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X.

Das Rendez-vous.

Seit der Ankunft des Grafen de-la-Saulay in der Hacienda, hatte Donna Dolores gegen ihn stets ein zurückhaltendes Benehmen beobachtet, welches die von ihren beiden Familien gefaßten Heirathspläne durchaus nicht rechtfertigte. Wir wollen nicht sagen, daß das junge Mädchen mit Demjenigen, den sie gewissermaßen als ihren Verlobten betrachten sollte, keine Unterredung unter vier Augen gehabt hätte, aber noch niemals hatte die geringste Vertraulichkeit zwischen ihnen stattgefunden. Obwohl immer höflich und artig, hatte sie vom ersten Tage an zwischen sich und dem Grafen eine Schranke zu errichten gewußt, welche dieser nie zu überschreiten gewagt und die ihn verurtheilt hatte, vielleicht gegen seine geheimen Wünsche, in den strengsten Grenzen der Zurückhaltung zu bleiben.

Unter diesen Umständen, und überhaupt nach der Scene, von welcher er in der vergangenen Nacht Zeuge gewesen, wird man leicht begreifen, wie groß die Ueberraschung des jungen Mannes sein mußte, als er vernahm, daß Donna Dolores ihn um eine Unterredung bat.

Was konnte sie ihm zu sagen haben? Aus welchem Grunde suchte sie eine Zusammenkunft? Was trieb sie zu dieser Handlungsweise?

Dies waren die unaufhörlichen Fragen, die der Graf an sich richtete, Fragen, die dennoch ohne Antwort blieben.

So war die Unruhe, Neugier und Ungeduld des jungen Mannes auf den höchsten Gipfel gestiegen und mit einem, wahren Freudengefühl, von dem er sich keine Rechenschaft geben konnte, hörte er endlich die zu dem Rendez-vous bestimmte Stunde schlagen.

Wenn er sich in Frankreich, in Paris befunden hätte anstatt in einer Hacienda Mexiko's, würde er sicherlich im Voraus gewußt haben, was er von der erhaltenen Botschaft zu denken habe, und würde darnach sein Benehmen eingerichtet haben.

Aber hier, wo Alles – die Kälte Donna Dolores' gegen ihn, die sie nie einen Augenblick verließ, so wie der Vorzug, den sie nach der nächtlichen Scene zu urtheilen, einer andern Person zu schenken schien – sich vereinigte, um jede Vermuthung auf ein Liebesrendezvous zu zerstören, war es da die Verzichtleistung auf ihre Hand oder seine unmittelbare Entfernung, welche Donna Dolores von ihm fordern wollte?

Seltsamer Widerspruch des menschlichen Geistes! Den Grafen, der einen immer deutlicheren Widerwillen gegen diese Heirath empfand, dessen ausdrückliche Absicht es war, so bald als möglich eine Erklärung darüber mit Don Andrès de-la-Cruz zu haben und dessen fester Entschluß es war, sich zurückzuziehen und auf die so lange vorbereitete Verbindung zu verzichten, die ihm um so mehr mißfiel, als sie ihm auferlegt war, empörte jetzt die Vermuthung, daß Donna Dolores diese Entsagung fordern könne. Seine verletzte Eigenliebe ließ ihn die Sache unter einem ganz neuen Licht betrachten und die Verachtung seiner Hand, von Seiten des jungen Mädchens erfüllte ihn mit Scham und Zorn.

Er, der Graf Ludovic de-la-Saulay, jung, schön, reich, ausgezeichnet durch seinen Geist und seine Eleganz, einer der distinguirtesten Mitglieder des Jockey-Clubs, ein Gott der Mode, dessen Eroberungen in Paris in Aller Munde waren, sollte bei einem halbwilden jungen Mädchen keinen andern Eindruck hervorgerufen haben, als den des Widerwillens, kein anderes Gefühl eingeflößt haben, als kalte Gleichgültigkeit? Das war wirklich zum Verzweifeln; einen Augenblick bildete er sich sogar ein – so sehr blind machte ihn der Aerger – daß er in seine Cousine verliebt sei, und er nahm sich vor, gegen alle Bitten und Thränen Donna Dolores' taub zu bleiben und in kürzester Frist die Vollziehung seiner Heirath zu fordern. Aber leider gab ihm die Eigenliebe, die ihn zu diesem außerordentlichen Entschluß getrieben, plötzlich ein einfacheres und für ihn überhaupt angenehmeres Mittel an die Hand, um sich aus der Verlegenheit zu ziehen.

