhaft eine Schlacht schlagen.

7 Uhr abends


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