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Meine Ehrfurcht und meine Wißbegier

Bevor ich in der Erzählung meines persönlichen Lebens fortfahre, möchte ich mir hier kurz die Bilder und Gedanken, die vor meinem geistigen Auge bei der Erinnerung an manche Begebenheiten und manche zum Teil längst verschwundene Menschen auftauchen, wie auch die Vergleiche, die ich mit meiner Umgebung anstellen kann, ins Gedächtnis zurückrufen. Ich gebe diesen Erinnerungen einen Titel, der seltsam erscheinen könnte, wenn ich ihn nicht erklärte. »Meine Wißbegier und meine Ehrfurcht!« Was bedeutet das? Ganz einfach dies: Die treibende Kraft, die mich im Verlauf dreier Revolutionen, das heißt innerhalb von zweiundzwanzig Jahren, ungefähr alle Stufen des sozialen Lebens hat durchlaufen lassen, ist die Wißbegier gewesen, eine leidenschaftliche Wißbegier des Geistes, die das Geheimnis meiner Zeit in sich aufnehmen und verstehen wollte. Eine andere Kraft, die mich in die entlegensten Gebiete zu den Männern der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens getrieben hat, deren Verdienst und deren Ehrgeiz ich vorausgeahnt, zuweilen übertrieben, zuweilen auch angestachelt habe, ist auch eine leidenschaftliche Ehrfurcht meines Herzens und Gewissens gewesen, die in ihnen die wirkliche oder die eingebildete Größe ehren wollte.

Ich hatte den Wunsch, an ihren großherzigen Plänen teilzuhaben und ihnen, nach meinem besten Vermögen, zu helfen. Wißbegier. Ehrfurcht. Wißbegier für alles, was mir neu und seltsam erschien. Ehrfurcht für alles, was ich als schön, wahr und heroisch empfand. Das sind die beiden hervorstechendsten Neigungen meines Lebens gewesen. Und darum setze ich diese beiden Worte als Überschrift über ein Buch, in dem ich ungezwungen von allen Äußerlichkeiten und Zufälligkeiten meines Lebens sprechen möchte.

Zum Schluß noch die einzigen Seiten des letzten Kapitels der »Denkwürdigkeiten«: »Meine letzten Gedanken«, die von der Gräfin d'Agoult geschrieben worden sind.