Nachdem er sich einen Augenblick wohlgefällig betrachtet hatte, leuchtete ein Lächeln hoher Befriedigung in seinem Gesicht auf. Er fand sich physisch und moralisch so erhaben über Alles, was ihn umgab, daß er nur ein Gefühl des Mitleids für das arme Kind empfand, welches seine schlechte Erziehung verhinderte, die unzähligen Vorzüge zu schätzen, die er vor allen seinen Rivalen hatte, und das Glück zu verstehen, welches sie in einer Verbindung mit ihm finden müsse.

Mit diesen Gedanken verließ der Graf seine Wohnung, ging durch den Hof und begab sich nach dem Zimmer Donna Dolores'.

Er bemerkte, ohne Wichtigkeit darauf zu legen, daß im Hofe mehre Pferde, gesattelt und gezäumt, von Peonen gehalten wurden.

An der Thür des Zimmers stand eine junge Indianerin mit unruhigem Gesicht und glänzenden Augen, die ihn lächelnd empfing und ihm mit einer tiefen Verneigung einzutreten winkte.

Der Graf folgte ihr; die Kammerfrau schritt durch mehre elegant meublirte Säle, hob endlich eine Portière von weißem, mit bunten Blumen gestickten Crêpe-de-Chine auf und führte den Grafen schweigend in ein reizendes Boudoir.

Halb liegend in einer Hängematte von Aloegeflecht vergnügte sich Donna Dolores, einen hübschen, kleinen Papagei zu reizen, und lachte wie unsinnig über das zornige Geschrei des kleinen Thieres.

Das junge Mädchen war in diesem Augenblicke entzückend, noch nie hatte sie der Graf so schön gesehen. Nachdem er sich tief vor ihr verneigt hatte, blieb er auf der Thürschwelle stehen, vollkommen übermannt von einer mit Bewunderung gemischten Ueberraschung, so daß Donna Dolores, nachdem sie ihn einen Augenblick betrachtet, sich nicht beherrschen konnte und in ein herzliches Lachen ausbrach.

»Verzeiht, mein Vetter,« sagte sie zu ihm, »aber Ihr bildet eine sonderbare Figur in diesem Augenblick, daß ich mich nicht enthalten kann ...«

»Lachet immerhin, Cousine,« unterbrach sie der junge Mann, indem er sogleich auf die Heiterkeit einging, die er durchaus nicht erwartet hatte, »ich bin glücklich, Euch in so guter Laune zu finden.«

»Bleibt doch nicht dort stehen; mein Vetter,« entgegnete sie; »hier, setzt Euch neben mich auf diese Butacca,« und sie bezeichnete mit der Hand einen Fauteuil.

Der junge Mann gehorchte.

»Meine Cousine,« begann er von Neuem, »ich habe die Ehre, Eurer Einladung Folge zu leisten.«

»Ah! es ist wahr,« antwortete sie, »ich danke Euch für Eure Gefälligkeit und Pünctlichkeit, mein Vetter.«

»Ich konnte mit nicht genug Eifer Eurem Wunsche nachkommen, meine Cousine; ich habe so selten das Glück, Euch zu sehen.«

»Soll das ein Vorwurf sein, den Ihr an mich richtet?«

»Oh! keineswegs, Madame, ich gestehe mir in keiner Weise zu, Euch, wie Ihr es zu nennen beliebt, Vorwürfe zu machen; Ihr seid frei, nach Eurem Gefallen zu handeln und über mich nach Belieben zu verfügen.«

»Oh! oh! mein lieber Vetter, was das anbetrifft, so möchte ich nicht darauf schwören, und wenn ich auf den Gedanken käme, diese schöne Ergebenheit auf die Probe zu stellen, so glaube ich, ich würde bald zu meiner Beschämung einsehen müssen, daß Ihr meine Bitte rundweg abschlagt.«

»Da sind wir schon,« dachte der junge Mann, und laut fügte er hinzu: »Mein aufrichtigster Wunsch, Cousine, ist, Euch in Allem zu gefallen, ich gebe Euch mein Ehrenwort, und was Ihr auch von mir fordern mögt, ich werde Euch gehorchen.«

»Ich habe große Lust, Don Ludovic, Euch beim Wort zu nehmen,« antwortete sie, indem sie sich mit einem entzückenden Lächeln zu ihm neigte.

»Thut es, meine Cousine, und Ihr werdet an der Schnelligkeit, mit welcher ich Euren Befehlen nachkommen werde, erkennen, daß ich der ergebenste Eurer Sclaven bin.«

Das junge Mädchen blieb einen Augenblick nachdenklich, darauf setzte sie den Papagei, mit dem sie bis jetzt gespielt hatte, wieder auf die Stange von Palissanderholz und aus ihrer Hängematte springend, kam sie und setzte sich auf eine in geringer Entfernung vom Grafen befindliche Butacca.

»Mein Vetter,« sagte sie, »ich habe Euch um einen Dienst zu bitten.«

»Mich, Cousine? Endlich werde ich also zu etwas nütze sein!«

»Dieser Dienst ist an und für sich von nicht allzu großer Wichtigkeit,« fuhr sie fort.

»Um so schlimmer.«

»Ich fürchte indessen, er wird Euch sehr langweilig sein.«

»Was thut das, Cousine, wenn ich Langweile empfinde, sobald ich Euch gefällig sein kann.«

»Ich danke Euch, mein Vetter; es handelt sich um Folgendes: ich muß heut, in wenigen Minuten, einen ziemlich weiten Ritt machen, aus Gründen, die Ihr bald erkennen werdet, kann und will ich mich von keinem Bewohner der Hacienda begleiten lassen. Da indessen die Wege jetzt nicht ganz sicher sind, so wage ich nicht, diesen Ausflug allein zu unternehmen; ich bedarf zu meinem Schutz und zu meiner Vertheidigung, wenn es sein müßte, eines Mannes, dessen Gegenwart an meiner Seite zu keiner böswilligen Vermuthung Anlaß geben kann. Ich habe daher an Euch gedacht. Willigt Ihr ein, mich zu begleiten, mein Vetter?«

»Mit Freuden, meine Cousine; aber ich muß bemerken, daß ich hier in diesem Lande fremd bin und fürchten muß, mich auf Wegen, die ich nicht kenne, zu verirren.«

»Beunruhigt Euch darüber nicht, mein Vetter, ich bin eine Tochter des Landes und auf fünfzig Meilen in der Runde kenne ich die Wege, und würde keine Gefahr laufen, mich zu verirren.«

»Wenn es so ist, liebe Cousine, so ist Alles gut. ich danke Euch für die Ehre, welche Ihr mir erweist und bin vollkommen zu Eurer Verfügung.«

»An mir ist es, Euch zu danken, Vetter, für Eure außerordentliche Gefälligkeit. Die Pferde sind gesattelt. Ihr tragt die mexikanische Tracht, die Euch entzückend steht; geht, schnallt Eure Sporen an, sagt Eurem Kammerdiener, daß er Euch begleiten soll, und bewaffnet Euch überdies, das ist von Wichtigkeit, denn man weiß nie, was geschehen kann, und kommt in zehn Minuten zurück, ich werde zur Abreise bereit sein.«

Der Graf erhob sich, verneigte sich vor dem jungen Mädchen, welches seinen Gruß mit einem anmuthigen Lächeln erwiderte, und entfernte sich.

»Wahrhaftig,« murmelte er, sobald er sich allein sah, »das ist reizend und der Auftrag, mit dem sie mich beehrt, erfreulich; ich stelle mir vor, daß ich meine entzückende Cousine zu irgend einem Liebesrendez-vous begleiten werde! Aber das Mittel, ihr etwas abzuschlagen, habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. Auf meine Seele, sie ist ein reizender kleiner Kobold, und wenn ich mich nicht in Acht nehme, so werde ich mich in sie verlieben, wenn es nicht schon geschehen ist,« setzte er mit einem unterdrückten Seufzer hinzu.

Er trat bei sich ein, gab Raimbaut Befehl, seine Vorbereitungen zu treffen, um ihn zu begleiten, was der würdige Diener mit der Pünctlichkeit und Schweigsamkeit, die ihn auszeichneten, ausführte, und nachdem der Graf seine schweren silbernen Sporen angelegt und eine Zarape über seine Schultern geworfen hatte, wählte er eine Doppelflinte, einen Degen, ein Paar sechsläufige Revolver und begab sich, so bewaffnet, in den Patio. Raimbaut war dem Beispiel seines Herrn gefolgt und hatte sich mit einem vollständigen Arsenal versehen. So waren die beiden Männer ohne Uebertreibung im Stande, wenn sich die Gelegenheit bot, einem Dutzend Banditen zu trotzen.

Donna Dolores erwartete, bereits im Sattel, die Ankunft des Grafen; sie plauderte mit ihrem Vater.

Don Andrès de-la-Cruz rieb sich freudig die Hände; das gute Einverständnis der jungen Leute entzückte ihn.

»Ihr gedenkt also einen Spazierritt zu machen?«

sagte er zu dem Grafen; »ich wünsche Euch viel Vergnügen.«

»Die Sennorita hat mich mit dem Wunsche beehrt, sie zu begleiten,« antwortete Ludovic.

»Sie hat vollkommen recht daran gethan; ihre Wahl konnte keine bessere sein.«

Indem er diese wenigen Worte mit seinem künftigen Schwiegervater austauschte, hatte sich der Graf, nachdem er Donna Dolores begrüßt, in den Sattel geschwungen.

»Glückliche Reise!« fuhr Don Andrès fort, »und hütet Euch vor Allem vor schlimmen Begegnungen; wie ich gehört habe, streichen Juarez' Cuadrillas wieder in der Umgegend herum.«

»Seid ohne Sorge, mein Vater,« antwortete Donna Dolores; »überdies,« fügte sie mit einem reizenden Lächeln zu dem Grafen gewandt hinzu, »in der Begleitung meines Vetters habe ich nichts zu fürchten.«

»So brecht denn auf und kehrt früh wieder heim.«

»Wir werden noch vor dem Abend zurück sein, mein Vater.«

Don Andrès winkte ihnen ein letztes Lebewohl zu und sie verließen die Hacienda.

Der Graf und das junge Mädchen ritten neben einander; Raimbaut, als gut gezogener Diener, folgte einige Schritte hinter ihnen.

»Ihr wißt, daß ich Euch führe, mein Vetter,« sagte das junge Mädchen, sobald sie sich in einer gewissen Entfernung in der Ebene befanden.

»Ich kann mir keinen besseren Führer wünschen,« erwiderte Ludovic artig.

»Hört, Vetter,« begann sie von Neuem, indem sie ihn von der Seite anblickte, »ich habe Euch ein Geheimniß anzuvertrauen.«

»Ein Geheimniß, liebe Cousine?«

»Ja, Ihr seid so freundlich gegen mich, daß ich mich beschämt fühle, Euch getäuscht zu haben.«

»Ihr habt mich getäuscht, Cousine?«

»In ganz unwürdiger Weise,« scherzte sie, »Ihr sollt sogleich darüber urtheilen. Ich führe Euch an einen Ort, wo man uns erwartet.«

»Wo man Euch erwartet, wollt Ihr sagen.«

»Doch nicht, denn Ihr seid es, den man zu sehen wünscht.«

»Ich gestehe Euch, meine Cousine, daß ich Euch durchaus nicht verstehe; ich kenne Niemand in diesem Lande.«

»Seid Ihr dessen ganz sicher, mein lieber Vetter?« fragte sie mit scherzender Miene.

»Ei, ich glaube es wenigstens.«

»Gut, daß Ihr schon daran zweifelt.«

»Ihr scheint Eurer Sache so gewiß

»Das bin ich in der That; die Person, welche Euch erwartet, kennt Euch nicht allein, sondern ist sogar einer Eurer Freunde.«

»Ah, sehr gut, das wird immer verwirrender, fahrt fort, ich bitte darum.«

»Ich habe nur noch wenige Worte hinzuzufügen, überdies werden wir in wenigen Minuten an Ort und Stelle sein, und ich will Euch daher nicht länger in Zweifel lassen.«

»Das ist sehr liebenswürdig von Euch, liebe Cousine, ich erwarte demüthig Eure Erklärung.«

»Ich muß sie Euch wohl geben, da Euer Herz ein so geringes Gedächtniß hat; wie, mein Herr, Ihr seid fremd, seit kaum einigen Tagen in einem unbekannten Lande, und seid bis jetzt nicht einem Manne begegnet, der Euch einige Neigung bewiesen hätte? – und Ihr habt diesen Mann schon so vollständig vergessen, dies, mein theurer Vetter, gestattet mir die Bemerkung, ist ein schlechter Beweis für Eure Beständigkeit.«

»Ueberschüttet mich mit Vorwürfen, meine Cousine, ich verdiene sie alle; Ihr habt in der That recht, es giebt allerdings in Mexiko einen Mann, für den ich eine aufrichtige Freundschaft empfinde.«

»Ah! ah! ich irrte mich also nicht?«

»Aber, ich war so weit davon entfernt, zu vermuthen, daß es dieser Mann ist, von dem Ihr sprecht, daß ich Euch gestehe ...«

»Daß Ihr Euch seiner nicht mehr erinnert, nicht wahr?«

»Im Gegentheil, liebe Cousine, mein lebhaftester Wunsch wäre der, ihn wieder zu sehen.«

»Und wie heißt diese Person?«

»Er hat mir gesagt, daß sein Name Olivier ist, indessen würde ich nicht zu behaupten wagen, daß dies in der That sein Name ist.«

Das junge Mädchen lächelte schlau.

»Würde es eine Indiscretion sein zu fragen, warum Ihr diese wenig günstige Vermuthung hegt?«

»Durchaus nicht, Cousine, aber der Sennor Olivier schien mir eine ziemlich geheimnißvolle Person; seine Handlungsweise ist nicht die von Jedermann. Es scheint mir nichts Außergewöhnliches darin zu liegen, daß er den Umständen folgend ...«

»Sich einen andern Namen beilegt,« unterbrach sie ihn; »vielleicht habt Ihr recht, vielleicht unrecht; ich weiß Euch darauf nicht zu antworten; Alles, was ich sagen kann, ist, daß er es ist, welcher Euch erwartet.«

»Das ist seltsam,« murmelte der junge Mann.

»Weshalb denn? Er hat Euch ohne Zweifel eine wichtige Mittheilung zu machen; so wenigstens habe ich es verstanden.«

»Er hat es Euch gesagt?«

»Nicht gerade bestimmt; aber als er diese Nacht mit mir sprach, gab er den Wunsch zu erkennen, Euch so schnell als möglich zu sehen; aus diesen Gründen, mein Vetter, habe ich bei diesem Ausflug um Eure Begleitung gebeten.«

Dieses Geständniß wurde von dem jungen Mädchen mit einer so unschuldigen Naivetät gegeben, daß der Graf vollständig außer Fassung gebracht, sie einen Augenblick ganz verwirrt betrachtete.

Donna Dolores bemerkte sein Erstaunen nicht. Sie hatte die Hand über die Augen gelegt und blickte spähend in die Ebene.

»Seht,« sagte sie nach einigen Augenblicken, indem sie mit dem Finger eine bestimmte Richtung bezeichnete, »von den beiden Männern die dort im Schatten jenes Gehölzes neben einander sitzen, ist der Eine der Beiden Don Olivier, die Person, welche Euch erwartet; beeilen wir uns.«

»Wohlan,« antwortete Ludovic, indem er seinem Pferde die Sporen einsetzte.

Und sie sprengten im Galopp auf die beiden Männer zu, welche, ihre Ankunft bemerkend, sich zu ihrem Empfang erhoben hatten.

 

Ende des ersten Theils.


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